SCI Branchenbarometer Bahn 3/2005 Niedrige Auftragsbestände bremsen positive Entwicklung der Bahnindustrie Die Geschäftslage der deutschen Bahnbranche hat sich im dritten Quartal des Jahres leicht erholt. Der seit Beginn 2004 andauernde Negativtrend konnte gestoppt werden. Die Verbesserung der aktuellen Geschäftslage fällt jedoch verhaltener aus, als dies von vielen Unternehmen Anfang des Jahres erwartet wurde. Nach wie vor sind die geringen Auftragsbestände der Hemmschuh für eine nachhaltige Erholung der Branche. Indes arbeiten die Unternehmen weiter an der Optimierung ihrer Kostenstrukturen. Die höchsten Optimierungspotenziale werden in den Bereichen Einkauf und Beschaffung sowie Produktion und Fertigung identifiziert. Hierbei stehen vor allem die Verbesserung der Personalstruktur und Arbeitszeitgestaltung sowie die Optimierung der Arbeitsprozesse im Vordergrund. Die aktuelle Geschäftslage der Bahnindustrie in Deutschland erholte sich im dritten Quartal des Jahres 2005 leicht, ist jedoch noch immer auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Aktuell zeigen sich 17 % der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden; 29 % sprechen von einer unbefriedigenden Geschäftslage. Rund 10 % der Unternehmen mussten eine weitere Verschlechterung ihrer aktuellen Situation hinnehmen. Für mehr als zwei Drittel der Unternehmen gab es im vergangenen Quartal keine Veränderung in der Lagebewertung. Das Geschäftsklima konnte jedoch seinen Aufwärtstrend nicht fortsetzen und sinkt wieder auf das Niveau des Jahresanfangs. 25 Geschäftsentwicklung 20 Geschäftserwartung 15 Geschäftsklima Indikatorwert 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 QTL 4/03 © SCI Verkehr GmbH 0221 931 78-0 www.sci.de QTL 1/04 QTL 2/04 QTL 3/04 QTL 4/04 -1- QTL 1/05 QTL 2/05 QTL 3/05 gesamt 5 Seiten 02. August 2005 051115 BBB Auswertung III2005.doc Die hohen Zukunftserwartungen der Branche aus dem zweiten Quartal konnten nur zum Teil erfüllt werden. Die Verbesserung der aktuellen Geschäftslage liegt deutlich hinter den Erwartungen der Unternehmen vor sechs Monaten zurück und erreicht wieder das Niveau des ersten Quartals. Aktuell rechnen sowohl 23 % mit einer günstigeren als auch 23 % mit einer ungünstigeren Entwicklung innerhalb der nächsten sechs Monate. Vor allem die niedrigen Auftragsbestände hemmen eine nachhaltige Erholung der Branche. Mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen empfinden Ihren Auftragsbestand als zu gering; nur eine Minderheit von 6 % als verhältnismäßig groß. Dies sind die schlechtesten Werte seit Einführung der vierteljährlich wiederkehrenden Befragung des SCI Branchenbarometers Bahn. Eine Verbesserung der Lage ist kurzfristig nicht zu erwarten. Der Trend zur Verringerung des Personalbestandes hält weiter an, schwächte sich jedoch im Vergleich zu den Vormonaten etwas ab. Immerhin 14 % der befragten Unternehmen sprechen von steigenden Beschäftigungszahlen in den letzen sechs Monaten. Die Nachfrage- sowie die Preisentwicklung in der Branche blieb weitestgehend konstant. Aktueller Auftragsbestand 100% verhältnismäßig groß 90% ausreichend (saisonüblich) 80% zu klein 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% QTL 3/04 QTL 4/04 QTL 1/05 QTL 2/05 QTL 3/05 Um die kritische Auftragslage in den Unternehmen ausgleichen zu können, wird von Seiten der Unternehmen verstärkt die Senkung der Kosten in Angriff genommen. Die höchsten Kostensenkungspotenziale sehen die befragten Unternehmen im Einkauf und der Beschaffung. Hier wollen die Unternehmen kurzfristig Einsparungen realisieren. Ähnlich bedeutend, jedoch nur längerfristig realisierbar ist für die Unternehmen die Optimierung der Unternehmensbereiche Produktion und Fertigung. Obwohl in den vergangenen Jahren bereits große Anstrengungen zur Verbesserung der Produktion und Fertigung unternommen wurden, sehen ca. zwei Drittel aller Befragten hohe bis mittlere Potenziale für Kostensenkungen. © SCI Verkehr GmbH 0221 931 78-0 www.sci.de -2- gesamt 5 Seiten 02. August 2005 051115 BBB Auswertung III2005.doc In der Verwaltung und dem Controlling sehen die Hälfte aller Unternehmen hohe bis mittlere Kostensenkungspotenziale. Weniger gespart werden kann nach Meinung der Befragten bei Vertrieb und Marketing sowie Forschung und Entwicklung. Sowohl der Rückgang des Binnenmarktes und der härtere Kampf um Aufträge als auch die verstärkte Fokussierung auf Auslandsmärkte haben die Bedeutung des Vertriebs und des Marketing innerhalb der Unternehmen gestärkt. Auch im