„Eisbärenzeit“ – Begegnungen der besonderen Art in der Tundra

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Abb. 1: Hudson Bay/Manitoba/Kanada: „Warten auf das Packeis“.
“Waiting for arctic sea ice”.
(Foto: Schiedges)
„Eisbärenzeit“ –
Begegnungen der besonderen Art in der Tundra
Das „Polar Bear Project“: Kooperation zwischen Zoo, Polar Bears International (PBI) und Schule
Irene Schiedges
„…einem wilden Eisbären so nahe zu sein, dass ich seinen Atem spüren konnte.
Ich bin sicher, dass dieser Moment mein weiteres Leben beeinflussen wird.“
Christopher, 17 Jahre, Science Leadership Camp, Churchill; 2005
Im Leben eines jeden Menschen existieren Momente, in denen Weichen für
sein weiteres Handeln und Wirken
gestellt werden. Bisweilen sind es
kurze Augenblicke der Begegnung
bisweilen Situationen, deren Bedeutung erst sehr viel später ins Bewusstsein rückt. Die Aussage dieses jungen
amerikanischen Schülers aus San Diego,
Teilnehmer des „Science Leadership
Camps“ an der Hudson Bay 2005,
spiegelt ein solches Erlebnis wider und
macht gleichzeitig auch die Zielsetzungen des Projektes transparent.
Zeitschrift des Kölner Zoo · Heft 4/2006 · 49. Jahrgang
Der folgende Artikel beleuchtet den
Problemhintergrund des „Polar Bear
Projektes“, greift die aktuelle Situation der Eisbären an der Hudson
Bay/Manitoba (s. auch KOLTER:
Churchill – ein Zeitfenster in die Welt
der Eisbären) auf und stellt die Organisation Polar Bears International
(PBI) vor. Es werden Einblicke aus
den Schülercamps im Oktober 2004
und 2005 wiedergegeben und die
gleichzeitige unterrichtliche Umsetzung an den am Projekt beteiligten
Gymnasien im Kölner Raum darge-
legt. Schließlich wird der Versuch
unternommen, eine Perspektive für
die zukünftige weitere Bearbeitung
der Thematik in Zoo und Schule zu
eröffnen.
Der globale Klimawandel
aufgezeigt am Beispiel der Arktis
Schlaglichtartig informieren die Medien immer wieder über stattfindende
Konferenzen, Studien und wissenschaftliche Publikationen zum Klimawandel.
179
Besonders dramatisch stellt sich der
Klimawandel an den Polkappen dar.
Im arktischen Raum ist die Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrzehnten doppelt so stark angestiegen
wie im Rest der Welt (ACIA, 2004).
Gletscher schmelzen, das Packeis geht
zurück, die Permafrostgrenze verschiebt sich hunderte Kilometer nach
Norden. Die Schneesaison ist verkürzt, die Niederschläge steigen an.
Ozonloch und Treibhauseffekt sind
Schlagworte, die Eingang gefunden
haben in unseren alltäglichen Sprachgebrauch. Die Ursachen sind multifaktoriell – und zu einem großen Teil vom
Menschen gemacht. Die Prognosen
der Wissenschaftler rechnen mit einer
weiteren Erwärmung um circa 4 Grad
Celsius in den nächsten einhundert
Jahren – wenn nicht weltweit sofortige
Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Abb. 2: Karikatur im Kölner Stadt Anzeiger vom 4. Juni 2006.
Caricature in a Cologne newspaper.
Die aktuelle Berichterstattung greift
das Thema im Zusammenhang mit der
zurzeit in Nairobi stattfindenden 12.
UN-Weltklimakonferenz der Klimarahmenkonventionsstaaten und Vertragsstaaten des Kyotoprotokolls vom
11. Dezember 1997 auf. Auch der Film
von Al Gore: „An inconvenient truth“
(eine unbequeme Wahrheit) regt zur
Diskussion über den Klimawandel an.
Die Analyse (STERN review, 2006)
(Künstler: Hanel)
des Chefökonoms der britischen
Regierung Sir Nicholas Stern stellt die
katastrophalen wirtschaftlichen Konsequenzen der Erderwärmung in den
Mittelpunkt. Ungewöhnliche Wetterereignisse in unseren Breiten wie
Überschwemmungen, Tornados oder
längere Hitzeperioden erschrecken für
den Moment, haben jedoch nur geringen Nachhall bei politischen Entscheidungen.
Der Ausstoß an Treibhausgasen hat
von 1990 bis 2004 gravierend zugenommen. Mehr Emissionen bedeuten
einen weiteren Anstieg der Erwärmung. Nach Angaben der UNFCCC
(United Nations Framework Convention on Climate Change, 2006) verzeichnet allein Kanada eine Zunahme
von 27 Prozentpunkten, Spanien sogar
um 49 Prozentpunkte (zum Vergleich:
Deutschland verringerte im gleichen
Zeitraum den Ausstoß um 17%).
Die Arktis und das arktische Eis
können als das „Frühwarnsystem der
Abb. 3: Satellitenbilder: Vergleich der arktischen Eisbedeckung im September 1979 und September 2003.
Images, constructed from satellite data, compare arctic sea ice concentrations, September, 1979 and 2003.
(Quelle: ACIA; Assessment: Impacts of a Warming Arctic, Reykjavik, 2004)
180
Abb. 4: Faktoren, die die UV-Strahlung beeinflussen, beim Auftreffen auf die Erdoberfläche.
Factors affecting UV radiation at the earth surface.
(Quelle: ACIA; Assessment:
Impacts of a Warming Arctic, Reykjavik, 2004)
Erde“ zur Erkennung von Veränderungen betrachtet werden, ähnlich wie
der Bergmann in früheren Zeiten
Kanarienvögel mit in den Schacht
nahm, um möglichen Gasaustritt festzustellen.
Abb. 6: Nahrungsnetze im polaren Lebensraum.
Arctic Marine Food Web.
(Quelle: ACIA; Assessment:
Impacts of a Warming Arctic, Reykjavik, 2004, verändert)
Abnahme zwischen 1960 und 1990
bis zu 40% betrug. Der Anstieg der
Lufttemperatur, die Verringerung des
Salzgehaltes im Oberflächenwasser
der Meere sowie die Zunahme der
Küstenerosion sind in der wissenschaftlichen Diskussion als mögliche
Ursachen in Bezug auf die Dicke wie
auch die geographische Ausdehnung
des Packeises im Gespräch (ACIA,
2004).
Die Eisbedeckung der Arktis ist in den
letzten 30 Jahren (Abb. 3) um 8%
geschrumpft. Dies ist ein Raum von
circa einer Million Quadratkilometer,
die Größe von ganz Skandinavien. Der
Rückgang wirkt sich besonders dramatisch in den Sommermonaten aus
(s. Abb. 3: Verteilung im September).
Das Packeis wird immer dünner und
es existieren Regionen, in denen die
Gravierend ist die Zunahme der UVStrahlung, die die Oberfläche der Arktis erreicht (Abb. 4). Der Grund hierfür
liegt in der Abnahme der Ozonschicht
in der Stratosphäre (Abb. 5).
Abb. 5: Lage der Ozonschicht in der Atmosphäre.
Ozone layer in the atmosphere.
(Quelle: ACIA; Assessment: Impacts of a
Warming Arctic, Reykjavik, 2004, verändert)
Der gewaltige Ausstoß von Fluorkohlenwasserstoffen (kurz: FCKW) in
den letzten fünfzig Jahren durch Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie
Treibgasemissionen geht einher mit
katastrophalen Konsequenzen für die
Schutzschicht der Atmosphäre. Dies
ist wiederum mit unübersehbaren Folgen für das Leben auf dem Planeten,
für Flora, Fauna sowie die gesamte
Menschheit verknüpft. Eine dünnere
Ozonschicht, mit der eine stärkere
UV-Strahlung, die bis zum Boden vordringen kann, einhergeht, ist nicht
exakt messbar, da die Stärke der Strahlung auch durch das Wetter und den
Grad der Luftverschmutzung bedingt
wird. Nachgewiesen ist aber, dass verstärkte UV-Strahlung beim Menschen
zu Schädigungen der Haut, der Augen
sowie Schwächung des Immunsystems
bis zur Auslösung von Krebs führen
kann.
