Tipps für Rheuma-PatientInnen

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MENTALE THERAPIEBEGLEITUNG
FÜR CHRONISCH KRANKE
AM BEISPIEL RHEUMA
1. EINLEITUNG
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2. ERKRANKUNGEN DES RHEUMATISCHEN FORMENKREISES
Seite 3
NATURWISSENSCHAFTLICHE HINTERGRÜNDE
3. MENTALE THERAPIEBEGLEITUNG FÜR RHEUMAPATIENTEN Seite 5
IM ÜBERBLICK
Mentale Therapiebegleitung für chronisch Kranke am Beispiel Rheuma
© Dr. Monika Steinmaßl-Wirrer 2010
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1. EINLEITUNG
Im Mittelpunkt dieses Mentaltraining-Programms steht die wertfreie, unterstützende
Begleitung des Patienten auf dem Weg zu einem gesünderen Leben und einem besseren
Wohlbefinden auf allen Ebenen. Sie orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und
Einstellungen des Patienten. Es geht darum, mit und nicht gegen die Krankheit zu agieren,
mit und nicht gegen die Therapie zu denken. Langfristziel ist es, dem Patienten zu einer
möglichst guten Lebensqualität zu verhelfen.
Ich will Patienten einerseits Werkzeuge in die Hand geben, die ihnen eine Verbesserung
ihres Lebensstils und ihrer Lebenseinstellung erleichtern. Andererseits möchte ich ihnen
simple Methoden aufzeigen, um ihre Einstellung zu den Medikamenten zu verbessern, für
die sie sich entschieden haben und die sie derzeit einnehmen (müssen), um ihre
Beschwerden kontrollieren, lindern oder stoppen zu können. Es gilt, die Wirkung der
Medikamente mental optimal zu unterstützen, so dass sie ihren maximalen Effekt entfalten
können. Welches Potenzial in diesem Ansatz liegt, sieht man allein daran, welche enorme
Kraft Placebos haben können.
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© Dr. Monika Steinmaßl-Wirrer 2010
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2. ERKRANKUNGEN DES RHEUMATISCHEN FORMENKREISES
NATURWISSENSCHAFTLICHE HINTERGRÜNDE

Definition (lt. Wikipedia): Mit Rheuma (Altgriechisch rheo ,ich fließe’) werden
Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat mit fließenden, reißenden und
ziehenden Schmerzen bezeichnet, die oft mit funktioneller Einschränkung – das
heißt, körperlichen Behinderungen bis hin zu Invalidität – einhergehen.
Vielen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises – zu denen auch entzündlichdegenerative Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen – ist
gemein, dass es zu einer Störung des Immunsystems kommt, woraufhin der Körper
eigene Strukturen wie etwa die Gelenkinnenhaut angreift. Diese so genannten
Autoimmunkrankheiten können auch als systemische Erkrankungen auftreten, bei
denen nicht nur ein Organ oder eine Körperregion, sondern gleichartige Gewebe in
vielen verschiedenen Organen Ziel des fehlgeleiteten Immunsystems sind.

Die Ursachen für die Fehlfunktion des Immunsystems sind noch immer unbekannt.
In einigen Fällen können familiäre sowie geschlechtsspezifische Häufungen
festgestellt werden und bei vielen Betroffenen bestimmter rheumatischer
Erkrankungen lassen sich charakteristische genetische Marker nachweisen, was
beides auf einen gewissen Einfluss erblicher Faktoren schließen lässt.
Bei einer kleinen Gruppe entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, den so
genannten infektreaktiven Arthritiden, ist ein ursächlicher Zusammenhang mit
bereits abgelaufenen, meist bakteriellen Infektionen v.a. des Darms oder des
Urogenitaltraktes erkennbar.

In Folge der chronischen Entzündungen leiden die Betroffenen gelenkbezogener
Formen unter Schmerzen, Schwellungen oder Ergüssen der Gelenke sowie als
Spätfolgen unter Gelenkzerstörung, Fehlstellungen und Funktionsverlust.
Schwerwiegende, oft lebensgefährliche Komplikationen verursachen durch
chronische Entzündungen in Strukturen verschiedenster Organe besonders häufig
Erkrankungen aus den Gruppen der Kollagenosen und Gefäßentzündungen.

