Die Planeten der Sonne: Berechnung der Umlaufbahnen (A), graphische Darstellung von Sichtbarkeitszeiten (B). von Franz J. Bellen, 46537 Dinslaken, E-Mail: [email protected] A. Berechnung der Umlaufbahnen A.1. Einführung Seit Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) ist bekannt, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen und nicht die Sonne und die Planeten um die Erde. Galileo Galilei (1564 - 1642), ein Anhänger dieser These, war einer der letzten bekannten Forscher, der unter Androhung auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, seine „irrigen Auffassungen“ widerrufen musste. Johannes Kepler (1571 – 1630) postulierte, dass alle Planeten sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen, und die Sonne in einem der beiden Brennpunkte der Ellipse sich befindet, 1. Keplergesetz. Von den nach ihm benannten Gesetzen leben wir Satellitenfans noch heute, da seine Gesetze auch auf Satelliten anwendbar sind. Man kann einen Planeten als Satellit der Sonne betrachten und als Programmierübung einmal Elevation und Azimut als Funktion über die Zeit berechnen. Jupiter wurde ausgewählt, weil er neben dem Mond einer der hellsten Himmelskörper ist, den man auch in der Dämmerung sieht. Mit diesem Planet lässt sich die eigene Berechnung gut überprüfen (Beam auf die errechneten Werte stellen). Der Rechengang ist zwar aufwendig, aber wir haben ja noch genügend Zeit, bis P3-E gestartet wird. Der Weg bis zum Ziel, die Antennenpositionen, wird hier grob aufgezeigt. Eine empfehlenswerte Arbeitsunterlage ist [1], die für die Berechnungen benutzt wurde. Ausgang für die Berechnungen sind die Bahndaten (Keplerelemente) der Planeten Erde und Jupiter. Aus diesen Daten werden im heliozentrischen-ekliptikalen Koordinatensystem die ekliptikale Breite b und ekliptikale Länge l berechnet. A.2.1 Das heliozentrisch-ekliptikale Koordinatensystem Das Bild Abb.1.5, entnommen aus [1], zeigt eine anschauliche Darstellung des Systems. Koordinatenursprung ist die Sonne, Bezugsebene für die ekliptikale Breite b ist die Ekliptik und für die ekliptikale Länge l der Frühlingspunkt (x-Achse). Die z-Achse zeigt zum ekliptischen Nordpol. r ist der Abstand zum Planeten vom Mittelpunkt der Sonne, oft in Astronomische Einheiten (AE) angegeben (1 AE = 149597870 km = mittlere Entfernung Erde-Sonne). Um ein Vorstellungsvermögen über Betrag und Änderungen der berechneten Parameter zu bekommen, wurden Graphiken für einen Zeitraum von 1 Monat (Januar, 2012) erstellt. Wegen der oft sehr kleinen zeitlichen Änderungen erfolgt die Darstellung in den erforderlichen Fällen mit extrem hoher Auflösung. Beobachtungsort ist Dinslaken, JO31JN. A.2. Der Rechengang mit Ergebnissen Folgende Planeten umrunden die Sonne: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Die letzten drei sind mit bloßem Auge nicht zu sehen. Bild 1: Heliozentrische Breite b und Länge l der Erde Seite 1 von 7 Im ersten Schritt müssen für beide Planeten, Erde und Jupiter, die Koordinaten b und l berechnet werden. Die Ergebnisse der Positionen aus Sonnensicht für Januar 2012 zeigen die Bilder 1 und 2. Aus der Bezeichnung ekliptikale Breite geht schon hervor, dass dieser Wert für die Erde null sein muss, Bild 1. Die Differenz der l-Werte entspricht unter