1,1,1,2-Tetrafluorethan

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GESTIS-Stoffdatenbank
1,1,1,2-Tetrafluorethan
IDENTIFIKATION
1,1,1,2-Tetrafluorethan
R 134a
Norfluran
ZVG Nr:
CAS Nr:
EG Nr:
491009
811-97-2
212-377-0
CHARAKTERISIERUNG
STOFFGRUPPENSCHLÜSSEL
141110
148100
162000
Halogenkohlenwasserstoffe, aliphatisch, gesättigt
Fluorverbindungen, organisch
Organische Gase
AGGREGATZUSTAND
Der Stoff ist gasförmig.
EIGENSCHAFTEN
Farbe:
farblos
Geruch: schwach
etherisch
CHEMISCHE CHARAKTERISIERUNG
Nicht brennbares Gas.
Nur geringfügig löslich in Wasser.
Gas ist schwerer als Luft.
In Druckgasflaschen liegt es in verflüssigter Form vor.
Beim Verdampfen der sehr kalten Flüssigkeit oder beim Entspannen des Gases bilden sich kalte
Nebel, die sich am Boden ausbreiten.
Bei hohen Konzentrationen besteht Erstickungsgefahr.
PHYSIKALISCH CHEMISCHE EIGENSCHAFTEN
SCHMELZPUNKT
Schmelzpunkt:
-101 °C
SIEDEPUNKT
Siedepunkt:
-26,1 °C
KRITISCHE DATEN
Kritische Temp.:
101,0 °C
Kritischer Druck:
40,6 bar
Kritische Dichte:
0,512 g/cm³
DICHTE
DICHTE
Wert:
Temperatur:
(als Flüssigkeit)
1,21 g/cm³
25 °C
RELATIVE GASDICHTE
Dichteverhältnis zu trockener Luft bei gleicher Temperatur und gleichem Druck
Wert:
3,52
DAMPFDRUCK
Dampfdruck:
Temperatur:
2 bar
-10 °C
Dampfdruck:
Temperatur:
2,9 bar
0 °C
Dampfdruck:
Temperatur:
4,1 bar
10 °C
Dampfdruck:
Temperatur:
5,7 bar
20 °C
Dampfdruck:
Temperatur:
7,7 bar
30 °C
Dampfdruck:
Temperatur:
13,2 bar
50 °C
VERTEILUNGSKOEFFIZIENT (Octanol/Wasser)
log Kow:
0,94
Empfohlener Wert der LOG KOW Datenbank.
WEITERE ANGABEN
Treibhauspotenzial : 1300
Ozonabbaupotenzial : 0
ARBEITSMEDIZIN UND ERSTE HILFE
AUFNAHMEWEGE
Hauptaufnahmewege:
Der Hauptaufnahmeweg für 1,1,1,2-Tetrafluorethan (R 134a) verläuft über den Atemtrakt.[07908]
Atemwege:
10-15-minütige inhalative Exposition von Ratten bzw. Hunden gegenüber 50000 ppm R 134a führte
bereits nach kurzer Zeit zu einer relativ konstanten Blutkonzentration in der Größenordnung 50 mg/l.
[07619]
Dies entspricht einer Resorptionsrate von ca. 1 %.[07869]
Haut:
Zur Hautresorption sind keine Angaben verfügbar.[99983]
Infolge des niedrigen Siedepunktes der Flüssigkeit dürfte die Kontaktzeit für eine Resorption
toxikologisch relevanter Mengen zu gering sein.
In Extremfällen sollte jedoch auch dieser Aufnahmeweg beachtet werden.[99999]
Verdauungstrakt:
Es sind keine Angaben verfügbar.[99983]
Auf Grund des niedrigen Siedepunktes der unter Normaldruck heftig siedenden und schnell
verdampfenden Flüssigkeit ist eine orale Aufnahme - auch akzidentell - sehr unwahrscheinlich.
