Viren in der gastroenterologischen Endoskopie: Darmviren und blutgetragenen Viren F. v. Rheinbaben Gliedertiere Infektionen / Vektoren / Verderbnis Wurmparasiten Infektionen / Verderbnis Protozoen Infektionen (wenig bedeutend) Pilze / Hefen Verderbnis/Intoxikation/Infektion Algen Intoxikation / Technische Probleme Bakterien Infektion/Intoxikation/Verderbnis/ Technische Probleme Viren / Phagen Infektion / Technische Probleme Viroide Infektionen / Pflanzenkrankheiten Prionen Infektion / Technische Herausforderungen Biofilme Technische Probleme / Infektionsrisiken Zellkulturen Infektionsrisiken Toxine Verderbnis / Intoxikation Gen-Material Infektionsgefahren / unbekannte Risiken Klonierte Organismen Unkontrollierte Ausbreitung / unbek. Risiken - Fungizid -Bakterizid - Mycobakterizid -Viruzid - Vermicid - Akarizid - Fungizid - Fungizid (C. albicans) / Levurozid - Bakterizid - Mycobakterizid - Tuberculozid - Wirksam gegen M. tuberculosis - Sporizid - Mikrobizid - Mikrobizid (C. albicans) - Viruzid - Begrenzt viruzid (incl. HBV / HIV / HCV) - Viruzidie bei Flächendesinfektionsmitteln: begrenzt viruzid viruzid low level (ohne Parvoviren) viruzid high level (einschließlich Parvoviren) - Wirksam gegen MNV, Rota-, Adeno-, Polyomavirus 40 -Prionen-wirksam: Destabilisierend Inaktivierend Dekontaminierend Vorkommen im Stuhl Adenoviren Astroviren Bredaviren Coxsackieviren Caliciviren Coronaviren, ECHO-Viren Enteroviern Hepatitis A-Virus Hepatitis E-Virus Norwalkviren Rotaviren Parvoviren Vorkommen im Blut Hepatitis B-Virus Hepatitis D-Virus Hepatitis C-Virus HIV Herpes simplex Virus Typ 2 Epstein-Barr-Virus Zytomegalievirus Vorkommen in der Darmschleimhaut Darmpapillomviren 1. LYTISCHE INFEKTION Die Zelle wird in folge der Virusvermehrung (Replikation) zerstört Beispiel in der Endoskopie: Noroviren Rotaviren 2. PERSISTIERENDE INFEKTION Zelle bleibt heil nach der Ausschleusung der Viren, wird erst über die Zeit zerstört oder wird z.B. zur Krebszelle transformiert (HBV, HCV, EBV, Papillomviren) Die Erkrankung ist chronisch. 3. LATENTE INFEKTION Die Virus DNA wird in das Zellgenom integriert (HIV) oder liegt episomal in der Zelle vor (HSV, VZV) Die Infektiösität durch freies Virus kann stark schwanken oder phasenweise völlig fehlen 1. LYTISCHE INFEKTION Die Zelle wird in folge der Virusvermehrung (Replikation) zerstört Beispiel in der Endoskopie: Noroviren Rotaviren Norwalk-Virus • nackt / RNA • leicht lipophil Klassische Verteilung von Rota- und Noroviren Rotavirus Norwalkvirus Spezielle Problematik bei alten Menschen oder Problempatienten - Verzögerte Ausscheidung - Erhöhte Empfänglichkeit - Reduzierte Immunität - Erhöhte Reinfizierbarkeit (ggf. schon nach 3Wochen) - Ausschleusung gigantischer Virusmengen - Minimale infektiöse Dosis nötig 1011 Viruspartikel / g Stuhl 100.000.000.000/ g Umweltstabilität von Noroviren: > 10 Jahre Kritische infektiöse Dosis: 10 Partikel ………. HAV Übertragung: Fäkal-oral Latenzzeit: 15-40 Tage Krankheitsbeginn: Meist akut Ikterus: ~ 10% Asympt. Verlauf: 95% Folgeschäden: Nein Persistenz: Nein Mortalität: 0,1-0,2% Hepatitis A 2. PERSISTIERENDE INFEKTION Zelle bleibt heil nach der Ausschleusung der Viren, wird erst über die Zeit zerstört oder wird z.B. zur Krebszelle transformiert (HBV, HCV, EBV, Papillomviren) Die Erkrankung ist chronisch. Condylomata im Genitalbereich Maligne Entartung • Rund 70 HPV-Typen sind inzwischen bekannt • HPV 16, 18, 31 und 33 können Tumoren im Genitalbereich verursachen, in Deutschland wird bevorzugt HPV 16 gefunden • HPV 16, 18 und 33 findet man bei 85 - 90 % aller Zervixkarzinompatientinnen • Mehr als 20% der Larynxpapillome beim Erwachsenen entarten • Plantarwarzen und Vulgärwarzen entarten fast nie Aufbau der Haut Folgende Ansichten sind falsch: • Der Befall eines Patienten mit Warzenviren ist gut erkennbar • Nur blutende Warzen sind infektiös • Es kommt sogleich nach der Infektion der Haut zur Warzenbildung Humane Papillomviren • unbehüllte Viren • trotzdem leicht lipophil • 105 - 1012 pro Warze • Thermostabil bei 50°C HBV