ARCH 155 Arch 155 Bunt Zeitschrift Eternit ( Schweiz ) AG Design www.eternitshop.ch Juli 2010 Arch 155 Bunt Impressum 1 Bunt 2 Essay Farbempfindung ist subjektiv Rose-Marie Spoerli Herausgeber Eternit (Schweiz) AG, 8867 Niederurnen Telefon 055 617 11 11, Fax 055 617 15 02 [email protected], www.eternit.ch 4 Oslo International School, Bekkestua, Norwegen Jarmund / Vigsnæs AS, Oslo 8 Rehabilitationszentrum, Ljubljana, Slowenien DANS Arhé d. o. o., Ljubljana 12 Kindergarten, Kidričevo, Slowenien Mojca Gregorski und Ajda Vogelnik Saje, Ljubljana 16 Wohngebäude Avant Chelsea, New York, USA 1100 Architects, New York 18 Stadion Bicentenario Nelson Oyarzún Arenas, Chillán, Chile Judson & Olivos Arquitectos, Santiago de Chile 22 Cahill Center für Astronomie und Astrophysik, Pasadena, USA Morphosis, Santa Monica 28 Kindergarten und Mehrzwecksaal, Camorino Silvano Caccia, Camorino 30 Erweiterung Alters- und Pflegeheim, Hasle-Rüegsau Opus Architekten AG, Langnau i.E. 34 F orschungsprojekt Integrales Faserzement-Verbundelement 35 Design Regalsystem «Tetris» – flexibler Raumtrenner 36 Ausstellung Eternit-Objekte in der Baumuster-Centrale 36 Giardina Auszeichnung für Eternit-Stand Redaktion Michael Hanak, Zürich Beirat Stefan Cadosch, Eternit (Schweiz) AG, Niederurnen Gestaltung Bernet & Schönenberger, Zürich Planbearbeitung Deck 4 GmbH, Sandra Eichmann, Zürich Korrektorat Barbara Raschig, München Druck Friedrich VDV, Linz Fotos Jürg Zimmermann, Zürich (Umschlag, S. 2, 3 links, 28 – 33, 35 unten) Steve Hall, Hedrich Blessing, Chicago (S. 3 rechts) Ivan Brodey, Oslo (S. 4 – 7) Miran Kambic, Radovljica (S. 8 – 15) Louis Dallara, Medford (S. 16 – 17) Judson & Olivos Architects, Santiago de Chile (S. 18 – 21) Roland Halbe, Stuttgart (S. 22 – 27) Prof. Andrea Deplazes, ETH Zürich (S. 34) Fries & Zumbühl, Zürich (S. 35) Fachhochschule Luzern, Horw (S. 35 oben) Redaktionsadresse Redaktion ARCH, Postfach 203, 8024 Zürich [email protected], Telefon und Fax 044 241 35 28 Abonnemente und Adressänderungen Eternit (Schweiz) AG, 8867 Niederurnen [email protected], Fax 055 617 15 02 Preis Einzelheft CHF 10.– Den Inhalt der Zeitschriftenbeiträge verantworten die jeweiligen Autorinnen und Autoren. Gemäss dem all­ gemeinen Sprachgebrauch wird Eternit auch als Gattungsbezeichnung für Faserzement verwendet. Die Eternit (Schweiz) AG stellt hiermit jedoch klar, dass es sich beim Begriff ETERNIT um einen Firmennamen und eine geschützte Marke handelt. Die Pläne wurden freundlicherweise von den Architekten zur Verfügung gestellt. Die Detailpläne wurden zur besseren Lesbarkeit überarbeitet; für deren Richtigkeit kann die Redaktion keinerlei Garantie übernehmen. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Gesamtauflage 16 500 Exemplare Deutsche Ausgabe ISSN 1661 – 3279 Französische Ausgabe ISSN 1661 – 3287 Thema Bunt Editorial Eigentlich, so finden wir, vermag In der Farbenlehre gilt eine Farbe als bunt, wenn sie, im Gegensatz zu den die graue Faserzementplatte unbunten Farben Weiss, Grau und Schwarz, einen Farbton besitzt. Im all- in sich ästhetisch vollkommen zu gemeinen Sprachgebrauch wird bunt mit mehrfarbig oder farbenfroh gleich- befriedigen. Dennoch sind wir gesetzt und zudem gerne mit mannigfaltig und lebhaft assoziiert. Kunterbunt glücklich darüber, dass die Archi- drückt das Maximum an verschiedenartiger Mischung, an chaotischem Gemenge tekten weitere Farben verlangen. oder abwechslungsreichem Potpourri aus. Deshalb bieten wir für jede Pro- Als bunt in Bezug auf Architektur sollen im Folgenden stark farbige oder duktlinie eine ausgewogene Farb- mehrfarbige Fassaden und Innenräume gelten. Bunte Bauten heben sich palette an. Die Platten werden entweder durchgefärbt von denjenigen in den üblichen abgetönten Grau- und Pastelltönen ab oder naturgrau mit einer speziellen Farbschicht versie- und fallen auf. Dabei darf Buntheit nicht auf grell schreiende Farborgien reduziert gelt. Hierzu forschen nicht nur fortwährend unserer werden. Ausschlaggebend ist vielmehr der gezielte Einsatz von Farbe und Farben, eigenen Fachleute, um garantiert beständige Pigmente um die architektonische Idee zu unterstützen. einzusetzen. Für die ausgewogene Abstimmung der Farben untereinander ziehen wir ausserdem jeweils externe Spezialisten bei, Farbgestalter und Architektin- Beim Einsatz von Farbe in der Architektur können hier, wie die kommenden Beispiele belegen, vier Kategorien unterschieden werden. Erste Kategorie: auffällig. Das Gebäude zeigt eine kräftige, bunte Farbe. nen, die uns Gewähr für die Anwendbarkeit bieten. Dank der Dimension und Homogenität der bunten Fläche wirkt sie ent- Darum sind wir auf unser Farbangebot besonders stolz. sprechend stark. Je nach Lichteinfall kann diese eine Farbe allerdings ganz Denn wir sind überzeugt, dass die Eternitplatten nicht nur in sich farbig sind, sondern dass sich damit auch anspruchsvolle mehrfarbige Bauten realisieren lassen. verschieden wirken. Falls die farbigen Flächen in verschiedenen Winkeln ausgerichtet sind, verstärkt sich dieser Effekt. Zweite Kategorie: kontrastreich. Wenige unterschiedliche Farbtöne sind so Die Bautenauswahl in diesem Heft ist bewusst inter­- kombiniert, dass am Gebäude Unterschiede oder gar Gegensätze hervorgehoben na­tional gehalten. Wir erleben, dass aktuelle Trends werden. Mit voneinander abweichenden Farbtönen lassen sich die Gebäudeober- in der Architektur nationale Grenzen überschreiten und flächen differenzieren. Oftmals werden dazu verschiedene Materialien miteinan- sich mit regionalen Eigenheiten und Gepflogenheiten der kombiniert, sodass sie in ihren Farben gegeneinander kontrastieren. vermischen. Insbesondere bei der Farbwahl! Mit den Dritte Kategorie: harmonisch. Mehrere Farbtöne sind so aufeinander abge- Bauten aus nah und fern können wir natürlich auch zei- stimmt, dass sie harmonische Farbreihen oder -abfolgen bilden. Zum Beispiel wird gen, wie weit verbreitet unsere Produkte sind – das eine Grundfarbe mit verwandten helleren und dunkleren Tönen variiert. Farbver- gibt uns Zuversicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind. läufe können daraus resultieren. Die Farben sind so aufeinander abgestimmt und Stolz sind wir auch auf die Forschungsprojekte, die komponiert, dass eine ausgewogene Ansicht entsteht. Sie am Schluss des Heftes sehen: Zur Weiterentwicklung Vierte Kategorie: buntscheckig. Eine Vielzahl verschiedenster Far- unseres Angebotes gehen wir Kooperationen mit ben ist über das Gebäude verstreut. Scheint die Verteilung zunächst zu- Hochschulen ein – und gelangen dabei zu überraschen- fällig, so liegt dem vermeintlichen Durcheinander meist eine Logik zu- den Resultaten. grunde – oder eben doch nicht. Wiederholt sich das Muster oder waltet das Zufallsprinzip? Jedenfalls folgen bunt gemischte Farbtöne aufeinander, die sich zu Anders Holte, CEO Eternit (Schweiz) AG einer gefleckten oder gescheckten Farbenpracht zusammensetzen, wie bei einem Schottenrock oder Fleckenteppich. Selbstverständlich ist jedes bunte Gebäude anders gestaltet und entspricht damit nur teilweise einer der genannten Kategorien oder gleich