Kapitel 12 Pankreas 12 Anmerkungen 393 12.1 12.1.1 12.1.1.1 12.1.1.2 12.1.1.3 12.1.2 12.1.2.1 12.1.2.2 12.1.3 12.1.3.1 12.1.3.2 12.1.3.3 Allgemeines, Diagnostik und Indikation 393 Einteilung chirurgisch relevanter Erkrankungen des Pankreas 393 Entzündliche Erkrankungen 393 Karzinome 394 Endokrine Tumoren 394 Diagnostik 395 Untersuchungsmethoden 395 Diagnostik der einzelnen Erkrankungen 396 Indikation 400 Entzündliche Erkrankungen 400 Pankreaskarzinom 402 Hormonaktive Tumoren 403 12.2 Operative Therapie allgemein 403 12.2.1 Entzündliche Erkrankungen 405 12.2.1.1 Schwere Formen einer akuten Pankreatitis und Folgen 405 12.2.1.2 Chronisch und chronisch-rezidivierende Pankreatitis 406 12.2.2 Karzinom 408 12.2.2.1 Periampulläres Karzinom 408 12.2.2.2 Pankreaskopfkarzinom (mit Ausnahme des periampullären Karzinoms) 409 12.2.2.3 Pankreaskörper- und Pankreasschwanzkarzinom 409 12.2.3 Hormonaktive Tumoren 410 12.2.3.1 Insulinom 410 12.2.3.2 Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom) 410 12.2.3.3 Andere endokrine Tumoren 410 12.3 Operationsvorbereitung 411 12.4 12.4.1 12.4.2 12.4.3 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte 412 Zugangswege 412 Besonderheiten bei der Pankreaschirurgie 412 Intraoperative Differentialdiagnose Karzinom – Entzündung 413 Pankreas R. Viebahn 12.4.4 12.4.8 Spezielle Gesichtspunkte bei der Eröffnung und Ausräumung von Nekrosebereichen bei akuter Pankreatitis 413 Spezielle Gesichtspunkte bei der Operation einer Pankreaspseudozyste 414 Intraoperative Entscheidung zwischen drainierendem und resezierendem Verfahren bei chronischer Pankreatitis 414 Spezielle Gesichtspunkte bei einer partiellen oder totalen Duodenopankreatektomie 415 Auffinden endokriner Tumoren 419 12.5 Postoperative Behandlung 421 12.6 12.6.1 12.6.2 Spezielle postoperative Gesichtspunkte 422 Anastomoseninsuffizienz 422 Zeitpunkt von Revisionsoperationen nach Nekroseausräumung bei akuter Pankreatitis 422 Postoperative Substitution der exokrinen und endokrinen Pankreasfunktion 423 Nachsorge nach Resektion eines Pankreaskopfkarzinoms 423 Multimodale Therapien 424 12.4.5 12.4.6 12.4.7 12.6.3 12.6.4 12.6.5 Literatur 424 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation Anmerkungen Entzündliche Pankreaserkrankungen erfahren insbesondere infolge des zunehmenden Alkoholkonsums in der Bevölkerung eine erhebliche Häufigkeitszunahme (Secknus 2000). Konservative wie operative Behandlung können dabei nicht ätiologisch wirksam werden, sondern sind gegen Komplikationen und auf deren Verhütung ausgerichtet. In akuten Entzündungsphasen stehen konservative Behandlungsverfahren im Vordergrund; auch bei der schwersten, häufig letal verlaufenden Form der akuten Entzündung, der hämorrhagischnekrotisierenden Pankreatitis, hat ein möglichst zurückhaltendes Vorgehen, unterstützt ggf. durch sonographisch geführte Punktion und Drainage oder begrenzte Entlastungsoperationen, die größten Heilungschancen. Chronische Entzündungsformen erfordern dagegen bei ausgeprägter Schmerzsymptomatik häufig eine chirurgische Intervention. Dabei haben Teilresektionen oder ausgedehnte Drainageverfahren eine anhaltend palliative Wirkung; die komplexe Operationstechnik erfordert spezielle Erfahrung, da die Schwere der möglichen Komplikationen für eine benigne Erkrankung sonst nicht akzeptabel ist. Zudem erfordert die Indikationsstellung vor dem Hintergrund verbesserter interventioneller Techniken (Papillotomie, Stenteinlage, transgastrale Drainage) eine kompetente interdisziplinäre Kooperation. Bei malignen Pankreastumoren liegt dagegen das Hauptproblem in der Früherkennung; klinische Beschwerden sind bei Pankreaskarzinomen in der Regel schon Spätsymptome der Erkrankung. Hier stellt die Prädiktion der Operabilität neben der Entwicklung multimodaler Therapiekonzepte eine wesentliche Herausforderung dar. Die Diagnose endokrin aktiver Tumoren des Pankreas erfolgt häufig erst nach langen Irrwegen, wobei jedoch bei diesen Erkrankungen charakteristische Hinweissymptome und die moderne Labormedizin zur Diagnose führen. Die Entwicklung der Endosonographie und der modernen Schnittbildverfahren, ggf. in Kombination mit der Angiographie, erleichtern die Lokalisationsdiagnostik erheblich. 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation Für Operationsindikation und Vorgehen ist eine Unterteilung der chirurgisch wichtigen Pankreaserkrankungen in Hauptformen sinnvoll. 12.1.1 Einteilung chirurgisch relevanter Erkrankungen des Pankreas 12.1.1.1 Entzündliche Erkrankungen a) Akute (auch akut rezidivierende) Pankreatitis leichten und mittleren Grades Als Begleitpankreatitis bei Gallenwegserkrankungen Nach besonders voluminösen Mahlzeiten Durch andere diverse und unbekannte Ursachen (weniger als bei d) durch Alkohol verursacht) b) Schwere akute, hämorrhagisch nekrotisierende Pankreatitis Auch als Rezidiv einer primär leichteren Form möglich Ursachen ähnlich wie bei a) 393 394 Kapitel 12 Pankreas c) Pankreaspseudozysten Folgen von Entzündungen mit Nekrose nach a), b) oder d) Frisch: zystische Nekrosen Älter: Pseudozysten mit fester Membran d) Chronische (chronisch-rezidivierende) Pankreatitis Auch mit akut entzündlichen Schüben Ursächlich v. a. Alkohol Hauptmanifestationen: Schmerz (rezidivierende Entzündung, Sekretstau, Nekrose, Verkalkung, Stein- und multiple Mikrozystenbildung) Choledochuskompression Milzvenen-Pfortader-Kompression Insuffizienz des exokrinen und/oder endokrinen Apparates, jeweils isoliert oder kombiniert mit anderen Manifestationen 12.1.1.2 Karzinome Periampulläre Karzinome Wegen ähnlicher Symptomatik (jeweils früher Ikterus, beim Duodenalkarzinom gelegentlich Blutungen), gleichen therapeutischen Vorgehens und übereinstimmender Prognose Zusammenfassung von unten angegebenen Arten Karzinom der Papilla duodeni maior (Vateri) Kleines unmittelbar papillennah, ggf. im Ductus Wirsungianus gelegenes Pankreaskopfkarzinom Distales Choledochuskarzinom Duodenalkarzinom Pankreaskopfkarzinom Karzinom im Pankreaskopf, jedoch nicht direkt periampullär (Ikterus erst etwas später) Pankreaskörper- und Pankreasschwanzkarzinom Meist kein Ikterus, sondern Schmerzen, Ikterus bedeutet meist Metastasen Histologisch handelt es sich meist (60%) um duktale Adenokarzinome, die prognostisch wohl günstigeren Azinuszellkarzinome, selten um Zystadenokarzinome, Riesenzellkarzinome, intraduktal papillär-muzinöse Neoplasien (IPNM; D’Angelica 2004). Die derzeit gültige Stadieneinteilung berücksichtigt Tumorgröße, Infiltration von Nachbarorganen, Metastasierung in regionale Lymphknoten und Fernmetastasierung (UICC 1997; Hermanek 1998). Die Infiltration von Nervenscheiden, die extreme Schmerzen und vegetative Symptome verursachen kann, wird hier nicht gesondert bewertet. 12.1.1.3 Endokrine Tumoren Das gastroenteropankreatische System besteht aus nur teilweise identifizierbaren endokrinen Zellen, die früher als APUD („amine precursor, uptake and decarboxylation“)-System bezeichnet wurden. Sie sezernieren regulatorische Hormone, derzeit sind knapp 60 Substanzen bekannt. Die Einteilung der Tumoren erfolgt nach der Art der Hormonproduktion (klinisch, laborchemisch, immunhistologisch). Die histologische der Malignität ist – wie auch bei anderen endokrinen Tumoren – gelegentlich schwierig und unsicher; klinisches Zeichen der Malignität ist die Metastasierung. 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation Das Insulinom (B-Zell-Tumor) ist am häufigsten (75%), das Gastrinom (G-Zell-Tumor, Zollinger-Ellison-Syndrom) am zweithäufigsten (20%), selten: Glukagonom (A-Zell-Tumor), Somatostatinom (D-Zell-Tumor), Vipom (Verner-Morrison-Tumor; „watery diarrhoea, hypokalaemia, achlorhydria“, WDHA), Karzinoide (verschiedene Formen; häufig dabei Kombinationsformen). Endokrine Pankreastumoren treten gelegentlich im Rahmen der familiären multiplen endokrinen Neoplasie auf: MEN I (Wermer-Syndrom, Tumoren bzw. Hyperplasien an Pankreas, Nebenschilddrüse, Hypophyse). 12.1.2 Diagnostik 12.1.2.1 Untersuchungsmethoden Bei Verdacht auf Veränderungen der Parenchymstruktur des Pankreas stellt die Sonographie die erste, sowohl orientierende wie unter geeigneten Bedingungen (keine stärkere Luftüberlagerung) bereits eine recht genaue und zuverlässige Untersuchungsmethode dar. Neben Form- und Strukturverhältnissen lassen sich die Weite von Pankreasgang, Ductus choledochus und V. portae mit ihren Zuflüssen sowie die Umgebungsreaktionen (Ödem, Sekret etc.) beurteilen. Dabei gefundene Strukturveränderungen werden in der Regel durch eine Angio-Computertomographie weiter gesichert, ebenso wird ein sonographischer Normalbefund zum bestmöglichen Ausschluss eines Tumors hierdurch unterstützt. Moderne Hochleistungsgeräte ermöglichen mit der entsprechenden Software die Darstellung aller relevanten Strukturen in einem, auch als „one-stop-shopping“ bezeichneten Untersuchungsgang: Durch Dünnschicht- oder Spiral-CT mit entsprechenden Kontrastmitteln ist die zweiund dreidimensionale Darstellung des Pankreas, seiner Gänge, des D. choledochus und der Oberbauchgefäße möglich, sodass eine Therapieplanung effektiv unterstützt wird und eine Angiographie mit indirekter Splenoportographie entbehrlich ist. