Geographisches Institut der Universität Kiel Sommersemester 2004 Mittelseminar: Die Ostseeregion im Wandel Leitung: PD Dr. Gerald Schernewski Prognostizierte Klimaänderungen für die Ostseeregion Andre Nagel Adresse: Erlenweg 28, 24229 Dänischenhagen, Email: [email protected] Zusammenfassung: Da es schwierig ist eine Klimaprognose mit regionalen Bezug, in diesem Fall der Ostseeregion zu erstellen, werde ich zunächst versuchen über die allgemeinen Aussagen zum Kern zu kommen. Dieser beinhaltet dann die eventuellen Folgen eines Klimawandels mit den möglichen Szenarien für die Ostseeregion. Dem gegenübergestellt wird dann ein Extremszenario um das Thema abzurunden und eventuell zum Nachdenken über das eigene Verhalten und dessen Konsequenzen für unsere Umwelt anzuregen. 1. Einleitung Unsere Atmosphäre ist ein kleines Wunderwerk der Natur. Sie enthält die sogenannten Treibhausgase, die wie ein Schutzschild den Erdball umgeben und verhindern, dass die von der Erde kommende Wärme ins All entweicht. Ohne die Treibhausgase wäre es auf der Erde bitterkalt. So aber herrscht bei uns eine konstante Temperatur von 15 Grad Celsius. Unser heutiges Problem ist, dass die Menge der Treibhausgase, allen voran das CO2, zu stark angestiegen ist. Durch Industrie, Haushalte und Verkehr erhöht sich ihr Anteil fortlaufend und unsere Atmosphäre heizt sich unnatürlich stark auf. Vor allem die Industriestaaten sind für diesen zusätzlichen, unnatürlichen Treibhauseffekt verantwortlich. Während ein Bewohner Indiens jährlich etwa 1 Tonne CO2 verursacht, entfallen auf einen Europäer 9, auf einen US-Bürger sogar 20 Tonnen CO2. Sollte der steigenden Erwärmung in Zukunft nicht Einhalt geboten werden, hat das weitreichende Folgen weltweit. Bei einem weiteren Ausstoß von Treibhausgasen ist zu erwarten, dass bis 2100 die globale Mitteltemperatur um 1,4°C bis 5,8°C und der Meeresspiegel um 10-90 cm steigen wird. Überflutung von Küstenregionen und tief gelegenen Inselstaaten sowie die Ausbreitung von Wüstenregionen und das Abschmelzen von Gletschern wären die Folge. Bereits heute ist der Klimawandel eine der Hauptursachen von Naturkatastrophen, wie beispielsweise Hochwasser und Trockenperioden. Und inwiefern sich diese Probleme auf den Bereich der Ostseeregion auswirken wird, bzw. inwiefern dies voraussehbar ist, soll das Kernthema meines Referates sein. Abb. 1: Der Treibhauseffekt der Atmosphäre (Quelle:http://www.giub.uni-bonn.de/fs/klima/1grundla.htm) In der Atmosphäre befindet sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Gasen, von denen einige als "Treibhausgase" wirken: Sie lassen die von der Sonne einfallende Strahlung ungehindert passieren, vermindern jedoch die Wärmeabstrahlung der Erde ins Weltall. Dadurch kommt es zur Aufheizung der Erdoberfläche bis ein neuer Gleichgewichtszustand erreicht ist (Abb.1). 1 2. Klima Ostsee 2.1 Grundzüge des Klimas im Ostseegebiet Das Klima der Ostseeregion wird durch drei großräumige Klimatypen bestimmt. Ganz im Norden herrscht das boreale Klima, welches über dem Meer nur gering variiert. Der größte Teil des Ostseeraumes weist jedoch kontinental gemäßigtes Klima auf, das über dem Meer geringen Einflüssen unterliegt. Aufgrund der geringen Größe der Ostsee und der jährlichen Eisbildung findet sich das ozeanisch-gemäßigte Klima nur in der westlichen Ostsee und im Übergangsgebiet zwischen Nord- und Ostsee. Abb. 2: Klimate der Ostsee nach Nehls (Quelle: Nehls 1943) Diese detaillierte Klimaeinteilung für das Ostseegebiet von Nehls zeigt den allmählichen Übergang vom maritimen Klima im Süden und Westen zum kontinentalen Klima im Nordosten. Diese Klimate kommen durch die allgemeinen atmosphärischen Zirkulation der Nordhalbkugel zustande. Geprägt ist unser Klima also durch den großen zirkumpolaren zyklonalen Wirbel. Das wechselhafte Wetter in der gemäßigten Klimazone – also auch in West- und Mitteleurpa – ist das Resultat dieser Tiefdruckwirbel. 