Atmen mit Perspektive Das EvKB bietet Menschen mit maschineller Beatmung ein Heim. | S. 9 med+ Das EvKBMagazin Unsere Berufung: Leben retten! Im Notfall sind wir sofort zur Stelle. Bei der Erstversorgung müssen dann alle Fachdisziplinen perfekt miteinander kooperieren, um das Überleben der Patienten zu gewährleisten. | Seite 4-6 „Zuerst der Mensch“ Herausforderung Pflege: Interview mit der Schweizer Ordensschwester Liliane Juchli. | S. 10/11 Ausgabe 02 | 2013 Freitag, 5. Juli 2013 Editorial Inhaltsangabe BLUTSPENDE 07 Ein kleiner Stich hilft Leben zu retten. Beatmung 09 Die maschinelle Beatmung ist ein Einschnitt im Leben – es gibt aber Hoffnung. Liebe Leserin, lieber Leser! Z ukunft braucht Herkunft. Wenn eine Berufsgruppe unseres Klinikums sich diesen Leitsatz auf die Fahnen schreiben darf, dann ist es die Pflege. Der Grund liegt auf der Hand: Das hundertjährige Bestehen unseres Hauses Gilead I, das wir in diesem Jahr feiern können, verdanken wir den Diakonissen in Bethel. Sie haben die Pflege und deren Qualität maßgeblich geprägt sowie Gilead als Ausbildungszentrum gegründet. Ziel war es, hinsichtlich der stetig wachsenden Patientenzahlen und den damit verbundenen Herausforderungen den entsprechenden Bedarf an Pflegekräften zu qualifizieren und gut auf die Pflegetätigkeit vorzubereiten. Seitdem hat sich das Berufsbild der Pflege stark verändert. Eine Konstante bleibt aber über die Jahre erkennbar: die Herausforderung. War es vor hundert Jahren die Verstaatlichung der Pflegeausbildung, die die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zum Bau unseres Hauses Gilead I veranlasst hat, ist es heute der demografische Wandel mit immer älter und kränker werdenden 2 | EvKBMAGAZIN Patientinnen und Patienten. Das Berufsbild hat darauf mit einer konstanten Weiterentwicklung reagiert. Diese und andere Themen haben am 17. Juni beim Tag der Pflege 300 Pflegende aus unserem Krankenhaus mit ausgewiesenen Experten aus ganz Deutschland diskutiert. In diesem Kontext sind wir uns einig mit der Politik. Wie auch NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens bei unserem Gesundheitskongress mit Nachdruck betonte, müssen tragfähige Ausbildungs- und Finanzierungskonzepte geschaffen werden, wenn auch in Zukunft eine qualifizierte Pflege in den deutschen Krankenhäusern sicher sein soll. Dazu bedarf es allerdings einer realistischen Refinanzierung durch das Land und den Bund. Denn eines ist sicher und Prognosen sagen es voraus: In Zukunft - bereits 2020 - werden rund 24.000 Fachkräfte im Land fehlen. Für die Zukunft ist die Herkunft prägend. Deshalb wünsche ich mir im Namen Gileads, dass im Gesundheitswesen auch zukünftig die strukturellen Rahmenbedingungen so sind, dass Pflege hochqualifiziert im Sinne der Patienten und Pflegenden durchgeführt werden kann. Der Erhalt eines hohen Versorgungsstandards für unsere Patienten ist unser erstes und grundsätzliches Ziel. Eine solche Zukunft kann nur gemeinsam und mit voller Unterstützung der politisch Verantwortlichen gelingen. Diese wünschen wir uns, damit Pflege bei uns Zukunft hat! Dr. Thomas Krössin Geschäftsführer Evangelisches Krankenhaus Bielefeld Krankenhaus Mara hUmor hilft heilen 13 Auf der Kinderkrebsstation gab es viel zu lachen – mit Dr. Eckart von Hirschhausen. burnout Ist Urlaub eine Hilfe für Menschen, die von Burnout betroffen sind? 03 notfall Ohne Ersthelfer vor Ort hat der beste Notarzt keine Chance. 04 hygiene Resistente Keime sind ein großes Thema in Krankenhäusern und Kliniken. 08 beraten und handeln Das Ethikkomitee am EvKB nimmt eine Vorreiterrolle ein - und feiert Geburtstag. 12 qualität Eine EvKB-Klinik beteiligt sich an der Sicherungsstudie Herniamed. 14 babynahrung Workshop mit Diätassistentinnen, Hebammen und Medizinern. 15 Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co. KG in Kooperation mit Evangelisches Krankenhaus Bielefeld gGmbH Impressum Herausgeber: Evangelisches Krankenhaus Bielefeld gGmbH, Kantensiek 11, 33617 Bielefeld, Tel.: 0521/772700; verantwortlich i. S. d. P.: Dr. Rainer Norden (Vorsitzender Geschäftsführer), Dr. Thomas Krössin (Geschäftsführer), Sandra Gruß (Redaktionsleitung). Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Ritterstraße 33, 33602 Bielefeld; Redaktionsleitung: Oliver Hofen; Redaktion: Carsten Blumenstein; Autoren: Anneke Quasdorf, Oliver Herold; Fotos: Sarah Jonek, Sandra Sanchez, EvKB; Produktion: Jana Gebing; Herstellung: J. D. Küster Nachf. + Presse-Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 20, 33689 Bielefeld. burnout Personalien Bietet umfangreiche ambulante Angebote: Dr. Steffi Koch-Stoecker (oben) ist Oberärztin und DiplomPsychologin. Sie leitet die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA), die zur Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im EvKB gehört. Urlaub gegen Burnout? Die Sommerferien stehen vor der Tür - Zeit für Regeneration und Aktivität. Hilft Urlaub auch Menschen, die von Burnout betroffen sind? Dr. Steffi Koch-Stoecker behandelt Patienten, die sich ausgebrannt fühlen. Was ist ein Burnout? Dr. Steffi Koch-Stoecker: Bei einem Burnout fühlen sich Patienten kontinuierlich ausgelaugt, vor allem emotional. Sie finden aus ihrer Anspannung und Erschöpfung nicht heraus und gestalten daher auch ihre Freizeit nicht mehr aktiv. Das Abgespanntsein wirkt sich auf die Kreativität und Produktivität aus; eine Leistungsminderung entsteht. Auf der Arbeit machen sich dann Zynismus und Frustration bemerkbar. Trotz starker Müdigkeit kommt Schlaf- losigkeit hinzu. Wenn dieser Zustand chronisch wird, sprechen wir bereits von Folgekrankheiten des Burnouts wie Depression oder Angsterkrankungen. Burnout-Patienten haben häufig auch körperliche Probleme wie Rückenschmerzen oder Infekte. Wie entsteht ein Burnout? Koch-Stoecker: Die Arbeitsbedingungen haben sich verändert: Zur Arbeitsverdichtung und ständigen Erreichbarkeit kommt häufig das Erleben einer Personalien aus dem EvKB Unter den führenden Herzspezialisten Deutschlands Privatdozent Dr. Carsten W. Israel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie im EvKB, wurde in den wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung berufen. Dem Beirat gehören führende Herzspezialisten und Wissenschaftler in Deutschland auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen an. Dr. Israels Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Herzrhythmusbeschwerden. » www.evkb.de/kardiologie Prof. Pfitzenmaier zeigt Urologen moderne OP-Methode Prof. Dr. Jesco Pfitzenmaier, Chefarzt der Klinik für Urologie im EvKB, hat beim Europäischen Urologen-Kongress in Mailand vor weltführenden Urologen eine moderne Operationsmethode demonstriert, die bei Patienten mit gutartiger Prostatavergrößerung Anwendung findet. Ohne äußerliche