Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom Treffpunkt ADHS a.s.b.l. www.treffadhs.lu Inhaltsübersicht Einführung : Träumer und Zappel-Philippe Begriffserklärung und Diagnosekriterien Symptome Komorbide Störungen Erwachsene und ADS 2 Inhaltsübersicht Positive Aspekte und berühmte Persönlichkeiten Zahlen und Daten Ursachen Behandlungsmöglichkeiten Schluss 3 Träumer und Zappel-Philippe Schon 1848 verstand es der Kinderarzt Dr. Heinrich Hoffmann in seinem Buch „Der Struwwelpeter“ das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom zu beschreiben. – Der Zappel-Philipp : Er gaukelt Und schaukelt, Er trappelt Und zappelt 4 Der Zappel-Philipp Seht ! Er schaukelt wild, Bis der Stuhl hinten fällt gar zu nach Nun ist Philipp ganz versteckt, Und der Tisch ist abgedeckt 5 Der Träumer Hans – Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft Wenn der Hans zur Schule ging, Stets sein Blick am Himmel hing. Pauz ! Perdauz ! - da liegen zwei ! Hund und Hänschen nebenbei. 6 Der Träumer Hans Nach dem blauen Himmel hoch Sah er, wo die Schwalbe flog, Also daß er kerzengrad Immer mehr zum Flusse trat. Noch ein Schritt ! und plumps ! der Hans Stürzt hinab kopfüber ganz 7 Begriffserklärung Im deutschen Sprachgebrauch treten verschieden Bezeichnungen auf : – ADD : Attention-Deficit-Disorder – ADHS : Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung – ADS : Aufmerksamtkeitsdefizitsyndrom mit und ohne Hyperaktivität – Die Medizin spricht oft noch von der Hyperkinetischen Störung ( kinetisch bedeutet im Griechischen „auf Bewegung beruhend“ ) 8 Diagnosekriterien Die hyperkinetische Störung, wie sie die Medizin bezeichnet, lenkt noch sehr stark auf die Merkmale der motorischen Unruhe ab. Es gibt bereits zwei verschiedene Klassifikationssysteme dafür : – ICD-10 der WHO – DSM-IV der American Psychiatric Association 9 ICD-10 A : Aufmerksamkeitsstörung H : Hyperaktivität I : Impulsivität 10 DSM-IV Im Vergleich zum ICD-10 unterscheidet DSM-IV drei Subtypen : – der Mischtyp einer Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung 11 DSM-IV – Der vorherrschend unaufmerksame Typ – Der vorherrschend hyperaktiv-impulsive Typ 12 Symptomatik (DSM-IV u. ICD-10) Folgendes primär für Kinder Unaufmerksamkeit – beachten Einzelheiten nicht / Flüchtigkeitsfehler – nur kurze Aufmerksamkeitsspanne – scheint nicht zuzuhören, wenn angesprochen – führt Anweisungen häufig nicht vollständig aus (nicht wegen oppositionellem Verhalten) 13 Symptomatik - Unaufmerksamkeit – Im Alltag häufig vergesslich – Abneigung gegenüber länger andauernden geistigen Anstrengungen – verliert häufig Gegenstände, die für Aufgaben und Aktivitäten benötigt werden – läßt sich leicht durch andere Reize ablenken – Organisationsschwierigkeiten 14 Symptomatik Hyperaktivität – zappelt und rutscht auf dem Stuhl herum – steht häufig in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird – läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen es unpassend ist – hat Schwierigkeiten sich ruhig mit Freizeitaktivitäten zu beschäftigen 15 Symptomatik Impulsivität – platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist – kann häufig nur schwer warten, bis er an der Reihe ist – unterbricht und stört andere häufig – redet häufig übermäßig viel 16 Häufige Komorbide Störungen Komorbide Störungen sind psychische Störungen, die neben einer anderen, primären psychischen Störungen entstehen. Bei ADS sind das häufig : – depressive Störungen – Angststörungen – Beziehungsprobleme 17 Häufige Komorbide Störungen – Oppositionelle Verhaltensstörungen und aggressive oder dissoziale Störungen des Sozialverhaltens – Lernstörungen und Schulleistungsdefizite – Ticstörungen – Sprech- und Sprachstörungen – Problemen mit Suchtmitteln 18 Nicht nur Kinder haben ADS Lange Zeit dachte man, daß sich die Krankheit „auswächst“. Dies ist meist aber nur der Fall für die Hyperaktivität, nicht aber für die Aufmerksamkeitsprobleme. Oft wird ADS bei Erwachsenen erst bekannt, wenn man es bei den eigenen Kindern diagnostiziert. 