mehreren. Wenn auch die Polychromie so alt ist wie die abendländische Architektur selbst, so wagt doch manch mehrfarbiger Bau etwas Neues und wirkt ungewohnt. Da der Umgang mit Farbe in der Architektur alles andere als einfach ist, bedarf es einer vertieften Auseinandersetzung. Überlassen wir den Umgang mit Farben nicht ganz den Spezialisten. Beschäftigen wir uns mit Helligkeit, Intensität und Sättigung von Farb­tönen und studieren wir deren Wirkungen am Gebauten. Michael Hanak Arch 155 Bunt 1 B u n t. Vier Buchstaben, die eine ganze Welt eröffnen: buntes Leben, buntes Treiben, bunte Fassaden. Was entstehen da für farbige Bilder – persönlich und von der momentanen Stimmung geprägt –, die auftauchen und verschwinden, bevor sie richtig wahrgenommen wurden. Unsere heutige Welt ändert sich in nie gekannter Geschwindigkeit. Trends wandeln sich rasend schnell und sind omnipräsent in Architektur, Mode, Lebensstil, Freizeitgestaltung, Ess- und Reise­ gewohnheiten, um nur einige zu nennen. Wir passen unsere Gewohnheiten dem Zeitgeist an, werfen Bekanntes über Bord und lassen uns auf Neues ein. In der Architektur fallen neben der sich wandelnden Sprache hinsichtlich Formen, Materialien, Technik, Nutzung, Grösse auch die neuen Farben auf: frech, selbstbewusst und farbig – sehr farbig und bunt in ungewohnter Frische. Die ornamentale Fassadengestaltung ist weitgehend der grossflächigen Musterung mit teilweise starken Farben gewichen. Wenn früher ein erdfarbenes Pigment aus einer bestimmten Region das Kolorit eines ganzen Dorfes oder einer Stadt prägte und diese als Einheit erscheinen liess, so sind den heutigen Fassadenfarben, die technisch in fast jeder gewünschten Intensität mach- und anwendbar sind, kaum mehr Grenzen gesetzt. Spannend ist es zu verfolgen, wie sich das Pendel über die Jahrhunderte immer wieder von unbunt zu bunt und zurück bewegt. Im Moment erleben wir eine starke Buntheit mit zum Teil sehr intensiven Farben und Kombinationen. Heutige Architektur ist oft expressiv, will auffallen und sich als Solitär positionieren. Wie wirkt ein auffallend gestaltetes Haus unter Farbempfindung ist subjektiv Diese Farbgebung mit dezenten Farben im bläulichen Bereich geht optisch eine Verbindung mit dem Himmel ein, die je nach Wetter und Jahreszeit variiert. Die subtile horizontale Gliederung reduziert Höhe und Volumen, und das Gebäude wirkt trotz Grösse recht leicht. Produktion- und Lagerhallen Swisspor AG, Steinhausen, von Cadosch & Zimmermann GmbH, Zürich 2 lauter Seinesgleichen? Fällt es immer noch auf oder verschwindet es Mass an sorgfältiger Abstimmung und einen gezielten Einsatz. Der in der Masse? Muss es unbunt sein, damit es sich von anderen wieder Trend zu bunten Fassaden ist immer dichter und häufiger anzutreffen. abheben kann? An diesem Punkt wird das Pendel in der Zukunft So werden zum Beispiel an Neubauten entlang der Bahnstrecke von wieder einen Wechsel in Richtung schwach farbig oder unbunt erle- Zürich nach Bern Intensivrot mit Blaugrün kombiniert, leuchtendes ben, dies aber weder heute noch morgen. Gelb und Grün springen von weitem ins Auge und erheischen Auf- Die Arbeit mit Farben ist mit dem Einsatz von Gewürzen vergleich- merksamkeit. Diese Beispiele zeigen eine Tendenz in die eine, sehr bar: Starke sollten sparsam eingesetzt werden, so wie die Gestaltung bunte Richtung. Als Gegenpol dazu stehen die Bauten, die mit den mit intensiven Farben ein hohes Mass an sorgfältiger Abstimmung und Materialfarben von Sichtbeton, Sichtmauerwerk, Kalksandstein, Glas, bewusstem (sparsamem) Einsatz erfordert, um voll zur Geltung zu Stahl, Metall, Holz und weiteren Materialien spielen. Solche Bauten kommen. wirken in der Regel recht dezent und sind höchstens mit einem ein- Die gegenwärtige Farbigkeit der Fassaden kann grob in drei Gruppen geteilt werden. Integration: Das Gebäude fügt sich über eine präzise farbliche Abstimmung in die Umgebung, Siedlung oder in den Strassenzug ein, zelnen bunten Akzent kombiniert. Kräftige Farben lassen sich auch mit lauten Musiktönen vergleichen: Ein Fortissimo kann krönend sein – die Empfindung, wann es zu viel wird, ist individuell und persönlich sehr verschieden. Rose-Marie Spoerli nimmt Bezüge auf und hat oft ein verbindendes Element hinsichtlich Farbeinsatz oder Farbabfolge. Biografischen Angaben Exposition: Das Gebäude fällt durch seine Intensität auf und geht Rose-Marie Spoerli ist diplomierte Farb­ gleichzeitig einen Dialog mit Nachbarsbauten und vorhandenen Far- gestalterin IACC / BEF (International ben ein. Es kann einen Strassenzug oder ein Quartier sowohl farblich Association of Colour-Consultants / Bund akzentuieren oder aber umgekehrt konkurrenzieren und als Einzeler- europäischer Farbberater). Sie führt eignis wirken. zusammen mit Peter Spoerli ein Büro für Isolation: Das Gebäude hebt sich total von seinem Umfeld ab und Architektur und Farbe in Winterthur. Ihre Tätigkeitsbereiche umfassen die Farb- hat eine Signalfunktion. Wenn dies früher vor allem für Kirchen, Stadtund Gemeindehäuser, für Verwaltungsgebäude und Schulhäuser galt, gestaltung für Bauwerke, das Erstellen von Farbkollektionen so finden wir heute diese Prominenz bei vielen weiteren Gebäude­arten (Baubranche) und die Lehrtätigkeit im In- und Ausland. Eigene und Nutzungen. Die prägnante Farbanwendung erfordert ein hohes Farbenschule www.farbenschule.ch. Die kräftigen Primärfarben Gelb, Rot und Blau sind auf spiele­ Der grossflächige Farbeinsatz verleiht dem Bau eine rische Art geschossweise eingesetzt, fügen sich harmonisch starke Präsenz und hebt ihn von seiner Umgebung ab. in die Umgebung ein und untersützen die Lesbarkeit von Archi- Die Farbge­staltung folgt einerseits der architektoni- tektur und Form. Sie beanspruchen durch ihre Intensität schen Formensprache, gliedert sie andererseits zusätz- visuell «viel Platz». lich in Einzelflächen. Drei Wohnhäuser, Schaan, von Hansjörg Hilti AG, Schaan Gary Comer Youth Center, Chicago, USA, von John Ronan Architects, Chicago Arch 155 Bunt 3 Das renommierte norwegische Architekturbüro Jarmund /Vigsnæs renoviert und erweitert eine Osloer Schulanlage aus den 1960er Jahren. Ein eleganter Unterrichtspavillon mit farbigem Swisspearl-Kleid bildet die zweite Phase eines Dreistufenplans. Oslo International School, Bekkestua, Norwegen Gestreifter Pavillon 4 Arch 155 Bunt 5 Die Oslo International School ist eine angesehene englische Schule in Bekkestua, einem Vorort von Oslo. Hier werden rund 570 Schüler zwischen 3 und 18 Jahren aus mehr als 50 Nationen unterrichtet. Die Unterrichtsform setzt auf traditionelle Klassenzimmer, kombiniert mit separaten Räumlichkeiten und Gebäuden für Spezialfächer und weiterführende Studien. Die Anlage aus den 1960er Jahren wurde kürzlich gründlich renoviert und bereits um slo School Mst: 1:500 verschiedene Neubauten ergänzt. Schon seit längerer Zeit hatte es der Schule an genügend Unterrichtsraum geman- Oslo school Mst: 1:20 gelt, und man musste sich in den vergangenen Jahren mit Provisorien behelfen. Gemeinsam mit den Architekten des Osloer Architekturbüros Jarmund / Vigsnæs entwickelte die Schule einen Dreistufenplan, der