IPSM-adhs Grundlagen, Teil 2 Dr. Lucien NICOLAY (2009)

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ADHSDiagnostik
Ppt2/’09
IPSM-adhs Grundlagen, Teil 2
Dr. Lucien NICOLAY (2009)
1
1. Aufmerksamkeits-Defizit-Störung
mit/ohne Hyperaktivität?
ADHS wird heute als eine Beeinträchtigung der
Selbstregulationskompetenzen des Kindes oder
Jugendlichen, resp der Selbststeuerungsfähigkeit
des Erwachsenen, wobei genetische Anteile,
neuranatomische & neurophysiologische Marker
die Risiken für die Manifestation der Störung
kennzeichnen.
Psychosoziale Bedingungen im Umfeld des Kindes
sind wesentlich an der Aufrechterhaltung der
Problematik bis ins Erwachsenenalter hinein
beteiligt.
2
2. Klassifikatorische Diagnostik
„ Traditionell: Klassifikatorische Diagnostik mit Hilfe
von DSM-IV-TR & ICD-10.
(A= Aufmerksamkeitsstörung; H = Hyperaktivität; I = Impulsivität)
„ Angestrebt wird in Zukunft: bessere
Subgruppenbildung zwecks differenzieller
Therapieindikation, möglichst anhand
zuverlässiger neuropsychologischer Verfahren
zur Erfassung der Endophänotypen oder
Neuromarker (möglicherweise bereits im DSM-V
von 2012)
3
Traditionell bei Kindern nach ICD-10
4
3 Subtypen bei Kindern nach DSM IV
5
Kriterien
„ DSM-IV-TR
„ ICD-10
Unaufmerksamkeit:
Mind. 6 Symptome
Unaufmerksamkeit:
Mind. 3 Symptome
Hyperaktivität & Impulsivität:
Mind. 6 Symptome
Überaktivität:
Mind. 3 Symptome
& dies während der letzten
6 Monate!
Impulsivität:
Mind. 1 Symptom
6
Einige Symptome der Hyperaktivität-Impulsivität oder
Unaufmerksamkeit,
die klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen der sozialen,
schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit verursachen, sollten vor dem Alter von 7 Jahren, spätestens aber
mit 12-13 Jahren aufgetreten sein und sich in zwei oder
mehr Bereichen zeigen (Schule, Arbeitsplatz, zu Hause,
Freizeit, Partnerschaft, Gesundheit).
Diese Symptome treten nicht ausschließlich im Verlauf einer
tiefgreifenden Entwicklungsstörung (z.B. « Asperger »),
Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung
auf & können auch nicht durch eine andere Störung besser
erklärt werden.
7
Zu den Kriterien der Erstmanifestation bleibt zu erklären,
dass günstige Rahmenbedingungen in Elternhaus & Schule
das Auftreten der Symptome verhindert haben können, so
dass als Erstmanifestation die Teenagerzeit (untere
Sekundarschulklassen) gelten sollte (Die frühe Diagnosestellung ist ebenfalls wichtig wegen der Kostenübernahme
für die spezifischen Medikamente durch die Luxemburger
Gesundheitskasse!)
8
3. Beschreibung der Symptome (A)
bei Kindern nach DSM-IV-TR & ICD-10
Unaufmerksamkeit
„ Beachtet häufig wichtige Einzelheiten nicht oder macht
Flüchtigkeitsfehler bei Schularbeiten, bei der Arbeit oder
bei anderen Tätigkeiten.
„ Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit
bei Aufgaben oder Spielen aufrechtzuerhalten.
„ Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie
ansprechen.
„ Führt häufig Aufträge anderer nicht vollständig durch und
kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am
Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (aber nicht aufgrund
oppositionellem Verhaltens oder Verständnisschwierigkeiten).
„ Hat Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu
organisieren.
9
Beschreibung der Symptome (A)
(Fortsetzung)
„ Vermeidet häufig oder hat eine Abneigung gegen oder
beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die
länger andauernde geistige Anstrengung erfordern (z.B.
Mitarbeit im Unterricht oder bei Hausaufgaben).
„ Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für bestimmte
Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z.B. Spielsachen,
Hausaufgabenheft, Stifte, Bücher oder Werkzeug).
