Fachinformation 30 (05/10) | Stoffwechselgenetik Maturity-Onset Diabetes of the Young (MODY Typ 1, 2, 3, 4 und 5) OMIM: 125850,600281,125851,138079,600496,142410,606392,600733,137920,189907 Dipl.-Biol. Wolfgang Rupprecht, Dipl.-Biol. Birgit Busse Wissenschaftlicher Hintergrund MODY bezeichnet eine autosomal-dominant vererbte Gruppe klinisch heterogener, nicht immer insulin-abhängiger Formen des Diabetes, die durch verschiedene Störungen der Betazell-Funktionen im Pankreas charakterisiert werden. MODY ist die häufigste Form des monogen bedingten Diabetes und für bis zu 5% aller Diabeteserkrankungen in Europa verantwortlich. Die Erkrankung wird meist vor dem 25. Lebensjahr diagnostiziert, oftmals jedoch zunächst als Typ 1 oder 2 Diabetes interpretiert. Bei Auftreten eines Gestationsdiabetes sollte ebenfalls die Möglichkeit eines MODY (ca. 5% der Fälle) in Betracht gezogen werden. Diagnostische Kriterien für die Indikationsstellung MODY sind: - Manifestationsalter frühe Adoleszenz - betroffener Verwandter 1. Grades - Antikörpernachweise negativ (GADA, IAA, IA-2A) - moderate (Nüchtern-) Hyperglykämie (> 125 mg/dl) vor dem 30 Lj. - positiver Glukosebelastungstest - Typ 2 Diabetes oder metabolisches Syndrom ausgeschlossen - permanent niedriger Insulinbedarf - Schwangerschaftsdiabetes - zystische Nierenerkrankungen bei Patient oder nahen Verwandten - renale Glukosurie Die verschiedenen Formen des MODY werden nach ihrer Klinik und den entsprechenden von Mutationen betroffenen Genen klassifiziert. Derzeit sind fünf Typen klinisch gut charakterisiert, wobei MODY Typ 3 mit ca. 69% aller MODY-Erkrankungen und MODY Typ 2 mit ca. 14% die häufigsten Formen darstellen. MODY Typ Gen Funktion Symptome / weitere Manifestationen Therapie Häufigkeit MODY 1 HNF4A reguliert HNF1A-/IPF1 deutlich progressive Gentranskription und Hyperglykämie/ weitere Gentranskripte niedrige Triglyceride und Apolipoproteine MODY 2 GCK katalysiert Reaktion milde Hyperglykämie/ Diät, Glucose -> Glucose-6- Gestationsdiabetes Bewegung, Phosphat evtl. Insulin 14 % MODY 3 HNF1A reguliert InsulinGentranskription deutliche progressive Diät Hyperglykämie/ Sulfonylharnstoffe, renale Glukosurie Insulin 69 % MODY 4 IPF1/PDX1 reguliert InsulinGentranskription milde Hyperglykämie/ Diät, bei Homozygotie Orale Antidiabetika, Pankreasaplasie Insulin <1% MODY 5 HNF1B reguliert HNF4AGentranskription schwere progressive Diät, Hyperglykämie/ Orale Antidiabetika, polyzystische Insulin Nierenerkrankung 3% Diät, Sulfonylharnstoffe, Insulin 3% Indikation V.a. MODY-Diabetes Typ 1/2/3/4/5 Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n Fachinformation 30 (05/10) | Stoffwechselgenetik Anforderung Stufe I: Mutationssuche im entsprechenden Gen (HNF4A-/GCK-/HNF1A-/IPF1-/HNF1B-Gen), humangenetisches Gutachten Stufe II: MLPA-Analyse im HNF4A-/GCK-/HNF1A-/HNF1B-Gen Material 1 ml EDTA-Blut Methode Aus einer Blutprobe wird genomische DNA isoliert und alle kodierenden Exons (und teilweise regulatorische Bereiche) des entsprechenden Gens amplifiziert (Stufe I). Der Mutationsnachweis erfolgt durch direkte DNA-Sequenzanalyse der Amplifikationsprodukte, der Nachweis von Deletionen und Duplikationen erfolgt mittels MLPA (Mutiplex Ligation-dependent Probe Amplification,Stufe II). Dauer der Untersuchung Stufe I: pro Gen 2-3 Wochen nach Probeneingang Stufe II: 1-2 Wochen nach Probeneingang Literatur Oabak et al, Hum Mutat 30:1512 (2009) / Ellard et al, Diabetologia 51:546 (2008) / BellanneChantelot et al, Diabetes 57:503 (2008) / Skupien et al, Diabetes & Metabolism 34:524 (2008) / Ellard et al, Hum Mut 27:854 (2006) / Fajans et al, N Engl J Med 345:971 (2001) Schematische Darstellung der Insulin-Produktion in einer Beta-Zelle. Glukose wird über den Glukosetransporter GLUT2 in die Zelle transportiert. Das Enzym Glukokinase, welches als Glukosesensor in der Zelle fungiert, wandelt die Glukose in Glukose-6-Phosphat um. Über die Glykolyse und den Krebszyklus entsteht ATP, das an den ATP-sensitiven Kaliumkanal bindet und den Ausstrom von Kalium verhindert. Es kommt zur Depolarisation der Zellmembran und Öffnung des spannungsabhängigen Kalziumkanals. Der Einstrom von Ca2+ führt zur Verschmelzung der Insulinvesikel mit der Zellmembran und somit zur Freisetzung des Insulins. Verschiedene Transkriptionsfaktoren (HNF-1α, HNF-4α, HNF-1β, IPF-1 und NeuroD1) regulieren dabei die Expression wichtiger Enzyme im Glukosemetabolismus (mod. n. Fajans). Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n