gewährleistet, dass der Unterricht während der kompletten Bauphase fortgesetzt werden kann. 11 10 6 12 «Ziel dieses Projektes ist eine Verbesserung der alten Anlage, der Ersatz temporärer Bauten und die Schaffung von zusätzlichem Lehrraum.» Jarmund / Vigsnæs 1 2 3 4 5 13 10 6 7 1 8 9 Grundriss 1:500 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Faserzementplatte Hinterlüftungsraum Windpapier Wärmedämmung Stahlträger Dampfsperre Hohlraum Wärmedämmung 60 mm Beton 180 mm Wärmedämmung Dachhaut Trapezblech Abgehängte Decke Vertikalschnitt 1:20 6 1 Swisspearl® cement composite panel 2 Horizontal battens, ventilated cavity «Die vorhandene Struktur aus den 1960er Jahren war ziemlich mitgenommen», erklären Einar Jarmund, Alessandra Kosberg und Håkon Vigsnæs von Jarmund / Vigsnæs. «Die Architektur verfügt aber über grosse Qualitäten. Die Organisation sämtlicher Räumlichkeiten auf nur einer Ebene zum Beispiel garantiert eine leichte Orientierung, schöne natürliche Beleuchtung und einen engen Kontakt zum Aussenraum.» Zudem ist die alte modulare Struktur äusserst flexibel, ein Vorteil, den auch die Ergänzungsbauten der Architekten aufweisen. Die neuen Gebäude zollen der bestehenden Architektur Respekt, indem sie vorhandene Qualitäten beibehalten. In einer ersten Phase sind bereits ein neuer Wissenschaftspavillon, ein zeitgemässer Haupteingang, eine Lobby und eine Biblionoviert. In Phase zwei, die kürzlich vollendet wurde, ergigen Unterrichtspavillon für die jüngeren Schüler. In der dritten und letzten Phase, die momentan in Planung ist, werden eine Sporthalle, ein Musikraum und ein neues Auditorium / Theater entstehen. Der Pavillon aus Phase zwei ersetzt einen grossen Teil M gänzten die Architekten das Schulareal um einen grosszü- ol ho Sc lo :? Os st: 1 thek entstanden. Ausserdem wurde das Hauptgebäude re- der provisorischen Gebäude, die über das Schulgrundstück verstreut waren. Die eindrücklichen 1250 Quadratmeter beherbergen zehn zusätzliche Klassenzimmer und eine Reihe Büros. Die Räume sind um einen ringförmigen Korridor angeordnet, der ein zentrales verglastes Atrium umschliesst. Die Grösse der Klassenzimmer ist flexibel und kann der Schülerzahl eines Jahrgangs angepasst werden. Das augenfälligste Merkmal des einstöckigen Pavillons ist seine Aussenfassade. Rund um das Gebäude wech- Der neue Pavillon beherbergt zehn neue Schulzimmer und eine Reihe von Mitarbeiterbüros, die um einen grosszügigen Korridor angelegt sind, der wiederum einen zentralen verglasten Hof umschliesst. seln sich vertikale raumhohe Fenster mit farbigen Swisspearl-Paneelen in zehn verschiedenen Farben und in unterschiedlicher Anordnung ab. Dem Eindruck des Billigen, das «farbenfroher» Architektur oft anhaftet, wirken die Architekten entgegen, indem sie die Fenster in schwarze Metallrahmen fassen und das Gebäude mit einer schwarzen Traufe versehen. Die Farbflächen erhalten so einen edlen Abschluss. Die Fröhlichkeit dieses Gebäudes erfreut die kleineren Kinder, die hier unterrichtet werden, passt aber auch hervorragend zu der originalen Architektur aus den 1960er Jahren, deren Optimismus, Experimentier-, Formen- und Farbfreude es widerspiegelt. Die Farben stehen übrigens für die Nationalflaggen der 50 Herkunftsländer der Schülerschaft. Mirko Beetschen Standort Gamle Ringeriksvei 53, Bekkestua, Norwegen Bauherrschaft Architekten Bauzeit Oslo International School Jarmund / Vigsnæs AS, Oslo 2006 – 2009 Generalunternehmer und Fassadenbau Oslo Byggentre- prenør AS, Oslo Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, in zehn verschiedenen Farben Arch 155 Bunt 7 8 Die ursprüngliche Anlage ist ein Werk des Architekten Danilo Kocjan aus den frühen 1960er Jahren. Der niedrig gehaltene Gebäudekomplex diente dem in Ljubljana ansässigen Architektenteam DANS als Ausgangspunkt für das Entwurfskonzept zur Erweiterung des Rehabilitationszentrums. Der neue Flügel ist ebenfalls lediglich zwei­ geschossig und schmiegt sich in die offene Landschaft, wie man es von skandinavischen Architekturen her kennt. Frei im im Gelände stehend gleicht der Bau einem Pavillon. Rehabilitationszentrum, Ljubljana, Slowenien Ort der Erneuerung Arch 155 Bunt 9 Um das Rehabilitationszentrum vom nahen Verkehrskreisel abzuschirmen, hat man es an die hintere Grundstücksgrenze zurückgenommen. Die drei Eingangszonen sind durch Holzplattformen gekennzeichnet, die vom Ge­bäude in die Landschaft ausgreifen und durch Fusswege miteinander vernetzt sind. Die Verbindung zum bestehenden Bau wurde als neutraler Übergang zwischen Alt und Neu konzipiert, als einfache, mit grossen Öffnungen versehene Betonform, die einen Abstand zum Altbau schafft und ihn gleichzeitig direkt an einen inneren Korridor des Neubaus bindet. Im Erdgeschoss befinden sich die Kinderstation mit der Cardiopulmonalen Reanimation (CPR) sowie ein zentraler Liftkern mit Treppenhaus. Da die Kinderstation im Erdgeschoss liegt, hat sie einen engen Bezug zum Park, was sich positiv auf die Psyche der kleinen Patienten auswirkt. Die von den Architekten geschickt geplante Geschoss­ erschliessung erfolgt über natürlich belichtete, quer verlaufende Korridore, die sich mit grossflächigen Verglasungen zur Landschaft hin öffnen. Die Bettenzimmer und Gemeinschaftsräume liegen an der Peripherie des rechteckigen Grundrisses; zwei Versorgungskerne und der Essbereich sind in den Raum hineingesetzt. Die verschiedenen Räume sind in Blöcke zusammengefasst und durch Erdgeschoss 1: 1000 die Korridore und Eingänge voneinander getrennt. In der Mitte durchbricht ein kleines Atrium mit einem Baum das Gebäude. Indem die Nasszellen leicht in den Korridor vorspringen, verfügt jedes Bettenzimmer über eine subtile kleine Eingangszone. Die Raumblöcke sind ebenfalls gegeneinander versetzt, sodass die Korridore aus der Achse geschoben sind. Diese Gliederung verleiht den Korridoren eine gewisse Dynamik und verhindert, dass sie abweisend anmuten. Sie hat zudem den Vorteil, dass das gesamte Gebäudeinnere trotz beträchtlicher Grundrisstiefe durchwegs natürlich belichtet ist. Die an Bonbons erinnernden gelben und weissen Streifen auf den Fassaden schaffen einen Ausgleich zur streng horizontalen Fensterordnung. Durch die Ausbildung dieser Fensterbänder, die um die Gebäudeecken herum geführt sind, werden die Fassaden gleichsam zusammengehalten. Die vertikalen Linien der gelb gewellten Streifen an der Fassade finden ihren Widerhall in den von der Natur geformten senkrecht aufragenden Baumstämmen im Vordergrund und lassen den Bau mit der Umgebung verschmelzen. Die weissen Fassadenteile sind mit glatten Swisspearl-Paneelen verschiedener Breite bekleidet, während die gelben Bereiche mit gewellten Paneelen abgedeckt sind. So bilden die weissen Paneelen den Hintergrund für die die Fassade akzentuierenden gelben Paneelen. Indem die Schrauben, mit denen das Baumaterial auf der Unterkonstruktion befestigt wurden, sichtbar sind und etwas vorstehen, erzeugen sie ein feines Schattenmuster auf der Fassade. Die Fenster unterbrechen das vertikale Schema ohne erkennbare Regel. Weiss und Gelb sind eine eher unübliche Farbenkombination für ein Gebäude, diese spielt aber wohl auf die Bewohner des Zentrums, die Kinder, an. 10 «Weil die Patienten so jung und in der Regel längere Zeit hospitalisiert sind, wollten wir alles vermeiden, was an ein Spital erinnert. Die eigens entworfenen Möbel und Spielgeräte sind aus Holz gefertigt, zudem verwendeten wir leb­hafte Farben sowie, dazu passend, für die Wände textile Verkleidungen und Sichtbeton.» Vlatka LjubanoviC, DANS architects Ljubljana Mst: 1:20 9 10 1 2 3 4 5 5 6 7 8 10 6 7 8 3 1 2 3 4 1 Faserzementplatte Windpapier Wärmedämmung Beton Luftspalt Hinterlüftungsraum Aluminium-Rahmen Gefärbtes Sicherheitsglas Wärmedämmung Fensterumrandung in Holz Swisspearl Vertical section 1:20 Horizontal section 1:20 5 Horizontalschnitt 1:20 1 Swisspearl® cement composite panel 2 Vaporshield waterproof membrane 3 Thermal insulation 4 Concrete 5 Air gap 6 Outer aluminium colored pane Dachvorsprünge verstärken Die knapp auskragenden 7 Colored safety glass den abstrakten Charakter des bodennahen Baukörpers. 