Leben & Gesundheit Krankenhaus St. Veit an der Glan Spezialisten für Magen und Darm Ein Schwerpunktgebiet des Krankenhauses St. Veit an der Glan sind Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Bei den St. Veiter Gastroenterologen-Gesprächen Anfang Juli beschäftigten sich rund hundert Spezialisten auf diesem Fachgebiet mit den neuesten Entwicklungen. Organisiert wurde die Tagung von Primarius Dr. Franz Siebert. Text: Brigitte Veinfurter 6 granat apfel 9|2013 Wenn wir auch kurz zurückblicken: Wie hat sich die Gastroenterologie seit den ersten St. Veiter Gesprächen im Jahr 1978 entwickelt? Damals hatten wir zum Beispiel bei der Gastroskopie und der Koloskopie Geräte, bei denen wir mit einem Auge direkt in die Optik hineinschauen mussten und nur ein kleines Bild in relativ schlechter Auflösung hatten. Heute haben wir Großbildmonitore mit einer vielfachen Vergrößerung. Zudem haben wir die Möglichkeit, Veränderungen optisch einzufärben und zu vergrößern, um zu erkennen, ob sie bösartig sind. Und an speziellen Untersu- chungszentren können wir bereits während der Untersuchung Gewebe elektronenmikroskopisch untersuchen und damit einen Teil der Gewebeprobenentnahmen einsparen bzw. diese gezielter durchführen. Mit neuen Verfahren können wir auch größere Gewächse wie Tumore, Polypen etc. aus dem Magen-DarmTrakt entfernen und den Patienten teilweise Operationen ersparen. Die Untersuchungen erfolgen übrigens durch eine entsprechende Sedierung schmerzfrei. Ein Schwerpunkt am Krankenhaus St. Veit ist die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen sowie Leber- und Stoffwechsel­ erkrankungen. Wie kam es dazu? Begonnen hat damit mein Vorgänger Primarius Samec. Sozusagen als „Pionierleistung“ wurde vor ca. 30 Jahren die „Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie“ ERCP eingeführt und in Kärnten die erste Untersuchung und Spaltung des Gallengangs (endoskopische Papillotomie) durchgeführt. Heute können mit der ERCP neben der Darstellung der Gallenwege, der Gallenblase und des Pankreasgangs auch Steine entfernt oder eine Verengung des Gallengangs geweitet und zum Beispiel „Drainagen“ eingelegt werden. Die Verwendung von flexiblen dünnsten „Cholangioskopen“, mit denen man direkt im Gallengang unter Sicht untersuchen kann, wurde ebenfalls hier erstmalig durchgeführt. Weiters wurde bei uns als erster Internistischen Abteilung in Kärnten vor ca. 30 Jahren eine Fotos: Helge Bauer/Barmherzige Brüder St. Veit Primarius Dr. Franz Siebert ist Vorstand der Abteilung für Innere Medizin in St. Veit an der Glan, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfacharzt für Gastroenterologie und Hepatologie, für Hämatoonkologie sowie für internistische Intensivmedizin. Granatapfel: Auf dem Programm der diesjährigen Gastroenterologen-Gespräche standen 15 Vorträge zu den verschiedensten Themen. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigen Erkenntnisse? Primarius Siebert: Dr. Jenssen aus Deutschland hat von der Endosonografie berichtet, einer endoskopischen Methode in Verbindung mit Ultraschall. Ein anderes Thema war Hepatitis C. Hier hat sich in den vergangenen fünf Jahren extrem viel entwickelt, sodass Therapien, die jetzt etabliert sind, ein Jahr später schon fast wieder überholt sind. Zu Ehren des Kongress-Initiators Primarius Hans Jörg Samec, der heuer 80 Jahr alt wird, haben wir einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft gemacht. Unter anderem hat Prof. Schreiber von der Medizinischen Universitätsklinik Graz über die Entwicklung der Endoskopie berichtet. Worterklärung Primarius Siebert bemüht sich stets um die Etablierung neuer Diagnose- und Behandlungsmethoden. ­ onografie – eine Ultraschalluntersuchung S des Bauchraums – durchgeführt. Heute wie damals bemühen wir uns um die Etablierung neuer internistischer Diagnoseund Behandlungsmethoden sowie chirurgischoperativer Verfahren. Überhaupt als einzige in Kärnten bieten wir die Push-Enteroskopie, eine spezielle Dünndarmuntersuchung, und die Photonentherapie, eine spezielle Licht-Laser-Behandlung bei GallengangsIch rate zu einer erkrankungen, an. Gerade für Vorsorge-Koloskopie mit diese und einige andere spezielle Polypen-Entfernung, Untersuchungen oder Behandlunwerden Patienten aus anderen denn damit kann einer gen Kärntner Krankenhäusern zu uns Dickdarmkrebs­ gebracht. erkrankung vorgebeugt Als allgemein öffentliches Bezirkskrankenhaus behandeln wir werden. an unserer Abteilung auch alle anderen internistischen Erkrankungen, das dürfen wir neben der Spezialisierung nicht vergessen. Auch für diese Patienten müssen wir die Qualität halten. Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Zukunft? Um betroffenen Patienten die bestmögliche Betreuung zu bieten, haben wir gemeinsam mit externen Fachleuten aus Medizin und Pflege das „Darmzentrum Kärnten“ gegründet. Derzeit stehen wird gerade in der Zertifizierungsphase über die deutsche Zertifizierungsstelle OnkoZert. Es gibt bereits eine positive Empfehlung, aber noch nicht offiziell. Gastroenterologie Die Gastroenterologie befasst sich mit Diagnostik, Therapie und Prävention von Erkrankungen des SpeiseröhrenMagen-Darm-Trakts sowie der damit verbundenen Organe Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Was raten Sie als Fachmann zur Vorbeugung gegen Magen-Darm-Erkrankungen? Dickdarmkrebs entsteht zu rund 90 Prozent aus gutartigen Schleimhautwucherungen. Die Entwicklung von gutartigen Polypen zum Krebs kann rund zehn Jahre dauern. Ich rate daher zu einer Vorsorge-Koloskopie mit Polypen-Entfernung, denn damit kann wirksam einer Dickdarmkrebserkrankung vorgebeugt werden. Von den Krankenkassen wird die Vorsorge-Koloskopie ab dem 50. Lebensjahr und dann alle zehn Jahre bezahlt. Wir haben bei uns auch das „Qualitätszertifikat VorsorgeKoloskopie“ der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie erworben und stehen damit unter einer regelmäßigen Qualitätskontrolle. Ebenso empfehle ich, auch wenn noch keine so genauen Daten vorliegen, die Gastroskopie zur Vorsorge von Magenkrebs. Die wird allerdings im Vorsorgeprogramm nicht von den Krankenkassen bezahlt. Sonst rate ich zu einer ausgewogenen Ernährung mit viel Gemüse und wenig rotem Fleisch, und dazu regelmäßige körperliche Bewegung und Nikotinvermeidung. « 7