Erfahrungsbericht über die Ausbildung Geo... was?! Ja, genau das gleiche haben wir am Anfang auch gedacht. Wir, das sind Lena Schneider und Melina Theiß, haben uns für eine Ausbildung zur Geomatikerin beim Kreis Siegen-Wittgenstein im Amt für Liegenschaftskataster und Geoinformation entschieden und diese im Juni 2015 erfolgreich abgeschlossen. 1. Lehrjahr Unerfahren und voller Neugier starteten wir am 1. August 2012 in den neuen Lebensabschnitt. Zuerst sind uns die Grundlagen der Vermessung vermittelt worden. Wir begannen damit, den Aufbau des Archivs kennen zu lernen sowie die Karten und sogenannte Fortführungsrisse zu lesen. Danach ging es in den Bereich „Übernahme“. Hier werden die eingereichten Vermessungsschriften geprüft und übernommen. Wir saßen in unterschiedlichen Gruppen, die in die Gemeinden und Städte des Kreises Siegen-Wittgenstein aufgeteilt sind. Wir mussten die Vermessungsschriften (Fortführungsrisse, Berechnungen, etc.) auf ihre Vollständigkeit und Richtigkeit mit Hilfe von alten Vermessungsrissen prüfen. In dem Bereich konnten wir erste Eindrücke über die verschiedensten Messverfahren sammeln, wie zum Beispiel GPSMessung und Polaraufnahme. Nach dem Prozess der Prüfung konnten wir uns dar-1- Stand: 10/2015 über freuen, die ersten Veränderungen in die digitale Liegenschaftskarte vorzunehmen. Diese Arbeit hat uns viel Spaß bereitet, da wir selbstständig mit einem sehr umfangreichen Programm arbeiteten. Bevor wir den ersten Außendienst beschreiten durften, bekamen wir eine grobe Einweisung in die zu bedienenden Geräte. Damit stieg die Spannung und Vorfreude. Neben dem eigenen Außendienst wurden uns einige außerbetriebliche Ausbildungsabschnitte ermöglicht: bei der Stadt Siegen, beim Landesbetrieb Straßenbau NRW und bei einem Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur. Hier sahen wir die unterschiedlichsten Seiten der Vermessungstechnik im Außendienst. Wir haben Gebäude eingemessen, Grundstücksgrenzen aufgesucht, Höhen bestimmt, GPS-Messung und topographische Aufnahmen durchgeführt. Eine andere interessante Tätigkeit im Innendienst ist die Überwachung, ob die Angaben der Eigentümer in Bezug auf unsere Daten mit denen des Grundbuches übereinstimmen. Wenn bei komplizierten Fällen die mögliche Einsicht in das digitale Grundbuch nicht mehr weiter hilft, besteht die Möglichkeit, mit dem nahegelegenen Amtsgericht zu kooperieren und ein Grundbuch im Original einzusehen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, in das Aufgabenfeld des Gutachterausschusses reinzuschnuppern. In diesem Zusammenhang fuhren wir mit auf eine Gutachterausschusssitzung. Dort stand eine Besichtigung des Objektes auf dem Plan, bei der sich zwei Außenstehende (Immobilienkaufmann und Architekt) ein Bild machen konnten. Daraufhin wurde über das vorgeschlagene Gutachten diskutiert. Wichtig zu erwähnen ist auch die Auskunft in unserem Amt. Als wir in diesem Bereich tätig waren, standen wir mit Bürgern im Kontakt, indem wir ihnen Auskünfte gaben, Auszüge, Grenzmaße und Identitätsbescheinigungen erstellten. Unsere Berufsschule fand immer ein bis zwei Mal wöchentlich in Hagen statt. Im ersten Lehrjahr waren wir 12 Vermessungstechniker und nur vier Geomatiker. Ab dem 2. Lehrjahr sollte sich das aber ändern. Wir, die Geomatiker, durften in Hagen bleiben und bekamen 12 andere Geomatiker, die das erste Lehrjahr auf einer anderen Berufsschule absolvierten, hinzu. 