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FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN
Wissenschaftliche
Ernährungsinformation
Übergewicht
bei Kindern
PROF. DR. V. PUDEL
Wissenschaftliche Ernährungsinformation
Übergewicht bei Kindern
Eine Initiative des FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN
„Wissenschaftliche Ernährungsinformation Übergewicht
bei Kindern” ist eine Broschüre in der Reihe von ernährungsmedizinischen Informationsschriften, die im FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN erscheint.
Das FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN ist eine Initiative der
KELLOGG (DEUTSCHLAND) GMBH.
Inhaltsverzeichnis
Weitere Broschüren und Informationen können Sie anfordern
beim:
FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN
Postfach 700842, 60558 Frankfurt a. M.
Telefax 069/96 36 52-15
Zusätzlich sind bisher erschienen:
Eine Einführung
Indikation Osteoporose
Antioxidantien
Ballaststoffe
Folsäure (mit zusätzlichem Faltblatt zur Ausgabe ans Publikum)
Editorial
4
Übergewicht – was ist das?
6
Übergewicht – wie häufig kommt es vor?
10
Übergewicht – Ätiologie und Ursachen
11
Übergewicht – Therapie und Prävention
18
Übergewicht beim Kind – Ausblick
36
Ausgewählte Literatur
38
IMPRESSUM
Herausgeber:
FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN
60558 Frankfurt a. M.
Autor:
Prof. Dr. V. Pudel
37077 Göttingen
Redaktion:
:relations GmbH
60596 Frankfurt
Layout und Satz:
Christa Herzer
60596 Frankfurt
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne ausdrückliche Genehmigung der KELLOGG (DEUTSCHLAND) GMBH reproduziert werden.
© FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN
1. Auflage 1999
1299/5000
Druck:
Hella Pukowski
63452 Hanau
3
Editorial
„Gesunde Kinder
sind runde Kinder“
– daran änderte
auch Twiggy nichts
Der pralle niedliche Säugling lächelte von so manchem Plakat,
das der Mutter die Vorzüge einer Babykost nahebringen wollte. Gesunde Kinder sind runde Kinder. Selbst als Twiggy Mitte
der 60er Jahre das extreme Schlankheitsideal visualisierte und
Millionen von Frauen auf Diät gingen, mussten Kinder vor „Gesundheit nur so strotzen“. Vor allem: Gut essen mussten sie,
denn schlechter Appetit war das untrügliche Zeichen einer
drohenden Krankheit.
Die meisten Mütter
erkennen Übergewicht nicht einmal
beim eigenen Kind
So wuchsen Kinder heran, von denen immer mehr auch im
späteren Kindesalter nicht nur prall, sondern richtig dick wurden. Das kindliche Übergewicht ist bis heute ein Phänomen,
das von vielen Müttern nicht einmal beim eigenen Kind wahrgenommen wird. In Deutschland wurden 1984 repräsentativ
ausgewählt Tausende von Müttern gebeten, anhand von grafischen Silhouetten, die Mädchen und Jungen in verschiedenen Altersgruppen von untergewichtig bis erheblich übergewichtig darstellten, ihr eigenes Kind einzustufen. Es ist kaum
zu glauben, dass nur 8% aller Mütter, deren Kind objektiv um
mehr als 25% übergewichtig war, auch eine „übergewichtige“ Silhouette wählten. 28% dieser Mütter deuteten auf eine
„sehr schlanke“, 33% auf eine „schlanke“ und 20% auf eine
„normalgewichtige“ Silhouette. Untergewicht dagegen erkannten die Mütter deutlich besser: 80% wählten für ihr Kind,
das mindestens 15% unter dem Normgewicht lag, eine
„schlanke“ Silhouette.
Die Aufgabe:
Mütter sensibilisieren, dass dick nicht
gleichbedeutend
sein muss mit gesund
Die Ursachen für
Übergewicht
werden heute
differenzierter aufgefächert
4
Dünne Kinder werden richtig eingestuft. Dicke Kinder dagegen kaum. Hier hat der Pädiater eine wichtige, wenngleich
nicht einfache Aufgabe. Er müsste die Mütter sensibilisieren,
sie darauf aufmerksam machen, dass ein zu dickes Kind nicht
darum auch gleichzeitig ein gesundes Kind ist. Doch das ist
leicht gesagt, aber schwer vermittelbar, wenn die stolze Mutter ihr Kind vorstellt, von dem sie selbst überzeugt ist, dass es
so richtig wohl genährt nur Gesundheit repräsentiert.
Von Jahr zu Jahr werden die Kinder in Deutschland (aber auch
in anderen Industrienationen) immer dicker. Was sind die Gründe? Die einfache Ursachenzuschreibung „Die essen halt zuviel“ hat die Forschung in den letzten Jahren differenzierter
aufgefächert. Genetische Dispositionen wurden festgestellt.
Biologische Regelkreise, die auch das Körpergewicht betreffen, sind ansatzweise bekannt. Evolutionsbiologische Prinzipien sind stärker in die Diskussion gekommen. Verändertes
Essverhalten, aber auch die Bedeutung der körperlichen Aktivität sind wesentliche Faktoren, die in dem multikausalen
Geschehen der Manifestation von Adipositas gesehen werden
müssen.
Die Zeiten, in denen Laien und Experten dem dicken Kind „geraten“ haben, weniger zu essen, sollten vorbei sein. Es sind
heute Trainingsprogramme entwickelt worden, die eher an den
Ursachen angreifen, dem Kind besser und langfristiger helfen
können und überdies mehr auf ein Verständnis der schwierigen Situation aufbauen, in der sich das dicke Kind befindet.
So wird auch in den folgenden Kapiteln die Frage nach
„Schuld“ oder „Schicksal“ gestellt (und beantwortet), die heute
bekannten Forschungsergebnisse werden kurz dargestellt, um
dann die wichtigsten Maßnahmen für Prävention und Therapie zu beschreiben.
Mit Trainingsprogrammen die
Ursachen angreifen
Übergewicht ist kein unausweichliches Schicksal, aber wenn
es nicht (oder gar falsch) behandelt wird, kann es zu einem
lebenslangen, unausweichlichen Problem werden, das die
Lebensqualität und die Gesundheit erheblich beeinträchtigt.
Patentrezepte für die Therapie gibt es nicht, denn schließlich
hat das biologische Fettspeicherprogramm der Evolution das
Überleben der Menschheit erst ermöglicht. So genial dieses
Programm der Evolution war, so tückisch beeinträchtigt es die
Gesundheit heute im Überfluss ohne Missernten und Notzeiten. Eine Adipositastherapie versucht, den Menschen zu trainieren, sein Verhaltensmanagement gegen ein uraltes Naturprogramm erfolgreich durchzusetzen. Dazu bedarf es mehr
als ein paar guter Worte.
Patentrezepte für
die Therapie gibt es
nicht
Begleitend zu dieser Fachbroschüre bietet die KELLOGG
(DEUTSCHLAND) GMBH eine Broschüre „Frühstück kinderleicht
gemacht – Mit Pfunds -Tips bei Gewichtsproblemen“ an, die
zur Weitergabe an interessiertes Publikum gedacht ist. Exemplare davon können kostenfrei beim FORUM ERNÄHRUNGSMEDIZIN (Adresse siehe Impressum) angefordert werden.
5
Übergewicht – was ist das?
Die Frage, wann
ein Kind als
übergewichtig
gilt, ist schwer zu
beantworten
Messmethoden für
den Anteil an
Körperfett sind oft
aufwendig oder
ungenau. Für die
Praxis gelten nach
wie vor einfache
Schätzverfahren
Eine Adipositas liegt
vor, wenn das Körpergewicht bezogen
auf die Körperlänge
den Toleranzbereich
überschreitet und
wenn das Zuviel an
Gewicht auf einem
Zuviel an Körperfett
beruht
6
Die einfache Frage, ab welchem Gewicht ein Kind von einer
bestimmten Größe an übergewichtig ist, ist schwer zu beantworten. Der Grund wiederum ist einfach einzusehen: Es gibt
kaum abgesicherte Studienergebnisse an Kindern, die anhand
von manifesten Risikofaktoren bestimmen lassen, wann ein
kritisches Gewicht beginnt. Zudem muss zwischen übergewichtig und adipös unterschieden werden. Schwere Kinder (mit
großen Muskelpartitionen) wiegen überdurchschnittlich viel,
sind also übergewichtig, aber nicht unbedingt adipös. Das sind
sie erst bei einem Zuviel an Körperfett.
Bestimmung von Körperfett
Adipositas also beschreibt einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Körperfett im Vergleich zur fettfreien Körpermasse. Nun
lässt sich der Anteil des Körperfettes aber nur mit erheblichem
technischen Aufwand messen. So kann mit der Densitometrie
(„goldener Standard“) durch Unterwasserwiegen die Gesamtkörperdichte bestimmt werden. Auch die Duale X-Ray-Absorptionsmethode (DXA) ist sehr genau, aber ebenfalls aufwendig
und teuer. Die Hautfaltenbestimmung ist im Einzelfall dagegen
zu ungenau und wird eher in der Forschung bei Untersuchungskollektiven eingesetzt. Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)
misst die Leitfähigkeit im Körper sehr genau, interpoliert von diesem Wert auf den Wassergehalt und dann auf den Fettanteil.
Einzelmessungen sind häufig ungenau. Verfahren mit Röntgenstrahlen (CT oder NMR) sind teuer und bei Kindern kaum einsetzbar. So bleiben für die Praxis einfache Schätzverfahren, die von
Gewicht und Körpergröße ausgehen.
Bewertung des Gewichts
Zur Diagnostik einer Adipositas bei Kindern können Somatogramme herangezogen werden, die entsprechend der Körpergröße einen Toleranzbereich für das Gewicht zuordnen.
Wird dieser Toleranzbereich überschritten und beruht das Zuviel an Gewicht auf einem Zuviel an Körperfett, ist eine Intervention angezeigt. In der Pädiatrie setzt sich inzwischen auch
der Body-Mass-Index durch, der nach folgender Formel berechnet wird: BMI = Körpergewicht (kg)/Körpergröße (m)2. Aber
anders als bei Erwachsenen gibt es im Kindesalter keine festen
Grenzwerte beim BMI, deshalb wird für die Praxis empfohlen,
sich an Tabellenwerken (Tab. 1, Seite 7) zu orientieren. Die
Grenzwerte beim BMI sind für Altersgruppen unterschiedlich
festgelegt. Die relative Körperzusammensetzung ändert sich
bei Kindern mit dem Alter: Abnahme des relativ hohen Fettgewebeanteils nach dem ersten Lebensjahr, um dann ab dem
sechsten Lebensjahr wieder überproportional anzuwachsen.
Dieser Anstieg im siebten Lebensjahr ist als „adipositas
rebound“ bezeichnet worden. Kinder mit einem relativ frühen
Einsetzen des „rebounds“ sind im Jugendalter eher übergewichtig als Kinder, die ihren „rebound“ altersgemäß mit sieben Jahren und später erreichen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat bereits 1984 eine
Tabelle publiziert, die für Jungen und Mädchen gleichermaßen
für eine bestimmte Körperhöhe einen Toleranzbereich des Gewichts erkennen lässt.
