Einführung in die Physik I Wärmelehre/Thermodynamik Wintersemester 2007 Vladimir Dyakonov #3 am 11.01.2007 Folien unter: http://www.physik.uni-wuerzburg.de/EP6/teaching.html 10.3 Ideales Gas Experimentelle Bestimmung der Zustandsgleichung (ideales Gas): (i) Serie von Experimenten bei konstanter Temperatur T (ii) Gas der molaren Masse M (iii) Variation des Druckes p F = p· A p·V = konstant Durch Einfüllen verschiedener Gasmengen X desselben Gases in die Apparatur findet man: Reibungsfreier Kolben p·V = X·konstant V Durch Variation der Gasart findet man: p·V = ν ·C p ν = Stoffmenge in Mol C = (temperaturabhängige) Konstante T Wärmereservoir 1 10.3 Ideales Gas Experimentelle Bestimmung der Zustandsgleichung (ideales Gas): (i) Untersuchung der Temperaturabhängigkeit des Produkts p·V (ii) Feste Menge Helium-Gas ist in einem konstanten Volumen eingeschlossen F = p· A (iii) Variation der Temperatur T „Fixer“ Kolben V p Resultat zeigt, dass das Produkt p·V eine lineare Funktion von T ist T Wärmereservoir 10.3 Ideales Gas Zustandsgleichung des idealen Gases: Beschreibt den Zusammenhang zwischen den Zustandsgrößen: Druck p Volumen V Temperatur T ( p ⋅V ) T = konstant = C - Gültig für alle Gase genügend kleiner Dichte - C ist proportional zu „Gasmenge“, oder Stoffmenge ν, siehe vorhergehenden Einschub 2 10.3 Ideales Gas Zustandsgleichung p ⋅V = N ⋅ k ⋅ T p ⋅V = ν · N A ⋅ k B ⋅ T = v · R ⋅ T N = Teilchenzahl ν = Stoffmenge R = NA ·kB = Gaskonstante = 8.314 J mol-1 K-1 Gilt für ideale Gase (ohne Wechselwirkungskräfte, ohne Eigenvolumen) 10.3 Ideales Gas Folgerung aus der Zustandsgleichung In vielen Experimenten kann eine der Zustandsgrößen jeweils konstant gehalten werden: 1. Gesetz von Boyle-Mariotte: p ∝ V −1 (T = konstant) T = konstant (Isotherme) ν- konstant p1 · V1 = p2 · V2 = p · V = konst. p T3 > T2 > T1 T2 T1 V 3 10.3 Ideales Gas Folgerung aus der Zustandsgleichung In vielen Experimenten kann eine der Zustandsgrößen jeweils konstant gehalten werden: 2. (2tes) Gesetz von Gay-Lussac: V, ν = konstant (Isochore) p ∝ T (V = konstant) (führt zur Festlegung der Kelvinskala !!!) p p1 p 2 = T1 T2 T 10.3 Ideales Gas Folgerung aus der Zustandsgleichung In vielen Experimenten kann eine der Zustandsgrößen jeweils konstant gehalten werden: 3. Gesetz von Charles: p, ν = konstant (Isobare) V ∝ T ( p = konstant) V V1 V2 = T1 T2 T 4 10.3 Ideales Gas Folgerung aus der Zustandsgleichung In vielen Experimenten kann eine der Zustandsgrößen jeweils konstant gehalten werden: 4. Gesetz der Gleichförmigkeit (bzw. Homogenität): p, Τ = konstant V ∝v V V1 ν1 = V2 ν2 ν 10.3 Ideales Gas 4. Gesetz von Avogadro: p, Τ = konstant • Gleiche Volumina Gas von gleichem Druck und gleicher Temperatur enthalten gleich viele Moleküle unabhängig von ihrer chemischen Beschaffenheit • d.h. ein bestimmtes Normalvolumen V0 enthält daher eine bestimmte Einheitsstoffmenge mit einer bestimmten Anzahl von Teilchen. Häufig verwendete „Normbedingungen“: Normdruck: pn = 1013.25 hPa Normtemperatur: Tn = 273.15K 1 mol eines idealen Gases hat das molare Volumen: Vmol = 22.4 l/mol 5 10.3 Zustandsänderungen Im physikalischen Teilgebiet der Thermodynamik werden Zustandsänderungen von Gasen untersucht: Reversible Zustandsänderungen • • • • a) b) c) d) Adiabatische Zustandsänderung, Isotherme Zustandsänderung, Isobare Zustandsänderung, Isochore Zustandsänderung Irreversible Zustandsänderungen –Nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik strebt die Natur von selbst stets den Zustand höchster Entropie an. –Ein spezieller Fall solcher Zustandsänderungen sind Phasenübergänge wie das Schmelzen von Eis oder das Verdampfen und Kondensieren von Wasser. 