„ Lässt sich oft durch äußere Reize leicht ablenken.
„ Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
10
Beschreibung der Symptome (B)
Hyperaktivität
„ Zappelt häufig mit Händen und Füßen
oder rutscht auf dem Stuhl herum.
„ Steht häufig im Unterricht oder in anderen Situationen
auf, in denen sitzen bleiben erwartet wird.
„ Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen,
in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder
Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl
beschränkt bleiben).
„ Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit
Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
„ (Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer
Aktivität, das durch die soziale Umgebung oder durch
Aufforderungen nicht durchgreifend beeinflussbar ist)
und/oder: Ist häufig auf Achse oder handelt oftmals, als
wäre er/sie „getrieben“).
11
Impulsivität
„ Platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage zu
Ende gestellt ist.
„ Kann häufig nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist
(bei Spielen oder in Gruppensituationen).
„ Unterbricht häufig oder stört andere häufig (platzt z.B. in
Gespräche oder in Spiele anderer hinein).
„ Redet häufig übermäßig viel (ohne angemessen auf
soziale Beschränkungen zu reagieren). (kann auch unter
Hyperaktivität aufgelistet werden.)
„ Emotionale Impulsivität und/oder Labilität (leicht erregbar,
Wutausbrüche, abrupte Stimmungswechsel)
12
INHALT 3/2009
„ Schwerpunkt
ADHS
„ Verarbeitung von
Negationen
„ Exekutive
Funktionen bei
Jungen
„ KITAP: klinische
Validität
„ ADHSSummercamp
„ u.a.m.
13
4. Beschreibung der Symptome (A)
bei Erwachsenen in Anlehnung an ICD & DSM
sowie Krause & Krause (2003)
Unaufmerksamkeit
„ Mangelnde Konzentration beim Durchlesen schriftlich
fixierter Aufgaben & Anweisungen. Bei mündlich erteilten
Aufträgen Unfähigkeit, die Handlungsanweisung zu
verinnerlichen.
„ Erhöhte Ablenkbarkeit bei Routinearbeiten, Wechsel der
Tätigkeiten, wichtige & unwichtige Dinge sind
gleichrangig.
„ Häufig mit eigenen Gedanken beschäftigt, kein Ohr für
Umgebung.
„ Aufgabenstellungen werden nur unvollständig erfasst,
fühlen sich von zu erledigender Arbeit überfordert, keine
Gliederung der Arbeit, wechseln zu interessanter
14
erscheinender Tätigkeiten.
Beschreibung der Symptome (A)
(Fortsetzung Erwachsene)
„ Mangelhafter Überblick bei der Organisation von
Arbeiten, wichtig & unwichtig werden bei der Planung
nicht berückichtigt.
„ Mangelnde Fähigkeit zur Gliederung von Arbeitsabläufen
führt zu Gefühlen der Überforderung, häufiger
Stimmungswechsel verhindert konstante Leistung, dies
führt zu häufig zu beobachtender Selbstentwertung.
„ Unfähigkeit, sich an Handlungen zu erinnern (« Wo sind
meine Schlüssel? »). Bei starker Reizoffenheit Verlust der
Fähigkeit, geplant vorzugehen, keine Erinnerung an
Ausgangssituationen.
„ Hohe Ablenkbarkeit bei großer Reizoffenheit durch
schlecht steuerbare Konzentration & Fokussierung auf
die Situation.
15
Beschreibung der Symptome (A)
(Fortsetzung Erwachsene)
„ Häufig vorhandenes Gefühl, an « Alzheimer » zu leiden,
weil der Tagesablauf als eine Abfolge von unvorhersehbaren Ereignissen wahrgenommen wird & die
eigentlich geplanten Vorhaben in Vergessenheit geraten.
16
Beschreibung der Symptome (B)
Hyperaktivität & Impulsivität
„ Mit den Füßen wippen, ein Bein zittern lassen, mit den
Fingern trommeln, gelegentlich Beine verknoten oder um
Stuhlbeine schlingen, um motorische Unruhe zu
kontrollieren, oft Nägel kauen.