Schnitte wird die Prostata durch die Harnröhre operiert und verdampft. Diese Methode ist besonders schonend. » www.evkb.de/urologie mangelnden Wertschätzung. Wenn Menschen von oben Druck spüren, ohne sich frei entfalten zu können, fühlen sie sich wie in einer Tretmühle. Wer ist besonders gefährdet? Koch-Stoecker: Wegen unterschiedlichster Einflussfaktoren sprechen wir von bio-psychosozialen Vorbedingungen. Menschen mit perfektionistischen Zügen sind gefährdeter als solche, die auch mal fünf gerade sein lassen. Aber auch somatische oder psychische Vorerkrankungen bringen ein erhöhtes Risiko mit sich. Urlaub holt die Betroffenen vorübergehend aus der Tretmühle. Hilft das? Koch-Stoecker: Man sollte im Urlaub Dinge tun, die Freude bereiten. Bewegung ist gut, Ausdauersport wirkt antidepressiv. Um zu regenerieren, müssen wir in unserer Freizeit die schlechten Gefühle ablegen können. Urlaub ist ein Ausgleich für den „gewöhnlichen“ Stress. Bestehen bereits deutliche Arbeitsüberlastung, Frustration und Zynismus, empfiehlt es sich, die Zeit auch zu nutzen, um sich selbst zu überdenken: „Wie organisiere ich mich, damit ich nicht nach dem Urlaub in das gleiche Muster zurückfalle?“ Den meisten geht es besser, wenn sie die Fäden wieder in der Hand haben. Auf diese Weise kann Urlaub gegen Burnout helfen. Was, wenn Urlaub nicht hilft? Koch-Stoecker: Wer nach dem Urlaub noch immer Herzklopfen vor der Arbeit hat, sollte seinen Arzt aufsuchen. Das Wichtigste ist, die Symptome wahrund ernst zu nehmen. » www.evkb.de/pia EvKBMAGAZIN | 3 traumaversorgung Titelthema Jede Sekunde zählt: Dr. Michael Korth ist mit seinem Team auf dem Weg zum Verletzten. Im Notfall gleich zur Stelle Seit 26 Jahren arbeitet Dr. Michael Korth, Leiter des Notarztstandortes Gilead, in der Notfallrettung. Er weiß, was nötig ist, um schnell und effizient helfen zu können. Er weiß aber auch: Ohne Ersthelfer vor Ort hat der beste Notarzt keine Chance. W er einen Unfall hat und verletzt ist, kommt mit Blaulicht und „Tatütata“ ins Krankenhaus, das weiß jedes Kind. Kaum jemand macht sich aber Gedanken darüber, welch ausgetüfteltes System hinter der medizinischen Notfallversorgung steht. Einer, der sich auskennt, ist Notarzt Dr. Michael Korth, Leiter des Notarztstandortes Gilead und Oberarzt bei Professor Mertzlufft in der Anästhesiologischen Klinik des EvKB. Seit 26 Jahren ist er da zur Stelle, wo es um die Notfallversorgung von Menschen geht. Er weiß: Die Rettungskette besteht aus mehreren Gliedern, die reibungslos ineinandergreifen müssen, um Verletzten schnellstmöglich eine gute Erstversorgung zukommen zu lassen. Zuallererst ist der Unfall- oder Notfallzeuge gefragt. Er muss dem Verletzten zu Hilfe eilen, sich einen Überblick über die Lage und die Lebensfunktionen verschaffen, bei Bedarf professionelle Hilfe anfordern und sich wieder um den Verletzten kümmern. „Ohne diesen Einsatz haben wir keine Chance.“ Geht der Anruf eines Ersthelfers bei der Rettungsleitstelle der Feuerwehr Bielefeld ein, übernimmt erst einmal die Technik: Den genauen Überblick, welches freie Rettungsfahrzeug der Unfallstelle am nächsten ist, hat der Einsatzrechner der Feuerwehr. Er wird ständig über den Status der Rettungswagen auf dem Laufenden gehalten: Wer ist wo? Wer transportiert einen Verletzten? Wer steht an der Ambulanz eines Krankenhauses oder ist schon wieder auf dem Rückweg in seinen Ausrück- 4 | EvKBMAGAZIN bereich? Auf diesem Wege ist gewährleistet, was das Landesrettungsgesetz Nordrhein-Westfalen festlegt: professionelle Hilfe für jeden Verletzten innerhalb von acht Minuten. Sind die Rettungskräfte am Einsatzort angekommen, bestimmen drei Faktoren, in welches Krankenhaus der Verletzte zu bringen ist: Schwere und Muster der Verletzung - und das Unfallopfer selbst. Denn: In Deutschland hat jeder Bürger das Recht auf eine freie Arzt- und Krankenhauswahl. Ist der Patient bewusstlos, erübrigt sich die Diskussion. Bleibt noch der Transport in die Ambulanz eines Krankenhauses. Der kann es allerdings in sich haben. Schon oft hat Dr. Korth erlebt, wie andere Verkehrsteilnehmer den Rettungswagen behindern, sei es absichtlich oder unwissentlich. Doch trotz aller Widrigkeiten: Auch nach über 5.000 Einsätzen will Dr. Michael Korth keinen anderen Job machen. „Zur Stelle zu sein, wo andere mich brauchen, das ist die Essenz dieser Arbeit - und die mache ich gern!“ Wichtiges Wissen für zivile Helfer » Bei der Wiederbelebung Bei einer bewusstlosen Person mit fehlender oder nicht ausreichender Atmung umgehend den Rettungsdienst über die Notrufnummer 112 verständigen. Dann unverzüglich mit Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Dazu die Person auf den Boden legen und in der Mitte des Brustbeins auf Höhe der Brustwarzenlinie den Brustkorb 30 Mal fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken. Dann folgen zwei Atemspenden als Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung bei zurückgestrecktem Kopf. Danach folgen erneut 30 Herzmassagen. » Im Straßenverkehr Nähert sich an einer roten Ampel von hinten ein Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene, ist es laut Straßenverkehrsordnung ausdrücklich erlaubt, vorsichtig über die Haltelinie zu fahren und Platz zum Ausweichen für nachstehende Fahrzeuge zu schaffen. » Bei der Helmabnahme Bei einem bewusstlosen Motorradfahrer müssen die Atemwege frei gemacht werden. Hierzu muss der Helm abgenommen, der Verletzte in die stabile Seitenlage gebracht und der Kopf nach hinten überstreckt werden. traumaversorgung Titelthema Dr. Michael Korth ist seit 26 Jahren Leiter des Notarztstandortes Gilead. ? 6 Fragen an Dr. Michael Korth Herr Dr. Korth, warum haben Sie sich für den Notarztdienst entschieden? Dr. Michael Korth: Weil mich die Notfallmedizin schon immer interessiert hat. Am Anfang fand ich es sehr spannend, innerhalb kürzester Zeit eine Situation zu erfassen, zu analysieren und schnell Maßnahmen zu beschließen. Die Facharztausbildung im Grundlagenfach Anästhesiologie ist hier Grundlage und Hilfe zugleich. Mittlerweile weiß ich, dass es ein unglaublich schwerer Werdegang ist, bis man das tatsächlich kann. Und ich weiß auch, dass diese Arbeit den Charakter prägt. Inwiefern? Dr. Korth: Mir fällt es unheimlich schwer, lange Probleme zu erörtern, die man in meinen Augen innerhalb von 20 Sekunden erfasst und gelöst hätte. Ich bin da totaler Pragmatiker geworden: Problem erkannt, Lösungsmöglichkeit gesehen, in Aktion getreten. Das kann einen aber auch sozial unverträglich machen, weil man anderen nicht den Raum lässt, nachzudenken, zu überlegen und ihren Standpunkt zu erörtern. Sie haben über 5.000 Einsätze begleitet, waren unter anderem beim Loveparade-Unglück in Duisburg. Braucht man da einen Schutz? Dr. Korth: Ja. Braucht man ganz dringend. Aber