Netzhautablösung - Augenklinik Essen

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Netzhautablösung
Definition
Eine Netzhautablösung (Amotio retinae, Ablatio retinae) ist eine Trennung der inneren
Anteile der Netzhaut (sensorische Retina) von ihrer Versorgungsschicht (retinales
Pigmentepithel). Im Bereich der Abhebung wird die Netzhaut nicht mehr mit Sauerstoff und
Nährstoffen versorgt, wodurch Funktionsstörungen entstehen.
Die Netzhautablösung kann in ihrer Flächenausdehnung voranschreiten. Erreicht sie das
Sehzentrum (Makula), sinkt die Prognose der Sehschärfe deutlich. Dieses Krankheitsbild
kann ohne sofortige Therapie zur Erblindung führen und stellt daher einen augenärztlichen
Notfall dar.
Ursachen
Im Folgenden sollen die 3 Hauptursachen für Netzhautablösungen dargestellt werden:

Rissbedingte (rhegmatogene) Netzhautablösung
Die Bildung von Netzhautlöchern gilt als häufigste Ursache einer Netzhautablösung. Diese
entstehen meist, wenn sich der Glaskörper von der Netzhautinnenfläche ablöst (hintere
Glaskörperabhebung). Der Altersgipfel liegt hierbei zwischen dem 5. und 7.Lebensjahrzehnt.
Im Durchschnitt weisen etwa 7 % aller Erwachsenen Netzhautlöcher auf. Nicht jedes Loch
führt jedoch zur Netzhautablösung. Nur wenn sich der Glaskörper abhebt, verflüssigt und
diese Flüssigkeit durch das Netzhautloch unter die Netzhaut gelangt, entsteht eine
Netzhautablösung.

Zugbedingte (traktive) Netzhautablösung
Durch Sauerstoffminderversorgung der Netzhaut im Rahmen von Grunderkrankungen wie
Zuckerkrankheit, Gefäßverschlüssen am Augenhintergrund, Netzhauterkrankungen bei
Frühgeborenen oder Verletzungen des Auges sowie bei wiederholten Netzhautablösungen
können Glaskörperstränge entstehen, die durch Schrumpfungsvorgänge eine Zugwirkung auf
die inneren Anteile der Netzhaut entwickeln und diese dadurch abheben können.

