Wir arbeiten jeden Tag für eine bessere Zukunft Die Lebensqualität der Konsumentinnen und Konsumenten zu verbessern, ist das erklärte Ziel von Unilever. Auch in Österreich tragen wir als eines der weltweit führenden Lebensmittelunternehmen eine besondere Verantwortung. Wir bemühen uns deshalb getreu unserer Firmenphilosophie Tag für Tag, einen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung und Lebensweise zu leisten. Sei es, indem wir unsere Produkte ernährungsphysiologisch laufend optimieren oder indem wir die Sensibilisierung der Bevölkerung für eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil sehr ernst nehmen. Wir möchten aktuelle Erkenntnisse im Bereich Salz bzw. Natrium vermitteln und eine Übersicht über unsere laufenden Aktivitäten in der Prävention ernährungsbedingter Erkrankungen geben. Fakten zu Salz Kochsalz besteht chemisch betrachtet aus den Elementen Natrium und Chlor. 1 g Kochsalz Sowohl Natrium- als auch Chlorid-Ionen (NaCl) = spielen im Mineralstoffhaushalt eine 0,4 g Natrium wichtige Rolle und sind essentiell. + 0,6 g Chlorid Beide Komponenten haben physiologische Bedeutung und sind an verschiedenen Prozessen in unserem Körper beteiligt: • Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks der extrazellulären Flüssigkeiten • Regulation des Säure-Basen-Haushalts • Bestandteil von Verdauungssäften • Nervenreizleitung • Aktivierung von Enzymen • Außerdem leistet jodiertes Kochsalz in Österreich einen wichtigen Beitrag zur Jodversorgung Wie wenig ist genug, wie viel ist zu viel? Die „DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr” gehen von einem Schätzwert für die minimale Zufuhr von 550 mg Natrium bzw. 1,4 g Kochsalz pro Tag für Erwachsene aus. Als obere Grenze für die tägliche Zufuhr empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Erwachsene 5 g, die Ernährungsgesellschaften Österreichs, Deutschlands und der Schweiz 6 g Kochsalz/Tag. Salzaufnahme in Österreich Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2008 nehmen Frauen ca. 8 g und Männer ca. 9 g Kochsalz pro Tag auf. Die Hauptquellen der Salzaufnahme über die Ernährung sind: • Brot und Gebäck 17 % • Kochen und Nachsalzen bei Tisch 15 % • Käse 11 % • Wurst- und Fleischwaren 8 % Möglichkeiten und Grenzen der Salzreduktion Ein hoher Salzkonsum wird heute von der WHO mit überzeugender Evidenz als Risikofaktor für chronische Krankheiten eingestuft. Die Industrie ist aufgefordert, Maßnahmen zu einer Salzreduktion zu leisten. Dabei können allerdings Produkte entstehen, die vom Konsumenten geschmacklich nicht akzeptiert werden. Nachgefragt: Expertendialog zu Salz Angesichts dieses Spannungsfeldes diskutieren dazu der Lebensmitteltechnologe und Sensoriker Ass. Prof. DI Dr. Klaus Dürrschmid und der Physiologe Ao. Univ. Prof. Dr. Cem Ekmekcioglu. Lesen Sie mehr dazu auf den folgenden Seiten. >> 1 Nachgefragt: Expertendialog zu Salz id kerung. Zahlen aus Österreich sprechen von etwa 10 bis 50 % – in Abhängigkeit von v.a. Alter, aber auch Bildungsgrad, etc. Hinsichtlich Sensitivität kann man sagen, dass 50 bis 60 % der Hypertoniker und etwa ein Drittel der Normotoniker salzsensitiv sind. .U Ao ni v. P rof m . Dr . med. Cem Ek u gl io c ek As s. P rof. DI Dr. Klaus hm rsc r Dü Cem Ekmekcioglu, Leiter der