Zur Generierung der Abfolge der Satzglieder im Deutschen

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Gisbert Fanselow
Universität Potsdam
Zur Generierung der Abfolge1 der
Satzglieder im Deutschen
0.
Einleitung
In der Theorie der Syntax hat sich in den letzten Jahren eine „pragmatische Wende“ vollzogen. Die Gliederung von Sätzen unter informationsstrukturellem Gesichtspunkt ist Gegenstand auch der syntaktischen Theoriebildung geworden.
Dies zeigt sich in Modellen, in denen den Trägern informationsstruktureller
Funktionen wie Fokus und Topik besondere strukturelle Positionen im Satz zugewiesen werden (Brody 1990, Rizzi 1997, und für das Deutsche Pili 2000).
Weil semantische Gesichtspunkte in Gestalt der Logischen Form (Chomsky
1981, Hornstein 1984, 1995) ohnedies bei syntaktischen Strukturentscheidungen
eine Rolle spielen, erscheint die zusätzliche Berücksichtigung der Informationsstruktur konsequent. Allerdings führt sie zu syntaktischen Strukturen, deren spezifische Ausgestaltung oft nur theorieintern begründet ist.
In einem alternativen Ansatz würde man die eigentliche Syntax von informationsstrukturellen Merkmalen freihalten, und die Erklärungslast auf die Schnittstelle zwischen Grammatik und Kognition verlagern. Dieser Ansatz erscheint
den Grundgedanken des Minimalismus (Chomsky 1993, 1995) näher und fügt
sich auch gut in eine optimalitätstheoretische Grammatik (Grimshaw 1997) ein,
wenn sie sich besonders (im Sinne von Pesetsky 1998) auf die Schnittstelle von
Phonologie, Syntax und Informationsstruktur konzentriert.
Der vorliegende Aufsatz soll einen Beitrag zur Diskussion dieser beiden Modelle liefern, indem er einige Aspekte der deutschen Wortstellung untersucht.
Favorisieren die Daten eine abstrakte syntaktische Repräsentation, die informationsstrukturelle Unterscheidungen direkt als syntaktische Primitiva kodiert?
Oder sind die Fakten genauso gut oder gar besser vereinbar mit einem Modell
autonomer Syntax, das den Bezug zur Informationsstruktur als Schnittstelleneigenschaft rekonstruiert? Wie komplex ist die deutsche Satzstruktur eigentlich?
Dabei wende ich mich in Abschnitt 1 dem Scrambling zu, und in Abschnitt 2
der Annahme einer ausgezeichneten Topikposition im Mittelfeld. Im ScramblingTeil bemühe ich mich um eine Verbesserung der in Fanselow (2001a) entwickelten Theorie. Abschnitt 2 ist eine Auseinandersetzung mit der in Frey (2000)
begründeten These, es gäbe eine ausgezeichnete Topikposition im deutschen
1
Dieser Aufsatz versucht, einige der Thesen aus meinen Beiträgen zum 30. Linguistenseminar 2002 in Kyoto zusammenzufassen. Den Organisatoren des Seminars und
auch den Teilnehmern bin ich zu sehr großem Dank verpflichtet. Die hier vertretenen
Positionen sind von Diskussion mit Joanna Błaszczak, Damir Cavar, Eva Engels,
Caroline Féry, Werner Frey, Susann Fischer, Hubert Haider, Gereon Müller, Stefan
Müller, Diana Pili, Matthias Schlesewsky, Arthur Stepanov, Ralf Vogel, und Mitsunobu
Yoshida geprägt worden, für die ich mich ebenfalls bedanken will. Die hier zusammengefassten Arbeiten wurden unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(Forschergruppe "Konfligierende Regeln") und vom Deutschen Akademischen
Austauschdienst.
Mittelfeld. In beiden Sektionen werden wir sehen, dass zwischen den konkurrierenden Modellen empirisch nur schwer entschieden werden kann. Die Daten unterstützen aber eine Theorie, die Wortstellungsfreiheit darauf zurückführt, dass
Nominalphrasen in beliebigen Positionen Merkmale des Prädikats/der Prädikate
checken. In dieser Theorie scheinen dann extra ausgezeichnete Topikpositionen
überflüssig
Abschnitt 3 wendet sich der Vorfeldbesetzung zu. Wir werden einem Vorschlag
von Fanselow & Mahajan (1996) folgen und ein Modell entwickeln, das dem von
Bhatt (1999) für das Kashmiri vorgestellte ähnelt: ins Vorfeld wird immer die erste (strukturell höchste) Phrase im Mittelfeld gesetzt, die die unterschiedlichen
informationsstrukturellen und phonologischen Bedingungen erfüllt, die im konkreten Falle mit dem Vorfeld verbunden sind. Auch hier erweist es sich als vorteilhaft, keine ausgezeichneten fixen informationsstrukturellen Positionen zu
postulieren.
1.
Scrambling?
Einflüsse der Informationsstruktur auf die Syntax sind im deutschen Mittelfeld
deutlich erkennbar. Die Akzeptabilität von Satzgliedfolgen ist vom Kontext abhängig (siehe Lenerz 1977, und für experimentelle Befunde Keller 2000). Zunächst werden wir uns der Frage zuwenden, welche Konsequenzen der informationsstrukturelle Einfluss für die Theorie der autonomen Syntax haben sollte
(1.1), und wie man Wortstellungsfreiheit transformationsfrei beschreiben kann
(1.2 und 1.3). Danach werden wir versuchen, diejenigen Faktoren herauszuarbeiten, die Einsichten darüber erlauben sollten, ob Wortstellungsfreiheit ein transformationell zu beschreibendes Phänomen ist oder nicht (1.4 und 1.5). Wir werden dabei zu keinem zwingenden Ergebnis hinsichtlich der Frage „Bewegung
oder nicht?“ kommen, aber argumentieren, dass die Wortstellungsfreiheit im
Deutschen aus der Tatsache resultiert, dass Nominalphrasen in jeder beliebigen
Position im Mittelfeld Merkmale des Prädikats checken können.
1.1 Trigger für Scrambling?
Bekanntlich ist im deutschen Mittelfeld die Stellung der Satzglieder aus autonom-syntaktischer Perspektive ziemlich frei 2 , so dass die Konstituenten (auch)
nach semantischen und informationsstrukturellen Gesichtspunkten angeordnet
werden können. In der generativen Syntax ist diese Konstituentenstellungsfreiheit auf zwei Weisen beschrieben worden. Die meisten Modelle gehen von einer
festen Basiswortstellung aus, die durch die Transformation Scrambling in andere
Abfolgen überführt werden kann (siehe Ross 1967, Mahajan 1990 für
Scrambling, und zum Deutschen u.a. Webelhuth 1985, Fanselow 1988, 1990, G.
Müller & Sternefeld 1993, Meinunger 1995, G. Müller 2000, Pili 2000, Yoshida
2001). Andere haben vorschlagen, alle Abfolgen durch Basisgenerierung/Merge
zu erzeugen (Haider 1986, Bayer & Kornfilt 1994, Fanselow 1993, 2001a). In
diesem und im nachfolgenden Abschnitt soll diskutiert werden, welches Modell
durch welche Daten gestützt ist. Wenden wir uns dabei zuerst
2
Nur Verben und Konjunktionen sind stellungsfest, sowie Elemente wie schwachtonige
Pronomina in der Wackernagelposition, deren Stellung mit Bezug auf Verben/ Konjunktionen festgelegt ist.
transformationellen Ansätzen zu
Welche Form nimmt Scrambling in einem restriktiven Grammatikmodell wie
dem minimalistischen Programm an? In Scrambling-Ansätzen wird (1b) aus (1a)
durch Voranstellung der kursiv gesetzten Phrase abgeleitet. Man geht davon aus,
dass nur eine der Mittelfeldabfolgen basisgeneriert ist (Subjekt > Indirektes
Objekt > Direktes Objekt > Präpositionalobjekt, cf. etwa Lenerz 1977).
(1)
a. dass die Polizei gestern einen Studenten verhaftet hat
b. dass die Polizei einen Studenten i gestern t i verhaftet hat
Voranstellungsoperationen wie in (1b) können nur dann stattfinden, wenn ein
zwingender grammatischer Grund für ihre Anwendung vorliegt. Dies ist eine der
fundamentalen Annahmen von Chomsky (1995); in der Optimalitätstheorie hat
ein Prinzip wie S TAY ! (Grimshaw 1997) einen vergleichbaren Effekt. Phrasen
werden nur dann von einer Position in eine andere bewegt, wenn dies zur Erfüllung eines grammatischen Gesetzes unvermeidbar ist.
Nun ist aber ein Satz mit Normalwortstellung wie (1a) immer grammatisch,
d.h., für das Scrambling in (1b) liegt aus rein syntaxbezogener Sicht kein zwingender Grund vor. Daher sollte die Transformation eigentlich unterbleiben. Wie
kann die Tatsache, dass die Transformation von (1a) in (1b) offenkundig möglich
ist, mit den aktuellen syntaktischen Theorien kompatibel gemacht werden? Eine
Möglichkeit scheint in der Annahme zu bestehen, dass die informationsstrukturelle Gliederung des Satzes auch syntaxtheoretisch gesehen den Faktor darstellt,
auf Grund dessen Scrambling ausgeführt wird. Wie wir sehen werden, kann eine
streng minimalistische Syntax den Zusammenhang zwischen Stellung und Informationsstruktur nicht beschreiben, wenn sie ihn in direkter Weise über Bewegung herzustellen versucht. Für die OT-Syntax ergibt sich keine vergleichbare
Schlussfolgerung.
In einem simplen -und inkorrekten- Ansatz könnten XPs mit Merkmalen wie
[+topic] oder [+fokus] versehen werden. Um diese Merkmale zu überprüfen (zu
checken) müssten sich die XPs in einigen Sprachen in bestimmte Satzpositionen
bewegen. Das gravierendste Problem für dieses Modell liegt darin, dass gescrambelte Phrasen gar nicht immer in informationsstrukturell definierbare
Positionen gestellt werden. Wie de Hoop (1992) bemerkt, hat (1b) (bzw. seine
niederländische Entsprechung) eine Lesart, in welcher der informationsstrukturelle Effekt der Umstellung des Objekts in der Fokussierung des Verbs
besteht. Die bewegte Phrase einen Studenten wird also nicht verschoben, um
eine eigene informationsstrukturelle Funktion zu realisieren, sondern sie wird
vorangestellt, damit eine andere Phrase eine informationsstrukturelle Funktion
übernehmen kann. Dies kann mit der simplen Sichtweise „Scrambling zum
Zweck des Checkens informationsstruktureller Merkmale“ offensichtlich nicht
erfasst werden.
Auch Rosengren (1993) hat bezogen auf eine detaillierte Korpusstudie nachgewiesen, dass Scrambling im Deutschen häufig eine negative Funktion hat: eine
XP wird versetzt, damit sie nicht (Teil des) Fokus ist, sie erwirbt selbst keine informationsstrukturelle Funktion. Krifka (1998) zeigt schließlich mit Bezug auf
Quantorenskopusdaten des Deutschen, dass Satzanalysen erforderlich sind, in
denen eine Phrase versetzt wird, um einer anderen Phrase die Übernahme der
Fokusfunktion zu ermöglichen.
Mit anderen Worten: aus informationsstruktureller Sicht vollzieht einen Studenten in (1b) eine "altruistische" Bewegung. Die Bewegung kann nicht der
Überprüfung/dem Checking von informationsstrukturellen Merkmalen dienen,
die mit der bewegten Phrase oder der Landeposition selbst in Verbindung
3
gebracht werden können .
Aus minimalistischer Sicht ist dies Resultat erwartet. Im minimalistischen
Programm (Chomsky 1995) sind overte Bewegungen nur erlaubt, wenn sie der
Überprüfung (dem Checking) von nicht interpretierbaren kategorialen Merkmale
dienen. Merkmale wie Fokus und Topik besitzen aber eine Deutung und sind
nicht kategorial, und können daher keine overte Bewegung auslösen. Will man
Scrambling minimalistisch beschreiben, so muss die gescrambelte Phrase sich in
die Specifierposition einer Phrase bewegen, deren Kopf Z ein korrespondierendes nicht-interpretierbares Merkmal aufweist. Nach guter minimalistischer Tradition kann man dieses nicht-interpretierbare Merkmal einfach mit dem "EPPMerkmal" D identifizieren, das DPs anziehen kann.
(2)
dass die Polizei [ Z P [einen Studenten [gestern t verhaftet hat] Z]
Die Redeweise, dass die Bewegung von X dem Checken von informationsstrukturellen oder Kasusmerkmalen dient, kann dann wie folgt rekonstruiert werden.