Flüssigkeitsbedingte (exsudative) Netzhautablösung
Im Bereich der Netzhaut oder der darunter liegenden Aderhaut können Geschwüre (Tumoren)
wachsen. Diese entstehen direkt im Auge (primäre Tumoren) oder gelangen über das
Blutsystem aus anderen Körperregionen dorthin (Metastasen). Je nach vorliegendem Tumor
ist die Ausschwitzung von Flüssigkeiten unter die Netzhaut mit nachfolgender
Netzhautablösung möglich.
Neben Kombinationen aus oben genannten Punkten zählen zu den weiteren Ursachen der
Netzhautablösungen Augenverletzungen (Traumata) und Entzündungen. Ebenso führt ein
Tumor beim Überschreiten einer bestimmten Größe zur Netzhautablösung (tumorbedingte
Netzhautablösung).
Beschwerden
Die Netzhautablösung kann lange Zeit beschwerdefrei verlaufen. Wenn sich der Glaskörper
von der Netzhautinnenfläche ablöst (hintere Glaskörperabhebung), bemerkt der Patient
Lichtblitze (Photopsien) und schwarze Punkte, die sich bei Blickbewegungen mit bewegen
(Mouches volantes). Infolge der hinteren Glaskörperabhebung können kleine Netzhautgefäße
beschädigt werden. Blutet es hier heraus, nimmt der Patient viele kleine schwarze Pünktchen
wahr, die nach unten absinken (Rußregen). Diese Beschwerden werden bei der rissbedingten
Netzhautablösung wahrgenommen.
Löst sich die Netzhaut ab, ist im betroffenen Areal eine Lichtwahrnehmung nicht mehr
möglich. Es entsteht ein Gesichtsfeldausfall, der sich als –meist zunehmender- Schatten,
Schleier oder Vorhang bemerkbar macht. Erreicht der Prozess die Stelle des schärfsten Sehens
(Makula), kommt es zu einer raschen und deutlichen Sehverschlechterung und zum
Verzerrtsehen.
Behandlungsmöglichkeiten
Ausgedehntere Netzhautablösungen werden üblicherweise in Vollnarkose operativ versorgt.
Unterschieden werden eindellende von nicht-eindellenden Operationsverfahren. Zu den
dellenden Operationsverfahren gehört das Aufbringen einer Silikonplombe von außen auf das
Auge im Bereich des Netzhautloches. Dort führt diese zu einer Eindellung der Augapfelwand
nach innen.
Ein weiteres eindellendes Operationsverfahren stellt das Legen eines Silikonbandes
(Cerclage) um das Auge dar. Durch die Cerclage erfolgt eine ringförmige Eindellung des
Augapfels. Durch den Delleffekt dieser beiden Verfahren wird der Kontakt zwischen den
inneren und äußeren Netzhautanteilen wiederhergestellt und der Zug des Glaskörpers auf die
Netzhaut verringert. Die vorhandenen Netzhautlöcher kommen auf der Plombe bzw. auf der
Cerclage zum Liegen und werden somit abgedichtet. Befindet sich unter der Netzhaut
störende Flüssigkeit wird diese durch einen kleinen Einstich von außen entfernt (Drainage).
Sind Netzhautlöcher vor der Operation nicht auffindbar bzw. zu groß für eindellende
Operations-Verfahren oder liegt eine zugbedingte (traktive) Netzhautablösung vor, erfolgt
eine Operation im Augeninneren. Hierbei wird der den Augapfel ausfüllenden Glaskörper
mittels feinster Instrumente in kleine Teile geschnitten und entfernt (Pars-Plana-Vitrektomie).
Dadurch werden Glaskörperstränge entfernt und Verwachsungen gelöst. Anschließend wird
die Netzhaut wieder zur Anlage gebracht und gegebenenfalls vorliegende Netzhautlöcher
durch Laser-oder Kältebehandlung wieder angeheftet. Der Glaskörper wird durch Gas oder
Silikonöl ersetzt. Anders als bei den eindellenden Verfahren erfolgt durch diese beiden
Substanzen eine Tamponade von innen. Die Netzhaut wird hierbei von innen nach außen
gegen die Aderhaut gedrückt. Während Gas innerhalb von 2-3 Wochen durch den Körper
aufgenommen und gegen Kammerwasser ausgetauscht wird, muss Silikonöl in einem
weiteren operativen Eingriff wieder entfernt werden.
Liegen der Netzhautablösung andere Grunderkrankungen wie ein Tumorleiden oder
Entzündungen zugrunde, erfolgt die Behandlung der Netzhautablösung im Rahmen der
Grunderkrankung.
Zeitpunkt der Behandlung
Beim Auftreten von Blitzen, schwarzen Punkten und Rußregen sollte umgehend ein
Augenarzt aufgesucht werden. Durch eine rechtzeitige Behandlung von Netzhautlöchern kann
die Ablösung der Netzhaut meist verhindert werden.
Liegen der ausgedehnteren Netzhautablösung Netzhautlöcher zugrunde, sollte so schnell wie
möglich operiert werden. Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere, wenn die Stelle
des schärfsten Sehens (Makula) noch nicht abgelöst ist. Ist die Makula bereits abgehoben,
sollte innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage operiert werden.
Besteht die Netzhautablösung schon länger und liegen beispielsweise Verwachsungen oder
Glaskörperstränge vor, ist eine längere Planung der Operation möglich. In jeden Fall sollte
diese jedoch durchgeführt werden, da eine unbehandelte Netzhautablösung zur Erblindung
des Auges mit meist nachfolgender Schrumpfung des Augapfels (Phtisis bulbi) führt.
Risiken und Komplikationen
Trotz einer gelungenen Behandlung der Netzhautablösung bleibt in aller Regel ein
schlechteres Sehvermögen als vor der Netzhautablösung zurück. Ebenfalls beklagen viele
Patienten bleibende Gesichtsfeldausfälle. Zudem kann es nach einer erfolgreichen Therapie
zur erneuten Netzhautablösung kommen. Angepasst an die jeweilige Situation sind dann
weitere Therapiemaßnamen erforderlich.
Silikonöl und Gas fördern die Bildung des Grauen Stars (Cataract), wodurch eine frühere
Linsenoperation notwendig sein kann. Infolge aller Netzhautoperationen ist der Anstieg des
Augeninnendrucks prinzipiell möglich(Sekundärglaukom).
In seltenen Fällen werden die Fremdmaterialien wie Plombe oder Cerclage nicht vertragen
und müssen in einem operativen Eingriff wieder entfernt werden.
Über weitere mögliche Komplikationen werden Sie im Falle einer anstehenden Operation in
unserer Klinik ausführlich aufgeklärt werden.
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