Enterprise Integration Foto: Fotolia / vallepu Infrastruktur Enterprise Application Integration (EAI) Schneller auf kritische Ereignisse reagieren Integrationsplattformen erlauben eine einheitliche Sicht auf alle Geschäftsprozesse. Die Zahl der Datenquellen, aus denen Unternehmen geschäftskritische Informationen schöpfen, hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Nicht nur Applikationen aus internen Rechenzentren oder der Cloud, auch Maschinen und mobile Endgeräte sowie die Systeme von Geschäftspartnern, Lieferanten und Dienstleistern spülen ständig neues Material an. Dieser anschwellende Datenstrom wird nur von den Massen an Informationen getoppt, die jede Sekunde in den sozialen Netzen anfallen und die vor allem für Unternehmen im Endkundengeschäft äußerst wichtig geworden sind. Auf der anderen Seite stehen neue Analyseverfahren zur Verfügung wie Big Data und Predictive Analytics, die es ermöglichen, Riesenmengen an Daten auszuwerten sowie Ereignisse vorherzusagen und automatisch darauf zu reagieren. Solche Systeme bringen große Wettbewerbsvorteile, funktionieren aber nur, wenn Daten aus verschiedensten Quellen 70 zusammengefasst und konsolidiert werden können. Angesichts der Bedeutung dieser Aufgabe verwundert es etwas, dass Integration in vielen Firmen nicht mehr als strategisch angesehen wird. „Das Thema ist aus dem Fokus geraten“, sagt Wolfgang Kelz, Country Sales Director DACH beim Integrationsspezialisten Tibco Software. Das war vor einigen Jahren noch ganz anders. Sogenannte Enterprise-Application-Inte­ gration-Plattformen (EAI) erfreuten sich großer Aufmerksamkeit. Viele Hersteller boten mit ihrer Software nicht nur Lösungen für das Problem, verschiedene Applikationen in einen einheitlichen Geschäftsprozess zu integrieren, sondern sorgten durch proprietäre Schnittstellen auch dafür, dass ein Wechsel von einer Plattform zu einer anderen nur schwer möglich war. Mit dem Siegeszug der Service-orientierten Architektur (SOA) schien sich das Thema Integration erledigt zu haben – man glaubte alles mit Webservices abdecken zu können und 9/2015 com! professional Enterprise Integration Infrastruktur keine Integrations-Tools mehr zu brauchen. gen. So kann etwa ein Einzelhändler anhand „Genau das Gegenteil ist der Fall“, sagt Tibcovon Ortsdaten, die seine Apps übermitteln, perManager Kelz, „es sind neue Technologien dasonalisierte Angebote an Smart­ phone-Nutzer zugekommen, das Ganze ist immer noch sehr senden, die gerade in der Nähe sind. Turbinen, heterogen“. Integration sei daher weiterhin esMotoren oder Klimaanlagen ordern automasenziell, so Kelz weiter, „und daran wird sich tisch Ersatzteile und rufen einen Servicetechniauch nichts ändern“. „Die Integration von Onker, wenn Vibrationsdaten bestimmte SchwelPremise-Anwendungen ist bei vielen Kunden lenwerte überschreiten. Das Regal beim Disimmer noch ein wichtiges Thema“, pflichtet counter löst selbstständig einen Bestellvorgang ihm Martin Wroblinski, Business Architect bei aus, wenn sein Artikelbestand einen definierte „EAI spielt nach wie vor eine wichtige Rolle.“ der Software AG bei. Ähnlich sieht das Tobias Größe unterschreitet, oder passt den Preis für Soppa, Managing Director von Ceiton Technoein Produkt automatisch an die Nachfrage an. logies, einem Spezialisten für ProzessoptimieUnd das Transaktionssystem einer Bank sperrt Tobias Soppa rung: „EAI spielt nach wie vor eine wichtige Geschäftsführer Ceiton automatisch eine EC-Karte, mit der in fünf MiTechnologies Rolle“. Und Markus Eisele, Middleware Devenuten Abstand Geld in Hamburg und München www.ceiton.com loper Advocate für JBoss Middleware bei Red abgehoben wurde. „Solche Szenarien führen Hat, findet: „Integration ist ein langweiliges letztendlich dazu, dass ich mehr Integration Thema, aber heute aktueller denn je.