Zika-Virus - Labor Enders

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Info-Nr. 44
Februar 2016
Zika-Virus
Erreger
Das Zika-Virus gehört zum Genus Flavivirus. Es wurde 1947 bei Rhesusaffen im ZikaWald/Uganda und anschließend 1952 bei Patienten in Nigeria nachgewiesen. Zurzeit werden
eine afrikanische und eine asiatische Viruslinie unterschieden.
Übertragung
Das Zika-Virus wird durch weibliche Stechmücken der Spezies Aedes (hauptsächlich
A. aegypti) auf den Menschen übertragen, die auch die Vektoren für das Gelbfieber-,
Chikungunya- und Denguevirus sind. Aedes-Mücken kommen hauptsächlich in bewohnten
Gebieten vor (sogenannte peridomestizierte Moskitos). Aedes ist – im Gegensatz zur Malaria
übertragenden Anopheles-Mücke – vorwiegend tagaktiv. Eine Übertragung durch
Bluttransfusion ist während der virämischen Phase des Blutspenders möglich. Die Möglichkeit
von sexueller Übertragung wurde beschrieben.
Vorkommen
Das Virus konnte in subtropischen/tropischen Gebieten Afrikas und Asiens nachgewiesen
werden. Größere Ausbrüche traten 2007 in Mikronesien und ab 2013 in weiteren Inselstaaten
im Pazifik auf. Ende April 2015 wurden die ersten Infektionen mit Zika-Virus (asiatische Linie) in
Südamerika (Brasilien) nachgewiesen. Möglicherweise gelangte das Virus während der
Fußballweltmeisterschaft 2014 dorthin. Schätzungen aufgrund exanthematischer, nicht denguevirusbedingter Erkrankungen gehen von hohen Fallzahlen aus, die meist nicht
labordiagnostisch bestätigt sind. Importierte oder autochthon erworbene Infektionen wurden
mittlerweile in weiteren Ländern Süd- und Mittelamerikas gemeldet. Auch hierbei sind nur
wenige labordiagnostisch bestätigt (Stand 12/2015). In Europa traten bisher keine autochthonen
Infektionen auf. In Deutschland wurden Ende 2015 bis Mitte Januar 2016 akute ZikaVirusinfektionen bei Reiserückkehrern aus Haiti (n = 2) und Kolumbien (n = 1) diagnostiziert.
Inkubationszeit
Nach dem Stich beträgt die Inkubationszeit 3 bis 12 Tage.
Klinik
Sechzig bis 80 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch. Symptome sind hauptsächlich
Exanthem, Kopf-, Gelenk-, Muskelschmerzen und nichteitrige Konjunktivitis. Schwere
Komplikationen wurden bisher nicht beobachtet. Die Möglichkeit eines postinfektiösen GuillainBarré-Syndroms wird jedoch diskutiert.
Bedeutung in Schwangerschaft
Soweit bekannt verläuft die Infektion in der Schwangerschaft nicht schwerer als außerhalb. Im
Oktober 2015 berichtete das brasilianische Gesundheitsministerium über eine deutliche
Häufung von Neugeborenen mit kongenitaler Mikrozephalie vor allem im Nordosten des
Landes, die in einigen Fällen mit Veränderungen der Makularegion verbunden war.
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Bis Ende Dezember 2015 lag die Zahl bei 3174 (zum Vergleich 2014: 147). Eine pränatale
Infektion konnte bisher labordiagnostisch bei zwei Feten mit Mikrozephalie im Fruchtwasser und
bei einem weiteren Fall in fetalem Hirngewebe (nach Schwangerschaftsabbruch in der 33.
Woche aufgrund von Mikrozephalie mit Kalzifikationen) nachgewiesen werden. Diese Befunde
und die zeitlichen/räumlichen Zusammenhänge könnten auf einen Zusammenhang zwischen
Zika-Virusinfektion und Mikrozephalie hinweisen. Ein sicherer Beleg für diese Annahme existiert
noch nicht. Ende November 2015 wurden aus Französisch Polynesien 17 Fälle von Schädel/Hirnfehlbildungen gemeldet. Die Mütter, die sich während eines Zika-Virus-Ausbruchs im
ersten oder zweiten Trimenon befanden, erinnerten sich an keine Erkrankung. Vier der
daraufhin untersuchten Frauen hatten spezifische Antikörper.
Die WHO fasst die gegenwärtige Situation in ihrem Statement (vom Januar 2016) wie folgt
zusammen: „A causal relationship between Zika virus infection and birth defects and
neurological syndromes has not been established, but is strongly suspected.“ Anfang Februar
ruft die WHO bezüglich Zika-Virusinfektionen den Gesundheitsnotstand aus.
