Newsletter zu epidemiologischen Trends2 02/2016

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Department für
Hygiene, Mikrobiologie und
Sozialmedizin
Sektion für Virologie
Univ.Prof. Dr. Dorothee Holm-von Laer
[email protected]
Tel. +43 512 9003 – 71700, -72711
Fax +43 512 9003 - 73702
09.03.2016
Newsletter zu epidemiologischen Trends
und
Update zur Zikavirus-Infektion
Sehr geehrte Einsenderin, sehr geehrter Einsender,
anbei die aktuellen epidemiologischen Trends.
Mit freundlichen Grüßen
Univ.Prof.Dr. Dorothee Holm-von Laer
(Direktorin der Sektion für Virologie)
Epidemiologische Trends 02/2016:
Gastroenteritis:
Noroviren Infektionen weiterhin auf hohem Niveau nachweisbar. Deutlicher Anstieg der Rotaviren
Infektionen im Vergleich zum Vormonat. Adenoviren assoziierte Gastroenteritis weiterhin auf
Basisniveau nachgewiesen.
Respirationstraktinfektionen:
Deutlicher Anstieg der Influenzaviren und RSV-Infektionen im Vergleich zum Vormonat. Aufgrund der
verstärkten Anforderungen der Influenza-PCR (statt bzw. zusätzlich zum Antigennachweis) ist die Zahl
der „Influenza-positiv“ Fälle deutlich höher als im Vorjahr.
Die massive RSV-Welle, die im Vorjahr sehr ausgeprägt war (Peak im Februar 2015), hat heuer einen
vergleichsweise mäßigeren Verlauf.
Rhino-, Corona- und Bocaviren wurden häufig als Koinfektionen bzw. Zufallsbefunde detektiert.
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Peter-Mayr-Straße 4b, 6020 Innsbruck, Austria, www3.i-med.ac.at/virologie
Update: Zikavirus
Erreger
Das Zikavirus, ein kleines mit Lipidmembran umhülltes Virus, gehört zur Familie der Flaviviridae und
zur Gattung der Flaviviren. Der Erreger weist markante strukturelle und pathogenetische Ähnlichkeiten
mit anderen Flaviviren auf. (FSME, Dengue, Gelbfieber, West-Nil- oder Japanische-Enzephalitis
Viren, etc)
Epidemiologie
Seit der Entdeckung 1947 im „Ziika Forest“ in Uganda ist es zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu
großen Zikavirus-Ausbrüchen in südost-asiatischen (2007) und in süd-pazifischen (2013/14) Inseln
gekommen. Die aktuelle Epidemie in Südamerika und den karibischen Inseln begann im Mai 2015.
Inzwischen wurde die Infektion in über 30 Ländern nachgewiesen. Die Liste der betroffenen Länder ist
unter folgendem Link abrufbar: (http://ecdc.europa.eu/en/publications/Publications/zika-virus-rapidrisk-assessment-8-february-2016.pdf)
Die Infektion mit dem Zikavirus erfolgt hauptsächlich durch die Stechmücken der Gattung Aedes.
Aedes aegypti ist der Hauptvektor und ist endemisch in den Tropen und Subtropen. Allerdings wurde
das Zikavirus auch in anderen Aedes Arten, die auch in Europa vorkommen, detektiert. Andere
mögliche Infektionswege sind perinatale (vertikale) Übertragung und sexualer Kontakt. Die Möglichkeit
einer Infektion durch Blut und Blutprodukte ist nicht ausgeschlossen.
Erkrankung
Eine Zikavirus-Infektion verläuft meist asymptomatisch und es kommt bei nur ca. 20% der Infizierten
zu Erkrankungen, die i.d.R. mild und selbst limitierend sind. Das wesentliche klinische Bild ist ein
Symptomkomplex aus mildem Fieber, Hautausschlag, nicht-eitriger Entzündung der Augenbindehaut
und Gelenk- sowie Muskelschmerzen.
