10 Jahre EMAS Nachhaltig und umweltbewusst wirtschaften in Deutschland Umweltgutachterausschuss beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Vorwort Am 15. Dezember 2005 wird das Umweltauditgesetz 10 Jahre alt. Zusammen mit der europäischen Verordnung zum Umweltmanagement (EMAS) ist es die Grundlage, den betrieblichen Umweltschutz durch freiwillige Maßnahmen entscheidend zu verbessern. Heute hat sich EMAS in allen Wirtschaftszweigen und Einrichtungen der öffentlichen Hand etabliert. Nach seinem Vorbild wurden und werden Managementsysteme und -ansätze anderer Art entwickelt, die vom inhaltlichen Anspruch her jedoch nicht das Niveau von EMAS erreichen. Mehr als 3.700 Standorte in Deutschland haben seit 1995 den Auditierungs- und Validierungsprozess nach der EMAS-Verordnung und dem Umweltauditgesetz durchlaufen und wurden von einem staatlich zugelassenen Umweltgutachter geprüft. Etwa 1.500 deutsche Organisationen mit ca. 2.000 Standorten sind aktuell im EMAS-Register verzeichnet. Sie haben mit der verbindlichen Umwelterklärung ihre Umweltschutzmaßnahmen offengelegt und dürfen das EMASLogo führen. Ich freue mich über die Gelegenheit, die Leistungen aller EMAS-Teilnehmer im betrieblichen Umweltschutz besonders zu würdigen. Sie tragen kontinuierlich und systematisch zu einer Verbesserung der gesamten Umweltsituation bei, was die vielen Beispiele dieser Broschüre anschaulich belegen. Zahlreiche EMAS-Teilnehmer der ersten Stunde wurden vom Umweltgutachterausschuss für die vorliegende Broschüre gewonnen. Sie berichten mit praktischen Beispielen über ihr Umweltmanagement, ihre Motive, Ziele und Errungenschaften. Damit wird gelebtes Umweltmanagement sichtbar gemacht. Der bisherige Erfolg kann sich sehen lassen. Er ist aber auch ein Ansporn, die EMAS-Verordnung bei der anstehenden Novelle effizienter und anwendungsfreundlicher auszugestalten sowie vor allem für kleine und mittlere Unternehmen bestehende Hürden zu beseitigen. Eine frühzeitige Berücksichtigung von EMAS in allen geplanten Programmen, Aktionsplänen und Rechtsetzungsvorhaben auf EU- und nationaler Ebene kann die Integration von EMAS in alle Politikbereiche deutlich fördern. Dabei muss es auch verstärkt um die Berücksichtigung von EMAS bei der öffentlichen Auftragsvergabe gehen. Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Unternehmen der Herausforderung „EMAS“ stellen. Die gerade abgeschlossene Koalitionsvereinbarung betont die Notwendigkeit der Kombination von Rechtsnormen und Kontrolle auf der einen Seite mit der Eigenverantwortung von Wirtschaft und Bürgern auf der anderen Seite. Das freiwillige Umweltmanagementsystem EMAS ist ein bewährtes Modell für diese Art der Kooperation und stellt mit seiner hohen Teilnehmerzahl die Effizienz dieser Art der Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft unter Beweis. Sigmar Gabriel Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Die abgedruckten Beiträge der EMAS-Teilnehmer geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Für die Richtigkeit der Angaben aus dem EMAS-Register und in den Darstellungen der beteiligten Unternehmen und Organisationen übernimmt der UGA keine Gewähr. Wir danken für die vielfältigen Beiträge der EMAS-Teilnehmer und die Anregungen der interessierten Kreise in- und außerhalb des Umweltgutachterausschusses, die diese Broschüre möglich gemacht haben. IMPRESSUM Herausgeber UGA – Umweltgutachterausschuss beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Geschäftsstelle, Energieforum, Stralauer Platz 34, 10243 Berlin Tel. 030/29 77 32-30, E-Mail: [email protected] Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Umweltgutachterausschusses. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Redaktion Thomas Kiel, Michael Hansen, unter Mitarbeit von Andreas Buschhüter, Ina Müller-Schmoß, Doris Tharan (UGA-Geschäftsstelle) Titelfotos Chemiepark Marl (Degussa AG); Biolandhof (BMVEL); Brennstoffzelle, Laborantin (Forschungszentrum Jülich); Schweißer (T. Kroßkortenhaus); Sonnenblume (C. Gasser); Volkswagen Werk Hannover, (VW AG); Blick durch Stator (UDER Elektromechanik); Solarzelle (BMU); Trinkwasser (BEWAG); BMW-Werk Leipzig (BMW AG); Bauarbeiter (Corbis); EMAS-Straßenbahn (KVB) Layout: LayoutManufaktur Druck: Oktoberdruck gedruckt auf 100 % Altpapier Stand: November 2005 10 Jahre EMAS Inhaltsverzeichnis 1. EMAS in Deutschland ........................................................................................................................................ 5 Statements der Geschäftsleitung ............................................................................................................... 8 Gute Gründe für EMAS .................................................................................................................................. 13 2. EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb ................. 17 Mitwirkung der Beschäftigten .................................................................................................................. 17 Umweltprüfung und Umweltaspekte .................................................................................................... 22 Umweltleistung ............................................................................................................................................... 24 Verbesserung indirekter Umweltaspekte ............................................................................................. 29 Dialog mit der Öffentlichkeit ..................................................................................................................... 31 EMAS und andere Instrumente ................................................................................................................. 35 3. Chancen und Vorteile .................................................................................................................................... 37 Einsparungen .................................................................................................................................................... 37 Kosten- /Nutzenverhältnis .......................................................................................................................... 40 Investitionen ...................................................................................................................................................... 42 Rechtssicherheit ............................................................................................................................................... 44 Preise und Anerkennungen ......................................................................................................................... 46 EMAS in Netzwerken ...................................................................................................................................... 48 4. Staatliche Anreize und Bekanntmachung des EMAS – Logos ...................................................... 49 Staatliche Anreize ............................................................................................................................................ 49 Bekanntmachung des EMAS – Logos ...................................................................................................... 51 Für ein zukunftsfähiges EMAS ................................................................................................................... 53 5. Für Glaubwürdigkeit und Transparenz .................................................................................................. 55 10 Jahre EMAS-Register ................................................................................................................................. 55 10 Jahre Zulassung von Umweltgutachtern ........................................................................................ 55 10 Jahre Umweltgutachterausschuss (UGA) ....................................................................................... 56 Informationen über EMAS ........................................................................................................................... 58 Verzeichnis der Beispiele und Abbildungen .................................................................................................. 59 3 10 Jahre EMAS 1. EMAS in Deutschland D as Europäische Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung basiert auf einer europäischen Verordnung aus dem Jahr 1993 und wurde im Dezember 1995 in Deutschland gesetzlich eingeführt. Rechtsgrundlage ist heute die Verordnung (EG) Nr. 761/2001 (EMAS II) und das deutsche Umweltauditgesetz. Aus der englischen Bezeichnung „EcoManagement and Audit Scheme“ folgt das Kürzel EMAS, das in Europa einheitlich verwendet wird. Die Broschüre nimmt 10 Jahre EMAS zum Anlass: a) interessierten Betrieben und Unternehmen praktische Beispiele an die zu Hand geben, b) Lust und Interesse an einem engagierten betrieblichen Umweltmanagement zu wecken, c) die langjährige EMAS-Teilnahme zu würdigen, d) EMAS in der Öffentlichkeit zu präsentieren und e) die Bedeutung von EMAS für nachhaltiges Wirtschaften in Deutschland herauszustellen. Die Broschüre illustriert die Erfahrungen der Unternehmen und Organisationen mit EMAS anhand vieler Einzelbeispiele. Sie stammen in der Regel von den bundesweit ältesten Teilnehmern im EMASRegister, den ersten Unternehmen aus einzelnen Bundesländern sowie aus einzelnen Wirtschaftszweigen, in denen EMAS erst später eingeführt werden konnte. Der Auswahl liegt keine wertende Entscheidung zu Grunde. Wer sich erst in jüngerer Zeit für das Umweltmanagementsystem entscheidet, kann auf den umfassenden Vorkenntnissen aufbauen und den betrieblichen Umweltschutz noch effektiver gestalten. > EMAS verbindet ökonomisch und ökologisch sinnvolles Handeln im Betrieb. Eine kontinuierliche Erfassung von Input- und Output-Daten schafft die Voraussetzung, erhebliche Kosten einzusparen und gleichzeitig die Umweltleistung stetig zu verbessern. > Die Teilnahme an EMAS ist freiwillig. Betriebe erfassen und bewerten ihre Umweltauswirkungen und bestimmen Ziele für den eigenen betrieblichen Umweltschutz. > Nach der Einrichtung eines Umweltmanagementsystems und der internen Kontrolle unterziehen sie sich einer strengen Prüfung durch einen staatlich zugelassenen und beaufsichtigten Umweltgutachter oder eine Umweltgutachterorganisation. > Im Mittelpunkt steht für die Teilnehmer die kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes, die Information der Öffentlichkeit und die Einhaltung des Umweltrechts. > Nach der externen Prüfung durch den Umweltgutachter können sich die Betriebe in das EMASRegister eintragen lassen. Sie veröffentlichen eine Umwelterklärung und informieren damit die Öffentlichkeit über ihre Umweltleistungen. > EMAS attestiert nicht die ökologische Unbedenklichkeit und stellt keine ethische Beurteilung dar, sondern ist ein Zeichen für Umweltschutz oberhalb der gesetzlichen Anforderungen. Die Teilnahme an dem System war zunächst den Unternehmen aus Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe vorbehalten. Seit 1998 hat Deutschland einzelne weitere Wirtschaftsbereiche zugelassen: dazu gehören Banken, Handel und Versicherungen, Kommunalbehörden und Bildungseinrichtungen. Die neue Verordnung aus dem Jahre 2001 hat EMAS 5 6 Kapitel 1 EMAS in Deutschland > 10 Jahre EMAS: Wichtige Ereignisse in der Entwicklung von EMAS 10. 07. 1993 15. 12. 1995 14. 02. 1996 07. 02. 1997 10. 02. 1998 Mai/Juni 1998 28. 02. 2001 Veröffentlichung der Verordnung (EWG) Nr. 1836/93 (EMAS I) Umweltauditgesetz tritt in Kraft – teilnehmen können Industrie und verarbeitendes Gewerbe Der 100. Standort in Deutschland im EMAS-Register (Merckle GmbH/ Ratiopharm Blaubeuren) Über 500 Unternehmensstandorte sind registriert Bereits über 1.000 Standorte – Öffnung für weitere Branchen in Deutschland: u.a. Energie, Wasser, Abfall, Handel, Versicherungen, Verkehr, Hochschulen, und Kommunen Erste Organisationen aus dem Gastgewerbe, erstes Krankenhaus, städtische Entsorgungsbetriebe, Kreditgewerbe Höchststand der Beteiligung an EMAS I: 2.695 Standorte in Deutschland | | | schließlich für Unternehmen und sonstige Organisationen aus allen Wirtschaftszweigen geöffnet. Das schließt auch Dienstleister, Verbände oder Behörden ein, die zusammen mit den Unternehmen von der Verordnung einheitlich als „Organisation“ bezeichnet werden. Die „Organisation“ kann das Umweltmanagementsystem an einem oder mehreren Standorten einführen; nur unter besonderen Bedingungen auch an einem Teilstandort. | | | umfassendste Umweltmanagementsystem. Da die Inhalte der ISO 14001 mit umfasst sind, können sich EMAS-Betriebe ohne weiteren Aufwand gleichzeitig nach dieser Norm zertifizieren lassen. Außerdem geht das Öko-Audit weiter und ist dauerhafter an- Heute gehören viele Neueinsteiger solchen Branchen an, die erst seit 2001 infolge der EMAS-II-Verordnung teilnehmen können, wie z.B. Landwirtschaft, Baugewerbe, Dienstleistungsunternehmen oder öffentliche Verwaltung. Als EMAS eingeführt wurde, war es das erste auf Dauer angelegte Umweltmanagementsystem auf europäischer Ebene mit externer Verifizierung. Entsprechend beliebt war das neuartige Instrument unter einer Vielzahl von umweltengagierten deutschen Wirtschaftsunternehmen. Schon nach den ersten zwei Monaten waren über 100 Unternehmen eingetragen. Zwischen 1996 und 1998 wuchs die Teilnehmerzahl rapide an und erreichte im Jahre 2001 in Deutschland einen Höchststand. 1996 bekam die europäische Verordnung aber auch Konkurrenz durch eine „kleine Schwester“: die internationale Industrienorm ISO 14001 : 1996. Später kamen andere Ansätze für ein Umweltmanagement in kleinen Betrieben und bestimmten Branchen hinzu. Durch Änderung der EMAS-Verordnung wurde im Jahr 2001 das Konkurrenz- in ein Stufenverhältnis umgewandelt. Heute ist das Öko-Audit (EMAS) das > Ablauf der Umsetzung, Prüfung und Registrierung von EMAS. Der innerbetriebliche Prüfungszyklus wird spätestens alle drei Jahre wiederholt. gelegt als viele neue Systemansätze auf regionaler und lokaler Ebene. Mit der Vereinheitlichung der Systeme ist seit 2001 ein Wandel bei den teilnehmenden Organisationen festzustellen. Während Betriebe aus Industrie und sonstigem Gewerbe das umfassendste Managementinstrument EMAS teilweise nicht dauerhaft fortsetzen oder anstreben, kommen neue Teilnehmer insbesondere aus solchen Wirtschaftsbereichen hinzu, für die das System erst seit kürzerer | 10 Jahre EMAS 27. 04. 2001 21. 09. 2001 21. 08. 2002 Nov. 2003 01. 05. 2004 31. 05. 2005 15. 12. 2005 Die Verordnung (EG) Nr. 761/2001 (EMAS II) tritt in Kraft Das Umweltbundesamt führt als erste Bundesbehörde EMAS ein Novelle des Umweltauditgesetzes – Registriert werden nun „Organisationen“ Der EMAS-Newsletter und Broschüren mit Praxisbeispielen zu EMAS-Logo und Umwelterklärung entstehen EMAS tritt in den neuen Mitgliedstaaten der EU in Kraft Neuer Höchststand in Europa: 3.124 Organisationen mit 4.182 Standorten sind EMAS-registriert 10 Jahre EMAS: Deutschland stellt knapp die Hälfte aller Teilnehmer in Europa | | | | | | | Zeit verfügbar ist. Wenn damit zwar in der Summe in den Jahren 2001 bis 2004 eine leichte Abnahme der Gesamtteilnehmerzahl zu verzeichnen ist, so hat dennoch die Anzahl der vertretenen Branchen zugenommen, die Teilnehmerschaft ist vielfältiger geworden. Organisationen beschäftigt; dies entspricht nach Berechnungen der IHK Berlin ca. 2,5 % aller deutschen Erwerbstätigen. Der Anteil der Beschäftigten in EMAS-registrierten Betrieben an der Gesamtzahl der Beschäftigten werden von Bund und Ländern als ein wichtiger Nachhaltigkeitsindikator verwendet. Seit Ende 2004 hält sich die Zahl der EMAS-Registrierungen stabil auf dem gleichen Niveau. Deutschland ist mit etwa 1.500 eingetragenen „Organisationen“ mit mehr als 2.000 Standorten heute weiterhin Spitzenreiter in Europa. Sie machen mit nahezu 50 % den absolut größten Anteil aller europäischen EMAS-Betriebe aus. In der Europäischen Union verzeichnet EMAS aktuell eine Zunahme: Mit der Anzahl von 4.279 Standorten im November 2005 wird sogar der bisher höchste Stand von 3.912 Standorten im Dezember 2001 überschritten. Die Anzahl zeigt seit Ende des Jahres 2004 wieder ein stetiges Wachstum. Dieses ist insbesondere auch auf einen Anstieg in Spanien, Italien, Belgien und in den neuen Mitgliedstaaten zurückzuführen. Der zunehmende Erfolg von EMAS bei unseren europäischen Nachbarn ist ein wichtiger Baustein für ein „umweltgerechtes Europa“. Heute stammen 56 % der Teilnehmer in Deutschland aus dem produzierenden Gewerbe. Mehr als eine Million Menschen sind in EMAS-validierten > EMAS als Nachhaltigkeitsindikator: Anteil der Beschäftigten in EMAS-validierten Unternehmen. (Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, 2004) 7 8 Kapitel 1 EMAS in Deutschland Statements der Geschäftsleitung Welche Motivation bei den Unternehmen vor zehn Jahren den Ausschlag gegeben hat, sich als Vorreiter in dem neu geschaffenen Umweltmanagementsystem zu engagieren, wird aus verschiedenen Statements deutlich, die wesentliche Grundzüge der eigenen „Umweltpolitik“ und die Selbstverpflichtung im Umweltbereich beschreiben. Stora Enso Kabel GmbH & Co. KG Standort: Hagen Beschäftigte: ca. 1.000 EMAS seit: 1995 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Düsseldorf, Karlsruhe, Uetersen, Eilenburg, Baienfurt „Für die kontinuierliche Fortentwicklung unseres Unternehmens im Einklang mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit erachtet Stora Enso den offenen Dialog und die Kooperation mit allen Beteiligten als unerlässlich.