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist überlegen bei der nicht invasiven Darstellung des D. choledochus und der Pankreasgänge: MRCP („magnetic resonance cholangiopancreaticography“). Außerdem ist bei Entwicklung entsprechender Kontrastmittel aufgrund der hohen Auflösung des Verfahrens eine Differenzierung der Art- und Lokalisationsdiagnostik fokaler Läsionen zu erwarten. Auf eine konventionelle Röntgenuntersuchung, die – mit Ausnahme von Verkalkungen bzw. intrapankreatischen Konkrementen – nur indirekte Zeichen einer Pankreasformänderung (z. B. ein elongiertes oder komprimiertes duodenales C bei normaler oder hypotoner Duodenographie) nachweisen kann, kann heute verzichtet werden. Die Endosonographie ergänzt als wenig invasives Verfahren die perkutane Sonographie bei allen Fragestellungen. Die modernen, an modifizierten Endoskopen angebrachte Geräte ermöglichen Biopsien und Feinnadelpunktionen pathologischer Strukturen und verbessern Sensitivität und Spezifität bei Erkrankungen des Pankreas erheblich. Die endoskopische retrograde Pankreatographie (ERP; meist als endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie, ERCP) ist für die Darstellung von Gangveränderungen allen anderen Untersuchungsverfahren überlegen. Die speziell durch dieses Verfahren ausgelöste Pankreatitis klingt meist nach einem Tag ab, kann in Einzelfällen jedoch als sehr unangenehm empfunden werden. Unter periinterventioneller Antibiose besteht nur ein geringes Risiko einer Infektion in abflussbehinderten Gebieten, speziell in Pankreas- 395 Kapitel 12 Pankreas pseudozysten. Durch die Darstellung des Gangverlaufs und die Füllung von Zysten ergibt sich ein diagnostischer Gewinn. Im Vergleich zur MRCP kann ggf. in gleicher Sitzung durch Stenteinlage oder transgastrale Punktion die interventionelle Therapie erfolgen. Als hilfreiche Alternative zur ERCP ist die perkutane transhepatische Cholangiographie (PTC) zu erwähnen: Nach vorangegangenen Magenresektionen nach Billroth II oder mit Roux-Y-Schlinge kann die Darstellung der Papille durch ERCP unmöglich sein ebenso wie bei großen Duodenaltumoren. Bei gestautem Gallengangssystem ist die Darstellung, Biopsie eines Papillentumors und die Ableitung möglich, falls diese Maßnahmen vor Operation relevant sind. Die Angiographie hat durch die genannten Verfahren deutlich an Bedeutung verloren. Lediglich bei endokrinen Tumoren spielt sie bei der Lokalisationsdiagnostik und bei Stimulationstests eine gewisse Rolle. Zur Lokalisationsdiagnostik, Metastasensuche und Nachsorge neuroendokriner Tumoren eignet sich das Octreotidrezeptorszintigramm. Tumormarker (CEA, AFP, CA 19-9) haben keine Bedeutung für das Screening früher Stadien des Pankreaskarzinoms. Beim resektablen Pankreaskarzinom beträgt die Sensitivität lediglich 67% (Böttger 1996; Frebourg 1988). Allerdings kann beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom ein stark erhöhter CA 19-9-Wert (>600 µ/ml) Hinweis auf das Vorliegen einer Peritonealcarcinose oder Organmetastasierung sein (Schliemann 2003). Eine genaue Analyse der exokrinen Pankreasfunktion – etwa durch Duodenalsaftaspiration mittels Bartelheimer-Sonde – ist für die Diagnose chirurgisch bedeutsamer Erkrankungen nicht erforderlich, da etwa eine zunehmende exokrine Insuffizienz bei chronisch-rezidivierender Pankreatitis für sich selbst keine Operationsindikation darstellt. Zur Überprüfung einer ausreichenden Pankreasenzymsubstitution, v. a. postoperativ, ist die Bestimmung der Fettausscheidung im Stuhl geeignet: >7 g Fettausscheidung/Tag (über 3 Tage gemessen) ist pathologisch und erfordert daher Enzymsubstitution und/ oder diätetische Maßnahmen. Zur Überprüfung der endokrinen Pankreasfunktion ist meist ein Blutzuckertagesprofil ausreichend, zur genaueren Beurteilung der Funktionseinschränkung gerade im längeren Verlauf einer chronisch- rezidivierenden Pankreatitis sowie zum Vergleich prä- und postoperativer Werte ist zusätzlich ein Glukosebelastungstest (0,3 g/kg Glukose i.v.) erforderlich. CAVE 396 Bei allen Pankreaserkrankungen ist auf eine klinisch ggf. latent verlaufende Cholestase zu achten (alkalische Phosphatase, γ-GT, Bilirubin, Weite des Ductus choledochus in der Sonographie; ggf. ERCP). 12.1.2.2 Diagnostik der einzelnen Erkrankungen Für die Diagnostik der einzelnen Erkrankungen haben die Untersuchungsmethoden etwa folgende Indikation und Wertigkeit. Akute Pankreatitis Führend sind klinische Symptomatik und Enzymverlauf; die Sonographie und ggf. das CT können das morphologische Korrelat zur klinischen Diagnose zeigen und ermöglichen gerade bei Verlaufsbeurteilungen eine Graduierung der Strukturveränderungen und deren Wechsel. 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation Klinik Allgemeinzustand, Schmerzen, Bauchbefund, Kreislaufparameter, Temperatur, Leukozyten, Serumkalzium, -glukose und Nierenfunktion CRP Besondere Bedeutung hat das CRP nach 48 Stunden Krankheitsverlauf. Werte >20 mg/dl korrelieren mit dem Nachweis von Nekrosen, >30 mg/dl mit infizierten Nekrosen Enzyme Serumamylase als wichtigster Parameter oft nur kurzzeitig erhöht, auch bei schweren Formen gelegentlich nicht stark erhöht (oder zum Untersuchungszeitpunkt bereits wieder abgefallen) Urinamylase meist längerfristig erhöht Lipase: pankreasspezifischer, Bestimmung somit bei geringerer Amylaseerhöhung indiziert; sonst keine wesentliche zusätzliche Aussagekraft Sonographie Je nach Schwere und Stadium; meist zu Beginn diffus aufgequollenes ödematöses oder strukturunregelmäßiges Pankreas mit Umgebungsreaktionen (Verdickung umliegenden Gewebes, evtl. freie Flüssigkeit); ggf. Nekrosen oder Einschmelzungen, besonders im weiteren Verlauf, Schwierigkeiten der Beurteilung häufig bei Luftüberlagerung infolge begleitender Darmatonie und bei starker Adipositas CT Meist der Sonographie entsprechende Befunde; häufig jedoch noch genauere Beurteilung von Nekrosen und Einschmelzungen (bei Angio-CT); zur Verlaufsbeurteilung gerade bezüglich einer Operationsindikation wichtig; Diagnose retroperitonealer Nekrosestraßen und Abszesse, Nachweis von Gaseinschlüssen in Pankreas- und retroperitonealen Nekrosen; Feinnadelpunktion von Nekrosen unter CT-Kontrolle zum Keimnachweis Endoskopie Bei V. a. eine biliäre Form der Pankreatitis zur weiteren Diagnose und v. a. zur Therapie bei dieser Form durch endoskopische Papillotomie und ggf. Steinextraktion unabdingbar ! In der Zusammenschau haben CT und CRP die höchste Treffsicherheit für die Diagnose der Pankreasnekrose und ihrer schwersten Komplikation, der infizierten Nekrose (Rünzi 2000). Pankreaspseudozysten Hinweisend sind meist klinische Symptomatik und die Vorgeschichte (Oberbauchdruckbeschwerden), diagnostisch hoch aussagefähig sind Sonographie und CT. Bei Übereinstimmung dieser Befunde mit der Anamnese (einmalige akute Pankreatitis vor unterschiedlich langer Zeit) erscheint eine weitere Diagnostik nicht erforderlich. Wird wegen der Größe der Pseudozyste (ab ca. 6 cm) die Indikation zur Operation gestellt, ist der Nachweis eines Ganganschlusses der Zyste und die Abklärung der Ablaufverhältnisse im Pankreaskopf durch ERCP für die übliche Therapie der inneren Zystendrainage nicht entscheidend. Bei konservativem Vorgehen erfolgt sonographisch eine Größenkontrolle der Pseudozyste. Bei Verdacht auf Vorliegen einer chronisch-rezidivierenden Pankreatitis ist dagegen meist die ERCP angebracht. Chronisch-rezidivierende Formen und Intervall bei akut rezidivierender Pankreatitis Hier kommt der Abklärung der Gangverhältnisse durch die Sonographie (Erweiterung, Zysten, Unregelmäßigkeiten) in Kombination mit der ERCP hohe Bedeutung für die Unterstützung der Diagnose und für die Entscheidung für oder gegen ein chirurgisches Vorgehen zu. Die Infektionsgefahr zystischer Erweiterungen (bei der chronisch-rezidivierenden Pankreatitis meist keine großen Zysten) durch die ERCP ist wohl wegen der schon chronischen Gewebsveränderungen gering. Ein Karzinom kann auch mit einer ERCP 397 Kapitel 12 Pankreas nicht sicher ausgeschlossen werden; streng pathognomonische Formen eines Gangabbruches oder der Gangunregelmäßigkeiten gibt es weder für die chronisch-rezidivierende Pankreatitis noch für das Pankreaskarzinom. Ggfs. kann mit Hilfe der Positronen-Emissionstomographie (PET) eine weitere Differenzierung versucht werden, vorausgesetzt es liegt kein akut-entzündliches Stadium vor. Verkalkungen (in gröberer Form meist Konkrementbildung in den Pankreasgängen) sind in der Röntgenleeraufnahme des Abdomen, in der Sonographie und besonders gut in der CT darstellbar. Periampulläres Karzinom Ein stummer extrahepatischer Ikterus mit sonographisch weit beurteiltem Ductus choledochus, ggf. mit Courvoisier-Zeichen, ist ein starker Hinweis auf ein periampulläres Karzinom. Häufig kann Appetitlosigkeit über einige Wochen wohl als Folge einer klinisch latenten Cholestase erfragt werden. Fettstühle sind weniger auffallend und wohl nur z. T. zu beobachten. Beim Duodenal- und Papillenkarzinom kann die Diagnose durch Duodenoskopie (makroskopischer Befund, zytologische oder bioptische Untersuchung) gesichert werden; Karzinome im distalen Ductus choledochus bzw. im Ductus Wirsungianus können durch unmittelbar präpapillären Gangabbruch in der ERCP oder deren Misslingen infolge Verschluss des entsprechenden Ostiums, ein periampulläres Pankreaskopfkarzinom ggf. zusätzlich durch Vorwölbung der Duodenalwand sowie endoskopische Sonographie als höchstwahrscheinlich erkannt werden; jeweils ein Gangverschluss durch kleines Konkrement oder eine Pankreaskopfpseudozyste müssen differentialdiagnostisch bedacht werden. Größeren Duodenalkarzinomen, die oft erst sekundär die Papille befallen, geht eine hypochrome Anämie voraus. Bioptisch ist das Karzinom gegenüber einem großen atypischen Duodenalulcus oder einem M. Crohn zu differenzieren. Pankreaskopf-, Pankreaskörper- und Pankreasschwanzkarzinom Weder eine einzelne noch die Kombination aller Methoden ermöglichen eine Frühdiagnose oder eine sichere präoperative Differentialdiagnostik – mit Ausnahme eines positiven Punktionszytologiebefundes. Im Folgenden sind Überlegungen zur Differenzierung eines Pankreaskarzinoms von einer chronisch-rezidivierenden Pankreatitis zusammengestellt. Die genaue Wertung der Anamnese mit Befunden von Sonographie, CT und ERCP wird häufig eine weitgehend zuverlässige Differenzierung erlauben: So spricht eine völlig leere Anamnese bezüglich Pankreatitisschüben und Alkoholabusus in Kombination mit kurzfristig aufgetretenen Beschwerden und entsprechendem Tumorbefund stark für ein Malignom; bei anamnestisch bekannter chronisch-rezidivierender Pankreatitis wird man eine erneute Krankheitsepisode ggf. auch mit Symptomverstärkung und „tumorösen“ Veränderungen in bildgebenden Verfahren eher als einen weiteren Pankreatitisschub auffassen und bei dieser wahrscheinlichen Diagnose nach rascher Rückbildung der Symptome bleiben. CAVE 398 Längere Persistenz oder eine Zunahme der Symptomatik unter entsprechender Behandlung (ggf. nur parenterale Ernährung) muss jedoch sehr an ein – zusätzliches – Auftreten eines Pankreaskarzinoms denken lassen. Eine Zytopunktion erscheint besonders wertvoll, wenn nach Verlauf und Befunden zwar eine chronisch-rezidivierende Pankreatitis angenommen und die Indikation zu einem 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation konservativen Vorgehen gestellt wird, ein bestimmter Pankreasbezirk aber doch einen gewissen Tumorverdacht ergibt. Die Zytopunktion vermindert dann zumindest weiter das Risiko, ein Karzinom zu übersehen. Ein negatives Ergebnis bedeutet jedoch keinen Ausschluss eines Karzinoms (s. oben). Dagegen ist die Gefahr, ein Pankreaskarzinom zu übersehen, heute wohl sehr gering, wenn das Organ sich mit allen Untersuchungsverfahren (Sonographie, CT, MRT, ERCP) übereinstimmend als normal darstellen lässt. Die früher häufig indizierte explorative Laparotomie erscheint kaum noch notwendig. Hormonaktive Tumoren Entscheidend ist hier wie bei allen endokrin aktiven Tumoren zunächst die Erkrankungsdiagnose. Bezüglich der Diagnose eines Inselzelladenoms ist entscheidend, dass eine spontane oder im Hungerzustand festgestellte Hypoglykämie, die verschiedene Ursachen haben kann, tatsächlich auf einen erhöhten Seruminsulinspiegel zurückzuführen ist. Erhöhte Insulinspiegel im Nüchternzustand, Hypoglykämie nach Fasten (maximal bis 72 Stunden), hohes Insulin/Glukose-Verhältnis