Der Kopf K, der X anzieht, besitzt ein (starkes) kategoriales EPP-Merkmal D,
das gecheckt werden muss und die Bewegung von X auslöst. X wird der
Specifier von K, und muss daher in allen Merkmalen mit K übereinstimmen. K
checkt also, in etwas anderer Sicht, alle grammatischen Merkmale von X. Hat X
nun Kasusmerkmale oder informationsstrukturelle Merkmale, so werden diese
bei Bewegung in die Specifierposition von K potenziell gecheckt. In diesem
Sinne „dient“ Bewegung dem Checken entsprechender Merkmale, ohne dass
diese die Bewegung auslösen (dies kann nur das EPP-Merkmal).
Die Überlegungen zur informationsstrukturell altruistischen Bewegung in (1b)
implizieren, dass auch in diesem indirekten Sinne Scrambling nicht immer dem
Überprüfen von informationsstrukturellen Merkmalen dienen kann. Will man
dem Scrambling auslösenden Kopf Z einen konstanten Merkmalsgehalt
zuschreiben, dann kann es sich dabei nicht um informationsstrukturelle
Merkmale handeln. Vermutlich ist die beste Analyse von Z die eines Kasuskongruenzkopfes (siehe Mahajan 1990). In jedem Falle kann der informationsstrukturelle Effekt von Scrambling nicht durch die Merkmale beschrieben werden, die
Scrambling syntaxtheoretisch gesehen auslösen.
Die informationsstrukturelle Gliederung muss folglich von der Oberflächenstruktur her bestimmt werden. Diese Konklusion ist deswegen wichtig, weil sie
3
Der Schluss wäre ungültig, wenn die Studenten in (1b) die Merkmale [-foc, -top]
besitzt, und es sich bewegt, um diese negativen informationsstrukturellen Merkmale zu
checken. In solch einem Modell ist aber der Bezug zwischen Bewegung und Informationsstruktur nur mehr technisch und nicht mehr inhaltlich gegeben, da die Spezifikation [-top, -foc] ja gerade die Abwesenheit jeglicher informationsstrukturellen
Funktion signalisiert.
beinhaltet, dass die Unterscheidung zwischen „normaler“ und markierter Wortstellung eine ist, die relativ zu Oberflächenkonstellationen berechnet wird. Wie
diese Konstellationen selbst entstehen, ist unerheblich - die an der Berechung
der Oberflächenstruktur beteiligten Prozesse haben per se keine informationsstrukturelle Funktion, Die in der Oberflächenstruktur - z. B. durch Scrambling etablierten- Konfigurationen sind entscheidend für die Bestimmung der Satzteile,
die als fokal oder als topikal interpretiert werden können. Die Oberflächenstruktur kann beispielsweise der Input der Berechung der Phrasierung des Satzes
sein, aus welcher sich dann die informationsstrukturelle Gliederung bestimmen
lässt.
Optimalitätstheoretische Modelle sind flexibler, und selbst informationsstrukturell altruistische Bewegungen können in einer OT-Syntax informationsstrukturell ausgelöst sein. Wenn ein Constraint verlangt, dass fokussierte XPs so weit
wie möglich rechts im Satz stehen, dann kann dieses Prinzip erzwingen, dass
eine YP vor die fokussierte XP gestellt wird, auch dann, wenn YP informationsstrukturell nicht ausgezeichnet ist. Siehe etwa Samek-Lodovici (2002) für den
Zusammenhang von Prosodie, Informationsstruktur und Wortstellung aus
optimalitätstheoretischer Sicht.
1.2 Gesetze der Basisgenerierung
Im vorigen Abschnitt haben wir mit Bezug auf (1b) argumentiert, dass im minimalistischen Programm informationsstrukturelle Unterscheidungen die Anwendung syntaktischer Regeln nicht im strengen Sinne steuern können. Die informationsstrukturelle Gliederung muss Eigenschaften der Oberflächenstruktur berücksichtigen, so wie in optimalitätstheoretischen Beschreibungsmodellen. Ein
Bezug auf die Oberflächenstruktur steht natürlich auch Ansätzen offen, die
Wortstellungsfreiheit nicht als transformationell bedingt ansehen. Wir wollen in
diesem und im nächsten Abschnitt darstellen, welche Form eine Basisgenerierungstheorie annehmen sollte, und wie sie die informationsstrukturellen Unterschiede von normaler und markierter Wortstellung erklärt.
Will man im Prinzip alle Satzgliedfolgen durch Basisgenerierung (durch die
Operation Merge) erzeugen, so muss man sicher stellen, dass die NPs in (3)
unabhängig von ihrer strukturellen Position die korrekte thematische Rolle zugewiesen bekommen. Den Schokoriegel ist inhaltliches Objekt des Klauens, unabhängig davon, wo die Phrase im Strukturbaum eingesetzt wird. Offensichtlich
können dies herkömmliche, strukturbezogene Modelle der Zuweisung von
thematischen Rollen (Chomsky 1981, 1995) nicht leisten.
(3)
a. dass [der Professor [dem Kind [den Schokoriegel klaute]]]
b. dass [der Professor [den Schokoriegel [dem Kind klaute]]]
c. dass [den Schokoriegel [der Professor [dem Kind klaute]]]
Wir haben in Fanselow (2001a) einen anderen Weg der Zuweisung thematischer
Rollen vorgeschlagen, den wir hier modifizieren. Der Grundgedanke besteht darin, dass die Zuweisung von thematischen Rollen durch das Checken von forma4
len Merkmalen vermittelt wird . Konkret nehmen wir an, dass die Argumente ei4
Auch Boškovič & Takahashi (1998) verknüpfen die Zuweisung thematischer Rollen
nes Prädikats hierarchisch wie in (4a) geordnet sind:
(4)
a. klauen <Agens, <Ziel, <Thema>>>
Wird ein Prädikat aus dem Lexikon in die Numeration eines Satzes aufgenommen, so wird –relativ zu einer Theorie der Canonical Structural Representations
(CSR, Chomsky 1986a) jede Argumentposition mit einer Menge von syntak5
tischen Merkmalen verbunden . Diese Merkmale muss eine XP auch besitzen,
wenn sie in eine Checking-Relation mit dem Prädikat bezogen auf die einschlägige Argumentposition treten will. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass
auch strukturelle Kasus zu diesen Merkmalen gehören. Für (4a) ergibt sich also
etwa (4b), nachdem die CSR-Theorie appliziert wurde.
(4)
b. klauen <{D, nom 3sg}, <{D, dat, 3sg}, <{D, acc, 3sg}>>>
Eine XP erhält von P die thematische Rolle T, wenn XP mit P in eine CheckingRelation eintritt für die Merkmale, die der thematischen Rolle T im Sinne von
(4b) entsprechen. Checking setzt voraus, dass die beteiligten Kategorien in allen
grammatischen Merkmalen übereinstimmen. Also kann die Theta-Rolle T genau
an die XPs zugewiesen werden, die die Merkmale (z.B. einen bestimmten Kasus)
besitzen, die nach (4b) der thematischen Rolle entsprechen. Wo die XP durch
Merge in den Strukturbaum eingefügt wird, und in welcher Reihenfolge die thematischen Rollen gecheckt werden, ist dabei im Prinzip irrelevant 6 .
Diese Sicht der Zuweisung thematischer Rollen setzt voraus, dass man Lokalitätsbedingungen für das Checken formaler Merkmale (und indirekt damit für die
Zuweisung der thematischen Rollen) entwickeln kann. Offensichtlich kann eine
XP ein korrespondierendes Merkmalsbündel eines Prädikats Pr zumindest dann
checken, wenn XP von einer Projektion von Pr unmittelbar dominiert wird. Die
unmittelbaren Bestandteile der VP können daher von V thematische Rollen erhalten. Das betrifft auch das Subjekt. Daten wie (5) und (6) legen nahe, dass
Subjekte im Deutschen als Teil der VP basisgeneriert werden können– sofern
man annimmt, dass Partikeln wie ja wohl oder denn die VP Grenze markieren
(Diesing 1992), oder dass sich im Vorfeld in (6) eine VP befindet (Haider 1990,
Fanselow 2002a).
(5)
(6)
weil ja wohl jeder einen Fehler machen kann
hat denn niemand den Fehler bemerkt?
hat gestern niemand einen Fehler bemerkt?
[Häuser gebrannt] haben hier noch nie
mit Merkmalschecken. In ihrem Ansatz wird aber ein Theta-Merkmal gecheckt.
5
Ausnahmekasus oder Präpositionalobjekte sind natürlich als solche bereits im
Lexikon vermerkt, und werden nicht durch die CSR-Regeln bestimmt. Siehe Blume
(1998, 2000) für systematische Aspekte der Ausnahmekasus im Deutschen.
6
Welche Konsequenzen dieses Modell für Sprachen mit fester Wortstellung und für
polysynthetische Sprachen hat, habe ich in Fanselow (2001a) detailliert beschrieben, so
dass hier nicht näher darauf eingegangen wird.
[Mädchen geküsst] haben ihn noch nie
[ein Mädchen geküsst] hat hier schon öfter wen
[ein Mädchen küssen] würde diesen Widerling bestimmt nie!
Es gilt also mindestens: wenn XP an Y(P) durch Merge angefügt wird, so kann
XP eine thematische Rolle von Y erhalten. Die thematischen Rollen können in
beliebiger Reihenfolge durch Checking zugewiesen werden, so dass für KoArgumente eines Prädikats alle Abfolgen durch Merge erzeugt werden können.
Wenn für das Mittelfeld keine Umstellung durch Scrambling oder eine vergleichbare Transformation existiert, dann muss auch die Wortstellung in der Kohärenzkonstruktion (7) basisgeneriert sein. Hier stellt die Agnes semantisch ein
Argument von anzusprechen dar, obwohl es im Matrixsatz gemergt wurde. D.h.,
eine Phrase im Matrixsatz wie die Agnes muss in der Lage sein, z. B. das Akkusativ-und D-Merkmal des Verbs im Komplement einer kohärenten Konstruktion
(anzusprechen) zu checken, damit diese Phrase die thematische Rolle vom Komplementsatzverb bekommt. Als Mindestvoraussetzung kann man eine Bedingung
wie (8) annehmen (siehe auch unten), die das Checken von Theta-Merkmalen regelt. Sie ist in (3) und (7) erfüllt: die NP c-kommandiert das Verb.
(7)
(8)
dass die Agnes [niemand [[ I P PRO auf Polnisch anzusprechen] wagte]]
XP kann die Merkmale von Pr nur dann checken, wenn XP Pr ckommandiert.
Weiter sagt (8) korrekt vorher, dass in einer kohärenten Konstruktion ein Argument des Matrixverbs nicht im Komplementsatz gemergt werden kann. Betrachten wir hier die Beispiele (9) und (10), die mit den kohärenten Verben versprechen und empfehlen konstruiert sind. Die Komplementsatzverben erlauben
kein Dativobjekt, so dass der Agnes nur als Matrixsatzobjekt verstanden werden
kann. Die Kontraste zwischen (9b-d) und (10b-d) belegen, dass man Objekte des
Matrixverbs auch bei kohärenten Konstruktionen nicht in den Komplementsatz
einsetzen kann, Die b-Beispiele zeigen zunächst, dass per se nichts gegen die
Voranstellung des Infinitivkomplements der Kohärenzkonstruktion spricht.
Könnte man nun der Agnes auch in den Infinitivsatz einsetzen, so müssten
(9,10c) grammatisch sein, was aber nicht zutrifft. (9,10d) belegen schließlich,
dass die Voranstellung von der Agnes nicht als solche verboten ist. Sofern auch
das Matrixhauptverb im Vorfeld erscheint, so dass die Vorfeldkonstituente als
Matrix-VP analysiert werden kann, ist die Konstruktion wohlgeformt.
(9)
a.
b.
c.
d.
(10) a.
b.
c.
dass er der Agnes rechtzeitig einzutreffen versprochen hatte
rechtzeitig einzutreffen hatte er der Agnes versprochen
?*[der Agnes rechtzeitig einzutreffen] hatte er versprochen
[der Agnes [[rechtzeitig einzutreffen] versprochen]]] hatte er nicht
dass er der Agnes Polnisch zu lernen empfahl
Polnisch zu lernen hatte er der Agnes empfohlen
*der Agnes Polnisch zu lernen hatte er empfohlen
d. der Agnes Polnisch zu lernen empfehlen würde er nie
Ein thematisch zum Matrixsatz gehörendes Element darf also nicht in einen Nebensatz eingesetzt werden. Dies ist durch (8) vorhergesagt. In der Struktur [[der
Agnes Polnisch zu lernen] empfehlen] c-kommandiert die Dativ-Nominalphrase
das Verb empfehlen nicht. Der Agnes kann also den Dativkasus nicht checken,
und verletzt daher z. B. das Theta-Kriterium, weil die Zuweisung von thematischen Rollen an das Vorliegen einer Checking-Relation mit dem Prädikat
gebunden ist.
Selbstverständlich stellt (8) keine hinreichende Bedingung für die Etablierung
einer Checking-Relation zwischen XP und Prädikat dar. XP kann z. B. keine
Merkmale checken, die tiefer in einer Nominalphrase oder tiefer in einem finiten
Satz (siehe (11)) eingebettet sind.