“ Auf Basis dieser Grundwerte des Stora-Enso-Konzerns, einem der weltweit führenden Forstindustriekonzerne, wird auch bei Stora Enso Kabel, nach den Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung und verantwortungsvollen Geschäftstätigkeit gehandelt. Diese bezieht sich auf ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Stora Enso Kabel führt einen offenen und vertrauensvollen Dialog mit ihren Interessengruppen. „Wir bekennen uns schon seit langem zu einer offenen Informationspolitik. Deshalb sind wir auch das erste Unternehmen in Deutschland und die erste Papierfabrik in Europa, das seit 1995 am EMAS-System der EU teilnimmt“, so Andreas Genz, Vorsitzender Geschäftsführer von Stora Enso Kabel. > Die Stora Enso Kabel GmbH & Co. KG ist mit einer Jahreskapazität von derzeit 600.000 Tonnen Papier eine der mo- dernsten und leistungsfähigsten Produktionseinheiten des Stora Enso Konzerns. Stora Enso Kabel fertigt gestrichene Druckpapiere, die vor allem bei der Herstellung von Publikums- und Fachzeitschriften und anderen qualitativ hochwertigen Druckerzeugnissen eingesetzt werden. (Fotos: Stora Enso) 10 Jahre EMAS > Die Viessmann Werke in Allendorf (Eder). Viessmann ist einer der international führenden Hersteller von Heiztechnik- Systemen. Hier wird Umweltschutz als ganzheitliches Konzept verwirklicht – vom umweltschonenden Produkt über die Produktion bis zur umweltgerechten Verwertung und Entsorgung. (Foto: Viessmann) Viessmann Werke GmbH & Co. KG Standort: Allendorf (Eder) Beschäftigte: ca. 3.600 EMAS seit: 1995 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Berlin; Gladenbach Sonstiges: Glanzlicht der Umweltallianz Hessen; ASU-Umweltpreis Schon lange vor der Verankerung des Umweltschutzes in der Gesetzgebung und lange vor der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Juni 1992 begann Viessmann mit gezielten Aktivitäten für die Umwelt. Um das ökologische System unserer Welt erhalten zu können, brauchen wir die Hilfe von Naturwissenschaft und Technik. Umweltbewusstsein muss ständig geschärft und vertieft werden. Der Bestand an Technik muss verbessert und neue Technologien entwickelt werden. Diese Innovationsbestrebungen bedeuten eine Investition in und für die Zukunft. Integrierter Umweltschutz wird bei Viessmann als ganzheitliches Konzept verwirklicht – vom umweltschonenden Produkt über die Produktion bis zur umweltgerechten Verwertung und Entsorgung. Von Forschung und Entwicklung bis zur Distribution sind alle Bereiche einbezogen. Bereits im September 1995 wurden die Produktionsstandorte in Allendorf (Eder) gemäß der ÖkoAudit-Verordnung (EMAS) validiert und in das Standortregister eingetragen. Nach Validierung der Standorte Viessmann Kessel- und Apparatebau, Mittenwalde, im Dezember 1999 und der Gießerei Weso Aurorahütte, Gladenbach-Erdhausen, im August 2000 sind alle innerdeutschen Produktionsstandorte der Viessmannn Gruppe mit insgesamt ca. 6.800 Beschäftigten gemäß Öko-Audit-Verordnung validiert und zusätzlich nach ISO 14001 zertifiziert. 9 10 Kapitel 1 EMAS in Deutschland > Beteiligung an EMAS in Deutschland nach Branchen 1999 und 2005. (Datenquelle: DIHK 2005) Canon Gießen GmbH Seit Oktober 1995 ist Canon Gießen eingetragener Standort gemäß EMAS – eines der ersten Unternehmen in Europa. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, wie wichtig ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz ist. Mit EMAS wurde erstmals ein System eingeführt, das Anforderungen an das Umweltmanagement strukturiert und umfassend beschreibt. Dabei gehen diese Anforderungen auch über die gesetzlichen Forderungen hinaus. Die EMAS-Teilnahme dokumentiert, dass Umweltschutz ein wichtiger Bestandteil der Firmenpolitik ist. Die Umsetzung der EMAS-Anforderungen setzte einen dynamischen Prozess in Gang, in dem auch die Mitarbeiter aktiv einbezogen werden. Sedus Stoll AG Wichtige Gesichtspunkte waren die mit einer Validierung nach EMAS verbundene große Transparenz und damit einhergehende Vertrauensbildung. Ferner sollte das Managementsystem als Basis für Verbesserungen dienen. Aus diesen Gründen und da Sedus international, mit Schwerpunkt in Europa, tätig ist, entschied sich die Unternehmensleitung Ende 1994 zur Einführung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS, obwohl die Verordnung zu diesem Zeitpunkt in Deutschland teilweise noch nicht umgesetzt war. Bis heute steht Sedus hinter der Entscheidung für EMAS. Neben den internen Vorteilen, wie Überblick über die Kosten, Transparenz und Rechtssicherheit, hat die Validierung nach EMAS ebenfalls Vorteile im Bezug auf das Image des Unternehmens und im Projektgeschäft. 10 Jahre EMAS Audi AG Wer auch morgen erfolgreich Autos verkaufen will, sollte sich schon heute mit der Technik von übermorgen beschäftigen. Bei Audi hat das lange Tradition. Das Audi-Umweltmanagement erfasst das komplexe Zusammenspiel der ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen unserer Fahrzeuge. Mit diesem vorausschauenden Managementinstrument schaffen wir die personellen, technischen und administrativen Voraussetzungen für die Einhaltung aller Umweltgesetze und die Erreichung der hohen, selbst gesteckten Umweltziele. Prof. Dr. rer. nat. Martin Winterkorn, Audi AG AESCULAP AG & Co. KG, Tuttlingen, Baden-Württemberg Nur durch einen verantwortlichen Umgang mit der Natur können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass wir morgen noch eine menschenfreundliche Umwelt für uns und unsere Kinder finden. Als Unternehmen sind auch wir ein Teil dieser Gesellschaft und deshalb verpflichtet, unseren Teil zum Umweltschutz beizutragen. Aus Verantwortung für die Umwelt hat Aesculap sich 1993 entschlossen, ein Umweltmanagementsystem zu implementieren und sich zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistungen verpflichtet. Auch im Bereich des Handwerks und unter den erst seit wenigen Jahren teilnahmeberechtigten weiteren Organisationen zeigen die Aussagen von Vorreitern das besondere Umweltengagement. Erich Heidrich GmbH Standort: Nürnberg Beschäftigte: ca. 20 EMAS seit: 1997 Sonstiges: Umweltpreis der Stadt Nürnberg; Umweltbotschafter des Umweltpakts Bayern Umweltschutz hat bei Heidrich jahrelange Tradition. Heidrich unterzog sich als Deutschlands erster handwerklicher Schlossereibetrieb einer Validierung nach der EG-Öko-Audit-Verordnung (heute EMAS). Damit verfolgen wir den von uns schon vor Jahren eingeschlagenen Weg aktiven Umweltschutzes konsequent weiter. Um unseren erreichten Umweltstandard weiter zu erhalten und zu verbessern, werden unsere Mitarbeiter regelmäßig geschult und über Neuerungen informiert. Das Engagement für eine lebenswerte Umwelt fließt in alle betrieblichen Entscheidungen ein. Umweltschutz ist jedoch nicht nur Chefsache, sondern gelebter Arbeitsalltag für alle Mitarbeiter. Nordzucker AG > Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind wichtige Säulen der Unternehmenspolitik der Nordzucker AG. Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltstandards im Unternehmen ist dabei Teil des integrierten Managementsystems. Schladen (links) und Clauen (oben) waren die ersten EMAS-registrierten Werke der Zuckerindustrie und nehmen seit 1995/96 wie auch alle anderen Standorten an EMAS teil. (Fotos: Nordzucker, D. Heitefuß). 11 12 Kapitel 1 EMAS in Deutschland > Moderner Umweltschutz bedeutet für die LBS an ih- rem Hauptsitz in Stuttgart Vorsorge statt Nachsorge. Bei Einführung neuer Verfahren, Produkte und Tätigkeiten werden die voraussichtlichen Auswirkungen auf die Umwelt in die Entscheidung mit einbezogen. Die LBS BadenWürttemberg ist die erste selbständige Bausparkasse in Europa, die das EMAS-Zeichen für ein erfolgreiches Umweltmanagementsystem führen darf. (Foto: LBS) Zum Beispiel: Agrargenossenschaft„Osterland“ e.G. Zum Beispiel: Standort: Köckritz Beschäftigte: ca. 32 EMAS seit: 1999 Landesbausparkasse Baden-Württemberg Standort: Stuttgart Beschäftigte: ca. 700 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Karlsruhe EMAS seit: 2000 Sonstiges: Wettbewerb „Durchgrünung von Gewerbegebieten“, 1. Preis der Stadt Karlsruhe, 2003; 1. Preis des Umweltministeriums für Dienstleistungsunternehmen, 2004 Umweltschutz ist keine Pflichtübung . Auch ein Finanzdienstleister kann und muss seine Umweltstandards überprüfen. Die LBS Landesbausparkasse Baden-Württemberg, ein dem Land und den Menschen BadenWürttembergs verbundenes Unternehmen, hat sich dazu verpflichtet. Die Beziehung zwischen Umwelt und Wohnen wird dabei in unterschiedlichen Bereichen thematisiert. Neben der Funktion als starker Partner in der Wohnungsbaufinanzierung tritt die LBS als Impulsgeber für neue umweltverträgliche Wohnkonzepte auf. Vom Vorstand bis hin zum einzelnen Mitarbeiter steht das Handeln in einem ökologischen Bewusstsein. Wir agieren im Umweltschutz und der Qualitätssicherung. Mit der Aufdeckung von Schwachstellen wurden und werden notwendige Veränderungen eingeleitet. Die wichtigsten Ergebnisse veröffentlichen wir in einer Umwelterklärung. Wir sehen in der Bearbeitung des Marktes und den Bemühungen unseres Unternehmens und seiner Mitarbeiter um einen hohen Qualitäts- und Umweltstandard eine Einheit. Die gewünschte Transparenz der Produktionsabläufe ist für uns eine Selbstverständlichkeit. > Die erste EMAS-registrierte Agrargenossenschaft be- wirtschaftet eine landwirtschaftliche Fläche von 1.393 ha in konventionellem Anbau. Sie hält Rinder - insbesondere über 375 Milchkühe - und erzielt eine Milchquote von 3.500 t. Angebaut werden Getreide, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais und Grünfutter. (Foto: Agrargenossenschaft Osterland). 10 Jahre EMAS Gute Gründe für EMAS Die folgenden Praxisbeispiele illustrieren die Gründe, die Unternehmen und Organisationen zur Einrichtung eines Umweltmanagementsystems nach EMAS bewegen. Sie sind vielfältig; durchweg gehören solche Betriebe zu den engagierteren im Umweltschutz und haben oft langjährige Erfahrungen mit einzelnen Umweltmaßnahmen. EMAS ist für sie ein Instrument, um ihr Engagement zu verstetigen und im Unternehmen zu organisieren. Es dient auch als ein Maß dafür, wie weit ein Unternehmen über die üblichen Standards im Umweltschutz hinausreicht. Unternehmen möchten mit einem engagierten Umweltmanagement mehr Aufmerksamkeit im Markt finden. Sie erhoffen sich dadurch u. a. Vorteile und eine stärkere Berücksichtigung ihrer Produkte und Dienstleistungen bei der öffentlichen Vergabe. So können im Zuge von Umweltproduktdeklarationen, Vorteile stärker kommuniziert werden. > Das Werk Könnern der Diamant-Zucker KG ist der älteste EMAS-Standort im Land Sachsen-Anhalt. Mit großen Werkstandorten stellt die Zuckerindustrie wichtige und langjährige EMAS-Teilnehmer aus der Ernährungsbranche. (Foto: Diamant-Zucker) Zum Beispiel: Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach Kunden und Banken fragen uns noch nicht häufig danach, trotzdem ist EMAS auch ein Nachweis unserer technischen Leistungsfähigkeit. Unsere dauerhaften und hochwertigen Produkte haben auch zum Ziel, die Ressourcenproduktivität zu verbessern. Auf die Kaufentscheidungen von Bauherren hat dies erst Einfluss, wenn wir erreichen, die Effizienz über den Lebenszyklus unserer Produkte zu kommunizieren. Zum Beispiel: Diamant-Zucker KG Standort: Könnern Beschäftigte: ca. 200 EMAS seit: 1996 Sonstiges: Mitglied in der Umweltallianz Sachsen-Anhalt Unser Umweltmanagement ist zu einem unverzichtbaren System zur Steuerung der Abläufe hinsichtlich des Umweltschutzes in unserem Unternehmen geworden. Schonung der Ressourcen, sparsamer Einsatz von Energie und sorgsamer Umgang mit der Natur sind auch in Zukunft für uns ernste Anliegen. Die freiwillige Beteiligung an diesem System sowie die Veröffentlichung jährlicher Umwelterklärungen unterstreichen den hohen Stellenwert, den der Umweltschutz in unserem Unternehmen einnimmt. 13 14 Kapitel 1 EMAS in Deutschland Die Sanierung von Umweltschäden gibt häufig den Anlass zur Einrichtung eines dauerhaften Umweltmanagements. Der Erfolg kann eine besonders tiefe Verankerung von EMAS im Unternehmen bewirken. Zum Beispiel: ALTANA Pharma Oranienburg GmbH Standort: Oranienburg Beschäftigte: ca. 350 EMAS seit: 1996 Die ALTANA Pharma Oranienburg GmbH beteiligt sich als einer der EMAS-Pioniere bereits seit 1996 erfolgreich am EG-Umwelt-Audit. Aufbauend auf den seit Beginn der 1990-iger Jahre durchgeführten und zum Großteil schon abgeschlossenen Sanierungsmaßnahmen resultiert die Motivation zur Einführung von EMAS aus der Zielsetzung, eine kontinuierliche Umweltschutzvorsorge zu etablieren. Die EMAS-Verordnung bietet mit ihren Systemelementen bestehend aus Umweltmanagement, Umweltdatenerhebungen, Umweltbetriebsprüfungen und Umweltprogramm der ALTANA Pharma Oranienburg GmbH ein Handlungsinstrumentarium, um frühzeitig umweltrelevante Optimierungspotenziale zu erkennen und so den betrieblichen Umweltschutz nachhaltig weiterzuentwickeln. > Aktiver Umweltschutz ist für die ALTANA Pharma Oranienburg GmbH eine stetige Aufgabe und Herausforderung, trotz mehr als 100 Jahren industrieller Chemie am gleichen Standort. Konsequenterweise wurde auch beim Aufbau eines neuen Pharmaproduktionsgebäudes darauf geachtet, alle bekannten Umwelt- und Sicherheitsstandards zu erfüllen. (Foto: Altana) Kommunalverwaltungen können seit 1998, Bundesbehörden seit 2001 an EMAS teilnehmen. Für die öffentlichen Einrichtungen steht neben dem ökologischen Engagement und den Kosteneinsparungen durch Maßnahmen die Vorbildfunktion im Vordergrund. Sie können etwa im Rahmen des öffentlichen Beschaffungswesens, aber auch durch Behördenentscheidungen, die Rahmenbedingungen für umweltrelevantes Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend beeinflussen. Heute sind mehr als 80 Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung EMAS-registriert. Die europäische Umweltagentur hat EMAS eingeführt, Dienststellen der Europäischen Kommission bereiten ihre EMAS-Teilnahme vor, die Europäische Union bezieht EMAS in ihre Strategie für eine städtische Umwelt ein. Als erste Bundesbehörde hat das Umweltbundesamt seit 2001 EMAS am Berliner Standort Bismarckplatz 1 umgesetzt: „Ich sehe für öffentliche Einrichtungen eine gute Chance, bei EMAS mitzumachen. Das Umweltbundesamt geht dabei nicht nur mit gutem Beispiel voran, sondern möchte auch anderen öffentlichen Einrichtungen hilfreich zur Seite zu stehen. Ein wichtiger Baustein in diesem Kontext ist das gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium herausgegebene „Handbuch Umweltcontrolling für die öffentliche Hand“. Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes 10 Jahre EMAS In den Bundesländern nutzen die Umweltressorts von Bayern, Baden-Württemberg, Bremen und dem Saarland sowie einige wichtige Landesämter EMAS. Das Bundesumweltministerium hat ein Pilotprojekt zur Einführung von EMAS mit mehreren Bundesbehörden durchgeführt und bereitet seine eigene EMAS-Teilnahme vor. Umweltmanagement für eine effiziente Umweltorientierung der öffentlichen Hand Behörden und andere öffentliche Einrichtungen haben bislang eine eher untergeordnete Rolle in der Diskussion über eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland gespielt – trotz zahlreicher Aktivitäten zum Beispiel im Rahmen der lokalen Agenda 21. Den Anforderungen einer nachhaltigen und dauerhaft umweltgerechten Entwicklung muss sich aber auch und gerade die öffentliche Hand stellen. Ihren Einrichtungen sind etwa 5–6 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland und 7 % des aus dem öffentlichen Netz bezogenen Trinkwassers zuzurechnen. Die korrespondierenden Umweltentlastungs- und Einsparpotenziale sind dabei enorm: Beim Stromverbrauch werden sie auf mindestens 10 % und bei der Heizenergie auf 25–60 % des Gesamtverbrauchs geschätzt. Beim Wasserverbrauch und beim Abfall wurden in Einzelfällen Kostenreduktionen von 45–50 % erreicht. Darüber hinaus lassen sich durch Lenkung der öffentlichen Nachfrage auch indirekt Umweltentlastungseffekte erzielen, indem vorzugsweise umweltgerecht erzeugte Produkte beschafft und Umweltaspekte bei der Beauftragung von Dienstleistungen berücksichtigt werden. Gerade EMAS kann daher einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in der öffentlichen Verwaltung leisten. Vor diesem Hintergrund hat der Deutsche Bundestag mit Beschluss vom April 2000 (Drucksache 14/2907) die Bundesregierung aufgefordert, dieses Potenzial zu nutzen und Umweltmanagementsysteme z.B. nach EMAS in allen größeren Liegenschaften und Organisationseinheiten des Bundes einzuführen. Pilotprojekt „EMAS in Bundesbehörden“, 2004 Auch auf regionaler und lokaler Ebene ist EMAS sehr erfolgreich: ÿ Der Kreis Unna liegt im östlichen Ruhrgebiet. Kreisstadt und Sitz der Kreisverwaltung ist Unna. Die Kreisverwaltung ist im Wesentlichen an diesem Standort untergebracht. In dem Gebäudekomplex „Kreishaus“ arbeiten mehr als 600 von insgesamt 1.000 Beschäftigten. (Foto: Kreis Unna) Kreis Unna Standorte: Kreishaus und angrenzende eigene Dienstgebäude; Bauhof Kamen; Nebenstelle Lünen; Feuerwehrservicezentrum Unna Beschäftigte: ca. 740 EMAS seit: 2001 Mit der Einführung eines ökologischen Managementsystems wollen wir unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt gerecht werden und der Tatsache Rechnung tragen, dass unser Verwaltungsbetrieb Ressourcenverbraucher und Verschmutzungsquelle ist. Mit Recht wird von uns in Sachen Umweltschutz eine Vorbildfunktion eingefordert. Wir wollen uns dem stellen, unsere direkten Umweltauswirkungen managen und auch unsere indirekten Umweltauswirkungen im Blick halten. Unsere Umweltleitlinien sollen später in ein Leitbild für die gesamte Verwaltung einfließen. 15 16 Kapitel 1 EMAS in Deutschland Gemeinde Eppelborn, Saarland Um die in unseren Qualitätsgrundsätzen und Umweltrichtlinien festgesetzten Ziele zu erreichen, haben wir 2002 in Eppelborn als erste Kommune im Saarland ein Umweltmanagementsystem nach EMAS eingeführt. Dies ist aus unserer Sicht im Sinne der Agenda 21 eine der bedeutendsten Maßnahmen unserer Gemeinde, da wir hier in besonderem Maße unserer Eigenverantwortung und Vorbildfunktion gerecht werden. Die erworbene Auszeichnung ist uns aber nicht nur Verpflichtung, sie ist auch ein Ansporn zu immer neuen Aktivitäten im Hinblick auf kontinuierliche Verbesserungen im Umweltschutz. Weltjugendtag gGmbH Standorte: Köln Beschäftigte: ca. 85 und 135 im freiwilligen Dienst EMAS seit: 2005 Sonstiges: Nominiert zum EMAS-Award 2005 Umweltfreundlicher Weltjugendtag 2005 Als erstes temporäres Unternehmen in Deutschland ist die Weltjugendtag gGmbH (WJT gGmbH) am 6. und 7. Juni 2005 nach EMAS validiert worden – und zugleich erstmals der Veranstalter einer mehrtägigen Großveranstaltung mit mehr als 400.000 Dauerteilnehmern und über einer Million Pilgern an den Schlusstagen auf dem Marienfeld bei Kerpen-Frechen. Die am 25. 7. 