“ brauche“, so Wolfgang Kelz von Tibco. Warum Integration für Unternehmen wieder wichtiger und Kommunikation mit externen Systemen: Geschäftsrelevante gleichzeitig schwieriger geworden ist, hängt vor allem mit Daten entstehen nicht nur intern, sondern auch bei Zuliefediesen vier Trends zusammen: rern, Kunden und Dienstleistern. Nur wenn man diese InforDie Bedeutung von Echtzeitdaten wächst: Informationen wie mationen zusammenführen kann, erhält man eine einheitliPositions-, Wetter- oder Sensordaten, Streams, Tweets und che Sicht auf alle Geschäftsprozesse. Das ist sicher ein beLikes werden für Unternehmen immer wertvoller. In Kombikanntes Phänomen, das aber laut Gartner bisher nicht genation mit traditionellen Bestandsdaten aus Geschäftssystekannte Dimensionen annehmen wird. Das Marktforschungsmen wie ERP (Enterprise Resource Planning) oder CRM (Cusunternehmen schätzt, dass bis 2017 mehr als zwei Drittel altomer Relationship Management) erlauben sie es, automatiler neuen Integrationsprojekte Daten aus externen Quellen ▶ siert auf Ereignisse zu reagieren oder diese sogar vorherzusaeinbeziehen werden. Glossar: Wichtige Begriffe rund um Enterprise Integration EAI: Enterprise Application Integration. Zusammenführen von Anwendungen auf unterschiedlichen Plattformen zu einem integrierten Prozess. Im Unterschied zu klassischer Middleware stellt EAI nicht nur Schnittstellen zur Verfügung, sondern berücksichtigt auch die Struktur und die Logik von Geschäftsprozessen. ESB: Enterprise Service Bus. Zwischenschicht, über die verteilte Dienste kommunizieren und Daten austauschen können. ETL: Extract, Transform, Load. Methode zur Integration von Daten aus mehreren Datenquellen in einem Data Warehouse. Der Prozess besteht aus dem Auslesen der Quelldaten (Extract), der Umwandlung in ein einheitliches Datenschema (Transform) und der Speicherung in der Datenbank (Load). Hub-and-Spoke-Architektur: Klassischer EAI-Ansatz, bei dem der gesamte Datenverkehr zwischen Applikationen über eine zentrale Integrationsplattform läuft. Microservice: Einzelne, in sich abgeschlossene Softwarekomponente als unabhängiger Bestandteil einer Applikation. Ein Microservice sollte so klein wie möglich sein und nur eine Auf­ gabe abbilden. Mit Microservices lässt sich eine agile, kontinuierliche Software-Entwicklung realisieren, da beim Update nur die eine betroffene Komponente und nicht das komplette Programm aktualisiert werden muss. OSGi: Open Services Gateway initiative. Generische, hersteller­ unabhängige Softwareplattform, die zur Steuerung und Vernet- com! professional 9/2015 zung sämtlicher Arten von Applikationen, Daten und Geräten dient. REST: Representational State Transfer. Abstrakte Beschreibung für Übertragungsprotokolle. Ein REST-konformer Dienst muss eindeutig adressierbar sein, je nach Anforderung Ressourcen in unterschiedlichen Formaten ausliefern (zum Beispiel HTML, JSON, XML), zustandslos sein, das heißt keine zusätzlichen Informationen über den Status von Client oder Server benötigen, und Operatoren zur Auslieferung und Veränderung von Informationen zur Verfügung stellen. SOA: Service-orientierte Architektur. Methode der Integration, die auf Diensten beruht. Ein Dienst ist dabei ein in sich abgeschlossenes Element, das über definierte Schnittstellen verfügt und mit anderen Diensten zu Aufgaben höherer Ordnung zusammengeschaltet werden kann. SOAP: Ursprünglich Abkürzung für Simple Object Access Protocol, heute nicht mehr als Initialwort gebraucht. Netzwerkprotokoll zum Austausch von Daten und Befehlen zwischen Systemen. Es verwendet in der Regel XML zur Datenübermittlung und TCP/IP als Transportschicht, andere Dateiformate wie CSV und Transportprotokolle sind aber ebenfalls nutzbar, etwa SMTP. XML-RPC: Extensible Markup Language Remote Procedure Call. Protokoll zum Austausch von Daten und Befehlen. Die Informationen werden im Format XML transportiert, zur Übermittlung kommt HTTP zum Einsatz. 