8 Thermal insulation between double glazing and concrete wall 9 Energy efficient double glazing Der verschattete Zwischenraum, der dadurch entsteht, 10 Wooden laminated inner pane dass die Bekleidungsplatten vom Boden abgesetzt sind, Arch Vertikalschnitt 1:20 Horizontalschnitt 1:20 Schnitt Traufe 1:20 Schnitt Ort 1:20 Standort Linhartova 51, Ljubljana, Slowenien Bauherrschaft Rehabilitationszentrum der Republik Slowenien, Ljubljana hebt das Gebäude auf subtile Weise von seiner Basis ab Architekten und lässt die Gestaltung noch abstrakter erscheinen. Alles Dešman, Rok Bogataj, Eva Fišer Berlot, Vlatka Ljubanović DANS Arhé d. o. o., Ljubljana; Katarina und Miha in allem ist zu hoffen, dass die Qualität dieser Architektur Bauzeit zum psychischen und physischen Wohlbefinden der Kin- Fassadenkonstruktion der beträgt, die sich zeitweilig hier aufhalten. Anna Roos Fassadenmaterial SWISSPEARL® TECTURA, 2007 – 2008 Meteoric Hocˇe, Ljubljana OSB-Platte: Grobspanpl Isoroof Pavatex: Weichfa DWD-Platte: Diffusionso Rigips/Fermacell: Gipspl weiss 102; SWISSPEARL NATURA, grau 201 und Wellplatten EFASAL ® (von ESAL d. o. o.), Solarit, gelb 6083 Arch 155 Bunt 11 Kindergarten, Kidricˇevo, Slowenien Vielfache räumliche Nutzung Kidricˇevo ist eine Kleinstadt im Osten Sloweniens, die in Lage der bestehenden Primarschule und ist mit dieser über den 1950er Jahren erbaut wurde, um Wohnraum für die einen Durchgang verbunden. Werksarbeiter der benachbarten Aluminiumfabrik Talum Ein gepflasterter Eingangsbereich markiert den Zugang zu schaffen. Durch die Reihung länglicher Baukörper, die zum Gebäude und dient trotz seiner peripheren Lage als sich formal an der modernistischen Zeilenbauweise der öffentlicher Platz für die gesamte Gemeinschaft. Die gross- Ortschaft orientieren, fügt sich der neue Kindergarten zügige Eingangshalle verbindet als Mehrzweckraum die der Architektinnen Mojca Gregorski und Ajda Vogelnik drei Gebäudeteile; sie kann mit Hilfe einer faltbaren Saje in die städtebauliche Struktur ein und öffnet sich Trennwand in einen Hauptbereich und einen kleineren über eine Abfolge halböffentlicher Räume zur Wohnbe- Veranstaltungsraum unterteilt werden. Die funktionale bauung hin. Verflechtung der Räume ist ein zentrales Element des Ge- Die Anlage besteht aus drei Gebäuderiegeln, zwischen samtkonzepts. Die Klassenräume erlauben nicht nur den denen zwei Innenhöfe mit Rasenbelägen als Spielbereiche direkten Zugang zu den Spielplätzen im Freien, sondern für die Kinder dienen. Die ersten beiden Riegel beherber- können über breite Doppeltüren und Rutschen in den gen die eigentlichen Klassenräume, während im dritten Korridorbereich erweitert werden. Waschräume sind um Verwaltung, Küche und Speisesaal untergebracht sind. Er zentrale «Wasserfontänen» organisiert und dienen so als bezieht sich in seiner geometrischen Ausrichtung auf die Ergänzung der Spielbereiche. 12 Das Innere des Gebäudes ist geprägt durch grossflächige Verglasungen und eine ausgesprochen helle und Standort leuchtende Farbgebung der Wände und Böden. Die Klas- Bauherrschaft senriegel weisen tiefe Korridor- und WC-Decken auf und Architekten ermöglichen so eine zweiseitige Belichtung der höheren Ljubljana Klassenräume – ein Konzept, das an Pavillonschulen der Bauzeit 1950er Jahre erinnert und massgeblich zu den räumlichen Generalunternehmung und Fassadenbau Qualitäten des Projekts beiträgt. Velenje Trotz der funktionellen Ähnlichkeiten beider Klassenriegel unterscheiden sie sich in ihrer äusseren Gestaltung Kajuhova ulica, Kidricˇevo, Slowenien Gemeinde von Kidricˇevo Mojca Gregorski und Ajda Vogelnik Saje, 2007 – 2008 Vegrad d. d., Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, Bernstein 7082 und Anthrazit 7020; REFLEX, Eisblau 9240 grundlegend. Sämtliche Gebäudeteile sind als Betonskelett ausgeführt und mit Backsteinwänden ausgefacht. Der äussere Riegel ist mit dunklen Swisspearl-Paneelen verkleidet. Vertikale Holzleisten zwischen den Paneelen und die Verwendung hölzerner Türen und Fensterrahmen verweisen symbolisch auf die natürliche, durch eine grosse Arch 155 Bunt 13 Kidricevo2 Mst: 1:20 7 1 2 3 4 5 8 9 6 Horizontalschnitt 1: 20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Grundriss 1:1000 14 Faserzementplatte Holzlatten 25 × 38 mm Stahl-Unterkonstruktion 60 × 60 × 6 mm Hinterlüftung 1 Swisspearl® cement composite panel Wärmedämmung, wasserabstossend mm8 x 40 mm 2 Wooden batten80 on–130 facade Vertikale Holzlatten 8 × 40 3 Steelmm sub construction 60 x 60 x 6 mm OSB 15 mm 4 Ventilated cavity Backtein 290 mm 5 Thermal insulation, water repellant, 80 - 130mm Putz 25 mm 6 Vertical wooden batten Vertikalprofil 7 Oriented strand board 15 mm 8 Brick wall 290 mm 9 Plaster 25 mm 10 Fixing bracket 10 «Das architektonische Konzept entspringt aus der Vorstellung von der Verbindung und Wechselwirkung gebauter und natürlicher Räume, der Schaffung vielfältiger Sichtbezüge und dem unmittelbaren Kontakt zur Natur.» Mojca Gregorski Zahl hoher Pinienbäume geprägte Umgebung. Die Strassenfassade selbst zeigt ein unregelmässiges Muster von Paneelen, das in Referenz an die nahe gelegene Alu­ minium­fabrik durch horizontale Aluminiumprofile strukturiert wird. Der innere der beiden Klassenriegel ist mit hellen Swisspearl-Paneelen und unregelmässig verteilten Holzleisten in zwei verschiedenen Tönen verkleidet. Das­ selbe Gestaltungsprinzip findet im Speisesaal der Schule Anwendung, wohingegen die übrigen Wände des Verwaltungsflügels in grauem Graphit verputzt sind. Patrick Zamariàn Arch 155 Bunt 15 Wohngebäude Avant Chelsea, New York, USA Der Hingucker Das Avant Chelsea, entworfen von 1100 Architects, ist ein sen auf den obersten vier Geschossen. Die Strassenfassa- zwölfgeschossiges Wohngebäude mit 19 luxuriösen Zwei- den sind durch raumhohe Fensterflächen mit eloxierten Zimmer-Eigentumswohnungen. Abgesehen von der Du- Aluminiumrahmen geprägt. Ein Band aus Swisspearl-Plat- plexeinheit im Erdgeschoss, die über einen Gartensitzplatz ten zieht sich über das Gebäude, entfaltet sich auf der Süd- und einen Freizeitraum auf der unteren Ebene verfügt, ostfassade