ich habe kein Geheimrezept. Wie machen Sie es denn? Dr. Korth: Ich versuche, den Einsatz emotional nicht an mich heranzulassen, sondern handle in der Situation strikt nach dem, was nötig ist. Sonst lähmt man sich, wird handlungsunfähig. Und das geht zu Lasten des Patienten, der maximalen Einsatz verdient hat. Da hilft mir natürlich meine umfassende Erfahrung. Und das klappt immer? Dr. Korth: Während des Einsatzes mittlerweile immer. Hinterher habe ich schon oft in der Wagenhalle gesessen und die Tränen liefen, klar. Aber irgendwann, nach all den Jahren, wird es auch besser mit der Verletzlichkeit. Brauchen Sie privat einen Ausgleich? Dr. Korth: Ich arbeite privat oft für das Deutsche Rote Kreuz. Da fassen sich manche an den Kopf, weil sie das nicht verstehen. Aber das ist für mich eine Art, die Arbeit aufzuarbeiten, so komisch das klingt. Ich stelle mich aber auch einfach mal an die Werkbank und drechsele etwas ins Holz. Das tut auch gut. EvKBMAGAZIN | 5 TRAUMAVERSORGUNG Titelthema Schnelle Höchstleistung Die Erstversorgung Schwerstverletzter ist ein Rennen gegen die Zeit. Im Traumazentrum des EvKB müssen alle Zahnräder perfekt ineinandergreifen, um das Überleben der Patienten zu gewährleisten. A uf einen Schlag rennen alle los. Einer koordiniert. Es muss schnell gehen. In der Notaufnahme des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld (EvKB) treffen sich in Windeseile Kollegen aller erforderlicher Fachrichtungen, damit der Patient unverzüglich behandelt werden kann. „Die Therapiemaßnahmen in der ersten halben Stunde bestimmen die Prognose der Verletzten maßgeblich mit“, sagt Professor Dr. Fritz Mertzlufft, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie und Ärztlicher Direktor am EvKB. Und er muss es wissen. Zusammen mit den Kollegen der Kliniken für Unfallchirurgie/Orthopädie und Neurochirurgie hat er in den vergangenen zehn Jahren das Traumazentrum aufgebaut und gemeinsam mit den anderen Kliniken des EvKB zu hoher Anerkennung geführt. Neben der Unfallversorgung werden Eingriffe im Bereich der Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie, der Chirurgie des Schädels, des Gehirns und der Wirbelsäule, der Bauchchirurgie, der Kinderchirurgie, Gefäßchirurgie und Lungenchirurgie sowie der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Augenchirurgie durchgeführt. Die Arbeit im Traumazentrum ist Höchstleistung, eine Arbeit, die nicht jeder kann oder mag. Rund um die Uhr sind Spezialisten verfügbar, die eine spezielle Ausbildung absolviert haben. Für die Erstversorgung und alle Operationen ist ein Anästhesie– und Chirurgenteam erforderlich, das nach spezialisierten und internationalen Standards arbeitet. Mit dem ATLS (Advanced Trauma Life Support®) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) werden Handlungsabläufe in der frühen innerklinischen Erstversorgung von schwerverletzten und traumatisierten Patienten im Schockraum definiert. „Wir haben zwölf Oberärzte, die das alle können“, erklärt Professor Mertzlufft. „Die ATLS-Ausbildung ist formell unerlässlich. Die Kommandos sind überall gleich auf der Welt und einer hat das Sagen.“ Zwei Oberärzte aus Prof. Mertzluffts Klinik leiten als Kursdirektoren sogar selber ATLS-Kurse. „Das ist keine schnelle Nummer. Die Kurse dauern lange, die Messlatte liegt dabei sehr hoch – festgelegt durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie.“ Man müsse auf dem neuesten Stand der Technik und der Wissenschaft sein. Nach der Übergabe durch den Rettungsarzt hat meistens zuerst ein Anästhesist das Sagen. „Wir müssen als erste Maßnahme den Patienten in einen stabilen Zustand versetzen und schnellstens klären, was gemacht werden muss“, sagt Professor Mertzlufft. Das Überleben stehe an erster Stelle. „Alle lebens-bedrohlichen Verletzungen müssen bei der Ankunft im sogenannten Schockraum umgehend er- 6 | EvKBMAGAZIN kannt und sofort kompetent behandelt werden, meist operativ. Dabei gilt das ,Damage-Control-Prinzip‘, was bedeutet, das Ausmaß der Verletzung möglichst klein zu halten. Mithilfe unseres Teams und Kooperationsnetzes können wir all das fachübergreifend untersuchen, beurteilen und behandeln.“ Nach der Erstversorgung wird der Patient auf der Intensivstation behandelt, über Tage bis Wochen mit höchster ärztlicher, pflegerischer und apparativer Kompetenz. Häufig schließt an die Intensivtherapie eine fachkundige Schmerztherapie an, vor allem ambulant, gleichfalls in Prof. Mertzluffts Klinik vorgehalten. Darüber hinaus verfügt das EvKB über eine überregional bekannte Psychiatrie und Psychosomatik. Auch dies ist für ein anerkanntes Traumazentrum von herausragender Bedeutung, um Patienten und ihre Angehörigen auch psychologisch kompetent bei den Spätfolgen zu versorgen und zu betreuen. Ganz wichtig ist für Professor Mertzlufft die räumliche Nähe zur Blutbank. „Frische und hochwertige Blut-, Plasma- und Gerinnungsprodukte, die keine unnötigen Nebenwirkungen provozieren, sind in unserem Traumazentrum in ausreichender Menge sofort verfügbar und werden rund um die Uhr bereitgehalten, denn nicht selten werden innerhalb kürzester Zeit mehrere Liter benötigt“, erklärt Mertzlufft. Die Notfallversorgung in Bielefeld hat einen guten Ruf – auch dank Professor Mertzlufft und seinem Team. „Wir alle in unserer Stadt retten Menschenleben durch unser schnelles, kompetentes und umfassendes Handeln“, sagt er. „Das kann man nicht trainieren. Die hohen Erfahrungswerte sind unser großes Plus.“ In den Top Ten Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Fritz Mertzlufft. Das Traumazentrum im Haus Gilead I ist in der Region eines der größten Zentren zur Behandlung von Schwerstverletzten und als großes regionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Ostwestfalen-Lippe eingebunden. Im Jahr werden mehr als 140 Schwerstverletzte mit einem bundesweit überdurchschnittlich hohen Verletzungsgrad behandelt. Damit liegt das Traumazentrum unter den Top Ten des deutschsprachigen Raumes. » www.evkb.de/traumazentrum Blutspende Reportage Gleich wird gespendet: Sylvia Koßmann, hier mit Tochter Finja, wird von Brigitte Zingler Blut abgenommen. Im Hintergrund Oberärztin Christiane Susemihl. Blut ist gut Vier bis sechs Liter Blut pulsieren durch den Körper eines Menschen. Verliert man zu viel davon, besteht Lebensgefahr. Der Blutspendedienst in Bethel sorgt dafür, dass genügend Blutkonserven für die EvKB-Patienten zur Verfügung stehen. K leiner Stich mit großer Wirkung: Als sich Sylvia Koßmann 1997 zum ersten Mal Blut abnehmen ließ, wollte sie anderen Menschen helfen. Blutgruppe Null negativ - die ist nicht nur selten, sondern auch mit allen anderen Blutgruppen verträglich. Notärzte und Krankenhäuser verwenden sie immer dann, wenn im Notfall keine Zeit bleibt, die