2002 gegründete WJT gGmbH hatte den XX. Weltjugendtag vom 16. bis 21. August 2005 im Erzbistum Köln vorzubereiten und durchzuführen. Im Sommer 2004 begann man unter Federführung eines kompetenten Umweltbeauftragten mit dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems, beraten und unterstützt durch KATE Stuttgart e.V. XX. Weltjugendtag Köln 2005 16.8. - 21.8.2005 Höchste Europäische Auszeichnung für guten Umweltschutz REG.NO. DE- 142-00069 Gottes Schöpfung gestalten wir bewusst und nachhaltig mit. www.wjt2005.de ÿ In neun Monaten zum umfassenden Umweltmanagement nach EMAS – Der Katholische Weltjugendtag 2005 in Köln hat demonstriert, dass Großveranstaltungen auch umweltgerecht durchgeführt werden können. Nachhaltigkeit, Nachsorge und Empfehlungen für Folgeveranstaltungen haben hohe Priorität. 10 Jahre EMAS 2. EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb E MAS stellt besondere Anforderungen, denen die Betriebe durch intensive Einbeziehung ihrer Beschäftigten, durch eine konsequente Erfassung und Bewertung von Umweltaspekten und durch kontinuierliche Verbesserungen ihrer Umweltleistung gerecht werden. EMAS-Unternehmen pflegen einen offenen Dialog mit der Öffentlichkeit. Ferner zeigen sie, wie sich das Umweltmanagement gemeinsam mit anderen Instrumenten in die Praxis umsetzen lässt. Mitwirkung der Beschäftigten EMAS legt besonderen Wert auf die Beteiligung der Beschäftigten. Auf ihre Mitarbeit, ihre Erfahrung, ihre Ideen, ihre Kreativität kommt es entscheidend an, wenn das Umweltmanagement nicht nur auf dem Papier stehen, sondern mit der Unternehmensphilosophie „gelebt“ werden soll. Das erfordert regelmäßige Weiterbildung und Schulung, aber auch Honorierung von Verbesserungsvorschlägen. ÿ Ein gut funktionierendes Umweltmanagementsystem setzt die aktive Teilnahme aller Mitarbeiter voraus. Durch Vorträge und Schulungen zum Thema Umweltschutz wird der Blick der Mitarbeiter für Verbesserungspotential in Sachen Umweltschutz geschärft. Neben der Produktion von hochwertigen Kopiersystemen werden bei Canon im Werk Giessen auch Tonerkartuschen abgefüllt und verpackt. Mitarbeiter bei der Gerätejustierung (Foto: Canon) Canon Gießen GmbH Standort: Gießen Beschäftigte: ca. 435 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Auszeichnung für Umweltbewusste Unternehmensführung 1996/97 17 18 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Jeden September findet bei Canon Gießen ein UmweltAktionsmonat statt. In diesem Umweltmonat wird ein Schwerpunktthema ausgewählt (z.B. „Ressourcenschonung durch Abfallreduzierung“). Alle Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, sich umfassend über dieses Thema zu informieren. Als besondere Anerkennung werden alle in diesem Monat eingereichten Verbesserungsvorschläge zum Thema Umweltschutz doppelt honoriert. Welche Resultate und Verbesserungen im Bereich Umweltschutz erzielt wurden, wird im Unternehmen an geeigneten Stellen veröffentlicht. Die Mitarbeiter erhalten einen Einblick über die umgesetzten Verbesserungen und ihre Auswirkungen und können so erkennen, welchen direkten Einfluss ihre Mitarbeit auf die Erreichung der Umweltziele hat. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Motivation der Mitarbeiter aus. So konnte z.B. durch Optimierung der Klimatisierung einer unserer Produktionshallen eine Reduzierung des Stromverbrauchs von ca. 500 kWh pro Tag erreicht werden! Durch die Teilnahme an EMAS konnte auch ein positiver Beitrag zur Vertrauensbildung gegenüber Behörden, Verbänden sowie der benachbarten Bevölkerung geleistet werden. Lufthansa CityLine GmbH Die Basis für einen erfolgreichen Umweltschutz ist eine Unternehmenskultur, in der dieser von möglichst vielen gelebt wird. Lufthansa CityLine klärt ihre Mitarbeiter deshalb eingehend über Fragen der Umweltvorsorge auf und lädt sie zu aktiver Mitwirkung ein. Beispielsweise werden Flugbegleiter in ihrer Grundausbildung mit der Umweltvorsorge an Bord vertraut gemacht, die Mitarbeiterzeitung berichtet regelmäßig über Umweltthemen und in der Ideenwerkstatt, dem betrieblichen Vorschlagswesen von CityLine, werden Ideen zum Wohle der Umwelt mit einer Sonderprämie belohnt. Bei großen Unternehmen kann „Umweltschutz“ auch Bestandteil einer betrieblichen Vereinbarung sein. Diese sichert die Leistungsfähigkeit des Systems ab und sorgt für die wirksame Umsetzung von Vorgaben. Volkswagen AG Standort: Emden Beschäftigte: ca. 9.700 EMAS seit: 1995 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Wolfsburg, Braun schweig, Salzgitter, Kassel, Hannover, Zwickau, Chemnitz, Brüssel (Belgien), Pamplona (Spanien) Sonstiges: Deutscher Umwelt Reporting Award (DURA); UmweltOnline-Award in Gold (B.A.U.M.) Ein Meilenstein für die Einbindung aller Mitarbeiter in das Umweltmanagementsystem ist die Betriebsvereinbarung Umweltschutz von 1995. Darin wird die generelle Pflicht aller Werkangehörigen zum umweltgerechten Verhalten („Gute Umweltpraxis“), ihr Recht auf ständige Qualifizierung im Umweltschutz und ihre Einbeziehung in die Umweltaudits geregelt. Festgeschrieben wird auch die Pflicht der Unternehmensleitung die Arbeitnehmervertretung über alle einschlägigen Fragen zu informieren. Die Umweltschutzbeauftragten einerseits und die verantwortlichen Anlagenbetreiber andererseits werden durch mehr als 350 „Sachkundige für Umweltschutz“ unterstützt. Dies sind besonders geschulte und motivierte Mitarbeiter/-innen, die – neben ihrer täglichen Arbeit im Produktionsprozess – ihre Vorgesetzten und nicht zuletzt auch ihre Kollegen in Fragen des Umweltschutzes beraten und informieren. Rund 60 Mitarbeiter/-innen mit Umweltschutzaufgaben wurden zu internen Auditoren ausgebildet. Die Auditeams werden jeweils aus diesem 10 Jahre EMAS ÿ Ein betriebliches Umweltmanagementsystem kann nur dann wirkungsvoll arbeiten, wenn es auf eine breite Basis gestellt wird. Es muss gelingen, möglichst alle Mitarbeiter einzubeziehen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, wurden bei Volkswagen entsprechende Instrumente und Verfahren entwickelt und eingesetzt. VW-Mitarbeiter des EMAS-registrierten Werks Emden bei der Montage. (Foto: VW) großen Pool rekrutiert, wodurch die Umweltaudits zu einem fruchtbaren Austausch zwischen den einzelnen Bereichen und Standorten genutzt werden können. Ergänzt werden die Bestrebungen zur Einbeziehung der MitarbeiterInnen durch regelmäßige Schulungen der Führungskräfte und anderer Multiplikatoren, durch Beiträge in den Werkzeitungen sowie durch die Einbeziehung von Umweltschutzthemen in das betriebliche Vorschlagwesen. Die EMAS-Teilnehmer mit den höchsten Beschäftigungszahlen sind Standorte der Deutschen Automobilindustrie. Von den Produktionsstätten der großen deutschen Autohersteller nutzt die Mehrzahl EMAS. Insgesamt sind über 100 Standorte der Fahrzeugproduktion und der Zulieferindustrie registriert. Moderne Kommunikation erlaubt eine Kommunikation über Hierarchiebarrieren hinweg. Wichtig sind verantwortliche Ansprechpartner für den Umweltschutz. Häufig können Umweltschutz und Arbeitsschutz parallel im Unternehmen verankert werden. Konzern EMAS-registrierte Organisationen in Deutschland Audi Audi AG: Standorte Neckarsulm, Ingolstadt BMW Bayerische Motoren Werke AG: Werke Berlin, Dingolfing, Landshut, Leipzig, München, Regensburg, Wackersdorf, BMW Fahrzeugtechnik GmbH: Eisenach (Krauthausen) DaimlerChrysler DaimlerChrysler AG: Werke Bremen, Düsseldorf, Gaggenau, Hamburg, Kassel, Mannheim, Sindelfingen, Untertürkheim, Wörth Vertriebsorganisation Deutschland, Berlin; Daimler Chrysler Ludwigsfelde GmbH Ford Ford-Werke GmbH: Fertigungs- und Montagewerk Saarlouis MAN MAN Nutzfahrzeuge AG: Werke Gustavsburg, München, Nürnberg, Automotive Components Penzberg GmbH, Salzgitter Porsche Dr. h.c. Ferdinand Porsche AG: Standort Zuffenhausen (Stuttgart) VW Volkswagen AG: Werke Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel (Baunatal), Salzgitter, Wolfsburg Volkswagen Sachsen GmbH, Motorenfertigung Chemnitz und Fahrzeugfertigung Mosel (Zwickau) ÿ EMAS-registrierte Standorte bedeutender deutscher Automobilkonzerne. (Quelle: emas-register.de, Stand: 25.10.2005) 19 20 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb ÿ Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz – in diesen Bereichen setzt die Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH seit mehr als 10 Jahren international Maßstäbe (Foto: Goodyear Dunlop). Zum Beispiel: Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Standort: Hanau Beschäftigte: ca. 2.200 Weitere EMAS-Standorte im Konzern:Wittlich, Fulda EMAS seit: 1996 Sonstiges:Umweltallianz Hessen; VW-Umweltpreis PC-Info-Terminals informieren die Mitarbeiter kontinuierlich zu Themen aus ihren Abteilungen. Die Bildschirme sind an zentralen Plätzen im gesamten Werk verteilt und befinden sich unter anderem an den so genannten „Dorfplätzen“ in den Produktionsbereichen – Treffpunkte, an denen sich die Mitarbeiter zum Schichtwechsel oder anderen Anlässen versammeln. Das Informationsprogramm umfasst u.a. das monatlich aktualisierte „Thema des Monats“ mit Tipps und Ratschlägen für arbeits- und umweltsicheres Verhalten. Weiterhin dokumentieren Kennzahlen – z.B. zu Lösungsmittel- und Abfallreduzierung – die erreichten Ziele. Sie motivieren die Mitarbeiter zur konsequenten Umsetzung der eingeleiteten Programme. Die Einführung und Aufrechterhaltung des Systems muss von der Managementebene gewollt sein. Ohne Rückhalt von „oben“ hat EMAS in einem Betrieb keine wirkliche Chance. Ein betriebliches Vorschlagswesen hilft, Verbesserungspotentiale bei der Umweltleistung zu erkennen. Es lohnt sich, bei der Implementierung von EMAS die besonders motivierten Mitarbeiter zu unterstützen und Ihnen den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Eingearbeitete und erfahrene Teams erweisen sich bei der Umweltprüfung als hilfreich. Wichtig ist dazu eine adäquate Schulung aller Beteiligten. Umweltschutz ist kein isoliertes Thema. Die betrieblichen Einrichtungen und Verantwortlichkeiten für den Umweltschutz werden daher sinnvollerweise mit anderen bestehenden oder geschaffenen Betriebsgruppen oder Personen mit besonderen Aufgabenstellungen (Arbeitsschutz, Sicherheit, Hygiene) vernetzt. 10 Jahre EMAS Zum Beispiel: Axel Springer AG, Ahrensburg Am Druckstandort Ahrensburg gibt es zwei Druckereien (Offsetdruckerei der Axel Springer AG und Tiefdruckerei der Axel Springer Tiefdruck GmbH & Co. KG) mit etwa 1.400 Mitarbeiter/ -innen. Verantwortlich für das Umweltmanagement sind die Werkleiter der Druckereien. Sie werden vom Leiter der Betriebstechnik sowie von Umweltbetriebs- und Abteilungsbeauftragten für Arbeitssicherheit und Umweltschutz unterstützt. Mitarbeiter/-innen können über das Ideen-Management (betriebliches Vorschlagswesen) einzeln oder als Gruppe Verbesserungsvorschläge (u. a. zu Brandschutz, Sicherheit und Umwelt) einreichen. Die spätere Umsetzung prämierter Vorschläge wird von den Beauftragten nachgehalten. Solche Vorschläge führten erfolgreich zu Reduzierungen bei der Filmchemie und beim Papier- und Folienverbrauch. Weitere Ideen wurden in die Umweltprogramme der Druckereien aufgenommen und umgesetzt, beispielsweise die Aufbereitung von Reinigungsmitteln und Abwässern. Zum Beispiel: Märkisches Landbrot GmbH Standort: Berlin Beschäftigte: ca. 30 EMAS seit: 1995 Sonstiges:Solarpreis 1995; Berliner Eta-Wettbewerb „Strom- und Innovationspreis“ 1996; Berliner Umweltpreis 1997; eingetragenes EXPO-Projekt 2000 Das für die Professionalität und den kontinuierlichen Verbesserungsprozess notwendige Know-how generiert sich aus kontinuierlichen Schulungen von Mitarbeitern, aber auch aus einem konsequenten Einsatz externer Fachleute im Unternehmen. So sind erfahrene und zum Teil mit eigenen Kompetenzen ausgestattete Fachleute verschiedener Ausrichtungen in verschiedenen Ausschüssen und Controllinggruppen vertreten (Qualitätssicherungsausschuss, Backstubenleitertreffen, Umweltausschuss, Arbeitsschutzausschuss etc.). Märkisches Landbrot begegnet damit auch effektiv der Gefahr einer unzureichenden Integration von Umwelt-, Sozial- und Finanzfragen im Unternehmen. ÿ Seit der Einführung von EMAS 1995 hat sich Märkisches Landbrot unter Mitwirkung der Belegschaft ein professionelles und auf den Betrieb abgestimmtes Managementsystem erarbeitet. (Foto: Märkisches Landbrot) 21 22 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Zum Beispiel: CWS-Lackfabrik Conrad W. Schmidt GmbH & Co. KG Standorte: Düren, CWS Powder Coatings GmbH, CWS Resins GmbH Beschäftigte: ca. 160 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Umweltpreis der Stiftung „Arbeit und Umwelt“ 2000/01 Als CWS 1994 die Umweltprüfung durchgeführt hat, gab es weder das Umweltauditgesetz, noch Checklisten oder Leitfäden. Das war aber auch zugleich die Chance, sehr früh als Vorreiter einzugreifen. Also wurde – damals recht umständlich – anhand der EMAS-Verordnung eine Checkliste zur Umweltprüfung entwickelt. Ein kleines Team aus gesetzlichen und freiwilligen Umweltbeauftragten hat alle relevanten Umweltaspekte zusammengetragen. In den Köpfen fand ein völlig neues Denken statt. Die wichtigsten Erkenntnisse führten • zu einem Firmenhandbuch mit Umweltaspekten zusätzlich zur Qualität • zu Übersichten von Genehmigungen und Auflagen • zu mehr Teamarbeit und Kommunikation • zu mehr Akzeptanz der Umweltbeauftragten • zu mehr Transparenz und Planungssicherheit durch zusätzliche Umweltkennzahlen • zu neuen Produktideen durch Rohstoffersatz, so dass zum Beispiel die aktuelle Lösemittelrichtlinie der EU automatisch erfüllt wurde • zu Einsparungen bei Abfall und Energie Heute, nach 10 Jahren hat CWS sich daran gewöhnt mit Werkzeugen wie Umweltkennzahlen und Umwelterklärungen umzugehen und ständige Verbesserung in jeder Hinsicht zu betreiben. Umweltprüfung und Umweltaspekte Die Umweltprüfung ist der erste Umweltcheck, um die signifikanten Umweltaspekte der Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen einer Organisation zu ermitteln. Dies ist die Grundlage für die eigene Umweltpolitik. Nach Einrichtung eines Umweltmanagementsystems werden dann regelmäßig Umweltbetriebsprüfungen – sog. Audits – durchgeführt, mit denen die Steuerung der Umweltaspekte in der Organisation untersucht wird. Heute ist ein breites Spektrum an Branchenleitfäden und Managementhandbüchern für EMAS verfügbar. Die Pioniere mussten sich dagegen in den Anfangsjahren vieles selbst erarbeiten. ÿ Oben: Der Winterdienst wurde auf Feuchtsalz umgestellt – dies spart Ressourcen und schont die Umwelt. Unten: Das Eppelborner EMAS-Team mit Umweltgutachter beim Überwachungsaudit 2003 (Fotos: Gemeinde Eppelborn) 10 Jahre EMAS Die Umweltprüfung ist entscheidend für die späteren Erfolge. Sie bewertet und gewichtet die einzelnen umweltrelevanten Tätigkeiten und gibt damit wertvolle Hinweise auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Umweltleistung und Einsparungen bei Ressourcen und Energie. Zum Beispiel: Gemeinde Eppelborn Standort: Eppelborn Beschäftigte: ca. 150 EMAS seit: 2002 Sonstiges: 1. Platz 1996: „Modern und Bürgernah“ – Wettbewerb der Bertelsmannstiftung; 1. Platz 1999: „Umweltfreundliche Gemeinde“, Saarland Bei den Umweltprüfungen im Rathaus und auf dem Baubetriebshof der Gemeinde Eppelborn konnten nicht nur in Sachen Umweltschutz Schwachstellen aufgedeckt und behoben werden, auch hinsichtlich der Brandverhütung und der Arbeitssicherheit gab der Umweltgutachter wertvolle Hinweise. Die Gemeinde Eppelborn betrachtet diese Prüfungen daher nicht als lästiges Übel, sondern vielmehr als wichtige Hilfe zur Vermeidung von Schäden, Unfällen und Kosten. ÿ Mitarbeiter bei der Endmontage: Das Audi-Produktionssystem integriert den Umweltschutz. Mit dem Standort Neckarsulm wude 1995 erstmals ein Premiumhersteller EMAS-validiert. (Foto: Audi) Zum Beispiel: AUDI AG Standort: Neckarsulm Beschäftigte: ca. 13.000 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Ingolstadt; Györ (Ungarn) EMAS seit: 1995 Sonstiges: Anerkennung im Umweltpreis des Landes 1996 Der Standort Ingolstadt hat sein Umweltmanagementsystem in den letzten Jahren ständig erweitert und ein vom Schweizer BUWAL-Verfahren (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft) abgeleitetes System zur Bewertung der Umweltleistung eingeführt. Mit Hilfe eines Punktesystems werden darin die Umweltauswirkungen statistisch ermittelt und nach Prioritäten gewichtet. Dieses Verfahren, das eine optimierte Bewertung von direkten und indirekten Umweltaspekten ermöglicht, wird in Ingolstadt, Neckarsulm und Györ (Ungarn) eingesetzt. Das Unternehmen berichtet in seinen Umwelterklärungen über kontinuierliche Verbesserungen im Rahmen seines Umweltmanagements EMAS. 23 24 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Umweltleistung Unter Umweltleistung versteht man das Niveau des betrieblichen Umweltschutzes. EMAS dient dazu, die eigene Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Dazu setzt sich eine Organisation Ziele, die auf die in der Umweltprüfung erkannten wesentlichen Umweltaspekte eingehen. Die Zielerreichung ist Gegenstand der nächsten Umweltbetriebsprüfung. Zum Beispiel: Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger e.K. Standorte: Neumarkt Beschäftigte: ca. 85 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Naturschutzmedaille (Bund Naturschutz in Bayern) 1995; Deutscher Umweltpreis (DBU) 2001, Umweltpakt Bayern, 1996; Unternehmer des Jahres in Oberpfalz/Niederbayern, 1998; Nachhaltigkeitspakt s.m.i.l.e. for Business Excellence, 2001; Einführung eines integrierten Managementsystems (QM, EMAS II, OHRIS), 2002 Seit 1993 wurde der betriebliche Wasserverbrauch bei Neumarkter Lammsbräu, einem Familienbetrieb mit 375-jähriger Bierbrautradition, bei leicht steigendem Ausstoß um fast 30 % verringert, der Wärmeverbrauch um 7 % reduziert und der Pflanzenölanteil am Gesamttreibstoffverbrauch auf etwa 25 % gesteigert. Lediglich der Stromverbrauch konnte in den letzten zehn Jahren aufgrund des höheren Strombedarfs neuer Anlagen nicht gesenkt werden. ÿ Die Anfänge der umweltbewussten Unternehmensführung bei Neumarkter Lammsbräu reichen bis 1977 zurück. Mit EMAS wurden auch in der neueren Zeit noch zahlreiche ökologische Verbesserungen umgesetzt, wie z.B. die Umstellung des betriebseigenen Fuhrparks auf Betrieb mit kaltgepresstem Pflanzenöl. (Foto: Lammsbräu) Zum Beispiel: Remmers Baustofftechnik Produktions GmbH Standort: Bad Düben Beschäftigte: ca. 13 EMAS seit: 1996 Umweltschutz spielt – neben Qualität – die zentrale Rolle und liefert einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze und zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Ein paar Zahlen verdeutlichen das: Senkung des Stromverbrauchs (2004) um 3,3 % (gegenüber 2003). Als Trockenmörtelwerk verbrauchen wir praktisch kein Wasser. Abwasser fällt nicht an. Die Abfallbelastung wurde weiter in 2004 um 2,6 % (gegenüber 2003) gesenkt und ist außerordentlich gering. Die Staubbelastung konnte durch den Einbau von Hochleistungsfiltern auf 20 mg/m3 gesenkt werden. Die abgeschiedenen Stäube werden in den Produktionsprozess vollständig zurückgeführt. Die Lärmbelästigung des Werkes ist vernachlässigbar. 