71 Infrastruktur Enterprise Integration Social-Media-Plattformen wie Facebook, Mobile Endgeräte: Smartphones und Tablets Google Plus oder Twitter sind für Unternehmen mit unterschiedlichen Betriebssystemen sollen weitere externe Datenquellen, die immer so Zugriff auf Daten erhalten, dass ein Maxiwichtiger werden. Vor allem in der Kommunimum an Produktivität erreicht wird, ohne dass kation mit privaten Endkunden setzen Markedabei Sicherheitsrisiken entstehen. Für IT-Abtingverantwortliche auf diese Kanäle. Der Fanteilungen bedeutet das vor allem, ständig neue tasie, was man mit diesen Daten anstellen Plattformen, Betriebssystemversionen und Gekönnte, ließen sie sich automatisiert in Geräte integrieren und mit den internen Datensysschäftsprozesse integrieren, sind kaum Grentemen verbinden zu müssen. Reichte es noch zen gesetzt. So könnte ein Unternehmen anvor wenigen Jahren, einen Blackberry Enterpri„SOA lässt sich nicht hand der Diskussion in sozialen Netzen die zuse Server zu betreiben, so kommt heute kaum überall anwenden.“ künftige Nachfrage nach Produkten besser ein Unternehmen mehr darum herum, Android, vorhersagen und automatisch die Produktion iOS und Windows Phone zu unterstützen. Markus Eisele anpassen. Kritik könnte direkt in Qualitätssi- Developer Advocate für JBoss cherungssysteme gespeist werden und so VerMiddleware bei Red Hat Integrationsplattformen lassen sich prinzipiell besserungsprozesse beschleunigen oder teure www.redhat.com auf zwei Arten installieren. Die klassische ist Rückrufaktionen vermeiden. Ob Partner oder die „Nabe-Speiche“-Architektur, Hub and soziale Medien – Daten aus externen Quellen Spoke genannt. Wie beim namensgebenden Rad sitzt die Inist gemeinsam, dass das Unternehmen nur sehr begrenzten tegrationsanwendung in der Mitte. Alle Applikationen sind Einfluss auf deren Format, Qualität, Struktur und Sicherheit über Schnittstellen, die Adapter, an die Zentrale, den Meshat. Das angelieferte Datenformat kann sich zudem schnell sage Broker, angebunden. Dieser verteilt die Daten und Proändern. Moderne Integrationsplattformen müssen also flexizesse zwischen den beteiligten Programmen, indem er die Inbel und leicht anpassbar sein. formationen der Quellapplikation in das Format der ZielappliCloud-Computing: Professionelle Anwender lagern mehr kation umwandelt. Solche Systeme sind leicht zu verwalten. und mehr Daten und Anwendungen in die Cloud aus. So lanKommt eine Applikation hinzu, benötigt man nur einen neuge man sich innerhalb einer Plattform bewegt, ist die Inte­ en Adapter, bei Updates oder neuen Versionen muss ebengration meist kein Problem, die Schnittstellen gehören zum falls nur ein Adapter aktualisiert werden. Service des Cloud-Providers. Was aber, wenn mehrere SoftDurch die zentralisierte Architektur lässt sich das System ware-as-a-Service-Angebote in interne Umgebungen inte­ aber nur schwer skalieren und stellt außerdem einen neural­ griert oder Dienste aus verschiedenen Clouds miteinander gischen Punkt für die Ausfallsicherheit der gesamten In­ ▶ kombiniert werden sollen? Zwei Architekturen Architekturen: Bus oder Hub and Spoke Bei einer Hub-and-Spoke-Architektur sorgt eine zentrale Einheit für die Integration von Applikationen. Bei einer Bus-Architektur dient der Message-Bus nur der Informationsübermittlung, die Integrationsintelligenz ist in die Adapter verteilt. Application 5 Application 3 Adapter 1 + Inte­ gration Engine Adapter 5 + Inte­ gration Engine Adapter 3 + Inte­ gration Engine Application 5 Adapter 5 Application 1 Application 1 com! professional 9/15 4 Application 2 pt er Application 4 Hub Message Broker und zentrale Integration Engine Application 4 3 pter Ada 2 Adapter 2 + Inte­ gration Engine Application 3 r te ap Ad Adapter 4 + Inte­ gration Engine pter 1 Ad a Bus – Messaging Backbone Ada Application 2 Quelle: Anurag Goel 72 9/2015 com! professional Tr T aining s Upgrades für Ihr Know-How „Softwareentwicklung ist Kunst und Technik zugleich. Wir brauchen also erst eine gute Idee und dann gute Werkzeuge!