19 Symptomatik bei Erwachsenen Selbsttest !! z.B. aus Pütz, D. (2006) ab S. 161 20 21 22 23 ADS hat auch Positives ! Bei all den negativen Kriterien, sollten die auffallenden, positiven Merkmale nicht unerwähnt bleiben : – sehr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, der nicht nur für sich selber gilt – meist sehr kreativ und voller Fantasie – häufige Liebe zur Natur und Tieren – häufig sehr offen für alles Mögliche – zähe Stehaufmännchen 24 ADS hat auch Positives ! – hohe und spontane Hilfsbereitschaft – erstaunlich gutes Einfühlungsvermögen, sehr emotional und sensibel (Suchtgefahr) – enthusiastisch – hohes Durchsetzungsvermögen (sofern Interesse besteht) – bei hohem Interesse können sie auch auffallend wach sein, bis hin zur 25 „Hyperfokussierung“ Berühmte Persönlichkeiten 26 Daten, Zahlen, Fakten Ca. 5-10% der Kinder sind betroffen Das Verhältnis von betroffenen Jungen zu betroffenen Mädchen liegt zwischen 2:1 beim vorherrschend unaufmerksamen Subtypus bzw. 5:1 beim hyperaktivimpulsiven Subtypus 50% haben ADS noch als Erwachsener das Risiko ADS zu haben liegt bei 20-30%, wenn ein Elternteil betroffen ist. 27 Ursachen Die Wissenschaft ist sich noch nicht völlig im klaren darüber, was genau die Ursachen sind. Folgendes wird nur stark vermutet. Man nimmt an, daß ein Gefüge aus folgenden Faktoren ADS verursacht : – biologische – soziale – psychische 28 Ursachen Soziale Faktoren sind durch Erziehung, Umstände in der Familie, bei den Eltern und der Schule bestimmt psychische Gründe können z.B. sein : Stress, Hochbegabung, Teilleistungsstörungen, individuelle Reaktionen auf situative Reize 29 Ursachen - biologische Faktoren Aus unbekannten Gründen kommt es bei ADS-Leuten in bestimmten Hirnregionen zu einer mangelhaften Durchblutung. Folge : für die Reizübertragung verantwortliche Botenstoffe (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin) werden zu wenig produziert und / oder zu schnell abgebaut. Gehirn empfindet eine Reizüberflutung 30 Ursachen - biologische Faktoren Insbesondere Signalübertragung vom Frontalhirn zu tiefer liegenden Hirnstrukturen scheint gestört zu sein. Folge: ADS-Leute haben Probleme ihre Aufmerksamkeit ausreichend lange aufrecht zu erhalten. Vermutung : die motorische Unruhe des Hyperaktiven ist ein Versuch die Durchblutung anzuregen und somit den 31 Botenstoffhaushalt auszugleichen. Behandlung Verwendung von Stimulanzien (Ritalin) Beratung von Familie und Lehrern Verhaltenstherapie Manchmal ist auch zusätzlich sinnvoll : – – – – Ergotherapie Psychomotorik/Motopädagogik Musiktherapie Hippotherapie (Heilpädagogisches Reiten) 32 Stimulanzien verbessern den Hirnstoffwechsel in Richtung einer vermehrten Ausschüttung von den Botenstoffen Noradrenalin und Dopamin verbessern Filter- und Hemmfunktion des Gehirn ermöglichen wieder sinnvolle Gewichtung der Reize vermeiden Reizüberflutung 33 Stimulanzien Der bekannteste Vertreter ist das Methylphenidat (Handelsname: Ritalin) 80 % -Erfolgsquote bei ADS Wirkung : – – – – – Aufmerksamkeitsspanne = erhöht Ablenkbarkeit = reduziert Fähigkeit, Aufgaben abzuschließen = verbessert Hyperaktivität & Ruhelosigkeit = reduziert Die Impulsivität = abgeschwächt 34 Tipps für Familie und Lehrer Genaue Aufklärung über ADS ist wichtig Die ADS-Person muss wissen, dass sie verstanden wird klare Angabe von Regeln, sowie Grenzen setzen Bei Streitigkeiten: ADS-Kinder sind sehr schnell an Tonfall, Gestik und Mimik orientiert und gehen schnell auf Abwehr. Deshalb : Keine Blickkontakt-Fixierung und kein Heben der Stimme. 35 Verhaltenstherapie Erlernung verbesserter Selbststeuerung – z.B. besserer Umgang mit Zorn und Ärger – positivere Einstellung gegenüber der Tatsache, daß man etwas anders ist – Anerkennung von Autorität und deren Anweisungen – verbesserter Widerstand gegen Versuchungen (Suchtgefahr) – Aneignung des Ignorierens gegenüber Provokationen und verletzenden Äußerungen 36 Verhaltenstherapie Erlernen der Selbstbeobachtung – Um kontrolliert zu handeln, muss gelernt werden, sich selbst zu beobachten. Hilfe für den Alltag – z.B. Entwicklung und Aktivierung von Hintergrundwissen – Stopp der eigenen Negativdarstellung (das kann ich ja sowieso nicht) – Aufzeichnung der Fortschritte etc. etc. 37 Schluss Die Zukunft sieht Dank der Anerkennung von ADS als Krankheit immer besser aus ! Mit Hilfe von viel Aufklärung und Toleranz in der Gesellschaft können auch ADS Leute mittlerweile besser ihre Fähigkeiten entwickeln. Denn : Ist nicht eine wunderbar angepasste MonaLisa nicht langweilig geworden ? Eine facettenreiche, chaotische Picasso-Frau kann mit eigener Selbstakzeptanz auch als ADS-Person begeistern. 38 Weiterführende Ppt-Präsentationen Barkley, R.A. (2008). ADHD from Childhood to Adulthood. Part I: Advances in the Understanding and Management Part II: The Impact of Comorbidity Part III: Social & Emotional Outcomes and Treatment Implications. Barkley, R.A. (2007). Science Based Treatments Auf www.treffadhs.lu einzusehen 39