Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten, TU-Dresden Seminar „Thermische Abfallbehandlung“ - Veranstaltung 4 Dampfkraftprozesse Dresden, 09. Juni 2008 Dipl.- Ing. Christoph Wünsch, Prof. Dr.- Ing. habil. Dr. h.c. Bernd Bilitewski Inhalt 1. Primärenergie-Umwandlungsverfahren 2. Wirkungsweise eines Dampferzeugers 2.1. Naturumlauf 3. 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik 3.1. Anergie und Exergie 3.2. Thermodynamische Zustandsgrößen 4. Verdampfen von Flüssigkeiten 4.1. T, S - Diagramm von Wasserdampf 5. 4.2. H, S - Diagramm von Wasserdampf Clausius - Rankine - Prozess 5.1. Berechnungsbeispiel (ideal) 5.2. Wasserdampftafeln 6. Turbinenwirkungsgrad 7. Vergleich - idealer, realer Dampfkraftprozess TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 2 von 43 Primärenergie-Umwandlungsverfahren TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 3 von 43 Primärenergie-Umwandlungsverfahren TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 4 von 43 Wirkungsweise eines Dampferzeugers TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 5 von 43 Wirkungsweise eines Dampferzeugers TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 6 von 43 Wirkungsweise eines Dampferzeugers TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 7 von 43 Schema eines Dampfkraftwerkes TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 8 von 43 Naturumlauf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 9 von 43 Naturumlauf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 10 von 43 1. Und 2. Hauptsatz der Thermodynamik 1. Hauptsatz der Thermodynamik: Energieerhaltungssatz: Die Energie eines abgeschlossenen Systems bleibt unverändert. Verschiedene Energieformen können sich demnach ineinander umwandeln, aber Energie kann weder aus dem Nichts erzeugt noch kann sie vernichtet werden. Deshalb ist ein Perpetuum Mobile erster Art unmöglich (kein System verrichtet Arbeit ohne Zufuhr einer anderen Energieform und/oder ohne Verringerung seiner inneren Energie) TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 11 von 43 1. Und 2. Hauptsatz der Thermodynamik 2. Hauptsatz der Thermodynamik: Es ist nicht jede Energieform in beliebig andere Energieformen umwandelbar. Arbeit, andere mechanische Energieformen und elektrische Energie lassen sich ohne Einschränkung vollständig in innere Energie oder Wärme umwandeln. Innere Energie oder Wärme ist hingegen niemals vollständig in Arbeit, mechanische oder elektrische Energie umwandelbar. Prinzip der Irreversibilität (Nichtumkehrbarkeit) von Prozessen TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 12 von 43 Anergie und Exergie Energie ist Exergie und Anergie Jede Energie besteht aus Exergie und Anergie, Wobei einer der beiden Anteile auch Null sein kann. Bei allen Prozessen bleibt die Summe aus Exergie und Anergie konstant. Exergie ist Energie, die sich unter Mitwirkung einer vorgegebenen Umgebung in jede andere Energieform umwandeln lässt. Anergie ist Energie, die sich nicht in Exergie umwandeln lässt. I. II. III. Bei allen irreversiblen Prozessen verwandelt sich Exergie in Anergie Nur bei reversiblen Prozessen bleibt die Exergie konstant Es ist unmöglich, Anergie in Exergie zu verwandeln TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 13 von 43 Thermodynamische Zustandsgrößen Temperatur: In der Thermodynamik wird die Temperatur T als Basisgröße eingeführt. Die Maßeinheit ist Kelvin [K]: 1 K ist der 273,14te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes von Wasser Druck: Unter Druck versteht man die Normalkraft, bezogen auf eine Flächeneinheit Innere Energie: Wird einem System Energie in Form von Wärme oder Arbeit zugeführt, dann erhöht sich seine innere Energie Für das ideale Gas gilt: U2 - U1 = m × cV× (T2 -T1) TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 14 von 43 Thermodynamische Zustandsgrößen Enthalpie Die Enthalpie ist eine aus der inneren Energie U, dem Druck p und dem Volumen V abgeleitet energetische Zustandsgröße: H=U+p×V Für technische Berechnungen und Untersuchungen ist die Enthalpie meist besser geeignet als die innere Energie. Deshalb ist in verschiedenen Tafelwerken häufiger die spezifische Enthalpie als die spezifische innere Energie zu finden. Für das ideale Gas gilt: TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch H2 - H1 = m × cp × (T2 -T1) Folie 15 von 43 Thermodynamische Zustandsgrößen Entropie Da die zugeführte Wärme keine Zustandsgröße ist, wird eine ihr entsprechende Zustandsgröße, die Entropie S, eingeführt. Die Definitionsgleichung in differentieller Form lautet: dS= dQ/ T = (dU + p × dV) / T = (dH - V × dp) / T Für das ideale Gas kann dann durch Integration ermittelt werden: S2 - S1 = m × cV × ln (T2/T1) + m × Rr × ln (V2/V1) S2 - S1 = m × cp × ln (T2/T1) - m × Rr × ln (p2/p1) S2 - S1 = m × cV × ln (p2/p1) + m × cp × ln (V2/V1) Bei einem adiabatischen reversiblen Prozess ändert sich die Entropie wegen dQ= 0 nicht. TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 16 von 43 Verdampfen von Flüssigkeiten - Beispiel: offenes System (Dampferzeuger) bei konstantem Druck (isobare Verdampfung) Zu jeder bestimmten Temperatur gehört ein bestimmter Druck Dampfdruck (Sättigungsdruck) Druck muss zwischen Tripelpunkt und kritischen Punkt liegen, oberhalb erfolgt stetiger Übergang von Flüssig- in Gasphase a b c d p = const a) e - durch Kolben abgeschlossenes System m - homogenes System flüssige Phase m m t<ts m m ts ts Flüssigkeit - konstanter Druck durch Gewicht, m t>ts ts - Zufuhr eines konstanten Wärmestroms - Erwärmung der Flüssigkeit Erwärmen der Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 Verdampfen Überhitzen des Dampfes Christoph Wünsch Folie 17 von 43 Verdampfen von Flüssigkeiten - Beispiel: offenes System (Dampferzeuger) bei konstantem Druck (isobare Verdampfung) Zu jeder bestimmten Temperatur gehört ein bestimmter Druck Dampfdruck (Sättigungsdruck) Druck muss zwischen Tripelpunkt und kritischen Punkt liegen, oberhalb erfolgt stetiger Übergang von Flüssig- in Gasphase a b c d p = const b) e - Erreichen der Siedetemperatur (Dampfdruckkurve wird erreicht) m - Volumenvergrößerung durch Temperaturerhöhung m m m m Flüssigkeit - Wärmezufuhr weiter konstant - Verdampfung beginnt t<ts ts Erwärmen der Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 ts ts Verdampfen t>ts Überhitzen des Dampfes Christoph Wünsch Folie 18 von 43 Verdampfen von Flüssigkeiten - Beispiel: offenes System (Dampferzeuger) bei konstantem Druck (isobare Verdampfung) Zu jeder bestimmten Temperatur gehört ein bestimmter Druck Dampfdruck (Sättigungsdruck) Druck muss zwischen Tripelpunkt und kritischen Punkt liegen, oberhalb erfolgt stetiger Übergang von Flüssig- in Gasphase a b c d p = const c) e - Wasser und Dampf liegen im thermodynamischen Gleichgewicht vor m m t<ts ts - Temperatur bleibt konstant m m m ts Nassdampf - Verdampfung ts t>ts - Sattdampferzeugung, Nassdampf (im Dampf ist noch Wasser vorhanden,) - heterogenes System Erwärmen der Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 Verdampfen Überhitzen des Dampfes Christoph Wünsch Folie 19 von 43 Verdampfen von Flüssigkeiten - Beispiel: offenes System (Dampferzeuger) bei konstantem Druck (isobare Verdampfung) Zu jeder bestimmten Temperatur gehört ein bestimmter Druck Dampfdruck (Sättigungsdruck) Druck muss zwischen Tripelpunkt und kritischen Punkt liegen, oberhalb erfolgt stetiger Übergang von Flüssig- in Gasphase a b c d p = const d) e - Verdampfung vollständig abgeschlossen m - Sattdampf, trockengesättigter Dampf m m m m Sattdampf - homogenes System - beträchtlich Volumenzunahme t<ts ts Erwärmen der Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 ts ts Verdampfen t>ts - Temperatur konstant Überhitzen des Dampfes Christoph Wünsch Folie 20 von 43 Verdampfen von Flüssigkeiten - Beispiel: offenes System (Dampferzeuger) bei konstantem Druck (isobare Verdampfung) Zu jeder bestimmten Temperatur gehört ein bestimmter Druck Dampfdruck (Sättigungsdruck) Druck muss zwischen Tripelpunkt und kritischen Punkt liegen, oberhalb erfolgt stetiger Übergang von Flüssig- in Gasphase a b c d p = const e) e - Temperaturanstieg und Volumenvergrößerung des Dampfes m m t<ts ts Erwärmen der Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 - Heißdampf, überhitzter Dampf m m m ts ts Verdampfen Heißdampf t>ts Überhitzen des Dampfes Christoph Wünsch Folie 21 von 43 Wasserdampftafel, Sättigungszustand TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 22 von 43 T, Q – Diagramm von Wasser Zustandsverlauf von Wasser im T-Q-Diagramm für 1 kg Wasser bei 1 bar - spezifisches Volumen von gesättigten Dampf ist bei 1 bar 1625 mal größer als das spezifische Volumen der siedenden Flüssigkeit TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 23 von 43 h,T – Diagramm von Wasser beim Verdampfen TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 24 von 43 T, S - Diagramm von Wasserdampf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 25 von 43 H, S – Diagramm von Wasserdampf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 26 von 43 H, S – Diagramm von Wasserdampf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 27 von 43 Clausius - Rankine - Prozess 1..2 isentrope (d.h. ohne