Berücksichtigung der Exzentrizität der Erdumlaufbahn von 0.0167 der Winkeländerung in der gewählten Zeitspanne, 2. Keplergesetz. Die kleinen Änderungen von l für den Jupiter, Bild 2, sind auf seine große Entfernung von 5.2 AE von der Sonne zurückzuführen, 2. Keplergesetz. Seine Inklination beträgt 1.3 Grad von der Ekliptik. Das hat ein kleines delta-b zur Folge. großen Entfernung zum Jupiter und für β an der geringen Neigung des Jupiters zur Ekliptik. Bild 3: Geozentrische-ekliptikale Breite β und Länge λ des Jupiters Bild 3 zeigt die Parameter ekliptikale Breite β und ekliptikale Länge λ für den Jupiter. Die Änderungen beider Größen sind sehr gering im Verlauf von 31 Tagen. Dieses liegt für λ, wie oben schon erwähnt, an der großen Entfernung zum Jupiter und für β an der geringen Neigung des Jupiters zur Ekliptik. A.2.3 Das geozentrisch-äquatoriale Koordinatensystem Bild 2: Heliozentrische Breite b und Länge l des Jupiters A.2.2 Das geozentrische-ekliptikale Koordinatensystem Im zweiten Schritt wird Jupiter von der Erde aus gesucht. Dazu dient das geozentrische-ekliptikale Koordinatensystem, Bild Abb. 1.6 aus [1]. Unsere Erde vollzieht eine doppelte Bewegung: Sie dreht sich in 1 Jahr um die Sonne und in 1 Tag um ihre eigene Achse. Diese zeigt aber nicht, wie die z-Achsen aus den vorherigen Systemen auf den ekliptikalen Nordpol, sondern sie ist um 23.4 Grad geneigt. Um nun die Koordinaten zum Jupiter zu berechnen, muss ein neues Koordinatensystem herangezogen werden: das geozentrische-äquatoriale Koordinatensystem, Bild Abb. 1.7 aus [1]. Der Unterschied zum vorherigen System ist nur der Koordinatenursprung. Hier ist es der Erdmittelpunkt. Die Koordinaten haben neue Buchstaben: ∆ ist der Abstand Erde – Planet, β ist die ekliptikale Breite und λ die ekliptikale Länge. Bild 3 zeigt die Parameter ekliptikale Breite β und ekliptikale Länge λ für den Jupiter. Die Änderungen beider Größen sind sehr gering im Verlauf von 31 Tagen. Dieses liegt für λ, wie oben schon erwähnt, an der Koordinatenursprung bleibt der Erdmittelpunkt, Bezugsebene ist nun der Erdäquator, die Bezugsrichtung ändert sich nicht; es bleibt der Frühlingspunkt. ∆ ist weiterhin der Abstand Erde – Planet, die Deklination δ ist der Winkel zwischen der Linie Erde-Planet und der Äquatorfläche, die Rektaszension α ist der Winkel zwischen Frühlingspunkt und der Projektion der Linie Erde-Planet auf den Äquator. Die z-Achse zeigt in Richtung Erdnordpol. Seite 2 von 7 Bild 4 zeigt die Deklination δ und die Rektaszension α für den Jupiter. Die Änderungen im Laufe eines irdischen Monats sind, verglichen mit Bild 3, fast gleich, während man im Vergleich ekliptische Breite und Deklination die Änderung der Bezugsebene der beiden Systeme um 23.4 Grad deutlich erkennt. Bild 5 zeigt Azimut und Elevation für den Jupiter für den Standort Dinslaken, JO31JN. Das Bild hat keine Ähnlichkeit mehr mit den vorherigen Bildern, die prinzipiell auch die Richtungen zum Jupiter angeben. Da hier der Tagesrhythmus eingeht, haben wir täglich einen Planetenaufgang, eine maximale Elevation und einen Planetenuntergang. Das Bild 5 zeigt auch die Richtungen an, wenn der Planet Jupiter vom Standort JO31JN nicht zu sehen ist. Einen Auszug für den 1. Und 31. Januar Bild 4: Deklination δ und Rektaszension