Untersuchungen haben ergeben, dass
das Erbmaterial von Lebewesen
extrem empfindlich gegenüber UVStrahlung im Bereich von 200 bis 323
nm reagiert, dies entspricht exakt dem
Bereich, in dem Ozon als Filter funktioniert. In der Arktis wirkt sich
die stärkere Strahlung besonders im
Frühling aus, der sensiblen Zeit der
Geburten und der Wachstumsphasen.
Erst Langzeituntersuchungen werden
die Gefahren für das fragile Gleichgewicht innerhalb der Ökosysteme im
Einzelnen offen legen. Während manche Pflanzen sich gut an stärkere
Strahlendosen anpassen und zum
Beispiel mit Änderung des Wachstumsverhaltens und verstärkter Pigmentierung reagieren, werden insgesamt für die Vegetations- und
Reproduktionszyklen negative Auswirkungen prognostiziert (ACIA,
2004). Die Anpassungen bestimmter
Futterpflanzen bedingen kaum einschätzbare Folgen für die von dieser
Nahrungsquelle abhängigen Konsumenten und die gesamten Nahrungsnetze.
Aquatische Ökosysteme sind von der
globalen Erwärmung und der Zunahme der Strahlung besonders betroffen.
181
Abb. 7: „Eisbären-Treffen“, in der Nähe von Churchill/Hudson Bay.
“Polar Bear Meeting” near Churchill/Hudson Bay.
Schätzungen gehen davon aus, dass die
Produktivität mariner Systeme als
„Brutstätte“ gewaltiger Mengen von
Phytoplankton um 20 bis 30%
schrumpft (ACIA, 2004). Laboruntersuchungen haben ergeben, dass bereits
niedrige Strahlendosen den Gehalt an
essentiellen Fettsäuren in Algen stark
reduzieren. Damit würde die Qualität
der Algen als Nahrungsgrundlage für
die Stabilität und Produktivität mariner Ökosysteme gemindert.
In Wintermonaten bedeutet die
Bedeckung von Süßwasserseen mit Eis
und Schnee eine wirksame Barriere
gegen schädliche Strahlung. Eine
Schneedecke von zwei Zentimetern
Dicke zum Beispiel reduziert bereits
die durchdringende Strahlungsmenge
um den Faktor drei. Die durchschnittliche Tiefe beispielsweise der über 900
Süßwasserseen in Finnland und über
80 Seen im arktischen Kanada liegt
unter 5 Metern. Das bedeutet als Konsequenz der früheren Eisschmelze,
dass alle Organismen bis zum Seegrund verstärkt der UV-Strahlung
ausgesetzt sind.
Die Arktis befindet sich im Prozess
des Umbruchs. Neben dem Klima-
182
wandel zerstören zunehmend weitere
Veränderungen wie der Wandel in
der Sozialstruktur der wachsenden
Bevölkerung, die Zunahme der Industrialisierung durch neue Technologien,
expandierender Handel und stark
anwachsender Tourismus die ursprünglichen Habitate. Zusätzlich
beeinträchtigt die chemische Umweltverschmutzung die empfindlichen
Lebensgemeinschaften. Schwermetalle
wie beispielsweise Quecksilber, die auf
arktischem Schnee nachgewiesen werden, finden bei der Schneeschmelze
Eingang in die Stoffkreisläufe. Aus
Industrie und Landwirtschaft sind
synthetische Chemikalien wie DDT
(Dichlordiphenyltrichlorethan) und
PCB (polychlorierte Biphenyle) über
Tausende von Kilometer als Luftpartikel oder in Schneeflocken in die entlegensten Winkel der Arktis vorgedrungen. Im Laufe eines halben Jahrhunderts hat die chemische Industrie weltweit schätzungsweise 1,5 Millionen
Tonnen an PCB produziert und irreversibel in die Umwelt entlassen. PCB
ist ein besonders krasser Fall einer
technisch perfekten, aber ökologisch
und gesundheitlich höchst problematischen Substanz, deren Produktion
erst im Jahre 1976 verboten wurde.
(Foto: R. & C. Buchanan)
Inzwischen befinden sich aber Anreicherungen dieser Umweltgifte in den
Fettgeweben verschiedenster Spezies.
Besonders betroffen sind die „Endverbraucher“ der marinen Nahrungsketten wie Wale, Robben, Fische, Seeund Greifvögel – sowie das größte
Landraubtier unserer Erde, der Eisbär.
So konnten im Körperfett der Bären in
Spitzbergen (Svalbard, Nordnorwegen) Wissenschaftler bereits hochwirksame Dosen dieses Giftes feststellen (20x höhere Dosen als anderswo).
Bis die nur sehr schwer abbaubaren
Umweltgifte ins Gewebe der Eisbären
gelangen, die am Ende der Nahrungskette stehen, hat sich die Konzentration pro Kilogramm Körperfett
extrem erhöht. Der Anreicherungsfaktor beträgt bis zur Spitze der
Nahrungskette circa 100 Millionen
(BURKHARD, 2003).
„Churchill –
Welthauptstadt der Eisbären“ –
die Situation an der Hudson Bay
Die Verbreitung der Eisbären (Ursus
maritimus) erreicht an der kanadischen Hudson Bay, einem Binnenmeer
des Atlantiks, ihre südlichste Ausdehnung. (s. auch: KOLTER). Die Popu-
genannten „wandelnden Winterruhe“
(walking hibernation). Die restliche
Zeit versuchen sie Beeren, Algen,
Muscheln oder kleine Kadaver als Nahrungsquelle zu erschließen (Abb. 9).
Sie warten bis die Eisdecke geschlossen ist (Abb. 10), um auf dem Packeis
auf Ringelrobbenjagd gehen zu können. Ringelrobben (Phoca hispida)
stellen zu 90% ihre Nahrung. Im
Mittel benötigt ein ausgewachsener
Bär alle fünf Tage eine Robbe: Ringelrobben sind jedoch an feste Packeisregionen gebunden.
Abb. 8: „Ausruhen“ – in dieser Liegeposition sind die völlig behaarten Tatzen des Eisbären gut
sichtbar.
“Relaxing” - Polar Bear with well visible completely fured craws.
(Foto: Schiedges)
lation bildet damit einen sensiblen
Indikator für klimatische Veränderungen. Von November bis Juli jagen
die Tiere auf dem zugefrorenen Meer.
Die übrige Zeit des Jahres verbringen
sie als eine der wenigen Populationen
an Land. Im Herbst wandern sie
zurück nach Cap Churchill, eine etwa
50 km in die Hudson Bay hineinragende Landzunge. Seit langer Zeit
benutzen die Bären dieselben Wanderwege. Traditionell jagten auch die
Inuit, Cree- und Dene-Indianer am
Cap Churchill zu gewissen Jahreszeiten.
bei höheren Temperaturen gefriert.
Lufttemperaturen von circa minus 20
Grad Celsius beschleunigen die Entstehung einer geschlossenen Eisschicht. Das Ufer der Hudson Bay ist
alle 12,5 Stunden dem Wechsel von
Ebbe und Flut unterworfen und mit
jeder Flut wird ein wenig mehr Eis
aufgetürmt. Hier warten die Eisbären
auf das Zufrieren der Bucht (Abb. 7).
Selbst bei extrem dünner Eisdecke
brechen sie nicht ein. Mit vorsichtigen
Tests, auf dem Bauch liegend, ihr
Gewicht günstig verlagernd, prüfen
die Bären dessen Tragfähigkeit.