„ Vermeiden Langstreckenflüge, weil die die erzwungene
körperliche Ruhe nicht ertragen; Restaurant-, Theater- &
Kinobesuche führen zu großer innerer Anspannung, weil
wenig Gelegenheit zur Bewegung besteht.
„ Lieben Berufe mit der Möglichkeit, sich zu bewegen, sind
häufig in Außendienstpositionen, verzichten ungern auf
ihr Handy, brauchen viele Reizquellen.
17
Beschreibung der Symptome (C )
(Fortsetzung Erwachsene)
„ Treiben gerne riskante Sportarten; die extreme Reiz-
„
„
„
„
situation führt zu einer intensiven Konzentration, was als
angenehm empfunden wird.
Hektisches Rennen vermittelt ein Gefühl von Lebendigkeit, das Hasten von Arbeit zu Arbeit entlastet von starker
innerer Unruhe.
Oft schnelle & undeutliche Sprechweise, Gesprächspartner kommen kaum zu Wort, Hyperfokussierung.
Die überbordenden Ideen müssen schnell formuliert
werden, bevor sie vergessen sind.
Ungeduld gegenüber der Langsamkeit anderer,
Schlangenstehen oder Stau führen zu aggressiven
Verhaltensweisen.
18
Beschreibung der Symptome (C )
(Fortsetzung Erwachsene)
„ Mischt sich ungefragt in Gespräche ein: wenn er nicht
selbst handeln kann, kommt schnell eine innere Unruhe
auf, die dazu verleitet, die Arbeit selbst zu übernehmen.
Verbesserungsvorschläge für A-C bei Erwachsenen:
In überarbeiteten Klassifikationssystemen sollen darüber
hinaus Symptome wie Aufschieben, mangelndes Zeitmanagement oder Folgeprobleme wie Verlust des
Arbeitsplatzes, exzessive Partnerschaftsprobleme,
mangelnde Verlässlichkeit in finanziellen Angelegenheiten, abgebrochene Ausbildungen etc. explizit
berücksichtigt werden.
19
Traditionell bei Erwachsenen
„ Aufmerksamkeitsfokusstörung (obligat)
„ Motorische Hyperaktivität / Gefühl innerer Unruhe
(obligat)
- dann 2 aus 5 fakultativen „ Affektlabilität (rascher Stimmungswechsel)
„ Desorganisation in Verhalten und Aktivitäten
„ Mangelhafte Affektkontrolle (Wutausbrüche)
„ Impulsivität (Dazwischenreden)
„ Emotionale Überreaktionen bzw. Reizoffenheit/
Stressempfindlichkeit
(nach P. Wender)
P.S.: Überschneidungen mit BPS
20
ADHS nach DSM-IV-TR im Lebenslauf:
Sinken der Cut-Off-Werte
für eine sichere Diagnostik! (Sensibilität & Spezifität?!)
UNAUFMERKSAMKEIT
Bei Kindern & Jugendlichen: 6 Unaufmerksamkeitskriterien
Bei 30- bis 40-Jährigen: 4 Kriterien auf Konfidenzintervall
von 93%
Bei 50-Jährigen: 3 UA-Kriterien (93% Konfid.intervall)
HYPERAKTIVITÄT-IMPULSIVITÄT
Bei 17-29-Jährigen noch 5 Kriterien;
Symptome der Hyperaktivität gehen stark zurück;
Teilremission? Unaufmerksamkeit tritt in Vordergrund!
Impulsivität bleibt klinisch relevant!
21
5. Desiderata für eine verbesserte
Klassifikationsdiagnostik
„
„
„
„
„
Kriterien für Erwachsene & Kinder sollen so gefasst sein, dass
Operationalisierung keine unkontrollierten Interpretationsspielräume aufweist bzw., dass Formulierungen verwendet
werden, die Auslegung entbehrlich machen.
Es sollten geschlechtsspezifische Normen erarbeitet werden
und/oder sichergestellt werden, dass die Geschlechter bei
Normierungsstudien gleich verteilt sind.
