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Psoriasis-Arthritis (PsA)
Eine Informationsbroschüre für Patienten
Vorwort
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
versteht man unter
|Was
Psoriasis-Arthritis?
4
wird Psoriasis-Arthritis
|Wie
behandelt?
15
erkrankt an
|Wer
Psoriasis-Arthritis?
5
bedeutet die Diagnose
|Was
Psoriasis-Arthritis für mich persönlich?
21
entsteht
|Wie
Psoriasis-Arthritis?
6
bringt es mir, mich intensiv mit der
|Was
Erkrankung auseinanderzusetzen?
22
Symptome treten bei
|Welche
Psoriasis-Arthritis auf?
9
wichtig ist psychologische
|Wie
Unterstützung?
23
Ihr Arzt hat Ihnen mitgeteilt, dass Sie an Psoriasis-­
Arthritis erkrankt sind. Vielleicht werden Ihnen Fragen
wie: „Was für eine Erkrankung ist das?“, „Was passiert
da mit meinem Körper?, „Wie hängen meine Haut-­
Psoriasis und die Gelenksymptome zusammen?“ oder
auch „Wie kann es sein, dass ich in meinem Alter eine
chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung bekomme?“,
durch den Kopf gegangen sein.
Möchten Sie sich frühzeitig einen Überblick verschaffen,
welche körperlichen Prozesse diese Krankheit auslösen,
welche therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung
stehen und woher Sie die Kraft nehmen, sich in dieser
veränderten Lebenssituation zurechtzufinden?
Die vorliegende Broschüre stellt Ihnen eine Auswahl an
Wissenswertem und Hilfreichem zusammen.
Wir wünschen Ihnen alles Gute!
Ihre
Novartis Pharma GmbH, Wien
verläuft
|Wie
Psoriasis-Arthritis?
10
erreiche ich es, dass mich meine
|Wie
Angehörigen und Freunde besser verstehen?
24
wird Psoriasis-Arthritis
|Wie
diagnostiziert?
10
gehe ich damit um, dass die Krankheit
|Wie
das Familienleben verändert?
25
wird Psoriasis-Arthritis
|Wie
eingeteilt?
13
bekomme ich
|Wo
weitere Informationen?
28
Die Zeichnungen in der Broschüre sind während eines europäischen Meetings von Rheuma Selbsthilfegruppen Anfang
2016 entstanden. Direkt während des Treffens entwarf ein Künstler, inspiriert von den Erfahrungen der Patienten, die
Zeichnungen, die Sie in der vorliegenden Broschüre sehen.
4
Was versteht man unter Psoriasis-Arthritis (PsA)?
Wer erkrankt an Psoriasis-Arthritis?
Die Schuppenflechtenarthritis (Arthritis psoriatica oder
Psoriasis-Arthritis, kurz PsA) ist eine chronische,
entzündlich-rheumatische Erkrankung. Sie äußert sich
an den psoriatischen Hautveränderungen, die meist mit
Entzündungen in den Hand- und Fußgelenken einhergehen. Seltener können auch die Gelenke der Wirbelsäule betroffen sein. Im Allgemeinen erkranken Patienten an PsA, die bereits an einer Schuppenflechte
(Psoriasis) leiden. Es ist aber auch möglich, dass
Menschen eine PsA bekommen, deren Haut keine, für
die Schuppenflechte typischen, Veränderungen zeigt.
Die Statistik sagt, dass sich bei knapp einem Drittel der
an einer Schuppenflechte Erkrankten im Laufe der Zeit
auch eine Psoriasis-Arthritis einstellt.
An PsA kann jeder Mensch erkranken. In Österreich
leiden circa 0,2-0,25% Prozent der Bevölkerung (in etwa
17 000 Menschen) daran. Männer und Frauen sind
gleich häufig betroffen. Meist beginnt die Krankheit im
Alter zwischen 30 und 50.
Psoriasis-Arthritis ist eine chronische Krankheit und in
der Regel nicht heilbar. Sie verläuft von Person zu
Person unterschiedlich und meist schubweise. Längere
beschwerdefreie Phasen wechseln sich ab mit schmerzhaften Schüben. Erfahrene Rheumatologen sind heute
in der Lage, die PsA mittels allgemein gültiger Kriterien
zuverlässig zu diagnostizieren.