α im geozentrischen-äquatorialen Koordinatensystem A.2.4 Das horizontale Koordinatensystem Nun leben wir Menschen nicht im Erdmittelpunkt sondern auf der Erdoberfläche, und jeder lebt an einem anderen Platz. Die Folge ist, dass jeder den Jupiter unter einem anderen Winkel sieht. Die Ermittlung dieser Winkel geschieht mit Hilfe des horizontalen Koordinatensystems, Bild Abb. 1.9 aus [1]. Dieses System ist dasjenige, mit dem Satellitenfreunde vertraut sind. Wir bezeichnen allerdings die Höhe der Astronomen als Elevation und unser Nullpunkt für den Azimut ist Norden und nicht Süden. Der Koordinatenursprung ist der Standort des Beobachters, die Bezugsebene der Horizont, die Bezugsachse die Linie Zenit-Beobachtungsort-Erdmittelpunkt-Nadir. Weitere Parameter in diesem System sind die Ortszeit, die eine feste Differenz zur Greenwicher Zeit (UTC) besitzt, und das geographische Koordinatennetz der Erde mit seinen Längen- und Breitengraden. Die Parameter Deklination und Rektaszension aus dem geozentrisch-äquatorialen Koordinatensystem (A.2.3) werden in dieses System umgerechnet. Bild 5: Elevation und Azimut Januar 2012 zeigt Bild 6. Hier ist deutlich zu entnehmen, unter welchen Koordinaten und wann Jupiter sichtbar ist. Aus diesem Bild geht auch hervor, dass die täglichen Sichtbarkeitszeiten und die maximalen Elevationen sich ändern (wie ein Satellit). Bild 6: Elevation und Azimut am 01. und 31.01. A.3. Quellennachweis [1] Oliver Montenbruck, „Grundlagen der Ephemeridenrechnung“, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 Ein Hinweis für Programmierfans: XDS-Excelsior hat die Weiterentwicklung der kostenlosen Software XDS Modula-2 wieder aufgenommen. Die letzte Entwicklung „XDS 2.6 beta“ kann unter http://www.excelsior-usa.com/xds.html downgeloaded werden. Seite 3 von 7 B. Graphische Darstellung von Sichtbarkeitszeiten B.1. Einführung In A. hat der Verfasser einen Weg aufgezeichnet, wie man die Positionen von Planeten berechnet. Als Beispiel wurde Jupiter gewählt, weil er mit bloßem Auge und über längere Zeiten beobachtet werden kann. Die Abhandlung soll eine Anregung zum Programmieren sein. In B. werden die Sichtbarkeitszeiten der Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn für das gesamte Jahr 2012 aufgezeigt. Für alle Planeten wird die Sichtbarkeit für Oktober 2012 gesondert berechnet und dargestellt. Dieses erhöht für Oktober die graphische Auflösung. Um zu jeder Tageszeit die genauen Positionen von Azimut und Elevation zu erfahren, stellt der Verfasser das Programm „aktParameter.exe“ auf seiner Homepage: http://dj1yq.homepage.t-online.de/akt.Parameter zur Verfügung. Das Programm läuft synchron mit der Rechneruhr. Der ausgelesene Zeitwert wird als UTC betrachtet (MEZ berücksichtigen oder besser: Rechneruhr umstellen). Die Entfernungen der Planeten von der Erde sind sehr unterschiedlich. Sie liegen zwischen 0,3 und 11 Astronomischen Einheiten. Die Abstandsänderungen im Laufe eines Jahres sind ebenfalls erheblich. Bild 7 gibt einen Überblick über die Entfernungen. Als Vergleich dazu dient der Abstand des Mondes von der Erde (Maßeinheit beachten). einstrahlung eine Beobachtung der Planeten mit dem Auge nicht zulässt, wird der Zeitraum Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ausgeblendet, gelbe