Wegen Dynamik der ADHS im Lebenslauf sollen Altersnormen
erarbeitet werden. Cut-Off-Kriterien sollen durch Alters-Normen
ersetzt werden (Sensitivität bleibt dann erhalten)
Kriterien addidtiv fassen, wegen mangelnder Übereinstimmung
der Beurteilungen aus verschiedenen Lebensbereichen.
Eine Überprüfung der Altersbindung & der Mindestdauer für
das Vorliegen der Symptome sollte vorgenommen werden.
22
6. Komplexität & Heterogenität =>
diagnostische Uneinheitlichkeit
Lösung des Problems = Endophänotypisierung?
Via: Definition von reliabel operationalisierbaren &
theoretisch begründbaren Merkmalen, die
zwischen Genotyp & Phänotyp liegen. Endophänotypen weisen engeren Zusammenhang zum
Genotypen auf, sind weniger komplex von
gentischen Einflüsen determiniert als Phänotypen, die durch traditionelle diagnostische
Kriterien erfasst werden.
Chance: Neuropsychologische Endophänotypen
finden => neue Subgruppenbildungen =>
differenzielle Behandlung
23
Endophänotypen
Verhalten
→„Phänotyp“
Gene
→„Genotyp“
Endophänotyp
Umwelt
Endophänotyp = „Brücke“ zwischen
Genotyp und Phänotyp
… nutzt messbare Marker oder Aspekte von
ADHS - sucht klarere Beziehung mit Genen
24
Ziel: Neues Klassifikationssystem aufgrund von
ätiologisch homogeneren neuropschologischen ADHS-Endophänotypen???
Hierzu 6 Kandidaten:
1. Beeinträchtigungen in Exekutivfunktionen mit
mangelnder Hemmungskontrolle (Impulsivität)
2. Motorische Überaktivität
3. Dysfunktionale Regulierung der Anstrengungsbereitschaft im Hinblick auf zielbezogenes
Verhalten (kurzfristige vs entferntere Ziele)
4. Aversion gegenüber Aufschub von Belohnung
5. Arbeitsgedächtnisstörungen/-einschränkungen
6. GestörteVerarbeitung von Reizen hinsichtlich
verfügbarer Zeitfenster zur Erledigung von
Aufgaben, bei erhöhter inter-/intraindividueller
Variabilität der Reaktionszeiten
25
Funktionsbereiche & neuropsychologische Testverfahren aus Weisshaupt & Jokeit (2006)
26
Vorher genannte neuropsychologische
angloamerikanische Testverfahren
„ Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery:
„
„
„
„
„
„
„
„
„
CANTAB
Controlled Oral Word Association Test: COWAT
Continous Performance Test: CPT
Embedded Figures Test: EFT
Rey-Osterreith Complex Figur Test: ROCFT
Stop Signal Reaction Time: SSRT
Trailmaking: TMT
Wechsler Adult Intelligence Scale–Revised: WAIS-R
Wisconsin Card Sorting Test: WCST
(ZN: Zahlennachsprechen)
27
7. Der psycho-diagnostische
Prozess bei Kindern & Jugendlichen
Orientierende Diagnostik: Gibt es Hinweise für das
Vorliegen von ADHS? (siehe Kriterien)
Erhebung mit Eltern, Lehrern & Erziehern:
„ Anamnese, Problemanalyse
„ Kritisches Verhalten, kritische Situationen
„ Fragebogen zu Verhaltensindikatoren (z.B. Verhaltensmerkmale der ADHS von Lauth & Schlottke, 2002. f. Eltern/Lehrer)
„
Fragebogen zu belastenden Situationen in der Familie &
in der Schule (z.B. Fragebogen zur Problembelastung &
Problemhäufigkeit von Eyberg & Pincus, 1999)
„
Fragebogen zum Erziehungsstil (z.B. Fragebogen zum
Erziehungsverhalen von O’Leary, Wolff & Acker, 1993 oder Dt. von
Miller 2000)
„
Zeugnisse
28
Untersuchungen mit dem Kind: Lassen sich die Verhaltensbeschreibungen in mindestens 2 Lebensbereichen
bestätigen? Wie groß ist Ausmaß der Beeinträchtigung?