Lange Zeit glaubte man, die Schuppenflechte sei eine
reine Hauterkrankung. Heute weiß man, dass sowohl die
Hautschädigungen (Läsionen) als auch die Gelenkent-
zündungen durch die gleiche Fehlsteuerung des Immunsystems entstehen. Wodurch eine PsA ausgelöst wird
und was das Immunsystem außer Kontrolle geraten
lässt, ist noch nicht geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass PsA-Patienten eine genetische Veranlagung
aufweisen. Infektionen, hormonelle Umstellungen oder
psychische Belastungen (sogenannte Schlüsselreize/
Trigger) lassen dann die Krankheit ausbrechen.
5
Wie entsteht Psoriasis-Arthritis?
Die Ursachen der PsA sind noch weitgehend ungeklärt.
Man weiß aber, dass eine Fehlsteuerung des Immunsystems die chronischen Entzündungen vor allem in den
Hand- und Fußgelenken hervorruft.
Der menschliche Körper ist zu jeder Zeit von Bakterien,
Viren, Pilzen oder Parasiten bedroht. Er hat deshalb ein
komplexes Abwehrsystem entwickelt, das Krankheitserreger bekämpft und so Schäden im Gewebe verhindert.
Jeder Mensch trägt seine individuellen, charakteristischen
Oberflächen­eiweiße auf allen seinen Körperzellen. Diese
Eiweiße helfen dem Immunsystem ganz allgemein bei der
Unterscheidung, was es als körper­eigen oder körperfremd
wahrnehmen soll. Haben Erreger oder auch Zellen (z. B.
Tumorzellen) Oberflächeneiweiße, die das Immunsystem
als fremd einordnet, werden sie bekämpft und eliminiert.
6
Es gibt aber auch Fehlsteuerungen des Immunsystems, bei der diese Eigen- und Fremdwahrnehmung
gestört ist. So kann eine fehlgeleitete Immunabwehr sich
gegen den eigenen Körper richten und Abwehrzellen
produzieren, obwohl keine von außen eingedrungenen
Krankheitserreger zu bekämpfen sind. Diese Abwehrzellen, die im Normalfall die Krankheitserreger unschädlich
machen, richten sich jetzt gegen die eigenen Körperzellen. Sie schütten Botenstoffe wie beispielsweise den
Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) oder die Interleukine 12, 23 und 17A aus. Im Fall der PsA lösen diese
eine Entzündung aus, ohne dass Krankheitserreger
abzuwehren gewesen wären.
Die Gelenksentzündung, meist in den Hand- und
Fußgelenken oder auch in Sehnenansätzen, kann dann
zur Zerstörung dieses Gewebes und dadurch zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen. Die Fehlsteuerung
des Immunsystems bei der Eigen- und Fremdwahrnehmung bezeichnet man in der Medizin als Autoimmunerkrankung, zu der die PsA gezählt wird.
Entzündungen werden im medizinischen Sprachgebrauch mit der Wortendung -itis bezeichnet. Eine
Gelenkentzündung nennt man Arthritis (griech.: arthrosi
= Gelenk), eine Entzündung der Sehnenansätze Enthesitis. Die Entzündung und die von ihr verursachte Ausschüttung von Botenstoffen können bei der PsA dazu
führen, dass diejenigen Zellen im Knochen aktiviert
werden, die für den Knochenaufbau und -abbau
zuständig sind (Osteoblasten und Osteoklasten). Zum
einen kann dadurch neues Gewebe in und um die
Gelenke wachsen und so die Beweglichkeit einschränken. Zum anderen kann der Knochen geschädigt werden.
Während sich diese entzündlichen Prozesse bei der
Schuppenflechte vornehmlich gegen die Hautzellen
richten, attackieren sie bei der PsA auch die Zellen der
Gelenke, Bänder und Sehnen.
Von der PsA hervorgerufene Veränderungen
eines Gelenkes.
Entzündung
und Schwellung
Knorpelabbau
Wucherung der
Gelenkinnenhaut
7
Welche Symptome treten bei Psoriasis-Arthritis auf?
