Artikel in der LZ v. 22.08.2014

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°Kultur°
Freitag, 22. August 2014 · Nr. 195
Orgeltöne des
Ostseeraums
Legato bitte, nicht staccato
lz Scharnebeck. Die Scharnebecker Orgel, 1994/95 nach
Vorbildern des norddeutschen
Orgelbarocks gebaut, steht im
Mittelpunkt eines Konzerts am
Sonntag, 24. August. Wolfgang
Karius aus Aachen wird unter dem Titel „Mare Balticum“
Orgelmusik von Komponisten
rund um die Ostsee spielen. Beginn ist um 18 Uhr, eine Einführung in die Bach-Stimmung der
Orgel gibt es bereits um 17.30
Uhr. Eintritt frei, Spenden erwünscht.
Eindrücke vom Internationalen Opern-Meisterkursus in der Lüneburger Musikschule
ff Lüneburg. Manchmal ist es
gar nicht so einfach, lustig zu
sein. „Joke!“, fordert Nicoletta Olivieri, und noch einmal:
„Joke! It‘s a comic situation,
it‘s not Don Carlos!“ Raoul
Reimersdal soll also bitteschön
etwas mehr Humor rüberbringen. Der junge Bariton aus
Holland singt eine Partie aus
Donizettis Komischer Oper
„Der Liebestrank“, er gibt den
Belcore, einen etwas tumben,
ebenso heftig wie unglücklich
verliebten Soldaten. Nun arbeitet Nicoletta Olivieri mit Raoul
Reimersdal an der Artikulation,
am Ausdruck. Am Ende haben
beide ihren Spaß an der Arie
„Come paride vezzoso“, und
schließlich gibt es sogar ein Lob
für den armen Sergeant Belcore: „Bravo!“
Es ist nicht leicht, Signora
Olivieri zufriedenzustellen. Immer wieder unterbricht sie, Takt
für Takt geht es vorwärts, und
als ihr die Atemtechnik einer
Sängerin bei einer Liedpassage nach dem fünften Anlauf
immer noch nicht gefällt, zieht
sie einen Schuh aus, und tut so,
als wolle sie werfen. Nicoletta
Olivieri hat als Coach schon
mit Placido Domingo gearbeitet und mit Pavarotti. Jetzt sitzt
sie am Konzertflügel und probt
bei der ersten Lüneburger OperSommerakademie mit jungen
Sänger(inne)n aus aller Welt.
Über zehn Tage geht der Rei-
Theaterfloß legt
in Hitzacker an
Nicoletta Olivieri probt mit Sopranistin Alexa Jarvis eine Arie aus Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank“.
Foto: ff
enische Oper, um Interpretation
in der Tradition des legendären
Dirigenten Arturo Toscanini:
Strahlend und hell soll es klingen, temperamentvoll, sonnig,
nach Italien eben. Weiter mit
Donizettis Liebestrank: Alexa Jarvis aus den USA hat die
Noten für „Prendi, per me sei
libero“ auf dem Pult. Sie ist die
Adina, die umschwärmte reiche
Gutsbesitzerin. Diesmal sind es
die langen, über mehrere Takte
gezogenen Vokale, die Olivieri
nicht gefallen: „You think aaah,
but it‘s oooh!“ Außerdem: „Legato please, not staccato“, gebunden, nicht so abgehackt bitte. Am Ende heißt aber auch für
Alexa: „Bravo!“
Zum Abschluss geben
die Akademie-Teilnehmer ein
Konzert: morgen, Sonnabend,
20 Uhr im Theater.
gen der Kurse, der eine Lücke
schließen soll zwischen dem
Abschluss der Gesangsausbildung, und dem Engagement an
einem Opernhaus.
„In Deutschland werden
noch feste Verträge geschlossen“, sagt Veranstalterin Janine
Pas, „das gibt es sonst in der
Welt kaum noch, und die Ausbildung wird immer kürzer.“
Aber wie soll ein junger Künst-
ler beim Vorsingen überzeugen, wenn er, noch vom Jetlag
geprägt, nur ein paar Minuten,
also ein Lied lang Zeit hat, die
Jury zu überzeugen und vielleicht hundert Mitbewerber zu
überholen? Wie schreibt man/
frau überhaupt eine Bewerbung
an ein deutsches Theater? Auch
so etwas gehört zur Ausbildung.
Aber heute geht es um das
Größte überhaupt, um die itali-
Moralischer
Triathlon
Bunker am Maschsee?