Übertragung: Blut-Blut, Sexualverkehr, sonstige enge Kontakte Latenzzeit: 30-120 Tage Krankheitsbeginn: Meist schleichend Ikterus: ~ 15% - 20% Asympt. Verlauf: ja Folgeschäden: 5-10%, Zirrhose, Hepatom Persistenz: ~ 30% Mortalität: 0,5-2,0% in unkomplizierten Fällen, sonst höher Die Entwicklung eines Hepatitis B Krankheitsbildes ist u.a. • Dosis-abhängig • Altersabhängig • Stammesspezifische Abhängigkeit • Abhängig von individuellen Gegebenheiten Daten zur Hepatitis B-Infektion: - 5-6% der Bevölkerung sind durchseucht - 0,3 - 0,8% chronische Virusträger in Deutschland (dies entspricht 250 000 bis 650 000 Menschen) - ca. 50 000 Neuinfektionen pro Jahr - 10-25% der chronisch infizierten entwickeln eine Zirrhose - 5-10% der Patienten mit akuter Hepatitis zeigen chronischen Verlauf - Tränenflüssigkeit und Speichel enthalten HBV und können die Infektion übertragen - tödlicher Verlauf durch Superinfektion mit HDV oder mit HBenegativen Varianten (insgesamt aber selten < 0,1%) Virus Konzentration im Blut Konzentr. auf d. Schleimhaut Übertragung d. Sozialkontakte HBV 107-1010 106-108 Ja, gelegentlich beschrieben HIV 106-108 105-107 Äußerst seltene Einzelfälle HCV 104-105 103-104 Bislang keine Fälle beobachtet Infektiösität auf Oberflächen bei Kontamination mit HBV-haltigem Blut: - In 1 ml Blut 1010 – 1012 Viruspartikel / ml - sichtbare Verschmutzungen, z. B. ein Fingerabdruck, können 106 – 108 infektiöse Viruspartikel enthalten - Unsichtbare Verschmutzungen können immer noch 102 – 103 infektiöse Viruspartikel enthalten HCV Übertragung: Blut-Blut, Sexualverkehr Latenzzeit: 1 - 5 Monate, meist 7-8 Wo. Krankheitsbeginn: Unspezifisch Ikterus: ~ 30% Asympt. Verlauf: 20-60% Folgeschäden: 50% Chronisch, bis 75% Zirrhose, Hepatom Persistenz: ja Mortalität: 1-2,4% in unkomplizierten Fällen, sonst höher Hepatitis C-Virus Konzentration in verschiedenen Patientenmaterialien - Serum ca. 1 x 105 PCR-units/ml - Urin ca. 3 x 101 PCR-units/ml - Speichel ca. 5 x 101 PCR-units/ml Serokonversion bei akzidenteller Nadelstichverletzung: ca. 2,1% Hepatitis C-Virus Prävalenz - Etwa 160 000 – 650 000 Träger - Etwa 5 000 Neuinfektionen / Jahr - Etwa 0,6 %ige Durchseuchung der Normalbevölkerung Hepatitis C-Virus Positivbefunde - 4,9 % Bluter - 5,1 % Transfusionsempfänger - 12,5 % Strafgefangene - 23,4 % Drogenabhängige (i.v.) 47,9 % unbekannt !! 3. LATENTE INFEKTION Die Virus DNA wird in das Zellgenom integriert (HIV) oder liegt episomal in der Zelle vor (HSV, VZV) Die Infektiösität durch freies Virus kann stark schwanken oder phasenweise völlig fehlen Viruspersistenz Welches Virus? Wo? HSV 1 Sensorische Ganglien HSV 2 Sensorische Ganglien CMV Monozyten EBV B-Lymphozyten,Tonsillen VZV Sensorische Ganglien HHV 6 Nieren ? Herpesvirus-Art Erkrankung Komplikation Herpes simplex- Virus (HSV-1) Gingivistomatitis Herpes labialis Enzephalitis Herpes-Sepsis Ekzema herpeticatum Herpes- Keratitis Herpes simplex-Virus2 (HSV-2) Herpes genitalis Herpes neonatorum Varicella- Zoster- Virus (VZV) Windpocken Gürtelrose Pneumonie Enzepalitis Zytomegalie- Virus (CMV) Cytomegalie prä- perinatale Infektion Epstein -Barr- Virus (EBV) infektiöse Mononukleose Myokarditis Nephritis Pneumonie Humanes Herpesvirus 6 (HHV-6) Exanthema subitum (Dreitagefieber) Autuimmunerkrankungen Humanes Herpesvirus 7 (HHV-7) ( keine spez. Erkrankung) unbekannt Humanes Herpesvirus 8 (HHV-8) ( keine spez. Erkrankung) Kaposi- Sarkom Model einesHIV behüllten Virus Und dann etwas ganz besonderes: Prionen! Grrrr „normale“ Prionproteine erfüllen eine natürliche Funktion in Nervenzellen Hirnschnitt mit Schwammartige „Vakuolen“ Krankheiten duch weitere „Keim-abhängige“ ProteinPolymerisation: • Alzheimer-Krankheit • Parkinson-Krankheit • Andere neurodegenerative Erkrankungen: - Amyloid-A-Amyloidose - Apolipoprotein-A-II-Amyloidose - Leichtketten-(AL-) Amyloidose (bei Plasmazellen) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! PD Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben HygCen GmbH Centrum für Hygiene und medizinische Produktsicherheit, Schwerin