(11) *dass Małgosia die Agnes dachte dass sie loben muss
Dagegen kann, wie (7) zeigte, eine XP aus dem Matrixsatz mit Merkmalen des
Verbs eines Infinitivkomplements interagieren, so dass sie eine thematische Rolle
des Nebensatzverbs empfangen kann. Cook (2001) legt nahe, dass die Distinktion zwischen „durchlässigen“ und „undurchlässigen“ Infinitiven dabei nicht
strukturell, sondern nur mit Bezug auf die Informationsstruktur gezogen werden
kann. Sie sollte also nicht in den syntaktischen Bedingungen für das
Merkmalschecking kodiert werden,
Die Generalisierungen lassen sich wie folgt herleiten 7 . Erstens gehen wir davon aus, dass XP Merkmale von Z checken kann, wenn XP mit einer Projektion
von Z durch Merge verbunden wird. Also kann XP nur dann eine thematische
Rolle von Z erhalten, wenn XP Z c-kommandiert 8 . Weiter folgen wir Chomsky
(1995) in der Annahme, dass ein nach Z inkorporierter Kopf W ein „sublabel“
von Z darstellt, dessen Merkmale ebenfalls für das Checking zugänglich sind,
wenn XP mit einer Projektion von Z in eine Merge-Relation tritt. Daraus folgt,
dass XP eine thematische Rolle von genau den Köpfen R erhalten kann, die mittelbar oder unmittelbar in den Kopf K inkorporiert wurden, an dessen Projektion
XP durch Merge angefügt wird, oder aber von K selbst. Aus den Beschränkungen
für Inkorporationsbeziehungen ergeben sich dann die Einschränkung der Zuweisung thematischer Rollen. Ein Argument eines Nebensatzverbs kann nur
dann in Matrixsatz auftreten (dort gemergt werden), wenn das
Nebensatzverb in das Matrixverb inkorporiert ist. Dass das resultierende
System für die Anordnung zweier Argumente A und B dieselben Vorhersagen wie
eine Bewegungstheorie macht, ist in Fanselow (2001a) gezeigt.
1.3 Basisgenerierung und Normalwortstellung
Wenn man den in 1.2 vorgestellten Ansatz um die Annahme erweitert, dass jeder
Kopf maximal eine thematische Rolle zuweist, wenn also - wie im minimalistischen Programm üblich - das verbale Prädikat eines Satzes als strukturell kom7
Wir weichen hier von Fanselow (2001a) ab.
Das setzt voraus, dass die thematische Rolle von XP zum Zeitpunkt des Mergens
etabliert werden muss, und XP nicht durch spätere Bewegung eine thematische Rolle
erhalten kann. In Abweichung von Fanselow (2001a) schließen wir uns dieser
Standardannahme an.
8
plexe Entität behandelt wird, so ergibt sich eine wichtige Konsequenz für die Identifikation von Normalwortstellung.
Betrachten wir hierfür erneut Daten wie in (12). Nur in (12a) liegt
„Normalwortstellung“ und „normale“ Betonung vor. Auf den ersten Blick haben
Bewegungstheorien gegenüber Basisgenerierungsmodellen den Vorteil, dass sie
dies beschreiben können. Der zweite Blick lehrt aber, dass das in 1.2 vorgestellte Modell in dieser Hinsicht genauso leistungsfähig ist wie ein
Scrambling-Ansatz.
(12) a. dass Sassi damals einen Pullover verlor
b. dass Sassi einen Pullover damals verlor
c. dass einen Pullover damals Sassi verlor
In einer Scrambling-Theorie hat die VP in (12a) die Struktur (13a), und die VP
in (12b) die Struktur (13b). Dabei ist einen Pullover in (13a) die erste Schwester
des Kopfes der VP, während diese Position in (13b) von einer Spur, einer phonetisch nicht realisierbaren Kategorie, eingenommen wird.
(13) a. [ V P damals [einen Pullover verlor]]
b. [ V P einen Pullover [ V P damals [ t verlor]]]
Aus verschiedenen Theorien der Normalbetonung (Cinque 1993, Truckenbrodt
1999, Samek-Lodovici 2002) folgt, dass die Akzentuierung des präverbalen Elements nur dann zu „normaler Betonung“ und zu einer pragmatisch unmarkierten
Struktur, einem Satz mit neutraler Informationsstruktur führt, wenn das präverbale Element gleichzeitig die tiefste Position in der Satzstruktur einnimmt.
Daher kann nur einen Pullover in (13a), aber weder einen Pullover noch damals
in (13b) einen neutralen Satzakzent tragen – die tiefste Satzposition nimmt ja
die (unbetonbare) Spur ein. Damit ist ein erheblicher Teil der Erklärung des informationsstrukturellen Unterschiedes zwischen (13a) und (13b) geleistet (wenn
sichergestellt ist, dass auch die Betonung des Verbs nicht als Normalbetonung
gewertet werden kann).
In einem Basisgenerierungsansatz scheint der strukturelle Unterschied zwischen (13a) und (13b) verloren zu gehen, da er nicht von der Existenz von Argumentspuren im Mittelfeld ausgeht. Dies ist aber nicht unbedingt gleichbedeutend
damit, dass (13a) und (13b) dieselbe Struktur aufweisen. Folgt man nämlich der
minimalistischen Annahme, dass das verbale Prädikat strukturell komplex ist,
und nimmt man die Gültigkeit von (8) an, so ergeben sich die Strukturen in
(14a) und (14b). Dabei weist V die thematische Rolle des Objekts, und v die des
Subjekts zu. Sassi kann dabei als Argument von v nicht bereits in VP, die
Projektion von V, eingesetzt werden, weil es zum Erwerb der Agensrolle v ckommandieren muss. Daher nimmt das Subjekt in diesem Ansatz genau dieselbe
Position ein, die es in einer Scrambling-Theorie hätte. Der strukturelle Unterschied zwischen Sätzen mit Normalwortstellung und solchen mit markierter
Wortstellung wird in beiden Theorien ähnlich kodiert.
Übrigens gilt auch: wenn das lexikalische Verb nach v bewegt werden muss,
dann nimmt, wie (14c) zeigt, bei Objekt-Subjekt-Abfolge die Spur des le-
xikalischen Verbs, und damit wieder eine unbetonbare Kategorie, die tiefste
Satzposition ein. Ein neutraler Satzakzent kann daher nicht vergeben werden.
(14) a. [ v P Sassi [ V P einen Pullover verlor]] v]
b. [ v P einen Pullover [ v P Sassi [ V P [verlor]] v]
c. [ v P einen Pullover [ v P Sassi [ V P [t i ]] verlor i ]
In einer Basisgenerierungstheorie werden also ähnliche strukturelle Differenzierungen vorhergesagt wie in einem Scrambling-Modell. Der Kontrast zwischen
(12a) und (12c) ist erfasst: nur bei Normalwortstellung steht ein Argument des
Verbs in der tiefsten strukturellen Position des Satzes.
Für (12b) müssen wir aber auch garantieren, dass das Adverb damals nicht in
die tiefste Position in VP gesetzt wird, und dann den neutralen Satzakzent erhält.
Adjunkte und Argumente bei der Akzentzuweisung strukturell unterschiedlich zu
behandeln, ist aber unabhängig von (12) und unabhängig von der ScramblingDiskussion geboten, weil viele Adjunkte keinen neutralen Satzakzent erhalten
können. Dies illustriert etwa (15): die Betonung des präverbalen Adjunkts kann
nur engen, nicht aber weiten Fokus ausdrücken.
(15) Was gibt’s Neues?
a.
Sassi hat gestern VERSCHLAFEN
b.
#Sassi hat GESTERN verschlafen
Dieses Problem tritt in Scrambling- und Basisgenerierungstheorie gleichermaßen
auf, da keine von beiden in (15) eine Spur zwischen gestern und verschlafen annehmen würde. Wenn man –entgegen den Annahmen von Chomsky (1995), aber
mit Truckenbrodt (1999) oder Samek-Lodovici (2002)- die Sequenz aV entweder
als (16a) oder (16b) analysieren kann, so kann das unterschiedliche Betonungsverhalten von Adjunkten (16b) und Argumenten (16a) strukturell erfasst werden.
(16) a. [ V P a V]
b. [ V P a [ V P V]]
Eine Alternative zu so einer strukturellen Lösung besteht darin, semantische Parameter bei der Berechnung des neutralen Satzakzents zu berücksichtigen. Weder
bei dieser Lösung noch bei (16) ist der Unterschied von Basisgenerierung und
Scrambling von Bedeutung.
Eine Entscheidung zwischen den zwei Akzentuierungstheorien wird Fakten
wie in (17) (alle Beispiele mit neutralem Satzakzent) zu berücksichtigen haben.
Das
Ergebnis
wird
aber
weder
Basisgenerierungstheorien
noch
Scramblingansätze favorisieren.
(17) Was war los?
a. Sassi hat den Pullover unter den T ISCH geschmissen
b. Kerstin hat in der S PARKASSENAKADEMIE übernachtet
c. Er hat sie verlegen AN gelächelt
d. dass Kai den ganzen Tag für K ERSTIN arbeitete
1.4. Bewegungsdiagnostika: Inseln
Die in 1.3. thematisierte Frage, ob die verschiedenen Konstituentenstellungen in
Sprachen mit flexibler Serialisierung basisgeneriert werden können, oder ob sie
die Anwendung einer Transformation involvieren, war von Anfang an
Gegenstand der syntaktischen Diskussion. In den achtziger Jahren hat sie unter
Namen "Konfigurationalitätsproblematik" sogar eine prominente Rolle in der
Syntaxforschung gespielt (siehe zum Deutschen etwa Webelhuth 1985, Haider
1986, Fanselow 1987). Wie wir in diesem Abschnitt erkennen werden, ist es sehr
schwierig, eine empirisch motivierte Entscheidung zwischen den beiden Modellen herbeizuführen.
Die Frage, ob sich eine Phrase in einer abgeleiteten oder einer basisgenerierten Position befindet, lässt sich im Prinzip mit Bezug auf mehrere Datenbereiche
beantworten. Erstens sollten sich in der abgeleiteten Position andere Inseleigenschaften für Extraktion ergeben als in einer Basisposition (der "Freezing"Effekt, siehe auch G. Müller 1998), zweitens sollte man bei Bewegung
Stranding-Phänomene und parasitic gaps beobachten, drittens erwartet man
typische spurbezogene Eigenschaften (Skopusrekonstruktion) nur in einem
Bewegungsansatz, viertens können sich Bewegungspositionen von basisgenerierten bindungstheoretisch unterscheiden. In der Regel erhält man aber beim
Versuch, mit Bezug auf diese Vorhersagen eine Scramblinganalyse zu
untermauern oder zurückzuweisen, nur unbefriedigende Resultate. Dies
illustriert etwa das Beispiel des Inselstatus eines Objekts im Deutschen.
Die Theorien über Bewegung und Inseln für Bewegung, die in den achtziger
Jahren (siehe etwa Chomsky 1986b) entwickelt wurden, machten zumeist die
Vorhersage, dass sich direkte Objekte von Subjekten bei der Bewegung von
Phrasen unterscheiden. Aus direkten Objekten kann Material vorangestellt
werden, nicht aber aus Subjekten:
(18) a. who did you see a picture of _?
b. *who did a picture of _ please you?
c. *who was a picture of _ given to Mary
An (18c) erkennt man, dass nicht die tiefenstrukturelle Position einer Phrase,
sondern ihre oberflächliche Position über die Wohlgeformtheit von Bewegung
entscheidet: ein Oberflächensubjekt erlaubt keine Extraktion, selbst wenn es
sich bei ihm um ein tiefenstrukturelles Objekt handelt. Daher machen die Extraktionstheorien auch die Vorhersage, dass Objekte nur in ihrer kanonischen
9
Position für Bewegung durchlässig sind . In einer Scrambling-Sprache erwartet
man also, dass nur aus ungescrambleten Objekten herausbewegt werden kann.
Der Kontrast in (19) scheint diese Vermutung zu bestätigen, und Evidenz für die
Scrambling-Analyse darzustellen.
9
Beispielsweise ist nach Chomsky (1986b) eine Phrase (außer IP) eine Barriere für
Bewegung, wenn sie nicht l-markiert ist. L-markiert kann eine XP nur sein, wenn sie
die Schwester eines lexikalischen Kopfes ist. In gescrambelter Position ist XP aber
niemals Schwester einer lexikalischen Kategorie
(19) a. auf welche Frage hat der Gereon [die Antwort t] vergessen
b. ??auf welche Frage hat die Antwort der Gereon vergessen
Diese Überlegung ist aber in mehrfacher Hinsicht problematisch. Erstens setzt
sie voraus, dass Inselstatus für Bewegung im Deutschen ähnlich streng an Konfigurationen gebunden ist wie im Englischen. Dies wäre aber nur dann gegeben,
wenn für die Subjekte transitiver und unergativer Verben strikter Inselstatus für
Bewegung festgestellt werden kann. Das ist aber schon von Haider (1986)
berechtigterweise in Abrede gestellt worden:
(20) a. zu welchem Thema hat ihn [eine Frage _ ] in Verlegenheit gebracht
b. von wem hat dich [der Vater _] angerufen, und von wem die Mutter?