Körpergröße
in cm
80
82
84
86
88
90
92
94
96
98
100
102
104
106
108
110
112
114
116
118
120
122
124
126
128
130
132
134
Toleranzbereich
Körpergewicht in kg
von
bis
11
11
11
11
11
12
12
12
12
13
13
14
14
15
15
16
16
17
17
18
19
20
20
21
22
23
24
25
13
13
14
14
15
15
16
17
17
18
19
19
20
21
22
23
23
24
25
26
27
28
29
30
32
33
34
35
Körpergröße
in cm
136
138
140
142
144
146
148
150
152
154
156
158
160
162
164
166
168
170
172
174
176
178
180
182
184
186
188
190
Toleranzbereich
Körpergewicht in kg
von
bis
26
27
28
29
30
31
33
34
35
37
38
39
41
42
44
46
47
49
51
52
54
56
58
60
62
64
66
69
37
38
39
41
42
44
45
47
48
50
52
54
55
57
59
61
63
65
67
69
72
74
76
78
81
83
86
88
Je früher der
„adipositas
rebound“, desto
eher übergewichtig
im Jugendalter
Tab. 1:
Toleranzbereich um das
Referenz-Körpergewicht,
in dem 80% aller Kinder
und Jugendlichen liegen.
Überschreitet das Gewicht eines Kindes den
oberen Wert des
Toleranzbereichs, gilt es
als übergewichtig.
Quelle: DGE
Ernährungsbericht 1984
7
Auch bei Kindern
muss bei einem
ungünstigen Fettverteilungsmuster
mit erhöhten
Folgeproblemen
gerechnet werden
Abb. 1:
Unterschiedliche Fettverteilungsmuster:
viszeral = „Apfeltyp“
gynoid = „Birnentyp“
Psychische Belastungen durch das
gesellschaftlich
definierte
Schlankheitsideal
dominieren bei
adipösen Kindern
und Jugendlichen
8
Der erhöhte Anteil an Körperfett führt zu einer Reihe von sekundären Erkrankungen, die zumeist erst im Erwachsenenalter
auftreten, bisweilen aber bereits schon bei adipösen Kindern
diagnostizierbar sind, so z.B. Fettstoffwechselstörungen,
Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonie (WHO) oder Abnutzungserscheinungen an Gelenken (v. a. Knie und Hüfte). Analog zu
Befunden an Erwachsenen wird auch für Kinder mit einem
ungünstigen Fettverteilungsmuster mit erhöhten Folgeproblemen der Adipositas gerechnet, obschon die Befunde
nicht ganz einheitlich sind. Ungünstig ist das androide, viszerale Verteilungsmuster mit einem Quotienten aus Taillen- und
Hüftumfang über 0,85 (weiblich) oder 1,0 (männlich). Umgangssprachlich wird die viszerale Fettverteilung auch als
„Apfeltyp“, das gynoide Muster als „Birnentyp“ bezeichnet.
Apfeltyp
Birnentyp
Begleitprobleme der Adipositas
Deutlicher als die somatischen Begleiterkrankungen sind die
psychischen Belastungen bei adipösen Kindern beschrieben
worden. Ausgelöst durch das gesellschaftlich definierte
Schlankheitsideal – die extrem schlanke Barbie-Puppe ist
verbreitetes Spielzeug für Kinder – sind viele Kinder und
Jugendliche mit ihrem Gewicht, auch wenn sie (noch) nicht
adipös sind, unzufrieden, halten ständig „Diät“ oder nehmen
Laxantien.
Übereinstimmend zeigen denn auch Untersuchungen, dass eine
allgemeine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ein typisches Kennzeichen der adipösen Kinder ist. Uneinheitlich sind
die Befunde für erhöhte Depression oder gesteigerte Angst.
Es gibt immer wieder Studien, die insbesondere bei klinischen
(Therapie)-Gruppen eine deutliche Belastung durch emotionale Probleme aufzeigen, doch werden diese Befunde in
großen, unausgelesenen Stichproben von adipösen Kindern
nicht grundsätzlich bestätigt.
Klarer sind die Befunde zu sozialen und schulischen Problemen. Adipöse Kinder werden von ihrer sozialen Umwelt zu
einem großen Teil für ihr Problem selbst verantwortlich gehalten. Dies begünstigt die soziale Ablehnung und verstärkt Probleme in der sozialen Interaktion. Allerdings ist innerhalb der
Kindergruppe selbst kein deutlich negativ emotionales Image
für „dicke Kinder“ feststellbar. Sie werden zwar für träge und
faul gehalten (Leistungsaspekt), aber auch für gutmütig, einsam und freundlich (Sozialaspekt). Amerikanische Studien zeigen jedoch, dass adipöse Jugendliche im Berufsleben und bei
der Partnerwahl erhebliche Nachteile haben.
Psychologische Studien an adipösen Kindern haben keine eindeutigen Resultate erbracht, die eine spezifische Persönlichkeitsstruktur als prädisponierenden Faktor für die Adipositas
erkennen lassen. Zu gleichen Einsichten ist auch die Forschung
für die Adipositas bei Erwachsenen gekommen. Wenn psychische Auffälligkeiten diagnostiziert werden, dann handelt es
sich um Folgen der Adipositas und ihrer sozialen Stigmatisierung, nicht aber um mögliche Ursachen für die Gewichtszunahme.
Die kindliche Adipositas ist ein Risikofaktor für das Kind. Die
somatischen Begleiterkrankungen, mit denen langfristig gerechnet werden muss, stehen bei Kindern aktuell nicht so im
Vordergrund wie die psychischen Risiken, denen das Kind in
seiner sozialen Umwelt ausgesetzt ist. Eindeutige Befunde, die
die Ursache der Adipositas in der Persönlichkeit des Kindes
sehen, sind nicht vorgelegt worden. Es ist zweifellos notwendig, Kindern eine effektive Therapie angedeihen zu lassen.
Adipöse Kinder
erleben häufig
soziale Ablehnung
und haben
Probleme in der
sozialen Interaktion
Studien konnten
keine spezifische
Perönlichkeitsstruktur als prädisponierenden Faktor
für Adipositas ausmachen
Adipositas ist ein
Risikofaktor für
das Kind und bedarf der effektiven
Therapie
9
Die letzte
repräsentative
Untersuchung 1984
ergab: Ca. 17%
der Kinder und
Jugendlichen waren
übergewichtig
Einige regional
angelegte Studien
konstatierten einen
Anstieg des
Übergewichts bei
Kindern
Die Wahrscheinlichkeit, dass dicke
Kinder auch als
Erwachsene übergewichtig bleiben,
ist sehr groß
Übergewicht – wie häufig kommt es vor?
Übergewicht – Ätiologie und Ursachen
Die Prävalenz der Adipositas im Kindesalter ist hoch. Die exakten Zahlen werden jedoch von den Indizes und den Grenzwerten bestimmt, die der Diagnose der Adipositas zugrunde
gelegt werden. Die letzte repräsentative Untersuchung
von deutschen Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 18
Jahren wurde 1984 vorgenommen. Der Ernährungsbericht
berichtete, dass 5% der Kinder und Jugendlichen das für ihre
Körpergröße adäquate Referenzgewicht um 25% und
weitere 12% um 15% überziehen. Damit waren 1984 etwa
17% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Eindeutige
Zusammenhänge zwischen kindlicher Adipositas und z. B.
Sozialschicht wurden nicht gefunden.
Die Adipositasforschung der letzten 10 Jahre hat eine Fülle
neuer Ergebnisse gebracht, die – auch im Hinblick auf die Therapie – zu einem Paradigmenwechsel führen musste. Das
Dilemma besteht vor allem darin, dass die modernen Erkenntnisse teilweise als Widerspruch zur traditionellen Sichtweise
aufgefasst werden, obschon sie in den meisten Bereichen
lediglich Wirkungsmechanismen klinisch oder experimentell
untersucht haben, die zuvor nicht überprüft, sondern einfach
als existent vorausgesetzt wurden.
Eine Reihe von regional angelegten Studien fanden einen Anstieg des Übergewichts bei Kindern in den letzten Jahren, so
in Bremerhaven, Heidelberg, Hamburg, Kiel, Jena und im Saarland. Eine große Studie in Brandenburg stellte fest, dass die
Kinder nach der „Wende“ größer und schwerer, aber nicht
unbedingt übergewichtiger geworden sind. In München ergab eine Einschulungsuntersuchung eine Prävalenz von 13%
adipösen Kindern (Koletzko). Ähnliche Untersuchungsergebnisse liegen aus den USA oder den anderen europäischen
Ländern vor.
Die Inzidenzrate der Adipositas nimmt seit Jahren zu. Da jedoch direkte pathophysiologische Konsequenzen relativ selten sind, wird diesem international gesicherten Trend zu wenig Beachtung beigemessen, obschon Studien zeigen, dass die
Wahrscheinlichkeit für dicke Kinder, auch als Erwachsene übergewichtig zu bleiben, sehr groß ist. Die jährlichen Kosten, die
durch Adipositas in Deutschland verursacht werden, können
auf ca. 40 Milliarden DM geschätzt werden. Der Zusammenhang zwischen erhöhter Morbidität und Adipositas, aber auch
zwischen Mortalität und Adipositas gilt als gesichert.
Energiebilanz
Mehr Desinformation als Erklärung bot sicher das Prinzip der
Energiebilanz, das als der unumstößliche Grundsatz zur Genese der Adipositas angeführt wurde: zunehmen kann nur der
Mensch, der mehr Nahrungsenergie aufnimmt als sein Körper
an Energie verbraucht. So richtig dieser Grundsatz auch nach
wie vor ist, so verleitet er doch zu Fehl- und Überinterpretation.
Alle Empfehlungen, die „Kalorien zu reduzieren“ leiten sich
aus diesem Grundsatz ab. „Alle Kalorien sind gleich“, so eine
weitere (unzulässige) Ableitung. Letztlich nutzen auch alle Blitzund Crashdiäten diesen Grundsatz, um ihre Effektivität zu
belegen.
Und das Paradoxe ist: Menschen, die weniger Kalorien konsumieren als ihr Organismus verbraucht, nehmen tatsächlich ab.
Denn das Prinzip der Energiebilanz stimmt wirklich. Allerdings
nehmen sie nach Beendigung der kalorienreduzierten Diät auch
wieder zu. Skender et al. haben dies eindrucksvoll belegt: Ihre
Patienten wurden ein Jahr lang sehr intensiv im Umgang mit
einer kalorienreduzierten Mischkost trainiert. 6,8 kg Gewichtsabnahme wurden in dieser Zeit erzielt, was zunächst für diese
kalorienreduzierte Mischkost spricht. Eine Nachkontrolle 12
Monate später dokumentierte allerdings eine Wiederzunahme
von 0,9 kg über das ehemalige Ausgangsgewicht hinaus. Hier
muss gefragt werden, wo der Fehler liegt: bei der Diät oder
bei der Compliance der Patienten?
Zuckerkonsum
Ein anderes treffendes Beispiel ist das Lebensmittel Zucker.
