Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Macht Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Max Weber: Macht Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht. (Soziologische Grundbegriffe, § 16) Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf 1 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Moderne Machtverhältnisse (nach Hradil 2001: 262-269, 273) 1. Elitentheorien (Personen/Gruppen als Zentren der Macht feststellbar) a. Pluralistische Elitetheorien (konkurrierende Eliten) • Hradil: In modernen Gesellschaften anzutreffen; Eliten einerseits kooperativ; andererseits unterschiedlich und in Konkurrenz befindlich. • Elitenuntersuchungen in Deutschland bestätigen dieses Bild („pluralistisches, nach Funktionsbereichen gegliedertes Elitengefüge“) b. Monistische Elitetheorien (nur eine Elite) 2. Strukturelle Machttheorien (Nicht Personen; Systeme bilden den Bezugspunkt) • Klassisch marxistische Ansätze • Neo-marxistische Ansätze / Kritische Theorie Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Kreckel – Thesen • Welche gesellschaftlichen Institutionen und Prozesse ermöglichen die Aufrechterhaltung eines Übermaßes an sozialer Ungleichheit? • Verteilungsverhältnisse sind umkämpftes Feld • Soziale Ungleichheit resultiert aus ungleicher Verteilung von Macht, d.h. mangelnder Konfliktfähigkeit von Personen / Gruppen in peripheren Lagen • Kollektive Akteure im Verteilungskampf (Modell der konzentrischen Kreise) Æ darunter auch: Soziale Bewegungen Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf (Kreckel 2004: 24, 39-51; 149-165) 2 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Kreckel: Zentrum-Peripherie Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Kreckel 2004: 164 Macht ... und Soziale Arbeit Social work promotes social change, problem solving in human relationships and the empowerment and liberation of people to enhance well-being. [...] Principles of human rights and social justice are fundamental to social work. International Federation of Social Workers (IFSW) www.ifsw.org Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf 3 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Wohlfahrtsverbände Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Wohlfahrtsverbände – eine Stimme für die Armen? • Spitzenverbände: CV, DW, AWO, DPWV, DRK, ZWST Æ BAGFW (bagfw.de) • Drei Handlungsstränge für Lobbyarbeit: – Sozialpolitische Stellungnahmen – Gremienarbeit: günstige Förderbedingungen – Bestandssicherung Wohlfahrtssystem • Kritik aus gegensätzlichen Richtungen: – Systemstabilisierende Rolle der Verbände – Markt statt „Wohlfahrtskartell“ Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf (n. Boeßenecker 2005: 37-44) 4 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie „Armen eine Stimme geben“ (Stellungnahme Freie Wohlfahrtspflege NRW zum Sozialbericht 2007) • Mitwirkung am Sozialbericht Æ Kap. 8: 24 Fallbeispiele / „Gesichter v. Armut“ • Landessozialbericht gelobt: „große Qualität“ • Drei zentrale Forderungen: – Kinderarmut bekämpfen! – Bildungsbenachteiligungen abschaffen! – Soziale Grundsicherung realistisch ausgestalten! („faire und wirklichkeitsnahe Berechnung des sozio-kulturellen Existenzminimums“ (Pressestatement Freie Wohlfahrtspflege NRW, Landespressekonferenz 9. Mai 2007) Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Soziale Bewegungen Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf 5 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Soziale Bewegungen • Kollektives Verhalten – „vielgestaltige Formen gleichgerichteten bzw. koordinierten Handelns von Einzelpersonen und Gruppen“ (555) • Proteste – „öffentliche, kollektive Handlungen nichtstaatlicher Träger, die Widerspruch oder Kritik zum Ausdruck bringen und mit der Formulierung eines gesellschaftlichen bzw. politischen Anliegens verbunden sind“ (537) • Soziale Bewegungen – „mobilisierte Netzwerke von Gruppen und Organisationen, die auf der Grundlage einer kollektiven Identität mit Mitteln des Protests sozialen Wandel herbeiführen oder verhindern wollen“ (555) Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf (Rucht / Neidhardt 2001) Soziale Bewegungen • Bewegungen in „historischer Moderne“ – großer Anspruch, auch vieles erreicht – Gesellschaft als Projekt • Bewegungen in „gegenwärtiger Moderne“ – „nicht länger Durchsetzung großer institutioneller Innovationen (...), sondern dauerhafte Einmischung in Politik“ (19) – Bewegungen existieren komplementär zu etablierten demokratischen Institutionen – Gesellschaft als Projekt Æ Projekte in Gesellschaft – Notwendig: Emanzipative Grundausrichtung übersetzen in gegenwärtige Bedingungen; Widerspruch zwischen Radikalität und Pragmatismus aushalten Æ„reflexive Moderne“ ermöglichen Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf (Rucht 1999) 6 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Die Brent Spar–Kampagne 30.4.1995: Greenpeace-Aktivisten besetzen die Brent Spar Mai: Wochenlange Besetzung hält an – großer Medienrummel Ende Mai: Räumung vor TV-Kameras Juni 1995: - Tankstellen-Boykott - Nordseeschutzkonferenz - Erneute Besetzung der Plattform - Boykott auch in NL und DK - Kohl spricht mit Major 20.6.1995: Shell gibt auf! Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Was sind Kampagnen? ¾ K. sind inszenierte und durchgeplante Kommunikationsprojekte. ¾ Klare Ziele und Strategien. ¾ Keine Zufallsprodukte (wie z.B. spontane Proteste es oft sind). ... und Politische Kampagnen? ¾ Absicht: politische Interessen durchsetzen – auch gegen Interessen und Machtpotenziale anderer Akteure... ¾ ... und zwar: demokratisch legitimiert. Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf Eberlei 2005, 388 7 Prof. Dr. Walter Eberlei Einführung in die Politische Soziologie Erfolgsfaktoren von Kampagnen Welche Interessen sind durchsetzbar? ¾Grad der Organisationsfähigkeit ¾Grad der Konfliktfähigkeit (Offe 1969, zit.n. Donges 2006, 126) ¾Grad der Kampagnenfähigkeit – Dramaturgische Anlage – Thematische und zeitliche Begrenzung – Selektionskriterien Massenmedien (Donges 2006, 127, in Anlehnung an Definition von Röttger / Greven) Prof. Dr. Walter Eberlei, Fachhochschule Düsseldorf 8