2 Jedoch bringt selbst eine vereinfachte Unterteilung in Klimazonen für den Ostseeraum noch vier Differenzierungen: Beispiele TEMPERATUREN in °C Sommer Winter Ø Niederschlag ozeanisches Klima (maritim) Kopenhagen (DK) 17° 1° 9° 700mm Übergangsklima (zunehmend kontinental) Gdingen (PL) 18° -1° 8° 576mm Nordeuropäisches K. Haparanda (S) 18 ° -11° 0° 514mm kontinentales K. (bis hin zu polar-kontinental) St. Petersburg (RUS) 18° -8° 5° 560mm Abb. 3: Deutsches Klima Rechenzentrum (Quelle: http://www.dkrz.de) 3.Klimaänderungen allgemein Klimaänderungen treten in unterschiedlicher Ausprägung zu jeder Zeit und überall auf. Die Zunahme der Temperatur ist abhängig von Schwankungen der Sonnenaktivität und des bei Vulkanausbrüchen in die Stratosphäre eingebrachte Aerosols und vor allem aufgrund der starken Zunahme des Mischungsverhältnisses solcher Spurengase in der Atmosphäre, da diese zu einer Verstärkung des sogenannten Treibhauseffektes (Erwärmung der unteren Atmosphäre) führen. 3.1Klimaszenarien - Prognosen Als Klima bezeichnet man die längerfristige Zusammenfassung von Temperatur-, Wind- und Niederschlagsverhältnissen, d.h. Wetterereignissen, an einem Ort. (Sterr 1999) In der Ausprägung der atmosphärischen Zustände spielen aber auch eine Vielzahl physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse auf dem Festland und in den Ozeanen, wie z.B. Verwitterung, Photosynthese oder Wärmetransport durch Meeresströmungen, eine entscheidende Rolle. Wegen der großen Anzahl von möglichen ,,Wechselwirkungen und Rückkopplungen im System Boden - Wasser - Luft“ (Sterr 1999) ist ein exaktes Verständnis des Klimas äußerst schwierig. Um die Effekte, die durch Änderungen eines der sogenannten Antriebsparameter (etwa der Durchmischung der oberen Wasserschichten in den Ozeanen) hervorgerufen werden können, im Computermodell über 50 bis 100 Jahre zu simulieren, benötigen die leistungsfähigsten Computer der Welt mehrere Monate. Die Aussagen der Klimaexperten hinsichtlich künftiger Klimaänderungen sind daher bislang noch zurückhaltend, einerseits weil das Klimasystem so vielfältige Reaktionsmöglichkeiten in sich birgt. 3 Trotzdem besteht unter den Klimaforschern weitgehende Übereinstimmung darüber, dass das globale Klimasystem durch die zunehmende Freisetzung von Treibhausgasen und Schadstoffen merkbar beeinflusst wird und erste Anzeichen davon jetzt schon spürbar sind. Das 1988 von der UN eingerichtete Expertengremium Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat in mehreren Berichten die wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie sich – je nach Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen - das Klima bis zum Jahr 2100 verändern könnte, dokumentiert. Der zweite IPCC-Sachstandsbericht, der Ende 1995 vorgelegt und von der UNO angenommen wurde, zeichnet dabei folgendes Bild: Abb. 4: Simulierte Entwicklung der Erdtemperatur bis zum Jahr 2100. (Quelle: http://www.unibielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FWG/Simulation/Grafik1.html) A1: wirtschaftsorientiert und global Schnelles wirtschaftliches Wachstum, Bevölkerungshöhepunkt um 2050, schnelle Einführung neuer und effizienter Technologien, Verkleinerung der globalen ökonomischen Unterschiede. Die drei Untergruppen mit unterschiedlicher Technologie der Energiesysteme sind: A1F1: Fossile Energiequellen A1T: Nichtfossile Energiequellen A1B: Ausgewogener Energiemix A2: wirtschaftsorientiert und regional Ungleiche Entwicklung der Welt, lokale Besonderheiten bleiben, Geburtenhäufigkeit weiterhin regional sehr unterschiedlich, zunehmende Weltbevölkerung, regional unterschiedliche, langsame und wenig vernetzte Entwicklung von Technologien und Ökonomien. 