10 Jahre EMAS ÿ Umweltschutz ist für die Kreisklinik Hofgeismar seit vielen Jahren eine selbstverständliche Verpflichtung. Der Schutz der natürlichen Ressourcen ist integrativer Bestandteil und Leitgedanke bei allen Handlungen. Bild unten: Die EMAS-Registrierung wird im Eingangsbereich ausgehängt. (Fotos: Kreisklinik Hofgeismar). Zum Beispiel: Kliniken des Landkreises Kassel, Kreisklinik Hofgeismar Standort: Hofgeismar Beschäftigte: ca. 260 EMAS seit: 1998 Nach der erfolgreichen Einführung eines Umweltmanagementsystems zeigten sich erfreulich rasche und kontinuierliche Fortschritte. Durch regelmäßige Audits und Verbesserungen bei der Organisation des Umweltmanagements gelang es uns: • Die Abfallmenge in Bezug auf die Behandlungstage unter anderem durch geeignete Kontrollmaßnahmen, kontinuierlich zu senken. • Im Bereich des Abwassers unterschreiten wir jährlich den zulässigen CSB-Wert. • Wir konnten den externen Energieverbrauch durch die Inbetriebnahme eines Blockheizkraftwerkes reduzieren. Heute kaufen wir ökologischer ein, da wir verwendete Stoffe und Produkte auf ihre Umweltrelevanz hin überprüfen. Der Trinkwasserverbrauch in der Kreisklinik Hofgeismar konnte deutlich gesenkt werden. Wir gehen sparsamer mit Energie um und wir versuchen Abfälle von vornherein zu vermeiden und nicht nur zu verringern. Auf unsere Vertragspartner, die auf dem Klinikgelände arbeiten, und auch auf unsere Lieferanten wirken wir ein, damit sie die gleichen Umweltnormen erfüllen wie wir. Die Nutzung von Umweltkennzahlen hilft auch bei veränderter Produktionslage Verbesserungen bei den Umweltaspekten zu erkennen. Dazu werden Verbrauchzahlen oder Emissionswerte zum Beispiel auf Stückzahl oder Gewicht von Produkten bezogen. Zum Beispiel: Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Der Erfolg unseres Umweltmanagements: Der bei der Produktion benötigte Lösungsmittelverbrauch sank von 3,02 Kilogramm/Tonne Reifen im Jahr 1992 auf nur noch 0,4 Kilogramm/Tonne Reifen im Jahr 2003. Gleichzeitig verringerten sich der Wasserverbrauch und die Staubemissionen. 25 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb 0 1995 1996 2001 2002 1.898 3.263 3.497 2000 1.752 2.392 1.863 500 1.442 1.000 1.091 1.758 1.500 2.478 1.821 2.000 2.370 1.934 2.500 2.710 3.306 3.000 1997 1998 1999 ÿ Entwicklung des Trinkwasser- und Regenwasserverbrauchs bei Canon Zum Beispiel: Canon Gießen GmbH Es war eines unserer ersten Projekte, die wir bei Canon Gießen starteten, den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren. Dies gelang uns, indem wir die Regenwassernutzung permanent ausgebaut haben. Die Entwicklung des Regenwasseranteils zeigt die obige Grafik zum Wasserverbrauch anschaulich. ÿ Seit vielen Jahren haben die Belange des Umwelt- und Naturschutzes in der Stadt Leutkirch im Allgäu eine große Bedeutung. Mit der Einführung von EMAS im Jahr 1998 wurde die kommunale Umweltarbeit auf eine solide Basis gestellt. Ein Beispiel für hervorragende Umweltleistung sind die Fotovoltaikanlagen auf den Dächern im städtischen Schulzentrum. (Foto: Stadt Leutkirch) Trinkwasserverbrauch [m3] 75 1.713 3.500 [%] 3.995 4.000 4.493 4.500 Wasserverbrauch [m3] [m3] 4.787 5.000 865 26 2003 2004 50 Regenwassernutzung [m3] Prozentualer Anteil der Regenwassernutzung am Gesamt-Wasserverbrauch 25 0 (Grafik und Luftbild: Canon Gießen GmbH) In unserem Werk werden u. a. Toner aus Großverpackungen in die handelsüblichen Servicekartuschen abgefüllt, verpackt und verschickt. Die Menge der Kartuschen, die je Lkw transportiert werden konnte, betrug 4.320 Stück. Dank einer Verbesserungsaktion unserer Mitarbeiter konnte die Verpackung so optimiert werden, dass nunmehr 7.128 Kartuschen je Lkw transportiert werden können. Das bedeutet 40 % weniger Transporte. 10 Jahre EMAS Zum Beispiel: Große Kreisstadt Leutkirch im Allgäu Standorte: Rathaus, städtisches Schulzentrum, Bauhof Beschäftigte: ca. 145 EMAS seit: 1998 Sonstiges: Auszeichnung im Nachhaltigkeitswettbewerb der „Bodensee Agenda 21“, 1999 Der Wasserverbrauch im städtischen Schulzentrum konnte ohne große Investition pro Jahr um 2.000 m2 gesenkt werden. Das entspricht einer Einsparung von über 60 %. Durch den Einbau einer Gebäudeleittechnik mit Einzelraumsteuerung wurde der Heizenergieverbrauch im Schulzentrum um etwa 20 % reduziert. Besonders wichtig ist uns das Handlungsfeld Energie und Klimaschutz. In diesem Bereich wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Durch den Anschluss an eine Holzhackschnitzelheizung, den Bau von zwei großen Fotovoltaikanlagen und durch die Installation der Gebäudeleittechnik konnten die CO2-Emissionen des Schulzentrums um über 70 % reduziert werden. Im Bauhof wurde fast die gesamte Fahrzeugflotte auf den Einsatz mit Biodiesel umgestellt. Durch diese und weitere kleinere Maßnahmen wurden die CO2-Emissionen im Bauhof um über 50% gesenkt. Alleine in diesen beiden Einrichtungen können damit über 500 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden. Die Umweltauswirkungen einer Großveranstaltung können mit Hilfe von EMAS erfolgreich reduziert werden: Weltjugendtag gGmbH Aufgrund der systematischen Suche nach umweltfreundlichen Alternativen und der intensiven innerbetrieblichen Umweltkommunikation wurde z.B. erreicht: • Stromversorgung für das Abschlussgelände fast ausschließlich aus dem Festnetz (anstelle von zahllosen Dieselaggregaten) • kostenlose Versorgung aller Pilger mit Trinkwasser über 120 „Wassersäulen“ an öffentlichen Plätzen und 1.600 Zapfstellen auf dem „Marienfeld“ (Verpackungsabfall und LKW-Transporte vermieden) • Ess-Schalen und Besteck aus neu entwickeltem „Bioplastik“ (aus nachwachsenden Rostoffen, kompostierbar) • Maßnahmen zum Schutz ökologisch sensibler Gebiete und freiwillige Neuanpflanzungen. Kontinuierlich wurde die Öffentlichkeit über Maßnahmen zum Umweltschutz informiert; in einem abschließenden „Umweltbericht“ werden zusätzliche Verbesserungen für künftige Großevents vorgeschlagen. Der Zeitraum für die Einführung eines Umweltmanagements war sehr knapp bemessen, dennoch wurde ein ausgezeichnetes Gesamtergebnis erreicht. Dazu beigetragen haben die Unterstützung durch die Geschäftsleitung, ein erfahrener Umweltbeauftragter, das hohe Engagement der Mitarbeiter/-innen, die zielführende Kooperation mit Fachbehörden, Firmen und Verbänden sowie die externe Beratung. EMAS gab ein geeignetes Instrumentarium an die Hand. Mindestens zwei Stadien der Fußballweltmeisterschaft 2006 haben angekündigt, im Rahmen der Initiative „Green Goal“ EMAS für ein dauerhaftes Umweltmagement am Standort einzusetzen. ÿ Seit der Einführung von EMAS wächst das Bewusstsein: Wir sind ein Umweltkloster! Schwester Hanna Remke und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Missions-Dominikanerinnen. (Foto: Kloster Schlehdorf). 27 28 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Bei der kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung setzen die Teilnehmer häufig Prioritäten. Die EMAS-Verordnung verlangt das Aufstellen von messbaren Zielen, etwa einer prozentualen Reduktion von Emissionen. Das Hipp Werk in Pfaffenhofen ist eines der allerersten Unternehmen der Ernährungsindustrie im EMAS-Register, das bereits mit erheblichen Vorleistungen im Umweltschutz angefangen hatte. Trotz seiner Vorreiterrolle wird der Betrieb auch nach einem Jahrzehnt nicht müde, immer neue Ideen für Verbesserungen des betrieblichen Umweltschutzes zu entwickeln. Zum Beispiel: HIPP Werk Georg Hipp OHG Standort: Pfaffenhofen Beschäftigte: ca. 950 EMAS seit: 1995 Sonstiges: DURA-Umweltpreis 2003/4; Millenium-Umweltpreis der UNEP; Ökomanager 1997; BDIUmweltpreis; BAUM-Umweltpreis 1996; Bayerische Umweltmedaille In den Jahren 2000–2004 wurden die CO2-Emissionen mit verschiedenen Maßnahmen um insgesamt 96 % reduziert, dies entspricht über 11.500 Tonnen pro Jahr: Mit dem Anschluss an ein Biomasse-Heizkraftwerk stellte HiPP als erster großer Lebensmittelproduzent Europas auf erneuerbare Energiequellen um. Als Brennstoff kommen Waldhackschnitzel und Sägewerksresthölzer zum Einsatz. Mit der Umstellung auf das HKW wird der gesamte Verbrauch an Heizöl und Erdgas eingespart: Dies entspricht einer CO2-Einsparung von über 7.300 Tonnen. Durch die Nutzung von Sonnenenergie in Form von Fotovoltaik- und Sonnenkollektoren zur Warmwasseraufbereitung werden weitere 22 Tonnen CO2 eingespart. Im Frühjahr 2002 lief ein groß angelegtes Programm zur Verkleidung der Büround Verwaltungsgebäude mit Vollwärmeschutz an. Während für die alte Fassade ein Heizölverbrauch von 25 Liter/m2 errechnet wurde, konnte die Wärmemenge durch die Isolierung auf den Gegenwert von 8,7 Liter Heizöl/m2 reduziert werden. Der Atmosphäre werden dadurch 192 Tonnen CO2 pro Jahr erspart. Zudem werden seit 1997 bei HiPP Teile des Firmenfuhrparks auf Pflanzenölbetrieb umgestellt. Systematisch wurde seither jedes Jahr ein PKW mit Pflanzenölantrieb angeschafft. Die Fahrzeuge werden an der firmeneignen Pflanzenöl-Zapfsäule betankt und mit Rapsöl betrieben. Die jährliche CO2-Einsparung durch den Pflanzenölbetrieb beträgt rund 27 Tonnen. Für die Stromversorgung des Werkes greift HiPP auf Öko-Strom-Lieferanten zurück: Im Juli 2003 wurde die Stromversorgung auf zertifizierten Öko-Strom, der zu 100 % aus Wasserkraft stammt, umgestellt. Mit dem Umstieg auf Öko-Strom wird eine CO2-Einsparung von 3.956 Tonnen pro Jahr erzielt. ÿ Umweltpionier der ersten Stunde: Der EMAS-validierte Standort von Hipp in Pfaffenhofen (Foto: Hipp) 10 Jahre EMAS Verbesserung indirekter Umweltaspekte Verbesserungen können sich auch auf indirekte Umweltaspekte erstrecken. Indirekte Umweltaspekte sind solche die die EMAS-Teilnehmer nicht in vollem Umfang kontrollieren aber teilweise beeinflussen können. Dies sind z.B. produktbezogene Aspekte (Herstellung, Verwendung, Entsorgung), das Produktangebot, die Beratung von Kunden in Fragen, die auch für den Umweltschutz von Belang sind, die Beeinflussung von Lieferanten und Auftragnehmern oder Planungsentscheidungen von Verwaltungen. Zum Beispiel: GEALAN Fenster-Systeme GmbH Standort: Oberkotzau Beschäftigte: ca. 300 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Tanna EMAS seit: 1996 Sonstiges: „Umweltbeauftragter des Jahres 2000“ (future e.V.); 2. Platz bei Energieförderpreis 2002 (E.ON Bayern AG); B.A.U.M.-Umweltpreis 2003; Botschafter des Umweltpakts Bayern 2004; Mitglied des Nachhaltigkeitsabkommens Thüringen 2004 Beispiel Ressourceneinsparungen während und nach der Nutzungsphase von Kunststofffenstern: Etwa 75 % der in Deutschlands Haushalten verbrauchten Nutzenergie wird heute allein für die Gewinnung der Raumwärme verwendet. Hier kann erheblich eingespart werden. Moderne Fensterelemente helfen den Energieverbrauch dank verbessertem Glas und Rahmen zu reduzieren – deutlich stärker als die vor 1994 gebräuchlichen Bauelemente. So konnte der U-Wert, als Maßstab für die Isolierung eines Fensterrahmens, von ca. 3 W/m2K bei Fenstern von vor 30 Jahren auf 0,8 W/m2K – dem ÿ Die Thermographie zeigt den Temperaturverlauf an einem modernen Kunststofffenster (außen blau = kalt; innen rot = warm). Die geringen Wärmedurchgänge belegen die Fortschritte bei der Isolierung der Fenster, die Heizenergie einsparen hilft. (Bild: Gealan) heutigen Passivhausstandard – reduziert werden. Erst ein geringer Teil der Wohnungen ist mit den heute üblichen Wärmeschutzfenstern ausgestattet. Nach einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 40 Jahren können alte Kunststofffenster wieder in den Werkstoffkreislauf eingebunden werden. GEALAN gründete dazu mit weiteren Systemgebern eine GmbH, die sich um das FensterRecycling kümmert. Sie hat u. a. die Aufgabe, die werkstoffliche Verwertung von alten Kunststofffenstern und Abfällen der PVC-Fensterfertigung zu koordinieren. Neben der Verarbeitung eigener Produktionsabfälle bietet GEALAN bereits seit 1996 Fenstersysteme mit Recycling-Innenkern an. Mit dem Know-how der letzten Jahre ist GEALAN gut gerüstet, wenn in Zukunft mehr alte Kunststofffenster im umweltgerechten werkstofflichen Recycling landen. 29 30 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Zum Beispiel: Bombardier Transportation GmbH Bereits in der ersten Umwelterklärung vom November 1995 war als ein wesentliches Umweltziel die „umweltgerechte Konstruktion“ genannt worden. Im Laufe der Zeit hat sich der Schwerpunkt der kontinuierlichen Verbesserung immer mehr in Richtung Produkt verschoben. Schon in der Entwicklungsphase werden hohe Umweltstandards umgesetzt und kontinuierlich verbessert. Zum Beispiel: Victoria Versicherungs AG Victoria Lebensversicherungs AG Victoria Krankenversicherungs AG Standorte: Düsseldorf (Hauptverwaltung), Berlin, Hamburg, Leipzig, Mannheim Beschäftigte: ca. 4.600 EMAS seit: 1998 Sonstiges: Europäischer EMASAward 2002, Deutscher UmweltReporting Award 2002 Im Mittelpunkt unserer Umweltprüfung und eines mit dem Bundesumweltministerium durchgeführten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens stand die Frage nach der Erfassung der wesentlichen Umweltauswirkungen aus unseren Versicherungsprodukten und -dienstleistungen und den Möglichkeiten zur Minimierung negativer Umweltauswirkungen. Im Ergebnis konnten wir folgende Handlungsoptionen für unser Umweltmanagement ableiten: • Wir sensibilisieren unsere Kunden durch die Beratung und Information zu schadenverhütenden und schadenmindernden Maßnahmen und zeigen umweltgerechte Alternativen auf. Somit fördern wir das Prinzip der Vorsorge und ressourcenschonendes, nachhaltiges Verhalten. • Bei einigen Versicherungsprodukten berücksichtigen wir zusätzliche Maßnahmen des Versicherungsnehmers zur Schadenprävention bei der ÿ Im VICTORIA-Turm konnte weitestgehend auf den Einbau herkömmlicher, energieintensiver Klimaanlagen verzichtet werden. Die Energieerzeugung erfolgt mittels eines Blockheizkraftwerkes direkt vor Ort. Der hohe Wirkungsgrad des Blockheizkraftwerkes, das der Strom-, Kälteund Heizwärmeerzeugung dient, hilft, Ressourcen zu sparen und die Kohlendioxid-Emissionen zu senken. (Foto: Victoria AG) Prämienkalkulation (Gewerbe und Industrieversicherung) oder bieten unseren Kunden eine erweiterte Versicherungsdeckung (beispielsweise beim Einschluss von Zisternenanlagen in die Wohngebäudeversicherung). • Wesentlich und keinesfalls selbstverständlich ist unsere grundsätzliche Bereitschaft zur Übernahme von Risiken, insbesondere bei innovativen Technologien, bei denen vielfach erst begrenzte Erfahrungen zu Schadenhäufigkeiten und Schadenausmaßen vorliegen. Dadurch kann beispielsweise die Entwicklung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien forciert werden. • Bei der Kapitalanlage können ebenfalls positive Umwelteinflüsse gefördert, negative vermindert sowie soziale und ethische Belange berücksichtigt werden. Hierbei gilt es jedoch, auch andere gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und den Risiko- und Renditegesichtspunkten gerecht zu werden. 10 Jahre EMAS Zum Beispiel: Stadtwerke Unna GmbH Standort: Unna Beschäftigte: ca. 120 EMAS seit: 24.2.1996 Die Stadtwerke Unna als Energiedienstleister starteten gemeinsam mit der ebenfalls EMAS-validierten Kreisverwaltung einen kostenlosen Ökocheck für örtliche Fir- Dialog mit der Öffentlichkeit Der Dialog mit der Öffentlichkeit und anderen interessierten Kreisen ist unverzichtbarer Bestandteil von EMAS. Primär geschieht dies durch die Umwelterklärung. In der Umwelterklärung berichtet die Organisation über alle umweltrelevanten Belange, so z.B. die bedeutenden Umweltaspekte und die Umweltziele. Aber auch auf anderen Wegen können Organisationen, z.B. durch Veranstaltungen und durch Verwendung des EMAS-Logos über ihre Umweltleistungen informieren. Erfahrungen zeigen, dass die EMAS-Teilnahme dann regelmäßig stärker wahrgenommen wird, wenn die Teilnehmer von sich aus aktiv hierüber informieren und die EMAS-Registrierung publik machen. Anregungen dazu mit vielen weiteren Beispielen geben die Broschüren des UGA men. Zehn Betriebe unterschiedlicher Branchen – vom Straßenbaubetrieb bis zum Aluminiumwerk – wurden im Bereich Abwasser, Abfall, Ressourcennutzung und Energie auf ihre Umweltauswirkungen sowie mögliche Verbesserungen untersucht. Im Ergebnis zeigten sich zahlreiche kurzfristig umsetzbare Optimierungen, die sich auch ökonomisch rechnen. Die Initiative wird fortgesetzt. ÿ Öko-Check für Innovationen in Betrieben. Die Stadtwerke Unna werben bei ihren Geschäftskunden für das Umweltmanagement. (Foto: Stadtwerke Unna) „Die Umwelterklärung fundiert und anschaulich gestalten“ und „Das EMAS-Logo öffentlichkeitswirksam verwenden“. Stora Enso Kabel GmbH & Co. KG Mit der jährlichen Umwelterklärung informiert Stora Enso Kabel ihre Interessengruppen ausführlich, u. a. über die Umweltleistung des Unternehmens. Darüber hinaus bekennt sich das Unternehmen auch auf andere Weise zum EMAS-System; sowohl auf dem Geschäftspapier als auch im Eingangsbereich des Werkes und des Verwaltungsgebäudes hat das EMAS-Logo längst seinen „Ehrenplatz“ erhalten. 