im Serum und ein positiver Tolbutamidtest sind meist beweisend für einen organischen Hyperinsulinismus. Ihm liegen in 80–90% ein solitärer Tumor, in den übrigen Fällen multiple Tumoren und extrem selten eine diffuse Hyperplasie der B-Zellen zu Grunde; ca. 10% aller Hyperinsulinismusfälle gehören zu Formen des Syndroms der multiplen endokrinen Neoplasie (MEN), ca. 10–20% der Tumoren sind bei Diagnosestellung maligne. Im Kindesalter sind Insulinome extrem selten. Ein Hyperinsulinismus ist im Säuglingsalter am ehesten durch die Nesidioblastose verursacht, deren Diagnostik und Therapie wegen der vitalen Bedrohung sehr dringend ist. Beim Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom, rezidivierende therapierefraktäre, häufig atypisch lokalisierte Duodenal- und Magenulzera, häufig Durchfälle) sind stark erhöhte Gastrinwerte richtungsweisend, Werte innerhalb des Referenzbereichs schließen die Diagnose jedoch nicht ganz aus. An das sehr seltene Verner-Morrison-Syndrom (Vipom oder PP’om, pankreatisches Polypeptid) ist bei extremen Durchfällen mit schwerem Elektrolytverlust zu denken; die Diagnose kann biochemisch durch Nachweis von Sekretin, GIP, VIP u. a. einzeln oder in Kombination gesichert werden. ! Nicht alle neuroendokrinen Tumoren sind hormonell aktiv; als hormonell inaktive Tumoren verursachen sie Symptome ähnlich denen eines Pankreaskarzinom oder werden – selten – zufällig entdeckt. Die Lokalisationsdiagnostik endokriner Tumoren gründet sich auf die Sonographie/Endosonographie, CT/MRT, Angiographie und die Octreotidszintigraphie. Das Prinzip der transhepatischen Pfortaderpunktion mit Stufenkatheter in Vv. portae, lienalis und mesenterica superior ist als Ergänzung in Fällen mit schwieriger Lokalisation anzusehen. Auch der SASI (selektive arterielle Sekretininjektion)-Test sei hier erwähnt: Hier werden über eine inguinale arterielle Angiographie selektiv die Äste der Aa. gastroduodenalis, lienalis und mesenterica superior dargestellt und Sekretin (beim Gastrinom) bzw. Kalzium (beim Insulinom) injiziert. Über einen Katheter in der V. hepatica werden die Blutproben bei den verschiedenen arteriellen Injektionspositionen entnommen und laborchemisch auf das jeweilige Hormon untersucht. 399 400 Kapitel 12 Pankreas Während die Schnittbildverfahren eine Treffsicherheit von etwa 70% haben, können durch Endosonographie oder Octreoitidszintigraphie über 80%, durch Stufenkatheter/ SASI über 90% erreicht werden (Vinik 1991; Imamura 1993). Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Insulinome häufig nur durch intraoperative Sonographie und Palpation lokalisiert werden können. 12.1.3 Indikation 12.1.3.1 Entzündliche Erkrankungen Akute Pankreatitis leichteren und mittleren Grades (ohne Schocksymptomatik) Dabei ist stets konservatives Vorgehen angezeigt. Wesentliche Bestandteile des Behandlungskonzeptes sind die Anlage eines thorakalen Periduralkatheters zur Schmerzausschaltung und Verbesserung der Perfusion im Splanchnikusgebiet, Nahrungskarenz und parenterale Ernährung und Ulcusprophylaxe. Bei Verdacht auf biliäre Pankreatitis erfolgt die ERCP mit Steinextraktion und ggf. Einlage einer nasobiliären Sonde. Weder das Konzept der „Ruhigstellung“ des Pankreas durch Proteaseinhibitoren oder Sekretionshemmer noch die PAF-Antagonisierung sind belegt. Schwere Formen einer akuten Pankreatitis, schwere akute Schübe einer chronisch-rezidivierenden Pankreatitis Stets ist zunächst eine intensive konservative Therapie v. a. mit Schockbekämpfung indiziert. Da jedoch ein Teil dieser schweren Pankreatitiden, besonders die hämorrhagischnekrotisierende Form, in eine progrediente Verschlechterung der Situation, in irreversiblen Schockzustand mit Anurie, Peritonitis und rasch letalem Verlauf mündet, stellt sich die stets schwere Frage der Operationsindikation generell und die Wahl des geeigneten Operationszeitpunktes. Berechtigterweise wird vor der frühzeitigen Intervention ebenso gewarnt wie vor ausgedehnten Resektionen, die meist als „Übertherapie“ anzusehen sind – meist umgeben intraoperativ gesehene Nekrosen am Pankreasschwanz diesen nur mantelförmig mit einem gut perfundiertem und funktionell zu erhaltendem zentralen Parenchym. So ist hier eine subtile Nekrektomie sinnvoller als eine Pankreasschwanzresektion, und ein unmittelbar präoperativ durchgeführtes CT erleichtert die intraoperative Einschätzung der zu resezierenden Nekrosen. Der überwiegende Anteil der Patienten mit akuter Pankreatitis wird konservativ zu behandeln sein. Durch Faktoren wie z. B. das lokale Zuweiserverhalten, interdisziplinäre viszeralmedizinische Betreuung gemeinsam mit Gastroenterologen kann der Eindruck entstehen, dass operative Interventionen zu häufig erfolgen. Werden jedoch ausschließlich Patienten im Stadium einer schweren oder nekrotisierenden Pankreatitis mit sekundären Organkomplikationen in einer chirurgischen Einrichtung vorgestellt, wird hier der Anteil operierter Patienten höher sein als im Gesamtkollektiv. Daher hat sich folgendes Vorgehen bewährt: Nach Diagnosestellung erfolgt die bildgebende Diagnostik, um Nekrosen zu erkennen sowie die Überprüfung sekundärer Organkomplikationen. Bei fehlenden oder moderaten Nekrosen und stabilem klinischem Zustand empfiehlt sich die Einleitung der konservativen Basistherapie (Tabelle 12.1). 12.1 Allgemeines, Diagnostik und Indikation Tabelle 12.1. Akuten Pankreatitis: wichtigste Maßnahmen der konservativen Therapie Prinzip Methode Intermediate-care-Bedingungen Überwachung von Ein- und Ausfuhr, Blutdruck-/Puls-/Temperaturkontrolle, Pulsoximetrie, ZVK Analgesie Ausreichend unter Vermeidung von Morphin (Spasmus des Sphincter Oddi), großzügige Indikation zum thorakalen Periduralkatheter Parenterale Ernährung Hochkalorisch, Fette nur bei Triglyzeridämie absetzen Ggf. Insulintherapie nach Blutzucker Elektrolytsubstitution Säure-Basen-Status beachten und korrigieren, auf Kalzium achten Thromboseprophylaxe Heparin i.v. ab 2. Woche oder bei Hyperfibrinogenämie oder Thrombozytose Ulcusprophylaxe H2-Antagonist, wird z. T. als fakultativ angesehen Schockbekämpfung Volumentherapie >3000 ml/Tag, ZVK Vermeidung der Hypoxie Sauerstoffsonde, Atemtherapie, Respiratortherapie Infektionsprophylaxe Keine Antibiose bei ödematöser Pankreatitis, auch nicht bei Fieber <38,5°C! Bei nachgewiesenen Nekrosen penetrieren Ofloxazine und Imipenem am besten ins Pankreasgewebe Therapiedauer 14 Tage Eine Feinnadelpunktion vor Therapiebeginn ist hilfreich, obligat bei unter Antibiose persistierender Sepsis CAVE Ist unter dieser Therapie eine klinische Besserung zu verzeichnen, kann der Kostaufbau vorgenommen werden und der Patient auf der Normalstation weiter beobachtet werden. Zur Verlaufsbeurteilung dienen hier die Bestimmung der Pankreasenzyme (häufig im Normalbereich) und Entzündungsparameter sowie die Sonographie. Die Wiederholung des CT ist erst nach einer Woche sinnvoll. Der Patient soll über die wesentlichen Maßnahmen der Rezidivprophylaxe aufgeklärt werden, namentlich die Alkoholkarenz. Bei weiterer Verschlechterung kann eine komplexe Intensivbehandlung erforderlich werden mit Katecholamin-, Respirator-, Volumen und ggf. Nierenersatztherapie. Die Operationsindikation wird gestellt bei infizierten Nekrosen, persistierender nekrotisierender Pankreatitis unter mehrwöchiger Intensivtherapie und – als Ultima ratio – bei fulminanter Verschlechterung einer nekrotisierenden Pankreatitis mit exazerbierenden sekundären Organkomplikationen. Die Behandlung eines Patienten mit schwerer akuter Pankreatitis erfordert stets eine sehr enge interdisziplinäre Abstimmung und eine häufige – mindestens tägliche – Aktualisierung der Überlegungen zum weiteren Vorgehen je nach Krankheitsentwicklung und neuen Befunden. 401 Kapitel 12 Pankreas Pankreaspseudozyste Eine typische gut abgegrenzte Pankreaspseudozyste ist eine späte Folge einer Pankreatitis, die häufig einen harmlosen Verlauf aufwies, sodass die Diagnose einer abgelaufenen Pankreatitis erst retrospektiv gestellt wird. Eine Pankreaspseudozyste, die klinisch manifest wird, ist in aller Regel eine Operationsindikation. Dagegen werden kleinere Zysten (etwa bis zu 6 cm Durchmesser), die sonographisch in der Nachbeobachtung nach einer akuten Pankreatitis oder als Zufallsbefund entdeckt werden, lediglich beobachtet. Nur bei Größenzunahme bzw. damit verbundenen Beschwerden ist eine Operationsindikation gegeben. Anmerkung: Die interventionelle, endoskopische und sonographiegesteuerte Zystendrainage hat sich in erfahrenen gastroenterologischen Zentren zunehmend etabliert. Die endoskopische Gastrozystostomie wird bereits durchgeführt. Stets sollte die Indikation interdisziplinär gestellt werden und der Zeitpunkt in Absprache mit dem Chirurgen festgelegt werden, da Komplikationen wie Blutungen und Infektionen rasches operatives Eingreifen erfordern. Chronische und chronisch-rezidivierende Pankreatitis Die chronische und chronisch-rezidivierende Pankreatitis wird in hohem Maße interdisziplinär behandelt durch den Hausarzt, Internisten/Gastroenterologen, und die Vorstellung zur chirurgischen Intervention erfolgt nur in ausgewählten Fällen. Anlass zur Überprüfung einer Operationsindikation sind in der Regel schwere und nicht behandelbare Schmerzattacken, die bei Sekretstau in chronisch entzündlich und multipel stenosierten Ausführungsgängen begründet sind. Fast alle Patienten leiden unter einer exokrinen Pankreasinsuffizienz und haben sich verschiedenen Schmerztherapien unterzogen, auch besteht häufig eine persistierende Alkoholabhängigkeit. In späteren Stadien kommt die endokrine Insuffizienz hinzu. Die Indikation zur Operation erfolgt mit folgender Zielsetzung: 쐌 Beherrschung der schweren Schmerzattacken bei nachweislichem Aufstau des Pankreasgangs und fehlender interventioneller Therapiemöglichkeit, 쐌 Behandlung der spezifischen Komplikationen wie Ruptur von Pankreaszysten und die Resektion bei Tumorverdacht in chronisch-entzündlich verändertem Gewebe sowie 쐌 Unterbrechung des fortschreitenden stauungsbedingten Parenchymverlustes. (Besonders die Erhaltung der endokrinen Pankreasfunktion spielt hier eine Rolle bei der Indikationsstellung und der Wahl des Operationszeitpunktes.) CAVE 402 Die ausschließliche exokrine Pankreasinsuffizienz stellt keine Operationsindikation dar! 12.1.3.2 Pankreaskarzinom Auf die Problematik einer frühzeitigen Diagnosestellung wurde bereits hingewiesen. Durch Anwendung der genannten modernen Diagnoseverfahren wird es meist möglich sein, die Resektabilität des Pankreastumors – gleich welcher Lokalisation – ohne Durchführung einer explorativen Laparotomie zu sichern. 