F&E-Bereich, welcher eine Schlüsselrolle für die langfristige Unternehmensentwicklung darstellt, soll weniger gespart werden. Konkrete Einsparpotenziale sind hier schwer zu identifizieren. Unternehmensbereiche mit Kostensenkungspotenzialen 16% Einkauf / Beschaffung Produktion / Fertigung 9% Verwaltung / Controlling 9% Marketing / Vertreib 8% Forschung / Entwicklung 7% 0% 51% 24% 55% 25% 41% 15% 40% 16% Hohe Potenziale 11% 35% 19% 33% 44% 20% 9% 40% Mittlere Potenziale 33% 60% 80% Niedrige Potenziale 100% Keine Potenziale Um oben genannte Kostensenkungspotenziale realisieren zu können, streben die Unternehmen schwerpunktmäßig eine Verbesserung der Personalstruktur und eine Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse an. An erster Stelle steht die weitere Optimierung der Arbeitszeitgestaltung, die durch eine Verlängerung von Arbeitszeiten oder die flexiblere Arbeitszeitgestaltung erreicht werden soll. In vielen Unternehmen wird auch weiterhin die Verkleinerung des Personalbestandes diskutiert. Ebenfalls im Vordergrund steht die Optimierung der Arbeitsprozesse zwischen den Standorten und die Optimierung der logistischen Prozesse, während für die Mehrzahl der Unternehmen derzeit Maßnahmen zur Optimierung der Fertigungstiefe und Standortfragen nur vergleichsweise wenig angegangen werden. Eine Standortverkleinerung oder Produktionsverlagerung ins Ausland betrachten weniger als die Hälfte aller Befragten als generell wirkungsvoll. Viele Unternehmen, für die dieser Schritt in Betracht kommt, haben sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Unternehmen, die aktuell über eine Standortverkleinerung bzw. © SCI Verkehr GmbH 0221 931 78-0 www.sci.de -3- gesamt 5 Seiten 02. August 2005 051115 BBB Auswertung III2005.doc Produktionsverlagerung ins Ausland diskutieren, verbinden damit jedoch hohe Kostensenkungspotenziale. Von geringerer Bedeutung ist ebenfalls eine Intensivierung des Insourcing von Leistungen für eine erhöhte Auslastung der Fertigungskapazitäten, da viele Unternehmen in den letzen Jahren konsequent eine Senkung der Fertigungstiefe verfolgten. Maßnahmen zur Realisierung von Kostensenkungspotenzialen 23% Arbeitszeitoptimierung 20% Optimierung zwischen den Standorten Optimierung der logistischen Prozesse 43% 41% 5% Insourcing von Leistungen Produktionsverlagerung ins Ausland Standortverkleinerung 0% 24% 33% 9% 21% 29% 20% 29% 29% 12% 31% 36% 15% 9% 16% 38% 19% Optimierung der Zuliefererstruktur 43% 35% 20% 17% 11% 20% Hohe Wirkung 15% 36% 27% Integration neuer IT-Systeme 11% 24% 43% Personalabbau Outsourcing von Leistungen 23% 50% 15% 56% 11% 40% Mittlere Wirkung 61% 60% 80% Niedrige Wirkung 100% Keine Wirkung Die Zunahme der Verkehre von privaten Schienengüterverkehrsunternehmen hat sich positiv auf die Beschaffung von Lokomotiven durch Privatbahnen ausgewirkt. Viele der befragten Unternehmen rechnen auch in Zukunft mit einer regen Fahrzeugbeschaffung durch private Güterbahnen vor allem bei 4-achsigen Streckendiesellokomotiven und MehrsystemElektrolokomotiven. Ob sich der positive Beschaffungstrend der letzten Jahre fortsetzen kann, ist jedoch stark abhängig von einer zukünftigen signifikanten Steigerung des Marktanteils der Privatbahnen im Schienengüterverkehr, welcher derzeit in dieser Größenordnung nicht erwartet werden kann. Positiv entwickelt haben sich in den letzen Jahren der Ankauf von gebrauchten Schienenfahrzeugen durch private Bahngesellschaften im Güterverkehr und damit der Gebrauchtfahrzeugmarkt für Schienenfahrzeuge. In den kommenden Jahren erwarten die befragten Unternehmen eine weitere Bedeutungszunahme dieses Marktes. Mehr als die Hälfte aller Befragten rechnen mit einer weiteren Bedeutungszunahme bei Diesellokomotiven. Zudem geht mehr als ein Drittel der Unternehmen auch von einer perspektivischen Entwicklung des Gebrauchtmarktes für Elektrolokomotiven aus. Auch das Leasing von Schienenfahrzeugen wird zukünftig weiter an Bedeutung zunehmen. © SCI Verkehr GmbH 0221 931 78-0 www.sci.de -4- gesamt 5 Seiten 02. August 2005 051115 BBB Auswertung III2005.doc Die Bedeutung des Gebrauchtfahrzeugmarktes wird …. im Bereich der Diesellokomotiven generell zunehmen sich auch bei Elektrolokomotiven perspektivisch entwickeln den Kauf von Neufahrzeugen reduzieren (Substitutionspotenzial) sich nur bei Rangierlokomotiven weiter etablieren an Bedeutung wieder abnehmen 0% © SCI Verkehr GmbH 0221 931 78-0 www.sci.de 10% 20% -5- 30% 40% 50% 60% gesamt 5 Seiten 02. August 2005 051115 BBB Auswertung III2005.doc