[99999]
WIRKUNGSWEISEN
Hauptwirkungsweisen:
akut:
nur nach Einwirkung hoher Konzentrationen von Dämpfen oder Aerosolen leichte Reizwirkung auf
Schleimhäute,
Herz-Kreislaufstörungen, narkotische Wirkung zu erwarten;[07619]
Unterkühlungen bzw. Erfrierungen bei Haut- oder Augenkontakt mit der Flüssigkeit[07869]
chronisch:
keine Angaben für den Menschen möglich[99983]
Akute Toxizität:
An 20 Probanden wurden innerhalb von 4 min 970 mg R 134a inhalativ (in Form von Sprühstößen)
verabreicht. Eine Änderung der Vitalfunktionen bzw. Beeinflussung des EKG konnte nicht festgestellt
werden.[07619]
Weitere Angaben für den Menschen sind nicht verfügbar.[99983]
Wie bei vergleichbaren niedrig siedenden Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) ist vorauszusetzen, daß
direkter Augen- oder Hautkontakt mit entspannter Füssigkeit aus Druckgasbehältern zu
Unterkühlungen bis Erfrierungen der betroffenen Gewebe führt.[99997]
Eine deutliche irritative oder eine sensibilisierende Wirkung des Gases wird als unwahrscheinlich
angesehen.[07985]
Aus Tierexperimenten liegen hierzu wenige Daten vor:[99983] Augenkontakt mit Dämpfen aus einer
Sprühdose (5-15 s Dauer) verursachte bei Kaninchen nur sehr leichte Reizungen.[07619]
Eine Hautsensibilisierung konnte in einem Versuch mit verflüssigtem R 134a am Kaninchen nicht
nachgewiesen werden.
R 134a-Dämpfe waren im Tierversuch bei akuter inhalativer Einwirkung sehr gering toxisch.[07869]
Bei Mäusen wurden ab 200000 ppm zentralnervöse Symptome beobachtet, 270000 ppm wirkten bei
50 % der Tiere narkotisch. Letale Effekte traten bei 4 verschiedenen Tierarten (Expositionszeiten 1
min bis 4 h) erst bei Konzentrationen > 500000 ppm auf.[07619]
An Hunden wurde eine Sensibilisierung des Herzens gegenüber exogenem Adrenalin nach
kurzzeitiger Inhalation von R 134a in Konzentrationen ab 80000 ppm beobachtet. Als no observed
effect level (NOEL) wurden 40000 bzw. 50000 ppm angegeben.[07869]
In schlecht belüfteten Räumen muß bei massiver Freisetzung von flüssigem R 134a infolge der sehr
hohen Verdampfungsgeschwindigkeit mit einer Verdrängung von Sauerstoff und dadurch bedingter
Erstickung gerechnet werden.[99999]
In Analogie zu anderen FKW kann bei Bränden oder durch starke thermische Belastung
Fluorwasserstoff entstehen, dessen Inhalation starke Lungenschädigungen verursacht.[99997]
Chronische Toxizität:
Bezüglich der Expositionssituation in der herstellenden Industrie wurde eingeschätzt, daß
Konzentrationen im Mittel unter 10 ppm liegen, mit gelegentlichen Expositionsspitzen von einigen
100 ppm. Über evtl. gesundheitliche Störungen bei den Beschäftigten wurde nicht berichtet.[07985]
In einer inhalativen 28 d-Studie an Ratten (0; 10000 bzw. 50000 ppm, 6 h/d, 5 d/w) stellte man keine
klinischen oder biochemischen Vergiftungsanzeichen fest. Die nachfolgende pathologischanatomische und histologische Untersuchung ergab keine morphologischen Veränderungen; eine
Erhöhung der Leber- und Nieren- bzw. Erniedrigung der Hodengewichte wurde als Folge der
Adaptation an die Exposition interpretiert. Letztere Befunde waren in einer 3-Monate-Studie nicht
reproduzierbar.[07869]
In einer chronischen Studie an Ratten (0, 2500, 10000, 50000 ppm, 6 h/d, 5 d/w über 104 Wochen)
fand man weder veränderte Überlebensraten noch Störungen der Körpergewichtsentwicklung.
