PflegeKolleg Reisemedizin Wenn einer eine Reise tut Urlaubs-Souvenirs: Durchfall, Fieber, Hautausschlag Jedes Jahr kehren Tausende Touristen krank von einer Fernreise zurück – Infektionen wie Darmerkrankungen, aber auch Malaria oder Dengue-Fieber sind ein gefährliches Mitbringsel. Welche Erreger lösen sie aus? Und welche Symptome sind typisch für die unterschiedlichen Auslöser der Erkrankungen? Bakterien Viren Parasiten Moskitos D urchfall, Fieber und Hautausschlag sind die häufigsten Krankheitssymptome, die Reisende während und/oder nach einer Reise zum Arzt führen. Die Problematik zeigt sich bei näherer Betrachtung: Nicht immer ist dem Arzt oder auch dem Reisenden der Zusammenhang zwischen Auslandsaufenthalt und Symptom klar – beispielsweise bei Krankheiten mit längerer Inkubationszeit. Allerdings können den Symptomen auch Krankheiten zuzuordnen sein, die allgegenwärtig sind („cosmopolitan diseases“) und die differentialdiagnostisch wegen der Fixierung auf spezifische Tropenkrankheiten eventuell unberücksichtigt bleiben. Zudem können die genannten Symptome auch in beliebigen Kombinationen auftreten. Und letztlich muss bei Auftreten dieser Krankheitszeichen nicht zwangsläufig nur von einer Infektionskrankheit ausgegangen werden. Auch nicht-infektiöse Krankheiten können Symptome dieser Art auslösen. Durchfall – nicht immer harmlos Die Ursachen eines Durchfalls sind mit Ausnahme der Prione allen mikrobiologischen Klassen – Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten – zuzuordnen, wobei Pilze keine klassischen Durchfallerreger sind. Einzig bei massiver Minderung der natürlichen Darmflora und gleichzeitigem Überwuchern von 12 Sprosspilzen wie bei Breitbandantibiotikabehandlung wurden diese mit einer gleichzeitig bestehenden Diarrhoe in einen möglichen Zusammenhang gebracht. Viren: Die klassischen Auslöser einer reiseassoziierten Diarrhoe sind Noroviren. Insbesondere Schiffskreuzfahrten bergen ein hohes Risiko, da viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Neben dem plötzlichen Beginn mit Übelkeit, sind auch begleitendes Erbrechen und eine durch den nur schwer kompensierbaren Flüssigkeitsverlust bedingte Kreislaufschwäche bis zur Kollapsneigung typische Zeichen dieser Erkrankung. Noroviren gelten als hoch-infektiös und bedingen meist Ausbrüche mit dem Charakter einer „Explosivepidemie“. Aber auch Vertreter von Adeno-, Astro- und Caliciviren gelten als Auslöser einer Reise-Diarrhoe. Bei Kindern ist zusätzlich an Rotaviren zu denken. Gerade diese führen oftmals zu einer massiven und rapiden Dehydrierung. Die Mängel in einer kompetenten intensivmedizinischen kinderärztlichen Betreuung in vielen Reiseländern schlagen sich in einer circa fünfzigfachen Erhöhung der Mortalität ungeimpfter Kinder nieder – dies sollte Eltern bewusst gemacht werden, die mit ihren Kleinkindern in solche Regionen reisen möchten. Die Diagnostik Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (5) ©© Napat_Polchoke / iStock K E Y WO R DS viraler Ursachen erfordert die Verfügbarkeit spezifischer Testmethoden (ELISA, PCR), die in den meisten Reiseländern aus Kostengründen, aber auch mangels einer therapeutischen Konsequenz nicht gegeben ist. Bakterien: Der häufigste Auslöser eines Reisedurchfalls ist ein mit spezifischen Giftstoffen ausgestatteter „üblicher“ Darmkeim: Escherichia coli (enterotoxigene E. coli = ETEC). Die den Durchfall auslösenden Toxine werden als LT (hitzelabiles) und ST (hitzestabiles Toxin) bezeichnet, wobei durchschnittlich circa die Hälfte ausschließlich das LT und je ein Viertel das ST und LT+ST produzieren. Dies ist deswegen wichtig, weil sich die Kreuzimmunität eines verfügbaren