„
„
„
„
„
Mehrdimensionaler Intelligenztest (bei den Jüngsten auch
Entwicklungstest)
Problemsicht des Kindes
Aufmerksamkeits- & Konzentrationstests
Arbeitsproben
Untersuchung schulischer Leistungsfähigkeit (evt.
Sprach-, LRS- & Dyskalkulie-Tests)
Beobachtungen im Alltag: Wie verhalten sich Kind &
Bezugspersonen in kritischen Situationen?
„ Kritische Standardsituationen in Familie &
„ im Unterricht sowie
„ bei Freizeitaktivitäten mit Gleichaltrigen
29
Differenzialdiagnostik & Komorbiditäten: andere psychische
Störungen mit Beginn in Kindheit oder körperliche
Krankheiten oder Belastungsstörungen & psychosoziale
Belastungsreaktionen bieten keine bessere Erklärung
„
„
Körperliche Untersuchung durch Arzt
Diagnostisches Inventar (z.B. DIPS-KJ)
Therapiebezogene Diagnostik:
„ Kognitiv-funktionale Defizite?
„ Wissens- & Kenntnisdefizite?
„ Defizite der sozialen Kompetenz?
„ Aufrechterhaltende Faktoren?
Hier: Rückgriff auf Infos der vorausgegangenen Diagnostik,
ggf. zusätzl. Tests, Arbeitsproben & Verhaltensanalyse
30
Therapieorientierte Verhaltensanalyse:
31
… & zur Verfolgung der Persönlichkeitsentwicklung bei ADHS von 3-18 Jahren
Goth, K. & Schmeck, K.
(2009). Das Junior
Temperament & Charakter
Inventar – JTCI.
Eine Inventarfamilie zur
Erfassung der Persönlichkeit
vom Kindergarten bis zum
Jugendalter nach Cloningers
biopsychosozialem PersönlichKeitsmodell.
32
8.
Der psycho-diagnostische
Prozess bei Erwachsenen
Orientierende Diagnostik: Gibt es Hinweise für
das Vorliegen von ADHS in Vergangenheit? (siehe
Kriterien fürs Erwachsenenalter)
Über Situationen konsistentes Verhalten in Folgejahren?
Leistungsbeeinträchtigungen durch Symptome?
Symptome sind nicht auf traumatische Erlebnisse oder
andere psychische oder körperliche Störungen oder
familiäre Dysfunktionen zurückzuführen? Gab es
besondere Unterstützung durch Elternhaus oder Schule,
die Symptommanifestation unterdrückt haben?
33
Erhebung mit Patient, Partner, Eltern:
„ Anamnese, Problemanalyse
„ Kritisches Verhalten, kritische Situationen
„ Fragebogen zu Verhaltensindikatoren
„ Fragebogen zu belastenden Situationen in der Familie,
am Arbeitsplatz / in der Ausbildung
„ Zeugnisse
34
Untersuchung mit dem Erwachsenen: Ernsthafte
Beeinträchtigung zu Hause oder am Arbeitsplatz? Wie
groß ist das Ausmaß der Beeinträchtigung?
„
„
„
„
Mehrdimensionaler Intelligenztest
Aufmerksamkeits-/Konzentrationstests
Arbeitsproben
Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz
Beobachtungen im Alltag: Wie verhalten sich der
Erwachsene & seine Bezugspersonen in kritischen
Situationen?
„ Selbstbeobachtung nach Vorgabe durch den Therapeuten
(Protokolle, Tagebücher, Arbeitsproben)
35
Differenzialdiagnostik & Komorbiditäten: Symptome lassen
sich nicht besser erklären durch z.B. Angststörung, Depression,
bipolare Stör., Zwänge, Schizophrenie, Lernstörung, körperliche
Erkrankung & stellen keine Reaktion auf Belastungen dar.
„
„
„
„
Körperliche Untersuchung durch Arzt
Diagnostisches Inventar (z.B. DIPS oder SKID)
Persönlichkeitstest (auf rezente Normierung achten)
Symptomcheckliste, SCL-90-R & SCL-16-R
Hier: Rückgriff auf Infos der vorausgegangenen Diagnostik,
ggf. zusätzl. Tests, Arbeitsproben & Verhaltensanalyse
!!! Zur VERHALTENSPSYCHOTHERAPEUTISCHEN DIAGNOSTIK
siehe Ppt-Dokument von NICOLAY (2009) aus der Reihe:
Psychodiagnostik in der Psychotherapie B; Vertiefungsteil !!!