Arbeitsgruppe Umweltphysiologie am Zentrum für Physiologie und Pharmakologie, Medizinische Universität Wien Klaus Dürrschmid, Leiter der Arbeitsgruppe Lebensmittelsensorik am Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie, Universität für Bodenkultur Wien Welche Erkrankungen werden in Zusammenhang mit einer erhöhten Kochsalzzufuhr diskutiert? Cem Ekmekcioglu: Eine langfristig hohe Salzzufuhr hat ganz allgemein negative Auswirkungen auf das Gefäßsystem. Neben einer Beeinflussung von Transportproteinen an der Gefäßwand haben Untersuchungen auch gezeigt, dass die Bildung des Stickstoffmonoxids, welches eine gefäßerweiternde Wirkung hat, durch hohe Natriumkonzentration gehemmt werden kann. Dadurch könnten die Gefäße steifer werden und das Risiko für Bluthochdruck steigen – vor allem bei salzsensitiven Personen. Eine hohe Natriumzufuhr kann auch möglicherweise die Entstehung einer Glomerulosklerose1 fördern. Dann gibt es Hinweise, dass chronisch erhöhte Salzzufuhr unter Umständen Osteoporose und Magenkrebs fördert, wobei hierzu die Evidenz noch nicht gesichert ist. Stichwort Bluthochdruck: Gibt es Zahlen zur Prävalenz aus Europa oder sogar Österreich? Auch dazu, wie viele Personen tatsächlich sensitiv auf Salz reagieren? Cem Ekmekcioglu: Die Prävalenz liegt in Europa zwischen 38 und 55 % der erwachsenen Bevöl1 Studien zeigen, dass eine Salzreduktion meist nur eine Blutdrucksenkung von 2 bis 6 mmHg bringt. Ist das überhaupt relevant? Cem Ekmekcioglu: Eine Salzreduktion um 3 g/Tag kann den systolischen Blutdruck im Bereich zwischen 1,8 mmHg bis 3,5 mmHg – bei Hypertonikern sogar bis zu 5,6 mmHg – senken. Dadurch könnten alleine in Definition den USA bis zu 120.000 Fälle der Hypertonie von koronaren HerzerkrankunNach Definition der WHO gen verhindert und bis zu 10 gilt ein systolischer Blutdruck bis 24 Mrd. US-Dollar jährlich ≥ 140 mmHg und/oder ein eingespart werden. Das hat diastolischer Blutdruck von ≥ 90 mmHg als also sehr wohl Relevanz – nicht Hypertonie. nur klinisch. Inwieweit kann die Industrie einen Beitrag zur Salzreduktion leisten? Oder ist vielmehr der Konsument aufgefordert, mit dem Salzstreuer zurückhaltender umzugehen? Klaus Dürrschmid: Generell kann es nur eine Kombination aus beidem sein. Die wahrscheinlich effektivere Methode ist, eine Salzreduktion in der Lebensmittelindustrie anzustreben. Aber das muss eine konzertierte Aktion der Industrie sein – alle müssen mitmachen, damit kein Randbereich übrig bleibt, der mit viel Kochsalz arbeitet. Zudem ist die Politik gefordert, mehr aufzuklären, damit die Konsumenten bewusster mit dem Salzstreuer umgehen und den Salzgehalt in Lebensmitteln zu reglementieren. Welche Möglichkeiten gibt es für die Industrie, ohne Geschmackseinbußen Salz zu reduzieren? Klaus Dürrschmid: Für Kochsalz gilt, dass eine geschmackliche Veränderung erst bei ungefähr 20 % Unterschied in der Konzentration von der Mehrzahl aller Menschen wahrgenommen wird. Salz muss also stufenweise reduziert werden, nicht auf einmal. Anpassungseffekte im zentralen Nervensystem helfen, uns rasch an niedrigere Konzentrationen zu gewöhnen. Aber die Geschmackspapillen benötigen mehrere Monate, um sich zu adaptieren. Es sollte daher frühestens alle paar Monate der Salzgehalt weiter reduziert bindegewebige