Klinisch-chemische und hämatologische Parameter waren unverändert. In den höchsten
Dosisgruppen ergab sich eine erhöhte, jedoch nicht biologisch relevante Fluoridausscheidung im
Urin. Allerdings wurden in der höchsten Dosisgruppe eine signifikante Erhöhung der Hodengewichte
und eine erhöhte Inzidenz bestimmter Zellveränderungen in den Hoden (Leydig-ZwischenzellenHyperplasie und benigne Tumoren) festgestellt.[99997]
Weitere Studien (2-Jahres-Studie bei bis 50000 ppm an Ratten bzw. bis 75000 ppm an Mäusen; 1Jahres-Studie bis 120000 ppm an Hunden) wurden weniger gründlich durchgeführt, wiesen aber
keine entsprechenden Befunde nach.[07985]
Insgesamt wurde der NOEL bei chronischer Verabreichung von R 134a in Tierexperimenten mit
10000 ppm beziffert.
Dementsprechend kann auch das chronische Expositionsrisiko als gering bezeichnet werden.
[07619]
Reproduktionstoxizität, Mutagenität, Kanzerogenität:
Zur Einstufung des fortpflanzungsgefährdenden, erbgutverändernden und krebserzeugenden
Potentials s. Stoffliste nach Anhang VI der GHS-Verordnung oder TRGS 905 oder MAK-Liste.
(s. Kapitel VORSCHRIFTEN).
Reproduktionstoxizität:
Ein Risiko der Fruchtschädigung braucht bei Einhaltung des MAK-Wertes / BAT-Wertes nicht
befürchtet zu werden.
[07908] Mutagenität:
Diverse Mutagenitätstests (in vitro und in vivo) führten zu der Feststellung, daß R 134a kein
gentoxisches Potential besitzt.
Kanzerogenität:
Aus den bisher durchgeführten Untersuchungen ist kein kanzerogenes Potential für den Menschen
ableitbar.[07619]
Stoffwechsel und Ausscheidung:
Aus Tierexperimenten und in vitro-Tests (Mikrosomenpräparationen) wurde ein oxidativer
Biotransformationsmechanismus abgeleitet, der durch induzierbare mischfunktionelle Oxidasen eine
Dehalogenierung und Oxidation unter Bildung von Fluorid und wahrscheinlich Trifluorethanol,
Trifluoracetaldehyd und Trifluoressigsäure bewirkt.[99997]
An Ratten wurde nach Exposition gegenüber 10000 ppm R 134a (14C-markiert) gefunden, daß von
der nach 1 h resorbierten Menge (1 % der inhalierten Dosis) zwei Drittel innerhalb 1 h unverändert
exhaliert wurden. Die verbleibende Radioaktivität wurde als CO2 (ca. 0,25 %) über die Lunge
exhaliert bzw. als Trifluoressigsäure (0,09 %) über die Niere oder als nicht identifizierte Metaboliten
(0,04 %) über den Darm eliminiert.[07869]
Eine neuere Studie ergab, daß auch geringe Mengen der Biotransformationszwischenprodukte
Trifluorethanol und Trifluoressigsäure über den Urin ausgeschieden werden.[99997]
Beim Menschen konnten bei vergleichsweise niedriger Exposition keine organischen fluorhaltigen
Metaboliten nachgewiesen werden. Es erfolgte eine ungewöhnlich schnelle Abatmung der Noxe
(längste Plasmahalbwertszeit: 7 min).[07619]
Anmerkung:
Die Bearbeitung dieser arbeitsmedizinischen Informationen erfolgte am 30.07.99.
Sie werden bei Bedarf angepasst.[99999]
ERSTE HILFE
Augen:
Auge unter Schutz des unverletzten Auges 10 Minuten unter fließendem Wasser bei weitgespreizten
Lidern spülen.
Für ärztliche Behandlung sorgen.
Haut:
Betroffene Hautpartien sofort gründlich unter fließendem Wasser mit Seife reinigen.
Benetzte Kleidung entfernen, dabei Selbstschutz beachten.
Verletzten ruhig lagern, vor Unterkühlung schützen.
Nach Kontakt mit der Flüssigkeit unterkühlte Hautflächen mit warmem (nicht heißem) Wasser
behandeln.