Die Entzündungsreaktion entsteht
im betroffenen Gelenk
in der Haut
im umliegenden Bindegewebe
in den beteiligten Blutgefäßen und
im angrenzenden Lymphsystem.
Sie zeigt sich in charakteristischen Symptomen wie
Rötung
Erwärmung/Hitzeempfinden
Schwellung/Druck
Rötung und Schwellung ergeben sich aus einer verbesserten Durchblutung und daraus, dass die Blutgefäße
durchlässiger werden. Die im Blut zirkulierenden Zellen
des Immunsystems haben es nun leichter, in das
betroffene Gewebe einzuwandern. Sie schütten
schmerzerzeugende Botenstoffe (Interferone, Interleukine) aus mit dem Ziel, den Entzündung auslösenden Reiz zu beseitigen. Auch am Temperaturanstieg bei
Fieber sind Botenstoffe beteiligt.
Als typische Symptome einer PsA gelten
schmerzende Gelenke
Die entzündlichen Prozesse
betreffen meist die
Veränderungen an den Nägeln (Nagelpsoriasis)
Fingergelenke
schuppige (psoriatische) Hautveränderungen
Zehengelenke
Abgeschlagenheit
Kniegelenke und
Appetit- und Gewichtsverlust.
Sprunggelenke,
manchmal auch die
Manchmal sind die Gelenke gerötet und/oder geschwollen. Charakteristisch sind Schwellungen, die nach
längeren Ruhephasen auftreten (z. B. am Morgen die
sogenannte Anfangs- oder Morgensteifigkeit) und die bei
Bewegung wieder zurückgehen.
Kreuz-Darmbein-Gelenke
Gelenke der Wirbelsäule
Bänder, Sehnen und Sehnenansätze
dieser Gelenke.
Schmerz
eingeschränkter Funktion der Gelenke.
Nicht immer sind alle fünf Symptome eindeutig
erkennbar bzw. nachweisbar.
8
9
10
Wie verläuft
Psoriasis-Arthritis?
Wie wird Psoriasis-Arthritis
diagnostiziert?
Eine PsA verläuft unterschiedlich. Manchmal ununterbrochen, manchmal in Schüben, bei denen die dazwischen liegenden beschwerdefreien Zeiten verschieden
lang sein können. Die jeweils individuelle Krankheitsentwicklung kann nicht sicher vorhergesagt werden. Es
gibt einerseits Patienten mit milden Symptomen, bei
denen die Entzündung meist über die Fuß- und Handgelenke nicht hinausgeht. Andererseits gibt es
­Patienten, bei denen sie auch andere Körperbereiche
erfasst. Der Therapieumfang orientiert sich an der
Krankheitsaktivität, der Krankheitsausprägung und den
Krankheitsfolgen (z. B. Bewegungseinschränkungen,
strukturelle Schäden an den Gelenken).
Einer Diagnosestellung gehen voraus
Erfassung der Krankheitsgeschichte im
Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese)
Im Anamnese-Gespräch erkundigt sich der Arzt nach
den Beschwerden und Vorerkrankungen des Patienten,
insbesondere nach einer bereits bestehenden Psoriasis
und nach eventuellen rheumatischen Erkrankungen
innerhalb der Familie. Bei der nachfolgenden klinischen
Untersuchung überprüft er die Gelenke auf Bewegungs-
einschränkungen und auf Druck- und Schmerzempfindlichkeit. Röntgenaufnahmen und gegebenenfalls eine
Magnet-­Resonanz-Tomografie (MRT) sichern die
Diagnose­stellung. Die Blutuntersuchung gibt Auskunft
über diverse Blutparameter, z. B. über das C-reaktive
Protein, über Rheumafaktoren bzw. über die Blut­
senkungsgeschwindigkeit (BSG).
klinische Untersuchung
Röntgenaufnahmen, gegebenenfalls eine
Magnet-Resonanz-Tomografie (Bildgebung)
Blutuntersuchung.
11
Wie wird Psoriasis-Arthritis eingeteilt?
