Katzenschnupfen Organzentrierter Unterricht Oberer Respirationstrakt 7. Oktober 2015 Klinik • • • • • • • • Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Niesen Nasenausfluss, Augenausfluss; zunächst serös, später eitrig Allenfalls Fieber Geschwollene Lymphknoten und Mandeln; Schluckbeschwerden; Atembeschwerden Schmerzhafte Geschwüre auf Zunge und Maulschleimhaut Akute und chronische Verlaufsformen Komplikationen, gerade wenn die respiratorischen Symptome abzuklingen scheinen Virulent-systemic Feline Calici* 2 *Ossiboff et al., JGV (2007), 88, 506–517 Denkfrage 43 • Katzenschnupfen wird von zwei völlig unterschiedlichen Viren verursacht. • Welche Konsequenzen sind aus den biologischen Unterschieden der beiden Viren zu erwarten? 3 Wichtig! • Katzenschnupfen kommt sehr häufig vor • Ätiologie: Zwei verschiedene Viren sowie Chlamydien und weitere Bakterien; Mischinfektionen • Verschiedene Verlaufsformen und Komplikationen • Unterschiedliche Konzepte für Behandlung, Immunisierung und Desinfektion 4 Ätiologie • Zwei Viren verantwortlich – Caliciviren • • • • • Vesivirus Lagovirus (RHD) Norwalk-like Sapporo-like Hepatitis E (HEV) – Herpesviren • Alphaherpesvirinae – Varizellovirus • Beta• Gamma5 Vergleich • Caliciviren – Klein (~35 nm) – Ikosahedral – Unbehüllt – +ssRNA (~7'600 nt) – Hohe Mutationsrate – Hohe Tenazität • Herpesviren – Gross (150-200 nm) – Ikosahedral – Lipidhülle mit Spikes – dsDNA (~135'000 bp) – Latenz 6 – Keratitis Caliciviren • Hohe Tenazität gewährleistet längere Überlebenszeit in der Aussenwelt – Problem bei der Desinfektion – Beschleunigte Inaktivierung in Anwesenheit von hohen Konzentrationen von Mg++ Ionen • Variabilität ermöglicht die Entstehung von Varianten und Stämmen: Problem der Impfstoffe und der Immunität • Chronische Verläufe infolge der Variabilität 7 Flash: Variabilität Calicivariabilitaet.swf 8 Caliciinfektion fortgeschritten 9 Konsequenzen für die Praxis • Impfung ergibt immer nur Teilschutz – Booster-Impfung – Unterschiedliche Impfstämme verwenden • Tenazität erfordert Hygiene – Glatte Oberflächen, korrosionsresistent – Regelmässig reinigen und desinfizieren – Wahl des Desinfektionsmittels • Behandlung – Typ I Interferon – Antibiotika (Mischinfektion; Exazerbation) – KEIN Kortison (FeHV-Reaktivierung) 10 Herpesviren • Geringe Tenazität und Variabilität erfordern Alternative zum Überleben in der Natur • Latenz der Herpesviren – Keine vom Immunsystem erkennbaren Proteine, insbesondere keine Viruspartikel – DNA episomal in langlebigen Zellen, z.B. Neuronen • Latenz der Retroviren – Integration in die DNA der Wirtszelle, vegetative Vermehrung der proviralen Form bei Zellteilung 11 Lyse, Latenz, Reaktivierung 1. Virus 2. Replikation Infektion 3. Transformation Latenz Freisetzung (Lyse) 12 FeHV-Klinik Keratitis epithelialis Katzenschnupfen 13 Stromale Keratitis Membranprints Hornhaut einer gesunden Katze Hornhaut einer Katze mit Keratitis: Granulozyten Infiltration 14 15 Chronische Herpeskeratitis • Crandell & Maurer, 1958 • Zürich: mehrere Fälle pro Woche in der Klinik • Häufig chronisch rezidivierend • Infektiöse Erblindung Bild: Marco Franchini 16 Latenz und Reaktivierung 17 Virus und Krankheit 0 Sample1 Sample4 Sample3 Virus titer 7 -10 10 6 15 5 -20 20 4 25 3 -30 30 2 35 1 -40 40 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Virus titer Ct value 5 Sample2 Control 8 80 day post infection 18 Epithel Aussenwelt Pathogenese der Herpeskeratitis DC Endothoel Interferon γ Interleukine Indirekte Chemotaxis " Stroma CD4+ Lymphozyt Vordere Augenkammer Sensibler Nerv (Latenz) Diapedese 19 Konsequenzen für die Praxis • Impfung ergibt Schutz vor Krankheit – Kein Schutz vor Infektion – Latenz und Reaktivierung möglich • Tenazität – Geringes Problem – Detergenshaltige Desinfektonsmittel • Behandlung – Typ I Interferon unwirksam – Antibiotika (Mischinfektion; Exazerbation) – KEIN Kortison (FeHV-Reaktivierung) 20 Zusammenfassung • Katzenschnupfen ist eine wichtige Erkrankung bei der Katze • 3 Ätiologien: Calici und Herpes (sowie Chlamydien) • Weitere Bakterien können den Verlauf verschlimmern • Komplikation HSK – kann beim Menschen und bei der Katze zu Blindheit führen • Das Syndrom hat sowohl virologische als auch immunologische Komponenten 21