Standardempfehlung der Ernährungsberatung war immer, vor
Zuckerverzehr zu warnen, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Dieses Verdikt galt einige Jahrzehnte und hat durch
10
Neue Erkenntnisse
der Adipositasforschung werden
teilweise als Widerspruch zur traditionellen Sichtweise
aufgefasst
Das Prinzip der
positiven Energiebilanz verleitet zu
Fehl- und Überinterpretationen
Eine negative
Energiebilanz führt
zur Gewichtsabnahme, allerdings kurz darauf
wieder zum
Gewichtsanstieg
Zucker wurde
jahrzehntelang als
„Dickmacher“
abgestempelt
11
Abb. 2:
Menschen, die eher
viel Zucker essen,
haben einen geringeren
BMI als diejenigen,
die eher weniger Zucker
konsumieren
BMI in Abhängigkeit vom Zuckerverzehr
140
120
100
80
60
Genetische Disposition
Die neuen Befunde greifen aber auch in noch ganz andere
Bereiche hinein. Eine familiäre Häufung von Übergewicht war
immer schon bekannt, auf die sich auch viele Patienten zur
Erklärung ihres eigenen Übergewichts bezogen. Doch eine
genetische Disposition wurde grundsätzlich als nicht existent
abgelehnt, denn der gemeinsame Familientisch galt als hinreichende Erklärung für familiäre Gewichtsprobleme.
Albert Stunkard, der berühmte amerikanische Psychiater und
Verhaltenstherapeut, wollte die Bedeutung der Umwelt für das
Essverhalten empirisch belegen. In Skandinavien untersuchte
er über 500 adoptierte Kinder, gruppierte sie nach Gewicht in
vier Gruppen und stellte jeweils das Durchschnittsgewicht
der Adoptivmütter bzw. -väter dagegen. Die Umwelthypothese
erlitt eine herbe Enttäuschung, denn es zeigte sich keine
Beziehung zwischen dem Gewicht der Kinder und ihrer Adoptiveltern. Stunkard sammelte daraufhin die Daten der biologischen Eltern und wiederholte die Auswertung: Sie ergab
eine eindrucksvolle Übereinstimmung zwischen dem Gewicht
der Kinder und ihren leiblichen Eltern, obwohl diese nicht zusammengelebt und -gegessen haben.
Genetik der Adipositas
Body Mass Index der Eltern
Studien belegen:
Kohlenhydrate führen nicht direkt zur
Gewichtszunahme
die millionenfach wiederholte Darstellung in allen Medien, aber
auch in Fachbüchern, den Zucker in der öffentlichen Meinung
zum primären „Dickmacher“ abgestempelt. Die Begründung
war klar und einleuchtend: Kohlenhydrate werden im Organismus zu Fett umgewandelt und führen damit zur Gewichtszunahme. Tierexperimente beweisen, wie z. B. Hausschweine
mit Kohlenhydraten gemästet werden können.
Erst vor 10 Jahren führten Acheson et al. ein Humanexperiment
durch, in dessen Verlauf Studenten als Versuchspersonen
täglich sehr große Mengen an Kohlenhydraten verzehren
mussten. Die Analyse zeigte eindeutig, dass der menschliche
Organismus erst nach mehrtägiger Aufnahme von mehr als
500 g Kohlenhydrate/Tag mit der Konvertierung von Kohlenhydraten in Fett (De-Novo-Lipogenese) beginnt. 500 g Kohlenhydrate beanspruchen aber bereits ein so großes Nahrungsvolumen, das unter verzehrsüblichen Bedingungen nicht gegessen wird (z. B. 2,5 kg Nudeln, 20 kg Blumenkohl, 0,5 kg
Zucker). Damit war erwiesen, dass Kohlenhydrate nicht direkt
zur Gewichtszunahme führen. Eine große epidemiologische
Studie in Schottland bestätigte dann auch, dass Menschen,
die eher viel Zucker essen, einen geringeren BMI haben als
jene Menschen, die weniger Zucker konsumieren. Eine verbreitete ätiologische Betrachtung wurde damit abgelöst.
26
25
24
Früher wurde
eine genetische
Disposition für
Übergewicht als
nicht existent
abgelehnt
Studien zeigten
eine eindrucksvolle
Übereinstimmung
des Gewichts der
Kinder mit dem ihrer leiblichen Eltern,
nicht aber mit dem
der Adoptiveltern
Abb. 3:
Das Gewicht von
Kindern stimmt mit dem
ihrer biologischen Eltern
stark überein, auch
wenn sie nicht mit ihnen
zusammengelebt und
-gegessen haben.
Zum Gewicht der Adoptiveltern zeigt sich keine
Beziehung
23
22
40
20
1. Quintil
Zuckerverzehr
12
2. Quintil
BMI
3. Quintil
4. Quintil
5. Quintil
Gewichtsklassen der adoptierten Kinder
Biologische Eltern
Adoptiveltern
13
Zwillingsstudien zeigen, dass die genetische Disposition
bei Überernährung
die Gewichtsänderungen mitreguliert
Es konnte nicht
belegt werden,
dass adipöse Kinder
überdurchschnittlich viel Energie aufnehmen, vielmehr
scheint der Energieverbrauch reduziert
zu sein
Adipöse Personen
konsumieren
erheblich mehr
Nahrungsfett,
essen aber weniger
Kohlenhydrate
14
Seither erfolgten viele Untersuchungen auch an mono- und
dizygoten Zwillingen, die gemeinsam aufgewachsen oder früh
nach der Geburt getrennt worden sind. Eineiige Zwillinge,
getrennt aufgewachsen, haben ein relativ ähnliches Gewicht
(r = 0,76) im Vergleich zu gemeinsam aufgewachsenen,
zweieiigen Zwillingen.
12 monozygote Zwillingspärchen verzehrten in einem anderen Experiment über 100 Tage täglich 1000 kcal zusätzlich zu
ihrer gewohnten Nahrung. Die Gewichtszunahmen variierten
zwischen gut 4 kg und knapp 14 kg: Ein Hinweis auf die
Existenz guter und schlechter „Futterverwerter“. Besonders
wichtig war die Beobachtung, dass die erbidentischen Zwillingspärchen sehr gleichartig zunahmen, was einen weiteren Hinweis darauf gibt, dass die genetische Disposition bei Überernährung die Gewichtsänderungen mitreguliert.
Nahrungszufuhr und Aktivität
Studien, die versucht haben, die positive Energiebilanz adipöser
Kinder durch überdurchschnittliche Nahrungsaufnahme zu
belegen, sind häufig gescheitert. Oft wird kein Unterschied in
der Energieaufnahme zwischen normal- und übergewichtigen
Kindern gefunden, manchmal wurde sogar eine geringere
Energieaufnahme bei adipösen Kindern festgestellt. Das lässt
den Schluss zu, dass gerade bei adipösen Kindern der Energieverbrauch reduziert ist. Untersuchungen haben diese Erklärung
ebenfalls für Kinder und Jugendliche bestätigt, wobei langen
Phasen der Inaktivität offenbar mehr Bedeutung zukommt als
denen der spontanen, eher kurzfristigen Aktivität. So überrascht
es nicht, dass adipöse Kinder länger fernsehen und ihr Übergewicht bei Verringerung des TV-Konsums reduziert war.
Fettkonsum
Bei Erwachsenen wurde schon 1992 festgestellt, dass sich Normal- und Übergewichtige, wenn Ernährungstagebücher analysiert werden, nicht in ihrer Kalorienzufuhr unterscheiden.
Große Unterschiede allerdings ergeben sich, wenn die energieliefernden Nährstoffe betrachtet werden. Adipöse Personen
konsumieren erheblich mehr Nahrungsfett, essen aber weniger Kohlenhydrate (Abb. 4, Seite 15). Die Gruppe mit einem
BMI bei 29 liegt bei etwa 50 Energieprozent Fett und bei nur
37 Energieprozent Kohlenhydraten, eine den Empfehlungen
der DGE gegenüber erheblich verzerrte Nährstoffrelation, deren optimale Verteilung bei 30 Energieprozent Fett und bei
mehr als 55 Energieprozent Kohlenhydraten angesetzt wird.
BMI
29
Relativer Fettverzehr/Relativer KH-Verzehr
und Body-Mass-Index BMI
Basis: n = 200.000
– 7 Tage-Ernährungsprotokolle
Abb. 4:
Je höher der Fettgehalt
bzw. je niedriger der
Kohlenhydratgehalt der
Nahrung, desto höher
der BMI
28,5
28
27,5
27
Fettverzehr
Kohlenhydrat-Verzehr
Neue Studien an Kindern kamen zu sehr vergleichbaren Ergebnissen. Je höher der Fettgehalt bzw. je niedriger der
Kohlenhydratgehalt der Nahrung, umso höher lag der BMI der
Kinder. Übergewichtige Kinder nahmen den Großteil ihres
Nahrungsfettes insbesondere durch Snacks und fetthaltige
Zwischenmahlzeiten auf. Neue Befunde aus Brasilien und Entwicklungsländern weisen ebenfalls auf signifikante Assoziationen zwischen Fettkonsum und den auch dort steigenden
Prävalenzen für Übergewicht hin.
Neue Studien, die gezielt Essverhalten, Nahrungswahl und
Bewegungsmuster von Kindern feststellten, belegen übereinstimmend die besondere Bedeutung der erhöhten Nahrungsfett- und reduzierten Kohlenhydratzufuhr für die kindliche
Adipositas. Unklar bis heute bleibt, auf welchem Mechanismus die Wahl von fettreicheren Speisen durch adipöse Kinder
beruht. In einer Studie wurde deutlich, dass adipöse Mütter
ihre eigene Fettpräferenz auf ihre Kinder übertragen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Essverhalten zu einem erheblichen Anteil gelerntes Verhalten ist, insbesondere die Ausformung des Essverhaltens und die Bevorzugung oder Ablehnung
bestimmter Lebensmittel. Neben dieser Hypothese des Lernens
durch Beobachtung wird auch eine mögliche evolutions-
Es ist bislang unklar,
warum adipöse
Kinder fettreiche
Speisen wählen
15
biologische Deutung diskutiert, da ein Fettverzehr, wenn möglich, immer eine effektivere Energieaufnahme und damit eine
höhere Überlebenswahrscheinlichkeit unter verknappten Ressourcen darstellte.
Körperfett „kommuniziert“ mit dem zentralen Regulationszentrum über den Botenstoff Leptin. Kann Leptin aufgrund
eines Gendefektes nicht exprimiert werden, so steigt das
Gewicht jener ob/ob-Mäuse (genetisch bedingt adipös) rapide an, an denen Friedman et al. diesen Wirkmechanismus
entdeckt haben. Wird diesen Tieren nun Leptin injiziert, so
wirkt diese Substanz hemmend auf den Hunger und steigert den Energieumsatz: die Mäuse nehmen ab. Auch wenn
es zur Zeit noch keine Anwendung der Leptinforschung für
die Klinik gibt, so ist dieser Bereich doch ein aufschlussreiches
Beispiel für biologische Regulationen, die der kognitiven
Kontrolle verschlossen bleiben. Übrigens: Adipöse Menschen
haben zumeist höhere Leptinspiegel, so dass „ihr Problem“
nicht in der Leptin-Produktion besteht.
Studien zeichnen
ein neues Bild
von der Ätiologie
der Adipositas
Fettspeicher sind
evolutionsbiologisch
betrachtet genial
Adipöse Kinder
essen zu viel Fett,
zu wenig Kohlenhydrate und bewegen
sich oft zu wenig
16
Werden verschiedene Studienergebnisse simultan betrachtet,
dann rundet sich in gewisser Weise ein neues Bild über die
Ätiologie der Adipositas ab und weist dem einfachen Prinzip
der positiven Energiebilanz „Adipöse essen zuviel“ keinen wirklichen Erklärungswert zu.
