Prof. J. Rothe Düsseldorf, 17.11.2015 Übung zur Vorlesung Algorithmische Spieltheorie Blatt 5, Abgabe: 24.11.2015 bis 8:35 Uhr Aufgabe 1: Sequenzielles Spiel: Nim-Variante Betrachte die folgende Variante des Nim-Spiels: Zu Beginn des Spiels gibt es drei Stapel mit je 6 Hölzchen. Ein Zug besteht darin, entweder ein oder zwei Hölzchen von genau einem der drei Stapel zu nehmen. Der Spieler, der das letzte Hölzchen nimmt, hat gewonnen. Spieler 1 beginnt das Spiel. (a) Geben Sie (bis auf Permutation) alle Spielsituationen an, bei denen Spieler 1 an der Reihe ist und in denen er im übernächsten Zug gewinnen kann. (b) Für welche der folgenden Spielsituationen, bei denen Spieler 1 am Zug ist, gibt es eine Gewinnstrategie für Spieler 1: (2, 2, 3) und (1, 2, 4)? Begründen Sie Ihre Antwort. (Die Notation (a, b, c) gibt hierbei die Anzahl der Hölzchen auf den drei Stapeln an.) (c) Gibt es eine Gewinnstrategie für einen der beiden Spieler? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, für welche(n) der beiden Spieler, warum und wie viele Züge sind bis zum Sieg erforderlich? Aufgabe 2: Sequenzielles Spiels: Zufallszahl Betrachte das folgende sequenzielle Zwei-Personen-Spiel. Es wird eine zufällige ganze Zahl zwischen 10 und 99 gewählt. Wer am Zug ist, darf entweder eine Ziffer streichen oder eine Ziffer um eins verringern. Allerdings darf die erste Ziffer nur gestrichen werden, wenn die zweite Ziffer keine Null ist. Gewinner ist der Spieler, der die Zahl 1 erzeugt. Spieler 1 beginnt das Spiel. (a) Geben Sie den vollständigen Spielbaum für die Zahl 24 an. (Sie können davon ausgehen dass die Spieler rational spielen, d. h., wenn ein Spieler in einem Zug die Möglichkeit hat, eine 1 zu erzeugen, brauchen die anderen Möglichkeiten in diesem Teilbaum nicht weiter betrachtet zu werden.) (b) Für welche Zahlen gibt es eine Gewinnstrategie für Spieler 1, und für welche Zahlen gibt es eine Gewinnstrategie für Spieler 2? Wie sehen diese Strategien aus? Aufgabe 3: Unvollkommene Information: Wizard-Varianten Im Folgenden werden drei vereinfachte Varianten des Kartenspiels Wizard1 betrachtet. Hierbei bekommen zwei Spieler eine Anzahl Karten, von der sie je eine nacheinander ablegen. Derjenige Spieler, der die in dieser Runde wertvollste Karte ablegt, bekommt den sogenannten Stich. Derjenige Spieler, der einen Stich bekommt, beginnt die nächste Runde. Ziel des Spiels ist es, die richtige Anzahl an Stichen, die man bekommt, vorherzusagen. Das Spiel endet, wenn alle Karten abgelegt wurden. Wir gehen davon aus, dass beide Spieler risikoneutral sind und immer den eigenen Gewinn dem Verlust des Gegners bevorzugen. (a) In der ersten Variante gibt es drei Karten einer Farbe, auf denen die Werte 1, 2 und 3 stehen. Jeder Spieler erhält eine Karte, so dass nur eine Runde gespielt wird. Jeder Spieler zeigt nun seine Karte dem Gegner, ohne seine eigene Karte zu sehen. Danach sagt zunächst Spieler 1 vorher, ob er den Stich bekommt oder nicht, danach Spieler 2. Daraufhin legen beide Spieler Ihre Karte auf den Tisch. Da es nur eine Farbe gibt, bekommt der Spieler mit der Karte, auf der die größere Zahl steht, den Stich. Wenn ein Spieler richtig vorhergesagt hat, ob er den Stich bekommt, erhält er den Gewinn 1, sonst erhält er den Gewinn 0. Analysieren Sie dieses Spiel analog zu der Poker-Variante aus der Vorlesung. Teilbäume, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 0 gespielt werden, dürfen hierbei weggelassen werden. Gibt es einen Spieler, der einen Vorteil hat? Was würde sich ändern, wenn beide Spieler gleichzeitig Ihren Tipp abgeben oder mit offenen Karten spielen? (b) In der zweiten Variante gibt es vier Karten zweier Farben, eine rote 1, eine rote 2, eine blaue 1 und eine blaue 2. Wieder erhält jeder Spieler eine Karte und der Spielablauf ist der gleiche wie in Aufgabenteil (a). Allerdings spielt es jetzt eine Rolle, dass Spieler 1 zuerst seine Karte ablegt, da er die Farbe des Stichs bestimmt. Hat Spieler 2 die gleiche Farbe wie Spieler 1, bekommt der Spieler mit dem höheren Kartenwert den Stich, ansonsten Spieler 1. Mit welchen Wahrscheinlichkeiten gewinnen die beiden Spieler? Gibt es einen Spieler, für den es sich lohnen würde zu bluffen? (c) Zu einer weiteren Spielvariante sei der folgende Spielbaum für eine mögliche Ausgangssituation gegeben. Geben Sie dazu die Spielregeln an. 1 K. Fisher, 1984; F. Vohwinkel, AMIGO Spiel + Freizeit GmbH, 1996 Spieler 1: 1r 2b Spieler 2: 2r 1b Spieler 1 1 2 Spieler 2 Spieler 2 0 1 Spieler 1 0 Spieler 1 1 Spieler 1 Spieler 1 1r 2b 1r 2b 1r 2b 1r 2b Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 Spieler 2 2r 2 0 1b 2r 0 1 0 1 1b 2r 2 0 2 2 1b 2r 0 0 0 0 1b 2r 2 2 0 0 1b 2r 3 1 3 1 1b 2r 0 0 0 2 1b 2r 3 0 3 0 Hierbei stehen die Spielzüge 0, 1 und 2 für Vorhersagen und 1r, 2r, 1b, 2b sowohl für die Spielkarten in der Ausgangsituation also auch für das Ablegen der entsprechenden Karte. (d) Handelt es sich bei den oben angegebenen Spielvarianten um Nullsummenspiele? Falls ja, welche Spielregeln könnte man abändern, um kein Nullsummenspiel zu erhalten? Falls nein, welche Spielregeln könnte man wie abändern, um ein Nullsummenspiel zu erhalten? (e) In welchen der oben angegebenen Spielvarianten haben die Spieler vollständige Information, in welchen perfekte? Begründen Sie jeweils Ihre Antworten. Hinweis: Aus Aufgabe 3 können in der Übung auch Teilaufgaben als Teil für die Zulassung zur Klausur vorgerechnet werden. 1b 0 2