Ob eine Phrase für Bewegung durchlässig ist oder nicht, scheint viel eher von
informationsstrukturellen Faktoren selber abzuhängen. Dies ergibt sich einerseits z. B. aus den Ergebnissen der Arbeiten von Erteschik-Shir (1973, 1997)
– eine Phrase, aus der bewegt werden kann, muss im Fokus stehen können. Dementsprechend haben etwa De Kuthy (2000) oder Cook (2001) mit Bezug auf
empirisches Material nachgewiesen, dass diese informationsstrukturelle
Bedingtheit für „Extraktion“ im Deutschen tatsächlich vorliegt. Wenn Subjekte
oftmals als Extraktionsbarrieren erscheinen, so liegt dies daran, dass sie in
normalen Kontexten seltener im Fokus stehen als Objekte. Dementsprechend ist
auch die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, dass der degradierte Status
von vorangestellten Objekten wie in (19b) sich einfach daraus ergibt, dass
Voranstellung typischerweise mit Defokussierung verbunden ist. Also erfüllen
vorangestellte Objekte nur selten die Bedingung für Extraktionsdurchlässigkeit –
nämlich zum Fokus zu gehören. Konstruiert man die Beispiele aber
entsprechend, so erkennt man, dass im Deutschen keine strukturellen
Freezingeffekte (in der relevanten Domäne) identifiziert werden können (siehe
Fanselow 2001a)
(21) über welches Thema würde [solch einen Artikel t] selbst der Hubert nicht
in die Zeitung setzen
Erschwerend kommt hinzu, dass nach De Kuthy (2000) die Annahme nicht korrekt ist, dass die PPs in (19) – (21) aus der NP extrahiert wurden (siehe auch
Horn 1975, Fanselow 1987, 1991). Insofern können Daten wie (19) – (21) nichts
über die Inselnatur von unterschiedlichen Positionen für Argumente besagen.
Auch bei der NP-Spaltung in (22a), der Extraktion aus einem Infinitiv in (22b),
und –bei angemessener Phrasierung- auch bei der Extraktion aus einem dassSatz ergeben sich aber im Deutschen keine Subjektinseleffekte. Dann kann aber
Inselstatus im Deutschen nicht konfigurational bedingt sein. Es ist also wenig
wahrscheinlich, dass mit Bezug auf Extraktionsinseln für oder gegen eine
Scramblinganalyse argumentiert werden könnte.
( 22) a. Arbeiter gewählt haben die SPD schon viele
b. wen würde küssen zu müssen Dich in Verlegenheit bringen?
c. wen hat dass Du küssen wolltest Dich wirklich in Schwierigkeiten
gebracht
Zu ähnlichen Schlüssen kommt man, wenn man direktere Evidenz für Bewegung
überprüft. Das habe ich in Fanselow (2001a) für scheinbare parasitic gap Konstruktionen wie (23) und für scheinbare Strandingfälle wie (24) gezeigt: bei genauer Analyse erweist sich, dass die Konstruktionen anders, nämlich als Pseudokoordination bzw. als Adverbfälle zu deuten sind. Argumente im Kontext der
Scrambling-Debatte können nicht formuliert werden.
(23) dass er Maria ohne e anzuschauen t geküsst hat
(24) dass er die Männer gestern beide beleidigt hatte
1.5 Adjunkte und Bindung
Aus den in 1.4 behandelten Daten können keine Gründe für eine Entscheidung
für oder gegen Scrambling abgeleitet werden. Der Basisgenerierungsansatz
macht aber eine wichtige und korrekte Vorhersage: an der Wortstellungsfreiheit
können in entscheidenden Konstellationen nur Argumente, nicht aber Adjunkte,
teilnehmen..
Den Unterschied zwischen Argumenten und Adjunkten bezüglich der Stellungsfreiheit kann man nicht in einfachen Sätzen, wohl aber mit der
Kohärenzkonstruktion, veranschaulichen. Im einfachen Satz nehmen, wie (25)
zeigt, Adjunkte an der Stellungsfreiheit genauso teil wie Argumente.
(25) a. dass Susann gestern die Sitzungsleitung übernahm
b. dass gestern Susann die Sitzungsleitung übernahm
c. dass Susann die Sitzungsleitung gestern übernahm
Den Adjunkten entsprechen keine formalen Merkmale des Prädikats, das sie modifizieren. Entweder gilt, dass sie Specifier von funktionalen Köpfen oberhalb
der VP sind (Alexiadou 1997 Cinque 1999), oder man nimmt an, dass sie an die
Projektion adjungiert werden, die sie semantisch modifizieren (Ernst 2001, Engels 2002). Hier schließen wir uns letzterer Sichtweise an, ohne dass dies für die
Gültigkeit der nachfolgenden Überlegungen von Bedeutung wäre.
Die (relative) Wortstellungsfreiheit von Adjunkten resultiert dann aus der Tatsache, dass oft keine strikten Restriktionen darüber vorliegen, in welcher Reihenfolge die Adjunkte relativ zu den Argumenten an die Projektion des Prädikats
angefügt werden. Die unterschiedlichen Adverbtypen stellen zwar unterschiedliche Anforderungen an den semantischen Typ der XP, an die sie angefügt
werden. Häufig erfüllen aber mehrere Projektionen über V diese sortalen
Anforderungen, und daher kann das Adverb an all diese Projektionen adjungiert
werden.
Bei einer Kohärenzkonstruktion kann, wie oben ausgeführt, ein Argument des
Komplementsatzverbs wie in (26) im Matrixsatz (hier jeweils vor dem Matrixsatzsubjekt) auftreten. Solche Daten werden in der Literatur manchmal unter
dem Etikett „long scrambling“ (Grewendorf & Sabel 1994) diskutiert, was irreführend ist, da dieser Terminus die Tatsache verdeckt, dass Scrambling im
Deutschen nicht finite Satzgrenzen überschreitet.
(26) a. dass [dem Fritz [niemand [zu widersprechen]]] wagte
b. dass [der Angeliek [jeder [dabei zu helfen]]] versuchte
(26) kann man erfassen, indem man Scrambling aus kohärenten Infinitiven
heraus
zulässt.
Wir
haben
auch
bereits
gesehen,
wie
die
Basisgenerierungstheorie solche Daten erklärt. Argumente erhalten ihre thematische Rolle durch das Checken von Merkmalen, die das Prädikat für seine Argumentpositionen einführt. XP kann diese Merkmale von Prädikaten Pr checken,
wenn XP an eine Projektion von Pr angefügt wird, oder an die Projektion einer
YP, in deren Kopf Y das Prädikat Pr (mittelbar) inkorporiert wurde (siehe oben).
XP kann in alle Positionen eingesetzt werden, die diese Bedingung erfüllen.
Macht man die plausible Annahme, dass in der Kohärenzkonstruktion das
Infinitivverb in das Matrixverb inkorporiert wird, so sind die Daten in (26)
erklärt. Betrachten wir nun aber (27).
(27) #dass er morgen dem Kind zu kommen versprochen hatte
#dass er morgen dem Kind versprochen hatte zu kommen
In (27) steht das Temporaladverb vor dem Matrixdativobjekt. Das Adverb befindet sich also im Matrixsatz. Die Sätze sind semantisch abweichend. Dies folgt
aus der Tatsache, dass ein futurisches Zeitadverb mit Plusquamperfekt nicht verträglich ist. Natürlich setzt diese Erklärung voraus, dass morgen nicht im Stande
ist, in ein Modifikationsverhältnis zum Komplementsatzverb zu treten.
Der entscheidende Unterschied zwischen Argumenten und Adjunkten besteht
darin, dass bei Argumenten mit dem Merkmalschecking ein Mechanismus zur
Verfügung steht, der es ermöglicht, dass ein Argument zu einer tieferliegenden
Kategorie in ein thematisches Verhältnis tritt. Adjunkte checken aber keine
Merkmale. Es liegt für sie kein dem Merkmalschecking vergleichbarer Mechanismus vor, der es erlaubte, z. B. in einer kohärenten Konstruktion etwas
anderes zu modifizieren als das Prädikat, an das sie adjungiert wurden. Morgen
kann daher nur mit dem Matrixprädikat konstruiert werden, und dies führt zu
semantischer Inkonsistenz.
Wichtig ist nun folgendes. In einer Basisgenerierungstheorie reicht das
bislang Gesagte schon aus, um den Kontrast zwischen (26) und (27) zu erfassen.
In einer Scrambling-Theorie müssen wir aber nicht nur garantieren, dass
Adjunkte nur das Prädikat modifizieren können, an dessen Projektion sie durch
Merge adjungiert worden sind. Wir müssen zusätzlich ausschließen, dass die Abfolgen in (27) durch Scrambling entstehen – dass also morgen erst mit dem Nebensatzprädikat verbunden wird (was semantisch einwandfrei ist), und dann in
den Matrixsatz verschoben wird. Gleichzeitig müssten wir aber so ein „langes
Scrambling“ für (26) zulassen.
10
Die einzige einfache
Möglichkeit, diese Beschränkung von Scrambling si10
Eine komplexe Lösung könnte Vorschläge von Müller & Sternefeld (1993) für ähnliche Daten im Koreanischen aufgreift. Die beim Scrambling zurückgelassene Spur muss
entsprechend dem ECP streng regiert sein. Nur Spuren von Argumenten sind qua lexi-
cherzustellen, besteht in der Annahme, dass Scrambling nur Argumente umstellen kann. Dies ergibt sich, wenn Scrambling –wie in 1.1. angedeutet und wie zuerst von Mahajan (1990) vorgeschlagen - eine Bewegung ist, die von den Köpfen
ausgelöst wird, die Kasus-, φ- und andere Merkmale von Argumenten checken,
wenn Scrambling also z. B. von AGR-Köpfen ausgelöst wird.
Wenn man nun versucht, alle Aspekte der Wortstellungsfreiheit im Mittelfeld
in so einem Modell zu berücksichtigen, so gelangt man zu einer Theorie, die
vom Basisgenererierungsansatz in 1.2 kaum mehr unterschieden werden kann.
Nimmt man nämlich zunächst das Subjekt als Referenzpunkt, so erkennt man,
dass die Objekte in beliebiger Reihenfolge vor dem Subjekt erscheinen können.
(28) a. dass dem Kollegen den Kiefer niemand operieren wollte
b. dass den Kiefer dem Kollegen niemand operieren wollte
Normalerweise geht man davon aus, dass funktionale Köpfe in einer fixen Hierarchie auftreten. Dies schließt aus anzunehmen, dass die Voranstellung von
Dativ- und Akkusativobjekten in Specifier-Positionen unterschiedlicher Köpfe
führt. Sonst müsste ja in (28a) AGR-IO höher, in (28b) aber tiefer als AGR-O
stehen. Also zeigen (28a,b), dass die beiden vorangestellten Objekte (multiple)
Specifier ein- und derselben Kategorie sind.
Subjekte können sich stets zwischen die Objekte stellen, und zwar auch dann,
wenn die Position relativ zu einem Satzadverb oder anderen Adverbien und
Partikeln in einer Bewegungstheorie nahe legt, dass alle drei Argumente
deplaziert wurden:
(29) a. dass der Kerstin der Chefarzt den Kiefer glücklicherweise gerade noch
zur rechten Zeit operierte.
b hat den Kiefer der Chefarzt der Kerstin denn auch wirklich ordentlich
gerichtet?
Also kann man schlussfolgern, dass bei der Voranstellung von allen Argumenten
diese zu multiplen Specifier ein- und desselben funktionalen Kopfes werden.
Dies ist auch nicht verwunderlich: die funktionalen Köpfe eines Prädikats
werden durch Inkorporation miteinander verbunden. Alle funktionalen Köpfe im
Satz sind daher, letztendlich, sublabels eines einzigen Kopfes, zu dessen
multiplen Specifiern vorangestellte Argumente werden. Auch wenn man in der
Numeration oder zum Zeitpunkt des Mergens die Köpfe AGR-O und AGR-S,
oder v und Tense, auseinander halten möchte: durch Inkorporation verschmelzen
sie zu einem Kopf, und dessen Merkmale sind alle dem Checken nach Bewegung
zugänglich.
kalischer Rektion streng regiert. Adjunkte sind auf Antezedenz-Rektion angewiesen.
Wenn Infinitivkomplemente auch in der Kohärenzkonstruktion Barrieren für
Antezedenz-Rektion darstellen, wäre der Unterschied zwischen (26) und (27) erfasst.