4 B1: nachhaltigkeitsorientiert und global Ähnlich global wie die A1-Familie, jedoch mit einem schnellen Wandel der wirtschaftlichen Struktur zu einer Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, Bevölkerungshöhepunkt um 2050, Reduktion des Materialverbrauchs, Einführung sauberer und ressourcenschonender Technologien, Angleichung der Kontinente, „weltweite Nachhaltigkeit“ B2: nachhaltigkeitsorientiert und regional Regionale Lösung der wirtschaftlichen, sozialen und umweltorientierten Nachhaltigkeitsfragen, langsam steigende Bevölkerung, mäßiges Wirtschaftswachstum, mit regionalen Unterschieden, technologischer Wandel weniger rasch und regional unterschiedlicher als bei den Familien A1 und B1, „lokale Nachhaltigkeit“ Nach dem "business-as-usual-Szenario", d.h. unverminderte Zunahme der Spurengase Kohlendioxid, Methan, Distickoxid, Ozon, Halokarbone u.a. in den nächsten Jahrzehnten, wird die Durchschnittstemperatur der Erde im Mittel um 2-3°C ansteigen. Das Tempo dieser Erwärmung, die in den höheren Breiten deutlicher ausgeprägt sein wird als in den Tropen, übertrifft bei weitem alle natürlichen Klimaschwankungen der letzten 10.000 Jahre (Holozän). Mit der Temperaturzunahme wären vermutlich auch höhere bzw. intensivere Niederschläge und eine Zunahme bei Häufigkeit und Stärke von Stürmen verknüpft (Graßl 1999). Abb 5: "Business-As-Usual-Szenario (Daten: MPI for Meteorology): zeigt die Temperaturveränderung (ausgegangen vom Jahre 1860) für 1960, 2000 und 2040. (Quelle: http://www.dkrz.de/images/gallery/3Kugeln_frei.jpg) 3.2. Bedeutung für Küstenregionen Die Bedeutung und Empfindlichkeit des Küstenraums setzt sich die von den IPCC-Experten bereits als deutlicher Trend eines anthropogenen Klimawandels gedeutete Entwicklung weiter fort, werden vor allem die Küstenzonen der Erde besonders davon betroffen sein. Weil diese die am dichtesten besiedelten und am intensivsten genutzten Gebiete der Welt sind (Städte, Schifffahrt, Fischerei, Aquakultur, Tourismus, Industrie etc.) und neben den Tropenwäldern die produktivsten Ökosysteme beherbergen, drohen den Küsten demnach auch im 21. Jahrhundert die größten Risiken durch den skizzierten Klimawandel. 5 Dies gilt auch dann, wenn der Treibhauseffekt, bedingt durch politische Maßnahmen, weniger gravierend ausfallen sollte, wie dies in anderen IPCC-Szenarien berücksichtigt wird (Abb. 3). Das IPCC hat daher bereits 1990 eine Arbeitsgruppe aus Küstenexperten einberufen (Coastal Zone Management Subgroup), welche sich mit den Bedrohungen der Küsten durch den Klimawandel und möglichen Abhilfestrategien auseinandersetzt. Speziell den Küstenräumen wird in Zusammenhang mit dem Klimawandel besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da sie einerseits dem direkten Meereseinfluss unmittelbar ausgesetzt sind (z.B. Hochwassergefährdung, Landverluste bei Sturmfluten etc.), andererseits durch ihre vielfältigen Funktionen von größter Bedeutung sind. Es steht zu befürchten, dass die für die ökologische Stabilität und die menschlichen Nutzungen bedeutsamen Regulations- und Produktionsfunktionen der Küstenlandschaften durch die klimabedingten Entwicklungen tiefgreifend beeinträchtigt werden können. 3.3. Szenarien für Klima- und Meeresspiegeländerungen in Norddeutschland Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das künftige Ausmaß und die Geschwindigkeit des erwarteten Klimawandels im globalen Rahmen derzeit nicht präzise vorhergesagt werden können und noch weniger die regionale Ausprägung dieses Wandels. Für die Wissenschaft besteht also hier das Problem, prognostische Aussagen zu vermeintlichen Auswirkungen auf zum Teil noch unsicheren Annahmen treffen zu müssen. Die Wissenschaftler bedienen sich daher in dieser Frühphase der schon beschriebenen Szenarien, d.h. sie treffen Annahmen, die sich auf klimastatistische Untersuchungen, auf Prognosen von hochkomplizierten Klimamodellen und umfangreiche Detailbeobachtungen gründen und daher den derzeit besten Kenntnisstand wiedergeben. Für den deutschen Küstenraum gelten aus dieser Sicht folgende Szenarienannahmen als plausibel: Hinsichtlich des Temperaturhaushalts ist eine Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur um 1,5 bis 3,0 °C über die nächsten 100 Jahre zu erwarten; dabei werden vermutlich die Temperaturanstiege im Winterhalbjahr überproportional hoch sein. Der bisherige Anstieg des Meeresspiegels (ca. 15-20 cm/Jhd.) (IPCC 1990; Kunz 1993) wird, bedingt durch den Treibhauseffekt, vermutlich deutlich beschleunigt. Nach den neuesten Berechnungen von IPCC wird dieser Anstieg bis zum Jahr 2100 zwischen 20 cm und 95 cm im globalen Mittel betragen, wobei der wahrscheinliche Trend mit 50 cm angegeben wird (IPCC 1995). Für die gemäßigten bis höheren Breiten, also auch den Nord- und Ostseeraum, ist mit einer Zunahme der Luftdruckgegensätze und damit auch der Starkwindereignisse sowohl hinsichtlich Häufigkeit als auch Intensität – zu rechnen. Abb.6: Veränderungen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen IPCC-Szenarien (Quelle: Assessment of Potential Effects and Adaptions for Climate Change in Europe 2000) 6 Diese starken Windlagen sorgen für Windstaueffekte und sind für Extremwasserstände verantwortlich (Plate & Ihringer 1991). Als Ergebnis der beiden letztgenannten Faktoren ist eine Verstärkung des Seegangs in den küstennahen Bereichen ebenso als wahrscheinlich anzunehmen wie ein höheres Auflaufen der Extremwasserstände an der Ostseeküste. Die Greifswalder Küstenforscher Wolfgang Janke und Heinz Kliewe erwarten, dass sich die Bodden an der Ostsee bei dem prognostizierten Meeresspiegelanstieg um mindestens 50 Zentimeter in „offene Meeresbuchten“ verwandeln. Die Landschaft würde also dementsprechend regelrecht umgepflügt. Das Problem an der Ostsee ist jedoch, dass sich der Küstenschutz noch immer am Jahrhunderthochwasser von 1872 orientiert. Doch bei einem, ähnlichen Sturmhochwasser würden künftig - bei gestiegenem Meeresspiegel - „weite Areale der Küstenlandschaft einschließlich vieler Küstenorte überflutet“. Dass in den nächsten Jahren häufiger mit „Starkwindereignissen“, so der Forscherjargon, zu rechnen ist, beweist die jüngste Vergangenheit. Die Orkanfluten von 1976, 1981, 1990 und 1992 haben in der deutschen Bucht neue Höchstmarken gesetzt Hamburg registrierte in vier Wintermonaten (Januar und Februar 93 und 94) allein fünf schwere und sehr schwere Sturmfluten. Abb.7: Die höchste Sturmflut der letzten 130 Jahre trat nach den Warnemünder Daten 1872 mit 243 cm mittlere Fluthöhe (Maximum 283 cm) auf. (Quelle: http://www.tiesel.de/kueste1.html) Eine Änderung der festländischen Niederschlags- und Abflussverhältnisse, z.B. mehr Niederschlag im Winter als Regen, Zunahme sommerlicher Starkregenereignisse o.a., kann lokal/zeitweise zu einer doppelten, d.h. land- und meerseitigen, Überflutungsgefährdung und damit zu wesentlich erhöhter Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen führen (Kunz 1993). Der Klimatrendatlas (Schönwiese et al. 1993) zeigt, dass im Zeitraum von 1891-1990 die Lufttemperatur im Sommer eine Erhöhung bis zu einem Grad durchlaufen hat. Im Herbst ist die Tendenz annähernd genauso, auch die vergangenen Winter waren eher mild und so kam es im Frühjahr zu Erwärmungen zwischen 0,5 und 1,5°C. Auch die eng mit den Zirkulationsschwankungen verbundenen Luftdruckänderungen zeigten sich vor allem im Winter und Herbst verändert. So zeigen die Trendwerte im Herbst eine Zu-, im Winter dagegen eine Abnahme der Zonalzirkulation auf. Jedoch war es in den letzten Jahrzehnten wieder völlig anders, da gerade in den Wintermonaten eine starke Zunahme der Zonalzirkulation stattgefunden hat. Diese Entwicklung bringt ein vermehrtes Auftreten von Sturmzyklonen mit sich. 7 Allgemein kann man also für den Bereich der Ostseeregion sagen, dass es wärmer wird und damit für diese Region windiger und unbeständiger mit steigenden Niederschlägen in den Monaten Oktober bis Februar. Die Winter werden kürzer und die Frost und Schneetage werden abnehmen. 