31 32 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Zum Beispiel: Victoria Versicherung AG Zentrales Medium unserer Umweltkommunikation sind die Umwelterklärungen, in denen wir bereits seit 1999 regelmäßig und umfassend über unser Umweltengagement berichten. Neben der alle drei Jahre erscheinenden konsolidierten Umwelterklärung veröffentlichen wir gemäß der EMAS-Verordnung jährliche Aktualisierungen der Umwelterklärung. Die umfangreichere konsolidierte Fassung erscheint jeweils zum Abschluss eines auf drei Jahre angelegten Umweltprogramms und berichtet über die Erreichung der Umweltziele und die Umweltkennzahlen zu den direkten Umweltauswirkungen der validierten Unternehmensstandorte. Die Umwelterklärungen der VICTORIA sind sowohl in gedruckter Version als auch im Internet verfügbar. Ergänzend kommunizieren wir unser Umweltengagement in den Geschäftsberichten und in unseren Kundenzeitschriften für Privat- sowie für Gewerbe- und Industriekunden. Eine „Geprüfte Information“ informiert gezielt über unsere produktökologischen Aktivitäten im Privatkundengeschäft. Soweit es möglich ist, verwenden wir bei unseren Publikationen das EMAS-Logo. Zudem sind auch die Zufahrtsschilder am Standort der Hauptverwaltung in Düsseldorf und die Eingangsbereiche eingetragener Standorte mit dem EMAS-Logo versehen, um auf unsere Validierung hinzuweisen und um EMAS in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. ÿ Bombardier Transportation gehört nicht nur zu den ältesten EMAS-Teilnehmern in Deutschland. Der Standort Kassel der Schienenfahrzeugsparte ist der erste, der innovativ Umweltmanagement und Umweltproduktinformation verbindet – Titelseite einer Umweltproduktinformation unter EMAS. (Bilder: Bombardier) ÿ Dialog mit der Öffentlichkeit. Mitarbeiter der EMAS-registrierten Norddeutschen Affinerie (NA), Hamburg – dem größten Kupferhersteller Europas und weltgrößten Kupferrecycler – im Gespräch mit Verbandsvertretern. (v.l.n.r.: Dr. Hans-Joachim Velten, NA; Thoralf Schlutzkus, NA und Wolfgang Guhle, UGA) (Foto: UGA) Erich Heidrich GmbH, Nürnberg Das Verhältnis zu Behörden und Stadtverwaltung hat sich positiv entwickelt; die EMAS-Registrierung hat die Firma „bekannt“ gemacht. Sie hat mittlerweile den Status eines „Vorzeige-Betriebs“. Mit dem verstärkten Umweltengagement wurden neue Kunden gewonnen, die vor allem auf eine ökologische und nachhaltige Betriebsführung Wert legen. Im Verhältnis zu Versicherungen und Banken hat sich keine Änderung ergeben, da dort bisher kein Interesse vorhanden ist. 10 Jahre EMAS Neben der Umwelterklärung, können EMAS-Teilnehmer auch besondere Informationen, für bestimmte Interessengruppen z.B. Kunden veröffentlichen und mit der EMAS-Logo-Version „geprüfte Umweltinformation“ versehen. Ein Umweltgutachter prüft die Inhalte zuvor auf die Einhaltung der Anforderungen der EMAS-Verordnung. Zum Beispiel: Bombardier Transportation GmbH Standort: Kassel Beschäftigte: ca. 600 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Mannheim; Netphen/ Siegen; Hennigsdorf EMAS seit: 1995 Mit der weltweit ersten nach EMAS geprüften Umweltproduktinformation war Bombardier 2003 Vorreiter. Sie betrifft einen Lokomotiventyp, der aufgrund seiner hohen Marktpräsenz mit Stückzahlen von mehr als 300 in Deutschland und den angrenzenden Ländern maßgeblich mit dazu beiträgt, den Schienenverkehr in Europa weiterhin als umweltverträglichsten Verkehrsträger zu erhalten. Die Produkt-Umweltdokumentation bildet in diesem Zusammenhang die Basis für die Kommunikation mit unseren Kunden. Im Rahmen der Produkt-Erklärung wurden nicht nur die eingesetzten Werkstoffe, sondern die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus bewertet, d.h. von der Rohmaterialerzeugung, der Herstellung und der Nutzungsphase bis hin zum Recycling. Beispielsweise liegt die Recyclingquote der verbauten Materialien bei durchschnittlich 89 %. ÿ Die Erfahrungen der Hochschule Zittau/Görlitz haben gezeigt, dass die aktive Einbindung von Studierenden in die Umsetzung des Umweltmanagements deren Identifikation mit der Hochschule stärkt. Dabei werden Studierende durch Projekt- und Praxisarbeiten und als integraler Bestandteil der Lehre aktiv in alle Bereiche des Umweltmanagementsystems der Hochschule eingebunden und zur Mitwirkung motiviert (Foto: Hochschule Zittau/Görlitz, F. Schneider). Zum Beispiel: Hochschule Zittau/Görlitz (FH) Standorte: Zittau; Görlitz Beschäftigte: ca. 420 EMAS seit: 1999 Sonstiges: Zukunftspreis Büropapier 2002 (UBA); Umweltpreis des Landkreises Löbau-Zittau 2004; Mitglied der Umweltallianz Sachsen Die Hochschule erstellt eine jährliche Umwelterklärung und macht diese in einer Auflage von 1.000 Stück der Öffentlichkeit zugänglich. Die aktuelle sowie alle zurückliegenden Umwelterklärungen stehen zum Download bereit. Seit 2005 ist die Umwelterklärung auch in englischer Sprache erhältlich. In Veranstaltungen gibt die Hochschule einen Einblick in verschiedene Themen aus den Bereichen Ökologie, Umweltschutz, Umwelttechnik und Umweltmanagement. Zielgruppe sind Studierende aller Fachrichtungen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger. In der besonderen Vorreiterrolle als erste registrierte Hochschule (1999) vermitteln Hochschulvertreter aus Wissenschaft und Verwaltung auf nationalen und internationalen Konferenzen und im Rahmen von Netzwerken Erfahrungen und Ergebnisse der letzen acht Jahre. Diese fließen regelmäßig in verschiedene Publikationen ein. 33 34 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Zum Beispiel: Missions-Dominikanerinnen Provinz St. Immaculata Kloster Schlehdorf Standort: Schlehdorf Beschäftigte: ca. 83 (davon 56 Schwestern) EMAS seit: 2003 „Tue Gutes und rede darüber“ – dieses Motto gilt auch für das Umweltmanagement im Kloster Schlehdorf; und es ist besonders wichtig, da kirchliches Umweltmanagement noch nicht so bekannt ist. Die Bedingungen für eine Verbreitung dieser Idee sind günstig: Die Schülerinnen unserer Realschule lernen das Umweltmanagement konkret kennen und tragen dazu bei, dass es in der Region bekannt wird. Die Gäste des Seminarhauses nehmen über die Kursinhalte hinaus Ideen für ein umweltschonendes und schöpfungsfreundliches Handeln im Alltag mit nach Hause. Auch die Schwestern selbst sind eifrige Multiplikatorinnen, indem sie ihre Erfahrungen anderen mitteilen: den Schwestern der eigenen Kongregation in Europa, Afrika und Lateinamerika, bei Konferenzen der Frauen-Orden, ökumenischen Ordenstreffen, Tagungen der Dominikanerinnen Europas u. a. Nicht zuletzt trägt die Presse zur Verbreitung des kirchlichen Umweltmanagements bei. Und diese Botschaft zieht Kreise, was sich z.B. daran zeigt, dass Leute, die – teils über Dritte – vom Umweltmanagement des Klosters gehört haben, nachfragen, um mehr oder speziellere Informationen zu bekommen. ÿ Das Thema „Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit“ gehört zu den fünf richtungsweisenden Schwerpunkten, die sich die Kongregation für die kommenden Jahre gegeben hat und die für alle Schwestern in Europa, Afrika und Lateinamerika gelten. Konkret bedeutet das, „Orte des Lernens und Lehrens“ für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit zu schaffen: Die Mädchen-Realschule St. Immaculata mit knapp 400 Schülerinnen sowie das Seminar- und Gästehaus Dominikus. (Fotos: Kloster Schlehdorf) 10 Jahre EMAS Zum Beispiel: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie Standort: Dresden Beschäftigte: ca. 160 EMAS seit: 2003 Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) Auf einer Internetseite zu EMAS können sich die Besucher über EMAS und das Projekt im LfUG informieren sowie die Umwelterklärungen herunterladen. Sie enthält nützliche Links auf weitergehende Informationen zu EMAS. Um die Besucher gleich zu Beginn darauf aufmerksam zu machen, dass das LfUG eine an EMAS teilnehmende Behörde ist, wurde das EMAS-Logo auf der Startseite platziert und durch einen Link mit der speziellen EMAS-Seite verbunden. Öffentlichkeit in Gang zu bringen und für EMAS zu werben. Wir haben deshalb das EMAS-Logo in den offiziellen LfUG-Briefbogen integriert und drucken es über unsere Frankiermaschine auf unseren Briefkuverts ab. Auf unseren Veröffentlichungen wird das EMAS-Logo im Impressum abgebildet. Für die Besucher unseres Hauses haben wir unsere Registrierungsurkunde sichtbar im Eingangsbereich angebracht. ÿDie EMAS Registrierungsurkunde – für Teilnehmer mit Besucherverkehr eine Möglichkeit, die besonderen Leistungen im betrieblichen Umweltschutz durch Aushang zu dokumentieren. (Registrierungsurkunde: LfUG) Natürlich reicht das Einrichten einer Internetseite nicht aus, um die Kommunikation mit der breiten EMAS und andere Instrumente Der Trend in den Unternehmen geht dahin, unterschiedliche Komponenten in einem einheitlichen Managementsystem zu verwirklichen. Anstelle unterschiedlicher Handbücher, Betriebsregelungen oder Arbeitsanweisungen jeweils für Umwelt, Qualität, Arbeitssicherheit oder soziale Fragen, werden diese Aspekte zunehmend integriert. Neben weiteren Managementsystemen im Bereich der Arbeitssicherheit gehört dazu insbesondere auch die Frage nach einer Nachhaltigkeitsberichterstattung. Für viele dieser Instrumente, kann EMAS eine fundierte ökologische Säule des integrierten Systems oder des Nachhaltigkeitsmanagements bilden. Dies vor allem deshalb, weil EMAS nicht allein die Umwelt, sondern stets auch die wirtschaftliche Machbarkeit von Verbesserungen – also den Abgleich von Ökonomie und Ökologie – im Auge hat. Hierfür liefert EMAS eine solide Managementstruktur im Unternehmen. Zum Beispiel: Axel Springer AG, Ahrensburg EMAS und Nachhaltigkeit: Ein Schwerpunkt des Nachhaltigkeits-Managements bei Axel Springer ist die Schaffung von mehr Transparenz in der Papierkette – vom Wald bis zum Papierrecycling. Waldnutzungs-Standards, ökologische Prüfungen bei Forstbetrieben in Russland, eine detaillierte Aufstellung des Altpapiergehaltes je Papiersorte sowie die Liste der Papierlieferanten dokumentieren die Fortschritte. Informationen zum „Engagement für Nachhaltigkeit“ werden für die Öffentlichkeit im Internet bereitgestellt. 35 36 Kapitel 2 EMAS – für einen dauerhaften und systematischen Umweltschutz im Betrieb Zum Beispiel: EUROQUARZ GmbH Standort: Dorsten Beschäftigte: ca. 110 EMAS seit: 1997 Sonstiges: Auszeichnung der Wiederherstellung durch BKS 2004 EMAS und Qualität: Als erstes Kieswerk in der Bundesrepublik Deutschland wurde der Standort Werk Dorsten in 1996 nach der EG-Öko-Audit-Verordnung validiert. Zusätzlich verfügt das Dorstener Unternehmen über ein seit 1994 zertifiziertes Qualitätsund Umweltmanagementsystem nach ISO 9001 und ISO 14001. In unserem QM-/UM-System sind die Hauptprozesse des Unternehmens: Leitungsverantwortung, Ressourcen-Management, Produktrealisierung und Verbesserung dokumentiert sowie die Prozessverantwortlichen festgelegt. Zum Beispiel: AESCULAP AG & Co. KG EMAS und Arbeitschutz: Mit der Umstellung auf die prozessorientierte Qualitätsnorm ISO 9001 : 2000 bot sich die Möglichkeit, alle relevanten Prozesse in den Bereichen Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit in einem einheitlichen System zu regeln und somit die zum Teil strukturell gewachsene Trennung der Themen aufzugeben. Die Vereinheitlichung ergibt einen geringeren Pflegeaufwand sowie die Vermeidung von Doppelregelungen in getrennten Systemen und damit eine deutlich höhere Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Mit der integrierten Betrachtung von Arbeitsplätzen und betrieblichen Abläufen wurde die Grundlage geschaffen, für einen alle Bereiche umfassenden kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Zur Überwachung und Bewertung der Wirksamkeit von EMAS und des QM-/UM-Systems führen wir interne kombinierte Prozess-, System-, Performance- und Compliance-Audits durch. Dank EMAS, ISO 9001 und ISO 14001 haben wir ein sehr gut funktionierendes QM-/UM-System, dessen Effizienz wir fortlaufend verbessern; die Kosten der internen Arbeit und der Zertifizierung werden durch die vielen Verbesserungen mehr als aufgewogen. ÿ Die Euroquarz GmbH ist ein führendes Unternehmen in der Gewinnung und Aufbereitung von Quarzsand und Quarzkies mit Sitz in Dorsten. Seit mehr als 20 Jahren stellt das Unternehmen auch Mischprodukte her und seit 1996 produziert die Firma auch kunstharzbeschichtete Colorquarze. Seit Februar 1997 ist das Werk Dorsten EMAS-registriert. (Foto: Euroquarz) 10 Jahre EMAS 3. Chancen und Vorteile D ie Teilnehmer erzielen in aller Regel erhebliche Einsparungen und berichten über eine positive Kosten-Nutzen-Bilanz von EMAS. Bei einigen hat das Umweltmanagement auch Einfluss auf Investitionen. Wichtig ist ferner ein Zugewinn an Rechtssicherheit im Betrieb, aber auch ein besseres Image, was durch die vielen Auszeichnungen zum Ausdruck kommt, die EMAS-Unternehmen erhalten. Insbesondere für Kleinbetriebe und in bestimmten Branchen besteht die Möglichkeit zur Bildung von Netzwerken. Einsparungen Ressourcen zu schonen, Energie zu sparen und Abfälle zu vermeiden oder zur Verwertung bereitzustellen, heißt die Umwelt zu schützen. Meist führen die Einsparungen aber auch zu monetären Vorteilen. So rechnet sich EMAS auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. GEALAN Fenster-Systeme GmbH, Oberkotzau Im Laufe der Jahre konnten erhebliche Ressourcen- und damit gleichzeitig Kosteneinsparungen erzielt werden. Bereits 1994 installierten wir z.B. modernste Technik im Kühlwasserkreislauf, um die Zufuhr von Frischwasser zu verringern. An beiden EMAS-validierten Produktionsstandorten konnte in zehn Jahren der Abwasseranfall um 75 % und die Kosten damit um ca. 550.000 Euro reduziert werden. Ein weiteres Umweltziel lautete 1998: Reduzierung der Heizenergie im damals erst vier Jahre alten Verwaltungsgebäude. Dazu wurde die gasbetriebene Heizungsanlage bedarfsgerecht gesteuert und die Abwärme der Druckluftkompressoren für die Warmwasseraufbereitung genutzt. Dadurch reduzierte sich der Gasverbrauch um 40 %, was entsprechende Kosteneinsparungen bedeutet. Durch Einsatz von Mehrwegcontainern und den Verzicht von verpackungsaufwendigen Kleinlieferungen konnten wir den Verpackungsmüll minimieren. Mit einer konsequenten Mülltrennung gelang in zehn Jahren eine Reduzierung der Entsorgungskosten von 3,14 Euro auf 0,55 Euro im Verhältnis zur Tonne an hergestellten Produkten. 37 38 Kapitel 3 Chancen und Vorteile ÿ Die THS, eine wohnungswirtschaftliche Unternehmensgruppe, bewirtschaftet mit rund 900 Beschäftigten insgesamt knapp 80.000 Mietwohnungen. Zu den weiteren Geschäftsfeldern gehören Neubau, Umbau bzw. Modernisierung von Immobilien sowie ein breit gefächertes Dienstleistungsangebot. Umweltschutzaktivitäten betreibt die THS verstärkt bereits seit Ende der 80er Jahre. Die zahlreichen Aktivitäten wurden 2003 in einem Umweltmanagementsystem gebündelt. Als erstes deutsches Wohnungsbauunternehmen wurde die THS Ende 2004 nach EMAS validiert. (Fotos: THS) Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbezirk GmbH Standorte: Essen, Gelsenkirchen, Duisburg, Dortmund, Hamm, Kamp-Lintfort, Marl Beschäftigte: ca. 900 EMAS seit: 2004 Seit 1996 wird der Ressourcenverbrauch (Heizenergie, Strom, Wasser, Abfälle) der zehn THS-Verwaltungsgebäude mit einer Nutzfläche von rund 12.000 m2 in einem Umweltcontrolling-System jährlich erfasst und bewertet. Die Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung umfassen • Aufbau von Abfalltrennsystemen zur Separierung von Wertstoffen • Einbau von Spararmaturen bzw. Regenwassernutzungsanlagen • Modernisierung von Heizanlagen und Regelungstechnik. Bis 2005 wurde der Energieverbrauch um rund 20 %, der Wasserverbrauch sogar um über 30 % reduziert. Insgesamt wurden 1,2 Millionen kWh und über 4.000 m3 Frischwasser in einem Gesamtwert von 117.000 Euro eingespart. In einem zweiten Schritt wurden die Verwaltungsgebäude 2005 einer professionellen Gebäudeanalyse unterzogen, was zu zahlreichen Optimierungsmaßnahmen insbesondere bei der Regelungstechnik der Heizanlagen führte und so ein weiteres erhebliches Einsparungspotenzial erschließt. Die Gesamteinsparungen bis 2010 belaufen sich dann auf insgesamt 300.000 Euro für die zehn Verwaltungsgebäude. Die Investitionskosten der Maßnahmen sind vergleichsweise gering, die Amortisationszeiten erstrecken sich von wenigen Monaten bis auf max. fünf Jahre. Insofern ist EMAS für uns ein echter „Benefit“. 10 Jahre EMAS Lufthansa CityLine GmbH Standort: Flughafen Köln/Bonn Beschäftigte: ca. 2.460 Weitere EMAS-Standorte im Unternehmen: Hamburg, München EMAS seit: 1999 Sonstiges: DURA-Umweltpreis 2003/4; Noise Abatement Award vom Flughafen Amsterdam 2004 CityLine unterhält eine reine Jetflotte mit rund 80 Flugzeugen. Seit Mitte 2001 wurden insgesamt 20 neue treibstoffeffiziente Jets mit 70 Sitzen in Betrieb genommen. Von 2001 bis 2005 hat CityLine außerdem die Triebwerke ihrer 50-sitzigen Jets umgerüstet. Die Triebwerksmodifikation, die im Unternehmen selbst entwickelt wurde, führt zu einer Treibstoffeinsparung von etwa 3 %. Auch das Gewicht an Bord wirkt sich auf den Treibstoffverbrauch aus. Hier hat der CateringBereich zur Reduzierung beigetragen. Während bislang Erfrischungsgetränke in kleinen Flaschen und Dosen serviert wurden, verwendet Lufthansa CityLine heute große Mehrwegflaschen. Insgesamt 7 kg lassen sich dadurch pro Bordtrolley einsparen. Bezogen auf die gesamte CityLine Flotte ist damit eine Gewichtsreduzierung der Bordbeladung um über 5 % verbunden. ÿ Als führender Mobiliätsdienstleister im innereuropäischen Luftverkehr ist Lufthansa CityLine hohen Qualitätsansprüchen verpflichtet. Dazu gehören auch die systematische Überprüfung der Umweltauswirkungen der Geschäftstätigkeit und das Ziel, diese so gering wie möglich zu halten. Mit EMAS wird Lufthansa CityLine diesem Anspruch gerecht. (Fotos: Lufthansa CityLine) Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach Abfalltrennung in der Produktion: Im Rahmen unseres Umweltziels „Erhöhung der Recyclingquote“ konnten wir durch Abfalltrennung in der Produktion (Fertigteilwerk) und in den Verwaltungsgebäuden unsere gemischten Abfälle bzw. den Restmüll kontinuierlich reduzieren und somit auch die Entsorgungskosten. Insbesondere durch Heraussortieren von Styropor, Schalungshölzern und anderen Holzresten, Restbeton sowie Kunststoffen (Folien, Eimer etc.) konnten die Entsorgungskosten von 1995 (38.500 Euro) auf 1996 (16.000 Euro) um 58 % gesenkt werden. Von 1996 auf 1997 (10.000 Euro) konnten wir nochmals eine Kostenreduzierung von 37 % erzielen. Kilometer-Reduzierung: Im Rahmen unseres Umweltziels „Umweltfreundliches Mobilitätsmanagement“ konnten wir durch verschiedene Maßnahmen wie das Bilden von Fahrgemeinschaften und das Anbieten der Bahncard für Mitarbeiter die gefahrenen PKW/Bus/LKW-Kilometer seit 1994 von 7,85 Mio. km auf 3,33 Mio. km in 2003 erheblich reduzieren. Dabei handelt es sich auch im Bezug zum Umsatz um eine Reduzierung, d.h. wir konnten die entsprechende Hilfs-Kennzahl von 0,11 in 1994 auf 0,07 km/Euro in 2003 reduzieren. Unser neues Umweltziel im Mobilitätsmanagement lautet daher Stabilisierung dieses Wertes in den kommenden drei Jahren und zwar durch Maßnahmen wie • weitergehende Nutzung der Bahn und des neuen DB-Carsharing, • Konzepterstellung zur Fahrtenreduktion von und zu unseren Baustellen, • Reduktion von Suchfahrten durch Nutzung von Navigationssystemen. 