Blutparameter
C-reaktives Protein
– ein Eiweiß
Laufen im Körper entzündliche Prozesse ab, findet sich im Blut vermehrt
ein Protein, das C-reaktive Protein (CRP). Seine Aufgabe ist es, das
I­mmunsystem bei seiner Arbeit im entzündeten Gewebe zu unterstützen.
Rheumafaktoren
Rheumafaktoren sind Antikörper, die sich gegen das eigene Immunsystem richten.
Ihr Vorhandensein im Blut kann auf eine Autoimmunerkrankung hinweisen.
Anzahl der betroffenen Gelenke
Funktionseinschränkungen
Blutsenkungs­
geschwindigkeit (BSG)
Blut, das so aufbereitet wurde, dass es nicht gerinnt, gibt Aufschluss über die
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), also über die Geschwindigkeit, mit der die
roten Blutzellen auf den Boden des Gefäßes sinken. Im Falle eines Entzündungs­
zustandes ist die Sinkgeschwindigkeit meist höher als normal.
Die Blutwerte eines Patienten reichen für eine gesicherte
PsA-Diagnose häufig nicht aus, sie sind nicht eindeutig
12
Mit Krankheitsaktivität bezeichnet man den Umfang
und den Verlauf der Entzündung, d. h. wie und wo sie
vorhanden ist bzw. wie, wo und wie schnell sie sich im
Körper ausbreitet. Beurteilt werden kann die Krankheitsaktivität durch den Arzt bzw. das medizinische
Fachpersonal anhand der
genug. Möglicherweise entnimmt der Arzt daher
­zusätzlich Hautproben und Gelenkflüssigkeit.
radiografischen Veränderungen
und durch die Patienten selbst mittels der von ihnen
ausgefüllten Fragebogen (z. B. HAQ-DI-Fragebogen zur
Bewältigung alltäglicher Aufgaben oder den DAS-28-CRP,
Krankheitsaktivitäts-Meßparameter), die den Einfluss
der Erkrankung auf die Lebensqualität dokumentieren.
Um den Schweregrad einer even­tuell gleichzeitig auftretenden
Schuppenflechte zu beurteilen, sucht der Arzt
den Körper des Patienten ab. Er hält fest, wie
weit sich die Krankheit auf der Körperoberfläche ausgebreitet hat, misst die Rötung, die
Schuppung und die Stärke der schuppenden
Hautareale (sogenannte Plaques).
Die Psoriasis-Arthritis wird in die Kategorien
leicht
moderat
schwer
eingeteilt.
Wie wird Psoriasis-Arthritis behandelt?
Einteilung der Psoriasis-Arthritis nach Schweregraden 1)
Schweregrad
leicht
Schweregrad
moderat
Schweregrad
schwer
weniger als 5
5 und mehr
5 und mehr
Radiologische
Veränderungen
keine
Veränderungen
ausgeprägte
­ eränderungen
V
Funktionseinschränkung
keine
moderat
schwer
Einfluss auf die Lebensqualität
gering
moderat
schwer
Bewertung durch den
­Patienten
leicht
mittelschwer
schwer
Zahl betroffener Gelenke
14
Die Therapie der PsA ruht auf mehreren Säulen,
d. h. der Erkrankung und ihren Symptomen begegnet
man in unterschiedlicher Weise:
Topische (äußerliche) Therapien behandeln
vorrangig die schuppenden Hautareale (Psoriasis).
Systemische (medikamentöse) Therapien greifen
in den Entzündungsprozess ein.
Ergänzende Therapien, wie z. B. UV-Lichttherapie
oder Ergotherapie werden unterstützend angewendet.
Ziele der Therapie sind die
Reduktion des Schmerzes
Wiedererlangen und Erhaltung der
Beweglichkeit der Gelenke
Verbesserung bzw. Erscheinungsfreiheit der
Hautsymptomatik
Verhinderung struktureller Schädigungen
der Gelenke
Reduktion der Entzündungsaktivität
Erhaltung der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit.
Regelmäßig untersucht und dokumentiert der Arzt den
aktuellen Gesundheitszustand des Patienten und wie
dieser auf die Therapie anspricht. Daraufhin passt er die
weitere Behandlung den Zielsetzungen bzw. der individuellen Situation an.
15
Eine möglichst systematische Erfassung der Ergebnisse
ist wichtig für die Verlaufskontrolle der Erkrankung.