Cholera-Schluckimpfstoffes auf den Schutz vor jenen ETEC-Stämmen beschränkt, die LT produzieren. Neben ETEC gibt es auch andere enteropathogene E. coli-Varianten, die Diarrhoe verursachen können, darunter EHEC (enterohämorrhagische E. coli; blutige Diarrhoe und Komplikationsgefahr durch Nierenschädigung). Weitere verhältnismäßig häufige Erreger der Reisediarrhoe sind Salmonellen und Campylobacter-Arten. Bei manchen dieser Infektionen kann es gleichzeitig zu Fieber kommen. Bei invasiven Salmonellen-Arten (z.B. S. Typhi und S. Paratyphi) ist Fieber sogar das initiale Kardinalsymptom, Durchfall tritt – wenn überhaupt – erst später auf. Hier kommt es zu einem steten Anstieg des Fiebers, Werte von über 40°C sind möglich. Die als pathognomonisch geschilderte Trias Fieber plus Hautveränderung in Form von Roseolen plus eine für hochfieberhafte Erkrankung atypische Pulsverlangsamung (Bradycardie) zeigt sich in nur circa 30% der Fälle. Bedingt durch die Gewebeinvasion dieser Erreger kommt es bei unbehandelten Fällen häufig zu Komplikationen wie Darmperforation, Sepsis oder der Ausbildung metastatischer Abszesse. Diese Manifestationen stellen allesamt lebensbedrohliche Zustände dar. Besondere Beachtung findet die Tatsache, dass es bei Salmonellen und Campylobacter-Stämmen weltweit in hohem Maß zu Resistenzentwicklungen gekommen ist. Noch vor zehn Jahren hochwirksame Antibiotika haben ihre Wirksamkeit verloren. In manchen Situationen stehen geeignete Antibiotika überhaupt nur als intravenös zu verabreichende Mittel zur Verfügung. Vergleichsweise seltener treten Infektionen mit Shigellen und Yersinien auf. Shigellen können je nach Art milde Bauchbeschwerden, aber auch eine massive blutig-eitrige Diarrhoe, begleitet von Bauchkrämpfen („bakterielle Ruhr“) auslösen – ein schweres und mit Komplikationen behaftetes Krankheitsbild. Auch hier sind Resistenzentwicklungen zu beobachten. Durch die sehr enge Verwandtschaft mit E. coli können sich diagnostische Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (5) Probleme ergeben. Die Vorsorge wird durch eine sehr niedrige minimale Infektionsdosis erschwert, eine peinlich genaue Einhaltung nahrungshygienischer Maßnahmen ist in Risikogebieten dringend anzuraten, insbesondere wegen der Kontaminationsgefahr sicherer Nahrungsmittel auch nach der Zubereitung, beispielsweise durch Fliegen. Unter den Yersinien ist besonders Y. enterocolitica für Durchfallsepisoden verantwortlich. Hier besteht durch den bevorzugten Befall des terminalen Ileums und die dadurch ausgelöste Lokalsymptomatik im rechten Unterbauch eine erhebliche Verwechslungsgefahr mit einer akuten Appendicitis. Außerdem kann es zur Ausbildung eines Erythema nodosum kommen – manchmal kann diese Hautveränderung richtungsweisend für eine bis dahin noch nicht diagnostizierte Yersinieninfektion sein. Sehr selten unter Reisenden ist eine Infektion mit Vibrio cholerae. Die für eine derartige Infektion nötige Infektionsdosis ist vergleichsweise hoch, dies ist der hohen Säureempfindlichkeit der Erreger und der damit verbundenen Schutzwirkung durch Magensäure geschuldet. Im Umkehrschluss sind Personen nach Magenoperation oder unter Säureblockern in höherem Maß gefährdet. Schon die Einhaltung grundlegender nahrungshygienischer Maßnahmen bietet aber einen erheblichen Schutz. Somit hat das persönliche Verhalten einen enormen Einfluss auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Im Falle der Erkrankung steht der massive Flüssigkeitsund Elektrolytverlust im Vordergrund. Ein Defizit bis zu sieben (in manchen Literaturstellen bis zu 20) Litern pro Tag lässt sich durch eine orale Flüssigkeitszufuhr meist nicht mehr kompensieren. Somit