2 Biomechanische Merkmale und Untersuchungsmethoden im Sport 2.1 Kinemetrie 2.2 Dynamometrie 2.3 Biomechanische Anthropometrie 1 2.2 Dynamometrie 2.2.2 Kraftmessung mit piezoelektrischen Messgebern 2.2.3 Kraftmessung mit Dehnungsmessstreifen 2.2.4 Kraftmessung mit kapazitiven Messgebern 2 Kraft Kraft lässt sich nur durch ihre Wirkung beschreiben; nicht definierbar. Die Wirkungen der Kraft sind Verformung und Beschleunigung. Die wirkende Kraft und die erzielte Beschleunigung sind einander proportional. Mathematisch ausgedrückt: F=m.a SI – Einheit der Kraft: [F] = Newton (N) = kg m/s² 1 N ist die Kraft, die einer Masse von 1 kg eine Beschleunigung von 1 m/s² erteilt. (Die früher übliche Krafteinheit Kilopond (kp) ergibt sich als Gewichtskraft von 1 kg Masse im Schwerefeld der Erde. 1 kp = 1 kg . 9.81 m/s² = 9.81 kg m/s² = 9.81 N) Umrechnung: 1 kp = 9.81 N, 1 N = 0,102 kp 3 Newtonsche Gesetze (1687) 1. TRÄGHEITSGESETZ: Ohne äußere Krafteinwirkung verharrt ein Körper im Zustand der Ruhe oder der geradlinig gleichförmigen Bewegung. 2. DYNAMISCHES GRUNDGESETZ: Die wirkende Kraft und die erzielte Beschleunigung sind einander proportional: F = m a 3. REAKTIONSGESETZ: Jede Kraft F besitzt eine Gegenkraft F´ (Reaktionskraft) von gleichen Betrag, aber entgegengesetzter Richtung: F´= - F. Die Angriffspunkte von F und F´ liegen in zwei verschiedenen Körpern. 4 Beispiele Reaktionsgesetz F´ Bodenreaktionskraft 5 Reibungskraft (Trockenreibung) wirkt parallel zur Kontaktfläche und ist der Bewegung entgegengerichtet: FR = µ FN FN v FR = Reibungskraft FR µ = Reibungskoeffizient FN = Normalkraft, Kraft senkrecht zur Kontaktfläche Trockenreibung ist unabhängig von der Größe der Kontaktfläche, wird erklärt mit jede Fläche liegt an drei Punkten auf. Man unterscheidet: Gleitreibung – ist geschwindigkeitsunabhängig, wirkt bei Bewegung Haftreibung – ist dem Betrag nach gleich der entgegengerichteten äußeren Kraft, Haftreibungskoeffizient µ0 ist größer als Gleitreibungskoeffizient. Rollreibung – wirkt wenn Körper auf Unterlage rollt, ist sehr viel kleiner als Gleitreibungskoeffizient µ0 Turnschuh auf Hallenboden 0,6 µSchi 0,02, bei nassem Schnee 0,1 µGelenke 0,001, Auto auf Asphalt 0,3, auf nassem Asphalt 0,15 6 Luftwiderstand wirkt entgegen der Bewegungsrichtung: Fw = 1/2 ρ cd A v² Fw Luftwiderstand ρ Dichte der Luft 1,3 kg/m³ cd Widerstandbeiwert, abhängig von der Form des umströmten Körpers, Rauhigkeit, Position der Körperglieder zueinander A größter der Strömung entgegenstehender Körperquerschnitt v Relativgeschwindigkeit zwischen Körper und Luft Frontfläche (A): Abfahrtshocke 0,20 – 0,40 m² Beiwerte (cd): Stromlinienkörper 0,05, PKW ≈ 0,4, Rennwagen ≈ 0,15 ... 0,2, Abfahrer 0,4 – 0,6. Widerstandsbeiwert wird experimentell bestimmt und ist geschwindigkeitsabhängig • der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zu Fw ~ v² !!! 