Heizungstechnik Heizung, Kühlung und Warmwasser mit nur einem Gerät – mit der Sole-/WasserWärmepumpe. Kühlen mit der Wärmepumpe Dipl.-Ing. Uta Krone* Wenn Minusgrade auf den Straßen zu Glatteis führen, soll das Haus trotz klirrender Kälte ein behagliches Wohlfühlklima bieten. Im Sommer kann jedoch eine ganz andere Situation mit langen Hitzeperioden ohne Regen vorliegen. Gut, wenn das Temperaturniveau der Wohnung es ermöglicht, einen solchen Sommer auch zu genießen. Für beide Fälle, Sommer wie Winter, kann ein und dasselbe technische Hilfsmittel herangezogen werden – die Wärmepumpe. Neben Heizen und Kühlen kann sie außerdem den Warmwasserbedarf ganzjährig sicherstellen. I m Heizbetrieb entzieht eine Wärmepumpe dem Erdreich oder der Luft Energie und übergibt sie an das nachgeschaltete Heizsystem. Zapft die Wärmepumpe das Erdreich an, so spricht man von einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe. Eine Luft-/WasserWärmepumpe hingegen entzieht der Außenluft Energie. Bei der Gebäudekühlung mit Wärmepumpen wird zwischen passiver und aktiver Kühlung unterschieden. Den ∂ Kühlen mit der Luft-/WasserWärmepumpe – hier eine im Garten aufgestellte Außen-Version. Die Wärmepumpe sorgt mit Umweltenergie für die Beheizung an kalten Tagen und übernimmt die Kühlung der Räume bei Sommerhitze. 28 Hauptunterschied beider Systeme stellt dabei der Betrieb mit Verdichter (aktiv) bzw. ohne Verdichter (passiv) dar. Passive Kühlung mit der Sole-/ Wasser-Wärmepumpe Das Erdreich, das der Sole-/ Wasser-Wärmepumpe als Wärmequelle dient, hat in Tiefen von mehr als 8 m ganzjährig eine Temperatur von etwa 9 bis 10 °C. Damit ist es nicht nur während der Heizsaison eine hervorragende Wärmequelle, sondern auch im Sommer ein ausgezeichnetes „Kältereservoir“, sodass die Wärmequellenanlage im Sommer zur Kühlung des Gebäudes genutzt werden kann. Dabei wird die den Räumen über die Heiz- bzw. Kühlflächen entzogene Wärme mittels eines zusätzlichen Plattenwärmeübertragers auf den Solekreislauf übertragen. Die Sole gibt die Wärme anschließend über die Erdwärmesonde an das Erdreich ab. Die Temperatur der Sole, die aus dem Erdreich in die Wärmepumpe eintritt, liegt bei etwa 15 °C. Damit lassen sich Kaltwassertemperaturen von etwa 17 °C oder mehr erreichen, mit denen das Wasser des Heiz- bzw. Kühlkreises dann den Raumkühlflächen zugeführt wird. Der Verdichter ist dabei nicht in Betrieb und die Kühlung erfolgt passiv. Um kühlen zu können, wird lediglich ein zusätzlicher Plattenwärmeübertrager sowie ein soleseitiges Umschaltventil benötigt. Mit einer Sole-/ Wasser-Wärmepumpe ist die passive Kühlung aufgrund der geringen Erdreichtemperatur oft ausreichend. Bohrung inklusive Zur Nutzung einer Sole-/ Wasser-Wärmepumpe müssen die Voraussetzungen für ein fachgerechtes Bohren erfüllt sein. Mittlerweile bieten einige Unternehmen die komplette Wärmequellenerstellung aus einer Hand zum Festpreis an. Das Leistungsangebot reicht dabei vom Stellen des Wasserrechtsantrages über die Bohrung in allen Bodenformationen selbst bis hin zum Verpressen der Bohrungen mit optimiertem Verfüllmaterial, dem Erstellen der Dokumentationsunterlagen sowie der Anbindung der Wärmepumpe an die Wärmequellenanlage. Die Anbindung beinhaltet die Verlegung der horizontalen Anschlussleitungen, eine Kernbohrung zur Durchführung der Leitungen ins Gebäude, den Anschluss der Rohrleitungen an die Wärmepumpe und die diffusionsdichte Wärmedämmung sämtlicher Zuleitungen der Wärmequelle im Aufstellungsraum. Schließlich wird die Wärmequellenanlage und die Wärmepumpe mit dem Wärmeträgermedium (Sole) befüllt. Aktive Kühlung mit der Luft-/ Wasser-Wärmepumpe Luft-/Wasser-Wärmepumpen nutzen als natürliche Wärmequelle die Außenluft. Da im Sommer jedoch die Wärmequellentemperatur