Entropiezunahme) Druckerhöhung in der Pumpe 2..3 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger (Erwärmung bis zum Siedepunkt) 3..4 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger zur Verdampfung 4..5 isobare Wärmezufuhr zur Überhitzung des Dampfes 5..6 isentrope Entspannung des Dampfes in der Turbine 6..1 isobare Wärmeabfuhr zur Kondensation des Dampfes im Kondensator TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 28 von 43 Dampferzeuger TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 29 von 43 Clausius - Rankine - Prozess 1..2 isentrope (d.h. ohne Entropiezunahme) Druckerhöhung in der Pumpe 2..3 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger (Erwärmung bis zum Siedepunkt) 3..4 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger zur Verdampfung 4..5 isobare Wärmezufuhr zur Überhitzung des Dampfes 5..6 isentrope Entspannung des Dampfes in der Turbine 6..1 isobare Wärmeabfuhr zur Kondensation des Dampfes im Kondensator TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 30 von 43 Turbine TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 31 von 43 Clausius - Rankine - Prozess 1..2 isentrope (d.h. ohne Entropiezunahme) Druckerhöhung in der Pumpe 2..3 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger (Erwärmung bis zum Siedepunkt) 3..4 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger zur Verdampfung 4..5 isobare Wärmezufuhr zur Überhitzung des Dampfes 5..6 isentrope Entspannung des Dampfes in der Turbine 6..1 isobare Wärmeabfuhr zur Kondensation des Dampfes im Kondensator TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 32 von 43 Luftkondensator – LuKo TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 33 von 43 Clausius - Rankine - Prozess 1..2 isentrope (d.h. ohne Entropiezunahme) Druckerhöhung in der Pumpe 2..3 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger (Erwärmung bis zum Siedepunkt) 3..4 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger zur Verdampfung 4..5 isobare Wärmezufuhr zur Überhitzung des Dampfes 5..6 isentrope Entspannung des Dampfes in der Turbine 6..1 isobare Wärmeabfuhr zur Kondensation des Dampfes im Kondensator TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 34 von 43 Clausius - Rankine - Prozess 1..2 isentrope (d.h. ohne Entropiezunahme) Druckerhöhung in der Pumpe 2..3 isobare Wärmezufuhr im Dampferzeuger (Erwärmung bis zum Siedepunkt, Verdampfung, Überhitzung) 3..4 isentrope Entspannung des Dampfes in der Turbine 4..1 isobare Wärmeabfuhr zur Kondensation des Dampfes im Kondensator TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 35 von 43 Clausius - Rankine - Prozess Wcir (h3-h4)-(h2-h1) ηth = = Qzu (h3-h2) TU Dresden, 09.06.2008 h4-h1 = 1h3-h2 Christoph Wünsch Folie 36 von 43 Berechnungsbeispiel (ideal) Im linken Diagramm wird Dampf mit 20 bar und 350°C erzeugt. In der Dampfkraftanlage wird der Dampf bis 1,1 bar entspannt. Zu bestimmen ist der thermische Wirkungsgrad des Kreisprozesses. h3 = 3138,6 kJ/kg (Wasserdampftafel, überhitzter Dampf bei 20 bar, 350°C) h4 = 2550 kJ/kg (h, S-Diagramm bei isentroper Expansion) h1 = 428,84 kJ/kg (Wasserdampftafel, Sättigungszustand bei1,1 bar) h2 = h1 + v (p1 – p0) mit v = 0,0010455 m3/kg = 430,81 kJ kg kJ kJ 2550 - 428,84 kg kg ηth = kJ kJ 3138,6 - 430,81 kg kg TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch = 0,217 = 21,7 % Folie 37 von 43 Berechnungsbeispiel (ideal) Im linken Diagramm wird Dampf mit 20 bar und 350°C erzeugt. In der Dampfkraftanlage wird der Dampf bis 1,1 bar entspannt. Zu bestimmen ist der thermische Wirkungsgrad des Kreisprozesses. h3 = 3138,6 kJ/kg (Wasserdampftafel, überhitzter Dampf bei 20 bar, 350°C) h4 = 2550 kJ/kg (h, S-Diagramm bei isentroper Expansion) h1 = 428,84 kJ/kg (Wasserdampftafel, Sättigungszustand bei1,1 bar) h2 = h1 + v (p1 – p0) mit v = 0,0010455 m3/kg = 430,81 kJ kg kJ kJ 2550 - 428,84 kg kg ηth = kJ kJ 3138,6 - 430,81 kg kg TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch = 0,217 = 21,7 % Folie 38 von 43 Wasserdampftafel, Sättigungszustand TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 39 von 43 Wasserdampftafel, überhitzter Dampf TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 40 von 43 Turbinenwirkungsgrad hEin – hreal ηi = hEin – hisentrop 3214 kJ - 2476 kJ kg kg = 3214 kJ - 2230 kJ kg kg = 0,75 TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 41 von 43 Turbinenwirkungsgrade TU Dresden, 09.06.2008 Christoph Wünsch Folie 42 von 43 Vergleich - idealer, realer Dampfkraftprozess idealer Dampfkraftprozess TU Dresden, 09.06.2008 realer Dampfkraftprozess Christoph Wünsch Folie 43 von 43