36
9.
Diagnostische Verfahren für
Kinder & Jugendliche
⇒ Gesamtüberblick von Strehl, Schlottke & Lauth
(2008) in Röhrle, Caspar & Schlottke (Hsg.).
Lehrbuch der Klinisch-psychologischen
Diagnostik (S. 822-824). Stuttgart: Kohlhammer.
⇒ Verfahren (Auswahl L.N.):
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ADHS-spezifische Fragebögen & Ratingskalen
ADHS-Unspezifische Basisverfahren & Interview
Verhaltensbeobachtung
Aktometer
Neurobiologische Verfahren
Neuropsychologische Testverfahren
37
ADHS-spezifische FB & Ratingskalen
„ Modifizierter Conners Elternfragebogen (über 3 Tage),
„
„
„
„
von Lauth & Schlottke (in Kuhlmann, 1998)
Verhaltensmerkmale der ADHS (DSM-IV), von Lauth &
Schlottke (2002)
Diagnose-Checkliste für Hyperkinetische Störungen aus
dem Diagnostik-System für psychische Störungen im
Kindes- & Jugendalter nach ICD-10 & DSM-IV-TR:
DISYPS-KJ-II von Döpfner & Lehmkuhl (2008)
Elternfragebogen über Problemsituationen in der Familie
(HSQ-D), von Döpfner, Schürmann & Frölich (1998)
Checkliste für Eltern über Verhaltensprobleme bei den
Hausaufgaben (HPC-D), von Döpfner, Schürmann &
Frölich (1998)
38
ADHS-unspezifische FB & RS …
„ Child Behavior Checklist (CBLC 1;06-5 und 4-18; Skalen:
emot. Reaktivität, soz. Rückzug, körperl. Beschwerden, ängstlich/
depressiv, destruktives V., aggressives V., Schlafprobleme), von
Achenbach & deutscher Arbeitsgruppe KJF-Diagnostik (1998, 2000)
„ TRF-Lehrerfragebogen zu CBLC, von Arbeitsgruppe K., J.,
Familiendiagnostik (ab 1994)
„ Stärken & Schwächen Fragebogen (SDQ-deutsch; 3-16)
von Goodman (2001) in Version f. Lehrer, Eltern, Selbst.
Download: Strenghts & difficulties questionnaire (D, F,
E) unter
www.sdqinfo.com .
… plus Interview
„ Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen im
Kindes- & Jugendalter (DIPS-KJ), von Unnewehr,
Schneider & Margraf (ab 1995)
39
Verhaltensbeobachtung
„ Ursprüngliche Verfahren nach Barkley
(1990) oder Roberts (1984)
„ Rostocker Inventar zur Verhaltensbeobachtung (10-
minütige Beobacht.situation zur Erf. hyperaktiven V.),
von Häßler (2000).
„ Videogestützte Verhaltensbeobachtung nach Kühle u.a.
(2001) zur Erfassung der ADHS-Symptome in einer Spiel& einer Anforderungssituation
Aktometer
„ Zur kontinuierlichen Erfassung der Gliedmaßen & des
Rumpfes von Gaehwiler Electronics
40
Neurobiologische Verfahren
„ Elektroenzephalogramm n. Kemner u.a. (1998) zur
Erfassung bestimmter ereigniskorrelierter Potenziale
„ Quantitatives Elektroenzephalogramm nach Monastra u.a.