7 Widerstandsbeiwerte einiger technischer Körper nache Re krit bei unkritischer Umströmung Nachtigall, W., Biomechanik, S 230 8 Zentripedalkraft (Radialkraft) Bewegt sich ein Massenpunkt oder ein Massenpunkt von einem starren Körper auf einer Kreisbahn, so ist ständig eine zum Mittelpunkt gerichtete Zentralbeschleunigung wirksam. Voraussetzung für die Kreisbewegung ist somit eine zum Drehzentrum gerichtete Kraft. Man nennt sie Zentripedalkraft. Die Größe der Kraft ist Fr = m v² / r Fr Zentripedalkraft m Masse des Körpers v Bahngeschwindigkeit des Körpers r Radius der Kreisbahn Bsp.: Skifahrer Mulden(Kurven)fahren m = 60 kg, v = 60 km/h, r = 10m, ges.: Fr, wirkt Schwerkraft zusätzlich? 9 Druck versteht man, das Verhältnis einer senkrecht auf eine Fläche wirkende Kraft zur Größe dieser Fläche: p=F/A p = Druck F = Kraft A = Kontaktfläche SI – Einheit des Druckes: [p] = N/m² = Pascal (Pa) 1 MPa = 1 N/mm², 1 bar =105 Pa = 0.1 MPa, 1 atü = 1 kp/cm² Viele Verletzungen entstehen durch eine Kollision von Körpern. Es ist wichtig, wie die Stoßkraft auf die Kontaktfläche verteilt wird. Die Verletzungswahrscheinlichkeit ist reduziert mit Zunahme der Kontaktfläche. Druck ist eine skalare Größe, besitzt also keine Richtung. 10 Impuls Unter dem Impuls eines Körpers versteht man das Produkt aus seiner Masse und seiner Geschwindigkeit. p=m.v p Impuls des Körpers m Masse des Körpers v Geschwindigkeit des Körpers Der Impuls ist eine vektorielle Größe. Er hat die Richtung der Geschwindigkeit. SI – Einheit des Impulses: [p] = kg.m/s = N.s 11 Impulserhaltungssatz Der Gesamtimpuls eines abgeschlossenen Systems (es wirken keine äußeren Kräfte) ist konstant. Beachte: Der Gesamtimpuls pges ist die Vektorsumme der Einzelimpulse! Soll der Gesamtimpuls pges konstant bleiben, dann muss die Vektorsumme aller Impulsänderungen null sein: ∆pges = ∑ ∆pi = 0 12 Kraftstoß, Kraftstoß-Impuls Beziehung Das Produkt F.∆t heißt Kraftstoß oder Antrieb. Es ist gleich der erzielten Impulsänderung. SI – Einheit des Kraftstoßes: [F.∆t] = N.s = kg.m/s Bei konstanter Masse kann eine Änderung des Impulses nur durch eine Geschwindigkeitsänderung erfolgen. Dies kann nur durch eine einwirkende Kraft verursacht werden. Wenn ∆p Impulsänderung m Masse des Körpers ∆v Geschwindigkeitsänderung = v2 – v1 F beschleunigende konstante Kraft ∆t Dauer der Krafteinwirkung dann gilt entsprechen dem dynamischen Grundgesetz F = m a = m ∆v / ∆t ... mal ∆t F ∆t = m ∆v = ∆p (=Kraftstoß-Impuls Beziehung) 13 Beispiele Kraftstoß-Impuls Beziehung Beispiel 1: Kugelstoß Kugel m = 7.25 kg, während ∆t = 0.25 s wirkt eine mittlere Kraft in Stoßrichtung von F = 435N, v0 = 0 m/s Abfluggeschwindigkeit der Kugel? Beispiel 2: Tennisball trifft Schläger mit v0 = 20 m/s und wird mit v1 = 30 m/s zurückgeschlagen. m des Tennisballs = 0.06 kg, Kontaktzeit am Schläger t = 0.005 s (5 ms). Welche mittlere Kraft muss während des Stoßes zwischen Schläger und Ball wirken? Beispiel 3: Weitsprung Springer m = 70 kg, zu Beginn des Absprunges am Balken eine horizontale Anlaufgeschwindigkeit von 9.6 m/s, Kraft/Zeit Kurve gibt einen horizontalen Kraftstoß zu - 84 Ns. Mit welcher horizontalen Geschwindigkeit wird abgesprungen? 14 Beispiel 1: Kugelstoß Kugel m = 7.25 kg, während ∆t = 0.25 s wirkt eine mittlere Kraft in Stoßrichtung von F = 435N, v1 = 0 m/s Abfluggeschwindigkeit der Kugel? F ∆t = m ( v2 – v1) v2 = v2 = F ∆t m 435 N . 