Blutgruppenbestimmung eines Unfallopfers oder Patienten abzuwarten. Seitdem ist die heute 37-Jährige regelmäßiger Gast in Bethel. „Mir fällt es leicht, Blut zu spenden, und es bekommt mir auch gut“, sagt sie. Der Vorgang, bei dem etwa 500 Milliliter abgezapft werden, dauert kaum zehn Minuten. Danach ruhen sich die Spender 30 Minuten aus und bekommen, damit der Kreislauf stabil bleibt, etwas zu trinken. Ob Kaffee, Tee oder Apfelschorle, alles Antialkoholische ist erlaubt. Weil das Blut danach dünnflüssiger ist und leichter Sauerstoff transportiert, sind manche Menschen im Anschluss übrigens besonders leistungsfähig. „Man fühlt sich deutlich fitter und wohler“, sagt die Oberärztin Dr. Christiane Susemihl, die den Blutspendedienst leitet, der zur Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie gehört. Sport nur in Maßen, Saunabesuche oder Glühwein sollten die nächsten 24 Stunden allerdings tabu bleiben. Obwohl der Körper mehr Blut produziert, als er benötigt, gibt es für die Blutspende eine Obergrenze: Viermal pro Jahr im Abstand von drei Monaten bei Frauen und maximal sechs Mal im Jahr bei Männern schreibt hier der Gesetzgeber vor, damit sich das Blut regenerieren kann. Sowieso sind die Auflagen streng. Zum Schutz vor Krankheiten werden alle Spender auf ihre Gesundheit überprüft und bestimmte Risikogruppen von vornherein von der Blutspende ausgeschlossen, beispielsweise mit dem Aids-Virus Infizierte, Menschen mit Epilepsie oder Suchtmittelabhängige. Erstspender müssen zudem einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen. Der Test kommt nicht nur den Patientinnen und Patienten zugute. Auch die Spender profitieren von dem Gesundheitscheck. „Wir informieren die Spender sofort, wenn die Blutwerte von der Norm abweichen“, erklärt Ober- ärztin Susemihl. Bis zu fünftausend Blutentnahmen pro Jahr zählen Dr. Susemihl und ihr Team im Blutspendedienst Bethel jährlich. Damit immer genügend Konserven für Patienten am EvKB zur Verfügung stehen - vom Frühchen bis zum hochbetagten Senior. Alle Spenden werden, bevor sie verwendet werden, in die Bestandteile zerlegt, wodurch beispielsweise auch Plasma oder Zellen gewonnen werden. » www.blutspende-bethel.de » kostenlose Info-Hotline und Anmeldung: Tel. 08 00 - 110 20 07 » Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do., Fr.: 8 Uhr bis 12 Uhr; Di.: 14 Uhr bis 18 Uhr. Blut für den Fall der Fälle Vor Operationen können sich Patienten auch Eigenblut entnehmen lassen - auch wenn dies heutzutage nur noch selten erfolgt. Dieses steht dann während und nach der Operation zur Verfügung für den Fall eines Falles. Außerdem wird so Fremdblut gespart. Denn Blut ist nicht unendlich haltbar: Maximal sieben Wochen können die Konserven bei einer Temperatur von zwei bis sechs Grad Celsius gelagert werden, Plasma bei minus 40 Grad 2 Jahre, davon mindestens 4 Monate in Quarantäne. EvKBMAGAZIN | 7 Hygiene Nachbericht Erfolgreicher Austausch über Themen der Krankenhaushygiene: Dr. Christiane Scherer, PD Dr. Roland Schulze-Röbbecke, Dr. Robin Köck und PD Dr. Christian Jantos (v.l.n.r.) Keime: Vom Stall in die Klinik Resistente Keime sind ein großes Thema in Krankenhäusern und Kliniken. Die 25. Jahrestagung „Krankenhaushygiene“ im EvKB stellte dabei die Antibiotikagabe in der Massentierhaltung und ihre Auswirkung auf den Menschen in den Fokus. B ei der 25. Jahrestagung „Krankenhaushygiene“ im EvKB standen die Antibiotikagabe in der Massentierhaltung und ihre Auswirkung auf den Menschen im Mittelpunkt. Vor 100 Teilnehmenden lag dabei der Schwerpunkt auf der Risikogruppe der Landwirte. Sie sind weitaus gefährdeter als die Endverbraucher von Nahrungsmitteln. In Deutschland sind 70 bis 80 Prozent der Landwirte mit MRSA besiedelt, im Bevölkerungsdurchschnitt ist es dagegen etwa ein Prozent. Multiresistente, gegen Antibiotika unempfindliche Keime – kurz MRE genannt – gehören zu den großen Herausforderungen des Gesundheitssystems: Jeder Einsatz von Antibiotika birgt bei den Erregern die Gefahr der Resistenzentwicklung. Zu den bekanntesten MRE gehört der Methicillinresistente Staphylococcus aureus: MRSA. Neben der Humanmedizin werden Antibiotika auch viel in Veterinärmedizin und Landwirtschaft eingesetzt. Daher werden MRE auch bei Haus- und Nutztieren gefunden. „Um unsere Patienten vor MRE optimal schützen zu können, müssen wir die Quellen dieser Keime genau kennen“, sagt Privatdozent Dr. Christian Jantos, Chefarzt im Institut für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Hygiene im EvKB. „Menschen, die in der Tiermast tätig sind, sind sehr häufig – 8 | EvKBMAGAZIN ohne es zu wissen - mit speziellen MRSA-Keimen besiedelt.“ „Die Erreger werden resistent gegen Antibiotika, da diese oftmals flächendeckend ins Futter gegeben werden“, weiß Dr. Christiane Scherer, Oberärztin im Institut. Das wiederum mache die Behandlung besonders schwierig. „Ein erhöhtes Besiedlungspotenzial weisen Schweine und Hühner in der Massentierhaltung auf. Von ihnen werden die Keime hauptsächlich im direkten Kontakt auf Menschen übertragen.“ „Bei der Aufnahme im Krankenhaus sollten Menschen, die beruflich mit Nutztieren in Berührung kommen, gezielt auf solche Erreger untersucht werden“, sagt Referent Dr. Robin Köck vom Universitätsklinikum Münster. In Deutschland seien zwischen 70 und 80 Prozent der Landwirte mit MRSA besiedelt, während es im Bevölkerungsdurchschnitt lediglich etwa ein Prozent sei. Bei einer weiteren Art der MRE - multiresistente gramnegative Erreger (ESBL) - bestehe im Gegensatz zu MRSA auch die Gefahr einer Besiedlung für den Endverbraucher durch den Kontakt mit rohem Fleisch. Dr. Scherer empfiehlt hierbei grundsätzlich eine sorgfältige Reinigung der Hände und der Küchenutensilien mit heißem Wasser. Hygienemaßnahmen: erst Bronze, dann Silber Das Betheler Krankenhaus Mara, das im Verbund mit dem Evangelischen Krankenhaus Bielefeld arbeitet, hat für seine Maßnahmen in der Krankenhaushygiene von der „Aktion saubere Hände“ das Zertifikat in Silber erhalten. Damit werden nur Krankenhäuser ausgezeichnet, die eine Vielzahl an Voraussetzungen in der Hygiene erfüllen. Mara liegt damit unter den besten 16 Prozent aller 803 teilnehmenden Kliniken. Im letzten Jahr hatte das Krankenhaus die Auszeichnung in Bronze erhalten. » www.evkb.de/hygiene Beatmungsmedizin Reportage Atmen mit Perspektive Die dauerhafte maschinelle Beatmung ist ein gravierender Einschnitt in das Leben. In der Heimbeatmung des EvKB am Standort Mara wird den Betroffenen aber eine Perspektive geboten. Dieter Banse ist ein gutes Beispiel. Dieter Banse wird von Pfleger Raphael Lachetta durch den Tag begleitet. A ktuell geht es Dieter Banse richtig gut. Sein Lieblings-Fußballverein DSC Arminia Bielefeld macht ihm nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wieder Spaß. „Hoffentlich schaffen sie den Klassenerhalt“, sagt der 74-Jährige, der seit fünf Jahren auf der Beatmungsstation lebt. Banse ist durch eine Verengung der Wirbelsäule linksseitig gelähmt, seine Lunge funktioniert nicht mehr so, wie er es gerne möchte. Die Folge: Er sitzt im Rollstuhl und muss maschinell beatmet werden. Damit er sprechen kann, muss ihm Gesundheits- und Krankenpfleger Raphael Lachetta eine Sprechkanüle anbringen. „Die Luft wird dann weniger, das kann man nur stundenweise machen“, erklärt der Patient. Aber nicht nur wegen seiner Leidenschaft für Arminia geht es Dieter Banse gut. „Ich bin sehr froh, dass ich hier auf die Station gekommen bin“, sagt der Sennestädter. „Zu Hause ging es nicht mehr.