39 40 Kapitel 3 Chancen und Vorteile ÿ Hochregallager der Sedus Stoll AG, einem der führenden Büromöbelhersteller Europas, in Dogern: Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze – getreu diesem Grundsatz wurde das Werk so gestaltet, dass es sich harmonisch in die Landschaft einpasst; bei der Beleuchtung sparen spezielle Reflektoren Geld und Energie (Fotos: Sedus Stoll) Sedus Stoll AG Standort: Waldshut, Dogern Beschäftigte: ca. 550 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Auszeichnung für Umweltbewusste Unternehmensführung (Arbeitskreis selbstständiger Unternehmen), 1996/ 1999; Bester Umweltbericht, Platz 3, 1996; Umweltschutzpreis des Landkreises Waldshut, 2001; Auszeichnung des Umweltministeriums Baden-Württemberg, 2002 Sedus Stoll AG Der Sedus Konzern profitierte auch wirtschaftlich von der Einführung eines Umweltmanagementsystems. Mit Hilfe von EMAS konnten in vielen Bereichen Kosteneinsparungen erzielt werden: Senkung der Entsorgungsund Energiekosten und Kostenreduzierungen im Bereich Wasser/Abwasser. Entgegen der oft vertretenen Auffassung, dass diese Vorteile nach wenigen Jahren ausgeschöpft sind, zeigt sich bei intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema selbst nach vielen Jahren noch Einsparpotential. Es werden beispielsweise seit 2003 durch den Einsatz von speziellen Energiehochleistungsreflektoren zur Hallenbeleuchtung jährlich rund 7.000 Euro Energiekosten gespart. Dadurch mindert sich die CO2-Emission um 53 Tonnen pro Jahr. Ebenso wird durch die Umstellung auf spezielle Klebstoffe mit hohem Feststoffanteil die jährliche Lösemittelemission in der Polsterherstellung um mindestens 60 % gesenkt. Die jährliche Einsparung der Klebstoffkosten liegt bei ca. 20.000 Euro. Kosten-/Nutzenverhältnis Als freiwilliges Instrument steht EMAS regelmäßig besonders im Fokus der betrieblichen Kosten-/Nutzenbetrachtung. EMAS hilft insbesondere Kosteneinsparungen durch optimierten Einsatz von Ressourcen und Energie oder durch Verbesserungen beim Abfall- und Abwasseraufkommen oder Emissionen zu erzielen. 10 Jahre EMAS ÿ Volkswagen AG: Beispiel eines Standorts Aufwendungen • Aufbau des Systems: 50.000 Euro (einmalig) • Umwelterklärung und Umweltgutachter: 6.000 Euro/Jahr • am Standort: 0,1 Mitarbeiterjahre • Arbeitsaufwand Auditteam: 0,5 Mitarbeiterjahre Nutzen/Einsparungen • Erhöhte Rechtssicherheit (KonTraG) • Festlegung von Verantwortlichkeiten und Berichtswegen • Verbesserungsprozess durch Stärken-SchwächenAnalysen der Audits • Günstigere Prämien für Versicherung zur Umwelthaftpflicht • Einbeziehung und Qualifizierung der Mitarbeiter • Optimierung Lackieranlagen (UV-Entkeimung): 56.000 Euro/Jahr • Verfahrensoptimierung in der Komponenten- Der Nutzen von EMAS liegt nicht nur im finanziellen Bereich. Er umfasst häufig eine Vielzahl von zunächst nicht mess- oder bezifferbaren Größen, die aber für den Unternehmenserfolg und die Standortsicherung unerlässlich sind. Großunternehmen fordern von Ihren Zulieferern zunehmend Nachweise über ein funktionierendes Umweltmanagementsystem oder Nachweise über die Rechtskonformität des Betriebes (sog. LegalCompliance-Audits). EMAS liefert beides aus einer Hand. Kunden verlangen – z.B. aus Gründen der eigenen umweltfreundlichen Beschaffung – vermehrt verlässliche Informationen zu Umweltaspekten im Produktionsprozess oder bestehen auf umweltrelevanten Produktspezifikationen. Auch dies ist mit EMAS möglich. Und der Umweltgutachter kann als kompetenter unabhängiger Dritter diese Umweltinformationen mit seiner Validierung auch schwarz auf weiß bestätigten. herstellung: 480.000 Euro/Jahr • Einsparung Genehmigungsgebühren: 103.000 Euro in 2003 Gemeinde Eppelborn Der Nutzen des Systems wird meist erst durch das Aufdecken von unterschiedlichen Einsparungspotentialen deutlich. Am Beispiel der saarländischen Gemeinde Eppelborn lässt sich zeigen, dass sich die Kosten für die Einführung und Aufrechterhaltung des Systems auch ohne finanzielle Förderung nach ca. drei Jahren amortisieren. Den einmaligen Kosten in Höhe von 32.000 Euro für die Beratung bei der Implementierung, Schulungen und die Erstvalidierung (gefördert mit einem Landeszuschuss von 15.000 Euro) stehen jährliche Einsparungen von ca. 12.000 Euro (Papier, Restmüll, Heizenergie, Altöl- und Sickerkästenentsorgung) gegenüber. Selbst wenn man berücksichtigt, dass das jährliche Überwachungsaudit mit ca. 2.000 Euro zu Buche schlägt und für die Aufrechterhaltung des Systems interne Personalkosten anfallen, dann bleibt EMAS über Jahre ein Gewinn. (Quelle: Kosten-/Nutzen-Tabelle der Gemeinde Eppelborn) Sedus Stoll AG Zu Recht wird die Forderung nach einem Umweltmanagementsystem von Kundenseite immer lauter. In einigen Fällen ist eine gültige Umweltzertifizierung bereits Voraussetzung für die Teilnahme an einer Ausschreibung. Das Umweltmanagementsystem stellt ein sinnvolles Tool dar, um strukturiert und kontinuierlich Verbesserungen zu erzielen, die langfristig auch wirtschaftlich sind. Es leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens. 41 42 Kapitel 3 Chancen und Vorteile In Deutschland ist in den letzten Jahren ein Abbau der staatlichen Aufsicht beim Vollzug von Umweltgesetzen zu beobachten. Dadurch vergrößert sich aber auch das Schadens- und Haftungsrisiko der Unternehmen. Mit EMAS kann man dem wirkungsvoll begegnen. Kleinere und mittlere Betriebe, die bis dahin keine Erfahrung mit Umweltmanagementsystemen gesammelt haben, berichten, dass EMAS nicht nur zu Verbesserungen in der Organisation des betrieblichen Umweltschutzes führt, sondern allgemein die Betriebsorganisation verbessert hat. Auch der volkswirtschaftliche Nutzen von EMAS durch die freiwilligen Verbesserungen oberhalb der gesetzlichen Anforderungen ist als erheblich einzustufen. Investitionen EMAS selbst macht keine Vorgaben, bestimmte Investitionsentscheidungen für den Umweltschutz zu tätigen. Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung im Betrieb und die Ziele im Umweltprogramm führen aber nicht selten dazu, dass „EMAS-Unternehmen“ Umweltbelange mit den ökonomischen Rahmenbedingungen abgleichen und als Vorreiter dabei sind, wenn es um nützliche Umweltinvestitionen geht. AESCULAP AG & CO. KG Standort: Tuttlingen Beschäftigte: ca. 2.400 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Ocè van der Grinten-Preis 1995 Bei der Konzeption einer neuen Fertigungsstätte wurden Umweltschutzbelange im Rahmen einer integralen Planung weitestgehend berücksichtigt. Durch den Einsatz leistungsgeregelter Pumpen, Ventilatoren und Kompressoren konnte der spezifische Energieverbrauch pro m2 Produktionsfläche um 15 % im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsstätten reduziert werden. Der abgeführten Raumluft wird über Wärmetauscher die Wärmeenergie entzogen. Die Architektur des Gebäudes erlaubt außerdem eine gute Tageslichtnutzung, die hilft, das Kunstlicht zu reduzieren und dadurch zusätzlich Energie einzusparen. Das Gebäude wurde in die Landschaft integriert. Eine Dachbegrünung dient als Wärmeschutz, zur Bindung des Regenwassers und als Lebensraum von Insekten und Vögeln. Eine installierte Regenwasserspeicheranlage ermöglicht die ressourcenschonende Versorgung der Grünflächen und Bäume mit Wasser und trägt zur Verbesserung der Rückhaltung bei. Die Zielsetzungen von EMAS, den spezifischen Rohstoffverbrauch und die im Produktionsprozess unvermeidbar anfallenden Abfälle zu minimieren, wurden über die Errichtung einer zentralen Kühlschmierstoffaufbereitungsanlage verwirklicht. Der Einsatz von Vakuumverdampfern in der Abwasserbehandlungsanlage ermöglicht eine Kreislaufführung und eine abwasserarme Galvanik. ÿ Die Aesculap AG & Co. KG hat den hohen Stellenwert von Umweltbelangen bei der Konzeption einer neuen Fertigungsstätte demonstriert. (Foto: Aesculap) 10 Jahre EMAS ÿ Verlegung der Heizschlangen der geothermischen Anlage (links); unser Umweltteam (rechts). Unsere dauerhaften und hochwertigen Produkte haben auch zum Ziel, die Ressourcenproduktivität zu verbessern. Auf die Kaufentscheidungen von Bauherren hat dies erst Einfluss, wenn wir erreichen, die Effizienz über den Lebenszyklus unserer Produkte zu kommunizieren. (Fotos: Hering Bau) Hering Bau GmbH & Co.KG Standort: Burbach Beschäftigte: ca. 265 EMAS seit: 1995 Sonstiges: Lieferant des Jahres 2003 der deutschen Bahn; 3. Platz beim Förderpreis „Nachhaltiger Mittelstand“ 2004 der EthikBank/Volksbank Eisenberg eG Holzheizung: 1993 haben wir mit der Installation unseres ersten Holzheizkessels (Nennwärmeleistung 175 kW) inkl. eines 10 m3 Vorratssilos für Hackschnitzel, einer Häckselmaschine sowie Transportschnecken mit einer Gesamtinvestition in Höhe von ca. 190.000 Euro unser Umweltziel „Erhöhung der Recyclingquote“ gefördert. 1995 wurde der Heizkessel auf 750 kW und das Hackschnitzelsilo auf 220 m3 erweitert. Mit der so genannten „energetischen Verwertung“ unserer eigenen Abfallhölzer entsprechen wir der Forderung des Abfallrechts nach Verwertung vor Beseitigung, nutzen einen CO2-neutralen Energieträger und sparen damit die nicht-regenerativen Energieträger Heizöl und Gas sowie Deponiegebühren ein. In 2002 konnten wir 88 Tonnen CO2, in 2003 bereits 68 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Durch den Wegfall von Entsorgungstransporten zu Abfalldeponien oder Verwertungsanlagen entlasten wir den Straßenverkehr. Montagehalle: Seit 2000 betreiben wir auf unserem Betriebsgelände eine Montagehalle, die nach ökologischen Prinzipien erstellt wurde. Neben der kompakten Bauweise, Nutzung einer ehem. Industriebrache, Ausnutzung von Tageslicht durch ein breites Dachfensterband, Regenwassernutzung und einem Ökodach ist insbesondere das geothermische Heizsystem basierend auf fünf Erdsonden und einer 38 kW Wärmepumpe hervorzuheben. Die Beheizung erfolgt über eine Industriefußboden- und -wandheizung, wobei 15 Grad Celsius Innentemperatur im Winter erreicht werden. Im Sommer kühlt das Heizsystem die Halle. Durch Aufheizung der Fußboden- und Wandelemente kommt dieses Heizsystem mit einer geringen Vorlauftemperatur aus und entspricht somit dem Niedrigenergiestandard. Der CO2-Vorteil gegenüber einer Gas-Brennwertanlage beträgt 5,7 Tonnen pro Jahr. 43 44 Kapitel 3 Chancen und Vorteile Rechtssicherheit Bei der ersten Umweltprüfung werden alle einschlägigen Rechts- und sonstigen Vorschriften ermittelt und bei jeder nachfolgenden Umweltbetriebsprüfung die tatsächliche Einhaltung überprüft. EMASTeilnehmer halten sich systematisch immer auf dem neusten Stand, was die Rechtsvorschriften angeht. Der Umweltgutachter darf die Umwelterklärung nicht validieren, wenn er bei seiner Prüfung Verstöße gegen einschlägige Rechtsvorschriften vorfindet. Diese sehr strikten Regeln der EMAS-Verordnung werden von den Unternehmen aber auch als nützlicher Zugewinn an Rechtssicherheit betrachtet. CWS-LACKFABRIK CONRAD W. SCHMIDT GMBH & CO. KG, Düren Die Gesetzesflut der vergangenen Jahrzehnte gerade im Umweltrecht verlangt geradezu nach der Einrichtung eines transparenten Umweltmanagementsystems. EMAS hat dabei von Beginn an auf den Nachweis der Rechtserfüllung gesetzt. Das ist nach wie vor ein schwieriges Kapitel! Aber die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelles Finden von Details aus Genehmigungen, Auflagen etc. Bessere Anlagenplanung und schnellere Abwicklung von Genehmigungen. Versicherungen und Banken können besser informiert werden. Für den Notfall kann der Geschäftsführer schneller nachweisen, dass er Maßnahmen zur Verhinderung oder Verminderung eines ungeplanten (meist negativen) Ereignisses durchgeführt hat. Das geht eben nicht von selbst, sondern muss durch den Willen der Geschäftführung, gut informierte und geschulte Personen erarbeitet und kommuniziert werden. Erst danach lässt sich der Nutzen (hier: bessere Rechtssicherheit) erzielen. Die systematische Sammlung aller einschlägigen Regelungen ist sinnvoll. Sie erleichtert die internen Umweltbetriebsprüfungen und macht Vorschriften für alle Beschäftigten auffindbar. Heute gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, diese Vorschriften immer Up-to-Date im Unternehmen verfügbar zu halten. ÿ CWS – ein erfahrenes Unternehmen aus der chemischen Industrie. Vorreiter beim Umweltmanagement nach EMAS. (Luftbild: CWS) DaimlerChrysler AG Mercedes Benz Trucks Standort: Kassel Beschäftigte: ca. 3.300 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Gaggenau, Raststatt, Wörth, Mannheim; Sindelfingen, Stuttgart, Ludwigsfelde EMAS seit: 1995 Das Kassler Achsenwerk war 1995 das erste Werk der Nutzfahrzeugsparte, das ein Umweltmanagementsystem gemäß EMAS eingeführt hat und seither konkrete Umweltziele zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung entwickelt und verfolgt. Durch die Beteiligung an EMAS ist eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kunden, der Öffentlichkeit und den Behörden sichergestellt. Zur Rechtssicherheit: Über die Informationen zu einzelnen Rechtsvorschriften hinaus gibt es seit 2005 dreimal im Jahr eine tabellarische Zusammenstellung aller relevanten umweltschutzseitigen Rechtsvorschriften von der zentralen Umweltschutzabteilung. Damit soll die Aktualität der Informationen erhöht und eine komprimierte Übersicht mit Bezug zu den eigenen Tätigkeiten 10 Jahre EMAS ÿ Das Kassler Achsenwerk von DaimlerChrysler Mercedes Benz Trucks war 1995 das erste Werk der Nutzfahrzeugsparte, das ein Umweltmanagementsystem gemäß EMAS eingeführt hat und seither konkrete Umweltziele zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung entwickelt und verfolgt. Für den Standort Kassel bedeutet die freiwillige Teilnahme an EMAS eine ständige Verpflichtung für den betrieblichen Umweltschutz. (Foto: DaimlerChrysler) geliefert werden. Zusätzlich steht allen Mitarbeitern ein internes elektronisches Informationssystem zur Verfügung, über das alle geltenden Normen abgerufen werden können. Des Weiteren werden regelmäßig wiederkehrende rechtsspezifische Überprüfungen (z. B. bei Anlagen für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und sonstigen genehmigungsbedürftigen Anlagen) durch externe Institutionen durchgeführt. Nachfolgend einige Beispiele zur Sicherstellung der Rechtskonformität aus 2004: • Eigenverantwortliche betriebliche Gewässerschutzinspektion • Zur Umsetzung der 31. BImSchV (Lösemittelverordnung) wurde ein öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen dem Regierungspräsidium Kassel und Mercedes-Benz Trucks abgestimmt • Einführung eines konzerneinheitlichen Gefahrstoffmanagementsystems am Standort • Regelmäßige Umweltschutzschulung aller Mitarbeiter (z.B. zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen gemäß § 19l WHG usw.) Mit der Einhaltung der Rechtsvorschriften und der Prüfung durch EMAS begegnen verantwortliche Anlagenbetreiber und Betriebseigner wirkungsvoll den bestehenden straf- und zivilrechtlichen Haftungsrisiken. UDER Elektromechanik GmbH ÿ Herstellung, Reparatur und Wartung von elektromechanischen Teilen – insbesondere Spulen – bei der Fa. Uder Elektomechanik: Nur wer im Vorfeld bereits weiß, welche gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen sind, kann eine wirklich angemessene und nachhaltige Entscheidung ohne böse nachträgliche Überraschungen treffen. (Foto: Uder Elektromechanik) Standort: Friedrichsthal Beschäftigte: ca. 45 EMAS seit: 1996 Sonstiges: Umweltpakt Saar, KSBPumpen-Partner des Jahres 2004 45 46 Kapitel 3 Chancen und Vorteile Preise und Anerkennungen Die durchweg positiven Erfahrungen unseres Unternehmens mit EMAS lassen sich anhand des Themas Rechtssicherheit verdeutlichen. Zunächst einmal stellen wir fest, dass die staatlichen Überwachungsbehörden mit immer weniger Personal die gleiche Anzahl von Betrieben überwachen. Das führt dazu, dass mittelständische Unternehmen wie UDER relativ selten mit den Behörden in Kontakt kommen, was uns einerseits freut, andererseits aber verhindert, über aktuelle Entwicklungen, besonders in Form neuer Gesetze oder Vorschriften, aus erster Hand informiert zu werden. Diese Lücke haben wir mit EMAS geschlossen. Eine Kooperation mit dem Umweltzentrum des Handwerks stellt sicher, dass wir regelmäßig und im Bedarfsfall über die aktuellen gesetzlichen Änderungen mit Hilfe unseres Rechtsverzeichnisses informiert werden. Dieses Verzeichnis hat sich auch vor einigen Jahren beim Wechsel der Geschäftsführung als sehr hilfreich erwiesen, da sich der neue Geschäftsführer schnell und umfassend ein Bild von seinem neuen Unternehmen machen konnte. Die Verpflichtung, die rechtlichen Anforderungen einzuhalten und zeitnah umzusetzen, bedeutet für die Geschäftsführung auch eine erhebliche Reduzierung ihres umweltbezogenen Haftungsrisikos, zumal wir eine Anlage betreiben, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigungspflichtig ist. EMAS-Teilnehmer werden aufgrund ihres Engagements vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet oder erhalten anderweitige Anerkennungen. Dies ist einerseits eine Ehrung und Wertschätzung der Organisationen und andererseits ein Zeichen dafür, was EMAS im Betrieb zu leisten im Stande ist. ÿ EMAS-Award 2005 der Europäischen Kommission - individuell hergestellt aus Recyclingmaterialien (Foto: WJT gGmbH). EMAS-Unternehmen aus der Industrie werden häufig in den für Sie interessanten Nachhaltigkeitsindizes der internationalen Wirtschaft geführt. Sie schneiden in den Bewertungen von privaten RatingOrganisationen nachweislich besonders gut ab. ÿ Im September 2005 zeichnete die Europäische Kommission die INA Schaeffler KG für ihre innovative Umsetzung mit dem EMAS Award 2005“ aus. Nominiert für den Preis waren auch die Weltjugendtag gGmbH in Köln sowie die Fleischerei Steinmetz aus Brauneberg. v.l.n.r: die verantwortlichen Umweltmanager Thomas Here (WJT), Norbert Hörauf (INA) und Michael und Waltraud Steinmetz (Fleischerei). (Foto: UGA). 