über der erforderlichen Kühltemperatur liegt, ist nur die aktive Kühlung möglich. Zur Realisierung der aktiven Kühlung muss die Wärmepumpe über einen reversierbaren Kältekreislauf verfügen, Wärmequelle und Wärmesenke werden hierbei getauscht. Im Sommer zirkuliert Kühlwasser durch das Kühlverteilsystem (Fußbodenheizung/-kühlung, Wandflächenheizung/-kühlung, Gebläsekonvektoren) und entzieht dem Raum Wärme. Durch die Wärmeaufnahme verdampft das Kältemittel im Verdampfer. Das nun gasförmige Kältemittel wird vom Verdichter angesaugt und von dort über den Verflüssiger der Wärmepumpe geführt. Hier erfolgt die Wärmeabgabe an die Umgebung. Nach Druckabbau im nach- *) Dipl.-Ing. Uta Krone, Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Holzminden Heizungstechnik Nachgefragt IKZ-HAUSTECHNIK: Kühlen mit der Wärmepumpe – ist das derzeit schon ein Thema beim Endkunden oder handelt es sich um einen Markt, der noch ein hohes Wachstumspotenzial hat? Krone: Wie beim Wärmepumpenmarkt insgesamt gibt es auch hier ein hohes ∂ Uta Krone. Wachstumspotenzial. Den Mehrwert der Gebäudekühlung bieten nicht alle Hersteller an. Somit weiß der Endkunde oft gar nicht, was eine Wärmepumpe alles leisten könnte. IKZ-HAUSTECHNIK: Aktive oder passive Kühlung – welche von beiden Arten schafft die höhere Kühlleistung? Krone: Eine höhere Kühlleistung wird mit der aktiven Kühlung erzielt. Doch je nach Wärmequellentemperatur ist die passive Kühlung kostengünstiger und für Teile des Gebäudes oft ausreichend. Eine schnelle Senkung der Raumtemperatur und die komplette Deckung der Kühllast sind allerdings nur mit der aktiven Kühlung in Verbindung mit Gebläsekonvektoren möglich. IKZ-HAUSTECHNIK: Im Artikel nennen Sie eine Kühlleistung von 25 W/m². Ein Kunde wird sich darunter nichts vorstellen können. Wie lässt sich diese Zahl „begreifbarer“ machen? Krone: Eine Kühlleistung von 25 W/m² bedeutet, dass je nach Raumluftfeuchte eine Senkung der Raumtemperatur um ca. 3 °C möglich ist. IKZ-HAUSTECHNIK: Muss der Endkunde im Laufe des Jahres die Wärmepumpe von Hand zwischen Kühl- und Heizbetrieb immer wieder umschalten oder übernimmt das die Regelung? Krone: Der Endkunde muss nichts umschalten. Abhängig von der Außentemperatur und der Raumtemperatur erkennt die Regelung der Wärmepumpe, ob das Gebäude geheizt oder gekühlt werden sollte und verändert automatisch den Betriebsmodus. ∂ geschalteten Expansionsventil kann der Kreislauf von Neuem beginnen. Die richtigen Kühlflächen Als Raumkühlflächen für Sole-/Wasser-Wärmepumpen wie auch für Luft-/Wasser-Wärmepumpen kommen beispielsweise Gebläsekonvektoren, Fußbodenheizung/ -kühlungssysteme oder eine Wandflächenheizung/-kühlung infrage. Beim Einsatz von Gebläsekonvektoren sind eine Auslegung auf höhere Kaltwassertemperaturen sowie niedrigere Heizungswassertemperaturen zu beachten. Ansonsten ist die Installation einer Kühlung mit Gebläsekonvektoren unproblematisch. Durch die vorhandene Kondenswasserabfuhr stellt die Unterschreitung der Taupunkttemperatur der Luft kein Problem dar. Die Kaltwassertemperatur muss so nicht nach unten begrenzt werden. Aufgrund von möglichen Kondensschäden ist auf eine absolut diffusionsdichte Wärmedämmung der Rohrleitungen, Ventile und sonstigen Armaturen zu achten. Heft 1 /2 /2009 · IKZ-Haustechnik ∂ Aufbau des Kältekreises einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen. ∂ Vergleich zwischen aktiver und passiver Kühlung. ∂ Modernes Bohrgerät im Einsatz. 