12.2 Operative Therapie allgemein ! Ein Pankreaskarzinom muss dann als nicht resektabel gelten, wenn in der Bildgebung (v. a. der Darstellung des peripankreatischen Gewebes und der A./V. lienalis, Arteria/V. mesenterica superior und V. portae) eine Gefäßinfiltration oder Infiltration des perivaskulären Fettbindegewebes darzustellen ist. Nur selten wird eine in der Bildgebung nicht darstellbare und erst bei Operation makroskopisch erkennbare Peritonealkarzinose heute noch zum Abbruch der Operation führen. Eine praeoperative Erhöhung des Tumor-Markers CA 19-9 >600 µ/ml ist hierfür jedoch schon hoch verdächtig (Schliemann 2003). Sollte aufgrund technischer Schwierigkeiten (Tumorausmaß, Zustand nach Magenresektion) eine interventionelle Behandlung des Gallengangsverschlusses nicht möglich sein, besteht die Indikation zur palliativen Anlage einer Choledochojejunostomie, die je nach Grad der Passagestörung im Duodenum auch durch eine Gastroenterostomie ergänzt werden kann. 12.1.3.3 Hormonaktive Tumoren Hier ist in aller Regel eine Operationsindikation gegeben, die sich beim Insulinom und Gastrinom durch die vermehrte Hormonausschüttung ergibt. Auch bei vorliegender Metastasierung kann die chirurgische Behandlung sehr sinnvoll sein, da der Langzeitverlauf sehr unterschiedlich und eher günstig ausfallen kann, und durch die fehlenden Möglichkeiten der Chemotherapie die Folgen der übermäßigen Hormonausschüttung langfristig kontrolliert werden können. 12.2 Operative Therapie allgemein Die wichtigsten Indikationen für eine operative Behandlung sind zusammengefasst in Tabelle 12.2. Tabelle 12.2. Hauptindikationen operativer Behandlungen von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse Art der Erkrankung Indikation zur Operation Wichtigste diagnostische Maßnahmen, speziell zur Indikationsstellung Operationsmethode der Wahl Entzündliche Erkrankungen Akute Pankreatitis (leicht bis mittelschwer) auch als Rezidiv Akute Phase Nur bei Progredi- Klinischer Verlauf, Ggf. endoskopienz unter konser- CRP, CT (als Angio- sche Gallenwegsvativer Therapie CT), Sonographie sanierung, Bursalavage Im Intervall Gegeben bei Sonographie, GallenwegsGallenwegevtl. ERCP sanierung erkrankungen Im Intervall Gegeben bei GalSonographie, Gallenwegslenwegserkranectl. ERCP sanierung kungen Alternativen Peritoneallavage – – 403 404 Kapitel 12 Pankreas Tabelle 12.2. Fortsetzung Art der Erkrankung Indikation zur Operation Schwere akute Pankreatitis Akute Phase Bei Versagen intensiver konservativer Therapie über ca. 24 h Wichtigste diagnostische Maßnahmen, speziell zur Indikationsstellung Operationsmethode der Wahl Alternativen Klinischer Verlauf, progredienter Schock, Sepsis, Multiorganversagen Klinik, anhaltende Sepsiszustände, positive diagnostische Punktion Nekrosektomie, Bursalavage und Drainage, evtl. T-Drain Partielle Pankreasresektion nur in Ausnahmefällen Idem, ggf. perkutane Drainage – Folgezustände (z. B. Abszesse) Gegeben, meist nach Tagen bis Wochen Pseudozysten, sehr frische (mehr Nekrose) ältere (mit Pseudozystenwand) Falls symptomatisch Sonographie, CT, Klinik Externe Drainage – Gegeben, elektiv bei >6 cm Sonographie, CT, Klinik, ERCP Innere Drainage Evtl. perkutane äußere Drainage, oder interventionell innere Drainage Pankreojejunostomie Pankreaskopfresektion Pankreojejunostomie, ggf. mit Choledochojejunostomie Splenektomie bei alleiniger Milzvenenthrombose Pankreaskopfresektion – – Chronische (chronisch-rezidivierende) Pankreatitis Schmerz Bei Versagen der Schmerzausmaß konservativen The- und -muster, rapie: möglichst Sonographie, CT, im Intervall ERCP VerschlussGegeben, Wie oben, ikterus dringend Bilirubin, alkalische Phosphatase, γ-GT Portale HyperMeist in KombiSonographie, tension nation mit Angiographie (sehr selten) Schmerz oder Verschlussikterus Exokrine und/ Keine Operations- Fettstühle, oder endokrine indikation Maldigestion, Insuffizienz Diabetes mellitus Maligne Tumoren Periampulläre Grundsätzlich Karzinome gegeben CT, ERCP, perkuPartielle tane FeinnadelDuodenopankrebiopsie, Endosono- atektomie graphie mit FNAB, Klinik (Ikterus), Tumormarker Pankreaskopfkarzinom Grundsätzlich gegeben CT, ERCP, perkuPartielle tane FeinnadelDuodenopankrebiopsie, Endosono- atektomie graphie mit FNAB, Klinik (Ikterus), Tumormarker Pankreaskorpus- und Pankreasschwanzkarzinom Meist zur Diagnosestellung inoperabel Klinik (Schmerz), Evtl. totale PanCT perkutane Fein- kreatektomie nadelbiopsie, Endsonographie mit FNAB, Tumormarker Portosystemischer Shunt, ggf. als TIPPS Bei Inoperabilität biliodigestive Anastomose (vorzugsweise Choledochojejunostomie) und Gastroenterostomie Bei Inoperabilität biliodigestive Anastomose (vorzugsweise Choledochojejunostomie) und Gastroenterostomie Evtl. Gastrektomie, biliodigestive Anastomose 12.2 Operative Therapie allgemein Tabelle 12.2. Fortsetzung Art der Erkrankung Indikation zur Operation Wichtigste diagnostische Maßnahmen, speziell zur Indikationsstellung Operationsmethode der Wahl Alternativen Erkrankungsdiagnostik: Seruminsulinspiegel und -glukose; Lokalisationsdiagnostik: CT, Angiographie Adenomenukleation Partielle (meist Links-)Resektion Grundsätzlich gegeben Serumgastrinspiegel, CT – Grundsätzlich gegeben Klinik (wässrige Durchfälle, Hypokaliämie, Achlorhydrie), Hormonnachweis, Angiographie Tumorentfernung, H2-Antagonisten Tumorenukleation, Pankreasteilresektion Hormonaktive Tumoren Insulinom Grundsätzlich gegeben ZollingerEllisonSyndrom VernerMorrisonSyndrom – 12.2.1 Entzündliche Erkrankungen 12.2.1.1 Schwere Formen einer akuten Pankreatitis und Folgen Eine Operationsindikation besteht lediglich bei nekrotisierender Pankreatitis mit bildmorphologisch nachweisbaren Nekrosen und entsprechender Klinik (s. oben). Bei indirektem (Gaseinschlüsse in der Nekrose) oder direktem Nachweis der infizierten Nekrose besteht eine Operationsindikation, der Zeitpunkt sollte jedoch vom klinischen Verlauf abhängig gemacht werden. Auf die Rolle der Intensivtherapie und der antibiotischen Behandlung wurde bereits hingewiesen. Es besteht derzeit Konsens darüber, dass in aller Regel in der akuten nekrotisierenden Pankreatitis klassische Resektionen nicht sinnvoll sind, diese stellen wegen „mantelförmig“ ausgeprägten Nekrosen häufig eine Übertherapie mit entsprechender Morbidität und Mortalität dar (Beger 2000). Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass beim Ersteingriff eine vollständige Darstellung des gesamten Organs (Kopf, Korpus, Schwanz) einschließlich Eröffnung der Bursa omentalis erfolgt. Fallweise sollte auch hinter der rechten und linken Flexur die GerotaFaszie freigelegt werden, sofern die Nekrose bereits auf diesen Teil des Retroperitonealraums übergegriffen hat. Alle freigelegten Kompartimente müssen drainiert werden, die Installation eines kontinuierlichen Spülsystems für mehrere Tage erfolgt nach individueller Entscheidung, da die Überwachung des Spülsystems zusätzlichen Aufwand erfordert und oft bereits nach 24 Stunden nicht mehr alle Kompartimente von der Spülung erfasst werden (Wullsten 2004). 405 406 Kapitel 12 Pankreas Je nach klinischem Verlauf und Ausprägung von Folgenekrosen kann die mehrfache Revisionslaparotomie bis hin zur Behandlung über ein offenes Laparostoma erforderlich werden. Es hat sich als hilfreich erwiesen, vor einem Zweit- oder späteren Wiederholungseingriff, der nach einem längeren Intervall stattfindet, die bildgebende Diagnostik zu wiederholen. Häufig sind zu diesem Zeitpunkt einzelne Kompartimente bereits derart verklebt und verwachsen, dass eine chirurgische Freilegung ohne erhebliche Traumatisierung nicht mehr möglich ist. Bei Vorliegen einer aktuellen Bildgebung können Restnekrosen gezielt ausgeräumt werden. Gleichzeitig kann überprüft werden, ob einer interventionellen Drainage nicht der Vorzug gegenüber einer Revisionsoperation zu geben ist. 12.2.1.2 Chronisch und chronisch-rezidivierende Pankreatitis Je nach Indikationsgebiet kommen Verfahren zur Drainage des Pankreasgangs und resezierende Verfahren in Betracht. Da die Klassifikation der chronischen Pankreatitis derzeit nicht einheitlich standardisiert ist, wird die Operationsindikation im Einzelfall zu stellen sein und ist abhängig von der Erfahrung des Chirurgen und der Qualität der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Chirurgie und Gastroenterologie. Operationsziel ist die Schmerzausschaltung mit deutlich verringerter Hospitalisation und verbesserter Lebensqualität. Weiterhin kann der Nachweis eines Tumors im chro- Abb. 12.1. Operationssitus nach partieller Duodenopankreatektomie in pyloruserhaltender Technik nach Traverso-Longmire. Im eigenen Vorgehen wird die End-zu-Seit-Pankreajejunostomie bevorzugt (s. Text). (Aus Traverso u. Longmire 1978) 12.2 Operative Therapie allgemein nisch entzündlichen Pankreas die Operationsindikation begründen. Die Daten zur Verhinderung des weiteren Verlustes von Pankreasgewebe durch drainierende oder resezierende Eingriffe belegen den Vorteil der Operation derzeit noch nicht. Besteht die Indikation in der Schmerzausschaltung bei chronisch gestautem Ductus pancreaticus, kommen überwiegend drainierende Eingriffe infrage: Das Prinzip besteht in der Längseröffnung des gestauten Pankreasgangs, seiner Ausräumung und der Seitzu-Seit-Pankreatikojejunostomie, wie sie von Puestow eingeführt und von PartingtonRochelle bzw. Rumpf (Kombination mit transduodenaler Papillotomie) modifiziert wurde. Voraussetzung für diese Eingriffe ist die Erweiterung des Pankreasgangs auf über 7 mm in gesamter Länge („large duct disease“). Bei Gangstenose im Pankreaskopf („small duct disease“) oder entzündlichem Pseudotumor (mit nicht auszuschließendem Malignom) kommen limitierte Resektionen in Betracht (Beger 1985; Frey 1987) und die Pankreaskopfresektion nach Kausch-Whipple mit Pyloruserhalt (Traverso-Longmire 1978; Abb. 12.1, 12.2. 12.3). Abb. 12.2a–c. Bei der duodenumerhaltenden Pankreaskopfresektion nach Beger wird das Pankreas über der Pfortader unterfahren und durchtrennt, anschließend der Pankreaskopf unter Erhalt des D. choledochus partiell reseziert. Zur Rekonstruktion wird eine End-zu-End-Pankreojejunostomie zum Pankreasstumpf sowie eine Seit-zu-Seit-Pankreojejunostomie zur Resektionshöhle des Pankreaskopfes angelegt. (Aus Beger et al. 1997) 407 408 Kapitel 12 Pankreas Abb. 12.3a,b. Kombination von Pankreaskopfresektion mit langstreckiger Spaltung des Pankreasrestganges und Anastomosierung mit der Jejunumschlinge (Frey). Entsprechend wird auch eine langstreckige Spaltung des Pankreasgangs ohne Pankreaskopfresektion durchgeführt, allerdings in Kombination mit einer transduodenalen Papillotomie (Rumpf). (Aus Izbicki u. Blöchle 1997) Die Operationsverfahren nach Beger oder Frey kombinieren eine partielle Pankreaskopfresektion mit der Herstellung einer suffizienten Pankreasgangdrainage, der Vorteil besteht in einer geringeren Inzidenz eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus im weiteren Verlauf der Erkrankung, allerdings kann diese Beobachtung nicht in allen Untersuchungen bestätigt werden. 