(1999) zur Erfassung bestimmter kortikaler Frequenzbänder
Neuropsychologische Verfahren
zur Überprüfung verschiedener Aspekte der Aufmerksamkeitsleistung wie z.B. der Vigilanz, der geteilten
Aufmerksamkeit,der Fähigkeit zur Veränderung des
Aufmerksamkeitsfokus usw. (vgl. Ppt von Nicolay, 2002)
41
NP-Testverfahren zur ADHS-Differenzialdiagnostik (Petermann & Toussaint, 2009)
42
Fortsetz. Verfahren zur ADHS-Differenzialdiagnostik
43
„ Continous Performance Test (CPT) nach Conners (1995)
„ Test of Variables of Attention (ZOVA) von Greenberg &
„
„
„
„
„
„
„
Waldman (1993)
Stopp-Signal-Aufgabe von Logan u.a. 1984
Cancellation Task von Margolis (1972)
Trail Making Test von Reitan (1958)
Matching Familiar Figures Test (MFFT) von Kagan (1966)
Stroop-Test von Busch u.a. (1999)
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK-IV)
von Petermann & Petermann (2007)
Kaufman Assessment Battery for Children (K-ABC). Dt. v.
Melchers & Preuß, 6. Aufl. 2001
44
„ Dortmunder Aufmerksamkeitstest (DAT-KI) von Lauth
(1996)
„ Computergestützte Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung-Kinderversion (KITAP) von Zimmermann & Flimm
(2002). Untertests: Alertness (Die Hexe), Go/Nogo (Die
Fledermaus), Ablenkbarkeit (Das fröhliche & das traurige Gespenst),
Flexibilität (Das Haus der Drachen), Daueraufmerksamkeit (Der Tanz
der Geister), geteilte Aufmerksamkeit (Die Eulen).
„ Luxemburger Profile für Aufmerksamkeitsteuerung,
konzentrative Dauerbelastbarkeit & Informationsverarbeitungseffizienz (mittels MFFT/BAUT, DL-KG, HIT, KAT);
Normierung für Grundschüler von Nicolay (1991, 1992)
45
„ Neu: K-CLASSIC ============================Î
Neuer diagnostischer Zugang:
Der K-CLASSIC von Kaufman & Kaufman, 2007
Ein computerbasierter Einzel-Test zur Erfassung der
kognitiven Fähigkeiten & Aufmerksamkeitsprozesse bei
Kindern im Alter zwischen 6;0 & 10;11 Jahren. (In
Deutschland zurzeit in Normierungsphase; in Frankreich
im Handel seit 2007.)
Kaufman A.S. & N.L. (2007). Evaluation informatisée des
capacités cognitives et attentionnelles (K-CLASSIC).
Paris: ECPA
5 Untertests à ungef. 40 Minuten; Testlänge & Aufgabenauswahl sind dem Leistungsniveau des Kindes
angepasst. Altersbez. Standardwerte & Prozentränge.
46
5 Untertests K-CLASSIC:
1 Untertest Aufmerksamkeit; 4 zu kognitiven Fähigkeiten
„ Aufmerksamkeit (A) misst die Fähigkeit des Kindes,
seine Aufm.keit beim Beachten von visuellen Stimuli
(Gesichter) zu fokussieren & aufrechtzuerhalten, ohne
sich dabei von Störreizen ablenken zu lassen oder
impulsiv zu handeln.
„ Wortschatz (=> kristalline Intelligenz: gespeichertes
Wissen, bisherige Lernprozesse) erfasst die Sprachentwicklung des Kindes durch Erfragen seiner lexikalischen Kenntnisse & seines Allgemeinwissens. Aus Reihe
von 6 Bildern ist dasjenige zu identifizieren,das einem
zuvor gehörten Wort am besten entspricht.
„ Sukzessives Verarbeiten (S) misst die Fähigkeit des
Kindes, sein auditives Gedächtnis zu nutzen, um ein 47
Problem mithilfe einer « Schritt für Schritt »-Strategie zu
lösen.
„ Simultanes Verarbeiten (S) erfasst die Fähigkeit des
Kindes, sein visuelles Gedächtnis zu nutzen, um ein
Problem auf integrative & ganzheitliche Weise zu lösen;
hierbei ist auch das räumliche Vorstellungsvermögen
gefordert.
„ Konzeptbildung (Planungsfähigkeit; P) misst die
Fähigkeit, komplexe Klassifikationsprobleme zu lösen,
indem nach einer zuvor gelernten Regel Bilder von
alltäglichen Gegenständen oder von abstrakteren
Objekten ein- oder ausgeschlossen werden sollen.