Die Entwicklung des Fettspeicherprogramms war eine geniale,
evolutionsbiologische Notwendigkeit, um der Menschheit das
Überleben in Mangel- und Notzeiten zu ermöglichen. Erst seit
50 Jahren (einer Mikrosekunde aus der Zeitsicht der Evolution)
sind Notzeiten durch permanenten Überfluss abgelöst. Keine
Zeitspanne, um auf „Anpassungsprozesse“ zu hoffen. So besitzen auch Kinder bereits das evolutionsbiologische Programm,
Energiereserven in Fettdepots anzulegen, in ihrer genetischen
Anlage.
Gerade jene Kinder, die viel Nahrungsfett konsumieren, sind
häufiger adipös. Andererseits verzehren sie weniger Kohlenhydrate. Oft bewegen sie sich weniger, wobei nicht immer
geklärt werden kann, ob die Inaktivität Ursache oder Folge
der Adipositas ist. Spezifische Persönlichkeitsstrukturen konnten als kausale Bedingungen für die Adipositas nicht festgestellt werden.
Neue Aspekte für Prävention und Therapie
So ergeben sich für Prävention und Therapie der kindlichen
Adipositas eine Fülle neuer Aspekte, die die herkömmlichen
Strategien der Reduktionsdiäten ablösen muss.
Festzuhalten sind folgende Bedingungen:
◆ Es ist nicht die persönliche Schuld des Kindes, wenn es an
Gewicht zunimmt oder zugenommen hat. Aufgrund seiner
genetischen Disposition in Zusammenhang mit bestimmten
Umweltfaktoren reagiert der Organismus mit der Energiespeicherung, falls die Gesamtenergiebilanz dies zulässt.
◆ Trotz genetischer Disposition ist Adipositas kein unentrinnbares Schicksal, denn sie entsteht als Interaktion zwischen
Genetik und Umwelt. Ist die Umwelt adipositasfeindlich (z.B.
Nachkriegszeit), manifestiert sich kein Übergewicht.
◆ Bei spontaner Nahrungswahl konsumieren manche Kinder
mehr Fett und weniger Kohlenhydrate. Diese Kinder nehmen eher zu und werden adipös. Ob es sich dabei um Lernvorgänge oder biologische Dispositionen handelt, ist bislang ungeklärt.
◆ Adipöse Kinder sind eher inaktiv. Auch wenn dies nicht
unbedingt eine Ursache der Adipositas sein muss, sondern
Folge sein kann, kommt der Steigerung der körperlichen
Aktivität eine große Bedeutung zu.
◆ Da die Adipositas kein Resultat einer kognitiven Steuerung
ist, sollte von kognitiven Maßnahmen nicht zuviel erwartet
werden. Gegen Adipositas erscheint ein Verhaltenstraining
wirksamer, das den Spielraum für die biologisch programmierte Gewichtszunahme einschränkt.
17
Übergewicht – Therapie und Prävention
Eine Gewichtsstabilisierung kann bei
Kindern schon ein
voller Erfolg sein
THERAPIEZIELE
Die Gewichtsabnahme ist nicht das eigentliche Ziel der Adipositastherapie! Gerade bei Kindern, die – bezogen auf ihr
Gewicht – von dem zu erwartenden Längenwachstum profitieren, kann auch eine Gewichtsstabilisierung ein voller Erfolg
sein.
Gewichtsabnahme darf nicht mit Adipositastherapie verwechselt werden.
Adipositastherapie heißt:
Stabilisierung des reduzierten Gewichts zur Besserung oder
Vermeidung gesundheitsriskanter Folgen des Übergewichts.
Das anzustrebende
Therapieziel:
dauerhaft stabile
Gewichtsnormalisierung
Primäre Ziele
Da Gewichtsverluste auch mit höchst unsinnigen Maßnahmen,
wie FdH, Hungern, Eier-Diät usw., erreichbar, aber nicht langfristig zu halten sind, ist das wirklich anzustrebende Therapieziel eine dauerhaft stabile Gewichtsnormalisierung. Dabei ist
der Zeitfaktor wichtiger als das Ausmaß der Gewichtsreduktion:
Fünf Kilogramm über fünf Jahre stabilisiert sind effektiver als
10 Kilogramm, die nur 6 Monaten gehalten werden.
So unmittelbar die Gewichtsabnahme als Therapieziel ins Auge
fällt, umso wichtiger ist es, die primären Ziele zu definieren
und zu erreichen, die dann ihrerseits als Initiatoren eine
Gewichtsreduktion wahrscheinlich machen. So gelten als sieben primäre Ziele:
1. Normalisierung des Fettgehaltes im täglichen Essen
2. Erhöhung der Zufuhr von Kohlenhydraten
3. Vermeidung von langen Phasen der Inaktivität
4. Steigerung der aktiven Bewegung im Alltag
5. Umgang mit Misserfolgen
6. Erhöhung des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls
7. Dauerhafte Gewöhnung an das neue Verhalten
Möglichst keine
Vereinbarung über
einen festen Kilobetrag beim Abnehmen treffen
18
Werden diese Ziele erreicht, wird sich auch das Gewicht
reduzieren. Im Einzelfall ist es kaum möglich vorherzusagen,
wieviel Kilogramm abgenommen werden. Daher ist es eine
sinnvolle Misserfolgsprophylaxe, keinen festen Kilobetrag zu
vereinbaren. Sollte das Kind selbst auf einen festen Betrag hinstreben, so muss darauf eingewirkt werden, dass dieses „Ziel“
auch erreichbar ist (nicht mehr als maximal 10% des Ausgangsgewichts!). Diese Festlegung kann aber auch nachteilige Folgen haben, da dann nicht das Verhalten, sondern die Waage
zum Zentrum wird und Verhaltensweisen u.U. durch Gewichtsabnahme belohnt werden, die eher ungünstig sind (z.B. nichts
essen).
Grundsätzlich sollten Prinzipien der Lernpsychologie beachtet
werden. Eine Kernaussage ist, dass Kinder (wie Erwachsene
auch) vor allem das Verhalten wiederholen, mit dem sie gute
Erfahrungen machen, das also durch Erfolg belohnt wird.
Positive Verstärkung stabilisiert das Verhalten. Strafe und Misserfolge dagegen destabilisieren. Alle Ziele, die gesetzt werden, müssen darum mit größter Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führen, damit sie das Verhalten stabilisieren. Kleine Schritte
und realistische Anforderungen, die möglichst schnell gemeistert werden, sind daher notwendig. Ziele, die in weiter
Zukunft erst erreicht werden können, wirken aktuell wenig
verstärkend. Das ist eine permanente Erfahrung der Prävention: jetzt keinen Kuchen, dafür Gewichtsabnahme in vier Wochen! Das motiviert Menschen nicht richtig.
THERAPIEMASSNAHMEN
Die erfolgversprechenden Maßnahmen bei adipösen Kindern
können sich nur auf Ess- und Bewegungsverhalten beziehen.
Die gerade in jüngster Zeit für adipöse Erwachsene angebotenen Medikamente sind für Kinder ebenso wie die chirurgische
Intervention nicht empfehlenswert, zumal auch keine gesicherten klinischen Daten vorliegen.
Positive Verstärkung/Erfolg stabilisiert Verhalten,
Strafe und Misserfolg destabilisieren
Ess- und Bewegungstherapie für
Kinder: ja;
Medikamente und
chirurgische
Intervention: nein
Ein ideales Alter um Maßnahmen zu ergreifen liegt sicher zwischen 8 und 12 Jahren. Das Kind kann intellektuell angesprochen werden, es kann bereits lesen, ohne aber schon in der
Pubertät zu sein. Therapiemaßnahmen unter 8 Jahren sollten
mit einem Kinderpsychologen geplant werden.
Zwischen 8 und
12 Jahren ist eine
Intervention am
besten
Trainingsprogramme für adipöse Kinder müssen also erreichen,
dass weniger Fett und mehr Kohlenhydrate konsumiert werden, dass Immobilität abgebaut und Aktivität aufgebaut wird,
dass eine negative Selbsterklärung des eigenen Übergewichts
korrigiert und die soziale Kompetenz gestärkt wird.
Ziele sinnvoller
Therapieprogramme
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Fett liefert mehr
als doppelt so viel
Energie pro Gewichtseinheit wie
Kohlenhydrate
oder Eiweiß.
500 kcal sind in
65 g Streichfett
oder 300 g Brot!
Die Oxidationshierarchie
der Nährstoffe:
1. Alkohol
2. Kohlenhydrate
3. Eiweiß
4. Fett
20
Weniger Fett – mehr Kohlenhydrate
Die Zieldefinition „weniger Fett, mehr Kohlenhydrate“ gibt
immer wieder Anlass zu Missverständnissen, obschon zahlreiche klinische Studien vorliegen, die mit dieser Strategie zu
positiven Ergebnissen führten. Ein Einwand geht davon aus,
dass bei einer Freigabe der Kohlenhydrate (ad libitum) ein
Energieüberschuss aufgenommen werden kann, der zur
Gewichtszunahme führen muss. Schließlich sei Kalorie gleich
Kalorie, gleich welcher Herkunft. Darum helfe nur das Prinzip
der Kalorienreduktion wirklich.
Zur Klärung dieses offenkundigen Missverständnisses muss klargestellt werden, dass physikalisch natürlich alle Kilokalorien als
Maßeinheit vergleichbar sind. Doch Kalorien können nur durch
energieliefernde Stoffe aufgenommen werden. Das sind Fett,
Eiweiß, Kohlenhydrate (und Alkohol). Ein Gramm Fett liefert
9 kcal, ein Gramm Eiweiß oder Kohlenhydrate jeweils 4 kcal
(1 g Alkohol liefert 7 kcal). Zunächst fällt auf, dass Fett mehr
als doppelt soviel Energie pro Gewichtseinheit bringt. Kohlenhydratreiche Lebensmittel sind Pflanzenprodukte, wie Brot,
Reis, Nudeln, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Salat, die einen hohen Wasseranteil haben und zudem Ballaststoffe enthalten.
500 kcal als Fett sind in ca. 65 g Streichfett. Aber erst mehr als
300 g Brot liefern 500 kcal als Kohlenhydrate. Faktor 1:5!
500 kcal sind tatsächlich 500 kcal, aber ob als Streichfett oder
als Brot gegessen, wirken sie dennoch sehr unterschiedlich.
Prentice hat die Oxidationshierarchie der Nährstoffe untersucht.
Die Frage an ihn war: „Are all calories equal?“ Seine Antwort
ist eindeutig. Der Organismus verbrennt die Energieträger in
unterschiedlicher Rangreihe. Steht Alkohol zur Verfügung, wird
dieser primär verbrannt, zumal keine Speichermöglichkeiten
vorhanden sind. An zweiter Stelle werden Kohlenhydrate
oxidiert, dann folgt Eiweiß, und an letzter Stelle erst rangiert
das Fett. Solange Alkohol, aber auch Kohlenhydrate zur Verfügung stehen, wird kein Fett verbrannt. Darum setzt ein Zuviel an Nahrungsfett so leicht an.
Die entscheidende Frage ist nun, ob eingespartes Nahrungsfett – energiemäßig vergleichbar – als Kohlenhydrate zusätzlich verzehrt werden kann. Konkret: Wer 6 Scheiben Brot ohne
Streichfett isst und so 60 g Fett spart, müsste anschließend
noch 7 Scheiben Brot hinterher essen, um die Kalorien durch
Kohlenhydrate auszugleichen. Es ist schwierig, wie auch die
Praxis belegt, bei 60 g Fett als Tageskonsum am Abend auf
insgesamt 2500 kcal zu kommen.