entscheidet der Zugang zu qualifizierter medizinischer Versorgung häufig über den weiteren Verlauf. Gegen Cholera gibt es eine orale Schutzimpfung, die insbesondere bei Reisen mit Kindern und arbeitsmedizinischen Auslandseinsätzen in Gebieten mit aktuellem Choleraausbruch empfohlen wird. Egal, ob gegen Cholera oder ETEC(s. o.) gerichtet, sollte diese Impfung aber nie als Freibrief zur Vernachlässigung der Hygiene bei Nahrungsmitteln und Trinkwasser verstanden werden. Nicht zu vergessen ist in diesem Kontext, dass auch Clostridium difficile in einem nennenswerten Prozentsatz an der Entwicklung eines Reisedurchfalls beteiligt ist. Dies ist auf eine Antibiotikaeinnahme während der Reise (sei es als Notfallselbstmedikation oder durch Verordnung im Reiseland) zurückzuführen. Typisch für diese antibiotika-assoziierte oder pseudomembranöse Colitis ist blutigschleimiger Durchfall. Parasiten: Diese Gruppe der Parasiten ist äußerst heterogen zusammengesetzt. Ektoparasiten verursachen nie, Würmer nur in Ausnahmefällen Durch- Die Kriterien eines Durchfalls sind definitionsgemäß erfüllt, wenn täglich drei oder mehr ungeformte Stühle abgesetzt werden. Jedes Fieber nach Aufenthalt in einem Malaria-Gebiet gilt solange als malariaverdächtig, bis das Gegenteil bewiesen ist. 13 PflegeKolleg Im Fall von Fieber und/oder ZNSSymptomen ist immer die gesamte Haut zu inspizieren! Reisemedizin fall. Gelegentlich kann es bei hochgradigem Wurmbefall zu Blutungen in den Darm kommen, die für Durchfallepisoden verantwortlich sind. Parasitäre Durchfallerreger gehören in erster Linie der Gruppe der Einzeller (Protozoen) an. Entamoeba histolytica ist die Ursache der Amöbenruhr, die durch voluminöse, teils blut- und schleim- (himbeergeleeartig) bedeckte Stuhlentleerungen charakterisiert wird. Diese Auflagerungen resultieren aus umschriebenen Läsionen der Darmwand (Amöbenul- SO KÖNNEN SIE SICH SCHÜTZEN Malaria: Gegen Malaria gibt es keine Impfung. Als Chemoprophylaxe können vor Urlaubsbeginn sowie bis zu vier Wochen nach Verlassen des Reisegebietes Medikamente genommen werden. Reisende sollten sich mit Mückenschutzmitteln und Insektennetzen vor Stechmücken schützen und ein Notfallmedikament einpacken. Gelbfieber: Auch Gelbfieber wird von Mücken übertragen und kann unter Umständen tödlich enden. Das Virus kommt in bestimmten tropischen Regionen in Südamerika und Afrika vor. Eine hocheffektive Impfung bietet einen langfristigen Impfschutz. Cholera: Als Infektionsquelle kommen Wasser, kontaminierte Nahrungsmittel und Getränke in Betracht. Nach wie vor gilt „Cook it, boil it, peel it or forget it!“ – nichts essen, was nicht gekocht oder geschält werden kann. Achtung: Kontaminationsgefahr besteht auch nach der Zubereitung, z.B. durch Fliegen. Eine Schluckimpfung schützt bis zu 2 Jahren, bei Kindern kürzer. Dengue-Fieber: Dengue gehört inzwischen zu den häufigen Infektionen. Das Virus wird von Stechmücken vor allem in den Tropen und Subtropen, aber auch außerhalb dieser Gebiete (z.B. Madeira, Kroatien, Südfrankreich) übertragen. Es gibt keine ursächliche Therapie. Ein Impfstoff ist in der fortgeschrittenen Erprobungsphase. Die beste Vorbeugung ist ein effektiver Mückenschutz. Chikungunya-Fieber: Wird ebenfalls durch Mücken übertragen. Die Erkrankung war bislang vor allem in Asien und Afrika bekannt. Ende 2013 brach sie erstmals auch in Amerika aus und breitet sich rasant aus – einzelne Fälle auch in Europa. Es gibt keine Impfung und keine ursächliche Therapie. Die beste Vorbeugung ist ein konsequenter Mückenschutz. Durchfall: Durchfallerkrankungen sind die häufigste Gesundheitsstörung bei Reisen. Eine peinlich genaue Einhaltung nahrungshygienischer Maßnahmen ist die beste Prophylaxe. 