Der Verlauf einer Erkrankung und das Ansprechen auf eine Therapie können selbst
bei gleicher Diagnose von Patient zu Patient äußerst unterschiedlich ausfallen. Zudem
sind die Grenzen zwischen den verschiedenen rheumatischen Erkrankungen nicht
selten fließend. So können Zeichen mehrerer sich überlappender Erkrankungen bei
nur einem Patienten auftreten (Overlap Syndrom).
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
Der Beginn der Erkrankung findet in der Regel lange vor dem Auftreten erster
Beschwerden statt. In Verlauf kommt es zur fortschreitenden, irreversiblen, das
heißt nicht wieder rückgängig zu machenden Zerstörung körpereigener Strukturen.
Eine frühe Diagnose ist wichtig, um möglichst rasch gezielte Maßnahmen setzen zu
können.

Entgegen der landläufigen Meinung ist Rheuma keineswegs nur eine Erkrankung
älterer Menschen. Auch junge Erwachsene und selbst Kinder sind von rheumatischen
Erkrankungen betroffen. Arthrosen (verschleißbedingte Gelenkbeschwerden) treten
meist im fortgeschrittenen Alter auf, während die entzündliche Form (Arthritis)
typischerweise zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr erstmals in Erscheinung tritt.

Wenngleich die Ursachen rheumatischer Erkrankungen nach wie vor ungeklärt sind,
weiß man mittlerweile, dass es sich um eine Fehlfunktion des körpereigenen
Abwehrsystems handelt, bei dem physiologische, also normale, „gesunde“ Abläufe,
die dem Organismus zu seinem Schutze dienen, außer Kontrolle geraten und sich
gegen körpereigene Gewebe und Strukturen richten.