als Mosaik aus 2500 Paneelen in acht verschie- sind zwei verschiedene Wohnungsgrundrisse erhältlich. denen Farbtönen und dient dem Projekt so als unverwech- Die nach Norden orientierten Wohnungen sind ein wenig selbares und weithin sichtbares Erkennungszeichen. kleiner als die nach Süden ausgerichteten, bieten jedoch Patrick Zamariàn Balkone auf dem sechsten, siebten und achten Geschoss. Ergänzend dazu sind in den oberen vier Stockwerken Penthousewohnungen untergebracht, die beiden obersten mit Zugang zu separaten Dachterrassen. Alle Penthousewohnungen verfügen über einen privaten Aussenraum, was zu der ungewöhnlichen äusseren Erscheinung des Gebäudes führt. Das massive Volumen scheint ausgehöhlt und zeigt eine Abtreppung von Terras16 1 1 Faserzementplatte 2 Aluminium-Unterkonstruktion 3 Hinterlüftung 4 Windpapier 5 Wetterfeste Bauplatte, zwei Lagen 6 Metall-Ständerwand 7 Dampfsperre 8 Aluminium-Fensterrahmen 9 Vorgefertigter Betonträger 10 Wärmedämmung 11 Stahlträger 12 Abgehängte Decke 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 NewYork Mst: 1:200 12 Vertikalschnitt 1: 20 1 Swisspearl® cement composite panel 2 Sub frame aluminium 3 Ventilated cavity 4 Waterproofing membrane 5 Gypsum board, exterior, twin layer 6 Metal stud framing, mineral wool 7 Vapour barrier 8 Window frame, aluminium 9 Precast concrete slab 10 Thermal insulation 11 Steel beam 12 Suspended ceiling Standort 245 West 19th Street, New York, USA Bauherrschaft Architekten Bauzeit Ginsburg Development Companies, Valhalla (NY) 1100 Architects, New York; Sebastian Kaempf 2006 – 2008 Generalunternehmung Fassadenbau Hunter-Roberts (CM), New York Pabco Construction Corp., Farmingdale (NY) Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, Elfenbein 7099, Anthrazit 7022 und 7022 R; REFLEX, Silber 9000 und Nachtblau VR 0316; NOBILIS, naturgrau N 202 und spezialblau N 161 4014 und N 162 4218 Typischer Grundriss 1: 300 Arch 155 Bunt 17 Stadion Bicentenario Nelson Oyarzún Arenas, Chillán, Chile Zutritt gestattet Dieses neue Fussballstadion von Judson & Olivos schafft ein neues soziales und urbanes Zentrum in der süd­ lichen Peripherie Chilláns. Auf Strassen­ niveau ermöglicht eine Reihe mobiler Schranken den ungehinderten Zugang und erweitert so den öffentlichen Raum in den Innenbereich des Stadions. 18 «Der Mangel an öffentlichen Räumen innerhalb der Stadt macht das Stadion zum wichtigen Versammlungs- und Erholungsort.» Javier Ávila Burrows, Judson & Olivos Arquitectos 2008 fand in Chile die Fussball-Weltmeisterschaft der Dachkonstruktion, die beschwingte farbenfrohe Faserze- Frauen statt. Das Land nahm die Gelegenheit zum Anlass, ment-Fassade und das erstaunlich durchlässige Sockelge- mehrere seiner Fussballstadien zu erneuern und an inter- schoss. Alle drei Elemente unterstreichen den polyvalenten nationale Standards anzupassen. In der zentralchilenischen urbanen Charakter des neuen Gebäudes, dessen offene und Stadt Chillán führte dies zum Abriss des bestehenden moderne Typologie eine Abkehr von der burgartigen Ge- kommunalen Stadions und zu einem Neubau, dessen staltung herkömmlicher Fussballstadien bedeutet. Spielfeld mit der FIFA-Anforderung nach einer Ausrichtung in der Nord-Süd-Achse konform ist. Wie viele chilenische Städte leidet Chillán an einem gravierenden Mangel an öffentlichen Räumen. Nicht zuletzt Das neue Stadion Bicentenario Nelson Oyarzún Arenas wegen der unmittelbaren Nähe zur Rodeoarena, die regel- befindet sich in der südlichen Peripherie Chilláns, ungefähr mässig grosse Menschenmengen anzieht, ist dieser Man- einen Kilometer vom Geschäftszentrum entfernt, und bie- gel im Bereich des neuen Stadions besonders augenfällig. tet Platz für 12 000 Besucher. Das Verwaltungsgebäude – ein Judson & Olivos begegnen diesem Umstand mit der schlanker, vierstöckiger Bau, der das Stadion nach Westen Schaffung eines öffentlichen Platzes, der die zwei Sport- hin begrenzt – ist in verschiedene, zentral erschlossene Be- stätten miteinander verbindet und dem ganzen Viertel als reiche für Betrieb, Medien, Sport und VIP unterteilt. Das Treffpunkt dient. Zudem sind die untersten Ränge des Sta- Stadion selbst ist geprägt durch seine leichte, segelartige dions auf eine Höhe von drei Metern angehoben und erArch 155 Bunt 19 n :2000 zeugen so eine Durchlässigkeit zwischen dem eigentlichen Spielfeld und den umliegenden Bereichen. Dies ermöglicht ergänzende Aktivitäten und verleiht dem Stadion eine für derartige Einrichtungen unübliche funktionelle Flexibilität. Die Kombination der Innen- und Aussenbereiche kann über ein System mobiler Schranken reguliert werden. Analog den Anforderungen des jeweiligen Anlasses erlauben sie die Transformation des Stadions von einer geschlossenen Anlage mit beschränktem Zugang zu einem weitläufigen öffentlichen Raum und umgekehrt. Das Konzept des Stadionbereichs als öffentlicher Versammlungsort vor und während sportlicher sowie vom eigentlichen Zweck des Stadions unabhängiger kultureller und sozialer Veranstaltungen findet seine Entsprechung in der Fassadengestaltung. Weisse Projektionsflächen sind in Schnitt 1:2000 das Mosaik aus Faserzement-Paneelen integriert und ermöglichen die Übertragung der im Innern des Stadions stattfindenden Veranstaltungen. Das Farbkonzept der Wandverkleidung selbst nimmt Bezug auf das künstlerische und kulturelle Erbe der Gegend: Das vorherrschende Rot, das auch für die Sitze und die Innenraumgestaltung verwendet wurde, verweist auf die Trikots des lokalen Fussballklubs Ñublense, Schwarz ist die typische Farbe des regionalen Kunsthandwerks; und die grauen Töne erinnern an die Farbgebung der traditionellen Architektur der Stadt. Patrick Zamariàn Erdgeschoss 20 2 4 7 1 2 3 4 5 6 7 Faserzementplatte Verzinkte Stahl-Unterkonstruktion Vorfabrizierte Betonwand Vorfabrizierter Betonträger Betonboden Backsteinwand Zugkabel für Zeltdach 1 2 2 3 Standort 4 Calle Pedro Aguirre Cerda 297, Chillán, Chile Bauherrschaft Architekten Gemeinde von Chillán Judson & Olivos Arquitectos, Santiago de Chile mm Bauzeit 2006 – 2008 Generalunternehmung Constructora BCF, Santiago de Chile 5 6 Fassadenbau 4 Med venlig hilsen Comintecc, Vitacura / Santiago Mit de Chile freundlichen Grüssen, Lasse Dänemark Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, Anthrazit 7024; REFLEX, Silber 9000 und Platinum 9020 4 Vertikalschnitt 1:40 OSB-Platte: Grobspanplatte Spanplatte Isoroof Pavatex: Weichfaserplatte Dämmung DWD-Platte: Diffusionsoffene, mitteldichte Faserplatte Rigips/Fermacell: Gipsplatte Arch 155 Bunt 21 22 Das unlängst fertiggestellte Cahill Center in Pasadena versammelt die führenden Astrophysiker des Caltech unter einem Dach. Die zentralen Elemente des neuen Centers sind zum einen seine fragmentierte Fassade und zum anderen seine dramatische Treppenanlage, die sich durch alle vier Stockwerke bohrt und als begehbares Teleskop fungiert. Cahill Center für Astronomie und Astrophysik, Pasadena, USA Griff nach den Sternen Arch 155 Bunt 23 Die hoch angesehene Fakultät für Astrophysik am California Institute of Technology (Caltech) war während Jahrzehnten in mehreren überfüllten