Starke Nordwestwinde und Meeresströmungen treiben das wachsende
Packeis in diese Region. Begünstigend
kommt die Frischwasserzufuhr durch
die Flüsse hinzu, da Süßwasser bereits
Bis dahin liegen sie im Herbst möglichst energiesparend an geschützten,
windarmen Liegeplätzen (Abb. 8). An
Land verbringen sie 70 bis 90% ihrer
Zeit mit Ruhen, im Stadium der so
Abb. 9: Eisbär auf der Suche nach Fressbarem.
Polar Bear in an attempt to find food.
(Foto: Schiedges)
Der Klimawandel führt auch an
der Hudson Bay seit 1950 zu einem
stetigen Anstieg der Durchschnittstemperaturen (pro Jahrzehnt um 0,3
bis 0,4 Grad Celsius). Klimaforscher
sagen für die nächsten Jahre sogar ein
beschleunigtes Ansteigen voraus. Sie
erwarten, dass eine weitere Erwärmung um 3 bis 5 Grad Celsius eintritt
– der Eisbär, ein König ohne Reich?
Bricht das Eis im Frühjahr früher oder
kommt es im Herbst später, so kostet
es den Bär pro Woche 10 Kilogramm
seiner Fettreserven. Wenn bei den
Weibchen im September das Gewicht
von 190 Kilogramm unterschritten
wird, führen die Bärinnen im folgenden Frühjahr keine Jungtiere. Die
Eisbärinnen der Population an der
westlichen Hudson Bay bringen ihre
Jungtiere in Wurfhöhlen zur Welt, die
sie bevorzugt in Südhanglage an Seeufern unterhalb der Wurzelregion von
Kanadafichten in den Torf der Permafrostböden graben. Im Wapusk Nationalpark sind zwischen 100 und 150
solcher Höhlen registriert. Sie sind
etwa 1 Meter hoch, zweikammrig und
2 bis 3 Meter lang.
Abb. 10: „Unter ständiger Beobachtung“ in der Tundra Buggy Lodge.
“Someone is watching you”.
(Foto: Schiedges)
183
Etwa acht Monate nach der Begattung
und drei Monate nach der Einnistung
der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter werden im Dezember die Jungen blind und etwa mit Meerschweinchengröße (Gewicht: 600 Gramm)
geboren. Ende Februar wiegen die
Jungtiere circa 9 bis 14 Kilogramm.
Dann verlassen die Bärinnen zum
ersten Mal die Wurfhöhlen. Der Weg,
den die Eisbärin bis zum Packeis
zurücklegen muss, liegt im Bereich der
Hudson Bay bei bis zu 70 Kilometern.
Die Sterblichkeitsrate der Jungtiere
liegt im ersten Jahr bei etwa 50%.
Derzeit geht die Populationsgröße
kontinuierlich zurück. Der Ernährungszustand der Muttertiere wird
immer schlechter, da ohne geschlossene Packeisdecke kaum Jagd möglich
ist. Die Jungtiere sind noch keine ausdauernden Schwimmer und können
der Mutter nicht durch das offene
Meer folgen. Bei gleichbleibender
Weiterentwicklung wird die Population der westlichen Hudson Bay sich
nicht halten können.
Umso bedeutungsvoller wird die
Aufklärung über die Situation der
Arktis und die Lage der Eisbären als
Botschafter des bedrohten Lebensraumes. Dies betrifft nicht nur diese
Population, sondern alle Populationen
weltweit: auch im europäischen und
sibirischen Raum. Die weitere Erforschung der globalen Zusammenhänge
sowie die Ergreifung wirksamer Maßnahmen werden zur Erhaltung dieses
einzigartigen Raubsäugers zwingend
notwendig sein.
Jugendlichen im Alter von 16 bis 18
Jahren kamen 2004 und 2005 jeweils
aus: Australien, Alaska, Kanada und
den USA. (s. Abb. 12: Gruppenfoto).
2005 konnte erstmalig auch eine Tierpflegerin eines US-Amerikanischen
Zoos während des Camps wildlebende
Eisbären beobachten.
Abb. 11: PBI Logo.
falls innovative Bildungsprogramme,
so genannte „Adventure Learning
Programme“. PBI hat sich zum Ziel
gesetzt, durch Öffentlichkeitsarbeit
die Aufklärung und Publikation aller
zum besseren Verständnis und Schutz
der Polarbären beitragenden Aspekte
voranzutreiben.
In Pilotprojekten wurde es im Oktober
2004 und 2005 international zusammengesetzten Schülergruppen ermöglicht, an einem Camp an der Hudson
Bay teilzunehmen.
Jeweils zehn bis zwölf Schülerinnen
und Schüler, die zum Teil noch nie
vorher Schnee gesehen hatten, wie es
bei den australischen Teilnehmern der
Fall war, konnten erste Eindrücke
über das Leben in der Waldtundra, die
Biologie der Eisbären, das Verhalten,
ihre Bedrohung sowie erste Auswirkungen der globalen Erwärmung
kennen lernen und beobachten. Die
Als einzige Vertreterin Europas nahm
am „Adventure Learning Programm“
2004 und 2005 jeweils eine Schülerin
aus dem Kölner Raum teil. An die beiden deutschen Schülerinnen wurden
hohe Anforderungen gestellt, da sie als
einzige nicht muttersprachig englisch
sprechende Jugendliche über gutes
Kommunikationsvermögen in dieser
Sprache verfügen mussten. Fundierte
naturwissenschaftliche Grundkenntnisse, aber auch hohe Belastbarkeit,
ausgeprägte Team- und Kooperationsfähigkeit waren für den Aufenthalt
in der Tundra Buggy Lodge ebenfalls
Voraussetzung.
2004 begleitete Frau Dr. Kolter, die
Kuratorin für Bären im Zoo Köln, die
Schülerin; 2005 konnte ich auf Einladung von PBI am „Adventure Learning Programm“ teilnehmen. Der
Ablauf des Camps glich sich in beiden
Jahren, jedoch lag der Schwerpunkt
der Aktivitäten 2004 verstärkt in
der Einführung in die Methodik
wissenschaftlicher
Verhaltensforschung. Auch die Diskussion und
Information über so genannte „Problembären“ in der Stadt Churchill
Der Zustand der Erde und ihre zukünftigen Perspektiven sind Themen,
die Jugendlichen in ihrer schulischen
Ausbildung nahe gebracht werden
müssen. Ihnen als zukünftigen Entscheidungsträgern muss die Option
der Einflussnahme auf politische Entscheidungen durch vernetzbares Wissen offen bleiben. Dies erfordert auch
die Öffnung von Schule, die Kooperation mit außerschulischen Lernorten
und die Zusammenarbeit mit in die
Thematik involvierten Umwelt- und
Naturschutzorganisationen.
Die Organisation PBI und das
„Adventure Learning Programm“
Die international operierende Organisation PBI unterstützt und fördert
circumpolar wissenschaftliche Forschungsprojekte. Sie entwickelt eben-
184
Abb. 12: Aufbruch der „Adventure Leaderschip Gruppe“ zum Helikopterflug über den
Wapusk Nationalpark.
The “Adventure Leadership Group” starting to the helicopter flight over the Wapusk
National Parc.
(Foto: Schiedges)
Abb. 13: Meike Bilstein, Schülerin vom Heinrich-Heine-Gymnasium
in Köln-Ostheim beim täglichen Tagebucheintrag in das „Student
journal“ auf der Web Site von PBI.
Meike Bilstein, student at the Heinrich-Heine-Gymnasium in
Cologne writing her daily report into the “Student Journal” on the
web site of PBI.