12.2.2 Karzinom 12.2.2.1 Periampulläres Karzinom Die Gruppe der periampullären Karzinome hat nach Radikaloperation eine günstige Prognose, die vom histologischen Typ abhängig ist: Bei Duodenalkarzinomen beträgt das Fünfjahresüberleben bis 75%, bei Karzinomen der Ampulle, des distalen Gallengangs und des gangnahen Pankreas zwischen 10 und 45%. Technische oder prognostische Inoperabilität liegen bei der infolge Ikterus meist früh erfolgten Diagnose und Operation selten vor. Methode der Wahl ist die partielle Duodenopankreatektomie. Eine Entfernung der Papille allein ist unzureichend. Bei allgemeiner Inoperabilität ist eine endoskopische Einlage eines Drains am günstigsten. Bei Irresektabilität (sehr selten) ist eine Choledochojejunostomie mit ausgeschalteter Roux-Y-Schlinge gegenüber einer Choledochoduodenostomie zur Vermeidung zusätzlicher Refluxbeschwerden zu bevorzugen. Eine Umgehungsanastomose sollte jedoch beim periampullären Karzinom eine seltene Ausnahme, die Resektion die Regel sein. Im Rahmen der endoskopischen Diagnostik wird beim Befund eines Papillenkarzinoms mit Verschlussikterus häufig eine endoskopische Papillotomie mit oder ohne Einlage einer Gallengangsprothese vorgenommen. Die Papillotomie allein erscheint unproblematisch und bei hochgradigem Ikterus günstig, die Einlage eines Drains birgt jedoch ein Infektionsrisiko. Ähnliches gilt für eine präoperative PTCD (perkutane transhepatische Cholangiographie mit Drainage) etwa beim Pankreaskopfkarzinom. 12.2 Operative Therapie allgemein Dem Vorteil einer Entlastung des Ikterus stehen als Nachteile die Risiken der Methode (Blutung, Galleleck, Infektion) gegenüber, sodass – aus chirurgischer Sicht – von einer präoperativen Entlastung des Gallenwegsystems Abstand genommen werden kann (Sewnath 2002).Vielmehr sollte rasch nach Diagnosestellung die Operation erfolgen und, auch unter dem Aspekt der Kostenersparnis, die zeitaufwändige und meist überflüssige Zusatzdiagnostik unterbleiben. 12.2.2.2 Pankreaskopfkarzinom (mit Ausnahme des periampullären Karzinoms) Infolge der deutlich späteren Erkennung und auch aufgrund einer möglicherweise ungünstigeren Tumorbiologie haben Pankreaskopfkarzinome eine sehr ungünstige Prognose.Auch durch radikale Operationsverfahren ist ein Überleben der fünf Jahre nur selten zu erreichen. Dies gilt auch für Operationserweiterungen im Sinne einer subtotalen oder gar totalen Pankreatektomie, ggf. unter Mitentfernung und Rekonstruktion der V. portae (Bachellier 2001). Somit stellt sich die Frage nach dem Wert eines Resektionsverfahrens gegenüber tumorbelassenden Umgehungsanastomosen. Gesichert erscheint heute, dass durch Resektionsverfahren durchschnittlich eine bessere und länger anhaltende Palliation und vermutlich auch eine gewisse Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit mit kurativer Aussicht für wenige Patienten erreicht wird. In Studien wird derzeit der Wert der neoadjuvanten Radiochemotherapie des Pankreaskarzinoms mit anschließender standardisierter und dokumentierter Operationstechnik untersucht. Die Resektionsbehandlung beim Pankreaskopfkarzinom beinhaltet die Entfernung des Pankreaskopfes und zumindest eines Teiles des Pankreaskörpers bis deutlich über die V.mesenterica-/V.-portae-Ebene nach links in Form der partiellen Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple. Möglicherweise kann die Radikalität durch eine subtotale Pankreatektomie unter Belassung nur eines Pankreasschwanzrestes erhöht werden. Die prinzipielle Durchführung einer totalen Pankreatektomie erscheint wegen der erheblichen nachteiligen Folgen für den Glukosestoffwechsel (insbesondere wegen des Wegfalls der Glukagonproduktion mit der damit verbundenen Gefahr von Hypoglykämien) und nicht erwiesener Vorteile dieses Radikalitätsausmaßes nicht indiziert. Auch andere erweiterte Eingriffe wie beispielsweise die Resektion einer infiltrierten A. hepatica communis mit Rekonstruktion bleiben auf spezielle Situationen beschränkt. Vorhandene, zu entfernende Lymphknotenmetastasen sprechen nicht gegen eine Resektion; bei Fernmetastasen wird man dagegen von einer Resektion Abstand nehmen. Ist eine Resektionsbehandlung nicht möglich oder wird darauf verzichtet, so soll unseres Erachtens neben der biliodigestiven Anastomose (Choledochojejunostomie mit RouxY-Schlinge) auch eine Gastrojejunostomie (Form je nach individueller Situation, retrooder antekolische Gastroenterostomie oder Gastrojejunostomie mit einer zweiten RouxY-Schlinge) durchgeführt werden, da bei ca. 30% der Patienten später eine kaum zu beherrschende Magenentleerungsstörung auftritt. 12.2.2.3 Pankreaskörper- und Pankreasschwanzkarzinom Wegen meist bereits ausgedehnter retroperitonealer Infiltration, häufig mit Einbeziehung der A. mesenterica superior, ist in aller Regel Irresektabilität gegeben. Gelegentlich ist eine partielle Tumorresektion (R2-Resektion) technisch möglich; ihr palliativer Wert ist jedoch fraglich. Auch andere Operationen (z. B. Gastroenterostomie) sind kaum indiziert. 409 Kapitel 12 Pankreas Methoden zur Schmerzerleichterung, wie Infiltration des Plexus coeliacus mit 50%igem Alkohol werden empfohlen (Trede 1985). Ebenso können die Patienten in dieser Hinsicht auch von einer palliativen Radio-Chemotherapie profitieren. CAVE 410 Wegen der besseren Prognose der – seltenen – Azinuszell- und Zystadenokarzinome soll stets eine Resektion versucht werden, ggf. auch in Form einer totalen Duodenopankreatektomie (Cooperman 2001)! 12.2.3 Hormonaktive Tumoren 12.2.3.1 Insulinom Zur Behandlung eines solitären Adenoms ist die Enukleation das Verfahren der Wahl. Eine Resektion des betreffenden Abschnitts kommt bei Verletzung des Pankreasgangs im Rahmen einer versuchten Enukleation, bei Karzinomverdacht (in ca. 10%, v. a. bei großem Adenom oder verdächtiger Schnellschnittdiagnose) in Betracht; bei den seltenen multiplen Adenomen im Rahmen von MEN I oder einer diffusen B-Zell-Hyperplasie (Nesidioblastose) kann ausnahmsweise eine subtotale Pankreasresektion gerechtfertigt sein, wobei hier jeweils sehr individuelle Entscheidungen zu treffen sind. Bei Nichtauffinden eines Adenoms ist dagegen eine subtotale Pankreasresektion kaum gerechtfertigt. 12.2.3.2 Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom) Wegen der hier häufiger vorliegenden Malignität (20–25%) erscheint meist eine Teilresektion des Pankreas angezeigt, auf die früher gleichzeitig – oder ausschließlich – empfohlenen Gastrektomie kann heute im Hinblick auf die Verhütung der Ulcusentstehung durch H2-Rezeptorblockade, resp. Protonenpumpenhemmung in der Regel verzichtet werden (bei metastasierenden Formen mit erwarteter hoher Hormonsekretion ggf. individuell indiziert). 12.2.3.3 Andere endokrine Tumoren In der Regel ist eine Entfernung des Primärtumors, ggf. auch im Sinne der Tumorreduktion zur Verringerung der pathologischen Hormonproduktion zu versuchen. 12.3 Operationsvorbereitung 12.3 Operationsvorbereitung Akute Pankreatitis Voruntersuchungen Allgemein Krankheitsbezogen Schema IV, Kap. 24 Kalzium im Serum, Amylase im Serum, CRP, Sonographie, CT Vorbehandlung Konservative (interventionelle) Therapie gemäß Tabelle 12.1 Kontrollen Kontrolle von Puls, Blutdruck, Temperatur, Urin (ml/h): alle 1–2 Stunden Elektrolyte im Serum, Lipase im Serum, Leukozyten: 2-mal täglich Säure-Basen-Status, Leberenzyme, kleiner Gerinnungsstatus: ggf. täglich Wechsel zum operativen Vorgehen, s. Abschn. 12.2 Verschiedenes Elektive Eingriffe Voruntersuchungen Blutkonservenbereitstellung Aufklärung Allgemein Krankheitsbezogen Speziell Vorbehandlung Verschiedenes Zunächst 3–5, bei Verschlechterung je nach Verlauf Auf die Möglichkeit der chirurgischen Intervention hinweisen (Operationsart lässt sich präoperativ nicht festlegen) Bei Zysten: Schema II, s. Kap. 24, Lipase im Serum Sonographie, CT, MRT, ggf. ERCP, MDP, evtl. selektive Angiographie Bei chronisch-rezidivierender Pankreatitis: ERCP mit Steinextraktion Bei portaler Hypertension: s. Kap. 11 Bei hormonaktiven Tumoren: evtl. Insulin (s. Abschn. 12.1.2.2), evtl. Gastrin (s. Abschn. 12.1.2.2), evtl. Sekretin, GIP, VIP (s. Abschn. 12.1.2.2); SASI Bei V. a. malignen Prozess: Tumormarker CEA, AFP, CA 19-9 Antibiotika bei Resektionen intraoperativ beginnen (s. Kap. 25) Bei Verschlussikterus: Vitamin K, ggf. Substitution von Gerinnungsfakoren Bei Insulinom: unmittelbar prä- und intraoperativ reichlich Glukoseinfusionen zur Vermeidung einer intraoperativ unbemerkten, gefährlichen Hypoglykämie Blutkonservenbereitstellung Aufklärung Bei Zyste, Insulinom etc. 2; bei Resektion 4 (bei portaler Hypertension 5–10) Je nach Erkrankung: meist ausführliche Besprechung der Problematik von Erkrankung, Diagnostik, Therapie und Nachbehandlung (z. B. Diät, Diabetes, Alkoholabstinenz) Bei Karzinom: individuell 411 Kapitel 12 Pankreas 12.4 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte 12.4.1 Zugangswege Für Eingriffe am Pankreas erscheint die quere Oberbauchlaparotomie am besten geeignet: Je nach Lokalisation des Prozesses bzw. der notwendigen Freilegung nach links und rechts kann der Schnitt verlängert werden, damit wird eine volle Übersicht über den gesamten Oberbauch ermöglicht. Außerdem muss bei großen und lange dauernden Pankreasoperationen vermehrt mit Wundheilungsstörungen auch im Sinne eines Platzbauches gerechnet werden; beim queren Schnitt sind Gefahren und Folgen einer Wundheilungsstörung geringer bzw. eine Ruptur leichter zu behandeln (Zugang zur Nekroseausräumung bei akuter Pankreatitis s. Abschn. 12.4.4). 12.4.2 Besonderheiten bei der Pankreaschirurgie Das Vorkommen von Gefäßanomalien (z. B. A. hepatica aus der A. mesenterica superior), die Empfindlichkeit des Pankreasparenchyms gegenüber Traumen und Blutungen sowie Blutungen intrapankreatischer Gefäße erfordern anatomiegerechte und zarte Operationsweise bei allen operativen Eingriffen am Pankreas. Dies gilt besonders auch bei der Freilegung des gesamten Pankreas zum Auffinden eines endokrinen Tumors. Dabei muss das Pankreas häufig allseitig, d. h. zumindest von der Bursa omentalis, von rechts (Kocher-Mobilisation), von kaudal-dorsal (durch Inzision des Retroperitoneum am Pankreasunterrand) freigelegt werden. Weiterhin kann der Pankreasschwanz mitsamt der anhängenden Milz von links her mobilisiert werden, so kann das Pankreas vom Retroperitoneum abgehoben werden. Im Bereich der V. mesenterica superior/V. portae kann das Pankreas unter sukzessiver Freipräparation dieser Gefäße unterfahren und im Bereich des Kopfes teilweise vom Duodenum in den horizontalen Abschnitten Pars I und III abgelöst werden. Blutungen aus dem Pankreas werden in aller Regel umstochen (monofiler, nicht oder verzögert resorbierbarer Faden mit atraumatischer Nadel); die Elektrokoagulation ist am Pankreas nur zur Parenchymdurchtrennung geeignet. CAVE 412 Parenchymnähte (zur Versorgung eines Pankreaseinrisses) sind stets von fragwürdigem Wert und dürfen ggf. nur ganz locker gelegt werden; größere Defekte mit der Möglichkeit der Gangverletzung sind besser durch eine Anastomosierung mit einer ausgeschalteten Jejunumschlinge zu versorgen. Nähte zur Anastomosierung fassen am Pankreas stets Kapsel und Parenchymsaum; im Allgemeinen sind sie unproblematisch bei chronisch-rezidivierender Pankreatitis infolge der Kapselverdickung und Parenchymverhärtung, bei unverändertem Pankreas- und Kapselgewebe, z. B. nach Resektion wegen eines Papillenkarzinoms, können sie ausgesprochen schwierig sein. CAVE 12.4 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte Zur Adaption der zu anastomosierenden Gewebe darf nur ganz locker geknotet werden, um ein Durchschneiden der Nähte zu vermeiden. Einzelnähte nach der Klöppeltechnik erscheinen uns am besten geeignet (ca. 4/0 monofiler, verzögert resorbierbarer Faden). 