Sehr auffällig bei dem aktuellen Ausbruch sind die Beobachtungen vermehrter ZNS Fehlbildungen –
hauptsächlich Mikrozephalie - bei den Ungeborenen/Neugeborenen von den mit dem Zikavirus
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infizierten Müttern in Brasilien. Seit dem Epidemiebeginn im Mai 2015 wurden über 5600 Fälle
gemeldet, was einem 20-30 fachen Anstieg in Mikrozephalie Inzidenz entspricht. Diese Vermutung
wurde durch den Nachweis des Virus in Amnionflüssigkeiten und in Autopsie-Geweben bestätigt
(Calvet G et al. 2016 Lancet Infect dis, Mlakar J et al 2016 N Engl J Med). Eine weitere Komplikation
einer Zikavirus-Infektion, die vermehrt in den früheren Epidemien beobachtet wurde, ist das Guillain
Barre Syndrom, das zum Teil intensivmedizinische Betreuung bedarf.
Aufgrund dieser gravierenden neurologischen Komplikationen und der explosionsartigen Ausbreitung
der Infektion wurde die aktuelle Zikavirus-Epidemie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als
„gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt.
Diagnostik
Für die Diagnostik der Zikavirus-Infektionen stehen sowohl serologische (Antikörpernachweis) als
auch molekulardiagnostische (PCR) Verfahren zur Verfügung. Die PCR wird aus Blut (in der ersten
Krankheitswoche), aus Harn (in den ersten 2-3 Erkrankungswochen) sowie aus dem Ejakulat (bis zu 3
Monaten nach der Infektion) durchgeführt. Diese Testung (PCR) ist bei uns – in der Sektion für
Virologie – durchführbar. Die Kosten werden allerdings derzeit nicht von den Kassen übernommen.
Der Nachweis spezifischer Antikörper wird durch kreuzreagierende Antikörper anderer Flaviviren
erschwert. Allerdings werden diese Barrieren durch Verlaufskontrollen, Mittestung anderer Flaviviren
und Benutzung eines Neutralisationsassays größtenteils beseitigt. Zurzeit werden AntikörperTestungen in Wien (Sektion für Virologie) durchgeführt (tel: 01 40160-65500).
Präventionsmaßnahmen
Eine Reisewarnung gibt es hauptsächlich für Schwangere. Ansonsten gilt die Empfehlung eines
persönlichen Expositionsschutzes durch Insektenschutzmittel, langärmlige Hemden und lange Hosen
sowie Moskitonetz. Zur Prävention der sexualen Übertragung des Virus wird empfohlen, dass
rückreisende Männer für einen bestimmten Zeitraum (28 Tage nach Rückkehr ohne
Krankheitssymptome oder 6 Monate nach Genesung von einer bestätigten Zikavirus-Infektion)
Geschlechtsverkehr besonders mit Schwangeren vermeiden bzw. ein Kondom verwenden. Aufgrund
der nachgewiesenen Infektionen nach Bluttransfusionen wird in mehreren Ländern empfohlen,
Rückreisende
für
eine
begrenzte
Zeit
von
Blutspenden
auszuschließen.
(http://www.fda.gov/downloads/BiologicsBloodVaccines/GuidanceComplianceRegulatoryInformation/G
uidances/Blood/UCM486360.pdf).
Die Lage in Österreich
Bis jetzt wurden in Österreich drei Zikavirus-Infektionsfälle – Rückkehrenden aus Brasilien und
Kolumbien – diagnostiziert. Laut dem Bericht der virusepidemiologischen Information der Sektion für
Virologie in Wien hatten alle 3 Fälle die typische Symptomatik einer Zikavirus Infektion und klinisch
unkomplizierte Verläufe.
Reisewarnungen und andere Präventionsmaßnahmen werden auch in Österreich als Empfehlung
erstellt (http://www.bmg.gv.at/home/zika). Es gibt allerdings noch keinen Plan ob und wie gespendete
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Blutprodukte auf Zikavirus getestet werden und ob Personen, die sich in den betroffenen Gebieten
aufhielten, vorübergehend von der Blutspende ausgeschlossen werden sollen.
Es besteht die Möglichkeit der autochthonen Zikavirus-Infektionen, da die Viren auch durch A.
albopictus (asiatische Tigermücken) übertragbar sind und diese auch in Europa endemisch sind
(Italien, Südfrankreich, Ost- und Südostspanien und einige Balkanländer, u.a.). Laut AGES
(„Überwachung exotischer Erreger“) wurden diese Stechmücken auch in Österreich im Jahr 2012
nachgewiesen. Derzeit ist - bedingt durch die kalte Jahreszeit - eine autochthone Infektion weder in
Österreich noch im Mittelmeerraum zu erwarten. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden,
dass es in den Sommermonaten - durch die Rückkehr von Reisenden aus mediterranen Regionen zu lokalen Infektionen kommt.
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