10 Jahre EMAS Axel Springer AG Druckzentrum Ahrensburg Standort: Ahrensburg Beschäftigte: ca. 500 Weitere EMAS-Standorte im Konzern: Essen; Berlin EMAS seit: 1995 Sonstiges: Auszeichnung „Umweltfreundlicher Betrieb“ der Studien- und Förderges. der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V.; Hanse-Umweltpreis 2004 Das Druckzentrum Ahrensburg wurde 1995 als erste Druckerei Europas nach dem freiwilligen europäischen ÖkoAudit validiert. Hierfür gab es die Auszeichnung „Umweltfreundlicher Betrieb“ der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V. In den Folgejahren wurden mehrere Mitarbeiter/ innen für ihr Engagement im Umweltbereich mit der „Umweltnadel“ der Studien- und Fördergesellschaft ausgezeichnet. Im Jahr 2004 erhielt die Axel Springer AG den Hanse-Umweltpreis 2004, unter anderem für Renaturierungsmaßnahmen auf dem Betriebsgelände des Druckstandortes Ahrensburg. Seit 1999 wird hierzu ein Projekt zur Erhöhung der Biodiversität in Zusammenarbeit mit dem Institut für allgemeine Botanik der Universität Hamburg durchgeführt. ÿ Die Journalistin Dagmar Berghoff und Verbandsvertreter übergeben der Axel Springer AG den Hanse-Umweltpreis für ihre Renaturierungsmaßnahmen auf dem Betriebsgelände. (Foto: Axel Springer AG) Die Umweltberichte und -erklärungen von Neumarkter Lammsbräu sind bereits fünfmal national ausgezeichnet (1994, 1996, 1998, 2003, 2005) und wurden 1999 und 2003 als bester europäischer Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbericht von der europäischen Wirtschaftsprüfervereinigung prämiert. Die „Umwelterklärung 2000“ der Victoria Versicherung AG belegte beim von der Wirtschaftsprüferkammer ausgelobten „Deutschen Umwelt-Reporting Award“ (DURA) einen 1. Platz und die Europäische Kommission zeichnete Victoria im Juni 2002 in Brüssel für die beispielhafte Umsetzung als einziges deutsches Unternehmen mit dem „EMAS-Award“ aus. In den Jahren 2004 und 2005 verlieh die Wirtschaftsprüferkammer den Deutschen UmweltReporting-Award (DURA) u.a. an folgende EMASUnternehmen: Stadtwerke Karlsruhe, Berufliche Schulen Kehl, Lufthansa CityLine, Adidas-Salomon, Hipp. ÿ Renaturierte Grünflächen auf dem Gelände der Axel Springer AG, am Standort Ahrensburg. (Foto: Axel Springer AG) 47 48 Kapitel 3 Chancen und Vorteile EMAS in Netzwerken Zur Senkung der Kosten für die EMAS-Teilnehmer ist es sinnvoll Beratungen und Begutachtungen von Teilnehmern jeweils zu bündeln. Hierzu gibt es eine Reihe erfolgreicher EMAS-Konvoi-Projekte in BadenWürttemberg. Innerhalb dieser Netzwerke können zudem Erfahrungen anderer Teilnehmer genutzt und verwertet werden. Bereits kurz nach Einführung der EMAS-Verordnung entstand das Doktorandennetzwerk Öko-Audit e.V., um bundesweit den umfassenden Austausch von wissenschaftlichen Sichtweisen und Forschungsergebnissen zu fördern. Eine solche Diskussionsplattform ist heute nicht nur im wissenschaftlichen Bereich sinnvoll, sondern hat in den Zweigen, in denen viele einzelne Organisationen individuell an EMAS teilnehmen, auch erhebliche praktische Relevanz. So ist die Veranstaltung von Konferenzen ebenso wie das Treffen von Umweltmanagementbeauftragten der Kommunen, Schulen und Universitäten für einen Erfahrungsaustausch und die Weiterentwicklung des Systems von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt wirken diese Institutionen auch als Multiplikatoren für ein umweltbewusstes und nachhaltiges Wirtschaften in der Zukunft. ÿ Der Evangelische Gemeindedienst für Württemberg versteht sich als Dienstleister der Landeskirche für die Gemeinden. Er fördert Vernetzungen, indem übergreifende Themen aufgenommen und abgestimmt, Aktivitäten koordiniert und Kooperationen eingegangen werden. Mitarbeiter bei der Gruppenarbeit zur Leitbilderstellung. (Foto: Evangelischer Gemeindedienst) Evangelischer Gemeindedienst für Württemberg Standort: Stuttgart Beschäftigte: ca. 50 EMAS seit: 2001 Sonstiges: „Goldene Orange“ des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) zur Förderung des öffentl. Nahverkehrs: 1. Platz, 1999; 3. Platz, 2001 Die Evangelische Landeskirche hat Ende 2002 die flächendeckende Einführung von EMAS beschlossen. Als mobiler Dienstleister der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, haben wir als Evangelischer Gemeindedienst für Württemberg Kontakt zu ca. 1.500 Kirchengemeinden im Land. Ein wichtiger Teil unserer Umweltarbeit ist die Weiterverbreitung von EMAS und anderer umweltbezogener Projekte, in den Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Unsere Vorbereitungen zur EMASValidierung wurden seinerzeit durch einen Konvoi der lokalen Industrie- und Handelskammer begleitet. Die Zusammenarbeit besteht in lockerer Form weiter. Sehr hilfreich ist die gegenseitige Mithilfe bei den „internen Audits“, sie werden dabei jeweils von einer Person aus der Partnerorganisation geleitet. Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Landeskirche, der seinen Dienstsitz im Evangelischen Gemeindedienst hat und auch aktiv an unserem EMAS-Projekt mitwirkt, ist gleichzeitig auch Mitglied im European Christian Environmental Network (ECEN). Dieses Netzwerk hat sich zur Aufgabe gesetzt, kirchliche Umweltmanagements in ganz Europa zu verbreiten. 10 Jahre EMAS 4. Staatliche Anreize und Bekannt- machung des EMAS-Logos D ie EMAS-Verordnung verpflichtet die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten die Teilnahme von EMAS durch gezielte Anreize zu fördern. Dazu zählen neben Erleichterungen beim Verwaltungsvollzug und monetären Anreizen auch die Hilfe und Unterstützung bei der Einführung des Systems sowie die Bekanntmachung von EMAS und des EMAS-Logos. Staatliche Anreize Die Länder haben eine Vielzahl von Fördermaßnahmen und -programmen aufgelegt, und damit die Einführung von EMAS gefördert. Insbesondere bei Pilotprojekten und als Einstiegshilfen für kleine und mittlere Unternehmen ist dies unbedingt sinnvoll. Bestehende Programme sind einer Broschüre des Bundesumweltministeriums „Förderung von betrieblichen Umweltmanagementsystemen“ zu entnehmen und können aktuell an verschiedenen Stellen im Internet recherchiert werden. Die EMAS-Teilnahme rechtfertigt eine höhere Behördenakzeptanz: Die gesetzliche Verankerung des Regelwerks und die Übererfüllung rechtlicher Pflichten durch die EMAS-Teilnehmer ermöglicht es, behördliche Erleichterungen bei der Überwachung von technischen Anlagen zu geben, sofern die Ergebnisse der Prüfung im Rahmen von EMAS gleichbedeutend sind mit den nach anderen umweltrechtlichen Vorschriften zu erfüllenden Pflichten. Den EMAS-Betrieben wird regelmäßig auch durch ÿ Der EMAS-Newsletter wird von der UGA-Geschäftsstelle herausgegeben und richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen. Vergünstigungen im Rahmen von Umwelt- und Nachhaltigkeitsvereinbarungen zwischen Bundesländern und der Wirtschaft Rechnung getragen. Bei EMAS-Teilnehmern können aufgrund der besseren Aufbereitung von Unterlagen und den vorliegenden Datengrundlagen über die betriebliche Umweltsituation, umweltrechtliche Genehmigungen und Überwachungsmaßnahmen mit deutlich vermindertem Aufwand durchgeführt werden. Daher gewähren zahlreiche Bundesländer Gebührenerleichterungen bei Genehmigungs- und sogar bei Überwachungsmaßnahmen. 49 50 Kapitel 4 Staatliche Anreize und Bekanntmachung des EMAS-Logos ÿ Mit Hilfe von Veröffentlichungen machen Bund und Länder EMAS weiter bekannt. Durch branchenspezifische Broschüren sollen jeweils ganz bestimmte Nutzergruppen für das Umweltmanagementsystem angesprochen und interessiert werden. Erich Heidrich GmbH, Nürnberg Verwaltungserleichterungen jeglicher Art sind „gerne willkommen“, vor allem bei den Betrieben, die sich freiwillig engagieren und sich einer externen Überwachung unterziehen. Weiterhin ist die Berücksichtigung von Zertifikaten bzw. Managementsystemen bei öffentlichen Vergaberichtlinien sowie die Steigerung des Bekanntheitsgrades eine stetige Forderung an die Politik. Einen starken Anreiz für die EMAS-Teilnahme stellt eine Berücksichtigung der EMAS-Registrierung bei der Überwachung durch Umweltbehörden und bei der öffentlichen Vergabe dar. Trotz einer Privilegierungsverordnung des Bundes und von Erleichterungserlassen aller Bundesländer bleibt noch so mancher Wunsch der Teilnehmer unerfüllt. Nach der letzten Überarbeitung der EU-Vergabevorschriften wird EMAS bei Bau- und Dienstleistungsaufträgen erstmals im Vergaberecht verankert. Verwaltungserleichterungen • EMAS-Privilegierungsverordnung des Bundes (§ 58 e BImSchG, § 55a KrW-/AbfG) • Erleichterungen bei den Unterlagen im Genehmigungsverfahren (§ 4 Abs. 1 und § 13 Abs. 1a der 9. BImSchV) • Ländererlasse zur Berücksichtigung von EMAS bei Ermessensentscheidungen • Vergünstigungen in den Umwelt- und Nachhaltigkeitspakten der Länder • Ländererleichterungen im Wasserrecht und bei Verordnungen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen • Sonstige Bundes- und Länderregelungen Gebührenermäßigungen • Gebühren bei der Genehmigung von Anlagen nach dem BImSchG (20–30 % Kostenreduktion in mind. acht Bundesländern) • Reduktion von Überwachungsgebühren (in mindestens zwei Bundesländern) • weitere Gebührenreduktionen der Bundesländer in Vorbereitung ÿ Wesentliche staatliche Anreize gibt es durch Erleichterungen in verschiedenen Gesetzen, Verordnungen und Erlassen. Besonders wirksam sind Ermäßigungen für EMASregistrierte Organisationen für umweltschutzbezogene Kosten in den Landesgebührenordnungen. 10 Jahre EMAS Uder Elektromechanik GmbH Als EMAS-Pionier haben wir das Umweltmanagementsystem schon 1996 erfolgreich eingeführt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden derartige Vorhaben von kleinen und mittleren Unternehmen durch die Landesregierung finanziell und ideell unterstützt. Die formal gewährten Privilegierungen durch den Bund oder die Länder bedeuten für ein mittelständisches Unternehmen wie UDER eher selten eine Erleichterung. Die neuerdings gewährte 30-prozentige Gebührenreduktion bei BImSchG-Verfahren kam für uns zu spät, da unser Genehmigungsverfahren schon abgeschlossen war. Trotzdem begrüßen wir diese Erleichterung, und hoffen, in der Zukunft auch einmal hiervon profitieren zu können. Als effektiver hat sich für uns der kooperative Umgang mit den Überwachungs- und GenehmiKleine Organisationen weisen regelmäßig darauf hin, dass sowohl die Verwaltungserleichterungen wie die Gebührenermäßigungen nur solche Unternehmen betreffen, die über genehmigungs- oder überwachungsbedürftige Anlagen verfügen. Der Umweltgutachterausschuss hat daher vorgeschlagen, die bestehenden Anreize auf Ihre Wirksamkeit zu prüfen und sich verstärkt Gedanken über Erleichterungen für solche Teilnehmer zu machen, die ausschließlich über eine baurechtliche Genehmigung von Gebäuden und Anlagen verfügen. ÿ EMAS-registrierte Unternehmen auf der Internationalen Tourismus-Börse 2004 in Berlin. Eine Plakataktion von Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt, UGA und der Dachmarke für umweltverträglichen Tourismus „Viabono“. gungsbehörden aufgrund unserer EMAS-Auszeichnung erwiesen. Die finanzielle Förderung unserer hochmodernen Mikrofiltrationsanlage zur Abwasserreinigung mit neuartiger wassersparender Kreislaufführung hat sich im Beantragungsverfahren als unbürokratisch erwiesen. Ohne den Vertrauensvorschub durch EMAS wäre der Beantragungsaufwand sicherlich größer und zeitaufwändiger gewesen. Ganz in diesem Sinne hat sich auch der Umweltpakt Saar entwickelt. EMAS-Unternehmen können ohne weiteren Aufwand an dieser Initiative aus Landesregierung und Wirtschaft teilnehmen. Neben der positiven Imagewerbung auf der Homepage des Umweltministeriums und durch die Logo-Verwendung für die teilnehmenden Betriebe können sich eine Reihe weiterer Vorteile ergeben: Kontaktpflege mit anderen umweltorientierten Unternehmen, frühzeitige Einbindung in Gesetzgebungsverfahren und ein besserer Kontakt zu den Genehmigungs- und Überwachungsbehörden. Bekanntmachung des EMAS-Logos Um das mit der novellierten EMAS-Verordnung eingeführte EMAS-Logo in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, haben Bund und Länder 2001 eine Werbekampagne gestartet. Dazu wurden mehrere ganzseitige Anzeigen in Wochenzeitschriften mit wirtschaftlicher Ausrichtung geschaltet. Zusätzlich hat das Umweltbundesamt Plakate mit den Motiven kostenfrei abgegeben. Der UGA hat mit der Internetseite „emas-logo.de“ Informationen über EMAS vertieft. Darüber hinaus gab es eine Vielzahl kleiner Beiträge der verschiedenen Interessengruppen. Der Umweltgutachterausschuss hat seit 2002 die Aufgabe, die Verbreitung von EMAS zu fördern. Dazu werden verschiedene Broschüren erstellt und ein EMAS-Newsletter herausgegeben, der insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen wertvolle Informationen vermitteln soll. Zum Informationsangebot zählen auch die vorliegende Broschüre sowie die Internetseite „emas.de“. 51 52 Kapitel 4 Staatliche Anreize und Bekanntmachung des EMAS-Logos ÿ Motiv auf Postern und Werbeanzeigen. Bund und Länder haben 2001 eine Kampagne zur Bekanntmachung des neuen EMAS-Logos finanziert. Die Motive wurden unter Mitwirkung des Umweltgutachterausschusses und der Interessengruppen von einer Werbeagentur entwickelt. Neben den staatlichen Einrichtungen haben sich auch einige EMAS-Teilnehmer auf die Fahnen geschrieben, Prinzip und Idee von EMAS einem breiten Publikum zu vermitteln. Ein bemerkenswertes Beispiel liefern die Insel Mainau GmbH und Hipp Werk Georg Hipp OHG, Pfaffenhofen: Mainau GmbH Standort: Insel Mainau Beschäftigte: ca. 240 EMAS seit: 1998 Sonstiges: Ökomanagerin 2002, B.A.U.M.-Umweltpreis 2000 Mainau GmbH/Hipp-Werk Georg Hipp OHG, Pfaffenhofen „EMAS mit allen Sinnen“ Einrichtung eines EMAS-Parcours: Interaktive Erlebnis-Bausteine, die mit Hilfe eines „EMAS-Symbols“ durch den gesamten Park führen, sollen den Mainau-Besuchern anschaulich vermitteln, was EMAS für jeden Einzelnen konkret bedeutet. Spielerisch und jedem verständlich werden die Themen sauberes Wasser, gesunder Boden, reine Luft, intelligente Energieversorgung, kontinuierliche Innovation, gesunde Ernährung und Herstellung von Lebensmitteln, EMAS-Logo und Transparenz umgesetzt. Die Insel Mainau selbst wird als außerschulischer Lernort genutzt. Das Projekt sieht in den Schülern künftige Entscheidungsträger, Konsumenten, An- gestellte und Ausbilder. Daher sollen sie bereits jetzt auf diese Rolle sinnvoll vorbereitet werden und im Rahmen von Projekttagen, Exkursionen oder Ausflügen auf der Bodenseeinsel erleben, was Nachhaltigkeit und EMAS konkret bedeutet und wie diese wichtigen Themen in einem Wirtschaftsunternehmen umgesetzt werden. Ferner werden gemeinsam mit EMAS-validierten Schulen und interessierten Hochschulen spezielle Didaktikmaterialien entwickelt, welche Bildungseinrichtungen einsetzen können, um beispielsweise nachhaltiges Umweltverhalten, gesunde Ernährung etc. zu vermitteln. ÿEMAS Mit Allen Sinnen“ - Durch die Initiative von Mainau und Hipp wird das Kürzel EMAS mit neuem Leben erfüllt. Besucher der bekannten Bodenseeinsel Mainau erfahren im Park Nachhaltigkeit und Umweltmanagement „zum Anfassen“. 10 Jahre EMAS Für ein zukunftsfähiges EMAS EMAS ist ein auf Dauerhaftigkeit angelegtes System. Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung und die Optimierung der Managementprozesse durch regelmäßige Prüfung und Bewertung zeugen davon. Mancher EMAS-Teilnehmer hat zunächst mit einem Standort teilgenommen und nutzt die gewonnenen Erfahrungen bei der Ausweitung von EMAS auf größere Teile der Organisation. Obwohl Umweltmanagement ein Dauerthema ist, setzen nicht alle Unternehmen das einmal begonnene Engagement fort. Die Gründe hierfür sind vielfältig und sollen weiter untersucht werden. Für einige gibt es wirtschaftliche Ursachen, andere wollen nur ein Zertifikat erhalten und entwickeln den im Betrieb eingeführten Standard auf eigene Weise fort. Ein Umweltmanagement jenseits von EMAS bedeutet nicht zwangsläufig eine schlechtere „Performance“ – ein Ausstieg nicht das Ende von Umweltschutz und Umweltmanagement im Betrieb. Verzichtet wird jedoch auf eine externe Auditierung und damit eine neutrale Bewertung. EMAS selbst unterliegt einer ständigen Verbesserung. Die EU-Kommission soll alle fünf Jahre die Effektivität des Instrumentes überprüfen und hierzu ggf. Änderungen vorschlagen. Hierzu hat sie eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll auch die Wünsche und Anregungen der bestehenden oder potenziellen Teilnehmer berücksichtigen. Dabei zeichnen sich erste Ansätze für mögliche Entwicklungen ab: • EMAS könnte als umfassendes und weitreichendes Umweltmanagementsystem auch breitenwirksam kleineren Unternehmen zur Verfügung stehen und ggf. über verschiedene anzuerkennende Vorstufen erreichbar sein. • EMAS könnte als ökologische Säule einer Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgebaut und für die soziale Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responisibility – CSR) fruchtbar werden. • Der Produktbezug könnte ausgebaut und Verbindungen zur integrierten Produktpolitik und sog. Umweltproduktdeklarationen gestärkt werden. • EMAS könnte zu einem in ganz Europa verlässlichen Markenzeichen für die Einhaltung von Umweltbestimmungen werden und dazu auch mit anderem europäischen Umweltrecht verknüpft werden. ÿDie Europäische Kommission macht mit Veranstaltungen, Broschüren und über das englischsprachige EMAS-Helpdesk im Internet auf EMAS aufmerksam. Die Kommission ist auch beauftragt, Verbesserungsvorschläge für EMAS in der Zukunft zu machen. 53 54 Kapitel 4 Staatliche Anreize und Bekanntmachung des EMAS-Logos ÿ Volkswagen hat das EMAS-Logo punktuell für ausgewählte Aktionen eingesetzt; so z.B. für die Gestaltung von innerbetrieblichen Plakatwänden. (Foto: Volkswagen AG) • Die Nutzung von EMAS zur Verbesserung der Umweltleistung könnten gemessen und forciert werden. • Die Bereitstellung von Umweltinformationen könnte an die medialen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit angepasst werden. • Das Bundesumweltministerium hat angekündigt, sich für Erleichterungen beim Validierungszyklus einzusetzen. Die hierzu erforderlichen Entscheidungen werden einige Zeit in Anspruch nehmen. Eine überarbeitete neue EMAS-Verordnung könnte 2009/2010 in Kraft treten. Bis dahin soll aber kein umweltpolitischer Stillstand herrschen. Die Kommission hat die Verordnung gerade an Neuerungen der ISO 14001:2004 angepasst. Sie plant einen Leitfaden zur Stärkung des Produktbezuges für EMAS-Unternehmen und will auch bei Erlass anderer Umweltrechtsvorschriften Verbindungen zu EMAS prüfen. 