Währendessen Arzt rufen.[99999]
Atmungsorgane:
Verletzten unter Selbstschutz aus dem Gefahrenbereich an die frische Luft bringen.
Sofort für Frischluft sorgen oder mit Sauerstoff angereicherte Luft zuführen.
Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung stabile Seitenlage.
Verletzten ruhig lagern, vor Unterkühlung schützen.
Für ärztliche Behandlung sorgen.
Bei gleichzeitig stattgefundenem Kontakt mit Brandgasen bzw. thermischen Zersetzungsprodukten:
[99999]
Ehestmöglich ein Glucocorticoid-Dosieraerosol zur Inhalation wiederholt tief einatmen lassen.
Verschlucken:
Aufgrund des niedrigen Siedepunktes der Flüssigkeit ist eine orale Aufnahme toxikologisch
relevanter Mengen unter realen Bedingungen nicht möglich.[99999]
Hinweise für den Arzt:
Aufgrund weniger inhalativer Untersuchungen an Freiwilligen mit relativ niedrigen Expositionen und
Tierexperimenten mit hohen bis sehr hohen Konzentrationen wurde 1,1,1,2-Tetrafluorethan (R 134a)
als akut und chronisch gering wirksamer Schadstoff bezeichnet.[07619]
(Wahrscheinliche) Symptomatik der akuten Vergiftung:
Augen und Haut: Unterkühlungen bzw. Erfrierungen bei Kontakt mit entspannter oder stark
unterkühlter Flüssigkeit;[99999] leichte Reizwirkung konzentrierter Dämpfe bzw. Aerosole
Inhalation: irritatives Wirkpotential auf die Schleimhäute wohl nur - wenn überhaupt - bei sehr hohen
Konzentrationen zu erwarten, desgleichen systemische Effekte[07619]
Ingestion: nicht relevant[99999]
Resorption: zentralnervöse Symptomatik (Depression bis Narkose) in extrem hohen
Konzentrationen.[07619]
Bei Freisetzung sehr großer Mengen von Flüssigkeit und deren schneller Verdampfung in engen
Räumen kann es zur Asphyxie infolge Sauerstoffmangels kommen.[99999]
Inhalation von R 134a enthaltenden Brandgasen oder thermischen Zersetzungsprodukten kann zu
Lungenschädigungen (toxisches Lungenödem) infolge des Gehaltes an Fluorwasserstoffsäure
führen.[99997]
Hinweise für die Erste ärztliche Hilfe:
Verletzungen der Augen durch Flüssigkeitskontakt sollten nach Erstversorgung (Spülung, steriles
Abdecken, ggf. systemische Schmerzbehandlung) grundsätzlich durch einen Ophthalmologen
behandelt werden.[99999]
Bei Erfrierungen an anderen Körperteilen diese in einem Bad oder unter der Dusche mit Wasser von
40-42 Grad C (keinesfalls darüber!) behandeln. Keine trockene Hitze anwenden. Bei Abfall der
Körpertemperatur unverzüglich Wiederaufwärmung des Patienten in einem Wasserbad.
Symptomatische Weiterbehandlung. In schweren Fällen von Atemnot: Beatmung, Schocktherapie.
Hierbei kein Adrenalin, Ephedrin oder Noradrenalin einsetzen, da diese Verbindungen bei
gleichzeitiger Anwesenheit von FKW Myocard-sensibilisierend wirken und die Herzfunktion
verschlechtern können.[99997]
Nach Kontakt mit thermischen Zersetzungsprodukten Lungenödemprophylaxe fortsetzen bzw.
baldmöglichst beginnen.[99999]
Empfehlungen:
Stoff/Produkt und durchgeführte Maßnahmen dem Arzt angeben.
Zur Kontrolle etwa auftretender Spätschäden sollten insbesondere die Nieren-, Leber- und Herz/Kreislauffunktionen geprüft werden.[99999]
Anmerkung:
Die Bearbeitung dieser Informationen zur Ersten Hilfe erfolgte am 01.09.97.
Sie werden bei Bedarf angepasst.[99999]
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