EREV-Forum, Luisenthal 29. November 2012 Kinderpsychiatrische Störungsbilder Dipl.- Psych. Raphael Hartmann Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut i.A. Was erwartet Sie? I. Block I. Welche Arten einer psychischen Erkrankung gibt es? II. Was ist eine psychische Erkrankung? III. Ab wann ist man psychisch erkrankt? IV. Wie entstehen psychische Erkrankungen? 2. Block V. Die Borderlinestörung Einführung „Versuche zu definieren, was psychisch gestört ist, werfen gewöhnlich genauso viele Fragen auf, wie sie beantworten. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, dass der Begriff „Störung“ selbst relativ ist, abhängig von den Normen und Werten einer Gesellschaft.“ Comer 1995 Welche Arten einer psychischen Erkrankung gibt es? F00-F09 Organische und psychische Störungen (z.B. n. Schädelhirntrauma) F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F30-F39 Affektive Störungen F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (Ängste/Zwang) F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (Essstörungen) F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F70-F79 Intelligenzminderung F80-F89 Entwicklungsstörungen (Sprache, Artikulation, Lesen, Rechnen) F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Was ist eine psychische Erkrankung? Das Verhalten oder die Gefühle des betroffenen Menschen sind fixiert. Der Betroffene hat die Variationsmöglichkeiten seiner Gefühle oder seines Handelns weitestgehend verloren. Die fixierten Gefühle und das fixierte Handeln dominieren das Erleben und damit den Alltag des Betroffenen und behindern ihn in der Ausübung seiner Aktivitäten. Ab wann ist man psychisch erkrankt? ktiv era AD HS hyp imp uls iv / un r au uhig fge / dre ht v ak ti ke ine Au sp räg un g Ab wann ist man psychische erkrankt? Intensität der Merkmalsausprägung h lten d AD HS un r au uhig fge / dre ht ke ine Au sp räg un g zur ück ha äng stli c Ab wann ist man psychische erkrankt? Julius Kuhl (2001) Ab wann ist man psychische Erkrankt? Impulsivität Lässt nicht ausreden Springt auf, wenn sitzenbleiben erwarten wird Hyperaktiv ADHS Kann nicht still sitzen Ist unnötig laut Fuchtelt mit Händen und Füssen Konzentrationsprobleme Verliert häufig Gegenstände Wechselt häufig das Spiel Kann sich nicht lange auf eine Aufgabe konzentrieren Wie entstehen psychische Krankheiten? Von wo schauen wir? Psychiatrie (...) Psychologie Entwicklungspsychopathologie Differenzielle Psychologie (...) Therapie: Verhaltenstherapie Tiefenpsychologisch fundierte Verfahren Gesprächstherapie Systemische Therapie (…) Umfeld Genetik Individuum Soziologie (...) Grundbedürfnisse Bindung Selbstwerterhöhung / Selbstwertschutz Pe un rsö En d ih nlich tw re ke ick it lun g k ne ti Ge So z Um iales feld Orientierung / Kontrolle ne ti k Pe un rsö En d ih nlich tw re ke ick it lun g Ge So z Um iales feld Grundbedürfnisse Psychische Störung Wie entstehen psychische Erkrankungen ? ADHS Soz. Umfeld Eltern Rauchen Förderung Wohnort Genetik Persönlichkeit Veranlagung? Verletzlichkeit Temperament Komplikationen Das soziale Umfeld Das soziale Umfeld Psychische Erkrankung Depression (Bipolare Störung), Schizophrenie, Suchterkrankung Alkohol, Cannabis, Heroin Opfer von Gewalt Durch die Herkunftsfamilie Traumatisierung Tabuthemen, Gewalt in der Herkunftsfamilie, Kriegserlebnisse Das soziale Umfeld Physische