48
Die PASS-Theorie: Prozessbestandteile
„ In Anlehnung an Lurias funktionale Systeme (siehe Ppt-
Präsentation von Nicolay (2007): « Neuropsychologie der
funktionellen Systeme & Aneignungssyndrome »
(www.lgipa.lu; Vorträge & Präsentationen oder
www.treffadhs.lu; Artikel auf deutsch) oder in LGIPA
(Hrsg.)(2008). Erfassung & Behandlung von Teilleistungsschwächen (S. 211-227).
„ Cognitive Assessment System, CAS von Naglieri & Das
(1997)
„ Spezifisch kognitive Probleme & exekutive Defizite
betreffend Planungsfähigkeit, Aufmerksamkeit,
Simultanität, Sukzessivität (alles « kulturfair »)
49
ADHS-Subtypen-Profile mittels CAS
Nach Naglieri mit Goldstein, Delauder, Luit,
Pickering, Schwebach, Salter & Edwards (2003-2005).
Unterschiedliche PASS-Profile bei ADHS-Subtypen im
Kindesalter:
„ ADHS-H: durchschnittliche Werte auf allen PASS-Skalen
außer auf Planungsdimension!
„ ADHS-H/I: größte Schwierigkeiten auf Planungsdimension.
„ Deutliche Unterscheidung von LRS-Kindern: diese haben
niedrige Scores im sukzessiven Verarbeiten
„ Deutliche Unterscheidung von angstgestörten Kindern:
unauffälliges PASS-Profil
„ Deutliche Unterscheidung von ADHS-I-Kindern: diese
haben Schwächen bez. der selektiven
50
Aufmerksamkeitsleistung
====Î
Fortsetzung: ADHS-Subtypen mittels CAS
„ ADHS-I-Kinder können sich in entsprechenden Go-Nogo-
Aufgaben nur schwer auf die relevanten Stimuli fokussieren
& nebensächliche Distraktoren schlecht ausblenden.
„ Erwachsene ADHS-Patienten: Defizite im Bereich des
simultanen Schlussfolgerns (induktuves Denken).
51
Kinder-Diagnostik-System 1:
KIDS 1 - ADHS
von Döpfner, Lehmkuhl &
Steinhausen (2006).
INHALT: Verfahren
(1) zur Eingangsdiagnostik
(2) für spezifische Altersgruppen
(3) zur differenzierenden Diagnostik
für Beratung & Verhaltenstherapie
(4) zur differenzierenden Diagnostik
für die medikamentöse Therapie
& zur Titration
(5) zur individuellen Verlaufskontrolle
52
10. Diagnostische Verfahren für
Erwachsene (im IPG-bert)
ƒ Wender Utah Rating Scale (retrospektive Erfassung),
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
WURS von Ward, Wender & Reinherr (1993)
ADHS-Fragebogen für Erwachsene von Adam, Döpfner,
Lehmkuhl (2002)
Brown ADD Scales, zur Erf. der aktuellen ADHS-Sympt. (1996)
Conners Adult ADHD Rating Scales (1999)
ADHS-Fragebogen für Erwachsene von Döpfner,
Lehmkuhl & Steinhausen (2006)
Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB), von Rösler u.a. sowie
Checkliste für Diagnostiker (ADHS-DC) von Rösler u.a.
(2004)
53
SKID I & II sowie SCL-90-R, zur Abklärung der Komorbiditäten
Homburger ADHS-Skalen für
Erwachsene: HASE
von Rösler, Retz-Junginger,
Etz & Stieglitz u.a. (2008)
Untersuchungsverfahren zur
syndromalen & kategorialen
Diagnostik. INHALT:
„ WURS-Kurzform
„ ADHS-SB (Selbstbeurteilung)
„ ADHS-DC (Diagn. Checkliste)
„ ADHS-DCQ (Quantifizierung)
„ WRI (Wender-ReimherrInterview)
54
Kölner ADHS-Test
für Erwachsene: KATE
von Lauth, G.W. & Minsel, W.-R. (im Druck)
Göttingen: Hogrefe
Siehe:
www.testzentrale.de
55
Anmeldung für IPSM-adhs
Diagnostik-Seminar
[email protected] oder [email protected] oder Tel. 317252
56
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