(Foto: PBI, Buchanan)
sowie die Tourismusproblematik
standen im Vordergrund. Die Ausrichtung des Camps im Jahre 2005
setzte verstärkt darauf, die Jugendlichen zu „Botschaftern der Arktis“
auszubilden und neben dem Studium
der Eisbären vor allem Methoden
der Präsentation und Weitergabe der
eigenen Erfahrungen als Multiplikatoren einzuüben. Auch 2006 fand
ein Camp statt. Eine Schülerin aus
Aarhus/Dänemark sowie ein Tierpfleger vom dänischen Aalborg
Zoo, die über einen Aufruf in den
EAZA-News (Nr. 52, 2005) ermittelt
worden waren, fuhren an die Hudson
Bay.
Polar Bears International (PBI) mit
seinem Präsidenten Robert Buchanan
an der Spitze befindet sich weltweit
mit Zoologischen Gärten, Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen in regem Austausch. Über Eisbärenpublikationen aus dem Zoo
Köln kam der Kontakt zu Frau Dr.
Lydia Kolter zustande. Die Zooschule
stellte die Verbindung zu Schulen im
Raum Köln her, die die Bereitschaft
zur Teilnahme an diesem Projekt signalisierten und jeweils in Frage kommende Schüler vorstellten. Eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen
des Projektes lag in der engen Verzahnung von Zoo, Zooschule und Schule.
Trotz permanent zunehmender Belastung im Schulalltag konnten dankenswerter Weise für dieses Pilotprojekt.
an den Schulen Freiräume geschaffen
werden. Dabei galt es viele organisatorische und planerische Hürden zu
überwinden (Verlegung von Klausuren,
Abb. 14: Kontrolle der Bärenwurfhöhle durch einen begleitenden
Wildhüter des Nationalparks.
A ranger of Parcs Canada controls the polar bear den.
(Foto: PBI, Buchanan)
Vertretungsunterricht, Zusatztermine
mit Kollegen der Zooschule und
Elternschaft, Exkursionen, Abendveranstaltungen, Präsentationen, etc.).
Fast die gesamte Lehrer- und Schülerschaft der Schulen war schließlich vom
„Eisbärfieber“ gepackt. Im Oktober
2004 trat Meike Bilstein, eine Schülerin
des Leistungskurses Biologie der Jahrgangsstufe 12 des Heinrich-HeineGymnasiums in Köln-Ostheim (HHG)
die Reise nach Kanada an. Im Jahr darauf folgte Christina Solbach, eine
Schülerin des Leistungskurses Biologie der Jahrgangsstufe 13 des Freiherrvom-Stein-Schule (FvS) in Rösrath.
Das Camp an der Hudson Bay
und die begleitenden Projekte in
Deutschland
a) Das Camp
Das Programm ermöglichte zunächst
eine zweitägige Kennenlern- und
Eingewöhnungsphase der Campmitglieder in Winnipeg/Manitoba. Dort
wurden die theoretischen Grundlagen
durch Vorträge von Vertretern des
staatlichen Naturschutzprogramms
von Manitoba sowie weiterer Experten zur Situation der Eisbärenpopulation an der westlichen Hudson Bay
und der Stadt Churchill gelegt. Die
intensive Einstimmung der jungen
Menschen gelang durch Beiträge
namhafter Tierfotografen und Kenner
der Eisbären wie Robert Taylor und
Clarence Tillenius. Organisatorische
Verhaltensmaßregeln wie beispielsweise die Anordnung nur in Gruppen
über die Straßen von Churchill zu
gehen, verwunderte die Jugendlichen
zunächst und die Spannung auf das
kommende „Abenteurer“ stieg weiter
an. Während der gesamten Zeit hatten
die Teilnehmer die Aufgabe, im
Rahmen ihrer Multiplikatorenrolle,
(„Kids teach Kids“) über Tagebucheinträge ihre Eindrücke zu schildern.
Sie setzten ihre täglichen Berichte über
die Website von PBI ins Netz,
(Abb. 13), so dass die am Projekt teilnehmenden Schulen und weltweit
interessierte Beobachter den Tagesablauf und die Erlebnisse der Schülerinnen und Schüler nachvollziehen
konnten. (s.: www.polarearsinternational.org / Adventure Learning Program / Student Journal).
Diese authentischen und sehr spontanen emotionalen Äußerungen der
Jugendlichen spiegeln die Bedeutung
des internationalen Austausches und
die Tiefe der Eindrücke wider. Von
Winnipeg führte der Aufenthalt nach
Churchill, wo das Leben der Men-
Abb. 15: Flug über die Tundra – mit erstem
Schneeüberzug.
Flight over the tundra covered by the first
snow.
(Foto: Schiedges)
185
Abb. 16: Die Tundra Buggy Lodge auf einer Landzunge an der Hudson Bay.
The Tundra Buggy Lodge close to the Hudson Bay coast.
schen in dieser Stadt, die Situation
der Eisbären vor Ort, die Aktivitäten
der Umweltschutzbehörde, die Forschungsstation und die spezifische geologische Umgebung im Mittelpunkt
standen. Ein Hubschrauberflug über
den Wapusk Nationalpark zu einer
Eisbärenwurfhöhle (Abb. 14) machte
die unendliche Weite und Schönheit
der Landschaft deutlich (Abb. 15).
(Foto: Schiedges)
Den Höhepunkt des Aufenthaltes
stellte ein mehrtägiger Aufenthalt
an einer Landzunge der Hudson
Bay dar. Die Gruppe richtete sich
in einer so genannten „Tundra Buggy
Lodge“ ein. Ein Aufenthalt in diesem
„Außenposten“ bestehend aus speziell
konstruierten miteinander verbundenen Containern auf riesigen Rädern
kann in der „Eisbärsaison“ von zahlungskräftigen Touristen zur Beobachtung von Eisbären gebucht werden
(Abb. 16).
Das Leben spielte sich für die Gruppe
nun mehrere Tage allein im engen
Raum zwischen Schlafkoje (Abb. 17,
18), Küche und „Wohnraum“ ab –
immer in unmittelbarer Nähe und
unter Beobachtung der Eisbären, die
vor der Lodge auf das Zufrieren der
Hudson Bay warteten (Abb. 18).
Abb. 17: Das „Wohnzimmer“ der Lodge, genutzt für Präsentationen.
The “Living room” of the lodge used for presentations.
186
(Foto: Schiedges)
Die „Tundra Buggy Lodge“ besteht
insgesamt aus fünf Einheiten, einer
Versorgungs-, zwei Schlafkojen-, einer
Küchen- und einer Aufenthaltsraumeinheit, in der auch der Unterricht
stattfand.
Polarlichter am Himmel unmittelbar
erfahren werden. Auge in Auge begegneten die „menschlichen Eindringlinge“ sich an den Balkonen aufrichtenden, sehr neugierigen Eisbären
(s. Eingangszitat).
Während des gesamten Aufenthaltes
ergaben sich intensive Möglichkeiten
zur Verhaltensstudien. Insgesamt
konnten neun unterschiedliche Bären
beobachtet werden. Neben einem jungen Männchen („Bear in Residence“),
das während des gesamten Zeitraumes
in der Nähe der Lodge blieb, kamen
auch weitere jüngere Männchen wie
auch Weibchen (zum Teil mit Sender)
auf ihrer Wanderung an der Landzunge vorbei. Alle Begegnungen zwischen den Bären verliefen friedlich
(Abb. 19).
Abb. 18: „Erster Test“, Carolyn Buchanan prüft die Bequemlichkeit der Schlafkoje.
