Laktose-Intoleranz - Pro Patient online

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Laktose-Intoleranz
Milchzuckerunverträglichkeit
Bei Laktose-Intoleranz wird der mit
der Nahrung aufgenommene Milchzucker (Laktose) als Folge von fehlender oder verminderter Produktion
des Verdauungsenzyms Laktase nicht
verdaut. In Österreich leiden nach
neuesten Schätzungen bis zu 25 Prozent der Bevölkerung an einer Milchzuckerunverträglichkeit.
Laktasemangel kann verschiedene
Ursachen haben:
• Angeborener (absoluter) Laktasemangel: Aufgrund eines Gendefektes ist die Laktasebildung stark
eingeschränkt, oder es kann überhaupt kein Enzym gebildet werden.
• Erkrankungen des Verdauungssystems können die laktaseproduzierenden Zellen so schädigen, dass
vorübergehend die Laktaseproduktion beeinträchtigt ist.
• Physiologischer Laktasemangel: Bei
allen Säuglingen wird dieses Verdauungsenzym normalerweise in ausreichender Menge produziert. Nach
der Entwöhnung verringert sich die
erzeugte Laktasemenge jedoch je
nach Weltregion unterschiedlich:
Während z. B. ein Großteil der
erwachsenen mittel- und südasiatischen Bevölkerung keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet in
nördlichen Bereichen die Milchzuckeraufnahme meistens bis ins hohe
Alter keine Probleme.
• Ursachen einer sekundären Laktoseintoleranz: bakterielle oder virale
Gastroenteritis - Chronische Darmerkrankungen - Zöliakie - intestinales Lymphom - partielle oder totale
Gastrektomie - Kurzdarmsyndrom Blindsacksydrom/großes Duodenaldivertikel - Chemotherapie/Strahlentherapie - Mangelernährung - chronischer Alkoholmissbrauch.
Auswirkungen und Symptome
Bei Laktose-Intoleranz gelangen nach
dem Konsum von Milch und Milchprodukten größere Mengen Milch-
zucker, die bei laktosetoleranten Personen im Dünndarm verarbeitet werden, in den Dickdarm und werden
dort von der Darmflora als Nährstoff
fermentiert.
In der Folge kommt es vor allem zu
charakteristisch riechenden Darmwinden und Blähungen, Bauchdrücken bis -krämpfen, Übelkeit, Erbrechen und häufig auch zu spontanen
Durchfällen.
Es können jedoch auch unspezifische
Symptome auftreten wie chronische
Müdigkeit, depressive Verstimmungen,
Gliederschmerzen, Innere Unruhe,
Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Erschöpfungsgefühl, Nervosität, Schlafstörungen, Akne, Konzentrationsstörungen usw.
Die Symptome nehmen mit der Menge der konsumierten Laktose zu.
Andauernde schwere Durchfälle bedeuten eine Reizung der Darmschleimhaut und können außerdem zu
einer Störung der Aufnahme von
Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen führen, manchmal sogar
zu vermehrten Infektionen.
Längerfristig kann es zu einer Schädigung des Dünndarms kommen. Dadurch vermindert sich dann auch die
Aufnahme von Nahrungsmitteln insgesamt.
Behandlung und Diät
Physiologischer (natürlicher) Laktasemangel und der angeborene Laktasemangel sind nicht heilbar.
Die Auswirkungen können jedoch
z.B. durch Umstellung der Ernährung
auf milchzuckerarme bzw. -freie Kost
auf ein Minimum reduziert werden.
So gibt es beispielsweise Alternativen
in Form von verschiedenen Milchersatzgetränken, die teilweise auch mit
zusätzlichen Vitaminen und/oder Kalzium angereichert werden.
Eine Möglichkeit ist die Laktasezufuhr von außen in Form von entsprechenden pharmazeutische Produkten
aus der Drogerie oder Apotheke.
Es gibt inzwischen laktosereduzierte
Milchprodukte auf dem Markt, unter
anderem Milch, aber auch Käse,
Joghurt, Sahne, Quark und mehr.
Es ist zu beachten, dass Laktose vielen
Produkten zugesetzt wird, wie Broten, Getreideriegel, Fertiggerichten,
Würzmischungen, Wurstwaren, mariniertem Fleisch, Teigen, Bonbons und
Speiseeis, Schokolade, Instantprodukten, Tütensuppen.
Ein Grund für die Zugabe von Milchzucker ist das vom Food-Designer
gewünschte „Mundgefühl“, das den
Geschmack positiv beeinflusst.
Die meisten Betroffenen vertragen jedoch nahezu beschwerdefrei kleinere
Mengen an Laktose, so dass eine völlige Meidung gar nicht notwendig ist.
Fermentierte Nahrungsmittel wie
Joghurt, Käse, Quark enthalten zum
Teil auch Laktase und in unterschiedlicher Menge Laktose.
Dies hängt vor allem vom Herstellungsprozess, der Menge milchzuckerabbauender Bakterien in der Milch
und dem Reifungsprozess und der
-dauer bei Käsesorten zusammen.
Grundsätzlich kann man als Faustregel formulieren:
Je länger der Reifungsprozess, desto
geringer der Laktoseanteil. Deshalb
wird z. B. traditionell hergestellter
und ausgereifter Parmesan zum Teil
vertragen, junger Gouda jedoch nicht.