Topische (äußerliche) Therapie
Bei der topischen Therapie werden die von der P
­ soriasis
verursachten Haut- und Nagelsymptome mit Salben,
Cremes, Shampoos, Nagellacken usw. behandelt. Die
Anwendung beschränkt sich meist auf die betroffenen,
schuppenden Hautareale.
Systemische (medikamentöse) Therapie
Im Folgenden werden die verfügbaren medikamen­tösen Therapieoptionen näher vorgestellt.
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)
Nicht steroidale Antirheumatika (Wirkstoffe, wie z. B.
Ibuprofen, Diclofenac, Etoricoxib und Celecoxib) – alle in
Tablettenform einnehmbar – sind ein wesentlicher Faktor in
der Behandlung der PsA. Dosierung und Verabreichungszeitraum der NSAR-Therapie richten sich nach dem individuellen Leidensdruck. NSARs führen zu einer schnellen
Linderung der Beschwerden, der weitere Verlauf der
Erkrankung kann durch sie aber nicht beeinflusst werden.
Stellt sich im Verlauf der Behandlung heraus, dass ein
Medikament keine Wirkung (mehr) zeigt, wird der behandelnde Arzt den Patienten auf ein anderes um­stellen.
Wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen sind
Dosierung und Verschreibungsdauer kontinuierlich zu
überprüfen.
16
Steroide
Die Steroide, eine biochemische Stoffklasse,
kommen in allen Lebewesen vor.
Wir kennen sie z. B. als
Hormone (Östrogen, Testosteron)
Fette (Cholersterin)
Gifte (Digitalis oder Fingerhut).
Weil manche Steroide eine entzündungshemmende
Wirkung haben, werden sie in der Behandlung von
rheumatischen Erkrankungen eingesetzt.
Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs
(DMARDs = krankheitsmodifizierende anti-­
rheumatische Medikamente)
DMARD-Wirkstoffe, wie beispielsweise ­Methotrexat,
Sulfasalazin, Leflunomid, werden allgemein in der
Rheumatologie auch unter dem Begriff Basistherapeutika
zusammengefasst. Sie wirken den Entzündungs­vorgängen
entgegen, indem sie das überaktive Immun­system
unterdrücken. Die Zerstörung von Gelenken kann so
verhindert werden, die Hautsymptome ­verbessern sich
und die Schmerzen lassen nach. DMARDs müssen
dauerhaft eingenommen werden und entfalten ihre
Wirkung in der Regel erst über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
Biologika (therapeutische Antikörper) in der Therapie
der Psoriasis-Arthritis
Antikörper – Teile des menschlichen Immunsystems –
sind Eiweiße, die Zielstrukturen passgenau erkennen
können. Von einer Untergruppe der weißen Blutzellen
(B-Zellen) gebildet, haben sie die Aufgabe, in den Körper
eindringende Viren oder Bakterien abzufangen und
unschädlich zu machen.
Diese Strategie des Immunsystems hat sich die Forschung bei den therapeutischen Antikörpern zunutze
gemacht. Heute können im Labor gezielt Antikörper
hergestellt werden, die in der Lage sind, bestimmte
Strukturen im Körper zu erkennen und zu eliminieren.
17
Weil sie den im menschlichen Organismus natürlich
vorkommenden Antikörpern nachempfunden sind,
nennt man solche Stoffe Biologika.
Für PsA-Patienten, die auf die Standardtherapie mit
NSARs und DMARDs nicht angesprochen hatten, stehen
solche Biologika zur Verfügung. Sie eliminieren die an
den entzündlichen Vorgängen im Körper beteiligten
Botenstoffe Tumornekrosefaktor-alpha und die Interleukine 12, 23 und 17A.
Biologika wirken rasch. Wenn sie konstant eingenommen
werden, hält ihre Wirksamkeit bei vielen Patienten
mehrere Jahre an. Sie werden mittels Infusion bzw.
Injektion verabreicht.
Studien mit Biologika erbrachten
eine Reduzierung der Schmerzen
einen Rückgang der Morgensteifigkeit
eine Funktionsverbesserung der Gelenke
eine Reduktion der Abgeschlagenheit.