“First Test”, Carolyn Buchanan tests how comfortable her bunk bed is. (Foto: PBI, Buchanan)
Die „Schlafwaggons“ enthielten pro
Einheit jeweils acht bis zehn Hochbetten, eine Dusche, zwei Toiletten und –
sehr wichtig – einen Ofen (weitere
Informationen s. Website des LK 12
des HHG). Verbunden waren die einzelnen Einheiten über vergitterte
„Balkone“ (circa 2 x 2 m), die „Arktis
pur“ ermöglichten: Wetterfest verpackt konnten Kälte, Sturm und
Als eine Bärin mit zwei Jungtieren in
die Nähe des jungen, im Kelpbett liegenden Männchens kam, räumte der
schließlich seinen Ruheplatz und vergrößerte den Abstand. Bei dieser
Gelegenheit war es auch zum einzigen
Male möglich Laute wahrzunehmen,
da die Bärin eines ihrer Jungtiere rief.
Abb. 19: „Treffpunkt Tundra Buggy Lodge“, Begegnung zwischen jungem Männchen und Mutter mit Jungtieren.
“Meeting point Tundra Buggy Lodge”, encounter between a young male and a mother with cubs.
(Foto: Schiedges)
187
Abb. 20, 21, 22: Erste Begegnung zwischen zwei jungen Männchen.
First encounter between two young males.
Es waren deutliche Unterschiede im
Verhalten der beiden etwa zehn
Monate alten Jungbären zu erkennen.
Eines blieb immer „bei Fuß“, das
andere näherte sich der Lodge sehr
neugierig und entfernte sich dabei
schon weit vom Muttertier.
Der Kontakt zur Außenwelt war
während der gesamten Zeit nur über
Internet gegeben. Andocken konnte
ein „Tundra Buggy“ Mobil (circa 4 m
hoch, 16 m lang und circa 2 m hohen
Reifen), mit dem Exkursionen in die
Umgebung unternommen werden
konnten. Dadurch vergrößerte sich
der Beobachtungsradius. Vielfältigere
Eindrücke in die spezifische Flora und
Fauna der Hudson Bay Region kamen
hinzu.
In den Süden ziehende Vogelschwärme, sich in der Mauser befindende
Schneehühner (Lagopus lagopus)
sowie Schneehasen (Lepus timidus)
und Polarfüchse (Alopex lagopus) im
Fellwechsel verdeutlichten die besonderen, in der langen Reihe der Selektion erfolgten Anpassungen an diesen
spezifischen Lebensraum. Sie zeigten
der Gruppe aber auch nur zu deutlich
die mangelnde Tarnung bei ausbleibendem Schneefall – wie zur Zeit
des Aufenthaltes im Oktober 2005
(Abb. 23, 24, 25). Auch während
der ganztägigen Exkursionen in die
Umgebung fanden Unterrichtseinheiten im wohl ungewöhnlichsten
Klassenzimmer der Welt statt
(Abb. 26, 27).
Verschiedenste Fragestellungen, die im
Literaturstudium im Vorfeld vorbereitet waren (HASSOL, 2004), wurden in
Gruppen bearbeitet und diskutiert:
Die Besonderheiten der hier lebenden
Menschen, die Auswirkungen des
klimatischen Wandels im arktischen
Raum, die spezifischen Veränderungen
in der Pflanzen- und Tierwelt, die Einflüsse durch die Zunahme der Strahlung. Im Mittelpunkt standen die Auswirkungen des Klimawandels auf das
Ökosystem und die indigenen Völker.
Methodische Schwerpunkte lagen in
der Präsentation und Visualisierung,
in der Einübung von freier Rede und
der Verinnerlichung der zukünftigen
Rolle als Multiplikatoren und „Botschafter“ in ihren Heimatländern.
Abb. 23: Schneehase (Lepus timidus) bereits im Winterkleid.
Snow hare already showing ist winter fur.
(Foto: Schiedges)
188
(Fotos: Schiedges)
b) Das Projekt an den Schulen in
Deutschland
Ein wichtiger Bestandteil jeden naturwissenschaftlichen Unterrichtes, der
auch in Richtlinien und Lehrplänen
immer wieder betont wird, ist die
Förderung einer Handlungsbereitschaft für den Natur- und Umweltschutz. Eine verantwortungsvolle
Gestaltung der Welt im Sinne der
Agenda 21 setzt neben Arten- und
Biotopschutz sowie nachhaltiger Nutzung unserer Ressourcen auch die
Entwicklung einer Sensibilität in
Klimaschutzfragen voraus. Aktuelle
Diskussionen und Prognosen im
Alltagsgeschehen lösen für den
Moment Betroffenheit aus, führen
aber nicht zu langfristig verändertem
Verhalten.
Erst die Verknüpfung mit einem konkreten Fallbeispiel ermöglicht tieferen
Einblick und erleichtert den Zugang.
Der Eisbär – oder Polarbär (Ursus
maritimus), seine spezifische Anpassung und sein Lebensraum eignen sich
hervorragend in jeder Altersstufe für
eine Thematisierung im Unterricht.
Abb. 24: Schneehuhn (Lagopus lagopus) in der Mauser.
Willow ptarmigan in moult.
(Foto: Schiedges)
Abb. 25: Polarfuchs (Alopex lagopus) immer auf Nahrungssuche.
Polar fox always in action searching food.
(Foto: Schiedges)
Das thematische Vorgehen nach dem
Prinzip des Exemplarischen erschließt
die Inhalte nicht sachlogisch, systematisch, sondern anhand eines Interesse
weckenden, im Lebensbezug ansetzenden Themas (SPÖRHASE-EICH-
Abb. 26: Unterricht auch im Tundra Buggy Mobil.
Lessons also in the Tundra Buggy.
(Foto: Schiedges)
MANN et al., 2004). Der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Eisbären macht ihn zum „Lord of the
Arctic“ und zum Botschafter seines
bedrohten Lebensraumes. Aber wird
es in 50 Jahren noch Eisbären geben?
Die Schülerinnen und Schüler können
erkennen, dass die anthropogen verursachte globale Erwärmung eine Vielzahl
von Konsequenzen zur Folge hat – für
den Eisbären und die Arktis, aber auch
für unseren mitteleuropäischen Raum.
Abb. 28: Arbeit am Nahrungsnetz-Mobile in Klassenstufe 8.
Working on the food web mobile in grade 8.
(Foto: Steffens)
Abb. 27: „Etwas Warmes“ für zwischendurch, John Bykerk, Fahrer
des Tundra Buggys schenkt köstliche Suppe aus.
“Something hot in between”, John Bykerk, Tundra Buggy driver
serving a delicious soup.
(Foto: PBI; Buchanan)
Abb. 29: Plakatpräsentation zur Anpassung des Eisbären an seinen
Lebensraum (Klasse 5).
The adaptations of the polar bear; Poster presentation in grade 5.
(Foto: Christott)
189
Übersicht: „Polar Bear Projekt 2004“
Polar Bears International
(PBI)
EisbärenForschungszentrum
in Churchill/Manitoba
¿ organisiert Forschungscamps für Schüler
Zoo Köln
* Fr. Dr. L. Kolter
(Kuratorin für Bären)
* Fr. Dr. I. Schiedges
Heinrich-Heine-Gymnasium
– Schülerin der Stufe 12 wird
für die Teilnahme am
Forschungscamp ausgewählt
– Die Schule begleitet dieses
Forschungsvorhaben in
Form eines fächer- und
jahrgangsübergreifenden
Projektes
KTS*
Interesse
an einer
Beteiligung
wird bekundet
* KaiserinTheophanuSchule
¿ Die Fachkolleginnen Biologie beschließen in Abstimmung mit den Richtlinien und Lehrplänen sowie dem
Schulcurriculum, welche Jahrgangsstufen an dem Projekt teilnehmen können.
¿ Die in diesen Jahrgangsstufen unterrichtenden Fachlehrer entscheiden, ob sie fächerübergreifend an dem Projekt
mitwirken möchten, moderatorengestützt durch die Zooschule Köln.