29 Heizungstechnik ∂ Betriebsart „Heizen“ mit einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe: ∂ Betriebsart „aktiv Kühlen“ mit einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe: Über den wärmequellenseitigen Wärmeübertrager (Verdampfer) wird der Sole Umweltwärme zugeführt. Da das Temperaturniveau der Wärmequelle am Verdampfer der Wärmepumpe höher ist als die Siedetemperatur des Kältemittels, verdampft das Kältemittel. Der Verdichter komprimiert es, sodass die Temperatur auf ein Niveau steigt, das für Heizzwecke und Warmwasserbereitung nutzbar ist. Vom Verdichter gelangt das dampfförmige Arbeitsmedium dann in einen weiteren Wärmeübertrager (Kondensator), der vom Heizwasser umspült wird. Da die Temperatur des Heizwassers niedriger ist als die Kondensa­ tortemperatur, kühlt der Dampf ab, und das Kältemittel geht wieder in den flüssigen Aggregatzustand über. Der Verdichter ist in Funktion. Mithilfe von Umschaltventilen wird das Arbeitsmittel so geführt, dass Wärmequelle und Wärmesenke getauscht werden. Dem Gebäude wird nach dem gleichen Prinzip wie bei einer Klimaanlage Wärme entzogen. ∂ Betriebsart „passiv Kühlen“ mit einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe: Im Kühlbetrieb ist der Verdichter der Wärmepumpe nicht in Betrieb. Es laufen lediglich die Sole- und Heizungsumwälzpumpe. Damit bietet die Sole-/WasserWärmepumpe die einzigartige Möglichkeit der Wohnraumkühlung ohne Kälteerzeugung. Das im Erdreich vorliegende niedrige Temperaturniveau wird genutzt, um die Wärme aus den Wohnräumen abzuführen. Diese Form der natürlichen oder freien Kühlung hat ökologisch erhebliche Vorteile: Der minimale Energieverbrauch schont die Ressourcen und vermeidet CO2-Emissionen. Bei der Kühlung über die Wand- oder Fußbodenfläche muss ebenfalls eine Unterschreitung des Taupunkts vermieden werden. Dies gilt trotz der im Vergleich zu 30 den Gebläsekonvektoren höheren Vorlauftemperaturen. Zur Vermeidung von Kondensatbildung auf Kühlflächen wird zweckmäßigerweise ein Raumtemperatur- und Raumfeuchtefühler eingesetzt. Der Wärmepumpenregler kann auf dieser Basis die minimal zulässige Kaltwassertempe- ratur berechnen. Bei der Verwendung einer Fußbodenheizung/-kühlung zur Wärmeabfuhr (Randbedingung: 22 °C Fußbodentemperatur und 27 °C Raumtemperatur) kann beispielsweise eine Kühlleistung von 25 W/m² übertragen werden. Thermische Behaglichkeit ist aufgrund der verhältnismäßig hohen Fußbodentemperatur im Kühlbetrieb gegeben. Das gefürchtete Problem „kalter Füße“ entsteht bei korrekter Auslegung nicht. Gegenüber einer Kühlung mit Gebläsekonvektoren ist die Kühlung über die Fußbodenfläche völlig zugfrei und geräuscharm. Darüber hinaus ergibt sich der architektonische Vorteil einer freien Raumgestaltung. Gegenüber einer Fußbodenheizung ist die Wandflächenheizung/-kühlung insbesondere zur Raumkühlung geringfügig besser geeignet. Verantwortlich dafür ist der bei der Wärmeübertragung größere Strahlungsanteil. D. h., der mit der Kühlfläche im Strahlungsaustausch stehende Anteil der Körperfläche ist bei der Wand größer als beim Fußboden. Klimageräten, Kaltwassersätzen oder VRF-Systemen (Variable Refrigerant Flow) gekühlt. Aufgrund der geringen Mehrkosten für das Kühlsystem bei gleichzeitig sehr niedrigen Kälteerzeugungskosten entsteht beim Kühlen bzw. Temperieren mit Wärmepumpe ein „Wärmepumpen-Zusatznutzen“. Bei der passiven Kühlung eines Bürogebäudes können dabei im Vergleich zu einer Kühlung mittels Raumklimageräten bis zu 80 % der Jahreskühlkosten eingespart werden. Bei einer aktiven Kühlung sind es immerhin noch 20 %. Die gleichzeitige Nutzung von Kühlen und Heizen steigert zudem die Effizienz der Wärmepumpe mit Erdwärmesonden, da die Erdwärmesonde im Sommer deutlich besser regeneriert. Damit bleibt festzuhalten: Auch bei einer Kostenbetrachtung spricht viel für eine Wärmepumpe. ∂ B i l d e r : Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Holzminden @ I nternetinformationen: www.stiebel-eltron.de Kosten Bisher wurden Gebäude fast ausschließlich mit Split- IKZ-Haustechnik · Heft 1 /2 /2009