0.25 s 7.25 kg [Einheit] = = 15.0 m/s kg m . s s² . kg = m/s 15 Beispiel 2: Tennisball trifft Schläger trifft mit v0 = 20 m/s Schläger und wird mit v1 = 30 m/s zurückgeschlagen. Masse des Tennisballs m = 0.06 kg, Kontaktzeit am Schläger t = 0.005 s (5 ms). Welche mittlere Kraft muss während des Stoßes zwischen Schläger und Ball wirken? F∆t = m . ∆v F= m . ∆v ∆t ∆v = v1 – v0 = 30 m/s – (- 20 m/s) = 50 m/s F= 0.06 kg . 50 m/s 0.005 s = 600 kg m/s² = 600 N 16 Beispiel 3: Weitsprung Masse des Springers m = 70 kg, zu Beginn des Absprunges am Balken eine horizontale Anlaufgeschwindigkeit von 9.6 m/s, Kraft/Zeit Kurve gibt einen horizontalen Kraftstoß zu - 84 Ns. Mit welcher horizontalen Geschwindigkeit wird abgesprungen? F∆t = m . ∆v ∆v = ∆v = F∆t m - 84 Ns = - 1.2 m/s 70 kg Abfluggeschwindigkeit in horizontaler Richtung: v Abflug = v Anlauf + ∆v = 9.6 m/s – 1.2 m/s = 8.4 m/s 17 Drehmoment Unter Drehmoment versteht man das Produkt aus einer Kraft und dem senkrechten Abstand ihrer Wirkungslinie vom Drehpunkt. M=F.d M Drehmonent F Kraft d Normalabstand SI – Einheit: [M] = Newtonmeter (Nm) 18 Translation - Rotation 19 Beispiele Drehmoment 20 Drehimpuls Unter dem Drehimpuls eines rotierenden Körpers versteht man das Produkt aus seinem Trägheitsmoment und seiner Winkelgeschwindigkeit. Der Drehimpuls ist eine vektorielle Größe. Er hat die Richtung der Winkelgeschwindigkeit. L=Jω L Drehimpuls des rotierenden Körpers J Massenträgheitsmoment des Körpers ω Winkelgeschwindigkeit des rotierenden Körpers SI – Einheit: [L] = kg m² s-1 = Nms 21 Massenträgheitsmoment Bei einem Körper, der aus n Massenelementen ∆mi besteht, gilt für sein Trägheitsmoment J = ∑ r²i ∆mi Bei kontinuierlicher Massenverteilung muss zur Integralform übergegangen werden: J = ∫ r² dm SI – Einheit: [J] = kg m² hängt von der Masse und der Verteilung der Masse bezüglich der jeweiligen Drehachse ab 22 Trägheitsmomente des menschlichen Körpers um die Hauptdrehachsen (Hochmuth 1982) Körperstellung Achse J (kg m²) Tiefenachse 12 – 15 Breitenachse 10.5 – 13 Breitenachse 4–5 Längenachse 1 – 1.2 2 – 2.25 23 Drehimpulserhaltungssatz Der Gesamtdrehimpuls (Betrag und Richtung) eines abgeschlossenen Systems (es wirken keine äußeren Drehmomente) ist konstant. L1 + L2 + … + Li = Lges = konstant Beachte: - Der Gesamtdrehimpuls ist die Vektorsumme der einzelnen Drehimpulse Wenn keine äußeren Drehmomente wirken, bleibt der Drehimpuls konstant. L = J ω = konstant heißt, dass bei Änderung von J auch ω sich ändern muss und zwar verkehrt proportional zu J. Wird J verdoppelt, sinkt ω auf die Hälfte, wird J auf ein Drittel verringert, verdreifacht sich ω. Durch Änderung des Trägheitsmoments kann der Sportler bei Drehungen seine Drehgeschwindigkeit in gewissen Grenzen bestimmen. Beispiel Saltodrehung!!! 