“ Hier habe er ein neues Heim gefunden, ihm sei eine Perspektive gegeben worden. Mindestens einmal in der Woche bekommt er Besuch von seiner Familie. „Denen gebe ich immer einen großen Bestellzettel mit, mit Dingen, die ich gerne haben möchte.“ Der Alltag soll ja weitergehen. „Wir wollen den Betroffenen und deren Familien so viel Normalität und Individualität bieten, wie es geht“, sagt Pflegedirektor Christoph Schmidt. „Wir sind dafür da, Hoffnung zu geben.“ Die Beatmungsstation sei kein Altenheim, sondern ein ambulanter Pflegedienst mit einer 24-Stunden-Rundumbetreu- ung. Die Bewohner seien Mieter. „Die Nachfrage nach den Plätzen ist groß. Überwiegend sind die Patienten Erwachsene, aber wir haben auch schon Jugendliche betreut.“ Das multiprofessionelle Team besteht aus Pflegepersonal mit dreijähriger Ausbildung und einer Fachweiterbildung sowie den therapeutischen Diensten. Dazu gehören Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie, Sozialberatung, Seelsorge und das Hospiz Bethel. Diese sichern die Betreuung – fachlich kompetent und menschlich zugewandt. So wie bei Raphael Lachetta, der Dieter Banse bereits seit fünf Jahren betreut. „Man baut schon eine gewisse Beziehung zum Patienten und der Familie auf, das läuft bei mir aber immer professionell ab“, sagt der Krankenpfleger. „Der Patient hat Ziele, wir wollen ihm die Chance geben, diese zu realisieren.“ Auch Dieter Banse hat Hobbys, die er trotz seiner Erkrankung ausleben möchte. Mit Lachetta hat er schon ein Arminia-Spiel im Stadion besucht. „Ansonsten verpasse ich keine Fußball-Sendung im TV, das sind die guten Tage in meinem Leben.“ Heimische Atmosphäre Für die neun Bewohner (wie Dieter Banse in unserem Bild) und ihre Angehörigen können die Zimmer individuell mit privaten Möbeln, Bildern, Fotos und sonstigen dekorativen Elementen gestaltet werden, um ein Gefühl der Häuslichkeit und Individualität zu erreichen. Als Teil einer diakonisch-evangelischen Einrichtung bezieht man sich in der Station auf das christliche Menschenbild, geprägt durch Toleranz, Offenheit, Respekt, Verständnis und Zuwendung. Auch Bewohner mit anderen Religionszugehörigkeiten werden im Leben ihres Glaubens auf Wunsch begleitet. » www.evkb.de/heimbeatmung EvKBMAGAZIN | 9 Tag der Pflege Interview „Zuerst der Mensch“ Seit 60 Jahren setzt sich die Schweizer Ordensschwester Liliane Juchli für eine ganzheitliche Pflege ein. Im Interview spricht sie über ihre Anfänge, die Aufgaben der Politik und die größten Herausforderungen für den Beruf heute. Frau Juchli, Sie gelten als Reformerin der Pflege. Was war das Neue, das Sie in diese Arbeit einbrachten? Liliane Juchli: Pflege gab es immer. Seitdem es Menschen gibt, gibt es Pflege. Vor allem im letzten Jahrhundert haben sich zunehmend Gruppen gebildet, in denen die Pflege professionalisiert wurde. Was ich bewirkt habe, ist ein inhaltliches Umdenken, eine Abkehr von der rein medizinisch handlungsorientierten Pflege hin zur Ganzheitlichkeit, zu einem anderen Menschenbild. Und Sie haben ein Lehrbuch geschrieben, das in über 10 Auflagen erschienen ist und in Fachkreisen nur „der Juchli“ genannt wird. Juchli: Als ich jung war, gab es kein geschriebenes Pflegewissen. Im Unterricht war nichts da, woraus man lesen oder lernen konnte. Da habe ich angefangen, Skripte für die Schüler zu schreiben. Ich war immer schon sehr neugierig und habe die Dinge, die wir tun mussten, hinterfragt. Nachdem das Skript fertig war, hat sich alles verselbständigt. Erst wurde es gedruckt, dann fand es seinen Weg nach Deutschland und dann hat sich der Thieme-Verlag erboten, es zu verlegen. Aber ich habe nie geahnt, welchen Erfolg das Buch haben würde, ich habe nur gedacht: Jetzt ist‘s gemacht, jetzt haben wir etwas, auf das wir in der Theorie und Praxis zugreifen können. Es wäre auch heute gar nicht mehr möglich, diesen Erfolg zu erzielen. Das Buch stieß damals in ein absolutes Vakuum, das nun abgedeckt werden konnte. Was ist das Wesentliche bei der ganzheitlichen Pflege? Juchli: Es geht doch darum, ob ich einfach eine Handlung abhake, so, fertig, Infusion gesteckt, oder ob ich den Menschen meine. Ob ich über oder mit jemandem spreche. Die menschliche, die zwischenmenschliche Komponente muss in der Pflege immer mit an erster Stelle stehen. Ist das die größte Herausforderung der heutigen Zeit? Juchli: Ich denke schon. Es geht doch darum, dass Pflege Pflege bleibt und nicht zum bloßen Abhandeln von Maßnahmen wird. Dass der Mensch der Mittelpunkt bleibt und nicht die Wirtschaftlichkeit, die Administration, an seine Stelle tritt. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns heute sehr stark. Wie realistisch ist es, gegen Wirtschaftlichkeit anzukämpfen? Juchli: Da frage ich gegen: Wie realistisch ist es, die Augen vor der Menschlichkeit, dem Dreh- und Angelpunkt der Pflege, zu verschließen? Jeder Mensch muss damit rechnen, irgendwann in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim zu landen. Und jeder Pflegefall Pflege Mit den aktuellen Entwicklungen der Pflege in Deutschland befassten sich im Juni ausgewiesene Experten beim „Tag der Pflege“. Hauptreferentin war Ordensschwester Liliane Juchli. NRW-Ministerin Barbara Steffens bezog Stellung zur aktuellen Situation der Pflege unter der Überschrift „Pflegefall Pflege“. Mit Nachdruck machte die Politikerin auf die Herausfor- derung des demografischen Wandels aufmerksam: Angesichts der alternden Gesellschaft in Deutschland werden auch Patienten und Patientinnen zunehmend älter, kränker und damit auch pflegeintensiver. Am Tag der Pflege nahmen 300 Pflegende aus dem Evangelischen Krankenhaus Bielefeld und dem Krankenhaus Mara teil. Beim „Tag der Pflege“ in Bethel nahmen Pflegeexperten die aktuellen Entwicklungen in der Pflege in den Fokus (v.l.n.r.): EvKB-Geschäftsführer Dr. Rainer Norden, Pflegedirektor Christoph Schmidt, NRW-Ministerin Barbara Steffens, Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl, Schwester Liliane Juchli, Pastor Reinhold Balzer und Pflegedirektorin Susanne Karrer. 