Gebäuden über den Campus verteilt. Das von Morphosis geplante Cahill Cen- adena t: 1:1000 ter für Astronomie und Astrophysik, benannt nach seinem grosszügigen Spender Charles H. Cahill, der für den Löwenanteil der Baukosten von fünfzig Millionen Dollar Querschnitt 1:1000 aufkam, versammelt die Fakultät und die dazugehörigen Arbeitsgruppen an einem Ort. Am California Boulevard gelegen, verbindet das Cahill Center den südlichen Campus mit dem nördlich gelegenen Kern des Caltech und stellt auf diese Weise eine Achse zwischen den beiden Teilen des Hochschulgeländes her. Die Korridore, welche die oberen Geschosse in NordSüd-Richtung durchlaufen, dienen als sogenannte «Nähte» und unterstreichen den visuellen Bezug zwischen den beiden Campusteilen. Raumhohe Verglasungen machen die Lage dieser Nähte auf den Fassaden ablesbar und bieten Obergeschoss Ausblicke über die grossflächigen Baseballfelder im Süden und das historische Zentrum im Norden. Das Gebäude hat vier Geschosse, wovon das weitgehend natürlich belichtete Untergeschoss für Laboratorien bestimmt ist. Das Erdgeschoss dient als sozialer Begegnungsort und beherbergt eine Bibliothek sowie das nach einem weiteren Gönner benannte, 149 Sitzplätze bietende Hameetman Auditorium. Visueller Höhepunkt der Lobby ist die spektakuläre Treppenanlage, die sich durch alle vier Stockwerke bohrt. Durch ein Konglomerat gebrochener Wände mit schrägwinkligen Fenstern windet sich die Treppe nach oben und verengt sich schliesslich zu einem nach aussen gestülpten Oberlicht. Konzeptionell stellt die Treppenanlage eine Art begehbares Teleskop dar und spiegelt so die Zweckbestimmung des Centers wider. Verglichen mit der dramatischen Treppenanlage erscheint die Innenraumgestaltung der oberen Geschosse Erdgeschoss hingegen eher bieder. Die geneigten Korridorwände vermögen kaum davon abzulenken, dass die Grundrissdisposition auf einem gleichmässigen rechtwinkligen Netz basiert, in dem die Büros entlang den Aussenwänden und die Konferenzräume im Zentrum angeordnet sind. Die InStandort 1216 E. California Blvd., Pasadena, Kalifornien, USA Bauherrschaft Architekten Bauzeit California Institute of Technology, Pasadena Morphosis, Santa Monica 2007– 2008 Generalunternehmung Hathaway Dinwiddie Construction Company, San Francisco Fassadenbau Anning-Johnson Company, Los Angeles Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, 24 Rubin 7030-R Arch 155 Bunt 25 nenraumgestaltung steht im Zeichen grösstmöglicher Interaktion zwischen den Benutzern. Die Panoramafenster an beiden Enden der Nord-Süd-Korridore sind mit Sitzgelegenheiten bestückt und sollen gemeinsam mit weiteren Begegnungszonen und Pausenräumen auf allen Ge13 6 schossen den informellen Austausch zwischen den Wis- 14 senschaftern fördern. Die äussere Hülle setzt sich aus fragmentierten und ent 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1 2 3 4 5 6 7 8 Faserzementplatte Alumnium-Z-Profil Vertikales Aluminium-Profil Wassersperre Wetterfeste Bauplatte Wärmedämmung Metall-Ständerwand Gipsplatte Aluminium-Konsole Brandabschottung Verankerung im Beton Aluminium-Profil Dachhaut Betonträger Abgehängte Decke schieden horizontal strukturierten Faserzement-Fassaden zusammen, die auf dem vollständig verglasten Erd­ geschoss zu schweben scheinen. Die terracottafarbenen Paneele sind schichtweise gegeneinander verschoben und verleihen dem Gebäude den Ausdruck einer erdbebengeschädigten Backsteinmauer. Zahlreiche Schlitze und Risse sowie tiefe diagonale Spalten, die in die Fassaden gekerbt scheinen und an Gordon Matta-Clarks berühmte «Splitting»-Serie von 1974 erinnern, verstärken den eruptiven Charakter des Gebäudes. Das Cahill Center ist nicht nur seines Designs wegen bemerkenswert, sondern auch wegen seiner Nachhaltig- 9 keit, für die es mit LEED Gold zertifiziert wurde. Die hin- 15 terlüftete Fassade reduziert den Wärmegewinn und damit den Energieaufwand für Klimatisierung. Weiterhin sind die Paneele über den Fenstern stellenweise geneigt und abgewinkelt, um so die Büro- und Klassenräume vor direktem Sonneneinfall zu schützen. Das ausgeklügelte Design wird im Zusammenspiel mit weiteren baulichen und operativen Massnahmen wie dem begrünten Dach und dem Einsatz hocheffizienter Systeme den Energiebedarf beträchtlich verringern. Das Cahill Center komplettiert eine Reihe von Projekten, bei denen Morphosis mit gefalteten und fragmentierten Faserzement-Fassaden experimentiert haben. Im Ver- Med venlig hilsen Mit freundlichen Grüssen, Lasse Dänemark gleich mit vorangegangenen Bauten wie dem Student Re- creation Center in Cincinnati oder dem San Francisco Federal Building erscheint das Cahill Center allerdings eher konservativ und verhalten. Dies ist hauptsächlich auf seine Farbgebung und vergleichsweise bescheidene Grö- 14 sse zurückzuführen, die das Center in einen Kontext mit historischen Kern des Caltech jenseits OSB-Platte: dem Grobspanplatte Spanplatte Isoroof Pavatex: Weichfaserplatte Dämmung Boulevard setzen. Patrick Zamariàn DWD-Platte: Diffusionsoffene, mitteldichte Faserplatte Rigips/Fermacell: Gipsplatte 10 11 des California «Der Bau resultiert aus einer Reihe von Kräften, deren Kollision zur Entstehung einzigartiger Entdeckungsräume führt. Kraftlinien zeichnen die Bewegung von Form und Licht durch die facettierte Fassade des Gebäudes, das zentrale vertikale Volumen und die Nähte nach.» Morphosis Vertikalschnitt 1:20 12 26 Arch 155 Bunt 27 Kindergarten und Mehrzwecksaal, Camorino Farbliche Differenzierung In Camorino, einer kleinen Wohngemeinde im Ballungsraum von Bel- tung eine spielerische und zugleich geordnete Note. Da- linzona, befindet sich nicht nur das Portal des Ceneri-Basistunnels, der bei definieren die Führungsschienen der Lamellenstoren als Teilbereich der neuen Gotthardtransversale voraussichtlich 2016 er- aus Aluminium das Raster. öffnet werden soll. Auch ein neu erbautes Gebäude mit rotem Schachbrettmuster erweckt die Aufmerksamkeit. Bei der Wahl der Farben bewies Silvano Caccia, der in Camorino ein Architekturbüro führt, eine feines Gespür. Die Bauaufgabe sah die Instandsetzung eines bestehenden Kinder- Rot durchgefärbte Faserzementplatten machen die Front gartens sowie einen neuen Erweiterungsbau für eine dritte Kindergar- zu Spielhof und Bachlauf hin zur Hauptansicht und ver- tenklasse vor; darin enthalten ein öffentlicher Mehrzwecksaal. Eine leihen ihr eine besondere Kraft. An den Schmalseiten ist Herausforderung war, dass die beiden zur Verfügung stehenden der Putz dunkelgrau gestrichen. An der Nordostfassade Grundstücke durch einen Reissbach getrennt sind und ausserdem zwei heben hellblaue Rechteckfelder in Analogie zur Südwest- städtebaulich völlig verschiedenen Bereichen angehören. Wegen der fassade das Obergeschoss hervor, in dem sich der Mehr- starken inhaltlichen Verknüpfung wollte der Architekt Silvano Caccia zwecksaal befindet. Im Innern kehren all diese Farbtöne jedoch zwischen beiden Gebäuden eine unmittelbare, sichtbare Ver- wieder: Böden und Decken in materialfarbigen Holzwerk- bindung herstellen. Mit einem trapezförmigen Grundriss passte der stoffen, Fenster und Türen in lackiertem Eichenholz, dun- Architekt den Neubau in Geometrie und Ausrichtung in seine Umge- kelgrau gestrichene Unterzüge, runde Stützen in hell ab- bung ein, richtete aber die zum gegenüberliegenden Kindergartenge- getöntem Blau und rubin-rote Eternitplatten. bäude gewandte Südwestfassade parallel dazu aus. Zudem verbindet Michael Hanak ein Steg, der über den Bach führt, die beiden Anlagen. Massgeblich für die Wahl der Konstruktion war der Minergie-Standard. Die Tragstruktur aus Beton wurde an drei Seiten mit Mineralwolle bedeckt und verputzt. Die lange, mit einem Vordach aus Sichtbeton gerahmte Südwestfassade wurde hingegen als Holzständer ausgeführt, der aussen wie innen mit Faserzementplatten bekleidet ist. Das alternierende Muster der Eternittafeln verleiht der Fassadengestal28 Rote und blaue Ge­ bäudeteile strukturieren und differenzieren den Neubau innen wie aussen. 