24 2.2 Dynamometrie 2.2.1 Kinetische Merkmale 2.2.3 Kraftmessung mit Dehnungsmessstreifen 2.2.4 Kraftmessung mit kapazitiven Messgebern 25 Kristallaufbau vereinfacht unbelastet belastet belastet 26 Kraftmessplatte Kistler 27 Messkette 28 Vertikale Bodenreaktionskraft Laufen - 29 Bodenreaktionskraft in Laufrichtung 30 Seitliche Bodenreaktionskraft Laufen 31 Video zum CMJ 32 Auswertung eines CMJs 1300 1200 H ö h e [c m ] Kapp a K ra ftst. [N s] G e w ic h t [N ] M ax im alkra ft [N ] E x p lo sivk.g rad [kN /s] M ax . Le istu n g [W ] G e w ic h tsab w e ic h u n g [%] 1100 e xze n tr. E xp lo s iv k .g ra d [k N /s ] Kraft - Zeit 1500 1400 38 ,2 0,40 20 5 73 6 21 84 11 ,0 2 35 65 2 11 ,0 2 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 Brems 100 Beschl Leistung 0 -100 -200 Kraftgradient punkt -300 Kurve 5 -400 -500 -600 -700 -800 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 33 Skidynamometer Fz,1 Fz,2 Fx,1 Fx,2 Fy,1 Fy,2 34 Bodenreaktionskraft Carven 35 Bodenreaktionskraft und –moment Snowboarden 36 Bodenreaktionskraft Absprung, BergIsel 37 Bodenreaktionskraft Absprung, BergIsel 38 2.2 Dynamometrie 2.2.1 Kinetische Merkmale 2.2.2 Kraftmessung mit piezoelektrischen Messgebern 2.2.4 Kraftmessung mit kapazitiven Messgebern 39 Dehnungsmessstreifen 40 Implementierbarer Kraftaufnehmer 41 Implementierbarer Kraftaufnehmer 42 Rodelstart Kraftmessdose 43 Kraftmessdose 44 Auswertung Rodelstart 45 2.2 Dynamometrie 2.2.1 Kinetische Merkmale 2.2.2 Kraftmessung mit piezoelektrischen Messgebern 2.2.3 Kraftmessung mit Dehnungsmessstreifen 46 Messprinzip kapazitive Kraftaufnehmer 47 Druckmessplatte Emed 48 Druckverteilung beim Gehen (Clarke, 1980) 49 Druckmesssohlen Paromed Datenlogger Druckmesssohlen mit 24 Sensoren je Sohle 50 Plantare Druckverteilung Slalom 51 Eigenschaften verschiedener Kraftmesssysteme (Nigg / Herzog 1994, 208) CHARACTERISTIC SENSOR TYPE CAPACITOR PIEZOELECTRIC STRAIN GAUGE RANGE limited nearly unlimited for biomech. applications nearly unlimited for biomech. applications LINEARITY depends on dielectricum mostly not linear > 99.5 % highly linear > 96 % good linearity CROSSTALK depends on construction can be high rather low rather low HYSTERESIS small < 3% very small < 0,5% small < 4% THRESHOLD a few N < 5mN 50 to 100mN TEMPERATURE SENSITIVITY small small small ACCURACY errors up to 20% depending on application errors up to 5 % errors uo to 5 % DRIFT none ~ 0,01 N/s none COST high high low 52 Arbeit Wenn eine Kraft einen Körper auf einem bestimmten Weg verschiebt, so verrichtet die Kraft eine Arbeit. Unter Arbeit W versteht man das Produkt aus Kraft und Weg. Physikalisch exakt berechnet sich der Skalar Arbeit aus dem Skalarprodukt der beiden Vektoren Kraft und Weg, bzw. aus dem Wegintegral des Momentanwerts der Kraft. W = ∫ F (s) . ds SI – Einheit der Arbeit: [W] = Nm = Joule (J) 53 Arbeit (a) konstante Kraft, die in Richtung des Weges wirkt W=F.s W verrichtete Arbeit F konstante Kraft, die in Richtung des Weges wirkt s vom Körper zurückgelegter Weg Beachte: - Kraft- und Wegrichtung müssen gleich sein - Kraft muss während des Vorganges konstant sein (b) konstante Kraft, Kraft- und Wegrichtung bilden einen Winkel α < 90 Grad Darf der Weg nur mit der Kraftkomponente in Wegrichtung (bzw. die Kraft mit der Wegkomponente in Kraftrichtung) multipliziert werden. W = F . s . cos α oder