“ Bernd Marquardt Berater, Trainer und Autor Scrum für .NET-Entwickler Trainer: Neno Loje 10.-12.11.2015, Köln Frühbucher: EUR 2.250,- zzgl. MwSt. Normalpreis: EUR 2.450,- zzgl. MwSt. Parallelprogrammierung mit dem .NET Framework Trainer: Bernd Marquardt 29.-30.09.2015, Hamburg Frühbucher: EUR 1.799,- zzgl. 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Man muss immer einen zusätzlichen Message Broker installieren, wenn man mehr Leistung braucht. Wesentlich flexibler ist das Bus-System. Es besteht aus einer Vermittlungsschicht, dem Messaging Backbone, und Ad- Interview „Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken“ com! professional hat mit Rüdiger Spies über die Bedeutung der Prozessintegration in Unternehmen gesprochen. Spies ist Independent Vice President Enterprise Software Markets bei CXP Group/PAC (www.pac-online.de). com! professional: Herr Spies, wie hat sich der Markt für Enter­ prise Application Integration (EAI) entwickelt? Rüdiger Spies: Die Zahl der Anbieter ist dramatisch gesunken, die großen Plattformen von Oracle, SAP oder Microsoft haben die Funktionen von EAI in sich aufgenommen. Es gibt wesentlich bessere Schnittstellen zwischen den Applikationen und die Pro­ bleme mit Datenabgleich oder mit Prozessmodellen sind deutlich geringer geworden. Cloud-Plattformen liefern zudem die Integrationswerkzeuge gleich mit. Wird auf diesen Plattformen programmiert, hat sich das Thema EAI fast automatisch erledigt. com! professional: Begebe ich mich nicht in eine problemati­ sche Abhängigkeit, wenn ich meine komplette IT auf der Cloud eines einzigen Anbieters integriere? Spies: Das sehe ich gelassen. Egal welches Produkt Sie kaufen, Sie begeben sich immer in eine gewisse Abhängigkeit vom Anbieter. Das ist selbst bei relationalen Datenbanken so. Man hat immer Migrationsaufwand, wenn man die Plattform wechseln will. com! professional: Was ist, wenn ich zwei oder mehr Clouds zu­ sammenschalten möchte? Spies: Dafür gibt es zwar Tools, das Ganze ist aber noch nicht ausgereift. Die Hersteller erkennen langsam das Problem und fangen an, Lösungen dafür anzubieten. So haben IBM und SAP etwa vor Kurzem angekündigt, das Talent-Management von IBM mit der Cloud-Plattform SuccessFactors von SAP zusammenzuführen und so ein integriertes Personalmanagement zu ermöglichen. com! professional: Ein großer Trend neben Cloud ist Mobility. Gibt es hier besondere Integrationsherausforderungen? Spies: Das ist eine ganz andere Baustelle. Mobile Apps werden typischerweise über einen Enterprise-App-Store zur Verfügung gestellt. Das ist ein Cloud-Element. Die Integration, die man von Applikation zu Applikation braucht, muss im Backend erledigt werden. Die Apps stellen vielfach nur ein erweitertes User Interface dar, um Daten abzurufen oder Transaktionen anzustoßen. 74 Die Herausforderungen liegen also weniger in der Integration von Applikationen im mobilen Gerät, sondern mehr in der Kommunikation zwischen den Applikationen im Backend und sind somit wieder klassischer Natur. com! professional: Wie sieht es mit der Integration von BigData-Analysen aus? Rüdiger Spies Spies: Das ist für mich eher ein Business-Intelligence- und Data-Warehousing-Thema, bei dem es vor allem um ETL (Extract, Transform, Load) geht, also die Frage, wie man Daten aus Systemen extrahiert, aufbereitet und in ein Data Warehouse lädt. Wenn Sie allerdings große Datenmengen in Echtzeit mit einem Streaming-Analyse-Programm bearbeiten wollen, um dann anhand der