–
–
–
–
5. Jahrgang
Biologie
Erdkunde
Deutsch
Kunst
8. Jahrgang
– Biologie
(Kooperation mit KTS)
– Deutsch
9. Jahrgang
Differenzierungskurs
Biologie/Chemie
12. Jahrgang
– LK Biologie
• Durchführung des Projekts mit unterschiedlichen Schwerpunkten (s.u.)
¿ Thematische Vorbereitung der Forschungsreise der Schülerin
¿ Internet-Kontakt zwischen den „Daheimgebliebenen“ Projektteilnehmern und der
Schülerin in Churchill/Manitoba (Online-Tagebuch)
¿ Nachbereitung der Forschungsreise der Schülerin durch Integration ihrer Erlebnisberichte, Informationen etc.
PRÄSENTATIONSABEND/Moderation durch die Zooschule Köln
In einer Dia- und Filmvorführung berichtet die Schülerin vor ca. 350 Eltern und Mitschülern von ihren Erlebnissen
während ihrer Forschungsreise nach Churchill/Manitoba.
Außerdem:
– Plakatausstellung
(Die Lebensweise
des Eisbären in
der Arktis)
– Arktis-Spiel (Ku)
– Weltkugel-Modelle (Ku)
– Gedichtvortrag (D)
– Diskussionsrunde
(HHG & KTS)
– Plakatausstellung
(Das Ökosystem Arktis)
– Bebilderte Geschichtensammlung (D)
– Arktis-Mappe
– Polareis-Plakat
– Modelle (Anpassungen
d. Eisbärenfells,
Nahrungsbeziehungen,
Polarnacht)
– Eisbärenfell
– Web-Seite
www.mehrinfo.de/eisbaer
+ Spendenaktion für PBI: Wir helfen den Eisbären
+ Informationen zum Artenschutz durch die Expertinnen Frau Graffius (Zolltechnische Lehr- und Prüfungsanstalt)
und Frau Dr. L. Kolter (Kuratorin für Bären Zoo Köln)
Tabelle 1: Arbeitsprozess am Heinrich-Heine-Gymnasium 2004 – Projektübersicht.
Working process at school – project ideas.
190
Abb. 31: „Fühlen und Staunen“ Arbeit mit dem Eisbärenfell. Leihgabe
der Zolltechnischen Lehr- und Prüfanstalt Köln.
“Learning by using all senses” Working with a polar bear fur.
Temporarily provided by customs authorities.
(Foto: Steffens)
Abb. 30: „Der Treibhauseffekt“ Arbeitsmappe in der Klasse 5.
“The greenhouse effect” Journal in grade 5.
(Foto: Christott)
Die Auseinandersetzung mit dem
Thema „Eisbär“ liefert eine große
Bandbreite an Möglichkeiten, nicht
nur für den Fachunterricht, auch
fächerübergreifende Projekte und
Unterrichtsvorhaben mit offeneren
Unterrichtsformen sind realisierbar
(Abb. 28, 29, 30, 31).
In der Mittelstufe eröffnet die Ökologie viele fachübergreifende Aspekte,
die anhand des Fallbeispiels Churchill
thematisiert werden können. Das
Konfliktpotential im Zusammenleben
von Mensch und Tier und Ansätze zur
Abb. 32: Christina Solbach, Schülerin im Camp 2005, als Expertin in
ihrem Leistungskurs in Rösrath.
Christina Solbach, member of the Camp in 2005, as expert in her group
at home.
(Foto: Verroul)
Lösung vertiefen das Verständnis für
Zusammenhänge. Durch handlungsoder produktorientierten Unterrichts
(Abb. 28, 29), ergeben sich viele Chancen zu unterschiedlichsten Formen
der Präsentation wie Podiumsdiskussionen oder Ausstellungen, bei
denen Lernende aktiv gestalten und
agieren können.
Im Oberstufenunterricht lassen sich
verhaltensökologische, populationsbiologische und stoffwechselphysiologische Fragestellungen anhand der
Thematik aufgreifen (SADLER, 2006).
Die als Botschafterin im Camp ausgebildete Schülerin fungierte in der
Folge an der Freiherr-von-SteinSchule als Expertin im Unterricht
(Abb. 32) ihres eigenen Leistungskurses im Rahmen des Kurshalbjahres Ökologie, Jahrgangsstufe 13
(s. Tabelle 2).
Insgesamt konnte die Thematik in fast
allen Jahrgangsstufen mit den unterschiedlichsten Schwerpunktsetzungen
aufgegriffen werden. Besondere Breitenwirkung erhielt die Auseinandersetzung durch den Einbezug der
191
ten die unterschiedlichsten Facetten
des „Königs der Arktis“ an der westlichen Hudson Bay sowie die Aussichten seiner Weiterexistenz im 21. Jahrhundert.
Die Zooschule Köln begleitete die
Projekte beratend. An der Freiherrvom-Stein-Schule ergab sich eine enge
Kooperation im Rahmen einer Klasse
6, die in einer gemeinsamen Exkursion (Zooschullehrer, Fachlehrer und
Schulklasse) in den Zoo Wuppertal
mündete. Dort konnten Eisbären vor
den Gehegen genau beobachtet und
studiert werden.
Perspektiven:
Rolle der Schulen –
Rolle der Zoologischen Gärten
Die Dynamik unserer Gesellschaft
erlaubt es nicht, von der Möglichkeit
auszugehen, mit einem schulisch
erworbenen Wissensvorrat das gesamte künftige Leben fristen zu können.
Es ist Fakt, dass der Zuwachs an
Kenntnissen – gerade im naturwissenschaftlichen Bereich – und die
permanente Notwendigkeit der Einstellung auf neue Lebenssituationen
die Kontinuität der Lernprozesse
erzwingt.
Tabelle 2: Übersicht über die Unterrichtsreihe im Leistungskurs 13 an der Freiherr-vom-SteinSchule in Rösrath.
Overview of the sequence of lessons at the advanced level of grade 13.
Elternschaft und die Kooperation mit
einem weiteren Gymnasium, das sich
ebenfalls an der Präsentation beteiligte
und eine gesonderte Ausstellung
durch die Jahrgangsstufe 8 erstellte
(MOCZARSKI, 2005).
Im Heinrich-Heine-Gymnasium bildete ein Präsentationsabend im
Pädagogischen Zentrum den Abschluss des Projektes, an der auch die
kooperierenden Schüler der 8. Klassen
des Kaiserin-Theophanu-Gymnasi-
192
ums, Köln-Kalk, teilnahmen Die Ausstellung aller von den Schülern erstellten Eisbärenwerke öffneten Eltern,
Lehrern und Schülerschaft den Blick
für die Probleme der Arktis und seiner
Bewohner. Der Reisebericht der Schülerin sowie eine Podiumsdiskussion
mit Schülern, die kontroverse Rollen
zur Problematik der „Müllbären“ in
Churchill einnahmen sowie Experten
wie Frau Dr. Kolter, Zoo Köln, und
Frau Graffius von der Zolltechnischen
Lehr- und Prüfungsanstalt beleuchte-
Wie unsere Zukunft gestaltet sein wird
lässt sich nicht mit Sicherheit prognostizieren. Es ist aber Tatsache, dass ihre
Gestalt von denen geprägt und entschieden wird, die heute die Schulen
besuchen. Die Lehrenden von heute
können nicht sicher sein, welche Verhaltensweisen und Einstellungen zukünftig relevant sein werden. Die
anzustrebenden Ziele schulischer Bildung werden deshalb darin liegen
müssen, zu informieren und Lernprozesse zu initiieren. Im Besonderen
muss als Erziehungsziel im Blick bleiben, Impulse zu setzen, sowie Selbstbestimmung, Eigenverantwortlichkeit
und selbstständige Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen
zu fördern. Dies werden unabdingbare Kompetenzen für zukünftige
Handlungsoptionen sein. Es sind
Weichen zu stellen für das weitere
Zusammenleben auf der Erde. Es geht
beim Schutz der Arktis und der Thematisierung in der Schule nicht nur
um die Rettung des Eisbären, der auf
seiner Eisscholle sitzt. Wir können mit
dem Eisbären beginnen, denn, wenn er
verschwindet, verschwinden auch die
anderen Mitglieder des Ökosystems.