2. Lehrjahr Zu Beginn des 2. Lehrjahres stand zunächst einmal die Zwischenprüfung an. Danach wussten wir, in -2- Stand: 10/2015 welchen Bereichen wir noch ein paar Defizite hatten und konnten diese aufbessern. Nachdem wir im 1. Lehrjahr die Grundlagen der Vermessung kennengelernt hatten, ging es ab dem 2. Lehrjahr hauptsächlich um die Datenverarbeitung. Hier lernten wir in der Berufsschule die unterschiedlichsten Themengebiete kennen. Anfangs die Datenbanken und die dazugehörigen Sprachen. Eine davon nennt sich SQL (Structured Query Language). Diese konnten wir auch gleich im Büro anwenden, indem wir bestimmte Fehler aus unserem digitalen Rissarchiv filterten. In der Schule bekamen wir auch ein neues Fach, welches Geodatenproduktpräsentation hieß. Darin lernten wir Gestaltungsmittel kennen und konnten diese später bei selbsterstellten Karten anwenden. Eine weitere Sprache, die wir kennenlernten, war HTML (Hypertext Markup Language) und in dem Zusammenhang auch CSS (Cascading Style Sheets). HTML ist eine textbasierte Auszeichnungssprache, mit der man digitale Inhalte strukturiert. Wir haben unsere eigene Webseite mit dieser Sprache erstellt und mit CSS sind die einzelnen Seiten gestaltet worden. Darüber hinaus haben wir angefangen, uns mit Geoinformationssystemen (GIS) zu beschäftigen. Wir erstellten erste thematische Karten, digitalisierten Leitungen ab und georeferenzierten. Georeferenzieren bedeutet, dass man Daten einen genauen Raumbezug zuordnet. 3. Lehrjahr Im 3. Lehrjahr beschäftigten wir uns noch mehr mit Geoinformationssystemen und erstellten aufgrund verschiedener Daten unsere erste eigene Karte des Kreises Siegen-Wittgenstein. Auf diesem Bereich sollten auch zwei Teile unserer Abschlussprüfung aufbauen. Neben drei schriftlichen Prüfungen hatten wir auch zwei mündliche Fachgespräche. Für diese mussten wir zum einen im Betrieb drei Tage einen Auftrag bearbeiten und eine Dokumentation dazu schreiben. Dieses Projekt sollten wir dann kurz erläutern und danach sind uns Fragen gestellt worden. Die zweite mündliche Prüfung bestand daraus, dass wir einen Tag lang (ca. sieben Stunden) an den Computern in der Schule eine thematische Karte (eine Präsentationsgraphik) erarbeiteten, was dann wieder vorgestellt werden musste. Dazu waren ebenfalls ein paar Fragen zu beantworten. In den letzten Monaten vor unseren Abschlussprüfungen haben -3- Stand: 10/2015 wir in der Schule alle Themen wiederholt und sind alle alten Prüfungen gemeinsam durchgegangen. Hier bekamen wir langsam Sicherheit in der Fragestellung und auch viele Themen wiederholten sich von Prüfung zu Prüfung. Als wir unsere Prüfungen dann abgeschlossen hatten, mussten wir noch einige Wochen warten, bis wir das Ergebnis bekamen. Als es so weit war, konnten wir es gar nicht glauben, dass drei Ausbildungsjahre schon vorbei sein sollten. Wir hatten das Gefühl, dass wir gerade erst begonnen hatten und schon waren wir fertig. Mit Freude und weiterer Neugier nahmen wir unsere Prüfungs- und Schulzeugnisse in Empfang und unterschrieben gleich am nächsten Morgen einen vorerst befristeten Arbeitsvertrag. Schon wieder fing ein neuer Lebensabschnitt an! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir eine sehr gute Ausbildung beim Kreis Siegen-Wittgenstein genossen haben. Alle Kollegen waren immer freundlich und hilfsbereit und jeder erklärte uns alles detailreich. Wir können diese Ausbildung nur empfehlen! :-) Und auch wenn ihr glaubt, nur weil wir keinen typischen Verwaltungsberuf haben, dass wir zwei immer nur alleine unsere Pausen verbracht haben, dann liegt ihr defini-4- Stand: 10/2015 tiv falsch. Wir hatten immer guten Kontakt zu allen anderen Azubis aus den anderen Ausbildungsberufen und haben viele gemeinsame und unterhaltsame Pausen im Azubiraum verbracht. Wir hoffen, dass wir die Frage „Geo... was?!“ beantworten konnten und wir Euch einen guten Einblick in unsere Zeit als Azubis geben konnten und hey, vielleicht läufst ja gerade DU uns irgendwann im Flur über den Weg und wir begrüßen Dich als neuen Auszubildenden im Amt für Liegenschaftskataster und Geoinformation. Lena Schneider und Melina Theiß -Geomatikerinnen- -5- Stand: 10/2015