Ergebnisse zum Beispiel Events in einer ERP-Plattform zu triggern, dann ist das wieder ein EAI-Thema. Der erkennbare Trend, in Zukunft weniger zwischen operativen Daten and Analysedaten zu unterscheiden, eliminiert die Probleme teilweise. com! professional: Welche Unterschiede gibt es zwischen EAI und SOA und wie sieht der Migrationspfad aus? Spies: SOA ist ein Gesamtkonzept, das auf standardisierten Protokollen basiert. EAI in seiner Ursprungsform verwendete dagegen proprietäre Schnittstellen. Mittlerweile haben aber alle Hersteller ihre Lösungen um SOA-Schnittstellen ergänzt. Das Problem Migration hat sich damit zu 90 Prozent erledigt. com! professional: Das heißt, das Thema Integration ist weitge­ hend durch? Spies: So kann man das nicht ganz sehen. Herausforderungen sind auch Industrie 4.0 und Internet of Things. Die Sensorik von Industrieanlagen nutzt sehr häufig eigene Protokolle. Um diese Informationen in die Unternehmenssysteme zu bekommen, benötigt man Aggregatoren, die wiederum nach oben normale SOASchnittstellen bedienen müssen. Solche Protokollumsetzer spielen zukünftig eine wichtige Rolle. Das Thema Prozessinte­gration wird also eine Herausforderung in den Unternehmen bleiben. 9/2015 com! professional Enterprise Integration aptern, die eigenständig die Übersetzung der Daten übernehmen. Mittlerweile kommt fast nur noch eine standardisierte Bus-System-Variante zum Einsatz, die als Enterprise Service Bus (ESB) bezeichnet wird. Diese Architektur wird noch oft eingesetzt, sagt Martin Wroblinski von der Software AG: „In vielen Fällen wird der klassische ESB verwendet, um bestehende Systeme service- beziehungsweise microservicefähig zu machen und homogen in eine moderne Architektur einzubinden.“ Das SOA-Konzept Infrastruktur Anbieter-Übersicht: Integration als Service Diese Unternehmen bieten iPaaS-Dienste (Integration Platform as a Service) an (Auswahl). Anbieter iPaaS-Produkt Internet Adaptris Cirrus www.adaptris.com Celigo Integrator www.celigo.com Dell Boomi Atomsphere www.boomi.com Fujitsu Runmyprocess www.runmyprocess.com Informatica Informatica Cloud iPaaS www.informatica.com Die Fähigkeit, IT-Komponenten zu kapseln und als Service standardisiert und plattformunabhängig Mulesoft Cloudhub www.mulesoft.com anzubieten, hat das SOA-Konzept so erfolgreich Snaplogic Elastic Integration iPaaS www.snaplogic.com gemacht. Die Dienste werden häufig als Webservices über Protokolle wie SOAP, REST oder XMLTibco Software Cloud Bus http://cloudbus.tibco.com RPC angeboten (siehe Kasten „Glossar“ auf Seite 71). SOA wird oft als Allheilmittel für alle Inte­ grationsprobleme angepriesen – zu Unrecht, wie Markus Eisele von Red Hat meint: „Wir haben alle schmerzmit Zukäufen nachgeholfen. 2007 übernahm der Anbieter haft gelernt, dass man nicht überall SOA aus dem Lehrbuch das Unternehmen Spotfire und ergänzte sein Portfolio so um anwenden kann.“ Es seien viele organisatorische Schritte Werkzeuge zur Datenanalyse, Forensik und Datenvisualisienotwendig, um SOA zum Erfolg zu führen, so Eisele weiter, rung. Im vergangenen Jahr kam Jaspersoft hinzu, ein Unter„das lohnt sich für viele Unternehmen einfach nicht“. Viele nehmen, das auf Open-Source-Basis Entwicklern BusinessApplikationen seien zudem unterm Schreibtisch entstanden, Intelligence- und Reporting-Werzeuge zur Verfügung stellt, skaliert worden und irgendwann in den unternehmensweiten die diese in ihre Software integrieren können. Produktiveinsatz gelangt, „da hat sich beim Design sicher Die Integrationsplattform von Tibco nennt sich ActiveMatrix keiner Gedanken um SOA gemacht“. BusinessWorks. Applikationen lassen sich laut Hersteller über Laut Eisele könnte ein Refactoring hin zu Microservices eine grafische Bedienoberfläche per Drag and Drop verbinden. diesem Dilemma abhelfen. Das Microservice-Konzept