Abb. 33: Eisbärengehege im Scandinavisk Dyrepark, Dänemark
Polar bear exhibit in Scandinavisk Dyrepark, Denmark.
Das Eis der Polkappen fungiert als
Schutzschild der Erde, als Spiegel, der
das Sonnenlicht reflektiert und vor
Überhitzung schützt. Es wird Jahrzehnte dauern, bis ein Teil des Packeisgürtels gerettet sein wird – wenn es
gelingt, den Prozess der globalen
Erwärmung umzukehren.
Vor allem die reichen Industriestaaten
stehen dabei in der Pflicht zum Handeln, einer Kraftanstrengung, die im
Interesse aller Menschen liegt. Es muss
nach der Devise verfahren werden:
„global Denken – lokal Handeln“.
Besonders den Jugendlichen sind – als
Entscheidungsträger von morgen –
sinnstiftend die Zusammenhänge nahe
zu bringen.
Schwerpunkt in der Vermittlung
umwelterzieherischer Gedanken wird
sein, den unmittelbaren und ganzheitlichen Ansatz zu fördern. Sicherlich ist
die Chance eines Aufenthaltes im
Rahmen einer Forschungsreise sehr
exklusiv und die Ausnahme, aber bei
der Problematik „Klimawandel“ sind
auch in Deutschland Gespräche mit
(Foto: Kolter)
Experten denkbar. Auf Exkursionen
werden auch hier Veränderungen
wahrnehmbar und erfahrbar, dadurch
kann im Alltagsgeschehen sensibilisiert werden für den Umgang mit
Ressourcen. Pädagogisch unredlich ist
es jedoch, der nachwachsenden Generation vorzuschreiben, wie sie ihr
Leben gestalten soll, ohne selbst von
Entscheidungsträgern, öffentlichen
Einrichtungen, Ausbildungsstätten
wie Schulen oder außerschulischen
Lernorten das Prinzip der Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21 vorgelebt
zu bekommen.
Die Rolle der Zoologischen Gärten,
die die originale Begegnung und den
multisensorischen Zugang zu Tieren
verschiedenster Lebensräume ermöglichen, liegt in der verstärkten Präsentation und Aufklärung über die aktuelle Situation im Freiland. Der Zoo
stellt einen Erlebnisraum dar, in dem
der Besucher auf Entdeckungsreise
geht, bei der Beobachtung zum Nachdenken angeregt wird und in Ruhe seinen Überlegungen nachspüren kann –
ohne durch hektischen Aktionismus
Abb. 34: „Bears on Broadway“ in Winnipeg/Manitoba. Verschiedene, von Künstlern
geschaffene Bärenskulpturen sind an einer
Hauptstraße in Winnipeg aufgestellt.
“Bears on Broadway”inWinnipeg/Manitoba.
(Foto: Schiedges)
193
und vordergründige „Eventkultur“
manipuliert zu werden. Auch im Zoologischen Garten der Zukunft, der den
Luxus besitzt, Tiere als Botschafter
beherbergen zu dürfen (s. Abb. 33: Eisbär Zoo), bleibt die Bildungsaufgabe
oberste Pflicht und stellt neben der
Erforschung die Legitimation für die
Haltung bedrohter Tierarten dar.
Begegnungen der besonderen Art wie
in der Tundra, Augenblicke des Staunens können auch im Zoo Chancen
für besondere Momente bieten und
Spuren im Gedächtnis hinterlassen.
Abb. 35: Arktis ohne Eis – im Jahre 2050?
Arctic without arctic ice – in 2050?
194
Die Einzigartigkeit der evolutiven
Idee des Eisbären darf nicht allein als
Plüschtier, in der Kunst (Abb. 34), der
Werbung, oder in Archiven wach
gehalten werden.
Die originale Begegnung, die in Zoologischen Gärten noch möglich ist, der
emotionale Zugang und das Erleben
mit allen Sinnen öffnen für eine intensive Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Natur. Diese Momente
können der Schlüssel sein für einen
Neuanfang, für Engagement und Ein-
satz im Natur- und Artenschutz, für
die Bewahrung der Vielfalt der
Lebensräume wie der Arktis und seines Botschafters, des Eisbären.
Dabei sind Tiergärten allein „Türöffner“ für die Welt draußen. Sie sind kein
Ersatz, kein Alibi, keine Arche Noah
vor der Sintflut und kein Museum zur
Bewahrung von Kulturgütern. Sie legitimieren die Wissensgesellschaft nicht
all ihre Aktivitäten auf wirtschaftliches Wachstum auszurichten und die
Erde in ihrer Vielfalt zu gefährden.
(Quelle: ACIA; Assessment: Impacts of a warming Arctic, Reykjavik, 2004, verändert)
„Die Eisbären sind nur ein Zeichen für
uns Menschen, aber wir müssen es
wahrnehmen und nicht einfach leichtfertig übergehen, sonst könnte das
Ende der Menschheit durch unsere
eigene Blindheit besiegelt sein.
Ich möchte, dass man den Eisbären
nicht nur als ein Tier mit Problemen
betrachtet, dass in weiter Ferne lebt,
sondern als eines, welches uns unsere
zukünftigen Probleme aufzeigt.“
Meike Bilstein, 2005, Auszug aus der
Facharbeit in der Jahrgangsstufe 12:
Eisbären in Kanada.
Im großen Kreislauf der Natur ist
Ende gleich Anfang. Dieser Logik
zufolge beginnt eine Danksagung
eigentlich so richtig mit dem Ende.
Schließlich wäre dies alles nicht
möglich gewesen ohne den Aufbau
der Zoopädagogik im Zoologischen
Garten Köln. So möchte ich an dieser
Stelle Herrn Prof. Dr. G. Nogge herzlich danken für die Förderung und
Unterstützung zahlreicher innovativer
Projekte im Rahmen des Bildungsauftrages des Zoologischen Gartens
Köln.
Zusammenfassung
Danksagung
Ein ganz besonderer Dank gilt der
Organisation Polar Bears International (PBI), die mir den Aufenthalt an
der Hudson Bay ermöglichte. Speziell
danke ich Carolyn und Robert Buchanan für ihre Gastfreundschaft und die
Bestärkung „to make the difference“.
Die Realisation des Projektes wäre
ohne die Unterstützung und tatkräftige
Mitgestaltung der Schulleitungen sowie der Kolleginnen und Kollegen der
beteiligten Schulen nicht möglich
gewesen – dafür mein herzlicher
Dank! Sie haben trotz vielfältiger
zusätzlicher Belastungen den Eisbär
und die Arktis fest in den Herzen und
Köpfen der Jugendlichen verankert.
Meinen Kolleginnen Frau Berger, Frau
Koch-Bilstein und Frau Steffens
am Heinrich-Heine-Gymnasium in
Köln-Ostheim danke ich sehr für die
gute Zusammenarbeit und die Umsetzung der Thematik mit unterschiedlichsten Lerngruppen sowie für die
kreative Ausgestaltung des Präsentationsabends.
Im Besonderen bedanke ich mich bei
Frau Burger und Frau Verroul (Freiherr-vom-Stein-Schule, Rösrath) für
die tatkräftige Unterstützung und die
enge Kooperation mit der Zooschule.
Schließlich gilt mein Dank auch den
ehemaligen Referendarinnen und Referendaren des Biologiefachseminars im
Studienseminar Leverkusen, Frau
Christott, Herr Moczarski (2004) und
Herr Sadler (2005), die sich mutig den
innovativen Herausforderungen des
„Polar Bear Projectes“im Rahmen einer
Staatsexamensarbeit gestellt haben.