vektorielle Schreibweise: W = F . s 54 Arbeit Mechanische Arbeit: Ist immer mit Kraft und Weg verbunden. Das Wirken einer Kraft bedeutet nicht, dass Arbeit verrichtet wird. Wenn Muskeln isometrisch „arbeiten“, d.h. Spannung entwickeln ohne ihre Länge zu ändern, dann verrichten sie keine Arbeit im mechanischen Sinn. Physiologische Arbeit: Der mit der Entwicklung der Muskelspannung verbundene Energieverbrauch kann physiologisch, z.B. am Sauerstoffverbrauch, gemessen werden und wird mit physiologische Arbeit bezeichnet. Die physiologische Arbeit ist nicht gleichbedeutend mit mechanischer Arbeit. 55 Energie Unter Energie E versteht man die Fähigkeit eines Körpers, Arbeit zu verrichten. Potentielle Energie ( Lageenergie, Spannungsenergie) Lageenergie hat ein Körper aufgrund seiner Lage (Höhe) im Schwerefeld der Erde. Um den Abstand eines Körpers vom Erdmittelpunkt zu vergrößern, ihn zu heben, muss Arbeit verrichtet werden. Diese ist dann in Form von potentieller Energie im Körper gespeichert. Epot = m . g . h Kinetische Energie (Energie der Bewegung) Um einen Körper zu beschleunigen und ihn auf eine bestimmte Geschwindigkeit zu bringen, muss Arbeit verrichtet werden. Diese ist dann in Form von kinetischer Energie im Körper gespeichert. Ekin = 1/2 . m . v² 56 Leistung Unter Leistung P versteht man das Verhältnis der Arbeit zur Arbeitszeit. Leistung = Arbeit / benötigte Zeit SI – Einheit der Leistung [P] = Watt (W) = J/s = Nm/s Mittlere Leistung P=W/t P mittlere Leistung W verrichtete Arbeit t Zeit, die dafür benötigt wurde Momentanleistung Meist ist P nicht konstant, sondern P = P (t). Die Momentanleistung zu einem bestimmten Zeitpunkt ergibt sich: P = F . v (= Skalarprodukt von Kraft und v) 57 Beispiel Energieverbrauch Wie viel Energie (in kcal) wird verbraucht, wenn 1 Stunde mit 200 Watt (z.B. am Fahrradergometer) trainiert wird? Wirkungsgrad η = 0,25, 4,186 kJ = 1 kcal. P = W / t, W = P . t 200 W = 200 J / s = 12 000 J / min = 12 kJ / min ≈ 3 kcal / min – abgegebene Leistung 12 kcal / min – benötigte Leistung, da η = 0,25 = 720 kcal in 1 Stunde Physiologischer Brennwert: Fett 9,3 kcal / g = 38,9 kJ / g KH 4,1 kcal / g = 17,2 kJ / g Eiweiß 4,1 kcal / g = 17,2 kJ / g Eine 100 g Tafel Schokolade: 35 g Fett, 9 g Eiweiß und 50 g KH 2300 kJ (≈ 550 kcal) 58 Beispiel Stangenhangeln 3 gleich große Schüler, 5 m Kletterstange Gewicht Weg Zeit Arbeit = F . s Leistung (P) = W / t rel. Leist. = P / Masse 1 600 N 5m 6.5 s 3.000 J 462 W 7.7 W/kg 2 700 N 5m 7s 3.500 J 500 W 7.1 W/kg 3 800 N 5m 9s 4.000 J 444 W 5.6 W/kg Interpretation: Nr. 3: benötigt am meisten Energie, muss sich am meisten anstrengen, ermüdet Nr. 2: weist die höchste absolute Leistung auf Nr. 1: schnellste Zeit und bezogen auf das Körpergewicht höchste relative Leistung 59 Beispiel: Bergzeitfahren geg.: Bestzeit 60 min, Fahrer mit Ausrüstung 80 kg, Höhendifferenz 1630 m, Streckenlänge 22 km, Rollreibungskoeffizienten 0,008, mittlere Luftdichte 1,1 kg/m³, CdA 0,4 m², mittlere Steigung 4,3° ges.: Mittlere Gesamtleistung (Hub, Luftwiderstand und Rollreibung) 60 Energieerhaltung In einem abgeschlossenen