bringt Die mitgelieferte Bibliothek enthält Komponenten für die das Service-Paradigma in die Applikationen. Statt aus großen meisten Anwendungsfälle wie die Integration von DatenbanProgrammblöcken wie einer Server-Komponente, einer Daken oder Dateisystemen und die Anbindung über TCP, Mestenbank und einer Bedienoberfläche bestehen microservicesaging, SOAP oder REST. Über eine offene API definieren Entbasierte Anwendungen aus kleinen Einheiten, die separat wickler aber auch eigene Konnektoren. Die Plattform lässt sich ausgeliefert werden können und die untereinander über über Server, virtuelle Maschinen oder auch Cloud-Ressourcen Standardprotokolle wie HTTP kommunizieren. verteilen, was Skalierbarkeit, Ausfallsicherheit Bei einem Update muss nur der betroffene Serund Fehlertoleranz gewährleisten soll. vice aktualisiert werden, nicht die komplette Aus dem Open-Source-Umfeld kommt JBoss Applikation. Der Ansatz hat viele Vorteile, Fuse. Die Integrationsplattform basiert auf macht aber die Kommunikation zwischen SysFuse ESB, einem Produkt des Herstellers Fusetemen noch komplexer, da nun nicht nur ein Source, den Red Hat 2012 gekauft hat. JBoss Service nach außen kommuniziert, sondern Fuse stellt verschiedene Werkzeuge zur Verfüviele kleine Dienste intern und extern Schnittgung, mit denen sich Services zur Applikatistellen verursachen. onsintegration verteilen, verwalten und überwachen lassen. Für die Anbindung an externe Anwendungen verwendet das Produkt die Nach einer massiven Marktbereinigung ist es Routing- und Konvertierungs-Engine Apache „Die Integration von On-Premiseim EAI-Markt übersichtlich geworden. Als eiCamel. Es unterstützt mehr als 150 Camel-KonAnwendungen ist bei ner der wenigen verbliebenen unabhängigen nektoren, darunter Java Database Connectivivielen Kunden immer Anbieter ist Tibco Software zu nennen. Das Unty (JDBC), FTP/STP, HTTP/HTTPS, File und noch ein wichtiges ternehmen hat sich von einem Spezialisten für andere. Für bestimmte Endgeräte lassen sich Thema.“ Integrationslösungen hin zu Big Data und Prebenutzerdefinierte Komponenten programmiedictive Analytics entwickelt. „Als wir 2001 geren. Mit der Messaging-Plattform A-MQ ist eiMartin Wroblinski startet sind, hatten wir eine Handvoll Produkne Integration von Echtzeitdaten möglich. Business Architect bei Software AG te, heute sind es über 500 Komponenten“, sagt Webmethods ist ein EAI-Anbieter, der 2007 www.softwareag.com Wolfgang Kelz. Diesem Wachstum hat Tibco von der Software AG übernommen wurde. ▶ Die Anbieter com! professional 9/2015 75 Infrastruktur Enterprise Integration zesse per Drag and Drop konfigurieren. Ceiton Die Produkte sind weiter unter dem ursprüngbietet standardmäßig zentrale Automation- und lichen Namen erhältlich. Die Webmethods InEAI/SOA-Funktionen, um Fremdsysteme in tegration Platform basiert auf einem ESB und Workflows inte­grieren zu können. Über ein EAIkann neben Applikationen und Datenbanken Modul können verschiedenste Schnittstellen auch SaaS- und andere cloudbasierte Services ohne Programmierung frei selbst definiert und integrieren. Externe Partner lassen sich ebenso angepasst werden. anschließen wie mobile Endgeräte und soziale Netzwerke. Weitere Funktionen sind ein Lifecycle-Management für alle Services, Doku„Integration spielt Wir wären nicht im Cloud-Zeitalter, gäbe es Inmente und Regeln, Managed File Transfers, Innach wie vor eine tegrationsplattformen nicht auch als Service. ZuMemory-Big-Data-Analysen und eine Stammwichtige Rolle – und daran wird sich auch nächst nur für die Anbindung von Cloud-Diensdatenverwaltung. nichts ändern.