Ein zentraler „Player“ ist ein Botenstoff namens Tumornekrosefaktor-alpha (TNFalpha), der bei allen Entzündungsvorgängen eine wichtige Rolle spielt. Er wird von
den Makrophagen, den so genannten Fresszellen produziert, und schützt den Körper
normalerweise auch vor Eindringlingen wie Infekterregern oder Krebszellen. Bei
rheumatischen Erkrankungen wird TNF-alpha aus noch ungeklärten Gründen im
Übermaß produziert und greift körpereigene Gewebe wie Gelenke, etc. an. Es kommt
zu Entzündungen und in der Folge zur Zerstörung der attackierten Gewebe.
Abb.: Polyarthritis der Hände in fortgeschrittenem (links) und spätem (rechts) Stadium.
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4. MENTALE THERAPIEBEGLEITUNG FÜR RHEUMAPATIENTEN IM ÜBERBLICK
1) Initial wird abgeklärt, welche Einstellung der Patient zu seiner Krankheit im
Speziellen und zum Leben im Allgemeinen hat.
2) Interessanterweise aktiviert akuter Stress genau jene Fresszellen des Immunsystems,
die für die Produktion von TNF-alpha verantwortlich sind. Bei chronischem Stress
kommt es zum verzögerten Abbau der Stressreaktionen im Körper bzw. zur
dauerhaften Verschiebung der gesamten physiologischen Vorgänge im Körper. Daher
ist naheliegend, dass als Begleitung zur medikamentösen Therapie ein Anti-StressProgramm das Befinden von Rheuma-Patienten verbessern kann.
3) Viele Patienten machen sich große Sorgen und Zukunftsängste: Wie wird sich ihre
Krankheit entwickeln, wie lange werden sie sich selbst versorgen können, wird ihre
Behinderung immer mehr zunehmen und letztendlich in Invalidität und
Angewiesenheit auf den Rollstuhl enden? Hier erscheinen Übungen zur Lösung dieser
Ängste (= Zusatzstress) sowie für eine stärkere Orientierung im Hier und Jetzt
zielführend.
4) Da die Erkrankung in Schüben verläuft, das heißt, manchmal weniger und manchmal
mehr Beschwerden verursacht, ist in „guten Zeiten“ die Zusammenstellung einer
persönlichen Akku-Liste hilfreich.
5) Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Erkrankungen des rheumatischen
Formenkreises um – je nach Patient in unterschiedlichem Tempo und individueller
Aggressivität – fortschreitende Zerstörungen körpereigener Strukturen. Rasches
Handeln ist daher oberstes Gebot. Die meisten Patienten erreichen in der Regel mit
gängigen alternativen Heilmethoden keinen Krankheitsstillstand. Die Schulmedizin
hat eine mittlerweile relativ breite Palette von Medikamenten – beginnend mit
nichtsteroidalen Antirheumatika über Basistherapeutika bis hin zu modernen
Biologika – zur Verfügung. Viele Patienten stimmen – mehr oder weniger gerne –
einer Dauertherapie zu, haben jedoch einen gewissen Vorbehalt, ein ungutes Gefühl,
diese Medikamente einnehmen zu müssen und fürchten sich vor möglichen
Nebenwirkungen. Bei nichtsteroidalen Antirheumatika sind dies in erster Linie
Schädigungen der Magenschleimhaut mit Ulkusbildung und der Niere. Bei den
Basistherapeutika und Biologika steht die Schwächung der Immunabwehr im
Vordergrund der unerwünschten Effekte.
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Daraus ergeben sich in diesem Zusammenhang folgende Ansatzpunkte für
Mentaltraining: Zum einen ist es wichtig, dass der Patient nicht gegen seine Therapie
eingestellt ist. Denn daraus kann eine Abschwächung der Wirkung resultieren. Wie
man vom Placebo-Effekt weiß, haben Glaube und Überzeugung eine enorme
Wirkung. Daher soll der Patient mittels Mentaltraining lernen, seine Medikamente
positiv zu unterstützen – durch positives Denken. Damit kann er deren erwünschte
Wirkung verstärken, was im Optimalfall eine Dosisreduktion erlaubt und mit einer
Verringerung möglicher Nebenwirkungen einhergeht. Nachdem Angst und Stress
sowohl den Verdauungstrakt als auch das Abwehrsystem angreifen können, erscheint
es umso sinnvoller, entspannt, vertrauensvoll und aktiv positiv die Wirkung einer
Medikation zu begleiten. Hier ist eine Balance zu finden zwischen positiver
Einstellung und bewusster Aufmerksamkeit für den eigenen Körper.
Cave: Keinesfalls soll dies bedeuten, Nebenwirkungen zu verleugnen oder zu
ignorieren. Wenn ein Patient ein Medikament tatsächlich nicht verträgt, soll er
natürlich die Konsequenzen daraus ziehen – die Rücksprache mit dem behandelnden
Arzt und erforderlichenfalls ein Therapiewechsel, die Beschreitung anderer Wege wie
Selbstreflexion, Auseinandersetzung mit der Symbolik der Krankheit, die Suche nach
unterstützenden oder sogar heilenden Alternativen, etc.
6) Etwa 10 Prozent aller Patienten mit rheumatischen Erkrankungen werden ohne
Behandlung wieder gesund, man nennt dies Spontanheilung. Warum diese Patienten
von selbst gesund werden, die meisten anderen jedoch medikamentöse
Dauertherapien brauchen, ist Gegenstand intensiver Forschungen von
Rheumatologen und Immunologen auf der ganzen Welt.
Für den Mentaltrainer ist dies ein Auftrag, dem Patienten Methoden zur Stärkung
der Selbstheilungskräfte nahezubringen. Ein weiterer Aspekt ist, dass die
modernsten Medikamente gegen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
zwar in vielen Fällen sehr wirksam sind, aber als unerwünschten Nebeneffekt die
Immunabwehr beeinträchtigen können. Auch in diesem Zusammenhang scheint eine
Aktivierung der Selbstheilungskräfte zum Schutz vor Infektionen und
Tumorentstehung sinnvoll.
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7) Viele Rheumapatienten fühlen sich aufgrund ihrer körperlichen Beschwerden und
Behinderungen zunehmend in einer sozialen Isolation. Einerseits können sie vieles
nicht „mitmachen“, beispielsweise sportliche Aktivitäten, andererseits fühlen sie sich
mit ihren Sorgen und Beschwerden von den Gesunden nicht verstanden. Daraus
resultiert häufig ein allmählicher Rückzug in die Einsamkeit.
Darüber hinaus leiden viele darunter, von sich selbst, aber auch von anderen nicht
mehr für voll (leistungsfähig) gesehen zu werden. Sie fühlen sich minderwertig. Für
den Mentaltrainer liegt hier der Schwerpunkt auf dem Training von Selbstliebe und
Selbstwertgefühl.
Letztendlich liegt es immer am Patienten selbst, aktiv zu werden und die Verantwortung
für sich selbst und angestrebte Veränderungen zu übernehmen.
Die schöne Aufgabe des Mentaltrainers ist es, den Patienten in seinem
Entwicklungsprozess empathisch begleiten und wirkungsvoll unterstützen zu dürfen.
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