4.Extremszenario Ein noch extremeres Szenario zeigt der Film „The Day After Tomorrow“, der jedoch auf moderner Klimaforschung beruht. Allerdings muss vorausgeschickt werden, dass dieses Szenario nicht der Realität entspricht, da das Szenario viele andere Einflüsse unbeachtet lässt und sich in einem viel zu schnellen Zeitlauf abspielt. Jedoch in Form eines Extremszenario sehr gut auf die Missstände und eventuelle Folgen in weiter Zukunft hinweist. So wälzt sich das Wasser der Ozeane im Laufe von Jahren und Jahrtausenden auf verschlungenen Wegen um den Erdball. Einer der bekanntesten und für Europa höchst angenehmen Abschnitte dieses Kreislaufs ist der Golfstrom, der von der Karibik in den Nordatlantik fließt. Er bringt warmes Wasser in die höheren Breiten, das die hier vorwiegend von West nach Ost bis Europa ziehende Luft erwärmt. Das abgekühlte Wasser sinkt in die Tiefe und strömt am Meeresgrund wieder nach Süden. Ohne diese natürliche Fernheizung wäre es in Europa rund fünf Grad kälter als es heute ist. Abb.8: Wie der Golfstrom funktioniert (Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,grossbild-348435296506,00.html) 8 So könnten sich also zwei Szenarien entwickeln. Zum einen die globale Erwärmung durch den Treibhauseffekt und zum anderen die eventuell daraus resultierende Abschmelzung des Eises in Grönland, wodurch die riesigen Süßwassermengen dann für das Erliegen des Golfstromes sorgen. Also zunächst Überschwemmungsgefahr für die Ostseeregion und anschließend Auslösung einer Eiszeit. Abb. 9 und 10: Filmszenen aus “The Day After Tomorrow” (Copyright: Twentieth Century Fox) Fazit: Auch wenn der Film wissenschaftlich oft verblüffend präzise ist, so Ist dies jedoch nur eine mögliche Folge der globalen Erwärmung. Und selbstverständlich wird in Emmerichs Film manches Gesetz der Physik arg verbogen, zumal die Geschwindigkeit der Ereignisse viel zu schnell vonstatten gehen – genauer gesagt in zwei Stunden , statt in mehreren Jahrzehnten – wenn sie denn Realität werden. Andererseits sind es eben jene langen Zeitskalen, welche die Menschen immun machen gegen jeden Anflug von Sorge im Angesicht der meist akademisch anmutenden Warnhinweise aus der Klimaforschung. Literatur: Berz, (1999): Catastrophes and Climate Change: Concerns and Possible Countermeasures of the Insurance Industry. In: Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change 4(3/4), S. 283-293. Cubasch, U. & Kasang, D. (2000): Anthropogener Klimawandel. Klett-Perthes Verlag, Gotha. 128p. Graffin, S. R. (1998): World Population Projections for Greenhouse Gas Emissions Scenarios. In: Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change, 3, S. 133-170. Graßl, H.(1999): Wetterwende. Campus Verlag, Frankfurt. S. 1-156. Houghton, J.(1994): Global Warning – The Complete Briefing. Lion Publishing, Oxford. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (1990): Climate Change. The IPCC Scientific Assessment. Cambridge University Press. 9 IPCC (Eds.)(1994): Preparing to Meet the Coastal Challenges of the 21st Century. World Coast Conference Report, Den Haag. IPCC (Eds.)(1996): Second Assessment Report of Climate Change; Chap.9: Impacts of Climate Change on Coastal Zones and Small Islands. Lozan, J., Lampe, R., Matthäus, W. Rachor, E., Rumohr, H. & von Westernhagen, H. (eds.) (1996): Warnsignale aus der Ostsee. Parey Buchverlag, Berlin. S. 24-28. Parry, M.(2000): Assessment of Potential Effects and Adaptions for Climate Change in Europe. Jackson Environment Institute, University of East Anglia, Norwich, UK. S.47-86. Schönwiese, C.D.(1979): Klimaschwankungen. Springer-Verlag, Berlin. S.141-161. Sterr, H., Ebenhöh, W. & F. Simmering (1995): Küsten im Klimawandel. Einblicke Nr. 22, Oldenburg. S. 4-9. Links: (1) http://www.tiesel.de/kueste1.html (2) http://paeps.psi.uni-heidelberg.de/nordsee/Zeitungsarchiv/nord_316.htm (3)http://www.unibielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FWG/Simulation/Grafik1.html (4) http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,grossbild-348435-296506,00.html 10