12.4.3 Intraoperative Differentialdiagnose Karzinom – Entzündung Gerade bei Vorliegen einer chronischen Pankreatitis mit diffuser Verhärtung des Pankreas kann die Differentialdiagnose zum Karzinom, d. h. der Ausschluss eines ggf. gleichzeitig vorliegenden Karzinoms auch intraoperativ schwierig sein. Inspektion und Palpation reichen hierzu nicht aus. Tiefere Probeexzisionen oder Stanzbiopsien weisen eine eigene Morbidität auf, zudem komplizieren die Treffsicherheit einer Nadelbiopsie und die komplizierte histologische/zytologische Diagnostik eine valide intraoperative Aussage. ! Kann daher – bei standardgemäßer präoperativer Diagnostik – ein Tumor intraoperativ nicht durch Palpation/intraoperative Sonographie etc. gesichert werden, sollte die onkologische Resektion durchgeführt werden – die Gefahr eines übersehenen Tumors ist höher als das Risiko einer Resektion. 12.4.4 Spezielle Gesichtspunkte bei der Eröffnung und Ausräumung von Nekrosebereichen bei akuter Pankreatitis CAVE Der Oberbauchquerschnitt ist Zugang der Wahl, da beim Ersteingriff in der Regel das gesamte Pankreas freizulegen ist – der Versuch einer erweiterten Freilegung bei Revisionseingriffen scheitert regelhaft an Verklebungen und Verwachsungen. Lediglich bei sicher lokalisierten und auf das Retroperitoneum einer Seite begrenzter Nekrose kann ein extraperitonealer Zugang hilfreich sein. Finden sich bei einem abdominellen Zugang keine Zeichen einer Peritonitis, soll der Bauchraum unterhalb des Querkolons bzw. seines Mesokolons nach Möglichkeit nicht durch den Inhalt der Nekrosehöhle kontaminiert werden. Durch den Vergleich des intraoperativen Befundes mit den präoperativen Sonographie- bzw. CT-/MRT-Bildern ist zu sichern, dass alle Nekroseareale ausgeräumt sind. Das nekrotische Material wird nur so weit entfernt, als dies leicht möglich ist und keine Blutungen verursacht; diese sind ggf. schwer zu stillen, und Koagel stellen einen Nährboden für Infektionen dar. Die fast immer retroperitoneal gelegenen Nekrosehöhlen sind auch streng retroperitoneal nach außen zu drainieren; wegen der hohen Arrosionsgefahr gerade bei akuter Pankreatitis ist auf ein möglichst gefäßfernes Platzieren der Drains zu achten (abseits von A. lienalis, Truncus coeliacus, A. et V. mesenterica superior). 413 414 Kapitel 12 Pankreas Ob postoperativ eine kontinuierliche Spülung durchgeführt wird, hängt von der Abgrenzung gegenüber dem Bauchraum ab: Wurde nur extraperitoneal eingegangen und wurde der Bauchraum nicht eröffnet, erscheint eine Spülung der Nekrosehöhle sehr geeignet. Besteht jedoch eine Kommunikation mit dem Peritonealraum, so ist zumindest bis zu einer spontanen Abgrenzung durch Verklebungen eine Spülung der Höhle nicht angebracht. Soll sie trotzdem wegen erheblicher Nekrosereste oder schwerer Infektion durchgeführt werden, oder muss mit einer erfolgten stärkeren Kontamination des Bauchraumes präbzw. intraoperativ gerechnet werden, erscheint eine Kombination von lokaler Nekrosehöhlenspülung und Peritonealspülung in Einzelfällen sinnvoll. Wird der Operationszeitpunkt richtig gewählt (also erst bei Vorliegen liquider Nekrosen), kann auf das Konzept der geplanten Revisionen verzichtet werden. Bei schweren Formen der Erkrankung mit raschem Eintreten sekundären Organversagens unter Therapie werden Revisionen im Sinne von programmierten Relaparotomien jedoch nicht zu umgehen sein. 12.4.5 Spezielle Gesichtspunkte bei der Operation einer Pankreaspseudozyste Hierbei sind v. a. zwei Gefahren zu beachten: die Verletzung eines größeren Gefäßes besonders der A. colica media und die unzureichende, sich vorzeitig schließende Anastomose (Zystojejunostomie). Da bei großen Zysten an der gespannten Zystenwand die anatomischen Verhältnisse unklar sind, ist zunächst eine Punktion der Zyste abseits besonderer Gefahrenpunkte und das Absaugen ihres Inhalts angebracht. An der so entspannten Zystenwand können zumindest arterielle Gefäße leicht identifiziert werden. Die Anastomose – möglichst am tiefsten Punkt der Zyste – soll weit genug (ovaläre Exzision der Zystenwand) erfolgen, um bei allmählicher Schrumpfung der Zystenwand noch eine ausreichende Öffnung zu garantieren (die Anastomose wird meist mit dem offenen Ende der ausgeschalteten Roux-Y-Schlinge einreihig vorgenommen). Die Hauptkomplikation nach Pankreaspseudozystenoperation, die schwere Zystenblutung, wird wesentlich durch eine ungenügende Entleerung mit folgender Infektion verursacht. Erscheint der Zysteninhalt primär infiziert (selten) oder enthält die Zyste nekrotisches, vorher noch nicht abgestoßenes Gewebe, so erscheint die Einlage einer bis in die Zystenhöhlung vorgeführten endojejunalen Sonde für eine spätere intermittierende Spülung (Ablauf der Spülflüssigkeit in die Jejunumschlinge) empfehlenswert. 12.4.6 Intraoperative Entscheidung zwischen drainierendem und resezierendem Verfahren bei chronischer Pankreatitis Die präoperativ getroffene Vorentscheidung muss intraoperativ auf Durchführbarkeit und vermutliche Richtigkeit überprüft werden. Ist eine Drainageoperation geplant, so muss nochmals bestmöglich ein Karzinom ausgeschlossen werden. Ist der Ausschluss nicht zu führen, kommt nur ein resezierendes Verfahren infrage. Voraussetzung für eine Längsspaltung des Pankreas ist eine deutliche Verhärtung des Organs, wie sie ja bei chronischer Pankreatitis die Regel ist. Liegt eine weitgehend normale Konsistenz des Pankreas vor, muss die Richtigkeit der Diagnose nochmals überprüft werden, ggf. erscheint eine Pankreaskopfresektion – bei dort gelegenem Hauptbefund – 12.4 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte sinnvoller. Die weitere Voraussetzung ist das Auffinden des Pankreasgangs. Hier kann die intraoperative Sonographie sinnvoll sein. Das Ausmaß der Erweiterung spielt dagegen unseres Erachtens keine entscheidende Rolle, eine gewisse Erweiterung ist meist vorhanden, der Sekretdruck auch in einem nicht stärker erweiterten Gang meist hoch. Nicht der Gang selbst wird später mit dem Jejunum anastomosiert, dafür wäre ein deutlich erweiterter Gang erforderlich; vielmehr geschieht die Anastomose mit dem Pankreasschnittrand. Ggf. kann eine keilförmige Längsexzision des gespaltenen Pankreas vorgenommen werden, um ein weites Klaffen der Gangparenchymöffnung zu sichern. Ein deutlich erweiterter Gang lässt sich im Bereich des Pankreaskörpers durch die Vorderwand des Pankreas an der häufig prallen Konsistenz oder dem Längsverlauf einer Rinnenstruktur tasten. An vermuteter Stelle – möglichst in dem Bereich des Pankreas, der ggf. bei Entscheidung zur Resektionsbehandlung in der Resektionslinie liegen würde, also etwas links von der V.-mesenterica superior-/V.-cava-Ebene – wird mit einer dünnen Nadel punktiert und bei Sekretaspiration darauf sogleich mit spitzem Skalpell in Längsrichtung des Pankreas inzidiert. ! Kann der Pankreasgang weder getastet (ggf. auch nicht sonographisch genau identifiziert werden) noch durch einige Probepunktionen gefunden werden, erscheint eine Änderung des Operationsplans in Richtung auf eine Pankreaskopfresektion sinnvoll und ist einer längeren, ggf. traumatisierenden Suche nach dem Gang mit dann vermutlich geringem Sekretdruck vorzuziehen. 12.4.7 Spezielle Gesichtspunkte bei einer partiellen oder totalen Duodenopankreatektomie Die Resektabilität hängt bei chronischer Pankreatitis v. a. von der Präparierbarkeit der V. mesenterica superior und der V. portae ab. Eine lokale Inoperabilität beim Karzinom ist vorwiegend durch Infiltration im Bereich der A. hepatica communis, des Leberhilus und der Mesenterialwurzel gegeben. Bevor wesentliche Strukturen durchtrennt werden (Ductus choledochus, postpylorisches Duodenum oder Magen, proximales Jejunum), ist durch Präparation der genannten Gefäßgebiete die Operabilität zu klären. Für den Pfortaderbereich kann dies in etwa an der Isolierbarkeit der V. mesenterica superior abgeschätzt werden. Bei einer Mitbeteiligung der Milzveneneinmündung ist zu entscheiden, ob diese reimplantiert werden oder eine totale Pankreatektomie mit Milzentfernung vorgenommen werden soll. Es muss jedoch betont werden, dass bei standardgemäßer präoperativer Diagnostik (CT/Angio-CT, MRT) diese Fragen bereits präoperativ meist sehr genau geklärt sind. Bei chronisch-rezidivierender Pankreatitis kann jedoch im Verlauf der Operation das Abpräparieren des Pankreaskopfes von der V. portae und vom Einmündungsgebiet der V. mesenterica superior langstreckig schwierig werden. Bei einem Einreißen der Gefäßwand, gefolgt meist von erheblicher Blutung, müssen digital die Gefäßzuflüsse in jeweils geeigneter Weise komprimiert werden, bis das Gefäß ggf. nach weiterer Abpräparation des Pankreaskopfes übernäht werden kann. Sofern sich dadurch eine stärkere Gefäßeinengung ergibt, kann diese nach Entfernung des Pankreaskopfes durch eine SaphenaPatch-Plastik, durch Resektion und End-zu-End-Anastomosierung oder durch ein zweibis dreifach genähtes Saphenainterponat korrigiert werden. 415 Kapitel 12 Pankreas CAVE 416 Bei stark entzündlicher Gefäßinfiltration wird ggf. ein schmaler Parenchym-Narben-Saum an der V. mesenterica – V. portae belassen, eine mangelhafte Befreiung der Pfortader aus den entzündlichen Ummauerungen muss dabei jedoch vermieden werden. Auch die A. mesenterica superior kann in die entzündlichen Verbackungen einbezogen sein, worauf bei der Präparation des Processus uncinatus, der bereits normalerweise die A. mesenterica superior dorsal umgreifen kann, am Ende der Resektionsphase besonders zu achten ist. Das Ausmaß der Pankreasresektion reicht beim Karzinom indessen in 2–3 cm nach links über die Ebene der V. mesenterica – V. portae hinaus (s. Abschn. 