Der globale Klimawandel wirkt sich
besonders gravierend im empfindlichen Lebensraum Arktis aus. Gewaltige Treibgasemissionen bewirken eine
Schädigung der Ozonschicht. Der
Anteil an UV-Strahlung, der die
Bodenoberfläche erreicht, nimmt zu.
Die Eisbedeckung ist in den letzten 30
Jahren bereits um 8% geschrumpft –
eine Fläche von circa einer Million
Quadratkilometer. Dies ist besonders
mit katastrophalen Folgen für die
empfindlichen Lebensgemeinschaften
verbunden. Die Population der Eisbären (Ursus maritimus) an der westlichen Hudson Bay bildet einen sensiblen Indikator für klimatische Veränderungen und eignet sich besonders
gut für Studienzwecke, da sich die
Tiere im Herbst um die Stadt
Churchill versammeln. Die Organisation PBI ermöglichte 2004 und 2005
jeweils einer Schülerin aus dem Kölner
Raum den Aufenthalt in einem
„Adventure Learning Camp“ an der
Hudson Bay. Sie wurden zu „Botschafterinnen des Nordens“ ausgebildet und stellten ihre Tagebucheintragungen ins Internet. Gleichzeitig wurden an den Schulen im Kölner Raum
Projekte zum Thema „Eisbär“ und
„Arktis – ein bedrohter Lebensraum“
in vielen Jahrgangsstufen handlungsorientiert durchgeführt.
Die enge Verzahnung zwischen
Schulen, außerschulischen Lernorten
und im Naturschutz involvierten
Organisationen wird auch zukünftig
Perspektiven für eine Umwelterziehung durch vernetzbares Wissen
eröffnen, die die Jugendlichen von
heute als Entscheidungsträger von
morgen in die Lage versetzt, Weichen
zu stellen für ein Zusammenleben im
Sinne der Agenda 21.
Abstract
The global climate change affects the
sensitive ecosystem of the high marine
arctic in particular ways. UV radiation,
reaching the surface of the earth is
increasing because the ozone layer
is damaged by huge amounts of
greenhouse gases. The ice cover has
already decreased by 8% during the
last 30 years – totalling an area of one
million square kilometers. The consequences for the biodiversity are
disastrous.
As the polar bear depend sea ice and
here on the most productive land fast
areas, the species can be regarded as an
indicator for changes in sea ice cover.
This is likely to occur earliest in southern parts of its annual distribution,
like in the Western Hudson Bay,
where one of the best studied polar
bear populations is living. In autumn
polar bears are easy to observe and to
study near the town of Churchill.
Here they gather in large numbers
along the coast.
Polar Bears International (PBI), a
conservation NGO with particular
focus polar bears and their habitat,
has organized the “Adventure
Learning Camp” in Churchill. The
organisation supported the participation of a high school student
from the Cologne region in 2004 and
2005. During the camp the students
from four nations were trained to
act as “ambassadors for the northern
arctic”. Each of them posted daily
notes on their experiences and impressions to the PBI website. At
the same time the topics “polar bears”
and “threats to the arctic marine
ecosystem” were introduced into
lessons and were subjects for
different classes of all ages in several
schools of the Cologne region. The
goal was to initiate actions towards
conservation.
Close linkages between schools, extracurricular educational institutions
like zoos and conservation oriented
organisations offer new perspectives
for conservation education. The
knowledge and experience gained
during activities like the ones
described should enable young
people, who might become future
leaders, to make decisions which are
crucial for the kind of cooperation and
coexistence, as defined by agenda 21.
195
Literatur:
ACIA Arctic Climate Impact Assessment;
International Scientific Symposium, Reykjavik, Iceland (2004).
BURKHARD, M.: „Was kann der Eisbär
denn dafür…“.
PCB – Von der perfekten Substanz zum
Umweltgift, Arbeitsbuch für den Unterricht
an der Sekundarstufe I und II, Verlag
Pestalozzianum an der Pädagogischen
Hochschule Zürich (2003).
CHRISTOTT, J.: Polar Bear Project – eine
Kooperation zwischen PBI (Kanada), Zoo
Köln und dem Heinrich-Heine-Gymnasium
Köln-Ostheim. Möglichkeiten und Grenzen
alternativer Lehr- und Lernformen in Klasse
5, 2. Staatsexamensarbeit, Studienseminar
Leverkusen (2005).
http://www.mehrinfo.de/eisbaer
erstellt durch LK 12 Heinrich-HeineGymnasium Köln-Ostheim (2004)
(Stand: 15.11.2006)
http://www.acia.uaf.edu
Arctic Climate Impact Assessment
(Stand: 22. 11.2006)
http://www. espere.de
Environmental Science Published for
Everybody Round the Earth
„Überleben in Eiseskälte“, Materialien für
den fachübergreifenden NW-Unterricht,
Forum Eltern und Schule, Huckarder Str. 12;
D-44147 Dortmund, Tel: 0231/148011, Fax:
0231/147942.
Umweltpolitik: Umweltbewusstsein in
Deutschland 2002 – Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Umwelt
Bundes Amt, Berlin.
http://www.sternreview.org.uk
Sir Nicholas Stern: Analyse zu den
wirtschaftlichen Auswirkungen des
Klimawandels (Stand: 15.11.2006)
http://www.bmu.de/pressemitteilungen
Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit,
Informationen zum Klimaschutz
(Stand: 15.11.2006)
HASSOL, S.: „Impacts of a warming arctic“
Cambridge university Press (2004), zu beziehen über PBI.
MOCZARSKI, S.: Planung und Durchführung eines Projektes in der Klassenstufe 8 der
Kaiserin-Theophanu-Schule unter besonderer Berücksichtigung des Aspektes „Schüler
als Experten“ im Rahmen einer Ausstellungspräsentation, 2. Staatsexamensarbeit, Studienseminar Leverkusen (2005).
SADLER, A.: Kritische Auseinandersetzung
mit der Methode des Einsatzes einer Schülerin als Expertin im Rahmen des Kurshalbjahres „Ökologie“ der Jahrgangsstufe 13, 2.
Staatsexamensarbeit, Studienseminar Leverkusen (21.11.2006).
SPÖRHASE-EICHMANN, U. & W. RUPPERT: Biologie-Didaktik, Cornelsen Verlag
(2004).
Internet:
http://www.polarbearsinternational.org
link to: Adventure Learning program /
Science Leadership Camp
(Stand: 20.11.2006)
http://www.ngm.com/polarbearcam
(Stand: 18.11.2006)
Materialien für den Unterricht:
KLEESATTEL, W.: „Überleben in Eis,
Wüste und Tiefsee“. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Darmstadt (1999).
ROSING, N.: Im Reich des Polarbären.
Tecklenborg Verlag (2003).
Fachzeitschriften und
Ausstellungskataloge
„Arktis – Antarktis“ Katalog zur Ausstellung 1997, Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik Deutschland GmbH, Bonn.
Bund-Länder-Kommisssion: Bildung für
eine nachhaltige Entwicklung, Heft 72
(1999).
„Extreme Lebensräume“, Unterricht Biologie 304, Friedrich Verlag (Mai 2005).
KEATING, M.: Agenda für eine nachhaltige
Entwicklung Centre for our common future
(1995).
Polarregionen, Praxis Geographie, Westermann Verlag (10/2003).
Anschrift der Verfasserin:
Dr. Irene Schiedges
Zooschule Köln
Riehler Straße 173
D-50735 Köln
[email protected]
Studienseminar Leverkusen
Brückenstraße 10-12
D-51379 Leverkusen
[email protected]
Wenn Sie die Projekte von PBI unterstützen
möchten, so finden Sie alle notwendigen
Informationen auf der Website von PBI.
http://www.polarbearsinternational.org
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