Misshandlung Schläge mit Hand, Schütteln des Kleinkindes, Verbrennen etc. Psychische Misshandlung Ablehnung, Terrorisierung, Isolierung, Beschimpfen, Verspotten, Erniedrigen, einsperren, bedrohen Sexuelle Gewalt Handlungen, Konfrontation mit Medien etc. Vernachlässigung unzureichende Pflege, Kleidung, Ernährung, gesundheitliche, Fürsorge; unzureichende Beaufsichtigung, Zuwendung, mangelhafte Förderung und Anregung Misshandlungen: Fakten Das Erleiden verschiedener Misshandlungsformen gleichzeitig ist häufiger als das Erleiden einer einzigen Misshandlungsform. Längere und schwerere Erfahrungen von Misshandlung führen zu schwerwiegenderen Beeinträchtigungen und einer höheren Wahrscheinlichkeit negativer Folgen. Deegener 2006 Risiken für Drogenkonsum, Alkoholabusus, Suizidversuche im Erwachsenenalter sind z.B. bei Kindern mit mehr als 4 Stressoren /Risikofaktoren im Vergleich zu Kindern ohne solche Risikobedingungen um das 7-12fache erhöht. Borg Laufs 2006 Beziehung bedeutet in diesem Fall Gefahr! Kreislauf der Bindungsgewalt Stress Bindungsperson bedeutet Gefahr Löst Bindungsverhalten aus Aufsuchen von Bindungspersonen, um den Stress zu reduzieren Psychische Folgen von Misshandlungen: Internalisierende psychische Störungen (Angst, Depression) Verhaltensauffälligkeiten (Weglaufen, Aggression, Delinquenz) im Jugendalter Suchtverhalten Langfristige Verminderung von Lebensfreude, Selbstvertrauen und Selbstkontrolle Massive Verstärkung der negativen Wirkung Probleme in sozialen Beziehungen Kindle 2006 Psychische Folgen von Misshandlungen: Probleme bei der Steuerung und Kontrolle des Verhaltens Beeinträchtigung der kognitiven und schulischen Entwicklung Beeinträchtigungen der Bindungsfähigkeit negatives Selbstbild Aggressive Verhaltensstörungen Erhöhte Rate Posttraumatischer Belastungsstörungen Vermehrte Suizidversuche Borg-Laufs 2006 Nach der Geburt hat das Kind nur eine geringe Vorstellung davon, wie Beziehung „funktioniert“. Urvertrauen Erziehungserfahrungen können den Selbstwert weiter beeinflussen. Erfolgreiche Erziehung eigener Kinder Durch die engsten Bezugspersonen lernt das Kind, wie Beziehung funktionieren kann. Modelllernen / Bindung Diese Erfahrungen „wendet“ das Kind in neuen Beziehungen an. Damit werden auch die Höhe von „Selbstwert“ und „Selbstwirksamkeit“ festgelegt. Modellanwendung Partnerschaft / Peergroup Wertschätzung = hoher Selbstwert Förderung = hohe Selbstwirksamkeit Persönlichkeit Intensität Wie entstehen psychische Erkrankungen ? Störung des Sozialverhaltens „schwierig“ Trennungsangst Geburt Dunkelangst Kleinkind soziale Angst Schulkind Antisoziale Persönlichkeitsstörung Existenzangst Jugendlicher Unterschiedliche Lebensphasen des Menschen Generalisierte Angststörung Erwachsener Intensität Wie entstehen psychische Erkrankungen ? Selbstwert des Kindes Störung des Sozialverhaltens „schwierig“ Trennungsangst Geburt Dunkelangst Kleinkind soziale Angst Schulkind Antisoziale Persönlichkeitsstörung Existenzangst Jugendlicher Unterschiedliche Lebensphasen des Menschen Generalisierte Angststörung Erwachsener „Ja, aber ich bin doch eh scheisse!“ 17jähriger Jugendlicher Wie entstehen psychische Erkrankungen ? Trauma - Genetik - Soziales Umfeld - Persönlichkeit Auslösendes Ereignis Anpassungsstörungen Verhaltensauffälligkeiten Psychische Störungen Persönlichkeitsstörungen Pause