12.2.2.2); durch Schnellschnitt wird jeweils die Karzinomfreiheit der Schnittfläche und ihr ausreichender Abstand vom Tumor (mindestens 2–3 cm) kontrolliert. Bei chronischer Pankreatitis liegt die Resektionsgrenze meist im Bereich dieser Gefäßebene; ggf. wird von hier aus der Pankreaszugang zusätzlich nach kaudal gespalten. Durchführung und Sicherung der Pankreojejunostomie Trotz sorgfältiger Nahttechnik sind Anastomosen gerade am zarten Pankreas insuffizienzgefährdet. Klinisch imponiert eine derartige Insuffizienz durch eine Pankreasfistel, die durch verlängertes Belassen der Zieldrainage behandelt werden kann oder durch einen Abszess in der Nähe der Anastomose mit konsekutiver Sepsis. Hier kann eine frühzeitige interventionell eingelegte Drainage weitere Komplikationen verhindern. Schließlich kann es zur schweren Oberbauchperitonitis mit Arrosionsblutungen, Platzbauch etc. kommen – derartige Komplikationen begründen im Wesentlichen die heute als akzeptabel geltende Letalität der Pankreasresektion von 5–7% und die Morbidität von 30%. Derzeit hat sich die zweireihige End-zu-Seit-Anastomose zwischen Pankreasstumpf und ausgeschalteter Jejunumschlinge als Standardverfahren bewährt. Folgende Operationsschritte sollen besonders unterstrichen werden: Präparation der Jejunumschlinge: Es ist auf ausreichende Länge und spannungsfreie Durchführung durch das Mesokolon zu achten. Die Länge bestimmt sich durch das spannungsfreie Erreichen des Choledochusstumpfes. Wird das Jejunum durch einen Klammernahtapparat durchtrennt, wird die zusätzliche Sicherung durch einstülpende Einzelknopfnähte empfohlen. Die Pankreojejunostomie soll nicht direkt an diese Einstülpnähte angrenzen, da Spannung auf die Darmwand ausgeübt wird. Der Stumpf des Pankreas soll auf eine Strecke von ca. 2 cm mobilisiert werden, um die dorsale Nahtreihe sicher platzieren zu können. Hierbei ist auf Äste der A. und V. lienalis zu achten, die zur dorsalen Pankreaskapsel führen, sie können mit monofilen Nähten umstochen und durchtrennt werden. Bei Durchtrennung des Pankreas sehr weit links von der V. portae ist auf die Einmündung der V. mesenterica inferior zu achten. Lässt sich die ausgeschaltete Schlinge spannungsfrei an die Resektionsfläche des Pankreas anlegen, wird zunächst bei noch nicht eröffnetem Darmlumen die dorsale Nahtreihe vorgelegt (ggf. Klöppeltechnik, Knoten nach dorsal, monofiler Faden 4/0 mit verzögerter Resorption) und geknotet. Es soll Parenchym und Kapsel des Pankreas gestochen werden, beim Knoten dürfen nur feine Kräfte wirken. Die Eröffnung des Jejunum wird mit dem Elektrokauter vorgenommen. Blutungen aus der Darmwand sollen sorgfältig versorgt werden (bipolare Koagulation, feine resorbierbare Stechung oder Ligatur), da intraluminale Anastomosenblutungen nur sehr aufwändig zu versorgen sind, falls sie nicht spontan sistieren. 12.4 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte ! Die Länge der Jejunostomie soll so bemessen sein, dass die Zirkumferenz des Pankreas gerade spannungsfrei umfasst wird – besonders eine zu lange Jejunostomie erschwert die Herstellung einer suffizienten Anastomose. Die zweite Nahtreihe fasst die Kante des Pankreasstumpfes (Kapsel und Parenchym), in diese Nahtreihe werden 2 bis 3 Einzelknopfnähte der Hinterwand des Ductus pancreaticus integriert (Fadenstärke 6/0). Die erste Reihe der Vorderwand wird in gleicher Technik erstellt, einschließlich einiger adaptierender Nähte des Pankreasgangs. Die letzte Nahtreihe stülpt die Vorderwand des Jejunum leicht über die erste Nahtreihe. Hier soll am Pankreas nicht zu oberflächlich gestochen werden, da die Nähte sonst ausreißen. Verschiedene Maßnahmen zu zusätzlichen Sicherung der Anastomose sind empfohlen worden: Schienung des Pankreasgangs, Druckentlastung der Pankreojejunostomie durch endoluminalen Katheter oder T-Drainage mit langem Schenkel etc. Die Effektivität dieser Vorkehrungen ist jedoch nicht durch Studien belegt, sie beruht auf der Beobachtung erfahrener Kollegen. Lediglich die perioperative Gabe von Somatostatin für eine Woche scheint einen belegten günstigen Effekt auf Morbidität, Fistelrate und Mortalität zu haben (Büchler 1992; Yeo 2000). Als Alternative zur Pankreojejunostomie wurde die Pankreogastrostomie vorgeschlagen, da mit dieser Technik insbesondere ein sehr weiches Pankreas mit geringem Aufwand und hoher Sicherheit zu anastomosieren ist. Sammelstatistiken weisen in der Tat eine geringere Inzidenz der Fistel auf, die Mortalität wird nicht beeinflusst (Icard 1988). Durchführung und Sicherung der Choledochojejunostomie Der Implantationsort für die End-zu-Seit-Choledochojejunostomie muss so gewählt werden, dass weder die Pankreasanastomose unter Spannung gerät noch zu viel Länge des Jejunums zwischen den beiden Anastomosen eine Knickbildung hervorruft. Der günstigste Implantationsort für den Choledochus befindet sich nicht genau antimesenterial, sondern an der Rückwand der Jejunumschlinge, da sonst hier eine leichte Knickbildung nach dorsal erfolgen kann. Die Anastomosierung des meist quer durchtrennten, ggf. leicht längs inzidierten Choledochus erfolgt einreihig durchgreifend (knappes Mitfassen auch der Jejunumschleimhaut zur Vermeidung einer Lefzenbildung) mit 4/0–5/0 resorbierbarem Material (Hinterwand innen, Vorderwand außen geknotet). Auch eine fortlaufende resorbierbare Naht ist möglich, allerdings sollt beim Knoten darauf geachtet werden, dass die Anastomose nicht verengt wird. Ebenso führen wir zwei hintere und zwei vordere Sicherungsnähte der Anastomose durch. Sie werden mit gleichem Faden am Darm seromuskulär gestochen und an die Stümpfe der Glisson-Scheide des Lig. hepatoduodenale adaptiert. Die Anastomose muss dicht sein, was durch Einlegen einer Kompresse (markiert) bis zum Operationsende kontrolliert werden kann. Innere Führungsdrains werden in unserem Vorgehen weder an der Pankreas- noch an der Choledochusanastomose benutzt. Die endoluminäre Entlastung der Jejunumschlinge ist nicht essentiell (s. oben). Sie kann durch Vorschieben der Magensonde erreicht werden (dann ist die Ernährung mit Sondenkost nicht möglich) oder durch Ausleitung durch die Darmwand nach außen. Hierzu wird vor der Anlage der Pankreas- und Gallengangsanastomose die Drainage (weiche Magensonde) durch die Bauchdecke von außen nach innen geführt, in die Jejunumschlinge in einen später infrakolisch liegenden Abschnitt eingeführt und von der für die Pankreasanastomose vorbereiteten Jejunumöffnung mit einer gebogenen Klemme 417 418 Kapitel 12 Pankreas durchgezogen und am Sondenende mit der Jejunalschleimhaut nahe der Anastomosenöffnung mit resorbierbarem Faden fixiert. Durch Bildung eines Witzel-Kanals an der Jejunumaustrittsstelle und Annähen an die Bauchdecke wird ein Auslaufen von Jejunalinhalt in die freie Bauchhöhle verhindert. Alternativ kann die Entlastung der anastomosierten Jejunalschlinge auch über den langen Schenkel einer in den D. hepaticus eingelegten T-Drainage erfolgen, der über die Anastomose platziert wird (s. auch Abb. 12.1). Durchführung und Sicherung der Gastrojejunostomie Für die Gastrojejunostomie empfiehlt sich ebenfalls die sorgfältige Blutstillung und die einreihige fortlaufende Naht mit verzögert resorbierbarem monofilem Faden der Stärke 4/0. Zur Wiederherstellung der Kontinuität der Magenpassage wurde die Verwendung einer zweiten Roux-Schlinge empfohlen, dieses Verfahren scheint jedoch keine Vorteile gegenüber der klassischen Technik der Passage zu haben. Die Drainage des Operationssitus hängt von der Erfahrung des Operateurs ab. Im eigenen Vorgehen wird hinter der Pankreojejunostomie und hinter der Choledochojejunostomie je eine Easyflow-Drainagen eingelegt, beide Drainagen werden über eine gemeinsame Inzision durch die Bauchdecke geleitet. Bei totaler Pankreatektomie werden in der Regel auch V. lienalis und Milz entnommen. Für eine ausreichende Magenrestdurchblutung ist zumindest der aufsteigende Ast der A. gastrica sinistra (sparsame Magenresektion) zu erhalten. Meist wird die V. gastrica sinistra schon zur sorgfältigen Lymphadenektomie unterbunden; dadurch kann eine mäßige venöse Abflussbehinderung im Magenrest eintreten, dieser muss dann im Sinne einer subtotalen Magenresektion verkleinert werden. Bei kritischer arterieller oder venöser Durchblutung des Magenrests ist ggf. eine Gastrektomie angebracht. Die Anastomosen von Magen (ggf. Ösophagus) und Gallengang werden auch nach totaler Pankreasentfernung am besten mit zwei Y-förmig ausgeschalteten Jejunumschlingen durchgeführt. Technische Aspekte der linksseitigen Pankreasresektion Als Zugang dient die quere Oberbauchlaparotomie, die jedoch weiter in den linken Oberbauch verlagert wird. Nach Eröffnung der Bursa omentalis erfolgt die Freilegung von Corpus und Cauda pancreatis. Auf der ventralen Seite ist die Präparation und Durchtrennung der Vv. gastricae breves zu beachten ebenso wie die Durchtrennung des Lig. cololienale. Eine Verletzung des Querkolon muss sorgfältig vermieden werden. Je nach Ausdehnung des pathologischen Befundes ist eine En-bloc-Resektion unter Mitnahme der Milz erforderlich. In diesem Fall wird die Milz mit dem Pankreas aus dem Retroperitoneum ausgelöst und nach ventral exponiert. Nach Isolierung der A. und V. lienalis in Höhe der Resektionslinie werden die Gefäße umstochen und ligiert und das Pankreas mit einem Sicherheitsabstand von 2 cm durchtrennt. Hierzu hat sich die Versorgung mit einem linearen Klammernahtapparat bewährt ebenso wie die fischmaulförmige Durchtrennung und Naht mit monofilem, nicht resorbierbarem Faden der Stärke 4/0. Eine Durchstechungsligatur des Ductus pancreaticus wird ebenso empfohlen wie Sicherungsnähte der Klammernahtreihe. Bei isolierten kleinen Läsionen/endokrinen Tumoren kann auch eine milzerhaltende Operation erfolgen. Dazu muss der Pankreasschwanz in kleinen Schritten aus dem Retroperitoneum präpariert und mit Klemmchen von A. und V. lienalis abgesetzt werden, die zur Sicherung der Milzperfusion erhalten bleiben. 12.4 Spezielle operationstechnische Gesichtspunkte CAVE Technische Aspekte der Lymphadenektomie Da auch bei T1-Karzinomen des Pankreas Lymphknotenmetastasen in bis zu 55% der Fälle vorliegen, kommt der Lymphadenektomie zum korrekten Staging eine wesentliche Rolle zu. Neben den peripankreatischen/peripylorischen Lymphknoten sind die Lymphknotenstationen am Leberhilus/Lig. hepatoduodenale, retropankreatisch, neben A. und V. mesenterica sup. und am Truncus coeliacus von Relevanz. Praktischerweise beginnt die Lymphadenektomie am Leberhilus, umfasst das Lig. hepatoduodenale und wird entlang der A. hepatica communis bis zum Truncus coeliacus fortgesetzt. Eine rechte Leberarterie ist zu schonen, eine linke kann durchtrennt werden. Bei der Lymphknotendissektion entlang der A. mesenterica superior ist zu beachten, dass die komplette Freilegung und Durchtrennung der Fasern des Plexus solaris zu nicht beherrschbaren Durchfällen führen kann. Daher wird nur die rechtsseitige Dissektion empfohlen. Insgesamt ist der Wert der onkologischen Lymphadenektomie noch durch Studien zu belegen ebenso wie die Anzahl der zu entfernenden und zu untersuchenden Lymphknoten (Yeo 2002). Laparoskopische Pankreaschirurgie Bei unklaren Befunden im Rahmen des Tumorstagings stellt die Laparoskopie eine wertvolle Ergänzung dar. Eine Peritonealkarzinose, auch in der Bursa omentalis, kann ebenso dargestellt und bioptisch nachgewiesen werden wie der Befall von Lymphknoten an der A. hepatica etc. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die sog. Minilaparoskopie, wie sie bei der Diagnostik der Leberzirrhose angewendet wird, wegen der Beurteilung der Bursa omentalis nicht in Betracht kommt! Durch zunehmende Erfahrung und technische Instrumentenentwicklung sind an einigen Zentren erste laparoskopische Pankreasresektionen durchgeführt worden. Derzeit bestehen Erfahrungen mit Resektionen des Pankreasschwanzes und Exzisionen hormonaktiver Tumoren (Assalia 2004; Bärlehner 2002). Die Anzahl der publizierten Verläufe ist jedoch noch gering, sodass die weitere Entwicklung abzuwarten ist. Es ist wohl davon auszugehen, dass laparoskopische Resektionen des Pankreasschwanzes technisch ebenso möglich sind wie die laparoskopische Splenektomie. 12.4.8 Auffinden endokriner Tumoren Diese sind oft sehr klein und entziehen sich auch nach völliger Freilegung des Pankreas häufig einer palpatorischen Identifikation. Die intraoperative Ultraschalldiagnostik erscheint hier als das am besten geeignete Verfahren. Die stufenweise Blutentnahme aus der V. lienalis und V. mesenterica superior kommt heute kaum noch zur Anwendung und sollte präoperativ mit dem Labor abgesprochen werden (Vorhaltung des Schnelltestes etc.). 419 12.5 Postoperative Behandlung 12.5 Postoperative Behandlung Routinebehandlung Kontrollen Akute Pankreatitis Schema III–IV, s. Kap. 25 (je nach Verlauf und Nierenfunktion) Antibiotika: zunächst breite Abdeckung, Weiterbehandlung gemäß Erregernachweis (intra- oder postoperative Proben) Nahrungskarenz, Magensonde und Drainage nach klinischem Verlauf Hämodialyse: wenn erforderlich, frühzeitig Pseudozyste und Linksresektion Schema III, s. Kap. 25 Antibiotika intraoperativ, postoperativ in der Regel nicht indiziert Normalinsulin bei Bedarf Zieldrain: kürzen Tag 2, ziehen Tag 4 Partielle und totale Duodenopankreatektomie Schema III–V, s. Kap. 25 Antibiotika intraoperativ, postoperativ nur bei Infektion Magensonde früh entfernen (1. bis 2. postoperativen Tag), Jejunalsonde (zur Pankreas- und Gallenwegsanastomose) 10–14 Tage belassen Zieldrain: kürzen Tag 2, ziehen Tag 4 Akute Pankreatitis Individuell je nach Ursache und Verlauf Pseudozysten und Linksresektion Spezielle Probleme Serumanalyse und Leberenzymstatus Tag 1,3 und 5, dann nach Verlauf und vor Entlassung Nach totaler Pankreatektomie s.„Spezielle Probleme“ Langzeitkontrolle der alkalischen Phosphatase (vierteljährlich) Endokrine Substitution Bei vorbestehendem Diabetes oder totaler Pankreatektomie: schon stationär Bedarfsermittlung der Substitution (Diät, Insulin), Einleitung der Schulung der Patienten, ggf. der Angehörigen, zur selbständigen Stoffwechselkontrolle Exokrine Substitution Bei normalem Restpankreas (z. B. Zystenoperation) kaum erforderlich; nach ausgedehnten Resektionen routinemäßig, besonders bei Vorschädigungen des Pankreas hochdosierte und -konzentrierte Pankreasenzymsubstitution zu den Mahlzeiten Langzeitantibiotikagabe Bei besonderer Indikation, z. B. rezidivierende Cholangitis Sonstiges Diätberatung, Alkohohlabstinenz 421 422 Kapitel 12 Pankreas 12.6 Spezielle postoperative Gesichtspunkte 12.6.1 Anastomoseninsuffizienz Ein Hauptproblem liegt in der Entwicklung einer Insuffizienz der Pankreo-/Pankreatikojejunostomie. Bei meist uncharakteristischen Symptomen wird sie eher verzögert erkannt und ist dann besonders schwierig zu behandeln. Ein Verdacht auf diese Komplikation kann ggf. durch eine Darstellung der Anastomose über die Jejunalsonde oder T-Drainage – falls vorhanden – mit wasserlöslichem Kontrastmittel bestätigt werden. Wegen meist ungenügender lokaler Begrenzung der Insuffizienz ist eine Relaparotomie angezeigt. Bei gut durchblutetem Restpankreas und günstigen lokalen Verhältnissen wird man eine lockere Übernähung der Insuffizienzstelle versuchen; hier ist dann die bereits bei der Erstoperation eingelegte Jejunalsonde zum Absaugen von Jejunalinhalt wichtig. Häufiger wird jedoch eine Minderdurchblutung am Pankreas oder eine bereits erhebliche Nekrosebildung der Pankreasresektionsebene und deren Umgebung eine Übernähung verbieten. Sofern die lokalen Verhältnisse es ermöglichen, sind eine Restpankreatektomie und ein Verschluss der Jejunalöffnung noch am aussichtsreichsten. Andernfalls wird die Anastomose mit dem Pankreas völlig aufgelöst, die Jejunalschlinge verschlossen, die Schienung und Ableitung des Pankreasganges angestrebt und durch eine lokale Spüldrainage versucht, der weiteren Arrosion der Umgebung vorzubeugen. Eine im günstigen Fall entstehende und kontrolliert abgeleitete Pankreasfistel schließt sich entweder selbst durch Obliteration des Gangsystems oder kann später in geeigneter Weise versorgt werden. Eine Insuffizienz der Gallengangsanastomose erfordert ebenfalls eine baldige Reoperation. Eine kleine Insuffizienz bei guten Wundverhältnissen kann übernäht werden, andernfalls wäre eine Neuanlage erforderlich, dabei wird für eine endoluminäre Ableitung vom Choledochus aus ein transhepatisch-transkutaner Drain eingelegt. In besonders ungünstigen Situationen wird auch diese Anastomose durchtrennt und die Galle über einen in den Ductus choledochus eingebundenen und an ihm fixierten Drain abgeleitet. 12.6.2 Zeitpunkt von Revisionsoperationen nach Nekroseausräumung bei akuter Pankreatitis Zeitpunkt und Frequenz von Revisionsoperationen hängen sehr vom Lokalbefund und dem klinischen Verlauf ab. Bei dem Verzicht auf vollständige Nekroseausräumung bei der Erstoperation (s. Abschn. 12.4.4) und besonders nach Kontamination der Peritonealhöhle wird in der Regel eine Revision nach 24 bis 48 Stunden günstig sein. Hierbei kann oft weiteres nekrotisches Material leicht und ohne Erzeugung von Blutungen entfernt oder herausgespült werden. Im weiteren Verlauf muss individuell über Revisionsoperationen entschieden werden. Bei Ausbleiben der Entfieberung oder Wiederauftreten von Infektionszeichen erscheint eine erneute computertomographische Untersuchung wertvoll, um ggf. nicht gefundene oder neu gebildete Nekrosebezirke zu identifizieren (s. oben). Es ist darauf hinzuweisen, dass ein septischer Krankheitsverlauf auch auf eine Pneumonie oder Kathetersepsis zurückzuführen sein kann. Bei späterer Ausbildung einer Pankreassekretfistel werden nach erfolgter ausreichender Abgrenzung zunächst durch ERP und ggf. Anspritzen der Fistel die Gangverhältnisse 12.6 Spezielle postoperative Gesichtspunkte geklärt. Bei Kommunikation der Fistel mit dem Gangsystem und gutem Abfluss (ggfs. auch durch Stent-Einlage geschient) auf normalem Weg kann wohl ein Spontanverschluss der Fistel abgewartet werden. In anderen Situationen ist ein Anschluss der Fistel an eine Dünndarmschlinge angebracht. 12.6.3 Postoperative Substitution der exokrinen und endokrinen Pankreasfunktion Das Ausmaß der endokrinen und exokrinen Funktion des Restpankreas nach Resektion hängt v. a. vom Grad der vorbestehenden Parenchymschädigung ab. Bei präexistenter latenter Insuffizienz kann etwa eine Pankreaskopfresektion eine manifeste, insulinabhängige Glukosestoffwechselstörung auslösen. Dies trifft v. a. für die Resektionsbehandlung bei chronischer Pankreatitis zu. Bei normaler Beschaffenheit des Pankreas (z. B. bei Karzinomen im Kopfbereich) reicht meist ein kleiner Pankreasrest (Schwanz) für die endokrine Sekretion aus. Klinische Verdachtsmomente einer exokrinen Insuffizienz sind eine weitere Gewichtsabnahme bzw. ein Ausbleiben der Gewichtszunahme sowie Fettstühle. Eine Substitution exokriner Enzyme sollte wohl nach einer Operation wegen chronischer Pankreatitis und nach großen resezierenden Eingriffen die Regel sein. Bei therapieresistenten Fettstühlen kommen ggf. spezielle Diätformen in Betracht. Eine Überprüfung des Kohlenhydratstoffwechsels mindestens durch ein Blutzuckertagesprofil ist nach allen Eingriffen am Pankreas erforderlich. Bei Verdacht auf eine Störung ist eine weitere Abklärung durch einen Glukosetoleranztest und ggf. eine exakte Insulineinstellung erforderlich. Über den Einsatz von Insulinsensitizern oder oralen Antidiabetika sollte ein diabetologisches Konsil entscheiden. Die endokrine Substitution nach totaler Pankreatektomie kann sowohl in den ersten Tagen, besonders bei Infektion, als auch später erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Die Stoffwechsellage ist infolge des Wegfallens der Glukagonproduktion durch eine außerordentliche Insulinempfindlichkeit mit häufigen Hypoglykämien gekennzeichnet. Deshalb sollte die Einstellung zunächst auf ein mäßig hyperglykämisches Niveau (8–20 mmol/l Glukose im Serum) zielen. In ausgewählten Einzelfällen (nicht einstellbarer Diabetes mit schweren Hypoglykämien trotz guter Compliance, Ausschluss eines Malignoms) kann eine isolierte heterotope Pankreastransplantation eine völlige Normalisierung des Stoffwechsels herbeiführen. 12.6.4 Nachsorge nach Resektion eines Pankreaskopfkarzinoms Derzeit erübrigt sich die regelmäßige Kontrolle mit dem Ziel einer frühen Rezidiverkennung: Zur Frage der Effektivität der adjuvanten Chemotherapie wird eine Klärung durch laufende Studien erwartet; eine Möglichkeit zur Reoperation wegen eines noch asymptomatischen Tumorrezidivs dürfte weitgehend ausgeschlossen sein. Die Nachsorge wird also individuell gestaltet werden und sich besonders nach dem Beschwerdebild richten. Bei irresektablen Pankreaskarzinomen – besonders des Körpers und des Schwanzes – ist eine gezielte und sukzessiv gesteigerte Schmerztherapie häufig unter Einbeziehung der Applikation von Morphinanaloga über Pflaster oder Periduralkatheter von Bedeutung. Auch die Möglichkeit der CT-gesteuerten Verödung der Fasern des Plexus coeliacus sei hier erwähnt (Wong 2004). 423 424 Kapitel 12 Pankreas 12.6.5 Multimodale Therapien Nachdem bei anderen Tumorentitäten multimodale neoadjuvante Therapien zu einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse der Tumortherapie geführt haben, werden derzeit weitere Studien zur neoadjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms unter Einschluss radikaler Operationsverfahren einschließlich Lymphadenektomie durchgeführt. Literatur Lehrbücher und Übersichtsarbeiten Becker HD, Hohenberger W, Junginger T, Schlag PM (2002) Chirurgische Onkologie. 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