OEV - FORUM 2012 BRAUCHEN WIR EINE ANDERE MOBILITÄT ? WELCHE TABUS KOMMEN UNS AM TEUERSTEN ZU STEHEN? Jürg Dietiker, Prof. dipl. Ing. Verkehrsingenieur und Planungsethiker CH 5200 Brugg Das Mobilitätsbedürfnis ist unersättlich… Die Prognostiker bessern nach… Das Mobilitätsbedürfnis ist unersättlich… S-Bahn Zürich Auf dem Weg ins Paradies… „Wohin reitest Du, Herr?“ „Ich weiss es nicht“,sagte ich, „nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.“ „Du kennst also Dein Ziel?“ fragte er. „Ja“, antwortete ich, „ich sagte es doch, weg-vonhier, das ist mein Ziel.“ Franz Kafka „der Aufbruch“ WELCHE TABUS KOMMEN UNS AM TEUERSTEN ZUSTEHEN? Tabu „Als Tabu-Thema wird ein Thema bezeichnet, das nicht oder nur eingeschränkt öffentlich thematisiert wird. Oft handelt es sich dabei um Gebiete, die wunde Punkte einer Gesellschaft berühren.“ uns Wer und was gehört zum Kreis der zu berücksichtigenden Interessen? EINFÜHRUNG IN DIE PLANUNGSETHIK UNS Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner Spitalrain 3, CH-5200 Brugg teuer „einen hohen Preis haben, viel Geld kosten…“ (monetär) „wertschätzen, wichtig sein…“ (normativ) Der normative Aspekt: Das gute Leben Die Menschen streben bei allem was sie tun, nach Glück (Aristoteles) Aufgabe der Planenden Die Schule von Athen, Raffael 1511 Voraussetzungen schaffen, dass möglichst viele heutige und zukünftige Menschen ein Umfeld vorfinden, das es ihnen erlaubt, ein glückliches Leben zu führen. Über Glück diskutieren…? Diskursbereiche Technische Aspekte Interessen Bedürfnisse Sachurteil Werturteil Sachwissen Orientierungswissen Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner , Spitalrain 3, CH-5200 Brugg EINFÜHRUNG IN DIE PLANUNGSETHIK 3 TABUS Der Umgang mit Grenzen… Das Prinzip Nachhaltigkeit… Wir Menschen… Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner Spitalrain 3, CH-5200 Brugg Orientierung an Grenzen Wachstum und Fortschritt – alles ist machbar 1972 – das Bewusstsein von Grenzen Neue Bedürfnisse durch neue Angebote gelöst Denken in Grenzen Reparatur und Entwicklung Grenzen sind unbequem… Die Orientierung an Grenzen… …bedingt Umdenken und Praxisänderung Löst individuellen Widerstand aus …macht Mobilität zum knappes Gut Um knappe Güter wird gerungen Löst politische Auseinandersetzung um Macht und Ressourcen aus Zum Tabu Nachhaltigkeit… Die Konvention von Rio: Die von der UNO eingesetzte BrundtlandKommission schrieb 1987: 1 - Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die heutigen Bedürfnisse zu decken vermag, ohne für künftige Generationen die Möglichkeiten zu schmälern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken (inter-generationelle Verantwortung). 2 – Im Hinblick auf die intragenerationelle Gerechtigkeit müssen die reichen Länder ihr Wachstum zugunsten der Entwicklungsländer zurücknehmen. …aber es gibt Auswege Wir Menschen… Wie funktionieren wir? Heureka... Menschen verhalten sich immer vernünftig… … bezogen auf ihren individuellen Nutzen Menschen lernen aus Erfahrung... Sie stellen sich auf die jeweiligen Umfeldverhältnisse ein und suchen das optimale Verhalten Spannungsfeld: Wenn er auf sein Tun Widerstand er-fährt, sucht der verkehrsteilnehmende Mensch neue vernünftige Verhaltensweisen DIE EXTRAPOLATION DES GESTERN INS MORGEN… Wir bauen die Welt von morgen mit den Bausteinen von gestern Die Praxis des Prognostizierens… …schafft die Anreize zu deren Erfüllung. „Die Zukunft ist unvermeidlich. Wie also wollt ihr sie gestalten? „ Max Frisch „Stiller“ DIE VISION LEITET DAS HANDELN „Fortschritt besteht nicht in der Verbesserung dessen, was war, sondern in der Ausrichtung auf das, was sein wird.“ Khalil Gibran 1883-1931 INSTRUMENTE FÜR DIE PRAXIS Der planungsethische Diskurs… Immanuel Kant hat sich drei Fragen gestellt: Was kann ich wissen? Erkenntnistheorie Was soll ich tun? Ethik Was darf ich hoffen? Philosophie Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner , Spitalrain 3, CH-5200 Brugg Kant im planungsethischen Diskurs… PLANUNGSETHISCHE LEITSÄTZE FÜR DIE PRAXIS Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? 1. Umfassende Betrachtung 2. Wahrnehmung der Verantwortlichkeit 3. Über die Grenzen denken 4. Spielräume offenhalten 5. Gerechtigkeit 6. Erben und vererben 7. Identität und Geborgenheit 8. Handeln nach dem Universalisierungsprinzip 9. Im Urteil zukünftiger Generationen Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner , Spitalrain 3, CH-5200 Brugg WELCHE TABUS KOMMEN UNS AM TEUERSTEN ZU STEHEN? Tabu „Als Tabu-Thema wird ein Thema bezeichnet, das nicht oder nur eingeschränkt öffentlich thematisiert wird. Oft handelt es sich dabei um Gebiete, die wunde Punkte einer Gesellschaft berühren.“ Jürg Dietiker, Verkehrs- und Raumplaner , Spitalrain 3, CH-5200 Brugg TABU-BRUCH ? Wunde Punkte im gesellschaftlichen Diskurs… …die fehlende Auseinandersetzung mit Grenzen …die Operationalisierung des normativen Prinzips Nachhaltigkeit …die Entlastung der Menschen vom Umdenken …die Tabuisierung der Moral im planerischen Diskurs „Ohne es zu merken, ohne darüber zu diskutieren, sind wir von einer Marktwirtschaft in eine Marktgesellschaft geschlittert.“ Michael J. Sandel: Philosoph, Harvard 2012