Sprengel Museum will mit Führungen durch kritisierten Anbau punkten
lni Hannover. Nach Kritik an
der Betonfassade des knapp 36
Millionen Euro teuren Anbaus
bietet das Sprengel Museum
Hannover Führungen durch
die neuen Räume an. „Das Interesse ist riesig. Die Führungen
waren innerhalb von zehn Minuten ausgebucht“, sagte Museumsdirektor Reinhard Spieler.
Der 75 Meter lange und 14
Meter hohe Kubus war in Zeitungs-Leserbriefen als „Bun-
Nadja Meyer
kümmert sich
künftig als
Nachfolgerin
von Dr. Andrea Röber
um Medien
und Marketing. Foto: t&w
Jahrhunderts. Der Anbau vergrößert die Ausstellungsfläche
um etwa ein Drittel. Die Eröffnung ist für Juni kommenden
Jahres geplant. In dem Entwurf
der Schweizer Architekten Meili + Peter war ursprünglich eine
Spiegelfassade vorgesehen, die
aber aus Kostengründen von
der Jury verworfen wurde. In
der Vergangenheit war das Projekt schon wegen Kostensteigerungen in die Kritik geraten.
Eine gewisse Melancholie
In diesem Haus
kennt sie sich aus
Theater: Nadja Meyer leitet Öffentlichkeitsarbeit
oc Lüneburg. Das Theater
vor und hinter den Kulissen
kennt Nadja Meyer schon seit
Jahren. Sie kommt zudem aus
Lüneburg, und sie hat ihr Studium regelrecht auf die Position hin angelegt, die sie nun
zum Monatswechsel antritt.
Sie übernimmt die Position für
Medien und Marketing von Dr.
Andrea Röber, die zum 1. September an die Komische Oper
Berlin wechselt.
Die „Leidenschaft Theater“
spürt Nadja Meyer von Kindesbeinen an. Sie sang im Kinderchor der Musikschule und
im Extrachor des Theaters. Sie
machte ein Praktikum in der
Öffentlichkeitsarbeit, als Susanne Bieler noch den Bereich
leitete. Im Studium wählte die
heute 27-Jährige den Schwerpunkt Marketing, aber nicht
bei den KuWis, sondern im
anderen populären Fach BWL.
Den Bachelor machte sie an
ker“, „Sarg“ und „Brikett“ geschmäht worden. Er habe in
persönlichen Gesprächen aber
viele positive Stimmen gehört,
sagte Spieler. „Ich finde die
schwarze Betonfassade sehr
elegant. Außerdem kann ich
mit dem Begriff Maschsee-Brikett gut leben.“
Das Sprengel Museum am
Maschsee besitzt eine der bundesweit wichtigsten Sammlungen mit Kunst des 20. und 21.
der Leuphana, den Master in
Hamburg – „immer mit Blick in
Richtung Theater“.
Erweitert hat sie ihren Horizont als freie Mitarbeiterin an
der Staatsoper Hamburg, denn
Oper ist schon das Genre, das
sie am stärksten reizt. „Alles
andere natürlich auch“, fügt sie
schnell hinzu, da ist sie schon
ganz im Job. Als studentische
Mitarbeiterin hat sie die zwei
vergangenen Spielzeiten bereits
wieder in Lüneburg verbracht,
und nun steigt sie am Montag, 1.
September, in verantwortlicher
Position auf in den Bereich, den
sie schon in- und auswendig
kennt. Leidenschaft und Beruf
fallen also künftig zusammen:
Freuen kann sie sich jetzt privat
und freuen muss sie sich beruflich auf die erste große Premiere
am 20. September mit „Rigoletto“ – und natürlich auf all die
anderen rund 30 Produktionen
der kommenden Spielzeit.
Rika Tjakea und Fabio Malagutis „Feinslieb“-Album
ff Lüneburg. Swing op de
Deel und Quadrophonia, Duos
mit dem Lautenisten Martin
Hinrichs und dem gitarrespielenden „Swing-Bubi“ Mark
Hertzer sowie allerhand weitere
Projekte – es war schon immer
ziemlich schwierig, das musikalische Schaffen von Rika Tjakea
im Überblick zu behalten. Einiges zählt zur Vergangenheit,
Quadrophonia ist nur noch
ein Trio, ohne die Altistin, die
von Lüneburg nach Hamburg
umzog. Jetzt stellt Rika Tjakea
ein weiteres Programm vor: das
Duo Feinslieb, zusammen mit
Fabio Malaguti (Gitarre, Bouzouki und Gesang). Ihre CD „Ay
triste – falalá“, aufgenommen in
der Lüneburger Friedenskirche,
ist beim Reppenstedter Label
Conditura erschienen.