Kohlenhydrate haben zudem eine doppelt so hohe Sättigungswirkung im Vergleich zu Fett. Die fettnormalisierte Ernährung
bezieht 30% der Kalorien aus Fett und über 50% aus Kohlenhydraten. Konkrete Speisepläne, die diese Empfehlung der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung einhalten, geben viel
Nahrungsvolumen zu essen, sie machen also satt. Das ist auch
der eigentliche Punkt, warum kalorienreduzierte Esspläne immer wieder abgebrochen werden, denn sie verringern mit der
pauschalen Kalorienreduktion auch die Essmenge und lassen
darum keine ausreichende Sättigung aufkommen. Kurz zusammengefasst: eine fettnormalisierte Ernährung bei liberaler
Kohlenhydrataufnahme ist unter dem Strich eine energiereduzierte Kost, die wegen der großen Menge auch sättigt.
Fettarme/kohlenhydratreiche
versus energiereduzierte Kost
Änderungen während der Therapie
Häufiges Missverständnis:
Kalorie = Kalorie
Dauer: 6 Monate
In Studien wurde die pauschale Kalorienreduktion gegen eine
fettnormalisierte Ernährung bei unbeschränktem Zugang zu
Kohlenhydraten getestet. Shah et al. fanden nach 6 Monaten
eine vergleichbare Gewichtsabnahme. Die Patientengruppe mit
freiem Zugang zu den Kohlenhydraten stufte Geschmack,
Sättigung und Lebensqualität positiv ein. Die Gruppe mit pauschaler Kalorienrestriktion gab in allen drei Punkten negative
Bewertungen. Interessant ist, dass die erste Gruppe pro Tag
auf 37 g Fett kam, insgesamt mit 1587 kcal/Tag aber kaum
mehr Energie aufgenommen hatte als die „Kaloriengruppe“
(1557 kcal/Tag). Die „Kohlenhydrat-Freigabe“ beschränkt sich
durch die Beschaffenheit der Lebensmittel von selbst.
Eine fettnormalisierte Ernährung
bei liberaler
Kohlenhydratzufuhr
ist energiereduziert
und macht satt
Abb. 5:
Patienten mit fettnormalisierter Ernährung
und Freigabe des Kohlenhydratkonsums stuften
Geschmack, Sättigung
und Lebensqualität
positiv ein. Patienten
mit pauschaler Kalorienreduktion bewerteten
negativ. Beide verzeichneten vergleichbare
Gewichtsabnahmen.
fettarm
kohlenhydratreich
n = 47
energiereduziert
n = 42
21
Im Fettkontrollieren
geschulte Patienten
halten ihr Gewicht
besser als die
im Kalorienzählen
trainierten
In Kopenhagen nahmen Patienten zunächst relativ schnell ab
(12 – 14 kg mit Medikamenten /Formula Diäten). Danach wurden sie in zwei Gruppen geteilt, die ein Jahr lang jeweils ein
intensives Training durchführten. Eine Gruppe lernte, Kalorien
zu zählen. Die andere wurde in fettnormalisierter Ernährung
bei Kohlenhydraten ad libitum geschult. Ein weiteres Jahr ohne
Schulung wurde abgewartet, dann kamen die Patienten zur
Gewichtskontrolle. Die im Kalorienzählen trainierten Patienten hatten durchschnittlich 11,3 kg zugenommen, die fettkontrollierten Patienten dagegen nur 5,4 kg. Ein weiterer
Beleg dafür, dass diese Strategie vor allem auch langfristig von
Vorteil ist.
Abb. 6:
Nach 1 Jahr Training
und 1 Jahr ohne
nahmen Patienten,
die fettkontrolliert aßen,
weniger an Gewicht
wieder zu als jene,
die Kalorien zählten
Fettkontrolle versus Kalorienzählen
➜
➜
➜
= Fett Kohlenhydrate
22
THERAPIEABLAUF
Voraussetzung ist eine intrinsische (aus sich selbst heraus wirkende) Motivation des Kindes zur Gewichtsabnahme, da nur
es selbst sein Verhalten dauerhaft regulieren kann. Kinder, die
nur „interessiert sind“ abzunehmen oder dies nur auf Druck
des Arztes oder der Eltern versuchen wollen, haben zumeist
kaum eine realistische Chance. Allerdings können erste Anfangserfolge dann zu einer überdauernden Motivation führen.
Warum bin ich dick?
Im Gespräch mit dem Kind über Ursachen von Übergewicht
sollte geklärt werden, welche Gründe das adipöse Kind selbst
sieht. Dabei muss ruhig abgeklärt werden, ob das Kind diese
vorgebrachten Gründe tatsächlich selbst glaubt oder nur solche Gründe wiederholt, die ihm bislang immer angelastet
wurden. Das folgende Beispiel mag ein solches Gespräch wiedergeben.
= Kalorien
Studien belegen:
Je höher die Fetteinsparung, desto
stärker die
Gewichtsabnahme
Möglichkeiten, Fett einzusparen, müssen individuell ausgewählt
und auch mit den Eltern besprochen werden. Eine Quelle
können bestimmte fettreiche Lebensmittel sein, die das Kind
gerne isst. Eine weitere Quelle kann auch in der Küche sprudeln, wenn viel Koch- und Bratfette verwendet werden. Darauf wird später eingegangen.
Andere Studien ergänzen die Absicherung der neuen diätetischen Strategie. Allein die Verwendung von fettreduzierten
Lebensmitteln führt zu Gewichtsabnahmen. Dabei ist der individuelle Spielraum natürlich unterschiedlich, je nachdem wie
viele Lebensmittel verzehrt werden, von denen es fettreduzierte
Varianten gibt. In einem Grundlagenexperiment wurden freiwillige Versuchspersonen getestet, um zu prüfen, welche Lebensmittel sie durch fettreduzierte Varianten ersetzen können.
Sie versuchten dies dann nach vorgegebenen Plänen, wobei
sie aber beliebig Kohlenhydrate zusätzlich essen konnten. Je
höher die Fetteinsparung, desto stärker die Gewichtsabnahme. Obschon hier keine Therapie geplant war, erfolgte eine
Nachuntersuchung 12 Monate später. Alle Versuchspersonen,
die weiterhin auf Fett geachtet hatten, konnten ihre Abnahme halten oder haben weiter abgenommen.
BeraterIn
Du findest also, dass du zu pummelig bist. Dein Gewicht
ist höher als bei anderen Kindern in deiner Klasse. Was
meinst du denn, woran das liegen kann?
Kind
Weiß auch nicht. Vielleicht esse ich zu viel. Manchmal
habe ich aber auch richtigen Hunger.
BeraterIn
Ganz genau weißt du auch keinen Grund. Du isst vielleicht mehr als deine Klassenkameraden?
Kind
Nein, die essen viel mehr als ich. Ich kriege nur wenig
mit. Und dann habe ich Hunger.
BeraterIn
Also, das ist nicht der Grund. Du möchtest eigentlich
mehr essen, um auch mal richtig satt zu werden.
Kind
Ja, aber das geht ja nicht. Dann werde ich noch dicker.
Ich esse wirklich ganz wenig.
Möglichkeiten des
Fettsparens auch
mit den Eltern
besprechen
Voraussetzung für
erfolgreiches
Abnehmen ist die
intrinsische Motivation des Kindes
Wo sieht das Kind
die Gründe für sein
Übergewicht?
23
BeraterIn
Das Ziel:
Abbau von Schuldgefühlen, Aufbau
der Einsicht, über
Handlungsspielraum
zu verfügen
Wesentliche
Fetteintragsquellen
aufspüren
24
Daran kann es also nicht liegen. Und trotzdem nimmst
du an Gewicht zu?
Kind
Ja, nicht so viel, aber etwas. Ich kann da nichts gegen
machen. Ich werde halt dick. Meine Mutter ist auch ein
bisschen pummelig. Das ist in der Familie bei uns.
BeraterIn
Das kann wirklich so sein, denn auch bei der Haar- und
Augenfarbe ähneln Kinder ihren Eltern. Warum nicht
auch beim Gewicht.
Kind
Wirklich, das kann sein? Was kann ich denn dann noch
dagegen tun?
BeraterIn
Du willst gerne etwas weniger wiegen. Das müssen wir
gemeinsam besprechen. Du kannst das schaffen. Aber
es ist nicht deine Schuld, wenn du jetzt so viel wiegst.
Kind
Aber das sagen doch alle. Ich würde zu viel essen.
BeraterIn
Das stimmt so nicht. Ich würde gerne einmal erfahren,
welche Lebensmittel du gerne magst...
Ich kann selbst viel tun
Im nächsten Schritt wird dem Kind erklärt, dass es ein natürliches Programm gibt, das auch das Gewicht mit steuert. Ähnlich, aber nicht ganz so streng, wie bei der Körpergröße. Beim
Gewicht hat das Kind selbst einen Einfluss. So kann beim Kind
Motivation aufgebaut werden, sich mit dem eigenen Gewicht
und dem der anderen Familienangehörigen zu beschäftigen.
Ziel sollte sein: Abbau von Schuldgefühl, Aufbau der Einsicht,
dass es einen Spielraum für eigenes Handeln gibt. Das Argument von der „Vererbung“ wird leicht als unentrinnbares
Schicksal verstanden. Hier bieten sich Vergleiche zu anderen
körperlichen und intellektuellen Fähigkeiten an, die von Kind
zu Kind unterschiedlich ausgeprägt, aber dennoch mit Training modifizierbar sind.
Das Ess-Protokoll
Im zweiten Schritt kann vereinbart werden, einmal alle Lebensmittel, Speisen und Getränke aufzuschreiben, die in einer
Woche verzehrt werden. Ziel dieses Verhaltensprotokolls ist,
die wesentlichen Fetteintragsquellen beim Kind aufzuspüren.
Die Mutter wird auch wichtige Informationen liefern können,
die die häuslichen Mahlzeiten betreffen.
Unterwegs als „Fettdetektiv“
Mit sachkundigem Blick lässt sich meist schnell feststellen, welche Speisen den höchsten Fetteintrag verursachen (häufig:
Streichfette, Wurst, Käse, fettreiche Süßigkeiten). Es könnte
dann eine Spielregel „Du bist der Fettdetektiv“ vorgeschlagen
werden, diesen Hauptfetteintrag in der kommenden Woche
zu halbieren. Das ist eine Zielsetzung, die meistens gelingt,
weil sie nicht zu hohe Anforderungen stellt. Damit stellt sich
der erste Erfolg für das Kind ein, der die Motivation stärkt.
Allgemein sollte auch nicht mehr als eine Verhaltensregel in
einer Woche geprobt werden.
BeraterIn
Du isst ja wirklich viele Sachen. Bei deinen Wurst- und
Käsebroten, aber auch bei der Nussnugatcreme kommt
erst immer Butter aufs Brot. Letzte Woche hast du 24
Scheiben Brot gegessen. Ich schlage dir ein Spiel vor, du
wirst dein eigener Fettdetektiv. Einverstanden?
Kind
Ja, aber was muss ich da tun?