14 cus). Dringen die Erreger weiter ins Gewebe ein und werden sie auf dem Blutweg verschleppt, resultiert daraus das tropische Leberabszess. Giardia lamblia ist der Erreger der Lamblienruhr, der häufigsten parasitär bedingten reiseassoziierten Durchfallserkrankung. Lamblien grasen im Dünndarm das Zottenepithel ab, neben dem Durchfall kommt es auch zu anderen Resorptionsstörungen, einer Unverträglichkeit gewisser Nahrungsmittel (Kohlenhydrate), zu Flatulenz und Oberbauchbeschwerden. Weitere Ursachen für Durchfall können Balantidium coli (als einziger Ciliat) und andere einzellige Parasiten sein, die wie Kryptospridien oder Mikrosporidien nur durch Spezialfärbungen nachgewiesen werden können. Diese meist von Tieren auf den Menschen übertragenen Erreger finden sich in erster Linie bei Immunsupprimierten, wo sie zur Chronifizierung neigen und anhaltende Beschwerden machen können. Fieber – Immer ernst nehmen Fieber ist ein ernst zu nehmendes Kardinalsymptom nach einer Reise und gebietet eine sofortige Abklärung, vor allem, weil es auch Leitsymptom der Malaria ist. Nur durch sofortiges korrektes Vorgehen können Spätschäden und Todesfälle verhindert werden. Fieber kann von der Höhe her subfebril, febril und hochfieberhaft und von der zeitlichen Beobachtung konstant, zunehmend, wellenförmig, ein- oder mehrgipfelig oder nach einer fieberfreien Episode wiederkehrend sein. Als alleiniges Symptom, aber auch in Verbindung mit Hauterscheinungen, Muskel-, Gelenks- und Kopfschmerzen, ZNS-Symptomen und Infektzeichen der Atemwege (z.B. Husten, Kratzen im Hals, Auswurf), des Verdauungstraktes (Bauchschmerzen, Durchfall, Koliken) und der ableitenden Harnwege (Nierenklopfschmerz, Brennen beim Harnlassen) einhergehen. Oft finden sich Auffälligkeiten erst durch bildgebende Verfahren (Lungenröntgen, Oberbauchultraschall), durch Untersuchungen des Blutes (Leukozytose/-penie, Anämie, Thrombopenie, Eosinophilie, Erhöhung des CRP, des Procalcitonins, der Leber-, Nieren-, PankreasWerte, Veränderungen der Eiweißelektrophorese) oder mikrobiologischen Probenmaterials (Stuhl, Harn, Sputum). Bei fiebernden Patienten ist die Abnahme von Blutkulturen state-of-the-art, d.h., neben dem Malaria-Test die Untersuchung von allerhöchster Bedeutung und sollte im Idealfall während des Fieberanstiegs erfolgen. Der Ausschluss der Malaria muss so schnell wie möglich erfolgen, der Goldstandard hierfür ist nach wie vor ein „Dicker Tropfen“ (Erfassung auch niedriger Parasitenzahlen; falls positiv in Kombination mit einem Blutausstrich zur Feststellung der ParaHeilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (5) sitenart). Zunehmend werden parallel auch Schnelltests (einschließlich der QBC-Methode, Fluoreszenzfärbung der Malariaparasiten) und die PCRMethodik eingesetzt. Am häufigsten sind virale Infektionen für Fieber nach Auslands-/Tropenaufenthalt verantwortlich. Zu den häufigsten Erregern gilt als „cosmopolitan disease“ die Influenza (bzw. ILI = Influenza like illness), als Tropenkrankheit das Dengue-Fieber. Neben der typischen Krankheit (mit retroorbitalem Schmerz, Schmerzen in Muskeln und Gelenken und einem Ganzkörpererythem mit einem negativen Dermographismus = Rötung weicht auf Druck und Haut bleibt längere Zeit blass) können sich auch Komplikationen in Form einer Blutungsneigung (Dengue hämorrhagisches Fieber, DHF) bis hin zu einem Versagen der Kreislauffunktion (Dengue Shock Syndrome, DSS) entwickeln. Wie aktuell berichtet, gibt es auch andere viral-hämorrhagische Fieber (Fieber und Blutungsneigung) wie Ebola oder Gelbfieber. Auch bakterielle Krankheiten können in ihrer septischen