Fläche. Ist der jeweilige Planet auch während der Nachtstunden nicht sichtbar, so erscheint diese Zeitspanne dunkelgrau. Die bunten Flächen stellen die jeweilige Elevation des Planeten farbcodiert dar. Die Zahlenwerte können aus der Tabelle in der Graphik entnommen werden. Die Farbcodierung ist nicht für alle Bilder gleich. Die Graphiken wurden für Dinslaken, geographische Länge = 6.74 Grad Ost, geographische Breite = 51.58 Grad Nord berechnet (JO31JN). Von der Erde aus gesehen, zählt die Venus zu den inneren Planeten. Ihre Umlaufzeit um die Sonne ist geringer als die der Erde, es kommt zu Überholungen. Am Nachthimmel ist die höhere Umlaufgeschwindigkeit gegenüber z.B. Saturn zu beobachten, wenn man ein Zeitinkrement von einigen Stunden wählt. Bild 8 zeigt die Sichtbarkeit für 2012. Venus ist in der ersten Jahreshälfte abends und in der zweiten Jahreshälfte morgens zu sehen. Die Leuchtkraft ist bei klarem Himmel z.T. sehr hoch. Die Elevationen können Werte bis zu 40 Grad erreichen. Interessieren die Sichtbarkeitszeiten für einen bestimmten Monat, so liefern die Monatsbilder eine bessere Ablesegenauigkeit, hier Bild 9 für Oktober 2012. Die Beobachtungszeiten sind nur 3 bis 4 Stunden und die Elevation erreicht nur kurzzeitig mehr als 30 Grad. Ein ganz anderes Muster zeigt die Sichtbarkeit des Mars für 2012, Bild 10. Er ist in der ersten Jahreshälfte morgens und abends zu sehen. In der zweiten Jahreshälfte macht er sich sehr rar. Das verdeutlicht auch die Sichtbarkeit für den Planeten im Oktober, Bild 11. Ganzjährig sichtbar mit Elevationen von bis zu 60 Grad ist Jupiter, Bild 12. Bei wolkenlosem Himmel leuchtet es sehr hell und ist im Oktober morgens und abends zu sehen, Bild 13. Bild 7: Entfernung des Mondes sowie der Planeten Venus, Mars, Jupiter und Saturn von der Erde B.2. Die Graphiken Wenn man die Positionen von Saturn kennt, findet man ihn sehr schnell, sonst ist Suchen angebracht, Bild 14. Das ist auf die große Entfernung zur Erde zurückzuführen. Seine maximale Elevation beträgt ca. 30 Grad. Die Sichtbarkeit ist fast ganzjährig. Der schlechteste Monat ist der Oktober, Bild 15. Erläuterungen: Die x-Achse gibt die Uhrzeit in UTC, die yAchse die Tage des Jahres 2012 wieder. Da die Sonnen- Seite 4 von 7 Bild 8: Sichtbarkeit der Venus im Jahr 2012 Bild 9: Sichtbarkeit der Venus im Oktober 2012 Bild 10: Sichtbarkeit des Mars im Jahr 2012 Seite 5 von 7 Bild 11: Sichtbarkeit des Mars im Oktober 2012 Bild 12: Sichtbarkeit des Jupiters im Jahr 2012 Bild 13: Sichtbarkeit des Jupiters im Oktober 2012 Seite 6 von 7 Bild 14: Sichtbarkeit des Saturns im Jahr 2012 Bild 15: Sichtbarkeit des Saturns im Oktober 2012 A./B. Zusammenfassung Der Teil A. ist als Programmierübung gedacht. Mit Hilfe der Unterlage [1] müsste es vielen Fans gelingen, die Ergebnisse nachzuvollziehen. ten Venus, Mars (leicht rötliches Aussehen), Jupiter und Saturn dar. Die rechnerische Auflösung der Graphiken beträgt 6 Minuten, was auch in etwa der Ablesegenauigkeit der Diagramme entspricht. Der Programmieraufwand bis zur fertigen Graphik ist nicht gerade gering. Aber das sollte keinen daran hindern, es zu versuchen. Der Teil B. stellt eine Bildersammlung über die Sichtbarkeitszeiten der mit bloßem Auge beobachtbaren Plane- Seite 7 von 7