BeraterIn
Ganz einfach. Du bewachst deine Brote. Unsere Spielregel heißt: 12 Scheiben in der Woche mit Wurst, Käse,
Nussnugatcreme, aber ohne Butter. Darauf muss der Detektiv aufpassen.
Kind
Na klar, das mach’ ich schon. Ich esse nie mehr Butter,
wenn das so gut ist.
Der letzte Satz des Kindes weist auf ein Problem hin, dass in
den letzten Jahren von der Verhaltensforschung erkannt und
entschärft werden konnte. Kinder wie Erwachsene reagieren
gerne und spontan „sehr vernünftig“, d.h. wenn die Butter
auf dem Brot gezählt werden soll, dann wäre es doch vernünftig, „überhaupt keine Butter mehr zu essen“. Paradox,
aber psychologisch verständlich ist, dass diese „so vernünftigen Verhaltensregeln“ in der Praxis äußerst unzweckmäßig
sind, weil sie nicht durchgehalten werden können.
Nicht mehr als
eine Verhaltensregel pro Woche,
z.B. Halbieren des
Hauptfetteintrags
„Vernünftige
Verhaltensregeln“
sind äußerst
unzweckmäßig
25
Rigide Verhaltenskontrollen sind
gekennzeichnet
durch Einseitigkeit
– geringste Abweichungen führen
zum Zusammenbruch der gesamten
Kontrolle
RIGIDE VERSUS FLEXIBLE VERHALTENSKONTROLLEN
Solche starren, absolut formulierten Vorsätze werden als rigide Verhaltenskontrollen bezeichnet. Sie bestehen häufig aus
spontanen Vorsätzen, die Patienten fassen, um ihr Verhalten
zu verbessern. Kennzeichen dieser rigiden Verhaltenskontrollen ist ihre Einseitigkeit, formuliert durch „immer“, „nur
noch“, „nie mehr“ oder 0% sowie 100%. Dadurch wird ein
Verhalten gefordert, bei dem bereits die geringste Abweichung
vom Vorsatz zum Zusammenbruch der gesamten Verhaltenskontrolle führt. Wer nie mehr Schokolade essen will, bei dem
reicht bereits der Verzehr von einem halben Stückchen, damit
die Gegenregulation einsetzt: „Wieder nicht geschafft. Jetzt
ist es auch egal“. Unter Gegenregulation wird verstanden,
dass ein eigentlich diätetisch unwesentliches Ereignis zum Abbau der gesamten Verhaltenskontrolle führt, so dass daraufhin ein unkontrolliertes Verhalten resultiert. Dieser Zusammenbruch der Kontrolle wird von Patienten häufig als „Dammbruch“ oder „Deichbruch“ beschrieben. Menschen mit bulimischen Essstörungen sind extrem rigide kontrolliert. Eine geringe Überschreitung des „Alles-oder-Nichts-Vorsatzes“ kann
eine Heißhungerattacke auslösen. So sind die Vorgaben „Nie
mehr Süßigkeiten zu naschen“ oder „Nur noch Vollkornbrot
zu essen“ rigide Kontrollen, die so extrem unter permanenten
Überflussbedingungen nicht durchzuhalten sind. Der durch die
Gegenregulation ausgelöste Misserfolg destabilisiert das Verhalten, schwächt das Selbstwertgefühl und verführt dazu, die
missliche Situation durch eine erneute rigide Kontrolle „Also,
ab morgen, da esse ich nie mehr...“ zu bewältigen.
Als wesentlich günstiger für eine stabile Verhaltensänderung
haben sich flexible Kontrollen herausgestellt. Merkmale der
flexiblen Verhaltenskontrolle sind, dass sich diese
◆ auf einen überschaubaren Zeitraum beziehen
(z. B. eine Woche) und
◆ Möglichkeiten der Verhaltenskorrektur zulassen.
Flexible Verhaltenskontrolle definiert
einen überschaubaren Zeitraum und
realistische Ziele
26
Statt des rigiden Vorsatzes „Nie mehr Schokolade“ ist der
Vorsatz „Bis zu drei Tafeln Schokolade in der kommenden
Woche“ eine flexible Verhaltenskontrolle, wenn zuvor vier oder
fünf Tafeln pro Woche konsumiert wurden. Die flexible Verhaltenskontrolle definiert einen überschaubaren Zeitraum (z.B.
eine Woche) und gibt ein Ziel vor, das realistisch erreicht werden kann. Dadurch wird die Gegenregulation unwahrscheinlich. Flexible Kontrolle lässt Verhaltenskorrekturen zu und führt
nicht bei einer ersten, geringfügigen Überschreitung zur Gegenregulation und damit zum Misserfolg. Binge-Eating-Disorder (BED), jene Heißhungerattacken bei Adipösen ohne nachfolgendes Erbrechen, kann auch als Folge rigider Verhaltenskontrolle verstanden werden.
Rigide Kontrollen ausschalten, flexible Kontrollen
etablieren
Die wichtige Aufgabe in der Therapie ist daher, rigide Kontrollen zu erkennen und auszuschalten, um dafür Verhaltensziele
mit dem Kind zu vereinbaren, die nach dem Muster der flexiblen Kontrolle gestaltet sind. Ziel der verhaltenstherapeutischen
Maßnahmen ist ein selbstkontrolliertes Essverhalten des
Kindes hinsichtlich Auswahl und Menge der Lebensmittel und
Speisen, das eine Gewichtsabnahme bzw. eine Stabilisierung
des reduzierten Gewichts fördert.
Das Ziel:
selbstkontrolliertes
Essverhalten des
Kindes
Abb. 7:
Rigide Verzehrskontrollen
gehen mit einem
höheren BMI einher
30
29
+++
28
rigide Kontrolle
BMI
27
-----
+++
flexible Kontrolle
Die Zielvorgabe sollte zunächst knapp unter dem Baseline Wert
liegen, um das Anspruchsniveau nicht zu hoch zu setzen.
Eine Unterschreitung solcher Zielvorgabe ist möglich und wird
als Erfolg erlebt. Selbst eine tatsächliche Reduzierung der
Quantität auf Null unter solchen Bedingungen ist möglich und
dennoch keine rigide Kontrolle, da die Vorgabe nicht auf Null
gesetzt war und dadurch auch beim Verzehr einer bestimmten Menge keine Gegenregulation ausgelöst worden wäre.
27
Pudel und Westenhöfer (1992) konnten zeigen, dass eine rigide Verzehrskontrolle mit einem höheren BMI einhergeht als
flexible Verhaltenskontrolle (Abb. 7, Seite 27). Rigide Kontrolle
des Verzehrs prädisponiert für Adipositas.
Die diätetischen und verhaltenstherapeutischen Zielsetzungen
müssen zusammen in das Verhaltenstraining integriert werden: Das Kind muss lernen, mit flexibler Kontrolle seinen Fettverzehr zu reduzieren.
Das geschieht über die verhaltenstherapeutischen Prinzipien
◆ Selbstbeobachtung
(Kind erkennt, was, wann und wieviel Fett es isst)
◆ Selbstbewertung
(Kind beurteilt seine Beobachtung und vereinbart
realistische Ziele)
◆ Selbstkontrolle
(Kind reguliert sein Verhalten flexibel, um diese Ziele
zu erreichen)
Die folgenden Schritte erleichtern die Therapie und die Motivation, längere Zeit durchzuhalten. Das Kind wird motiviert
durch realistische Zielvorgaben,
nach subjektiver Einschätzung seiner Verhaltenspotentiale,
durch ein Training in kleinen Schritten mit Teilzielen,
durch konkrete und präzise Maßnahmen,
die eine flexible Verhaltenskontrolle mit Korrekturmöglichkeit
bieten.
Anzustreben ist
eine sukzessive Reduktion fettreicher
Komponenten
nach dem Muster
der flexiblen
Verhaltenskontrolle
28
FETTNORMALISIERUNG
Bei adipösen Kindern kann der tägliche Fettkonsum durchaus
bei 150 g /Tag oder mehr liegen. Als kognitive Komponente
des Verhaltenstrainings wird das Kind lernen müssen, wieviel
Fett die einzelnen Speisen oder Lebensmittel enthalten, die es
üblicherweise isst. Sukzessive, d.h. Woche für Woche, werden die fettreichen Komponenten jeweils fokussiert und eine
Reduktion nach dem Muster der flexiblen Kontrolle angestrebt.
Optimal sind ca. 60 g Fett/Tag am Ende des Verhaltenstrainings.
Dabei ist zu bedenken, dass möglichst mit den Schritten begonnen wird, die dem Kind den geringsten Verhaltensaufwand
auferlegen. Das Ziel kann nicht sein, alle Elemente des Essverhaltens zu verändern.
Das Ziel der Verhaltensmodifikation besteht darin, mit den
geringsten Verhaltensänderungen den ernährungsphysiologisch höchsten Effekt zu erzielen.
Strikte Verbote von Lebensmitteln fallen unter die rigide Kontrolle und sind damit verhaltenspsychologisch kontraindiziert.
„Es ist verboten, bestimmte Lebensmittel zu verbieten!“
Alle Änderungen sollten nach den Prinzipien der flexiblen Kontrolle geplant werden, die Möglichkeit für eine Verhaltenskorrektur eröffnet. Hinsichtlich des Körpergewichts, aber auch
bezogen auf die allgemeine Ernährung ist von völlig untergeordneter Bedeutung, welche konkrete Speise bei einer bestimmten Gelegenheit verzehrt wird. Die Toleranzschwelle kann
sehr hoch gelegt werden, da eine Mahlzeit maximal 0,1% der
Jahresernährung ausmacht und damit weder Figur noch
Ernährungszustand nachhaltig tangiert. Ausschlaggebend und
therapeutisch auch wichtiger sind die Gewohnheiten, die zu
einem permanenten Fettkonsum und/oder zu einer grundsätzlichen Reduktion der Kohlenhydrataufnahme beitragen. So
kumulieren allein 50 g Streichfett auf etwa 5 Scheiben
Brot täglich zu einem Jahresfetteintrag von 15 kg. Der
grundsätzliche Verzicht auf Obst mindert die Jahreskohlenhydrataufnahme um 18 kg, die erreicht werden könnte, wenn
täglich nur zwei Bananen verzehrt würden.
Ausschlaggebend
und therapeutisch
wichtig ist es, Gewohnheiten zu verändern, die zum
permanenten Fettkonsum beitragen
TIPPS FÜR DIE PRAXIS
◆ Relativ leicht umsetzbare Schritte sind der Austausch von
fettreichen durch fettreduzierte Produkte. So kann Streichfett durch einen Kremquark bei fetthaltigen Brotbelägen
ersetzt werden, da die sensorische Qualität dadurch nicht
beeinträchtigt wird und der Kremquark als Haftmittel dafür
sorgt, dass Wurst oder Käse auf dem Brot kleben. Der Austausch sollte in angemessenen Schritten von Woche zu
Woche erfolgen, um der Gegenregulation vorzubeugen.
◆ Gut frühstücken ist wichtig – auch hier lautet die Devise:
reich an Kohlenhydraten und Nährstoffen, aber arm an Fett.
Cerealien und Müsli mit fettarmer Milch sind z.B. gut geeignet.
29
◆ Austausch von Normalvarianten gegen fettreduzierte Varianten, so vor allem im Wurst- und Milchproduktesortiment.