18
Interleukin-Hemmer
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Interleukin-Hemmer (mit den Wirkstoffen
Ustekinumab und Secukinumab) sind Antikörper, die
Interleukine hemmen. Diese werden hauptsächlich von
bestimmten weißen Blutzellen ausgeschüttet und sind
wie TNF-­alpha als Botenstoff des Immunsystems an
entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt. Mittels
Blutuntersuchungen kann man die Wirksamkeit der
Interleukin-Hemmer überprüfen.
Es ist bekannt, dass Medikamente zusätzlich zur
erwünschten Wirkung auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) haben. Sollten Sie
während Ihrer medikamentösen Therapie unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei sich beobachten, sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt.
Tumornekrosefaktor-alpha-Blocker
(TNF-alpha-Blocker)
TNF-alpha-Blocker (mit Wirkstoffen, wie z. B.
­Adalimumab, Etanercept, Golimumab, Infliximab,
Certolizumab-Pegol) sind Antikörper, die den
­Tumornekrosefaktor-alpha hemmen. Dieser wird
hauptsächlich von bestimmten weißen Blutzellen
ausgeschüttet und ist als Botenstoff des Immunsystems
an entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt. Mittels
Blutuntersuchungen kann man die Wirksamkeit der
TNF-alpha-Blocker überprüfen.
Interleukin-Hemmer
Ustekinumab
Secukinumab
Hemmung von
Interleukin 12 und 23
Hemmung von
Interleukin 17A
PDE4-Inhibitoren
Bei den PDE4-Inhibitoren wie z. B. Apremilast handelt
es sich ebenfalls um eine neuere Wirkstoffgruppe. Auch
sie greifen ins Entzündungsgeschehen ein, indem sie
ein Enzym beeinträchtigen, das an der Entstehung von
entzündungsfördernden Botenstoffen beteiligt ist.
19
Ergänzende Therapien
Ergänzend zur medikamentösen und topischen Therapie
werden zur Schmerzlinderung, zur Kräftigung der Gelenke
und zur besseren Bewältigung der Alltagsaufgaben auch
Anwendungen verordnet wie
Massagen
Wärme-/Kältebehandlungen
In besonders schwerwiegenden Fällen müssen die durch
die Entzündung entstandenen Gelenkfehlstellungen
operativ korrigiert bzw. muss ein künstliches Gelenk
eingesetzt werden.
Was bedeutet die Diagnose Psoriasis-Arthritis
für mich persönlich?
Ihr Leben wird sich verändern. In welchem Umfang, das
hängt davon ab, wie die Krankheit bei Ihnen verläuft.
Sie werden lernen
Elektrotherapie
mit den Symptomen der Erkrankung ­bestmöglich
umzugehen
UV-Lichttherapie
Therapien regelmäßig anzuwenden
Salzbäder (Balneotherapie)
neue Herausforderungen im Umgang mit den
Mitmenschen zu bewältigen (Ihre Symptome
können äußerlich sichtbar sein und unter Umständen beim Gegenüber Fragen aufwerfen)
Ergotherapie.
Ihren Lebensstil entsprechend zu ändern, um den
Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Es gibt Möglichkeiten, den Lebensstil zu ändern und es
gibt Therapien, die dieser chronischen Krankheit
entgegenwirken. Je früher Sie sich informieren, je eher
20
Sie sich Anregungen für Ihr tägliches Leben holen, je
zeitiger sie nach Unterstützung suchen, desto souveräner werden Sie den Herausforderungen der Krankheit
begegnen können.
Hilfreich sind in jedem Fall
eine vertrauensvolle Kommunikation
mit Ihrem behandelnden Arzt
Offenheit im Umgang mit Ihren
Angehörigen und Freunden
Kontakt und Austausch mit anderen
Betroffenen.
Hoffnung und Vertrauen in die eigene Person, aber auch
die Akzeptanz der neuen, krankheitsbedingten Realität
schaffen eine gute Basis für Ihr verändertes Leben.
21
Was bringt es mir, mich intensiv mit der
Erkrankung auseinanderzusetzen?