Umformung der Niere 2 Nachgefragt: Expertendialog zu Salz werden. Ich denke an 3 – 5 % Salzreduktion alle 3 – 5 Monate, bis der Zielwert erreicht ist. ersetzen. Natrium ist der primäre Bösewicht im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Welche anderen Möglichkeiten gibt es, den Salzanteil zu reduzieren? Klaus Dürrschmid: Kochsalz wird ja nicht nur wegen seiner Salzigkeit geschätzt, sondern insgesamt wegen seiner geschmacksmodulierenden Wirkung, z. B. die Reduktion der Bitterkeit und die Verstärkung des Aromas bei Gemüse. Man kann versuchen, Salz-Ersatzstoffe einzusetzen. Da gibt es bereits einige Produkte am Markt, meistens Mischungen aus NaCl, Magnesium-Salzen und Aminosäuren. Nachteil ist, dass diese oft nicht nur salzig sondern auch etwas bitter schmecken. Man untersucht derzeit auch den Einsatz geschmacksmodifizierender Substanzen, die die Salzigkeit des Kochsalzes verstärken. Aber die Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen. Eine weitere Möglichkeit ist die besondere Verteilung von Kochsalz im Lebensmittel: Wenn Kochsalz an der Oberfläche konzentriert ist, wird es stärker wahrgenommen als wenn es homogen im Lebensmittel verteilt ist. Das ist natürlich nicht für jede Lebensmittelgruppe anwendbar. Laktat macht die Salzrezeptoren auf der Zunge empfindlicher, wodurch die Wahrnehmung der Salzigkeit zunimmt. Darüber hinaus wird auch immer wieder die Möglichkeit des Einsatzes von sogenannten „Geschmacksverstärkern“ wie Glutamat diskutiert. Die meisten diesbezüglichen Studien beobachten jedoch keine signifikante Verstärkung der Salzigkeit selbst, sondern nur eine Abrundung des Aromas, wie sie in ähnlicher Form auch Salz bewirkt. Warum wird Glutamat eingesetzt? Klaus Dürrschmid: Natrium-Glutamat ist in Wahrheit kein Geschmacksverstärker, sondern ein „flavor modulator“. Es verändert das Bündel aus Geschmack und Glutamat und retronasalem Geruch. Vor allem Hefeextrakt das fleischige Aroma wird Glutamate und Glutamindadurch noch voller und runder. säure sind flavorverstärkende Eine derartige Wirkung kennt Lebensmittel-Zusatzstoffe, Hefeextrakt hingegen ist ein man bislang nur von Glutamat. Glutamat ist sehr mit Vorurteilen behaftet. Ist es nun gesundheitlich bedenklich oder nicht? Cem Ekmekcioglu: Glutamat wird als „generally recognized as safe“ eingestuft. Laut aktueller Studienlage sind keine nachteiligen Effekte auf die Gesundheit zu erwarten, wobei es einige wenige sensitive Personen gibt, die auf Glutamat unter Umständen allergisch reagieren könnten. Klaus Dürrschmid: Aus technologischer Sicht spricht nichts gegen den Einsatz von Glutamat. Das Problem ist, dass Glutamate ja meist NatriumSalze der Glutaminsäure sind. Das Natriumproblem kann damit also nicht behoben werden. Cem Ekmekcioglu: Das primäre Ziel sollte sein, Natrium zu reduzieren und nicht Chlorid zu geschmacksabrundendes Lebensmittel. Wenn man davon ausgeht, dass die Industriebestrebungen erfolgreich sind und der Salzgehalt reduziert wird – glauben Sie, wird der Konsument das tatsächlich akzeptieren? Klaus Dürrschmid: Das ist schwer abzuschätzen. In Finnland läuft seit 30 Jahren eine groß angelegte Kampagne, dort wurde der Salzgehalt massiv reduziert. Es hat sich gezeigt, dass kaum nachgesalzen wird. Cem Ekmekcioglu: Studien zeigen, dass ein reduzierter Salzgehalt zu 20 % durch Nachsalzen kompensiert wird. Um das finnische Beispiel aufzugreifen – was ist dort passiert? Das Gesundheitsministerium stand hinter dieser Kampagne, eine große Tageszeitung hat regelmäßig Artikel veröffentlicht und so das Bewusstsein geweckt. Im aktuellen Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung „Hypertonie und Ernährung“ geben wir dem Salz ebenfalls entsprechend Raum. Das ist ein erster Schritt in diese Richtung. Es kann nur funktionieren, wenn alle – Politik, Industrie, Wissenschaft, Medien – an einem Strang ziehen. Wir danken für das Gespräch. 3 Salz: Wissenschaftliche Informationen für Ernährungsfachkräfte Salzsparen bedeutet Teamwork Im Jahr 2008 wurde das EU-Rahmenprogramm für nationale Initiativen zur Salzreduktion verabschiedet. Dieses soll die laufenden nationalen Aktivitäten durch Koordination von Aktionen und Verbreitung nützlicher Informationen unterstützen. In Österreich wurde beispielsweise vom Gesundheitsministerium gemeinsam mit den österreichischen Bäckern Anfang 2011 die Kampagne „Weniger Salz ist g'sünder“ ins Leben gerufen. Ziel ist eine Reduktion der Salzzugabe bei Brot und Backwaren – den derzeitigen Hauptsalzquellen in der Ernährung – um 15 Prozent bis zum Jahr 2015. Vorzeigebeispiel Unilever Zweifelsohne spielt die Lebensmittelindustrie eine Schlüsselrolle bei der Senkung des Salzkonsums. Deshalb arbeitet Unilever bereits seit 2003 kontinuierlich daran, die ernährungsphysiologische Qualität seiner Produkte zu verbessern. Dabei konzentriert man sich auf 4 Schlüsselnährstoffe: Salz, gesättigte Fettsäuren, Trans-Fettsäuren und Zucker. So konnten in den Jahren 2003-2008 u. a. durch Rezepturoptimierungen weltweit 9.100 Tonnen Salz aus den Produkten eliminiert werden (z. B. in Saucen, Suppen). Der Salzgehalt von Trocken- suppen konnte in Europa seit 2003 bereits um 15 % reduziert werden. Ziel ist, bis zum Jahr 2015 den Salzanteil um weitere 15 bis 20 % zu senken. Damit soll es dem Konsumenten leichter fallen, die für unsere Breiten empfohlenen 6 g Kochsalz pro Tag nicht zu überschreiten. Herausforderung Salzreduktion Die Lebensmittelverarbeiter stehen jedoch vor einer großen technologischen Aufgabe. Denn Salz verleiht den Speisen nicht nur ihren typischen Geschmack. Es Senkt man die verstärkt auch das allgemeine Gesamt-Salz-Zufuhr Aroma, ist eines der ältesten in der Ernährung, muss Konservierungsmittel und eventuell auch die Höhe schützt als solches vor Bakteder Jodierung angerien- und Pilzwachstum. passt werden. Zudem spielt es eine wichtige Rolle bei bestimmten Prozessen der Lebensmittelverarbeitung. Eigeninitiative des Konsumenten gefragt Jeder Esser kann jeden Tag selbst viel dazu beitragen seinen Salzkonsum zu senken. Die gute Nachricht: Die Geschmackszellen gewöhnen sich nicht nur an einen hohen Salzanteil, sondern können schrittweise auch wieder vom sehr salzigen Geschmack entwöhnt werden. Tägliche Salzzufuhr online kalkulieren mit dem „Online salt intake calculator“ http://www.unilever.com/brands/nutrition/unileversaltreduction Literaturverzeichnis Beyreuther K et al. Consensus meeting: monosodium glutamate – an update. Eur J Clin Nutr, 2007, 61: 304-13. 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