10 | EvKBMAGAZIN Mensch muss sich überlegen, was er dann braucht: Menschlichkeit und Zuwendung oder Bürokratie. Pflegekräfte beklagen das am meisten: Wie viel Zeit für die Pflege ihnen durch die Bürokratie verloren geht. Juchli: Wir sind nicht mehr in der Tauschgesellschaft. Alles, was wir brauchen, muss bezahlt werden, und es kann nur bezahlt werden, was sichtbar gemacht wird. Also brauchen wir die Dokumentation. Das war in meiner Jugend anders. Wenn man da mal einen Tupfer mehr brauchte, war das kein Thema. Das geht heute so nicht mehr. Ich hoffe aber, dass sich die Administration noch vereinfachen lässt. Es kann ja nicht sein, dass die Pflegenden 90 Prozent ihrer Zeit am Schreibtisch verbringen. Auf der anderen Seite ist für die Pflege immer schon zu wenig Zeit gewesen. Das ist nicht das eigentliche Thema. Letztlich geht es nicht um die Zeit, sondern um die Prioritäten, die wir setzen. Es geht um Qualität, nicht um Quantität. Solange ich die Zeit, die ich habe, mit Zuwendung und Hingabe fülle, bleiben wir dem Auftrag der Pflege gerecht. Da brauchen vor allem die jungen Leute, die jetzt ausgebildet werden, gute Vorbilder. Trotzdem dürfte es für junge Menschen schwierig sein, motiviert an einen Job heranzugehen, der so herausfordernd ist. Juchli: So darf man es genau nicht sehen. Es gibt so viele junge Menschen, die nach wie vor angetreten sind mit der Motivation: Wir wollen helfen, für jemand anderen da sein. Natürlich kommt dann während der Ausbildung der Leistungsdruck dazu. Aber das Ideal, das haben mir meine vielen Gespräche mit diesen jungen Menschen gezeigt, bleibt bestehen. Und es liegt auch am Pflegeteam der jeweiligen Station, sich gegenseitig zu stützen und zu helfen, dass das Ideal erhalten bleibt. Und wo liegen die Aufgaben der Politik? Juchli: Ich habe mittlerweile bei einigen Politikern ein gutes Gefühl, dass man versteht, verstanden hat, worum es geht: dass Pflege eben nicht jeder machen kann und dass wir hochqualifiziertes Wissen brauchen, um den vielen unterschiedlichen und anspruchsvollen Pflegesituationen wirklich gerecht werden zu können. Das ist natürlich auch der Grund, warum ich als 80-Jährige immer noch unterwegs bin: Um mich für eine gute Pflege einzusetzen, den Pflegenden Mut zu machen, sich für das einzusetzen, was ihnen wichtig ist. Was halten Sie von solchen Maßnahmen wie Bewertungsportalen für Pflegeheime im Internet? Lässt sich gute Pflege per Fragebogen erfassen und zertifizieren? Juchli: Die Zertifizierung gibt es bei uns in der Tag der Pflege Interview Schweiz auch. Und natürlich möchte jedes Krankenhaus und jedes Heim zertifiziert sein, genauso wie jedes Hotel. Das ist ja auch ein Ansporn für die Mitarbeiter. Wenn man weiß: Es könnte immer mal wieder eine Kontrolle kommen, dann überlegt man sich: Sind wir noch auf einem guten, auf einem richtigen Weg? Und das wäre? Juchli: Der Pflege ein Gesicht zu geben, heißt, die derzeitigen Missstände zu thematisieren, um Änderungen herbeizuführen. Das ist unbedingt notwendig. Gleichzeitig ist es unmöglich, dem Beruf ein positives Image zu verleihen, solange die Medien sich nur auf den Personalmangel und die Missstände stürzen. Aber welcher junge Mensch, der das sieht oder liest, will dann noch in diesem Beruf arbeiten? Ich denke, dass auch die Pflege einen großen Auftrag hat, den Beruf attraktiv darzustellen. Junge Menschen müssen erkennen, dass der Beruf großartig und sinnerfüllend ist. Außerdem gibt es Aufstiegschancen, Möglichkeiten der Weiterentwicklung und das muss rüberkommen. Kollidiert der Beruf nicht auch mit dem verstärkten Bedürfnis der Menschen nach individuellem Glück? Juchli: Sicher, das stimmt. Wir kommen aus einem kollektiven Denken, das in den 70er Jahren sich mehr und mehr zu einem individuellen Bewusstsein verändert hat. Ich glaube aber, dass jetzt eine gute Zeit ist, wieder neue Werte zu entwickeln oder alte wiederzubeleben. Sie klingen immer so positiv. Juchli: Jede Zeit hat ihre Probleme und jede Zeit hat ihre Menschen, diese Probleme anzugehen. Nichts bleibt doch, wie es ist, das lässt sich aus meiner Warte sehr klar sagen. Man darf nicht nur sehen, was nicht ist, sondern muss auch sehen, was geworden ist. Das Glas kann halb leer sein oder halb voll. Ich betrachte es lieber als halb voll. Seit 60 Jahren im Einsatz für die Pflege: Die 80-jährige Ordensschwester Liliane Juchli. Aber sind Sie nicht auf Ihrem Weg auch viel angeeckt? Juchli: Natürlich. Ich bin da aber auch sehr naiv reingelaufen. Zum einen gab es diese fundamentalistischen Sichtweisen vieler Menschen, weil ich über ganz andere Ebenen sprach, als die traditionelle Pflege vorsah. Zum anderen gab es auch Widerstände von Pflegenden, die ein Studium durchlaufen hatten und sich vielleicht dachten: Jetzt kommt da die Juchli und bringt ein Buch heraus und dabei war die nicht einmal an der Universität. Aber da muss man durch. Heute ist das kein Thema mehr. Es geht jetzt vor allem darum, dass die Pflegekompetenz in der Öffentlichkeit wertschätzend wahrgenommen und anerkannt wird, und das setzt auch unsere Solidarität voraus. » www.evkb.de/pflege EvKBMAGAZIN | 11 INFOSEITE Ethikberatung Kurz gemeldet Gütesiegel für Wundversorgung Die Initiative Chronische Wunden (ICW) hat das EvKB im Johannesstift für seine Behandlungsstandards in der ambulanten Wundtherapie ausgezeichnet. Die Zertifizierung des bundesweit größten Verbunds von Ärzten, Pflegenden und Mitarbeitenden der Krankenkassen ist ein Prüfverfahren, bei dem besonders hohe Auflagen bei der Wundversorgung zu erfüllen sind. Bereits im vergangenen Jahr hat sich die stationäre Wundversorgung im Johannesstift für das begehrte Wundsiegel qualifiziert. Das EvKB führt jetzt das bundesweit zweite zertifizierte Wundzentrum, in dem eine stationäre und ambulante Wundtherapie miteinander verknüpft sind. „So bieten wir eine optimale Vernetzung ambulanter und stationärer Wundversorgung und können oft einen stationären Krankenhausaufenthalt vermeiden oder verkürzen“, freut sich Dr. Ulrich Quellmalz, Leiter des Wundtherapiezentrums. » www.evkb.de/wundtherapiezentrum Website geprüft Als informativ, übersichtlich und aktuell haben Studenten der Uni Bielefeld nach einer detaillierten Prüfung die Internetseite des EvKB bewertet. Ziel des Kooperationsprojekts zwischen Universität und Krankenhaus war, eventuelle Schwachstellen auszumachen und so die Nutzerfreundlichkeit der Website zu verbessern. Beim Wettbewerb „Deutschlands beste Klinikwebsite“ hatte der Webauftritt bereits Platz 23 erreicht und das Zertifikat der „Initiative Medizin Online“ erhalten. » www.evkb.de Blicken auf ein erfolgreiches Kooperationsprojekt zurück: Die studentische Delegation und die Vertreter des EvKB. 12 | EvKBMAGAZIN In Grenzsituationen im Krankenhaus bietet die Klinische Ethik eine Unterstützung durch Beratung. Ethisches Handeln Wenn es bei der Behandlung von Patienten zu Grenzsituationen kommt, gibt es im EvKB seit zehn Jahren ein besonderes Angebot: das Ethikkomitee. Das Komitee bringt die Entscheidungsträger miteinander ins Gespräch und erarbeitet mit ihnen Handlungsempfehlungen. Im Mai 2003 wurde hierfür die Ethikberatung gegründet, die erste ihrer Art in Deutschland. Bis heute haben das EvKB und das Krankenhaus Mara hiermit eine Vorreiterrolle – bundesweit. „Es passt zu uns als evangelisches Krankenhaus, den Patienten ganzheitlich ins Auge zu fassen: körperlich, geistig und seelisch“, sagt Dr. Rainer Norden, Vorsitzender Geschäftsführer des EvKB und des Krankenhauses Mara. Er freut sich über die zehnjährige Geschichte des Ethikkomitees: „Die Arbeit der Klinischen Ethik kann nicht über die Pflegesätze und Kostenträger finanziert werden. Dass wir uns dieses Angebot dennoch leisten, ist ein Stück Bethel, das ist ein Stück Diakonie!