“ ten an interne Systeme konzipiert, sind die iPaaS Wer bei IBM nach einer Integrationslösung (Integration Platform as a Service) genannten sucht, wird im Websphere-Produktportfolio Wolfgang Kelz Dienste inzwischen vollwertige Integrationsfündig. Allerdings tragen nicht mehr alle MoCountry Sales Director bei Tibco Software plattformen und können auch externe Partner dule das Websphere im Namen. So heißt etwa www.tibco.de integrieren, lokal genutzte Applikationen verdie Messaging-Plattform nur noch IBM MQ binden oder mobile Endgeräte bedienen. und aus dem Websphere Message Broker wurEin vielversprechender Anbieter ist laut de der IBM Integration Bus. IBM bietet für so Gartner Dell Boomi. Das Analystenhaus hat den Provider weit ziemlich jede Integrationsfunktion separate Produkte an, anoben rechts in seinem aktuellen „Magic Quadrant for Entergefangen von der Anbindung externer Partner über Cloudprise Integration Platform as a Service“ positioniert. Der von Systeme und Managed File Transfer bis hin zu Workflow-MaDell 2010 übernommene iPaaS-Pionier Boomi bietet mit nagement und Messaging. Eine ähnliche Strategie verfolgt Atomsphere eine Plattform, die ein Stammdatenmanagement Oracle mit der SOA Suite 12. Die Produktpalette reicht von mit Datenbereinigung, Validierung und Transformation, inAdaptern für Cloud-Services über die Integration von Bighaltsabhängiges Routing, Protokolle und Formate für die oder Fast-Data-Analysen, einen API-Manager, der die ErstelB2B-Integration, Partnerverwaltung, Messaging, Webservi­ lung von Schnittstellen erleichtern soll, bis hin zur Integra­tion ces, REST-Support, Prozessorchestrierung und ein API-Mavon mobilen Endgeräten und Applikationen. nagement ermöglicht. Auch das System Web Workflow PPS von Ceiton TechnoloEin weiterer Anbieter von Integrationsservices ist Mulesoft. gies ist einen Blick wert. Der Anbieter hat sich auf die MediDie Stärken seiner Plattform CloudHub liegen in der Integratienbranche spezialisiert und bildet in seiner Integrationsplatton von Cloud-Diensten mit internen Ressourcen. Das Unterform typische Prozesse wie Budgetierung und Planung, Einnehmen bietet dafür mehr als 125 Adapter für Cloud-Schnittbindung von Zulieferern, Kunden und Freelancern, Contentstellen und 70 Integrationsvorlagen, sogenannte Cloudstreams. Aufbereitung und Abrechnung ein. Ein Web Gantt Chart naEbenfalls im Leader-Quadranten befindet sich Informatica mens Control fungiert als zentrales Element für die Disposition von Ressourcen. Über den Web Tree Control lassen sich Promit seiner Informatica Cloud iPaaS. Als Spezialist für die Datenintegration gestartet, liegt die Stärke des Cloud-Services im Stammdatenmanagement und der Sicherung der DatenApplikations- und Datenintegration qualität, bietet aber auch die Möglichkeit der Applikationsund Prozessintegration. Weitere iPaaS-Anbieter finden sich in der Übersicht auf Seite 75. Datenintegration Integration als Service Weiß nicht bzw. nicht anwendbar 9% 39 % 19 % 33 % Separate Datenintegrations- und Anwendungsintegrations-Teams und Anwendungsintegration verflochten Separate Datenintegrations- und Anwendungs­integrations-Teams, die aber zusammen­ arbeiten Applikations- und Datenintegration wachsen zusammen. Nur in 19 Prozent der Fälle hatten die Firmen für beide Aufgaben komplett getrennte Teams. com! professional 9/15 76 Quelle: Gartner (n=345) Fazit Die Integration von Applikationen, Daten und Prozessen bleibt ein essenzieller Bestandteil einer leistungsfähigen ITUmgebung. Ihre Bedeutung nimmt eher noch zu, denn Trends wie Industrie 4.0 oder Big Data spülen immer mehr Daten in immer neuen Formaten in die internen Systeme. Wer diese Daten konsistent halten, möglichst in Echtzeit auswerten und automatisiert darauf reagieren kann, hat einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Da Integrationsplattformen inzwischen auch als Service zur Verfügung stehen, ist das InThomas Hafen/hs vestitionsrisiko ü[email protected] schaubar und die Einstiegshürde niedrig. ◾ 9/2015 com! professional