Allerdings kann das Infinitivverb in das Matrixverb inkorporiert werden, und
Kopfspuren sind auf Antezedenz-Rektion angewiesen. Folglich müsste man annehmen,
dass Komplemente von kohärenten Infinitivkonstruktionen auf LF durch
Kopfinkorporation durchlässig werden.
Die resultierende Struktur und die grammatische Erklärung ist bis fast ins
Detail identisch mit der der Basisgenerierungserklärung. Wortstellungsfreiheit
resultiert, weil alle sublabels von W in (30) dem Checking durch DP zugänglich
sind – DP kann also einer beliebigen grammatischen Funktion entsprechen. Ob
dies Checking im Prozess des Mergens erfolgt, oder nach der Bewegung aus
einer prä- oder postverbalen Spurposition, ist für die Erfassung der wesentlichen
Fakten des Deutschen ziemlich unerheblich.
(30) DP[ W P … (t) … [[[X Y] Z] W] … (t) … ]
Wir wollen abschließend noch kurz auf den letzten Datenbereich eingehen, der
etwas über das Vorhandensein einer Spur aussagen könnte – Skopus und
Bindung. Für Skopus beobachtet Frey (1993), dass bei Vorliegen von Verum11
fokusbetonung Sätze wie (31a) mit Normalwortstellung eindeutig, solche mit
invertierter Stellung von Subjekt und Objekt wie (31b) dagegen mehrdeutig sind.
Bei Vorliegen einer Spur könnte man dies mit Hilfe des Prinzips (32) erklären
(siehe auch Aoun & Li 1989).
(31) a. dass mindestens ein Professor fast jeden Studenten benachteiligte
b. dass fast jeden Studenten mindestens ein Professor (t) benachteiligte
(32) α kann Skopus über β haben, falls α β oder eine Spur von β c-kommandiert.
Wir haben in Fanselow (2001a) folgenden Einwand gegen (32) bzw. seine Anwendung auf (31) formuliert: Aus (32) würde folgen, dass schon dann Skopusambiguität vorliegt, wenn Subjekt und Objekt aus irgendwelchen Gründen außerhalb der VP erscheinen, d.h. auch dann, wenn sie außerhalb der VP in Normalabfolge serialisiert sind. Das ist aber nicht der Fall. Unter den intonatorischen Bedingungen von (31) ist auch (33) nicht ambig, obwohl laut Scrambling-Theorie
zwei Spuren hinter dem Adjunktsatz zu erwarten sind, und daher mit Bezug auf
diese Spuren das Objekt Skopus über das Subjekt haben können müsste, und umgekehrt das Subjekt über das Objekt.
(33) dass fast jeder Professor mindestens eine Doktorandin ohne sie betreut zu
haben t t promoviert haben dürfte
Korrekt ist eher folgende Generalisierung: wo immer zwei Nominalphrasen im
Satz auftreten– wenn ihre relative Abfolge der normalen Wortstellung entspricht,
so liegt zwischen den beiden Nominalphrasen keine Skopusmehrdeutigkeit vor.
Diese tritt aber auf, wenn die beiden Nominalphrasen relativ zueinander nicht
„normal“ serialisiert sind. Ob Spuren vorliegen würden oder nicht, scheint unerheblich. Für Objekte illustriert das nicht ambige Beispiel (34) denselben
Punkt.
(34) dass fast jedem Studenten mindestens einen Fehler nur Professor
Wollensack nachwies
11
Diese legt vor, wenn das finite Verb bzw. im Nebensatz die Konjunktion betont wird.
Skopusfakten können also kaum eine Bewegungstheorie der freien Wortstellung
12
stützen . Auch bei der Betrachtung der Bindungsfakten ergibt sich kein wesentlich klareres Bild. Hier scheint zunächst der besondere Status von (35c) eine
Bewegungstheorie zu favorisieren.
(35) a.
b.
c.
d.
dass
dass
dass
dass
jeder Mann seinen Vater liebt
seinen Vater jeder Mann liebt
sein Vater jeden Mann liebt
jeden Mann sein Vater liebt
In (35a, d) kann das Possessivpronomen durch den Quantor jed- Mann gebunden
sein. Dies zeigt, dass Subjekte und Objekte im Mittelfeld unabhängig von ihrer
Stellung A-Positionen einnehmen, von denen aus Bindung möglich ist. Auch in
(35b) ist Bindung möglich, obwohl jeder Mann das Possessivpronomen nicht ckommandiert. Wenn aber (35b) strukturell wie in (36) aufgebaut ist, könnten wir
die Bindung als Rekonstruktionseffekt relativ zur Scrambling-Spur verstehen.
Da eine solche in (35c) nicht anzusetzen ist (Subjekt und Objekt befinden sich
in Normalabfolge), wäre der Unterschied zwischen (35b) und (35c) erklärt.
(36) dass seinen Vater [jeder Mann t liebt]
Wieder ergibt sich das Problem, dass nach der Scrambling-Theorie zu erwarten
ist, dass die Kontraste in (35) auch dann immer verschwinden, wenn beide Argumente gescrambelt sind. Diese Vorhersage ist aber nicht erfüllt, wie das
folgende Beispiel zeigt. Auf Grund ihrer Position sollten Subjekt und Objekt in
(37) nicht in der Basisposition stehen. Wenn sich in (35c) die Bindungsoption
bezogen auf die Spur in (36) berechnen lässt, ist unklar, warum dasselbe in (37)
nicht funktioniert: Obwohl jeden Mann die Spur von sein Vater c-kommandiert,
kann Bindung nicht rekonstruiert werden. Sein kann sich nicht auf jeden Mann
beziehen.
(37) dass sein Vater jeden Mann ohne kennen t t liebt
Weiter hat Frey (1993) darauf verwiesen, dass sich ein Rekonstruktionseffekt
nur für Bindung durch nominativische Nominalphrasen ergibt. (38d) ist bei gebundener Interpretation des Possessivpronomens erstaunlich schlecht, obwohl
auch hier bei Annahme von Scrambling eine Spur vorliegen würde, die
Rekonstruktion erlauben müsste.
(38) a.
b.
c.
d.
12
dass
dass
dass
dass
ich
ich
ich
ich
[den Vater [dem Fritz helfen]] sah
[dem Fritz [(nur) den Vater helfen]] sah
[jeden Vater [seinem Sohn helfen]] sah
[seinem Sohn [jeden Vater (t) helfen]] sah
Siehe aber Sauerland & Elbourne (2002) für einen Vorschlag, die oben diskutierten
Beobachtungen zum Skopus abzuleiten.
Ausschlaggebend für die Daten in (35) ist also allein der nominativische Bezug
des Possessivpronomens (siehe Frey 1993, Lee & Santorini 1994 für eine Analyse) – das Vorhandensein oder die Abwesenheit von Scrambling-Spuren spielt
keine Rolle.
1.6. Zusammenfassung
Soweit bislang betrachtet, ergibt sich folgendes Bild für die Anordnung der
Phrasen im Mittelfeld. Adjunkte können überall dort in die Struktur durch Basisgenerierung eingebaut werden, wo es mit ihren semantischen Restriktionen
vereinbar ist. Auf diese sind wir nicht näher eingegangen – siehe etwa Ernst
(2001) für grundsätzliche Bemerkungen. Adjunkte unterziehen sich im Mittelfeld
keiner Bewegung. Argumente können überall dort auftreten, wo sie in der Lage
sind, ihnen entsprechende Merkmale des Prädikats zu checken. In einem
Basisgenerierungsansatz sind dies die Positionen, in denen sie durch Merge
eingesetzt werden- auch die Argumente bewegen sich im Mittelfeld nicht.
In einer Scrambling-Theorie würde es sich bei den Argumentpositionen des
Mittelfelds um (multiple) Specifierpositionen handeln, in die die Argumente bewegt werden. Auf der Basis der verfügbaren Evidenz scheint es kaum möglich,
eine Entscheidung zwischen den beiden Modellen zu machen, die sich bezogen
auf die entstehenden Strukturen ohnedies nur in Nuancen unterscheiden.
Dies bedeutet aber insbesondere, dass es auch keine Argumente für eine
Bewegungsanalyse gibt. Wenn diese, wie in Fanselow (2001a) argumentiert, zu
einer Verkomplizierung wichtiger Prinzipien der Universalgrammatik führen
würde (z.B. bei der MLC), dann ist ihr eine Basisgenerierungslösung
vorzuziehen.
2.
Gibt es im Mittelfeld ausgezeichnete Topikpositionen?
Nach den Ergebnissen des vorangehenden Abschnitt befinden sich die Argumente
und Adjunkte im Mittelfeld nicht in Positionen, die wesentlich durch ihren informationsstrukturellen Status definiert sind. Die Positionen bestimmen sich u.a.
über die Möglichkeit, argumentbezogene Merkmale des Prädikats zu checken.
Da die nicht-kanonische Position von die Studenten in (38) (auch) daraus
resultieren kann, dass ihr Einschluss in den Fokusbereich vermieden werden
soll, ohne dass die Studenten deswegen ein Topik sein muss, sind zumindest
einige Mittelfeldposition nicht positiv informationsstrukturell spezifiziert.
(39) dass die Polizei die Studenten gestern verhaftete
Allerdings hat nun Frey (2000), indem er Ansätze aus Frey & Pittner (1998) und
Pittner (1999) aufgreift, für die Existenz einer spezifischen Topikposition im
Mittelfeld argumentiert, wie es (40)(= (6) aus Frey 2000) klar formuliert:
(40)
Direkt den Satzadverbialen vorangehend gibt es im Mittelfeld des
deutschen Satzes einen ausgezeichneten Bereich für Topiks: Alle
topikalen Phrasen des Mittelfelds und nur diese werden in diesem
Bereich positioniert.
Die Behauptung (40) soll durch Daten wie (41) (= (7) in Frey 2000) gestützt
werden. Ist Otto z. B. durch Vorerwähntheit als Topik ausgezeichnet, so muss
dieser Ausdruck im Textzusammenhang, wie (41) zeigt, vor dem Satzadverb
erscheinen, und nicht dahinter.
(41) Ich erzähl dir mal was von Otto.
a. Nächstes Jahr wird Otto wahrscheinlich seine Kollegin heiraten
b. #Nächstes Jahr wird wahrscheinlich Otto seine Kollegin heiraten
Dabei ist nicht die Definitheit der Phrase für ihre Voranstellung verantwortlich.
Ein definites Subjekt muss nicht vor dem Satzadverbial stehen, wie Frey mit
(42) zeigt. Analog müssen auch definite, vor das Subjekt platzierte Objekte nicht
vor dem Satzadverb stehen, wenn sie keine Topiks sind.
(42)
(43)
Heute wird wahrscheinlich Fredi Bobic im Dortmunder Sturm spielen
Heute wird wohl wahrscheinlich den Preis wieder niemand aus der 6a
gewinnen, sondern jemand aus der 6b
Nicht-referenzielle Ausdrücke können nach Frey dem Satzadverb nicht vorangehen. Frey erklärt dies mit Bezug auf die Topik-Position: diese nimmt Elemente,
die nicht topik-fähig sind, nicht auf..
(44)
a. *Während des Vortrags hat keiner anscheinend geschlafen
b. ??Im Stadion hat fast jeder wahrscheinlich das Handspiel gesehen
Als weiteres Argument führt Frey Restriktionen für kataphorische Pronomina an.
Nach Reinhart (1995) muss sich ein kataphorisches Pronomen auf ein Topik
beziehen. Die Daten in (45) legen folglich nahe, dass Topiks vor das Satzadverb
gestellt werden müssen.
(45)
a. Da sie 1 gut vorbereitet ist, wird Kerstin 1 wahrscheinlich einen
interessanten Vortrag halten
b. *Da sie 1 gut vorbereitet ist, wird wahrscheinlich Kerstin 1 einen
interessanten Vortrag halten
In Frey (2000) finden sich weitere einschlägige Beobachtungen, auf die aus
Platzgründen hier nicht eingegangen werden soll.
Welche Konsequenzen haben solche Fakten für die Sicht des Mittelfeldes, die
wir in Abschnitt 1 entwickelt haben? Hierfür sind zwei Fragen von Bedeutung.
Geschieht die Besetzung der Topikposition durch einen anderen Prozess als die
Umstellung hinter dem Satzadverb? Und ist die Topikposition strukturell –d.h.
im Sinne von Rizzi (1997) und Pili (2000)- als solche ausgezeichnet? Wenden
wir uns zunächst dem ersten Problem zu.
Frey (2000) konstatiert zwei syntaktische Unterschiede zwischen der Umstellung hinter dem Satzadverb, und der Besetzung der Topikposition im Mittelfeld.
Erstens kann die NP-Aufspaltung (46) (siehe Fanselow & Čavar 2002 oder
Tanaka 2002) nur bei letzterer Konstruktion auftreten, aber nicht bei der Umstellung hinter dem Satzadverb, wie (47) belegt.
