Individueller Impfentscheid - Dr. Thomas Kuske Kinderheilkunde

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Liebe Patienteneltern,
von Impfberatungen ist mir die große Unsicherheit von Eltern bekannt
und dass Impfen - zumal des eigenen Kindes - möglicherweise sehr
zwiespältig erlebt wird. Ich möchte Ihnen mit diesem Schreiben
Informationen an die Hand geben, damit Sie sich bewusst für die
Impfungen Ihres Kindes entscheiden und auch an Ihren eigenen
Impfschutz denken.
Vorab: es gibt in Deutschland keine Impfpflicht sondern
Impfempfehlungen gegen z.T. lebensgefährliche Krankheiten, die Sie
und Ihr Kind - aber auch die Gemeinschaft - davor schützen werden. Die
ständige Impfkommission (STIKO) gibt Impfempfehlungen womit ein
Versorgungsanspruch im Falle eines Impfschadens besteht. Der
gemeinsame Bewertungsausschuss entscheidet dann über die
Finanzierung durch die Krankenkassen. Natürlich können Impfungen
auch Nebenwirkungen hervorrufen, jedoch überwiegen immer die
Vorteile, die wir durch das Impfen haben:
Ich habe während meiner Ausbildung zum Kinder- und Jugendarzt diese
Krankheiten - beispielhaft genannt seien:
HiB-Meninigitis/ Hirnhautentzündung, Epiglottitis/ bakterielle Entzündung
des Kehldeckels, Masernkrupp mit Beatmungspflichtigkeit oder
Keuchhusten mit sauerstoffpflichtigen schwersten Atemnotzuständen noch erlebt und möchte nicht, dass Ihr Kind diese durch Impfen
vermeidbaren Krankheiten erleidet. Auch die Poliomyelitis
(Kinderlähmung) wird durch nicht Geimpfte „importiert“, so dass ein
NICHT geimpftes Kind daran möglicherweise erkranken kann. Zum
Glück sind das aber alles Erkrankungen, die man hier nicht mehr sieht Dank der Impfungen!
Für mich als homöopathisch tätiger Schulmediziner ist das Impfen auch
kein Widerspruch: zu Hannemann’s Zeit - vor ca. 250 Jahren grassierten hier die Pocken und er befürwortete die Impfung gegen
diese fast immer tödlich verlaufende Erkrankung sehr.
Wie sieht nun das Impfen konkret aus? Nach unserem PraxisQualitätsmanagement läuft unser Impfregime mit einer klar getakteten
Vorgabe:
Bei der Vorsorgeuntersuchung U3 erhalten Sie zu lesendes
Informationsmaterial über das Impfen nach den Impfempfehlungen der
STIKO. In dieser Broschüre werden die Krankheiten gegen die geimpft
wird und die Impfnebenwirkungen beschrieben. Die STIKO empfiehlt
das sogenannte Komplettpaket: Sechsfachimpfstoff und
Pneumokokkenimpfung (parallel in beide Oberschenkel an einem Tag)
und die ROTA-Virus-Schluckimpfung. Hier in Deutschland erhalten fast
alle Kinder mit Beginn der 9. Lebenswoche diese Impfungen und
natürlich können Sie diese Impfungen hier durchführen lassen.
Ich empfehle Ihnen ein anderes Impfschema, das an die STIKO Empfehlungen angelehnt ist, aber mit Blick auf die Impfnebenwirkungen
deutlich verträglicher ist.
Sechsfachimpfung - zunächst ohne Pneumokokkenimpfung:
Bei dieser ersten Impfung kommt es manchmal zu Fieber und Unruhe,
gelegentlich auch zu einer Hautrötung im Impfbereich über ein bis zwei
Tage, was ggf. die Gabe eines Viburcol-Zäpfchens erforderlich macht.
Pneumokokkenimpfung (Prevenar) neues 2+1-Schema:
Die Impfung gegen Pneumokokken, die z. B. schwere Krankheitsbilder
wie Hirnhautentzündung, Sepsis oder Lungenentzündung hervorrufen
können, empfehle ich ab dem vierten Lebensmonat bei der Vorsorge U4
zeitgleich mit der zweiten Sechsfachimpfung durchzuführen. Die
Impfung gegen Pneumokokken war bis vor einigen Jahren eine
sogenannte Indikationsimpfung - vorgesehen z. B. für Frühgeborene
oder chronisch kranke Kinder. Jetzt wird diese Impfung für alle Kinder
empfohlen. Die zweite Pneumokokkenimpfung erhält Ihr Kind acht
Wochen später bei der Vorsorgeuntersuchung U5 mit der dritten
Sechsfachimpfung.
Rota-Virus-Schluckimpfung:
Diese Impfung schützt vor einer durch diesen Virus ausgelösten
Durchfallerkrankung - aber nicht vor den vielen anderen viralen
Krankheitserregern wie z.B. die deutlich häufigeren Noro-Viren.
Sicherlich gibt es sehr seltene schwere Rotavirus-Durchfall-Verläufe mit
einer z.B. krankenhauspflichtigen Infusiontherapie. Aber diese Impfung
hat zwei entscheidende Nebenwirkungen: der Virus wird über den Stuhl
ausgeschieden, so dass eine Ansteckungsmöglichkeit mit Erkrankung
der Kontaktpersonen besteht und - falls Sie Stillen - ist eine
zweistündige Stillpause nach der Schluckimpfung empfohlen, da
Inhaltsstoffe der Muttermilch den Impfvirus abtöten könnten. Zudem
weiß man bei dieser neuen Impfung nicht, wie lange der Impfschutz
besteht.
Aktuell (Stand Mai 2015) wird von dieser Impfung in Frankreich
wegen Verdachtsfällen von Darminvaginationen
(Darmverschlingungen) nach vorangegangener
Rotavirusschluckimpfung abgeraten.
MMR (Masern, Mumps, Röteln):
Diese Impfung ist meinerseits unbedingt (s.o.) angeraten. Um einen
möglichst frühen Schutz wegen der aktuellen Häufigkeitszunahme von
Masernerkrankungen zu erzielen, empfehle ich die gut verträgliche
MMR-Kombinationsimpfung mit Zusatz von Windpockenimpfstoff in der
selben Spritze bereits zu Beginn des zehnten Lebensmonats. Die zweite
Impfung zur Komplettierung des Impfschutzes erfolgt dann im zweiten
Lebensjahr.
Meningokokken Typ B
Seit Kurzem (Stand Mai 2015) wird mit dem neuen Impfstoff Bexsero
gegen diesen Erreger der bakteriellen Hirnhautentzündung auch in
Deutschland geimpft.
Die STIKO (ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut) gibt zum
jetzigen Zeitpunkt (August 2015) keine generelle Empfehlung für diesen
neuen Impfstoff, sondern nur bei Personen mit spezifischen
Grunderkrankungen als s.g. Indikationsimpfung.
Meningokokken Typ C:
Diese sehr wichtige und von mir empfohlene Impfung wird laut STIKO
nach dem ersten Geburtstag (bei der Vorsorge U6) durchgeführt und
schützt gegen eine Form der bakteriellen Hirnhautentzündung.
Mit diesen individuellen Impfempfehlungen hoffe ich Ihnen die
Entscheidung für das Impfen Ihres Kindes zu erleichtern. Vor der
Impfung erhalten Sie die Gelegenheit im persönlichen Gespräch mit
dem Arzt weitere Fragen zu stellen und erklären danach mit Ihrer
Unterschrift Ihr Einverständnis.
Ihr Dr. Thomas Kuske
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