Form mit Gerinnungsstörungen einhergehen (Pneumokokken-, Meningokokkensepsis) – allesamt lebensbedrohliche Zustände. Hautausschlag – nicht immer eindeutig Die Bilder krankhafter Veränderungen der Haut in Zusammenhang mit Reisen sind mannigfaltig und nicht immer eindeutig zuzuordnen. Den ganzen Körper betreffende Ausschläge lassen in Zusammenhang mit Fieber an Virusinfektionen denken. Hierzu gehören zahlreiche „cosmopolitan diseases“ wie Masern, Röteln, Windpocken und Parvovirusinfektionen, als tropische Krankheiten Dengue-Fieber (das nun auch schon außerhalb der Tropen vorkommt) und viral hämorrhagische Fieber. Während ein Exanthem aber wegdrückbar ist, deuten nicht wegdrückbare Effloreszenzen auf Einblutungen hin. Diese müssen nicht zwangsläufig am ganzen Körper auftreten, sind aber immer ein Alarmzeichen. Bei lokalisierten Prozessen ist neben banalen Infektionen und Insekten- bzw. Zeckenbissreaktionen u.a. an Rickettsiosen (schwarzer Fleck), cutane Leishmaniase („Aleppobeule“), Zerkariendermatitis (Bilharziose) und in seltenen Fälle an Hautmilzbrand, Schlafkrankheit (Trypanosomenschanker) und (wenn schmerzhaft) differentialdiagnostisch an Spinnenbisse und Skorpionstiche zu denken (eventuell nachts, ohne das Tier gesehen zu haben). Jede Verletzung der Haut bietet darüber hinaus eine Eintrittspforte für Krankheitserreger, was auf Reisen bei mangelnder Möglichkeit der Körperhygiene und der vielerorts zu beobachtenden zunehmenden Resistenzentwicklung bei Bakterien besonders problematische Folgen haben kann. So sind Infektionen mit Staphylococcus aureus (Eiterung, AbHeilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (5) Fazit für die Pflege — Durchfall, Fieber und Hautausschlag sind die häufigsten Krankheitssymptome, die Reisende während und/oder nach einer Reise zum Arzt führen. — Impfungen sind bei impfpräventablen Krankheiten die effektivste Maßnahmen, die die Medizin zur Verfügung hat. Das gilt auch für Reiseimpfungen. — Der effektivste Schutz vor Durchfall ist eine peinlich genaue Nahrungsmittelhygiene. Zu verzichten gilt es auf Leitungswasser, Eiswürfel, Eiscreme, Salate, rohes Gemüse, ungeschälte Früchte, rohe Fisch- und Fleischzubereitungen. — Pflegekräfte sollten die unterschiedlichen Symptome kennen und einordnen können. Fragen Sie den Patienten nach Fernreisen und informieren Sie ggf. den behandelnden Arzt. szess), ß-hämolysierenden Streptokokken (Rotlauf) und Ps. aeruginosa (Badewasser-/Taucherotitis) ernstzunehmende Krankheiten. Umso problemtischer wird die Situation im Falle von Staphylococcus aureus bei TSS (toxic shock syndrome), SSSS (Staphylococcal scalded skin syndrome) und MRSA, bei „flesh eating“ oder multiresistenten Streptokokken (vor allem gegen Makrolidantibiotika) oder bei Infektionen mit Gyrasehemmer- oder gar Carbapenem-resistenten Pseudomonaden. Neben dem individuellen Schicksal des Patienten ist bei einigen Erkrankungen auch das Risikopotential für Kontaktpersonen (medizinisches Personal) und die Öffentlichkeit zu berücksichtigen: so sind in einzelnen Fällen (vor Ort oder nach Rückkehr) Maßnahmen der Isolation (kranke Personen) und Quarantäne (gesunde Personen zur Beobachtung) zu erwägen. Alle geschilderten Symptomgruppen sind jedoch nicht nur als Urlaubs-Souvenir, sondern auch im Kontext mit dem aufstrebenden Medizintourismus von höchster Bedeutung. Nicht wegdrückbare Effloreszenzen deuten auf Einblutungen hin. Literatur beim Verfasser Prof. Dr. med. Martin Haditsch Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (D) Ärztlicher Leiter TravelMedCenter Leonding und Ärztlicher Leiter Labor Hannover MVZ GmbH Nikolaistr. 14-16, 30159 Hannover [email protected] 15