8 1 1 Faserzementplatte 8 mm 2 Hinterlüftung 3 Windpapier 4 Wärmedämmung Mineralwolle 5 Wasserdichte Folie 6 Wärmedämmung, extrudierter Polystyrol 7 Beton 8 Ganzmetallstoren 1 1 2 3 4 4 1 5 Camorino Wahl der Konstruktion hat sich AM Minergie-Standard orientiert: Die TragMst:«Die 1:1000 struktur in Beton, an drei Seiten mit Mineralwolle gedämmt und verputzt, 6 7 Vertikalschnitt 1:20 N? 1 Faserzementplatte 8 mm und eine Fassade als Holzständer ausgeführt, mit innenliegender Isolation und auf 2 Hinterlüftung 3 Windpapier beiden Seiten mit Swisspearl-Paneelen bekleidet.» Silvano Caccia 4 Wärmedämmung Mineralwolle 5 Wasserdichte Folie 6 Wärmedämmung, extrudierter Polystyrol 7 Beton 8 Ganzmetallstoren Standort Via Arla 1, Camorino, Schweiz Bauherrschaft Architekt Bauzeit Gemeinde Camorino Silvano Caccia, Camorino 2008 – 2009 Generalunternehmung Fassadenbau Mafledil SA, Osogna Veragouth SA falegnameria, Bedano Fassadenmaterial SWISSPEARL® CARAT, Rubin 7031 Obergeschoss 1: 1000 Arch 155 Bunt 29 Erweiterung Alters- und Pflegeheim, Hasle-Rüegsau Lebhafter Lebensabend Die bunt gemischten Rundschindeln folgen der schrägen Trauflinie. Darf man das? Ein Alters- und Pflegeheim mit einer bunt Der neue zweigeschossige Erweiterungsbau führt das gescheckten Rundschindelfassade versehen, bedeutet ge- Bestandsgebäude entlang der gebogenen Gerbestrasse fort. gen Konventionen verstossen. Doch mit seinem farben- Auf beiden Stockwerken reihen sich je neun Pensionärs- frohen Erscheinungsbild passt dieses Bauwerk im Emmen- zimmer sowie ein Mehrzweckraum aneinander. Jedes tal hervorragend in den Ort und zur Bauaufgabe. Zimmer verfügt über Dusche/WC auf der Korridorseite Ausgehend vom Altersleitbild, das die Gemeinden und eine windgeschützte Loggia an der Westseite. Im Hasle, Rüegsau und Lützelflüh zusammen mit der Senio- Osten schliessen zwei eingeschossige Dienstleistungsge- renorganisation Pro Senectute erstellt hatten, schrieb das bäude an, die einen Hof umgeben. Hier sind Räume für gemeinsam betriebene Alters- und Pflegeheim 2003 einen die Gemeinschaft, Aktivierung und Gymnastik unterge- Studienauftrag zur Erneuerung und Ergänzung der Bau- bracht. ten aus. Opus Architekten, die damals noch Jörg + Sturm Erstaunlich ist die Farbgebung. Fassaden und Dächer hiessen, entschieden dieses Verfahren für sich. Bisher des Erweiterungstraktes sowie auch Fassadenbereiche am ­wurden der Erweiterungsbau errichtet und das bestehende renovierten Gebäude sind mit verschiedenfarbigen Eter- Heim renoviert; in Planung befinden sich drei anschlie- nit-Rundschindeln eingedeckt. Im Unterschied dazu sind ssende Gebäude mit unabhängigen Seniorenwohnun- die rückwärtigen Anbauten in Sichtbeton gehalten. Für gen. die Schindeln wählten die Architekten eine Reihe von 30 «Die einheitliche äussere Gestaltung der Neubauten in Form und Verkleidung verbindet die verschiedenen Alterseinrichtungen auf der Gerbematte zu einem grossen Ganzen.» Opus Architekten Farben aus, die von Blau und Grün über Ocker und Beige im Emmental verbreitetes bauliches Element auf, ohne bis zu Grau und Weiss reicht. Am Walmdach grenzten sie einer verstaubten Idylle zu erliegen. Die Herbstfarben des auf Weisung der Gemeinde die Farbpalette ein, um ein ru- Gebäudes korrespondieren mit der weiteren Umgebung. higeres Bild zu erhalten. Die in Zehnerreihen erhältlichen Darüber hinaus verleihen sie dem Alters- und Pflegeheim Rundschindeln wurden nach einem Zufallsprogramm ver- Hasle-Rüegsau ein zeitgemässes Image: Denn das Woh- teilt. So bilden sie ein kleinteiliges, lebhaftes Fleckenmus- nen im Alter ist heute nicht mehr grau, sondern bunt. ter, das an Strickpullover oder Flickenteppiche erinnert. Michael Hanak Speziell an den gleichmässigen Lochfassaden ist ausserdem, dass sie zur Südwestecke hin ansteigen. Da die Eternitplatten parallel zur Traufe verlegt wurden, verlaufen sie leicht schräg über die Wände. Der geschuppte Eternitschirm wird an den Gebäudeecken und Fensterzargen durch Metallprofile präzise abgeschlossen. Mit der einheitlichen äusseren Gestaltung verbinden Opus Architekten die verschiedenen Alterseinrichtungen zu einer Einheit. Mit den Rundschindeln nehmen sie ein Arch 155 Bunt 31 Rüegsauschachen Traufdetail Erweiterungsbau Mst: 1:20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Faserzementplatte 4 mm Hinterlüftung Wärmedämmung Backstein 150 mm Betondecke Konterlattung Lattung, Unterdachbahn Dreischichtplatte 30 mm Sparren 12 × 22 cm Lattung 40 × 20 mm Installationshohlraum 25 mm Gipskartonplatte 2 × 12.5 mm, Gipsglattstrich 1 sauschachen 1:1000 2 gsauschachen 1:1000 6 7 9 10 8 3 11 12 1 2 3 3 4 5 Traufdetail Erweiterungsbau 1: 20 Obergeschoss 1: 1000 1 Faserzementplatte 4 mm 2 Hinterlüftung 3 Wärmedämmung 4 Backstein 150 mm 5 Betondecke 6 Konterlattung Standort Gerbestrasse 1, Hasle-Rüegsau 7 Lattung, Unterdachbahn 8 Dreischichtplatte 30 mm Bauherrschaft Stiftung Alters- und Pflegeheim 9 Sparren 12 x 22 cm Hasle-Rüegsau 10 Lattung 40 x 20 mm 11 Installationshohlraum 25 mm Architekten Opus Architekten AG, Langnau i. E. 12 Gipskartonplatte 2 x 12.5 mm, Gipsglattstrich Bauzeit 2007– 2008 Fassadenbau, Dachdecker Christen AG, Hasle-Rüegsau; Stettler Polybau AG, Eggiwil Erdgeschoss Fassadenmaterial Rundschindeln NOBILIS, Weiss N112, Grau N211, N212, N214, N215, Grün N511, N512, N513, N515, Beige N811, Braun N915 Dachmaterial Rundschindeln NOBILIS, Grau N211, N212 N213 N214, Grün N511, N512, N513, N514 32 Arch 155 Bunt 33 Forschungsprojekt Integrales Faserzement-Verbundelement Kann ein Haus nur aus Dämmung gebaut werden? Diese provokative Frage verfolgt die Professur Andrea Deplazes an der ETH Zürich derzeit in einem Forschungsprojekt. Sie will ein Fassadensystem entwickeln, das die materialinhärenten Eigenschaften des grafitveredelten Dämmstoffs EPS einerseits und des Faserzements andererseits ausnutzt, um neue architektonische Ausdrucksweisen zu erzielen. Unterstützt wird das Forschungsteam von den zwei Herstellerfirmen, Swisspor Management AG und Eternit (Schweiz) AG, zwei erfahrenen Industriepartnern im Bereich der Gebäudehülle. Gemeinsam sollen marktfähige Produkte entwickelt werden, welche die Vorteile des dämmenden mit denjenigen des schützenden Bau­materials wirkungsvoll