10.3 Irreversible und reversible Zustandsänderungen Reversible Zustandsänderung: (i) Beliebig „sanfte“ Transformation zwischen Zuständen (ii) Jeder durchlaufene Zwischenzustand ein Gleichgewichtszustand ist (iii) Zustandsänderungen dieser Art sind umkehrbar Irreversible Zustandsänderung: (i) Zustandsänderungen läuft von alleine ab (ii) System läuft durch nicht mehr reproduzierbare Zwischenzustände (iii) Zustandsänderungen dieser Art sind nicht umkehrbar 6 10.3 Irreversible und reversible Zustandsänderungen Irreversible & reversible Zustandsänderung 10.3 Irreversible und reversible Zustandsänderungen Reversible Zustandsänderung: (i) Reversible Zustandsänderungen können als Weg im Zustandsdiagramm (p-V-Diagramm) dargestellt werden (ii) Irreversible Zustandsänderungen können nicht dargestellt werden p 1 T Isotherme 2 V 7 10.4 Dichte von Gasen Experimentelle Dichtemessung von Gasen durch Bestimmung der Masse m und des Volumens V - Dichtebestimmung für Luft aus V ρ= m / V V = 4l = 4·10-3 m3 m mLuft= m-mevak = 5g Pumpe ρLuft = mLuft/ V= 1.25 kg m-3 • Dichte von Gasen ist: - temperaturabhängig - druckabhängig 10.4 Schweredruck der Luft • Atmosphärischer Luftdruck ist Schweredruck der Lufthülle • Im Gegensatz zu Flüssigkeiten ist ρ nicht konstant • Annahme: isotherme Bedingungen Luftdruck (p+dp) A dh p(h+dh) < p(h) h + dh h Druck p(z) Höhe z Betrachtung einer Luftsäule in der Atmosphäre: dh p(h) Fläche A h dw pA 8 Boltzmannverteilung und Barometrische Höhenformel Luftdruck als Funktion von der Höhe: Der Schweredruck ∆p = − ρ g ∆h ändert sich als Funktion von der Höhe dp = −ρ g dh Nach dem Gesetz von Boyle-Mariotte ist p∝ 1 ∝ρ V ρ ⇒ p ρ0 = const = p0 Die Dichte ist ebenso höhenabhängig wie der Druck ρ dp = − g 0 p (h) dh p0 Anfangsbedingung: p (0) = p0 36 Die Lösung der Differentialgleichung ist die Exponentialfunktion p (h) = p0e − g ρ0 h p0 Mit der Zustandsgleichung idealer Gase ρ= M NA V pV = N A k B T und M: Masse eines Atoms erhält man ρ0 p0 = M NA M = p0V0 k BT und für die Barometrische Höhenformel p (h) = p0e − Mgh kB T = p0e − E pot kB T vgl. Boltzmann-Verteilung Thermische Besetzung der Energieniveaus potentieller Energie im Gravitationsfeld der Erde. 37 9 10.4 Schweredruck der Luft • Atmosphärischer Luftdruck ist Schweredruck der Lufthülle • Im Gegensatz zu Flüssigkeiten ist ρ nicht konstant • Annahme: isotherme Bedingungen Luftdruck Ergebnis: p = po exp (-ρo g h/ po) p(h+dh) < p(h) h + dh h Druck p(z) Höhe z Betrachtung einer Luftsäule in der Atmosphäre: ρ = ρo exp (-ρo g h/ po) p(h) Fläche A - Luftdichte und Luftdruck einer isothermen Atmosphäre nehmen exponentiell mit der Höhe h ab !!! 10.4 Schweredruck der Luft • Druckverlauf mit steigender Höhe p p0 p0 /2 p0 /4 p0 /8 5.5 • • 11 16.5 h/km Barometrische Höhenformel gilt für jede Gassorte N2, O2, CO2 .extra !!! Druckabnahme der isothermen Lufthülle folgt also einem Exponentialgesetz im Gegensatz zur linearen Druckverhalten in einer Flüssigkeit !!! 10 10.4 Schweredruck der Luft • Druckverlauf mit steigender Höhe p = po e − ρo g h / po = po e − h / H H = h1/e = 8 km 10.4 Nachweise des Schweredrucks der Luft • • • Gasgefüllte Volumina expandieren im Vakuum (Explosion) Evakuierte Volumina werden unter dem Schweredruck der Luft „zusammengedrückt“ (Implosion), (Sicherheitsvorschriften im Labor !) Demonstration des Schweredrucks der Luft mit den „Magdeburger Halbkugeln“ Otto von Guericke 1602-1686 11 10.4 Existenz des Vakuums und der Kraft des Luftdrucks 10.4 Nachweise des Schweredrucks der Luft Der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke (1645) führte erste Experimente mit Vakuumpumpen durch: 8 Pferde (an jeder Seite) können zwei evakuierte Halbkugelschalen nicht auseinanderziehen Kraft: F=pA A = Querschnittsfläche der Kugel π r2 Beispielrechnung: r = 0.1 m (A= 0.0314 m2) p = 1013 N /m2 (Luftdruck) F = 3.2 103 N (entspricht also einer Gewichtskraft von ca. 320 kg) 12 10.4 Druckeinheiten • [P] = N/m2 = Pascal 1 bar = 105 Pascal; 1 mbar = 102 Pascal Luftdruck P Evakuiert P=0 Luft die einer Quecksilbersäule von 1 mm Höhe das Gleichgewicht hält 0 ∆h 1 Torr = Druck von 1mm Hg-Säule • Luftdruck unter Normalbedingungen: Gasdruck P = ρ g ∆h • Historisch nennt man die Druckdifferenz P Hg ≡ ≡ ≡ ≡ 101 325 Pa 1013 mbar 760 mm Quecksilbersäule 1 atm Torricellische Röhre 13