Leberwurst ist mit einem Fettgehalt von unter 20% im Handel. Empfehlenswert ist Trinkmilch mit 1,5% Fett, ebenso
Jogurt. Schnittkäse mit weniger als 25% Fett i. Tr. (in der
Trockenmasse).
◆ Verwendung von fettarmen Lebensmitteln als Brotbelag, wie
z.B. Harzer Käse, Schinken, Cornedbeef. Aber auch Tomaten, Gurke, Radieschen.
◆ Sparsame Verwendung von Öl und Backfetten in der Küche
setzt voraus, dass die üblicherweise verbrauchten Mengen
zunächst einmal dokumentiert werden. Eine Datumsangabe
auf dem Streichfett, ein Klebeband mit Datum auf der
Ölflasche können helfen, den Verbrauch in einer oder zwei
Wochen festzustellen. Daraus ergibt sich eine flexible Vorgabe, den Verbrauch zunächst um 10% abzusenken.
◆ Umstellung von fettreichen Süßigkeiten auf süße Kohlenhydrate. Statt Schokolade lieber Frühstücksflakes mit
Schoko-Geschmack, statt Cremetorte lieber Russisch Brot.
Erlaubt sind alle
Lebensmittel, die
vorwiegend
Kohlenhydrate
enthalten
Fettarme oder
gar fettfreie Süßigkeiten sind
ebenfalls erlaubt
Zuckerreiche Getränke in großen
Mengen können
problematisch sein
30
LIBERALISIERUNG DER KOHLENHYDRATE
Die Erkenntnislage der Forschung erlaubt es, beim adipösen
Kind den Verzehr von Kohlenhydraten zu steigern. Damit wird
dem Hunger vorgebeugt und bei der Mahlzeit eine intensivere
Sättigung erreicht. Eine „totale Freigabe“ bezieht sich auf alle
Lebensmittel, die vorwiegend Kohlenhydrate liefern, also auf
Brot und andere Getreideprodukte, wie Frühstücks-Cerealien
(z.B. Flakes oder Müsli), Beilagen wie Nudeln oder Reis, Kartoffeln, Obst, Gemüse sowie Rohkost und Salat. Wichtig ist
allerdings, diese Speisen nicht durch fettreiche Soßen oder andere fettreiche Beilagen zu verändern.
Fettarme oder gar fettfreie Süßigkeiten werden ebenfalls liberalisiert, zumal die Sortimentsvielfalt dadurch erheblich eingeschränkt wird (es bleiben u. a. Russisch Brot, Gummibärchen,
Fruchtbonbons, Honig, Konfitüre, Zucker). In der Regel haben
Süßigkeiten einen hohen Fettanteil, wie z.B. Schokolade, die
mehr Fettkalorien als Kohlenhydratkalorien liefert.
Problematisch im Einzelfall können Getränke (Limo, Cola, Apfelsaft) sein, wenn davon mehrere Liter/Tag getrunken werden.
Dadurch kann die Kohlenhydratzufuhr den kritischen Bereich
von 400 bis 500 Gramm/Tag übersteigen, so dass auch mit
einer Konvertierung der Kohlenhydrate in Fett gerechnet werden muss. Empfohlen werden Fruchtsäfte, die zur Schorle mit
Mineralwasser verdünnt werden.
Von diesem letzten Punkt abgesehen, kann sich die therapeutische Ernährungsintervention beim Kind allein darauf beschränken, den Fettanteil zu reduzieren. Was das Kind anstatt isst,
kann es sich selbst auswählen. Hier gibt es keine Restriktionen. Verstärkt wird die Reduktion ungünstigen Verhaltens
(Fettkonsum), wobei der Spielraum des Essverhaltens darüber
hinaus nicht eingeschränkt oder reglementiert wird. Die biologische Regulation wird das Kind über Hungergefühle motivieren, sich satt zu essen. Wählt es dabei vorwiegend Kohlenhydrate, ist das Training bereits sehr erfolgreich.
UMGANG MIT MISSERFOLGEN
Rückschritte und Misserfolge lassen sich nicht grundsätzlich
ausschließen. Der Versuch, ein Ernährungsverhalten zu ändern,
das in langen Lernprozessen etabliert wurde, ist schwierig, weil
eine permanente kognitive Kontrolle aktiviert werden muss,
bis sich die neuen Verhaltensweisen in Gewohnheiten ausgebildet haben. Dieser Prozess kann unter Umständen Jahre
dauern. Noch liegen keine Studienergebnisse vor, die eine Einschätzung erlauben, wann neue Elemente im Essverhalten so
habitualisiert sind, dass sie gewohnheitsmäßig ohne bewusste
Kontrolle ablaufen. Das ist auch der Grund für Misserfolge im
Training, die regelmäßig dann eintreten, wenn durch gravierende Lebensereignisse die Selbstkontrollfähigkeit des Kindes
herabgesetzt wird. In solchen Stresssituationen schieben sich
die eingeschliffenen Verhaltensmuster sofort wieder in den
Vordergrund. Sozialkonflikte oder Probleme in der Schule sind
Belastungen, die während einer Adipositastherapie sehr schnell
zur Gewichtszunahme führen.
Wenn es möglich ist, sollte diese Erfahrung bei der Planung
des Beginns der Adipositastherapie berücksichtigt werden. Es
ist wenig hilfreich für ein Kind, in solchen Belastungssituationen
mit der Therapie zu beginnen. Auch wenn Belastungen und
Konflikte in naher Zukunft absehbar sind, sollte die Therapie
zurückgestellt werden. Jeder Misserfolg, den das Kind als solchen erlebt, stellt eine psychische Belastung dar und schwächt
die Motivation für einen weiteren Versuch.
Die therapeutische
Ernährungsintervention kann sich
auf das Reduzieren
des Fettkonsums
beschränken
Es dauert lange,
bis neue Elemente
im Essverhalten
als Gewohnheit
etabliert sind
In Stresssituationen
fällt das Kind in
eingeschliffene
Verhaltensmuster
zurück und erlebt
Misserfolg
Bei Belastung oder
absehbaren
Konflikten besser
zunächst keine
Therapie starten
31
Was Erfolg und was
Misserfolg ist, entspringt der subjektiven Bewertung
Gemeinsam mit
dem Kind festlegen,
was als Erfolg und
was als Misserfolg
zu gelten hat
Die Internalisierung
von Misserfolgen
mit Anerkennen von
Schuld ist keine
günstige Basis für
Motivation
Der Schlaraffenland-Effekt kollidiert
mit dem biologischen Programm –
das Kind trifft keine
Schuld
32
Misserfolge sind subjektive Bewertungen eines Erlebnisses.
Misserfolge sind nicht objektiv definiert. Ein treffliches Beispiel
sind die neuen amerikanischen Erfolgskriterien für die Gewichtsabnahme. Nahezu alle Patienten würden, wenn sie bis knapp
auf 5% unter ihr Ausgangsgewicht zugenommen haben, dieses als Misserfolg erleben, während die amerikanische Expertenkommission in diesem Fall von einem Erfolg spricht. Eine
sinnvolle Misserfolgsprophylaxe besteht also auch darin, mit
dem Kind zusammen im Gespräch festzulegen, was als Erfolg
oder Misserfolg zu gelten hat, damit nicht Ereignisse, die vorkommen müssen oder gar unvermeidbar sind, vorschnell als
Misserfolg erlebt werden. Das betrifft insbesondere die Wiederzunahme des Gewichts nach einer aktiven Reduktionsphase.
Wichtig ist auch, wie das Kind selbst die Ursachen seines Übergewichts bewertet. Hier gibt es eine große Spannweite von
Patient zu Patient, von externaler Schuldzuweisung (Vererbung)
bis hin zu internaler Schuldübernahme („Ich esse viel zu viel“).
Nachdem die Wissenschaft zunächst jahrzehntelang das Prinzip der Energiebilanz in den Vordergrund gestellt hat und damit auf die relativ übermäßige Nahrungsaufnahme des Adipösen rekurrierte, werden heute biologische Einflussfaktoren
als wichtige Determinanten diskutiert. Inzwischen haben sich
allerdings mehr und mehr adipöse Kinder und ihre Eltern der
jahrelangen Schuldzuweisung unterworfen, so dass jedes unerwünschte Ereignis im Verlauf der Therapie als persönliches Versagen gewertet wird. Diese Internalisierung von Misserfolgen
mit Schuldanerkenntnis stellt keine günstige Voraussetzung
für eine dauerhafte Motivation in der Therapie dar, da dadurch
auch Selbstwertzweifel vermehrt werden.
Die gegenwärtige Forschungssituation rechtfertigt durchaus,
den Adipösen von persönlicher Schuld freizusprechen. Das biologische Fettspeicherprogramm ist ohne Zweifel eine sehr
effektive Überlebensstrategie der Evolution, das auf Mangel
und verknappte Nahrung optimiert ist. Der Schlaraffenlandeffekt kollidiert mit diesem biologischen Programm und kehrt
den Überlebenseffekt dadurch in eine gesundheitliche Beeinträchtigung um. So gesehen trifft das adipöse Kind keine (moralische) Schuld, denn es hat weder sein Übergewicht bewusst
angegessen, noch hat es sich wesentlich anders verhalten als
Menschen, die bei gleicher Energiezufuhr schlank bleiben.
Nicht Schuld ist das Gesprächsthema in der Adipositastherapie,
sondern die Chance der Verantwortung, trotz der biologischen
Voraussetzungen etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Die
Fettspeicherfähigkeit ist unter Überflussbedingungen so etwas
wie ein „Handicap“, eine Art „Behinderung“. Es gibt Spielraum, den zu nutzen eines der Hauptziele der Adipositastherapie ist. Diese Sichtweise kann adipöse Kinder motivieren,
statt Schuld und Schicksal zu beklagen, mehr die Chancen zu
nutzen, die die moderne Therapie mit den diätetischen Prinzipien und dem Verhaltensmanagement bietet. Der „Rückfall“
oder der „Misserfolg“ ist als Ergebnis solcher Sichtweise nichts
anderes als ein Trainingsstillstand, der wieder aufgeholt werden kann.
BEWEGUNGSPROGRAMM
Körperliche Betätigung erhöht zum einen direkt den Arbeitsumsatz, zum anderen wird durch einen trainingsinduzierten
Zuwachs von Muskelmasse auch der Ruheumsatz nachhaltig
gesteigert. Die Richtlinien der Deutschen Adipositas Gesellschaft (1999) empfehlen, die körperliche Aktivität in Form von
Sportarten durchzuführen, die große Muskelgruppen beanspruchen und relativ gelenkschonend sind (Schwimmen, Radfahren, Wandern). Allerdings werden nur jene Sportarten langfristig betrieben, die nicht als Pflichterlebnis empfunden werden. Wenn es auch vorübergehend notwendig ist, aus medizinischen Gründen auf o.a. Sportarten auszuweichen, so sollten schon während erfolgreicher Gewichtsabnahme verstärkt
Sportarten ausprobiert werden, die den Kindern Spaß machen
und daher auch nach Erreichen des kurzfristigen Abnahmeziels weiterhin durchgeführt werden (Grilo et al. 1993). Spielsportarten jeglicher Art sind in diesem Sinne sehr günstige
Sportarten, zumal sie häufig das ganze Jahr hindurch möglich
sind. Selbst Sportarten mit niedrigen Intensitäten sind vorteilhafter als körperliche Inaktivität (US-Department of Agriculture
& US-Department of Health and Human Services 1995).