mechanischen System bleibt die Summe der mechanischen Energie (potentielle und kinetische einschließlich der Rotationsenergie) konstant. Abgeschlossenes System: Es wird weder Energie zugeführt noch abgegeben. Dieser Satz umfasst alle Energieformen einschließlich der chemischen Energie und der Wärmeenergie. In der Mechanik gilt dieser Satz nur eingeschränkt, nämlich unter der Voraussetzung, dass keine Reibung auftritt, die mechanische Energie in Wärmeenergie umwandelt. Setzen wir idealisierend ein verlustfreies System voraus, dann gilt der Energieerhaltungssatz. 61 Beispiel: Trampolinspringer Springer hat Epot in Abhängigkeit von der Höhe. Nach oberen Umkehrpunkt nimmt Epot ab und Ekin zu. Bei Kontakt mit dem Trampolin wird Epot und Ekin abnehmen und am Umkehrpunkt null sein, diese Energie wird das Trampolin verformen. Die Verformungsenergie wird zurückgegeben und der Springer erhöht Epot und Ekin. Ekin wird abnehmen und Epot zunehmen. Die Sprunghöhe wird geringer sein als die Anfangshöhe, weil Energieverlust durch Reibung, d.h. Umwandlung in Wärmeenergie auftritt. 62 Beispiel: Vertikale Sprunghöhe Absprung Epot = 0, Ekin = m . v² / 2, Eges = Epot + Ekin Scheitelpunkt des Sprunges Epot = m . g. h, Ekin = 0, da v = 0, Eges = Epot + Ekin Energie des Springers muss konstant bleiben Eges (Absprung) = Eges (Scheitelpunkt) Ekin = Epot m . v² 2 = m . g. h h= v² 2g geg.: Absprunggeschwindigkeit v= 4,3 m/s ges.: Sprunghöhe? h= v² 2g = 4,3 m/s . 4,3 m/s 2 . 10 m/s² = 0,92 m 63 Arbeit – Energie Beziehung Die an einem Körper verrichtete Arbeit entspricht der Energieänderung des Körpers: W 1-2 = E2 – E1 = ∆E W 1-2 Arbeit von Position 1 bis 2 E2,1 Energie an Position 1 und 2 ∫F(s) . ds = ∆E Verwendung: wenn Geschwindigkeiten eines Körpers zu verschiedenen Positionen bekannt sind 64 Verletzungsgefahr Kollisionen Wird ein Körper mit Masse m von einer Geschwindigkeit v durch eine konstante Kraft auf einem Weg s abgebremst, gilt F . s (Bremsarbeit) = m v² 2 (Bremsenergie) m v² Bremsweg s = 2F Bremskraft F = m v² 2s Verminderung der Verletzungsgefahr (Bremskraft) durch • Reduzierung von v • Vergrößerung der Abbremswege z.B. Sturzhelm, Fangzäune, Luftbags (= Knautschzone) 65 Beispiel: Sturz auf den Kopf geg.: Kopf m ≈ 3 kg auf Straße od. Piste, kaum Bremsweg s < 3 mm, Fall aus 1 m Höhe ges.: mittlere Kraft beim Aufprall? Bremskraft F = m v² 2s ,v = 2 gh v² = 2 g h = 2 . 10 m/s² . 1 m = 20 m²/s² F= m v² 2s = 3 kg . 20 m²/s² 2 . 0,003 m = 10 kN kann Bruch des Schädelknochens verursachen! mit Sturzhelm: Bremsweg 1 cm, zudem Verteilung auf größere Fläche F= m v² 2s = 3 kg . 20 m²/s² 2 . 0,01 m = 3 kN 66 Beispiel: Bremsweg geg.: Skifahrer v = 10 m/s, m = 70 kg, Reibungskoeffizient beim Bremsen µ = 0.6 ges.: Bremsweg auf horizontaler Piste? Bremsweg s = m v² 2F FBrems = µ . FN, FN = FG . cos α FG Gewicht α Hangneigung FBrems = 0,6 . 700 N = 420 N s= m v² 2F = 70 kg . 10 m/s . 10 m/s 2 . 420 N = 3500 420 = 8,3 m 67 Beispiel: Karate geg.: Karateschlag – Betonziegel 50 km/h auf 2,5 cm abgebremst, Hand m = 0,75 kg ges.: Welche mittlere Kraft tritt auf? Brechen die Knochen? 68