10 Jahre EMAS 5. Für Glaubwürdigkeit und Transparenz D ie wesentlichen organisatorischen Aufgaben im System sind die Registrierung der EMASTeilnehmer, die Zulassung von Umweltgutachtern und Umweltgutachterorganisationen sowie die Sicherung von Transparenz und Glaubwürdigkeit von EMAS und seine weitere Bekanntmachung. 10 Jahre EMAS-Register Statement der Registrierungsstellen EMAS ist mehr als ein Umweltmanagementsystem. Das EMAS-Logo signalisiert: Hier wird betrieblicher Umweltschutz auf hohem Niveau praktiziert, werden die Vorschriften eingehalten, wird kontinuierliche Verbesserung erreicht. EMAS ist das Angebot einer freiwilligen Selbstverpflichtung, das Angebot eines Dialogs über konkrete Fragen zum Umweltschutz. Die Leistung muss anspruchsvoll sein, das Vertrauen der Öffentlichkeit in diese Leistung gerechtfertigt. EMAS ist das wichtigste Instrument des partnerschaftlichen Umweltschutzes; Staat und Unternehmen arbeiten dabei auf gleicher Augenhöhe zusammen. Die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern tragen deshalb gern als Registrierungsstellen dazu bei, das Vertrauen in EMAS zu sichern und damit den partnerschaftlichen Ansatz im Umweltschutz zu stärken. Dr. Hermann Hüwels, Deutscher Industrie und Handelskammertag – Gemeinsame Stelle für die EMASRegistrierung 10 Jahre Zulassung von Umweltgutachtern Die Qualität und Zuverlässigkeit des EMAS-Logos sichern die privatwirtschaftlich tätigen Umweltgutachter. Diese prüfen im Betrieb die Anforderungen der EMAS-Verordnung, verifizieren die Umweltdaten und validieren die Umwelterklärung mit Ihrer Unterschrift. Die Tätigkeit der Umweltgutachter obliegt der Kontrolle einer Zulassungs- und Akkreditierungsstelle, die unter der Rechtsaufsicht des Bundesumweltministeriums steht. Die Umweltgutachter unterliegen auch nach der Zulassung für jeweils einzelne Wirtschaftsbereiche einer gründlichen und regelmäßigen Aufsicht, bei der nach der EMAS-Verordnung auch die Qualität der vorgenommenen Begutachtungen geprüft werden muss. Wegen ihrer hervorragenden fachlichen Qualifikation können die Umweltgutachter auch weitere verwandte Tätigkeiten für das Unternehmen übernehmen. So können sie z.B. auch die im Zuge des Emissionshandels von den Anlagenbetreibern zu fertigenden Emissionsberichte verifizieren. 55 56 Kapitel 5 Für Glaubwürdigkeit und Transparenz Statement der Zulassungstelle Die DAU – Deutsche Akkreditierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH – ist die deutsche Stelle für die Zulassung und Beaufsichtigung der Umweltgutachter. Für die Wahrnehmung dieser Aufgabe wurde die DAU GmbH von insgesamt 13 Verbänden der Industrie, der Wirtschaft, des Handwerk und der freien Berufe am 16. März 1995 gegründet und anschließend staatlich beliehen. Die Übertragung von Umweltgutachterzulassung und Beaufsichtigung auf die DAU stellte 1995 ein Novum dar. Seinerzeit hatte die deutsche Wirtschaft erfolgreich dafür geworben, die gesetzlichen Regelungen zum Umweltmanagement wirtschaftsnah umzusetzen. Die Tätigkeit des Umweltgutachters ist ein neuer freier Beruf. Er ist darauf ausgerichtet, die staatlichen Belange des Umweltschutzes einerseits und die Unternehmensbelange andererseits ausgewogen zu sichern. Nur wer aufgrund seiner Fachkunde, Zuverlässigkeit und Unabhängigkeit dem umweltpolitischen Anspruch von EMAS gerecht wird, kann als Umweltgutachter tätig werden. So wurden seit Beginn in 539 Zulassungsverfahren 267 Umweltgutachter und Umweltgutachterorganisationen zugelassen. Inzwischen ist die Beaufsichtigung der Umweltgutachter mit der Qualitätsüberprüfung der durchgeführten Begutachtungen Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Dr. Markus Racke, DAU GmbH ÿ Die DAU GmbH erläutert die Voraussetzungen für die Zulassung als Umweltgutachter oder als Umweltgutachterorganisation im Internet. Umweltgutachter müssen zuverlässig und unabhängig sein sowie ihre Fachkunde durch Studium, berufliche Erfahrungen und Kenntnisse in einzelnen Wirtschaftszweigen durch Prüfung nachweisen. ÿ Die Internetseite des UGA informiert über die Tätigkeit des Ausschusses, der Qualität und Glaubwürdigkeit von EMAS in Deutschland sichert. 10 Jahre Umweltgutachterausschuss Richtlinien für die Zulassung, Prüfung und Aufsicht erlässt der Umweltgutachterausschuss (UGA), der beim Bundesumweltministerium eingerichtet ist. Dort sind die unterschiedlichen interessierten Kreise vertreten. Die Akkreditierungsstelle erstattet dem UGA regelmäßig Bericht. Damit stehen Glaubwürdigkeit und Transparenz bei der organisatorischen Ausgestaltung von EMAS in Deutschland im Vordergrund. Statement des Umweltgutachterausschusses Der Umweltgutachterausschuss ist ein neutrales, unabhängiges und plural zusammengesetztes Gremium, das über den Erlass von Richtlinien die Qualität des Systems und der Begutachtung sichert. Er besteht aus 25 Mitgliedern und ebenso vielen Stellvertretern aus Wirtschaft, Umweltgutachtern, Umwelt- und Wirtschaftsverwaltung von Bund und Ländern, Gewerkschaften und Umweltverbänden. Neben dem Erlass von Richtlinien berät der UGA das Bundesumweltministerium in Fragen zu EMAS und hat die Aufgabe, die Verbreitung von EMAS zu fördern. „Der UGA hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens nicht nur in seiner Beratungs-, sondern vor allem in seiner Lenkungsfunktion bewährt. Die seit 2002 neu gewonnene Kompetenz zur Förderung und Verbreitung von EMAS hat er kreativ und mit hohem Sachverstand ausgefüllt. Mit seinem Einsatz setzt sich die Anschauung durch, dass EMAS das anspruchsvollere System ist, welches 10 Jahre EMAS ÿ Der Umweltgutachterausschuss tagt 3- bis 4-mal im Jahr um Richtlinien abzustimmen, Prüfer anzunehmen und Beratungsentscheidungen zu treffen. Die Vertretung der unterschiedlichen Interessengruppen Wirtschaft, Umweltgutachter, Verwaltung, Gewerkschaften und Umweltverbände sichern die besondere Glaubwürdigkeit und Transparenz von EMAS. (Foto: UGA) insbesondere wegen der Einhaltung der Rechtsvorschriften höhere Glaubwürdigkeit beanspruchen kann. Besonders hervorzuheben ist die wirtschaftsnahe Ansiedlung der verantwortlichen Stellen, die der UGA durch Einbeziehung aller Anspruchsgruppen ergänzt. Dr. Michael Schemmer, Vorsitzender des Umweltgutachterausschusses Zulassungs-, Aufsichts- und Registrierungssystem zur Umsetzung der Verordnung (EG) Nr. 761/2001 - EMAS nach dem Umweltauditgesetz (UAG) vom 04.09.2002 meldet Register BMU Beratung Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Verzeichnis aller eingetragenen Organisationen Meldung des Verzeichnisses an EU UGA Umweltgutachterausschuss (teilrechtskräftige Körperschaft des öffentlichen Rechts) Rechtsaufsicht Aufsicht über Mitglieder (25) Fach- und Rechtsaufsicht meldet Organisationen DAU Widerspruchsbehörde UGA - Genehmigung von Richtlinien, Prüferliste, Sachverständigen - Berufung der Mitglieder auf Vorschlag Fach- und Rechtsaufsich t DIHK/ Gemeinsame Stelle IHK und HWK Aufgaben Wirtschaft (6) Umweltgutachter (4) Bund/Länder - Umweltverwaltung (Bund 2, Länder 4) - Wirtschaftsverwaltung (Bund 1, Länder 2) Umweltverbände (3) Gewerkschaften (3) Richtlinien für Zulassung und Prüfung Prüferliste Empfehlung für die Benennung von Sachverständigen Beratung des BMU Förderung der Verbreitung von EMAS Sachverständige EMAS-Teilnehmer (Organisation) Prüferliste, Richtlinien Vorlage Widerspruch bei Nichtabhilfe Widerspruchsbescheid in Zulassungs- und Aufsichtsverfahren Registrierung, Streichung Antrag als Widerspruchsbehörde prüft Anforderungen von EMAS und validiert Umwelterklärung Umweltgutachter/ -organisation Antrag, Widerspruch Zulassung, Aufsicht Berichterstattung Bundesverwaltungsamt Registrierung geprüfter Organisationen Führung des Registers UGA-Geschäftsstelle DAU Deutsche Akkredetierungs- und Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH Zulassung der Umweltgutachter/-organisationen Zulassungsregister Aufsicht über zugelassene Umweltgutachter/-organisationen März 2004 ÿ Organisation des EMAS-Systems in Deutschland. Für den EMAS-Teilnehmer treten nur die Registrierungsstelle und der Umweltgutachter in Erscheinung. An der Sicherung der Qualität durch Zulassung, Prüfung und Aufsicht sind aber viele Stellen beteiligt. (Grafik: UGA) 57 58 Kapitel 5 Für Glaubwürdigkeit und Transparenz Informationen über EMAS … erhalten Sie bei den zuständigen Industrie- und Handelskammern oder Handwerkskammer vor Ort. Kompetente Ansprechpartner finden Sie außerdem bei den Umwelt- und Wirtschaftsressorts der Bundesländer. EMAS im Internet EMAS im Internet www.emas.de www.emas-register.de www.dau-bonn.de www.uga.de www.europa.eu.int/comm/environment/emas Kostenfreie Informationsmaterialien über EMAS geben bundesweit das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt sowie der Umweltgutachterausschuss heraus: BMU, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, 11055 Berlin, Fax: 018 88/305-20 44, www.bmu.de, [email protected] Umweltbundesamt Postfach 1406, 06813 Dessau, Fax: 0340/21 03-22 85, www.uba.de, [email protected]. Umweltgutachterausschuss Stralauer Platz 34, 10243 Berlin, Fax: 030/29 77 32 39, www.uga.de, [email protected]. ÿ EMAS-Unternehmen zeigen Flagge - Eine Aktion der Registrierungsstellen zum zehnjährigen Bestehen von EMAS. Die Fahnen mit dem EMAS-Logo werden von einem EMASregistrierten Unternehmen hergestellt. 10 Jahre EMAS Verzeichnis der Beispiele und Abbildungen Abbildungen 10 Jahre EMAS – wichtige Ereignisse in der Entwicklung von EMAS ..................................................... 6 Ablauf der Umsetzung, Prüfung und Registrierung von EMAS ............................................................... 6 EMAS als Nachhaltigkeitsindikator ...................................................................................................................... 7 Beteiligung an EMAS in Deutschland nach Branchen ................................................................................. 8 EMAS-registrierte Standorte bedeutender Automobilkonzerne in Deutschland ........................ 19 „EMAS Aktuell“ der Newsletter der UGA-Geschäftsstelle ...................................................................... 49 Branchenspezifische EMAS-Broschüren des Bundesumweltministeriums .................................... 50 Postermotive aus Werbeanzeigen des Bundes und der Länder ........................................................... 52 Homepage des EMAS Helpdesk der Europäischen Kommission .......................................................... 53 EMAS-Newsletter des EMAS Helpdesk der Europäischen Kommission ............................................ 53 Homepage der DAU ................................................................................................................................................. 56 Homepage des UGA ................................................................................................................................................ 56 Mitglieder des UGA .................................................................................................................................................. 57 Organisation des EMAS-Systems in Deutschland ...................................................................................... 57 EMAS-Unternehmen zeigen Flagge ................................................................................................................. 58 Praxisbeispiele Die fett gedruckten Seitenzahlen verweisen auf die ausführliche Unternehmensdarstellung. AESCULAP AG & Co. KG ........................................................................................................................... 11, 36, 42 Agrargenossenschaft „Osterland“ e.G. ............................................................................................................ 12 ALTANA Pharma Oranienburg GmbH ............................................................................................................... 14 Audi AG ........................................................................................................................................................... 11, 19, 23 Axel Springer AG ........................................................................................................................................ 21, 35, 47 Bombardier Transportation GmbH .................................................................................................... 30, 32, 33 Canon Gießen GmbH ........................................................................................................................ 10, 17, 18, 26 CWS – Lackfabrik Conrad W. Schmidt GmbH & Co. KG ...................................................................... 22, 44 DaimlerChrysler AG ................................................................................................................................... 19, 44, 45 Diamant-Zucker KG .................................................................................................................................................. 13 Erich Heidrich GmbH ................................................................................................................................ 11, 32, 50 EUROQUARZ GmbH ................................................................................................................................................. 36 Evangelischer Gemeindedienst für Württemberg ..................................................................................... 48 Fleischerei Steinmetz .............................................................................................................................................. 46 GEALAN Fenster-Systeme GmbH ................................................................................................................ 29, 37 Gemeinde Eppelborn ........................................................................................................................ 16, 22, 23, 41 Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH ...................................................................................................20, 25 Große Kreisstadt Leutkirch im Allgäu ....................................................................................................... 26, 27 Hering Bau GmbH & Co. KG .................................................................................................................. 13, 39, 43 59 60 Abbildungsverzeichnis HIPP Werk Georg Hipp OHG .......................................................................................................................... 28, 52 Hochschule Zittau/Görlitz (FH) ........................................................................................................................... 33 INA Schaeffler KG ...................................................................................................................................................... 46 Kliniken des Landkreises Kassel, Kreisklinik Hofgeismar ......................................................................... 25 Kreis Unna .................................................................................................................................................................... 15 Landesbausparkasse Baden-Württemberg ................................................................................................... 12 Lufthansa CityLine GmbH ....................................................................................................................... 18, 39, 47 Mainau GmbH ............................................................................................................................................................ 52 Märkisches Landbrot GmbH ................................................................................................................................ 21 Missions-Dominikanerinnen, Provinz St. Immaculata, Kloster Schlehdorf .............................. 27, 34 Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger e.K. .................................................................................. 24, 47 Norddeutsche Affinerie AG ................................................................................................................................... 32 Nordzucker AG ........................................................................................................................................................... 11 Remmers Baustofftechnik GmbH ...................................................................................................................... 24 Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie ................................................................................... 35 Sedus Stoll AG .............................................................................................................................................. 10, 40, 41 Stadtwerke Unna GmbH ....................................................................................................................................... 31 Stora Enso Kabel GmbH & Co. KG ................................................................................................................. 8, 31 Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten im Steinkohlenbezirk (THS) ...................................... 38 UDER Elektromechanik GmbH ............................................................................................................. 45, 46, 51 VICTORIA Versicherungs AG .................................................................................................................. 30, 32, 47 Viessmann Werke GmbH & Co. KG ...................................................................................................................... 9 Volkswagen AG ........................................................................................................................................... 18, 19, 54 Weltjugendtag gGmbH .......................................................................................................................... 16, 27, 46