(46)
(47)
Volvos hat er nur blaue gekauft
a. weil Hans Volvos 1 leider nur blaue t 1 gekauft hat
b. *weil Hans leider Volvos 1 nur blaue t 1 gekauft hat
c. *weil Hans Volvos 1 nur blaue t 1 leider gekauft hat
d. Otto wird Bücher 1 wahrscheinlich keine t 1 verschenken
e. *Otto wird wahrscheinlich Bücher 1 keine t 1 verschenken
Der Kontrast in (47) muss aber keinesfalls zum Anlass genommen werden, von
unterschiedlichen Umstellungsprozessen auszugehen, von denen der eine Nominalphrasen spaltet, der andere nicht. Die Spaltungskonstruktion des Deutschen
ist in aller Regel nur dann möglich, wenn der linke Bestandteil ein
(kontrastives) Topik darstellt, und der rechte Teil im Fokus ist. Daher kann man
den abweichenden Status von (47b) im Gegensatz zu (47a) erklären, ohne von
zwei unterschiedlichen Prozessen auszugehen: der linke Teil der aufgespaltenen
Nominalphrase steht in den schlechten Beispielen einfach nicht in einer Position
für Topiks, obwohl er nach den Bildungsbedingungen der Spaltung topikal sein
muss. (47b) ist informationsstrukturell gesehen also „schief“.
Noch einen weiteren Unterschied scheint es nach Frey zwischen der Umstellung vor und nach dem Satzadverb zu geben. Es gibt Elemente, die zwar der
Topik-Voranstellung unterzogen werden können, aber im Mittelfeld sonst
stellungsfest scheinen.
(48)
a. *weil Hans bedauerlicherweise dieses Anschlages einen
Unschuldigen bezichtigte
b. *weil Otto leider dieser Prüfung die Kandidaten ausgesetzt hat
(49) a. weil Hans dieses Anschlages bedauerlicherweise einen Unschuldigen
bezichtigte
b. weil Otto dieser Prüfung leider die Kandidaten ausgesetzt hat
Erstens dürfte aber der Unterschied zwischen (48) und (49) gradueller Natur
sein. Zweitens kann man keinen Unterschied zwischen den involvierten
Prozessen für den Akzeptabilitätsunterschied verantwortlich machen. Wie die
Beispiele in (50) zeigen, kann man hinter dem Satzadverb sehr wohl die beiden
Objekte vor andere Adverbien oder vor ein fokussiertes Subjekt stellen.
Insbesondere (50c) zeigt also, dass Scrambling bzw. der in 1. beschriebene
Mechanismus der Basisgenerierung die Objekte der einschlägigen Verben
erfassen können muss! Einzig darf in der resultierenden Repräsentation die relative Abfolge der Objekte nicht geändert sein (48). Dies kann man aber nicht
durch eine Beschränkung über den Scramblingprozess erfassen.
( 50) a. dass er glücklicherweise die Kandidaten einer schweren Prüfung
unterzog
b. dass er glücklicherweise die Kandidaten der schwersten Prüfung immer
nur am Vormittag unterzog
c. dass glücklicherweise die Kandidaten einer schweren Prüfung am
Vormittag nur der FRITZ unterziehen wollte
Es steht also nichts dagegen, die Besetzung der Positionen vor und hinter dem
Satzadverb mit demselben Mechanismus durchzuführen. In Hinblick auf die
syntaktischen Prozesse unterscheiden sich die „Topikposition“ vor dem Satzadverb und die Positionen dahinter also nicht.
Kommen wir nun zur zweiten Frage: muss die Topikposition im Mittelfeld als
solche strukturell ausgezeichnet werden? Von der Entscheidung hängt auch die
13
Antwort auf die Frage ab, ob eine generelle Basisgenerierungslösung für das
deutsche Mittelfeld möglich ist. Wir werden zeigen, dass das Deutsche keine
strukturelle Topikposition im Mittelfeld aufweist.
Bei der syntaktisch-strukturellen Erklärung der Topikposition wird man einen
funktionalen Topik-Kopfes TOP postulieren, der oberhalb der Satzadverbien eingesetzt wird, und in dessen Specifier-Position (obligatorisch) Topik-Phrasen attrahiert werden (so Pili 2000, aber siehe auch G. Müller & Sternefeld 1993 zur
Problematik von Topik-Positionen):
(51) dass [ To p P diese Mail [ T P wahrscheinlich die Kerstin gar nicht erreicht hat]]
Da die Besetzung der Spec,Top-Position durch Bewegung erfolgt, und keine syntaktischen Unterschiede zur Umstellung hinter dem Satzadverb vorliegen, würde
es bei Existenz einer strukturell definierten Topikposition nahe liegen, auch die
Wortstellung im Mittelfeld dann generell transformationell zu erklären.
Andererseits kann man die Abfolgegesetze zwischen Satzadverbien und TopikPhrasen aus deren semantischen Eigenschaften herzuleiten versuchen. Unter dieser Perspektive unterscheidet sich eine Position vor dem Satzadverb strukturell
nicht von anderen slots in der Projektion des Prädikats. Sie kann aber aus inhaltlichen Gründen nur von Topiks gefüllt werden. Diese Sichtweise ist mit einem
Basisgenerierungsansatz der deutschen Wortstellung gut vereinbar.
Eine semantische Erklärung für die spezielle Platzierung von Topiks
relativ zu Satzadverbien ist relativ einfach. Topiks sind referenziell, und
man kann referenziellen Ausdrücken die Eigenschaft zuschreiben, dass sie
„weiten Skopus“ relativ zu Operatoren haben müssen (Hornstein 1984).
Nun übersetzt das Deutsche im Mittelfeld –wenn möglich- oberflächliche
c-Kommando-Relationen in semantische Skopusbeziehungen und
umgekehrt. Daraus lässt sich ableiten, dass Topiks den Satzadverbien
bereits oberflächlich immer vorausgehen sollten. Täten sie es nicht, so
stünden sie im Skopus des Satzadverbs, im Widerspruch zu ihren
semantischen Eigenschaften.
Frey (2000) hält dennoch aus zwei Gründen einen Ansatz mit einer speziellen
Topik-Phrase für sinnvoll. Erstens möchte er mit der speziellen Topikposition
als Specifier von TOP die syntaktischen Unterschiede der Umstellungsprozesse
erfassen. Eben haben wir freilich gezeigt, dass diese Unterschiede nicht formal13
Allerdings argumentiert Tanaka (2002), dass Topikpositionen generell durch Merge
gefüllt werden. In seinem Modell kann folglich die obige Diskussion nicht über die
Frage der Basisgenerierung entscheiden.
syntaktischer Natur sind.
Zweitens beobachtete er, dass eine Topikphrase nicht zusammen mit dem infiniten Verb im Vorfeld (52) erscheinen kann, während in einer VP im Vorfeld
Scrambling (53) durchaus möglich ist:
(52) Ich erzähl Dir mal was von Otto
*den Otto/ihn jedenfalls treffen werde ich an Ostern
(53) der Sassi das Spiel geschickt hatte er am Freitag
das Spiel der Sassi geschickt hatte er am Freitag
Die Ungrammatikalität von (52) wäre nach Frey (2000) erklärt, wenn ins Vorfeld
nur VPs gestellt werden können (nicht aber Top-Ps), und wenn die Topikvoranstellung eine Phrase in eine Position oberhalb der VP, eben in die Specifierposition eines Topikkopfes, setzt.
Man kann aber wieder daran zweifeln, dass diese Daten wirklich eine strukturelle Differenzierung nahe legen. Erstens mag (52) wieder allein informationsstrukturell „schief“ sein. Schließlich dient die Voranstellung einer VP ins Vorfeld selbst informationsstrukturellen Zwecken, so dass sich die Frage stellt, ob
eine eigenständige, separate Topikphrase überhaupt aus inhaltlicher Perspektive
zusammen mit anderem VP-Material ins Vorfeld gesetzt werden kann. Ein eigenständiges Topik kann ja schlecht Teil eines Fokus oder eines anderen
kontrastiven Topiks sein. Dient die VP-Voranstellung gerade zur kontrastiven
Topikalisierung des Prädikats, so ist unklar, wie ein davon unabhängiges Topik
Teil der vorangestellten Phrase sein kann. Dementsprechend wird aber bei
multiplen Topiks die VP-Voranstellung wie erwartet einwandfrei:
(54) Ich erzähl Dir mal was von Hans und vom Küssen. Diesen Schleimer
geküsst hat meiner Meinung nach noch nie eine!
Es scheint also, dass sich (52) ohne Rekurs auf strukturelle syntaktische Differenzen informationsstrukturell herleiten lässt. Gegen diese Überlegung ließe
sich folgendes vorbringen. Man kann mit Verweis auf Beispiele wie (55)
bestreiten, dass eine topikalisierte Phrase nicht von weiteren Elementen ins Vorfeld begleitet werden darf.
(55) a. Hier sind die letzten Neuigkeiten über Peter. [Sein Set] hat gestern im
Maria die Tanzfläche total leer gefegt.
b. Da wir gerade über Hutch reden. [Den mal wieder einzuladen] wäre ne
echt gute Idee.
(55) illustriert aber nur das klassische pied-piping (Riemsdijk 1985): anstelle
einer XP kann auch die XP dominierende CP, PP oder NP in eine Operatorposition gesetzt werden, insbesondere dann, wenn diese bewegte Phrase als Bewegungsinsel interpretiert werden kann oder muss. Auch beim pied-piping für Relativ- und Fragesätze stellen wir fest, dass nur NPs, PPs und CPs, aber eben
nicht VPs das pied-pipen erlauben (56-57). Es sind also unabhängige Prinzipien,
die für den ungrammatischen Satz in (52) auch eine pied-piping Analyse aus-
schließen.
(56) a. Wessen Set hat gestern im Deli den Dancefloor
leergefegt?
b. Wen anzusprechen hatte Stefan sich schon mehrfach vorgenommen?
c. Meine Frage an Dich ist: *wen treffen werde ich an Ostern?
(57) a. Ein DJ, dessen Set auch bei Senioren die Erinnerung an die
Jugendzeiten lebendig macht
b. Eine Kollegin, die anzusprechen sich Stefan schon mehrfach
vorgenommen hatte
c. *Ein Kollege, den treffen ich an Ostern werde
Den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Extraktionsdurchlässigkeit und
pied-piping-Fähigkeit bei Topikalisierung zeigt auch (58).
(58) Soll ich dir was über Johanna erzählen?
a. Über sie ist gestern ein Buch erschienen
b. ?Ein Buch über sie ist gestern erschienen
c. Ein Buch über sie ist gestern aus der Bibliothek geklaut worden
d. ?Über sie ist gestern ein Buch geklaut worden.
Ein zweiter Datenbereich unterstützt unsere Sichtweise, dass keine strukturellen
Gründe dafür verantwortlich sind, dass Mittelfeldtopiks nicht zusammen mit der
VP ins Vorfeld gestellt werden können. Offensichtlich belegen Beispiele wie die
in (59), dass die Voranstellung von Topiks im Mittelfeld dann gar nicht
zwingend ist, wenn kein Satzadverb vorhanden ist!
(59) a. (Ich erzähl dir mal was über unseren Syntaxprofessor).
Weil er i Chef der einflussreichen Fakultäts-FNK ist, hat kein Student
gegen dieses Schwein i ausgesagt
b. (Ich erzähl dir mal was über den Massenmörder Schulze).
Weil er i am Tatort eine Kapuze trug, konnte kein Zeug diese Bestie i
zweifelsfrei identifizieren.
Wären strukturelle Gründe für die Ungrammatikalität von (52) verantwortlich –
die Topikphrase sitzt zu hoch im Baum- so müssten analog zu (59) wohlgeformte
Beispiele der Topikvoranstellung in der VP konstruiert werden können. Das ist
aber nicht der Fall.
(60) Ich erzähl Dir mal was über den Massenmörder Schulze.
??Diese Bestie eindeutig identifizieren konnte keiner der Zeugen
Zusammengefasst gilt also, dass die beiden Überlegungen von Frey (2000) für
eine strukturell als solche ausgezeichnete Topikposition im Mittelfeld nicht
überzeugend sind. Die Daten lassen sich ohne Rekurs auf eine strukturelle Differenzierung erklären. Mehr noch: Die Tatsache, dass bei Abwesenheit eines
Satzadverbs die Voranstellung des Topiks im Mittelfeld optional ist, aber bei
Vorliegen des Satzadverbs zwingend, deutet darauf hin, dass die Skopusinteraktion von Topik und Satzadverb der treibende Faktor für Platzierungsfakten ist.
Aus der schlichten Annahme einer strukturellen Position für Topiks folgt dieser
Zusammenhang nämlich nicht.
3. Das Vorfeld
In diesem letzten Abschnitt soll kein umfassendes Bild der Vorfeldbesetzung
entworfen werden, sondern auf zwei Bereiche eingegangen werden, die einer
einfachen Charakterisierung des Vorfelds als einer Operatorposition
entgegenstehen.