Es ist hilfreich sich mit der Erkrankung näher zu
befassen. Denn ein gut informierter Mensch versteht
das Patienten-Arzt-Gespräch besser und kann individuelle Fragen stellen. Er tut sich auch leichter in der
Diskussion, in der es um seine geplante Behandlung
geht. Wer über seine Krankheit Bescheid weiß, entdeckt
Möglichkeiten, sie positiv zu beeinflussen und findet
Anregungen, wie er beispielsweise dem Stress entgegenwirken kann. Wer abschätzen kann, was auf ihn
zukommt, fühlt sich weniger hilflos und ausgeliefert.
Das erzeugt ein Gefühl der Stärke.
Lösungsorientiert denken ist hilfreich und bringt weiter.
Hier ein paar Anregungen:
Was ist jetzt gut für mich?
Wie gehe ich am besten mit meiner Erkrankung um?
In der Auseinandersetzung mit der Krankheit darf es aber
keine Schuldzuweisungen geben. Weder Sie selbst, noch
irgendein anderer ist für Ihre Erkrankung verantwortlich.
Folgen Sie Ihrem eigenen Empfinden bei der Frage, wie oft,
inwieweit und wann Sie sich mit der Krankheit beschäftigen wollen. Manchmal wird das Bedürfnis nach Klarheit
und Information da sein, manchmal werden Sie aber auch
nichts davon wissen wollen, weil Sie ganz einfach nur
leben möchten. Sie kennen sich selbst am besten.
Wie wichtig ist psychologische Unterstützung?
Eine chronische Erkrankung wie PsA belastet immer
auch die Seele. In Ihrem Fall können die Symptome der
Erkrankung auch nach außen hin sichtbar sein. Vielleicht fühlen Sie sich dadurch stigmatisiert, als Außenseiter? Meiden Sie bestimmte Freizeitaktivitäten, um
Ihre betroffenen Hautstellen nicht zeigen zu müssen
oder tragen Sie im Sommer immer nur lange Kleidung?
Erfährt man liebesvolles Verständnis und soziale
Unterstützung im Familien- und Freundeskreis, kann
vieles leichter ausgehalten werden. Spüren Sie aber das
Anwachsen des Leidensdrucks, befürchten Sie, Ihr
Leben nicht mehr meistern zu können, treten Ihre
Ängste zu sehr in den Vordergrund, dann zögern Sie
nicht, sich professionelle Hilfe zu holen.
Gemeinsam mit Therapeuten lernen Sie, wie Sie mit
den krankheitsbedingten Belastungen umgehen
können und wie Sie die Kommunikation mit anderen
verbessern. Sie erarbeiten auch grundlegende Verhaltensweisen, die Ihr Leben bereichern und erträglicher
machen werden. Selbsthilfegruppen, also Kontakte mit
anderen Betroffenen, in denen Sie sich austauschen,
sind als zusätzliche Quelle sozialer Unterstützung
immer hilfreich. Andere Patienten teilen mit Ihnen ihre
eigenen Erfahrungen, geben nützliche Tipps und
praktische Anregungen. Sie erfahren wohltuend, dass
Sie mit Ihrer Erkrankung nicht allein sind.
Wer/was hilft mir dabei?
22
23
Wie erreiche ich es, dass mich meine Angehörigen und
Freunde besser verstehen?
Man versteht nur das wirklich gut, was man selbst kennt,
das wissen wir. Ihre Angehörigen bzw. Freunde sind nicht
an PsA erkrankt, wissen also nicht wirklich, wie es Ihnen
geht. Sie können nur ungefähr nachvollziehen, wie Sie
sich fühlen müssen. Wollen Sie ihnen Ihren Zustand im
Gespräch mitteilen, suchen Sie Vergleiche. Erinnern Sie
an Situationen, die die Menschen in Ihrem Umfeld schon
erlebt haben, z. B.:
„Mir geht es ähnlich wie dir damals, als du … und
das jeder sehen konnte.“
„Weißt du noch, wie du dich damals gefühlt hast,
als du ... – so ähnlich fühle ich mich jetzt.“
24
Anschaulich und klar die eigene Situation zu beschreiben
ist sehr wichtig; denn nur so kann man die Familie und
die Freunde mitnehmen auf diesem Weg der Veränderung, nur so kann man deren Verständnis wecken.
