Globaler Klimawandel und Klimaschutz in NRW Klaus Krumme Geschäftsführer des Zentrums für Logistik & Verkehr (ZLV) 1 Inhalt 1. Klimawandel: Ursachen und Auswirkungen global, national und regional 2. Wie begegnen wir diesen Problemen auf politischer & legislativer (Bund & Land) Ebene? Welche wirtschaftlichen Effekte gibt es? Was bedeutet dies für die kommunale und wirtschaftliche Seite? 3. Welche wirtschaftlichen Handlungsmöglichkeiten gibt es? 4. Neue Perspektiven? www.uni-due.de 25.08.2015 2 Der Klimawandel – IPCC 2014 Definition: Der anthropogene Klimawandel ist Teil des globalen Wandels, tritt zusätzlich zum natürlichen KW auf und verändert die Umweltbedingungen vergleichsweise rasch, mit z.T. tiefgreifenden Folgen. (UNFCCC 1992) Ursachen: Der von Menschen verursachte Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen, zusammen mit anderen menschlichen Einflussfaktoren, ist äußerst wahrscheinlich [95-100%] die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts. (IPCC) Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) Folgen: Die bereits heute eingetreten Klimaänderungen haben weitverbreitete Auswirkungen auf Mensch und Natur. (IPCC) www.uni-due.de 25.08.2015 3 Treibhausgasemission nach Wirtschaftssektor Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) www.uni-due.de 25.08.2015 4 IPCC: Globale Treibhausgasemissionen Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) www.uni-due.de 25.08.2015 5 Historische Jahresmitteltemperaturen und Szenarien Quelle: IPCC (2014) www.uni-due.de 25.08.2015 6 Systemwirkungen des Klimawandels: Meeresspiegel, Langzeitkorrelationen Quelle: IPCC (2014) www.uni-due.de 25.08.2015 7 IPCC: Globale Erdoberflächenerwärmung & Niederschlagsmengen Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) www.uni-due.de 25.08.2015 8 Globale Auswirkungen des Klimawandels und Zeitfenster • Anstieg der Temperaturmittel um bis zu 6°C • Ansteigen des Meeresspiegels und Eisschmelze • Degeneration von Ökosystemen und Verlust von Spezies/ Genpools • Risiko von Wetterextremen (Temperatur, Niederschlag, Sturm) • Gefahr für Wasser- und Lebensmittelversorgung • Modifikation u. Ausbreitung Krankheiten Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht. 2014 www.uni-due.de 25.08.2015 9 Risiken von Systemwirkungen: Räumliche Hotspots www.uni-due.de 25.08.2015 10 Risiken von Systemwirkungen: Räumliche Hotspots www.uni-due.de 25.08.2015 11 Risiken von Systemwirkungen: Räumliche Hotspots, Bsp. Bogota www.uni-due.de 25.08.2015 12 Regionalisierte Auswirkungen und Risiken www.uni-due.de Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) 25.08.2015 13 Regionalisierte Auswirkungen und Risiken Quelle: IPCC. 5. Sachstandsbericht – Synthesebericht (2014 ) www.uni-due.de 25.08.2015 14 Bleibt es beim „business as usual“, ... ... ist bis 2030 (und darüber hinaus) mit folgenden Entwicklungen zu rechnen: • • • • • • Quelle: Stern Review, basierend auf Daten des World Resources Institute Climate Analysis Indicators Tool (CAIT) on-line database version 3.0 www.uni-due.de Der globale Energiebedarf steigt um 45% (IEA) Der Ölpreis steigt über USD 180/Barrel (IEA) Treibhausgasemissionen steigen um 45% (IEA) Die globale Durchschnittstemperatur steigt um 6°C (IPCC) Verluste in der Höhe von 5-10% des globalen BIP (zu vergleichen mit den 3% der Finanzkrise 2008/09) (WB) Arme Länder werden Kosten in der Höhe von 10% ihres BIP zu tragen haben (Stern) 25.08.2015 15 Auswirkungen des Klimawandels auf NRW Langzeitmessungen seit 1901 bestätigen, dass der Klimawandel auch in NRW längst Realität ist. Vegetationszeit: Seit 1951 hat sich landesweit der Beginn der Vegetationszeit um etwa 16 Tage nach vorne verlagert. Jahresverläufe: Der Beginn von Frühjahr und Herbst im Vergleich zur Klima-Normalperiode im Jahresverlauf inzwischen deutlich nach vorne verschiebt. Zunahme von Starkregentagen: Starkregentage mit mehr als 20 Millimeter Niederschlag pro Tag nehmen tendenziell zu, im Winterhalbjahr ist dies besonders ausgeprägt. Bodenerosionen: Bodenerosionen durch Wasser verursachen in Nordrhein-Westfalen immer wieder Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen, an baulichen Anlagen und Verkehrseinrichtungen. Starkregen ist hauptverantwortlich für diese Erosionen. Anstieg der Gewässertemperatur: Seit 1978 hat die mittlere Wassertemperatur des Rheins (Station Kleve-Bimmen) um etwa 1,2 Grad Celsius zugenommen. Quelle: LANUV Fachbericht 27 (2010) www.uni-due.de 25.08.2015 16 Klimaschutz in Nordrhein-Westfalen Klimaschutzgesetz NRW (2013): Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik wurden konkrete Minderungsziele für Treibhausgasemissionen in einem Gesetzestext festgeschrieben. Das Vorhaben ist ehrgeizig – als Industrieland mit der dichtesten Forschungslandschaft in Europa und innovativen Unternehmen hat NRW jedoch auch das Rüstzeug, um effektiv und nachhaltig Klimaschutz zu betreiben. Das Klimaschutzgesetz sieht vor die Gesamtsumme der Treibhausgasemissionen in NRW – gemessen am Niveau von 1990 – bis 2020 um mindestens 25 Prozent zu reduzieren, bis 2050 um mindestens 80 Prozent. Klimaschutzplan NRW (2015): Die Road-Map, die mit konkreten Einzelmaßnahmen zum Erreichen der ehrgeizigen Ziele führt. Dieser beinhaltet 10 Handlungsschwerpunkte und baut auf einem zweiphasigen Beteiligungsprozess auf. „Dem technologischen Sprung in ein neues Industriezeitalter machen: Industrie & Wirtschaft als Partner der Energiewende in NRW“ (Handlungsschwerpunkt 4) Wirtschaftsmotor Klimaschutz: Nicht De-Industrialisierung, sondern ökologische ReIndustrialisierung des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen unter den Bedingungen des Klimawandels ist Ziel der Landesregierung www.uni-due.de 25.08.2015 17 Wirtschaftsmotor Klimaschutz: Das Klimaschutzgesetz als Impulsgeber für die Re-Industrialisierung in NRW Investitionen: Bis 2020 müssen in NRW 20.000 Megawatt fossiler Kraftwerksleistung aus Altersgründen ersetzt werden. Hier entsteht Raum für Investitionen in den Bau neuer Kraftwerke, durch die Arbeitsplätze geschaffen werden. Speichertechnik: Nur mit innovativen Speicherlösungen kann das schwankende Angebot aus Wind- und Sonnenenergie ausgeglichen werden. Batterietechnik, Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sind lohnende Felder für Forschung und Unternehmensgründungen. Windkraft: 15.000 Menschen leben schon jetzt vom Bau von Windkraftanlagen. Weltweit kommt bereits jedes zweite Getriebe für diese Anlagen aus NRW. Und hier – wie auch in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie – wird mit weiterem Wachstum gerechnet. Bauwirtschaft: NRW ist dicht besiedelt und viele Altbauten müssen mit aktueller Haustechnik und Wärmedämmung ausgestattet werden. Denn hier schlummern riesige CO2Energiesparpotenziale. Davon profitiert vor allem das Handwerk. Automobilindustrie: Elektroautos spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Das heißt: neue Produkte und neue Absatzchancen für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Dienstleistungen: Ob Car-Sharing für Elektroautos oder Baufinanzierung – auch Dienstleistungen rund um die Erneuerbaren Energien werden in Zukunft gefragt sein. www.uni-due.de 25.08.2015 18 Handlungsschwerpunkte des Klimaschutzplans NRW 1. Wind-Sonne-Wasser-Biomasse: NRW wird erneuerbar 2. Speicher-Netze-intelligentes Management: NRW setzt auf dezentrale Technologien und Systemlösungen 3. Strom trifft Wärme: NRW wird Effizienzland Nr.1 4. Dem technologischen Sprung in ein neues Industriezeitalter machen: Industrie & Wirtschaft als Partner der Energiewende in NRW 5. Ran an die Effizienzpotentiale im Bau: Gebäudesanierung forcieren 6. Klimafreundlich mobil sein: Verkehrswende in NRW erfolgreich gestalten 7. Jenseits der Energieversorgung: Klimaverträgliche Landwirtschaft 8. Klimaschutz beginnt daheim: Mehr Effizienz und weniger Energieverschwendung in den eigenen vier Wänden 9. Vorbildfunktion wahrnehmen: Klimaneutrale Landesverwaltung bis 2030 10. NRW (extrem-)wetterfest machen: Anpassung an die Folgen des Klimawandels www.uni-due.de 25.08.2015 19 Wirtschaftliche Handlungsmöglichkeiten: Räumliche Vernetzungen Nationale und Internationale Supply Chains Stadt und Region Standort und Infrastruktur Kernunternehmen www.uni-due.de 25.08.2015 20 Adaptiver Managementzyklus: Iterative Verbesserung (A) Anforderungen > Ziele (H) Evaluation und Perspektive (B) Transformation > Systemgrenzen (C) Status Quo- Analyse > Konzept und Strategie; konkrete Maßnahmen (G) Entwicklungsoptionen (D) Erstellung Rahmenkonzept (F) Bewertung > Bedarfe (E) Status Quo in Kategorien und Rahmenkonzept www.uni-due.de 25.08.2015 21 Ausblick • Industrie 4.0?, IKT und Klimaschutz? • Supply Chain umfassende Ansätze? Footprints! • Corporate Social Responsibility? • Effizienz vs. Suffizienz? • Verbraucher-Integration, Konsumentenverantwortung, Prosumer-Modelle? • ShareEconomy als Chance? • Energiewende, mal richtig? • …. www.uni-due.de 25.08.2015 22 Klaus Krumme Executive Director Zentrum für Logistik & Verkehr (ZLV) www.uni-due.de/zlv [email protected] 23