“ Mit ethischen Fragestellungen war Dr. Klaus Kobert als Anästhesist auf der Intensivstation häufig konfrontiert: Ein Patient hat bei einem Unfall schwerste Verletzungen erlitten und befindet sich auf der Intensivstation. Seine Behandlungsaussichten sind nach ärztlicher Einschätzung schlecht. Äußern kann er sich nicht. Welche medizinischen Maßnahmen sind sinnvoll? Verlängert die Behandlung sein Leiden? Gibt sie ihm die Chance, sein Leben so weiterführen zu können, wie er es für sich befürworten würde? Heute ist Dr. Kobert leitender Klinischer Ethiker im EvKB und geht diesen Fragen hauptamtlich nach. „In einem Fall wie dem beschriebenen führen wir Gespräche mit Angehörigen und dem Behandlungsteam“, erklärt der Ethiker. „Dadurch tragen wir gemeinsam viele Mosaiksteinchen zusammen, um ein möglichst vollständiges Bild des Patienten zu erhalten. Daraus entwickeln wir eine Handlungsempfehlung, die in seinem Sinne wäre.“ Dass es die Funktion des Klinischen Ethikers als Stabsstelle gibt, ist bundesweit eine Rarität. Prof. Dr. Florian Weißinger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin im EvKB, wird besonders dort mit unterschiedlichen Auffassungen konfrontiert, wo unheilbar erkrankte Patienten behandelt werden: auf der Palliativstation. „In solchen Situationen ist es sehr gut, Entscheidungen nicht nur auf den Wahrnehmungen von Arzt und Pflege beruhen zu lassen, sondern einen dritten Blickwinkel zur Verfügung zu haben“, sagt der Onkologe. „Gerade Eltern schwerstkranker Kinder empfinden die ethische Beratung als Entlastung“, weiß Margarete Pfäfflin, Referentin im Epilepsie-Zentrum Bethel. Das Angebot werde von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen angenommen und auch von Hausärzten und Pflegeheimen angefragt. Mittlerweile bearbeitet das Ethikkomitee übergeordnete Fragestellungen im Krankenhausalltag. Für Fallgespräche zu Patienten wurde ein eigenständiger klinischer Ethikberatungsdienst gegründet – als Reaktion auf die gestiegene Nachfrage. » www.evkb.de/ethik Partnerschaft Kinderklinik Stippvisite: Dr. Eckart von Hirschhausen (hinten Mitte) besuchte gemeinsam mit den Clowns Maggi und Beppo (vorne) die Kinderkrebsstation im Kinderzentrum Bethel. Humor hilft heilen Dr. Eckart von Hirschhausen war zu Besuch auf der Kinderkrebsstation im EvKB - mit roter Clownsnase. Der Arzt, Kabarettist und Fernsehmoderator brachte die Kinder zusammen mit der Gruppe Dr. Clown zum Lachen. A uf dem Stationsflur quiekt es, als träten die Spieler einer ganzen Fußballmannschaft nacheinander auf eine Quietscheente. Dazu strecken Kinder mit roten Clownsnasen die Köpfe aus ihren Patientenzimmern. Manche von ihnen haben vor kurzer Zeit ihre Haare durch eine Chemotherapie verloren. Doch gerade necken sie vergnügt die Erwachsenen mit ihrem quiekenden Spielzeug. Das haben sie von Dr. Eckart von Hirschhausen, der gemeinsam mit einer Gruppe von Klinikclowns die Kinderkrebsstation im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) besucht. An Krebs erkrankte Kinder und Spaß – wie passt das zusammen? Der Kabarettist und die Clowns sind sich sicher: Humor hilft heilen. Fast wäre Dr. von Hirschhausen Arzt im EvKB geworden. „Ich hatte ein Angebot in der Neurologie am Johanneskrankenhaus, habe mich dann aber Für das seelische und körperliche Gleichgewicht Von Arzt zu Arzt: Mit Chefarzt Prof. Dr. Johannes Otte (r.) diskutierte Dr. Eckart von Hirschhausen über die unterstützende Wirkung der Clownsvisiten. Auch der Chefarzt der Klinik, Prof. Dr. Johannes Otte, sieht durch die Arbeit der Clowns die Therapie unterstützt: „Besonders Kinder, die viel Angst haben – zum Beispiel während einer Chemotherapie –, entwickeln durch den Umgang mit den Clowns Stärken, Kräfte und besondere Kompetenzen.“ Seine medizinische Erklärung: „Das vegetative Nervensystem wird durch die Clowns angesprochen, das seelische und körperliche Gleichgewicht in Einklang gebracht.“ Manchmal, so Prof. Otte, wirke das so gut wie eine Inhalation. für eine Anstellung in Berlin entschieden“, erinnert sich der Kabarettist. Umso mehr freut er sich heute auf die jungen Patienten: Auf der Station für die Behandlung krebskranker Kinder und Jugendlicher bringt er Kindern Zaubertricks bei und tauscht mit ihnen Witze aus. „Jeder Mensch wirkt wie ein Medikament“, weiß Dr. von Hirschhausen. Deshalb zeigt der Arzt den Kindern Tricks und Späße, die sie an andere weitergeben können. Auch die Gruppe Dr. Clown unterstützt er mit seiner 2008 gegründeten Stiftung „Humor hilft heilen“ dabei, Lachen auf die Station zu bringen: „Die Klinikclowns helfen den jungen Patienten im Krankenhausalltag, ihre Erkrankung nicht in den Mittelpunkt zu stellen.“ Seit 2003 sorgt die durch Spenden finanzierte Gruppe im EvKB regelmäßig für strahlende Augen der an Krebs erkrankten Kinder. Eckart von Hirschhausen sähe gerne mehr Krankenhäuser, die im sogenannten psychosozialen Bereich so gut aufgestellt sind wie das Klinikum in Bethel. Dort gibt es für die jungen Patienten neben der Clownsvisite kreative Angebote in der Kunst-, Ergo- oder Musiktherapie sowie die Reit- oder Hundetherapie. Daher nutzte der Kabarettist seinen Besuch in der Klinik auch für Aufnahmen innerhalb seines groß angelegten Filmprojekts, das die Initiative seiner Stiftung mit der Arbeit der Klinikclowns dokumentiert. Die jungen Patienten genießen sichtlich den Besuch von Dr. Clown – und natürlich von dem Arzt, der sie zum Lachen bringt: Dr. von Hirschhausen. » www.evkb.de/kinderklinik » www.humorhilftheilen.de EvKBMAGAZIN | 13 Infoseite Hernienchirurgie Kurz gemeldet Selbsthilfegruppe Adipositas Dem Frust mit den Pfunden will im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) eine neue Selbsthilfegruppe aus dem Adipositas-Verband Deutschland den Kampf ansagen. Sie richtet sich an Menschen, die