Lange Reifungsprozesse können allerdings zu einem anderen Problem führen, das unter dem Namen Pseudoallergie bekannt ist (auch bei anderen
proteinhaltigen Lebensmitteln).
Durch Abbau von Aminosäuren
kommt es vermehrt zur Bildung von
sogenannten biogenen Aminen, die
ähnlich unangenehme physiologische
Auswirkungen haben können wie
Histamin bei einer echten Allergie.
Es kommt häufig vor, dass Betroffene
in der Folge Milch und Milchprodukte
strikt meiden. Ob es hierbei in kritischen Maße zu einem Kalziummangel kommt oder nicht, hängt von der
Ausgewogenheit der weiteren Ernährung ab.
Das im industriellen Agrarproduktionsprozess übliche Pasteurisieren der
Milch zerstört die milchzuckerabbauenden Bakterien. Aus diesem Grund
kann heute aus der handelsüblichen
Vollmilch auch nicht mehr durch Stehenlassen der Milch bei Zimmertemperatur die früher übliche „saure
Milch“ hergestellt werden.
Laktose wird in Pulverform in hoher
Dosierung auch als Abführmittel eingesetzt, vor allem bei Kleinkindern.
Diese Anwendung beruht auf der vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeit des enzymatischen Abbaus (auch
bei Menschen, die nicht an Laktoseintoleranz leiden) und osmotischen
Effekten.
Wird Laktoseintoleranz durch Erkrankungen des Verdauungssystems
verursacht, so verschwindet der Laktasemangel nach der Behandlung der
vorangegangen Krankheit meist völlig. Nur in seltenen Fällen sind die laktaseproduzierenden Zellen so geschädigt, dass sie sich nicht mehr
erholen.
Einteilung der Lebensmittel
nach Laktosegehalt
Je nach ihrem Laktosegehalt werden
Lebensmittel in 4 Gruppen eingeteilt:
1. Lebensmittel laktosefrei
Gemüse, Gemüsesäfte - Obst, Obstsäfte - Marmelade, Zucker, Honig - Getreide, Kartoffeln, Maisgrieß, Brot
und Gebäck ohne Milch - Teigwaren,
Reis - Fisch, Fleisch, Ei - gekochter und
roher Schinken, Roastbeef und Sülzen
dürfen laut Österr. Codex keinen Zusatz von Milchpulver enthalten.
Pflanzenöl, milchfreie Margarinen
(Becel, Eden-Margarine - Sojaprodukte wie Sojamilch, Sojajoghurt, Tofu,
Sojaeis, Sojamilchdessert - einige
Hartkäse: Bergbaron und Traungold
von Schärdinger, Parmesan von Ja
natürlich, Moosbacher von Desserta,
Tilsiter von Woerle. Knabbergebäck,
Babybrezel von Spar, Strudel- und
Blätterteig von Eskimo, Klare Suppen
von Knorr, Geleefrüchte, Gummibären von Haribo.
2. Fast laktosefreie Lebensmittel
Die meisten Hart- und Schnittkäsesorten sowie Butter enthalten kaum Laktose und sind sehr gut verträglich. Bei
der Herstellung der Produkte wird der
verbleibende Milchzucker durch den
Reifeprozess abgebaut und verursacht
somit keine Beschwerden mehr.
Butter, Butterschmalz, Ricottakäse,
Schafkäse (Fetakäse 45 % F.i.T.), Camembert (45 % F.i.T.), Chesterkäse
oder Cheddar (50 % F.i.T.), Mozzarella
laut Packung, Rahmbrie (50 % F.i.T.),
Parmesan, Emmentaler, Edamer, Tilsiter, Gorgonzola, Berg- und Pizzakäse, „minus L“ Milch und „minus L“
Milchprodukte.
3. Lebensmittel laktosehältig
Je nach Schweregrad der Laktoseintoleranz können folgende Produkte vertragen werden: Buttermich, Sauermilch, Acidophilusmilch - Joghurt, Probiotische Joghurts, Kefir - Schlagobers,
Kaffeesahne - Sauerrahm, Creme fraiche - Topfen, Hüttenkäse, Frischkäsezubereitungen - Nutella - Ziegenmilch Wurst und Würstchen.
Kleine Mengen werden meist gut vertragen und sollten, wegen der Kalziumzufuhr, unbedingt auf den Speiseplan genommen werden.
Vorsicht bei den Frischkäsezubereitungen: bei manchen wird Milchpulver zugesetzt, um eine cremige Konsistenz zu erreichen. Unbedingt die
Zutatenliste genau lesen!
Je fettreicher das Produkt, desto weniger Laktose ist enthalten.
4. Lebensmittel stark laktosehältig
Milch (Kuh, Ziege, Schaf, Stute), Magermilch, Joghurt fett-arm, Molke
(Latella), Cremeeis, Milchschokolade,
Molkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver und alle daraus hergestellten Speisen und Getränke wie
Kakao, Milchreis, Grießbrei, Pudding,
Palatschinken.
Auch Fertigprodukte können viel Laktose enthalten: Fertigsuppen, Cremespinat, Rahmgemüse, Saucen, Margarine, Gebäck und Kuchen, Kekse,
Schokolade, Wurst- und Fleischaufstriche, Pizza, Instantkakaopulver,
Cremeliköre...!
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