Die Möglichkeit einer perinatalen Transmission wird anhand von zwei Fallberichten diskutiert.
Während eines großen Ausbruchs in Französisch Polynesien Ende 2013 bis Anfang 2014 trat
bei einer Schwangeren zwei Tage vor Entbindung ein Exanthem auf, das Neugeborene war
klinisch unauffällig. Im anderen Fall wurde bei der Mutter ein Exanthem, Myalgie und mildes
Fieber drei Tage nach Entbindung beobachtet. Beim Neugeborenen trat am 5. Lebenstag (nach
UV-Behandlung aufgrund Neugeborenen-Ikterus) ein diffuser Hautausschlag auf. Die weitere
Entwicklung des Kindes war unauffällig. Das Zika-Virus konnte in beiden Fällen in Seren und
Urin von Mutter und Neugeborenem sowie in der Muttermilch nachgewiesen werden.
Bitte beachten Sie, dass es noch völlig unbekannt ist, wie häufig im Falle einer mütterlichen
Infektion der Erreger auf den Fetus übertragen wird. Zudem ist unklar, wie häufig eine ZikaVirusinfektion des Fetus asymptomatisch verläuft.
Diagnostik
Die Labordiagnostik ist nur bedingt evaluiert. Sie erfolgt in der akuten Phase durch den
Nachweis von viraler RNA mittels PCR (im EDTA-Blut 3–5 Tage, im Urin bis zu 10 Tage nach
Symptombeginn). Antikörper sind ab dem 3.–7. Krankheitstag nachweisbar (d. h. ca. 7–19 Tage
nach Infektion/Kontakt). Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren nach Infektion oder Gelbfieber-,
FSME-Impfung sowie Impfung gegen das japanische Enzephalitisvirus sind zu beachten.
Aktuell führen wir parallel zum Zika-Virus-Antikörpernachweis immer auch einen DenguevirusAntikörper-/Antigennachweis durch.
Für den Erregernachweis führen wir die Zika-Virus-PCR durch. Bitte beachten Sie, dass
dies aktuell keine Kassenleistung ist. Die Abrechnung erfolgt als IGeL (128,23 Euro, das
entspricht GOÄ einfacher Satz) oder als Privatleistung (128,23 Euro x Faktor 1.15).
IgG-/IgM-Antikörper können in einem nicht-CE-markierten ELISA mit rekombinantem
NS1-Antigen bestimmt werden [GOÄ Ziffer 4389 (IgG): 13,99 Euro; 4400 (IgM): 17,49
Euro]. Bei entsprechender Indikation kann die Serologie als Kassenleistung [EBM Ziffer
32641 (IgG, IgM): je 11,10 Euro] erfolgen.
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Für die Befundinterpretation sind Angaben zum Reiseland, zur Dauer der Reise, zu
vorausgegangenen Impfungen gegen Gelbfieber, FSME und das japanische
Enzephalitisvirus sowie ggf. die Angabe der Schwangerschaftswoche wichtig.
Prävention
In tropischen Ländern aller Kontinente sollten sich Einheimische und Reisende generell gegen
Stechmücken schützen z. B. durch Repellents (zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit
auf Angaben der Hersteller achten), bedeckende Kleidung, Moskitonetze (Aedes ist tagaktiv,
daher Mittagschlaf immer unter einem Moskitonetz!). Treten bei Reiserückkehrern innerhalb von
drei Wochen Symptome auf, die auf eine Zika-Virusinfektion hindeuten, sollte eine spezifische
Diagnostik durchgeführt werden. Schwangere sollten Reisen in bekannte Ausbruchsgebiete
vermeiden bzw. bei unvermeidlichen Reisen auf konsequenten Mückenschutz achten. Nach
potentieller Exposition sollte auch bei fehlender Symptomatik die Labordiagnostik erfolgen. Bei
Sexualpartnern mit erhöhtem Risiko wird zum Kondomgebrauch bzw. Abstinenz geraten.
Aktive, passive Prophylaxe
Nicht verfügbar.
Therapie
Es ist keine spezifische Therapie verfügbar. Sie erfolgt symptomatisch.
Literatur beim Verfasser
Links zur aktuellen Situation:
http://ecdc.europa.eu/en/press/news/_layouts/forms/News_DispForm.aspx?ID=1350&List=8db7
286c-fe2d-476c-9133-18ff4cb1b568
http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/zika_virus_infection/zika-outbreak/Pages/Zika-countrieswith-transmission.aspx
http://wwwnc.cdc.gov/travel/page/zika-travel-information
PD Dr. med. Martin Enders
© Copyright
Prof. Gisela Enders, Stuttgart
2016
Beil.\44_Zikavirus.doc
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