mehr als 20 Kilo zu viel wiegen und zusammen mit anderen Betroffenen ihre Lebenssituation verbessern wollen. Die Treffen finden in Kooperation mit der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im EvKB an jedem zweiten Mittwoch des Monats um 19:30 Uhr am EvKB-Standort Johannesstift statt. » www.evkb.de/bauchchirurgie » www.adipositas-selbsthilfe-bielefeld.de Hochwertige Diabetesbehandlung Die Abteilung für Nephrologie und Diabetologie und die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) sind als aktuell einzige stationäre Einrichtungen in Bielefeld von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert worden. Die DDG zeichnet die Einrichtungen aus, die hohe definierte Anforderungen in der Behandlung von Diabetes-Patienten erfüllen und damit eine qualitativ hochwertige Versorgung für ihre Patienten gewährleisten. » www.evkb.de/diabetologie Zertifizierte Diabetologie im EvKB: Dr. Norbert Jorch, Regine Gulitz, Christian Gross, Sabine Holz und Dr. Mariam Abu-Tair (von links). 14 | EvKBMAGAZIN Chefarzt Prof. Dr. Michael Heise (l.) und Privatdozent Dr. Dietmar Jacob bei der Visite. Hernienchirugie Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im EvKB beteiligt sich als Einzige in Bielefeld an der Qualitätssicherungsstudie Herniamed. Die Studie ermöglicht den Chirurgen über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren, die Qualität von selbst durchgeführten Operationen zu überprüfen. Drei Spezialisten für Hernienchirurgie sind in der Klinik am Standort Johannesstift tätig. Die setzen bei ihrer Arbeit auf die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. „Bei der Versorgung von Hernien gibt es große qualitative Unterschiede“, weiß Privatdozent Dr. Dietmar Jacob, Leitender Oberarzt der Klinik. Bei einer Hernie handelt es sich um einen Hautriss in der Leisten- oder Bauchregion, durch den möglicherweise auch Organe austreten können. „Die Erfahrung des Operateurs, die OP-Methode, die verwendeten Materialien – all diese Faktoren wirken sich auf das Ergebnis aus und damit auf das Wohlbefinden des Patienten“, sagt Dr. Jacob. „Ziel ist stets, mit größtmöglicher Qualität zu operieren.“ Hierbei hilft die Beteiligung an der Qualitätssicherungsstudie Herniamed. Dafür werden beim Patienten oder bei dessen Hausarzt von dem bundesweit agierenden Netzwerk über einen Zeitraum von zehn Jahren die Ergebnisse der Operation erfragt und (nach Zustimmung des Patienten) in einer Datenbank gespeichert. Dr. Jacob: „Auf diese Weise erweitern wir unsere Erfahrung und verbessern unsere Qualität.“ Das Team bekomme sehr positive Rückmeldungen sowohl von Patienten als auch von zuweisenden Ärzten, berichtet der Chirurg. Drei Spezialisten für Hernienchirurgie sind in der Klinik tätig, die etwa 450 Patienten mit Hernien pro Jahr operieren. „Durch unser Fachwissen auf diesem Gebiet können wir jedem Patienten eine für ihn maßgeschneiderte Operation ermöglichen. Minimalinvasive Methoden werden in unserer Klinik vermehrt angewendet, da sie im Vergleich zu offenen Verfahren weniger Schmerzen, ein besseres kosmetisches Ergebnis und eine schnellere Genesung mit sich bringen“, sagt Dr. Jacob. » www.evkb.de/bauchchirurgie Termine NW-Treff/Klinikforum: Moderne Behandlungsmethoden beim Bandscheibenvorfall, 17. Juli, 18 bis 20 Uhr, RaSpi Salonabend – 100 Jahre Ev. Krankenhausarbeit in Bielefeld: 11. September, 19 bis 21 Uhr, Zionskirche Bethel Krankenhaus erleben – Tag der offenen Tür im Haus Gilead I: Fachvorträge, Mitmachaktionen, Führungen durch den OP und vieles mehr, 21. September, 10 bis 16 Uhr, Haus Gilead I, Bethel, Burgsteig 13 Weitere Termine » www.evkb.de/termine Infos zu Fachveranstaltungen » www.evkb.de/fachveranstaltungen Geburtshilfe Wissen Mundgerechtes Fachwissen: Gemeinsam lieferten Vertreter aus Diätassistenz, Medizin und der Hebammen ein abgerundetes Bild zum Thema Säuglingsnahrung. Selbstgemachtes schmeckt Workshop zum Thema Säuglingsnahrung mit Diätassistentinnen, Hebammen und dem Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Evangelischen Krankenhaus Bielefeleld (EvKB). W ie lange soll ich mein Baby stillen? Ab wann kann ich ihm Beikost geben? Und welche ist für mein Baby die beste? Diätassistentinnen, Hebammen und der Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im EvKB servierten aktuelles Wissen aus den Bereichen Ernährungswissenschaft und Medizin sowie aus dem Blickwinkel der Hebammen mundgerecht und gutverdaulich. „Wenn Sie bei einer Nahrung ein schlechtes Gefühl verspüren, dann lassen Sie diese lieber weg, als sich mit schlechtem Gewissen zu plagen“, rät Diätassistentin Frederike Kreft. Sie weiß: Bis etwa 1920 war es üblich, Kinder in den ersten zwölf Lebensmonaten zu stillen, ganz ohne Beikost zu geben. „Heute ist uns bewusst, dass Nährstoff- und Eisengehalt ab dem sechsten Monat in der Muttermilch für die optimale Entwicklung nicht mehr ausreichend sind.“ Innerhalb der ersten zwölf Monate raten die Experten, den Nachwuchs einerseits körperlich an immer mehr Nahrungsbestandteile zu gewöhnen, ihn andererseits aber nicht durch zu viele Umstellungen zu überfordern. Besonders im Hinblick auf die Zubereitung gesunder Säuglingsnahrung konnten sich die Fachdisziplinen aus Diätassistenz, Medizin und Hebammen ergänzen und somit einen abgerundeten Blick auf das Themenfeld bieten. Dabei wurden Vor- und Nachteile von gekaufter und selbstgemachter Säuglingsnahrung diskutiert und praktische Tipps für die Zubereitung gegeben. In der Schul- küche konnten die Eltern das Erlernte direkt im Anschluss umsetzen und vom „Endverbraucher“ – sechs lebhafte Säuglinge waren ebenfalls anwesend – kosten lassen. „Der Workshop hat mir gut gefallen“, resümiert Nadja Weber. „In diesem Rahmen sind die Infor- mationen eindringlicher, als wenn man sie liest.“ Ökotrophologin Katharina Grone arbeitet als Köchin in einem Familienzentrum: „Auch für meine Berufsgruppe ist diese Veranstaltung sehr informativ, schließlich gibt es in Kindertagesstätten immer mehr Kinder im Alter unter drei Jahren.“ Folgetermine mit unterschiedlichen Themen Lecker essen in Schwangerschaft und Stillzeit Donnerstag, 5. September, von 11:00 bis 15:00 Uhr Gesund kochen für Kleinkinder (1. bis 3. Lebensjahr) Donnerstag, 21. November, von 11:00 bis 15:00 Uhr jeweils in der Lehrküche im Johannesstift, Schildescher Str. 99, in 33611 Bielefeld Kai Frederik macht mit seinen Eltern den Vergleich. Bitte melden Sie sich telefo- nisch oder per Mail über das Sekretariat der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) wie folgt an: telefonisch: 05 21 | 772 - 7 53 81 oder per E-Mail: [email protected] Teilnahmegebühr: 40,00 Euro Eine frühzeitige Anmeldung wird wegen der begrenzten Teilnehmerzahl empfohlen. » www.evkb.de/saeuglingsnahrung EvKBMAGAZIN | 15