Schweigen ist keine Option. Die Menschen, die Ihnen
nahestehen, wollen wissen, wie es in Ihnen aussieht.
Beziehen Sie sie ein. Sie werden merken, es lohnt sich
und Sie werden erleben, dass Sie dadurch mit den neuen
Lebensumständen besser zurechtkommen. Umgekehrt
können sie bei Ihren Vertrauten nachfragen, wie sie die
Situation wahrnehmen.
Wie gehe ich damit um, dass die Krankheit das
Familienleben verändert?
Erkrankt ein Familienmitglied, heißt das für den Rest
der Familie, Rücksicht zu nehmen. Ihre Krankheit
beherrscht zunächst alles, die Belange der anderen
treten in den Hintergrund. Doch vielleicht wollen Sie
das gar nicht. Vielleicht möchten Sie Ihre Familie nicht
überfordern, nicht zu sehr belasten. Ziehen Sie sich
keinesfalls aus Rücksichtnahme in sich selbst zurück.
Teilen Sie sich dennoch mit. Mehr denn je ist in dieser
Situation und von allen Beteiligten offene Kommunikation gefragt; denn was unausgesprochen bleibt, birgt
großes Konfliktpotenzial.
25
Wenn die eben beschriebene Situation entstanden ist,
dann
ermutigen Sie die anderen, auch über sich selbst
zu sprechen
stellen Sie klar, dass Sie nicht möchten, dass
immer nur Ihre Krankheit thematisiert wird
teilen Sie mit, dass es darum geht, das Leben
trotzdem und jetzt erst recht zu genießen
nehmen Sie sich Zeit für alles, was möglich ist.
26
Auch für Familienmitglieder und Freunde ist es wichtig,
die eigenen Grenzen zu verteidigen. Was zu viel wird,
was unangenehme Gefühle verursacht oder was
einzelne sich wünschen, sollte klar gesagt werden.
Ignorieren oder Schweigen verschlimmert die Situation
und führt zu lang anhaltenden und schwerwiegenden
Störungen innerhalb der zwischenmenschlichen
Beziehungen. Steht Unausgesprochenes im Raum,
erzeugt das für alle fühlbare Spannungen. Fragen Sie
also nach, bemühen Sie sich, die Situation zu klären,
suchen Sie nach einer Lösung. Es wird Ihr Leben mit der
Krankheit erleichtern.
27
Wo bekomme ich weitere Informationen?
Österreichische Rheumaliga
www.rheumaliga.at
Präsidentin: Gertraud Schaffer
BUNDESORGANISATION ÖRL
Dorfstraße 4
A-5762 Maria Alm
Tel: +43 (0) 699 / 15 54 16 79
E-Mail: [email protected]
Österreichische Gesellschaft
für Rheumatologie
www.rheumatologie.at
Patienten-Informationseite
von Novartis
www.skintolivein.at
Verein und Selbsthilfegruppe der
PsoriatikerInnen in Österreich
www.pso-austria.org
Patienten-Informationseite
von Novartis
www.psoriasis-arthritis.at
Quellen:
Ritchlin CT, et.al: Treatment recommendations for psoriasis arthritis. ARD, 2009 Sept; 68 (9),
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18952643, aufgerufen am 30.03.2016.
Österreiche Gesellschaft für Rheumatolgie, www.rheumatologie.at, aufgerufen am 30.03.2016.
Psoriasis-Arthritis: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V., www.dgrh.de, aufgerufen am 10.02.2016.
Psoriasis-Arthritis: Deutscher Psoriasisbund e. V., www.psoriasis-bund.de, aufgerufen am 10.02.2016.
Psoriasis-Arthritis: Deutsche Rheuma-Liga e. V., www.rheuma-liga.de, aufgerufen am 10.02.2016.
Prevalenz: Marktforschung 6/2015
1)
Rheumahilfe Österreich
(in Kooperation mit der WGKK)
www.rheumahilfe.or.at
28
29
Platz für Ihre Notizen:
Novartis Pharma GmbH
Stella-Klein-Löw-Weg 17
1020 Wien
www.novartis.at
Tel.: +43 1 866 57-0
01/2017
AT1604467557
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