Es geht quer durch Europa
und durch die Jahrhunderte –
„historisch unkorrekt und musikalisch erfrischend lebendig“,
wie es im Begleittext heißt: Das
populäre „Der Winter ist vergangen“ und „Mein Mädel hat
einen Rosenmund“, aus England Thomas Morleys „Though
Philomela Lost Her Love“, aus
Italien Monteverdis „Maledetto“, aus Spanien Juan de Enzi-
lz Hitzacker. Seit knapp einem Monat hat die schwimmende Bühne der Kulturkate
aus Neu Lübtheen auf der Elbe
mit ihrem Grenzmärchen Hunderte Besucher erreicht. Letzte
Stationen des Stücks „Die vergessene Brücke“ auf dem Theaterfloß sind nun Hitzacker und
Dömitz. Heute, Freitag, und
morgen, Sonnabend, wird das
Stück ab 21 Uhr am Schiffsanleger (Karl-Guhl-Platz) in
Hitzacker gespielt. Das Finale
am 30. August ist in Dömitz zu
erleben. Das Stück widmet sich
25 Jahre nach der Wiedervereinigung dem Thema Grenzen,
mischt Drama, Komödie und
Absurdes mit Musik in einer
Szenerie, die in die Zeit der
80er-Jahre an die Elbe führt. Infos: www.kulturkate.de.
lz Platenlaase. Der Liedermacher Heinz Ratz hat in den
vergangenen drei Jahren ein
sportliches und musikalisches
Mammutprojekt auf die Beine
gestellt, seinen „moralischen
Triathlon“: Sein 960 km langer
„Lauf gegen die Kälte“ drehte
sich um das Thema Obdachlosigkeit, beim „Flussprojekt“
schwamm er 850 km für den
Artenschutz, und 5500 km radelte er auf der „Tour der 1000
Brücken“ für eine gerechtere
Flüchtlingspolitik. Am Dienstag, 26. August, wird um 19.30
Uhr der Film „Der moralische
Triathlon“ beim Kulturverein
im Café Grenzbereiche gezeigt.
Am Donnerstag, 28., um 20 Uhr
spielen Heinz Ratz und seine
Band Strom & Wasser.
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In Kürze
Rika Tjakea und Fabio Malaguti sind Feinslieb.
nas „Ay triste que vengo“, aus
Frankreich das Sauflied „Tourdion“ und gleich danach, weil
es so schön passt, „Qui veut
chasser une migraine“ (Wollt
die Migräne ihr vertreiben).
Gastmusiker, die Akzente
setzen könnten, gibt es nicht.
Für die nötige Farbigkeit sorgen
die beiden Künstler selbst, mit
Stimmungswechseln (die im
CD-Titel angedeutet werden),
ansprechenden Arrangements
Foto: bernd hellwage
und den vielen Sprachen;
Klarheit und eine gewisse Melancholie liegen in der Sache
selbst. Dazu gibt es ein liebevoll
gemachtes Booklet mit netten
Fotos, den Liedertexten und sogar Übersetzungen.
Live sind Rika Tjakea und
Fabio Malaguti am Sonntag,
21. September, um 16 Uhr mit
einem Konzert als CD-ReleaseParty im Lüneburger Wasserturm zu erleben.
„Zorn“, Familiendrama von
Joanna Murray-Smith, kommt
als deutschsprachige Erstaufführung am 7.9. mit u.a. Ulrich
Bähnk und Rufus Beck bei den
Hamburger Kammerspielen zur
Uraufführung.
Vokalmusik der Renaissance und Neue Musik verbinden am 29.8. um 19.30 Uhr in
der Plater St.-Marien-Kirche
(Kreis
Lüchow-Dannenberg)
das Ensemble Voces Berlin und
das Duo Reflexion K.
Bruno
Przybylski
aus
Salzwedel stellt bis 6.9. im
Wandelgang des Kurzentrums
Bad Bevensen Bilder unter dem
Titel „Erlebnis Natur“ aus.
An den Bildhauer Klaus Kütemeier (1939-2013) erinnert
vom 28.8. bis 2.11. eine Ausstellung in der Handelskammer
Hamburg.
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