vereinigen. Entgegen des üblichen komplementären Systemaufbaus werden die beiden Schichten der Gebäudehülle dauerhaft verbunden. Ein besonderes Augenmerk der ETH-Architekten liegt auf dem Gestaltungspotenzial der Verbundelemente – ermöglicht doch die voluminöse Lambda-Dämmung eine dreidimensionale Gestaltung der äussersten EternitSchicht. Dank maximaler gestalterischer Freiheit erhält die Gebäudehülle je nach Wunsch eine plastische Wirkung. mh «Nebst der Anwendung bei Neubauten bietet sich die neue Konstruktion insbesondere auch für die wärmetechnische Fassadensanierung im gebauten Bestand an.» Professur Andrea Deplazes, ETH Zürich 34 Design Regalsystem «Tetris» – flexibler Raumtrenner Anders als beim Computerspiel «Tetris» aus den 1980er Jahren handelt es sich beim Regalsystem des Gestalterduos Fries & Zumbühl nicht um verschiedene, ineinander schichtbare Formen, sondern um ein dreidimensionales Bauteil, das in mehrfacher Weise gruppiert werden kann. In der losen Aneinanderfügung gleicht es allerdings der spielerischen Methode. Wie beim Computerspiel kann man die Regalelemente drehen und sich so immer aufs Neue sein Regal zusammenstellen. Das Einzelelement ist raffiniert gefertigt: Die aus acht Millimeter dickem Faserzement gefertigte Schlaufe ist zu einem Rechteck geformt, dessen eine Ecke sich öffnet und in ein Quadrat überleitet. Zur Stabilisierung des Übergangs ist hier eine Verbindung aus Nussbaumholz eingearbeitet, die das kühl wirkende Eternit zugleich harmonisiert. Mit dem Regal steht nun das klassische Innenraummöbel schlechthin aus Eternit vor uns. Für «Tetris» muss sich das Material in einer neuen Funktion beweisen. Angelegt als flexibles, raumgestaltendes System passen sich die unverbundenen Elemente individuellen Bedürfnissen an. Durch die materielle Robustheit und die Nutzbarkeit von zwei Seiten fungiert es zudem als ein Raumtrenner, schwer zu verschieben, aber doch unkompliziert umzustellen. Mit namhaften Designpreisen ausgezeichnet, führt «Tetris» Eternit als ein Möbelbaumaterial vor, das die Inneneinrichtung durch seine vielschichtigen Eigenschaften zu bereichern vermag. Und diese scheinen gestalterisch noch lange nicht ausgeschöpft zu sein. Franziska Müller-Reissmann Design Kevin Fries und Jakob Zumbühl, Zürich Entwurf Masse 2007 81 × 35 × 54 cm Gewicht 9 kg Auszeichnungen IF Award 2009, reddot design award 2009 Arch 155 Bunt 35 Ausstellung Eternit-Objekte in der Baumuster-Centrale Studierende der Architektur an der Hochschule Luzern setzten sich im ersten Semester mit Faserzement auseinander. Zuerst loteten sie die Materialeigenschaften aus und analysierten die Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse. Dann formten und bauten sie eigenhändig Objekte. Machte der Entwurfskurs zunächst den Anschein einer spielerischen experimentellen Annäherung, so forderten die Dozenten Dieter Geissbühler und Raphael Schmid mit folgenden Fragen heraus: Wie lassen sich aus den Eigenschaften eines Materials konstruktive Prinzipien ableiten, und wie lassen sich daraus Raumhüllen mit spezifischen räumlichen und sinnlichen Eigenschaften entwickeln? Eine Auswahl der studentischen Arbeiten war in einer Sonderausstellung über Verbundwerkstoffe der Schweizer Baumuster-Centrale in Zürich vom 19. Januar bis 15. März 2010 zu sehen. Die «Räumlinge» aus Faserzement sind zwar weitgehend zweckfrei, umso mehr inspirieren sie zu künftigen Anwendungsbereichen. mh Giardina Auszeichnung für Eternit-Stand Zur Eröffnung der Gartenmesse Giardina 2010 am 16. März 2010 durften Cadosch & Zimmermann Architekten für die Gestaltung der Sonderschau «Urbanes Grün» den Giardina-Silver-Award entgegennehmen. Der Stand, der unter der Federführung der Eternit (Schweiz) AG gefertigt wurde, zeigte anschaulich, wie mitten in der Stadt, auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten erholsame grüne Oasen geschaffen werden können. Pavillonbauten, sorgsam gestaltete Nischen und raumbildende Pflanzentröge waren einige der ebenso schlauen wie handfesten Ideen, die die Besucher der fünftägigen Gartenmesse mit nach Hause nehmen konnten. Nebst der Eternit (Schweiz) AG beteiligten sich am Gemeinschaftsstand: Küng AG Saunabau, Balteschwiler AG, Christoph Bosshard Landschaftsarchitekt, Tschümperlin AG, Tossa und Induplus. mh 36 Arch 155 Bunt Impressum 1 Bunt 2 Essay Farbempfindung ist subjektiv Rose-Marie Spoerli Herausgeber Eternit (Schweiz) AG, 8867 Niederurnen Telefon 055 617 11 11, Fax 055 617 15 02 [email protected], www.eternit.ch 4 Oslo International School, Bekkestua, Norwegen Jarmund / Vigsnæs AS, Oslo 8 Rehabilitationszentrum, Ljubljana, Slowenien DANS Arhé d. o. o., Ljubljana 12 Kindergarten, Kidričevo, Slowenien Mojca Gregorski und Ajda Vogelnik Saje, Ljubljana 16 Wohngebäude Avant Chelsea, New York, USA 1100 Architects, New York 18 Stadion Bicentenario Nelson Oyarzún Arenas, Chillán, Chile Judson & Olivos Arquitectos, Santiago de Chile 22 Cahill Center für Astronomie und Astrophysik, Pasadena, USA Morphosis, Santa Monica 28 Kindergarten und Mehrzwecksaal, Camorino Silvano Caccia, Camorino 30 Erweiterung Alters- und Pflegeheim, Hasle-Rüegsau Opus Architekten AG, Langnau i.E. 34 F orschungsprojekt Integrales Faserzement-Verbundelement 35 Design Regalsystem «Tetris» – flexibler Raumtrenner 36 Ausstellung Eternit-Objekte in der Baumuster-Centrale 36 Giardina Auszeichnung für Eternit-Stand Redaktion Michael Hanak, Zürich Beirat Stefan Cadosch, Eternit (Schweiz) AG, Niederurnen Gestaltung Bernet & Schönenberger, Zürich Planbearbeitung Deck 4 GmbH, Sandra Eichmann, Zürich Korrektorat Barbara Raschig, München Druck Friedrich VDV, Linz Fotos Jürg Zimmermann, Zürich (Umschlag, S. 2, 3 links, 28 – 33, 35 unten) Steve Hall, Hedrich Blessing, Chicago (S. 3 rechts) Ivan Brodey, Oslo (S. 4 – 7) Miran Kambic, Radovljica (S. 8 – 15) Louis Dallara, Medford (S. 16 – 17) Judson & Olivos Architects, Santiago de Chile (S. 18 – 21) Roland Halbe, Stuttgart (S. 22 – 27) Prof. Andrea Deplazes, ETH Zürich (S. 34) Fries & Zumbühl, Zürich (S. 35) Fachhochschule Luzern, Horw (S. 35 oben) Redaktionsadresse Redaktion ARCH, Postfach 203, 8024 Zürich [email protected], Telefon und Fax 044 241 35 28 Abonnemente und Adressänderungen Eternit (Schweiz) AG, 8867 Niederurnen [email protected], Fax 055 617 15 02 Preis Einzelheft CHF 10.– Den Inhalt der Zeitschriftenbeiträge verantworten die jeweiligen Autorinnen und Autoren. Gemäss dem all­ gemeinen Sprachgebrauch wird Eternit auch als Gattungsbezeichnung für Faserzement verwendet. Die Eternit (Schweiz) AG stellt hiermit jedoch klar, dass es sich beim Begriff ETERNIT um einen Firmennamen und eine geschützte Marke handelt. Die Pläne wurden freundlicherweise von den Architekten zur Verfügung gestellt. Die Detailpläne wurden zur besseren Lesbarkeit überarbeitet; für deren Richtigkeit kann die Redaktion keinerlei Garantie übernehmen. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Gesamtauflage 16 500 Exemplare Deutsche Ausgabe ISSN 1661 – 3279 Französische Ausgabe ISSN 1661 – 3287 ARCH 155 Arch 155 Bunt Zeitschrift Eternit ( Schweiz ) AG Design www.eternitshop.ch Juli 2010