Offenbar kann das Vorfeld wh-Operatoren (61a) und –falls (61b) etwa eine
Antwort auf (61a) darstellt, auch fokussierte Phrasen aufnehmen.
(61)
a.welche Studentin schätzt der Professor am meisten?
b.die Studentin mit dem roten Schal schätzt der Professor am meisten
Selbstverständlich können im Vorfeld auch Topiks und kontrastive Topiks
stehen, wie (62) belegt.
(62)
a. Ich erzähl Dir mal was von Agnes. Dieser eifrigen Studentin hat
Małgorzata die Teilnahme am Grundkurs nahegelegt
b. Ich erzähl Dir mal was über die Technoclubs von Berlin. Den Clubs in
Mitte gibt man keine Zukunft, aber den Clubs in Friedrichshain steht nix
im Wege!
Dies scheint zunächst zu suggerieren, dass oberhalb des Mittelfelds eine Schicht
von funktionalen Projektionen (entsprechend Köpfen wie [WH], [FOC] und
[TOP]) liegt, deren Specifier das Vorfeld bildet. Nicht alle Vorfeldbesetzungen
kann man aber auf diese Weise erklären.
Der erste „problematische“ Fall tritt bei der kontrastiven Topikalisierung von
Prädikaten auf. Manchmal enthält dabei das Vorfeld nur einen Teil des inhaltlichen Topiks. Dies ist durch drei Arten von Beispielen belegt. Erstens
erscheinen z. T. Elemente im Vorfeld, die generell oder im Satzkontext keine Bedeutung tragen, und daher eigentlich keine Topiks abgeben können. Dies gilt u.a.
für die Partikeln trennbarer Präfixverben (63a,b) (siehe dazu v.a. S. Müller
(2000)), oder für Bestandteile von idiomatischen Ausdrücken (63c,d).
(63)
a. Vor hatte ich es schon gehabt, den Text rechtzeitig abzugeben, aber
mir ist zuviel dazwischen gekommen
b.Ich weiss zwar nicht genau Bescheid, was ihr so im Polnischkurs
macht, aber fest steht, dass du der Małgosia schöne Augen machst!
c. Schöne Augen hab ich ihr zwar keine gemacht, aber ich kann mir
schon vorstellen, sie mal ins Kino einzuladen.
d. Ich weiss zwar, dass der Freund von Małgosia Polizist ist. Ins
Bockshorn lasse ich mich von dem aber noch lang nicht jagen.
Die Analyse solcher Fälle scheint (vortheoretisch) offensichtlich. Kontrastiv
topikalisiert wird das Prädikat des Satzes, das jedoch nicht komplett vorangestellt wird. Vielmehr wird allein der Träger des informationsstrukturellen Akzents ins Vorfeld gesetzt. Ob er selbst Bedeutung tragen kann, ist unerheblich –
er muss nur syntaktisch selbständig sein können. Ein pied-piping von Material,
welches zum Prädikat gehört, aber nicht akzentuiert ist, ist nicht notwendig (63),
aber zulässig.
(64)
a. Vorgehabt haben wir das sehr wohl
b. Festgestellt haben wir gerade nur das Erststimmenergebnis
c. Schöne Augen gemacht hat er nicht nur der Małgosia, sondern
auch der Alla
d. Ins Bockhorn jagen lässt der sich nicht
Wenn die eben skizzierte Analyse richtig ist, kann man aber noch einen zweiten
Datenbereich bei der kontrastiven Topikalisierng des Prädikats verstehen, Im
Falle einer inhaltlichen Topikalisierung des Prädikats wird der Akzent nicht
immer auf das Verb gehen, sondern kann die präverbale Position betreffen, wenn
diese der tiefsteingebettetste slot im Satz ist. Das kann die Partikel sein, aber
auch das direkte Objekt. Wenn es nun (wie (62) zeigt) ausreicht, den Träger des
Akzents des komplexen Prädikats voranzustellen, um das gesamte Prädikat
kontrastiv zu topikalisieren, dann würde man erwarten, dass nicht nur die
Voranstellung der Partikel, sondern auch eines Teil eines Objekt der
kontrasitiven Topikalisierung des Prädikats dienen kann. Diese Erwartung ist
erfüllt, wie (65) zeigt
(65)
a. Fritz mag zwar Comiczeitschriften, aber
b. Fritz tut zwar sehr gebildet, aber
Bücher hat er keine gelesen
Wenn der kursiv gesetzte Satz in (65) das a-Beispiel fortführt, so werden Bücher
mit Zeitschriften kontrastiert. Hier ist inhaltlich gesehen das Nomen kontrastiv
topikalisiert. NP-Spaltungen ermöglichen also eine kontrastive Topikalisierung
des am linken Satzrand stehenden Elementes.
Der kursiv gesetzte Satz ist aber auch im Anschluss an (65b) angemessen.
Hier sind „gebildete Aktivitäten“ der Redegegenstand, und nicht so sehr die im
Vorfeld genannten Bücher. Anders formuliert: kontrastives Topik ist hier das
Prädikat Bücher lesen, aber vorangestellt ist allein der Tonträger Bücher. Dies
entspricht den Erwartungen, die sich aus (63) ableiten lassen. In der VP keine
Bücher gelesen geht der strukturelle Akzent auf Bücher. Sofern die
Voranstellung des akzentuierten Elements ausreicht, um das ganze Prädikat
kontrastiv zu topikalisieren, kann die Vorfeldvoranstellung von Bücher die
konstrastive Topikalisierung der VP repräsentieren.
Unter dieser Perspektive kann man schließlich noch die Mehrdeutigkeit von
Beispielen wie (66) erklären. Einerseits kann hier die Partikel nur bzw. auch al-
lein die vorangestellte Phrase modifizieren. Dann wird mit (66a) behauptet, dass
die Bibel das einzige ist, was der Pfarrer nie liest, und in (66b) ausgesagt, dass
er neben einer Freundin noch anderes neues erworben haben dürfte.
(66)
a.
b.
Nur die Bibel hat der Pfarrer nie gelesen
Auch eine neue Freundin dürfte er jetzt haben
14
Die Sätze haben aber noch eine zweite Lesart , in der in (66a) das Bibellesen
mit anderen frommen Tätigkeiten kontrastiert wird, und in der es in (66b) um die
Fülle von Veränderungen in der Lebensführung geht. Wiederum gilt: die
informationsstrukturelle Funktion trägt das Prädikat, vorangestellt ist allein sein
akzentuierter Bestandteil.
Das eben beschriebene und mit drei Datentypen illustrierte Auseinanderfallen
von inhaltlicher Topikalisierung (VP/Prädikat) und overter Bewegung (akzentuierter Teil des Prädikats) lässt sich auf verschiedene Weisen beschreiben.
Eine erste Option besteht darin, Fanselow & Čavar (2001, 2002) zu folgen:
Dieses Modell operiert im Rahmen der Kopie- und Tilgungstheorie der
Bewegung von Chomsky (1995). Bewegung von X besteht nach dieser Annahme
aus der Kombination des Kopierens von X in eine Zielposition, und einer anschließenden Tilgung des phonetischen Materials einer der beiden Kopien - bei
sichtbarer Bewegung wird das phonetische Material in der Ausgangsposition
getilgt. Nach Fanselow und Čavar ist es aber auch möglich, in beiden Kopien
partiell Material beizubehalten und zu tilgen. Für die Fälle in (63) ist dann
davon auszugehen, dass
a) das gesamte Prädikat ins Vorfeld kopiert wird (67a,b)
b) In der Vorfeldkopie alles Material außer der akzentuierten Einheit
gelöscht werden kann (aber nicht muss, 67c)).
c) wegen eines Ökonomieprinzips der Aussprache (Pesetsky 1998) in der
tieferen Kopie das Material gelöscht wird, das im Vorfeld beibehalten wird
(67d).
(67)
a.
b.
c.
d.
haben wir
vorgehabt
vorgehabt
vorgehabt
das vorgehabt
haben wir das vorgehabt
haben wir das vorgehabt
haben wir das vorgehabt
-->
-->
-->
Zweitens kann man eine Restbewegungsanalyse im Sinne von G. Müller (1998)
vornehmen. Restbewegungstheorien nehmen an, dass aus einer XP phonetisches
14
Sind nur und auch Fokuspartikeln, so liegt nahe, dass bei der Vorfeldbesetzung auch
Fokussierung nur durch partielle Bewegung erfolgen kann. Man würde dann erwarten,
dass die Beispiele in (i) wohlgeformt sein sollten, was aber nur zum Teil zutrifft.
(i)
Was sind Deine Pläne für heute abend nach dem Polnischkurs?
a.
*Vor habe ich, zum Billardspielen zu gehen
b.
*Fest werde ich die Noten der Studenten stellen
c.
Schöne Augen werd ich der Małgosia machen
Material extrahiert werden kann, bevor XP selbst bewegt wird. Wird etwa [ X P t i
[t j [X t k ]]] bewegt, also eine XP die viele Spuren enthält, so kann der inkorrekte
Anschein entstehen, dass eine kleine Kategorie als XP bewegt wurde. Danach
könnte für eine Ableitung von (63a) vor der Topikalisierung des Prädikats das
lexikalische Verb aus dem Prädikat herausbewegt werden. Dann kann das
Prädikat (nun bestehend aus Partikel und Spur) ganz normal ins Vorfeld gestellt
werden.
(68)
a.
b.
c.
haben wir das [vorgehabt]
haben wir das [vor t i ] gehabt i
[vor t i ] k haben wir das t k gehabt
-->
-->
In einer dritten Möglichkeit der Analyse von (63) wird nur der Akzentträger, das
prosodische Wort, das den Akzent trägt (Artstein 2002, Wennerstrom 1993) ins
Vorfeld bewegt. Nach Chomsky (1995) wird Bewegung durch die Attraktion
eines Merkmalsbündels ausgelöst. Syntaktische Objekte sind Tripel aus phonologischen, syntaktischen und semantischen Merkmalsbündeln; Bewegung ist overt,
wenn bei der Bewegung des syntaktischen Merkmalsbündels zumindest auch das
phonologische mitkopiert wird. Die kleinste Einheit, die overt versetzt werden
kann, kann z.B. ein prosodisches Wort sein.
Dass ein Bewegungsprozess allein ein akzentuiertes prosodisches Wort voranstellt, ist also per se nicht problematisch. Allerdings setzt solch eine Analyse
von (63) oder (65)-(66) voraus, dass vor der Vorfeldbesetzung der Akzentträger
in der VP schon identifiziert ist. Man kann also nicht annehmen, dass zunächst
die komplette syntaktische Struktur berechnet wird, und diese dann der
phonologischen Interpretation zugeführt wird. Vielmehr muss zumindest die
prosodische Struktur der VP berechnet sein, bevor Vorfeldbesetzung stattfindet,
d.h., die phonologische Interpretation muss zyklisch erfolgen (siehe Fanselow
2002d).
Eine Entscheidung zwischen diesen drei Alternativen kann hier nicht getroffen
werden. In allen drei Modellen kann aber die Vorfeldbesetzung in (63) als
Attraktion einer Phrase/eines Merkmalsbündels mit einem Topikmerkmal
interpretiert werden. Die genauere Analyse erweist also, dass kein Problem für
die Annahme vorliegt, dass das Vorfeld eine Operatorposition ist.
Wenden wir uns dem zweiten Bereich zu, in dem im Vorfeld nicht einfach der
Träger einer informationsstrukturellen Funktion steht. Hier lassen sich die Probleme für die Analyse des Vorfelds als Operatorposition nicht so einfach wegerklären. Subjekte transitiver und intransitiver Verben können ohne weiteres im
Vorfeld erscheinen können, ohne Topiks zu sein oder im Fokus zu stehen.
(69)
Was gibt’s Neues?
a.
Takkyu Ishino legt heute abend im SO 36 auf
b.
Peter hat ein neues Auto gekauft
In einem Modell wie dem von Travis (1984) vorgeschlagenen wird man mit solchen Beobachtungen wie folgt umgehen. Nach Travis sind deutsche Hauptsätze
entweder CPs oder IPs. Steht die Vorfeldphrase in der Specifierposition der CP,
so muss sie mit Comp in den grammatischen Merkmalen übereinstimmen. Comp
hat immer ein Operatorenmerkmal. Daher stehen nur Operatoren im Specifier der
CP. Bei der zweiten Option ist das Vorfeld der Specifier der IP, also das Subjekt.
Von Infl werden aber keine speziellen informationsstrukturellen Anforderungen
an seinen Specifier gestellt. Also kann das Subjekt in IPs im Vorfeld stehen,
ohne Topik oder Fokus zu sein.
Problematisch an dieser Erklärung ist (siehe Fanselow 2002a,b für weitere Aspekte), dass nicht nur Subjekte in pragmatisch unmarkierten Sätzen im Vorfeld
stehen. Bei unakkusativischen und passivierten Prädikaten steht das Dativargument unmarkiert im Vorfeld (Lenerz 1977, den Besten 1985). Aber auch Temporaladverbien (Frey 1993) oder Satzadverbien (Koster 1978) können im Vorfeld
stehen, ohne Topik oder Fokus zu sein.