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, Bewegung in alltägliche
Abläufe einzubeziehen („Aktiver Lebensstil“), die primär keinen Sport darstellen (zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule,
Treppe statt Aufzug benutzen u.a.).
Nicht Schuld und
Schicksal beklagen,
sondern die
Chancen nutzen
Körperliche Betätigung erhöht
den Arbeits- und
den Ruheumsatz
Schwimmen,
Radfahren und
Wandern sind gut
geeignet, weil
große Muskelgruppen beansprucht
und die Gelenke
geschont werden
Sportarten wählen,
die dem Kind Spaß
machen
Einen „aktiven Lebensstil“ anstreben
33
Ein neues Programm,
das alle dargelegten
Prinzipien anwendet
12-Wochen-Programm, unterstützt
durch Video
und vielfältige
Materialien
DAS POWERKIDS PROGRAMM
Die hier dargelegten Prinzipien wurden für eine praxisnahe
ambulante Therapie für adipöse Kinder zwischen 8 und 12
Jahren verwendet (Teilnahme ansonsten nicht limitiert). Das
Programm ist sehr spielerisch, motiviert Kinder und Eltern, gibt
positive Verstärkungen und fördert die Umstellung des Essverhaltens (mit dem Ergebnis einer Gewichtsabnahme).
Das Trainingsprogramm kann zu Hause über 12 Wochen durchgeführt werden. Ein Koffer mit vielen Materialien enthält auch
ein Videoband, in dem die 12 Wochenschritte jeweils veranschaulicht werden. Sechs pummelige Kinder und ihre Familien
zeigen unter der Moderation von Dr. Alexandra Rubin, wie
man mit Fettzies, Schlaffies und Winnies umgeht.
Der Pädiater übernimmt die Rolle des Initiators und Beraters.
Er sollte Eltern und Kinder motivieren, das Programm durchzuführen. Weitere Informationen für den betreuenden Arzt/
Berater und Anforderungsmöglichkeiten für Eltern sind erhältlich bei der Stiftung Kindergesundheit (Adresse Seite 35). Den
Ablauf des Programms kann der Pädiater steuern, in dem er
etwa alle drei Wochen Eltern und Kinder zum Gespräch bittet.
Er sollte dann das Gewicht des Kindes kontrollieren und Fragen klären.
Abb. 8:
Das PowerKids-Programm
umfasst eine Vielzahl von
Materialien
Kern des Konzeptes:
Reduktion ungünstigen Verhaltens
34
Kernpunkt des Programms ist eine verhaltenspsychologische
Konzeption, in der die Reduktion ungünstigen Verhaltens (Fettverzehr, Immobilität) verstärkt wird (durch Winnies). Gewinnt
ein Kind alle Winnies, wird es zum „PowerKid“. Das Programm
beginnt mit einer Verhaltensmessung, die das Kind selbst vornimmt. Es berechnet in einer Woche, wieviele Fettzies es isst
(1 Fettzie = 3 g Fett). Vorgefertige Formulare erleichtern die
Auswertung. Dann folgt ein Training, um die Fettzies abzubauen, wobei dem Kind freigestellt bleibt, was es isst. Als Verstärkung werden dabei Winnies gesammelt. Große Poster dienen zur Visualisierung der Erfolgsbilanz.
Im zweiten Teil des Trainings werden zunächst die Schlaffies in
einer Woche gezählt. Schlaffies stehen für jeweils eine halbe
Stunde Immobilität, die vermeidbar ist. Schularbeiten machen
oder Musikinstrument spielen ergeben keine Schlaffies, wohl
aber Fernsehen, Telefonieren oder Computerspiele. Dann heißt
es, Abbau von Schlaffies, um Winnies zu sammeln. Wiederum
wird dem Kind nicht vorgegeben, wie es sich mehr bewegen
sollte. Allerdings gibt es auch eine Aufstellung von besonders
geeigneten Bewegungsarten, über die direkt Winnies zu gewinnen sind.
So lernen die Kinder im praktischen Training, dass weniger
Fett und mehr Mobilität zu mehr Winnies beitragen. Zwischen
6 und 12 Wochen kann ein Kind die Gesamtzahl an Winnies
gesammelt haben, um sein Geschenk als PowerKid auspacken zu können.
Im Begleitmaterial sind ein Fettziekon und ein Fettziequiz enthalten. Im Fettziekon ist notiert, wieviele Fettzies in einzelnen
Lebensmitteln enthalten sind. Das Fettziequiz mit über 300
Spielkarten, auf denen Fotos von Lebensmitteln sind, dient
dazu, die Fettzies im Wettspiel mit Eltern oder Freunden richtig vorherzusagen. Zur fortlaufenden Kontrolle der Fettzies
bekommt das Kind Pyramiden mit Rubbelpunkten, unter denen noch zusätzliche Winnies gewonnen werden können. Die
vereinbarten Fettzies können im Kredit- oder Guthabenverfahren innerhalb einer Woche gegessen werden (flexible
Kontrolle). Weitere Materialien unterstützen die aktive Bewegungsplanung und die Erfolgsbilanzierung.
Eine erste Praxiserprobung zeigte, dass alle Kinder mit sehr
viel Spaß und Engagement das Training durchgeführt haben.
Zählen von
„Fettzies“ im Essen:
1 Fettzie = 3 g Fett
PowerKids steht ab Frühjahr 2000 zur Verfügung (Preis ca.
DM 80,00). Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:
PowerKids ist
ab Frühjahr 2000
verfügbar
Zählen von
„Schlaffies”:
1 Schlaffie = 1/2
Std. Immobilität
Abbau von
„Fettzies“ und
„Schlaffies“,
um „Winnies“ zu
sammeln
Gewinnt ein Kind
alle „Winnies“,
wird es zum
PowerKid und
erhält ein Geschenk
Das Fettziekon sagt,
wieviele „Fettzies“
in Lebensmitteln
stecken
Ein Fettziequiz
dient dazu,
„Fettzies“ richtig
vorherzusagen
Stiftung Kindergesundheit,
Grawolfstraße 26, 82166 Gräfelfing
www.kindergesundheit.de
35
Übergewicht beim Kind – Ausblick
Adipositastherapie
bleibt primär
ein langfristiges
Training im Verhaltensmanagement
Nur wenn der Patient Erfolg erlebt,
wird sich das
trainierte Verhalten
auch zukünftig stabilisieren
Im Zentrum der Adipositastherapie steht die Veränderung und
Stabilisierung des Essverhaltens. Natürlich müssen auch ein bestimmtes Basiswissen über Ernährung, z. B. Fettgehalt verschiedener Lebensmittel, und gegebenenfalls Einstellungsänderungen, z.B. „Ich muss gegen ein biologisches Handicap trainieren“, vermittelt werden. Dennoch bleibt Adipositastherapie
primär ein langfristiges Training im Verhaltensmanagement.
Die Kenntnis über die Grundprinzipien der Lerntheorie können dabei für den Therapeuten sehr hilfreich sein.
Ein Paradigma der Verhaltenspsychologie schreibt den Konsequenzen, die Verhalten nach sich zieht, die entscheidende
Bedeutung für das zukünftige Verhalten zu. Positive Konsequenzen (als positive Verstärkung bezeichnet) stabilisieren ein
Verhalten, negative Konsequenzen (negative Verstärkung)
destabilisieren das Verhalten. Ein Grundprinzip, das auch Eltern mit Lob und Tadel bei der Erziehung ihrer Kinder anwenden. Der Adipositastherapeut wird also die Behandlungsschritte
so wählen müssen, dass der Patient einen Erfolg erlebt. Nur
dann wird er das trainierte Verhalten auch in Zukunft stabilisieren.
Erfolg stabilisiert Verhalten
Misserfolg destabilisiert Verhalten
Förderung der
Compliance durch
Festlegung
realistischer Ziele
Therapieziele:
Entlastung von
Schuldvorwürfen,
liberal mit
Kohlenhydraten,
flexibel kontrollierter Fettkonsum,
mehr Bewegung
36
Non-Compliance ist daher aus lerntheoretischer Sicht häufig
eine Folge von zu hoch gesteckten Zielen, die nicht erreicht
werden und daher zum Misserfolgserlebnis führen. Durch die
Festsetzung realistischer Ziele kann also die Compliance direkt
gefördert werden.
Gerade bei Kindern muss die Therapie darauf abgestellt sein,
dass sich Erfolge einstellen. Die Therapie muss Spaß machen,
damit das Selbstwertgefühl steigt und die Lebensqualität zunimmt. Strafpunkte, Verbote oder rigide Kontrollen sind kontraindiziert.
Die Entlastung des adipösen Kindes von den immer noch weit
verbreiteten Schuldvorwürfen ist das erste wichtige Ziel in der
Therapie. Liberaler Umgang mit Kohlenhydraten, flexible Kontrolle beim Verzehr von Nahrungsfetten und eine Förderung
von aktiver Bewegung im Alltag sind die drei wesentlichen
Therapieziele. Die Reduktion des Gewichts ist dann eine Folge, sollte aber als Hauptziel nicht im Vordergrund stehen.
Das Fettspeicherprogramm, das genetisch verankert ist, entpuppt sich unter Überflussbedingungen für manche Kinder zu
einem Handicap. Doch es ist kein unentrinnbares Schicksal,
sondern eine Aufgabe, die es zu managen gilt. Dabei gelingt
nicht alles sofort. Wie bei einem Sporttraining gibt es auch
hier Trainingsstillstand oder gar einen Rückschritt, die jedoch
psychisch nicht als Misserfolge bewertet werden dürfen.
Jedes adipöse Kind, das lernt, mit Vergnügen Kohlenhydratreiches zu essen und Fett sparsamer zu konsumieren, wird nicht
weiter zunehmen. Steigert es seine aktive Bewegung wird es
langfristig zur besseren Gewichtsabnahme kommen. Erfolge
spornen an, das neue Verhalten zu stabilisieren. Zudem wächst
das Kind und verbessert durch jeden Zentimeter Zuwachs seinen Body-Mass-Index, selbst bei Gewichtskonstanz.
Allerdings kann das Kind nicht völlig allein sein eigener
Verhaltenstherapeut sein. Zusätzlich muss die Umwelt Unterstützung leisten und eine gewisse Verhältnisprävention vorhalten. Fettnormalisiertes und kohlenhydratreiches Essen zu
Hause, das auch die Eltern lustvoll mitessen, oder günstige
Pausenverpflegung in der Schule sind entscheidende Voraussetzungen, damit das Kind Erfolg haben kann.
Adipositas ist ein Irrtum der Evolution, den sie nicht vorausahnen konnte. Kinder, die ein effektives biologisches Programm
zur Fettspeicherung mitbekommen haben, trifft keine Schuld.
Aber sie müssen die Möglichkeiten wahrnehmen, trotz dieses
Handicaps im Überfluss zu leben, ohne ständig weiter zuzunehmen. Das kann mit verständnisvollen Eltern und einem
geschulten Experten gelingen, aber es ist wahrlich (für alle)
nicht einfach.
Das genetisch
verankerte Fettspeicherprogramm
gilt es zu managen
Auch die Umwelt
muss Unterstützung
bieten
Adipositas ist ein
Irrtum der
Evolution, nicht die
Schuld des Kindes
37
Ausgewählte Literatur
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Warschburger, P., Petermann, F., Fromme, C., Wojtalla: Adipositastraining
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38
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