(70)
a.
b.
c.
d.
Dem Schauspieler ist der Text entfallen
Dem Kind ist ein Buch gestohlen worden
Heute abend legt Ellen Alien im Tresor auf
Wahrscheinlich legt Thaddi morgen im NBI auf
Da es wenig überzeugend wäre, Temporal- und Satzadverbien als Subjekte zu
betrachten, kann man unmarkierte Vorfeldbesetzung also nicht mit der Bewegung
nach Spec,IP gleichsetzen. Die Daten folgen aber zwanglos aus einem Vorschlag,
den Bhatt (1999) für das Kashmiri formuliert hat; siehe auch Fanselow &
Mahajan (1996) für eine frühe Formulierung dieser Idee.
Nach dieser Vorstellung gibt es im Deutschen nur einen einzigen Hauptsatztyp, nämlich CP. Comp kann, muss aber nicht, mit Merkmalen wie +wh,
+topic oder +focus versehen sein. Besitzt Comp solch ein Operatorenmerkmal,
so attrahiert es nach Maßgabe der Minimal Link Condition die nächstliegende
Phrase, die ein korrespondierendes Operatorenmerkmal aufweist.
(71) Minimal Link Condition
A kann B nicht attrahieren (B kann nicht in den Specifier von A bewegt
werden), wenn es ein C gibt, das näher an A ist als B, und das ebenfalls
von A attrahiert werden kann.
Dies erklärt die Besetzung des Vorfelds bei der Bildung von wh-Fragen, bei Topikalisierung und bei Fokussierung. Denn bei jeder Bewegung muss der
Specifier mit dem anziehenden Kopf in allen grammatischen Merkmalen
übereinstimmen. Hat Comp also das Merkmal +wh, so muss auch die attrahierte
15
Phrase das entsprechende Merkmal besitzen .
Was aber geschieht in den Konstellationen, in denen Comp keine Operatorenmerkmale aufweist? Dann ist ceteris paribus jede Phrase des Mittelfelds in der
15
Die Minimal Link Condition sagt zusätzlich vorher, dass im Falle von Mehrfachfragen nur die wh-Phrase ins Vorfeld wandern kann, die im Mittelfeld die höchste Position
unter den wh-Phrasen einnimmt. Gleiches gilt für Sätze mit multiplen Topiks. Aus
Platzgründen gehen wir auf die sich hier ergebenden Fragen nicht ein.
Lage, die Specifierposition von Comp zu füllen – Comp legt dieser Position ja
keine Bedingungen auf, wenn es keine grammatischen Merkmale außer dem aufweist, das Bewegung auslöst (viz. das „EPP“-Merkmal). Weil aber nun jede
Phrase ins Vorfeld gestellt werden könnte, wirkt die Minimal Link Condition
stark: es kann nur die höchste/nächstliegende der Phrasen attrahiert werden, die
sich im Mittelfeld befinden. Wenn weder eine Frage formuliert wird, noch eine
speziell informationsstrukturelle Funktion ausgedrückt werden soll, dann
wandert also das erste (oberste) Element des Mittelfelds ins Vorfeld.
Diese Vorhersage ist korrekt. Bezogen auf Argumente ist das Subjekt in der
Regel das höchste Argument im Mittelfeld, außer beim Passiv und bei den unakkusativischen Konstruktionen – bei denen der Dativ die Initialposition im Mittelfeld einnimmt (Lenerz 1977). Genau dies spiegelt sich aber bei der nicht-informationsstrukturell erklärbaren Vorfeldbesetzung, wie wir eben sahen. Weiter
liegt die Basisposition von Satzadverbien 1 6 und von Temporaladverbien (potenziell) bei Normalwortstellung im Mittelfeld vor den Argumenten (Frey 1993).
Aber auch ins Vorfeld können diese Elemente problemlos selbst dann treten,
wenn sie nicht informationsstrukturell ausgezeichnet sind.
Für die Basisdaten ist also der Zusammenhang zwischen Mittelfelderststellung
im Nebensatz und Vorfeldbesetzung korrekt, der sich aus der Minimal Link Condition dann ergibt, wenn das attrahierende Comp keine Operatorenmerkmale
besitzt.
Der Ansatz macht eine weitere Vorhersage, die empirisch überprüft werden
kann. Scrambling (oder basisgenerierte Umstellung) ist wie oben gezeigt oftmals
nur indirekt informationsstrukturell ausgelöst – eine Phrase wird vorangestellt,
um z. B. einer anderen zu erlauben, in situ fokussiert zu werden. Auch durch
solch einen Voranstellungsprozess kann die betreffende Phrase in die Spitzenposition des Mittelfelds wandern – und sollte daher im Hauptsatz dann zum
Vorfeld werden! Das Satzpaar in (72) illustriert genau diese Vorhersage.
(72)
a.
b.
dass keinen SO EINE Lösung überzeugen würde
keinen würde SO EINE Lösung überzeugen
Man würde auch erwarten, dass Sätze wie (72b) in V2-Sprachen wie Niederländisch oder Isländisch unzulässig sind: in diesen gibt es keine Umstellung im
Mittelfeld, und die Vorfeldbesetzung in (72b) kann weder als Topikalisierung
noch als Fokussierung gedeutet werden.
Es gibt zwei klar umschreibbare Bereiche, in denen die Gleichsetzung von unmarkiertem Vorfeldelement und Initialstellung im Mittelfeld zu falschen Vorhersagen führt. Erstens können schwachtonige Pronomina und Partikeln zwar im
Mittelfeld in die Wackernagelposition gestellt werden, aber sie wandern nur
ungern ins Vorfeld.
16
Pragmatisch unmarkierte Sätze wie Klugerweise hat Hans dann die Polizei
eingeschaltet stellen dann ein Problem dar, wenn ?ich denke, dass klugerweise Hans
die Polizei eingeschaltet hat nur marginal möglich ist: einige Satzadverbien folgen im
Mittelfeld dem Subjekt, wandern aber problemlos ins Vorfeld. Auf dieses Faktum hat
mich Eva Engels aufmerksam gemacht.
(73) a. dass sich jeder irren kann
a’. *sich kann jeder irren 1 7
b. es weint
c. dass wer gekommen ist
c’. *wer ist gekommen
c". wer aus der neuen Nordstrasse ist nicht gekommen
d. dass ja niemand damit rechnete
d`. *ja konnte niemand damit rechnen
Wie kann diese Restriktion erfasst werden? G. Müller (2002) hat eine Analyse
der deutschen Vorfeldbesetzung vorgelegt, die ebenso wie unser Ansatz einen
Zusammenhang zwischen initialem Mittelfeldelement und Vorfeldbesetzung
konstruiert. Zum Vorfeldelement wird der linke Rand der vP. In seinem Modell
können Elemente, die im Mittelfeld „zu hoch“ platziert sind (oberhalb der vP,
beispielsweise) nicht ins Vorfeld wandern.
Solch eine Erklärung ist aber mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Will
man die Vorfeldfähigkeit über die Höhe der Ausgangsposition im Mittelfeld erklären, so muss man präzise eine strukturelle Grenze ziehen können. Die zu
identifizieren ist aber sehr schwierig. Folgt man Frey (2000) hinsichtlich der
Stellung von Topiks relativ zu den Satzadverbien, oder geht man davon aus, dass
abgespaltene Elemente wie beide eine Position markieren, oberhalb derer die
Bewegung der Nominalphrase beginnt, dann zeigt (74), dass die Vorfeldbesetzung auch Material erfasst, das oberhalb des Satzadverbs steht.
Satzadverbien modifizieren aber vermutlich eine höhere Kategorie als vP.
(74)
Ich erzähl Dir mal was über die Söhne von Hans. Es ist tragisch: die
Brüder haben sich beide wahrscheinlich damals in dieselbe Frau verliebt
Zweitens ist man immer das höchste Element im Mittelfeld. Es geht unbetonten
Objekten, und Partikeln wie ja oder denn voran. Trotzdem ist man vorfeldfähig.
Dies überrascht, denn die Ungrammatikalität von (73a’,d’) soll ja gerade
dadurch erklärt werden, dass diese Elemente schon zu hoch für Vorfeldbesetzung
im Mittelfeld platziert sind. Den Kontrast zwischen (73) und (76) könnte man
nur dann strukturell erfassen, wenn man zwei Grenzen G und H identifiziert: was
oberhalb von G steht, ist nicht vorfeldfähig, es sei denn, es befände sich noch
18
höher im Baum – jenseits von H .
(75)
17
a.
a’
dass man sich ja irren kann
?*dass sich man ja irren kann
Objektpronomina können als link-Topiks ins Vorfeld gestellt werden, siehe etwa
Gärtner & Steinbach (2001) und Frey (2000). Daher ist es günstig, die Aufmerksamkeit
auf die nicht topikfähigen inhärenten Reflexiva zu richten.
18
Allerdings könnte man auch annehmen, dass man strukturell gesehen bei der Ableitung von (76) vor der Bewegung ins Vorfeld unterhalb von sich ja angesiedelt war. Wegen (75b) müsste man dann aber zusätzlich eine rein oberflächliche Bedingung annehmen, derzufolge man in PF Material in der Wackernagelposition c-kommandieren
muss (unabhängig von welcher Position aus).
b.
kann man sich denn so irren?
b’.
??kann denn man sich so irren?
Man kann sich ja irren
(76)
Zusätzlich gilt: die kritischen Elemente in (73) sind allesamt nicht in der Lage,
einen Akzent zu tragen. Wenn sie modifiziert werden können (wie in 73c“), und
der Modifikator dann Akzent tragen kann, so können sie im Vorfeld stehen. Dies
suggeriert eine phonologische Erklärung, und keine strukturelle.
Für die Daten in (73) kann man also folgendes annehmen: Vorfeldelemente
müssen akzentfähig sein. Insofern würden Wörter wie sich oder ja nicht ins Vorfeld gesetzt werden können. Die MLC verlangt aber nur, dass das höchste Element, welches bewegt werden kann, auch bewegt werden muss. Da ja oder unbetontes sich aus phonologischen Gründen garnichts ins Vorfeld gestellt werden
können, blockieren sie auch nicht die Voranstellung anderer Satzbestandteile.
Ein Problem dieser Erklärung bleibt allerdings ungelöst. Wo außer dem
Prädikat kein weiteres Element im Satz vorhanden ist, würde man als
unmarkierte Vorfeldbesetzung die Voranstellung dieses Prädikats erwarten. Diese
Erwartung wird aber enttäuscht: ein Expletivum muss eingesetzt werden. In (7778b) ist nämlich das Prädikat fokussiert oder topikalisiert, kontextuell
unmarkiert sind dagegen (77-78c).
(77) a.
b.
c.
(78)
dass getanzt wird
getanzt wird
es wird getanzt
a. dass Krieg ist
b. ?Krieg ist
c. es ist Krieg
19
Wir können für dieses Problem keine nicht-stipulative
Lösung anbieten –
allerdings kennen wir auch kein anderes Modell, dass die Daten in (77-78)
vorhersagen würde.
5. Zusammenfassung
Ziel des vorliegenden Aufsatzes war es nicht, eine umfassende Theorie der
deutschen Wortstellung vorzulegen, sondern es sollten einige Aspekte der
deutschen Wortstellung mit Bezug auf Informationsstruktur beleuchtet werden.
Dabei haben wir folgende Thesen verteidigt. Der deutsche Hauptsatz ist immer
eine CP, und mit Comp können, müssen aber keine Operatorenmerkmale wie
±wh, ±foc und ±top verbunden sein. Immer folgt die Vorfeldbesetzung aber den
Vorhersagen der MLC: das zu Comp nächstliegende Element, das nach den Vorgaben von Phonologie, Semantik (wh) oder Informationsstruktur (foc) ins
Vorfeld gesetzt werden könnte, muss auch dorthin bewegt werden.
Die Anordnung der Elemente im Mittelfeld ist informationsstrukturell
19
Die stipulative Lösung besteht in der Annahme, dass in (77-78a) ein phonetisch
unrealisiertes Expletivum die höchste Mittelfeldposition einnimmt, welches im Vorfeld
dann als es realisiert wird.
beeinflusst. Das bedeutet aber nicht, dass informationsstrukturelle Merkmale
oder Positionen bei der syntaktischen Ableitung eine Rolle spielen würden.
Insbesondere nehmen Topiks im Mittelfeld relativ zu den Satzadverbien zwar
eine konstante Stellung ein (das Topik c-kommandiert das Satzadverb), aber es
gibt keine ausgezeichnete strukturelle Topikposition. Diese Sicht ermöglicht es
auch, weiterhin mit Fanselow (2001a) davon auszugehen, dass alle
Mittelfeldabfolgen schon durch Merge erzeugt werden.
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