OFFIZIERSCHULE DES HEERES DRESDEN Bauen für die Bundeswehr O F F I Z I E R S C H U L E D E S H E E R E S D R E S D E N 26 llee uffe nbe rga Sta 25 16 22 17 23 1 3 e 2 4 6 14 7 10 n 8 9 11 31 30 5 13 platz Grun dausb ildun gs Hauptwache Landesbibliothek rie Ma N eu e e Alt Offizierschule des Heeres Dresden Übersichtslageplan alle rien Ma all e e ee all en Ma ri 28 18 29 40 41 42 19 9 10 11 13 14 16 1 2 3 4 5 6 7 8 Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude SIRA-Gebäude Meldekopf Mehrzweckhalle Taktikzentrum Heer Taktikzentrum Heer und Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Standortsanitätszentrum Truppenküche/Heimgesellschaft 17 18 19 22 23 25 26 28 29 30 31 40 41 42 Casino Stabs- und Lehrsaalgebäude Schwimm- und Sporthalle Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Ev. und kath. Standortpfarrer Frisör und Personalrat Technischer Bereich-Schutzdach Technischer Bereich-Werkhalle VBK 76 VBK 76 StOV Dresden StOV Dresden StOV Dresden 2 3 OFFIZIERSCHULE DES HEERES DRESDEN Bundesministerium der Verteidigung vertreten durch die Bauverwaltung des Freistaates Sachsen im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen 4 Impressum Herausgeber: Bundesministerium der Verteidigung Text: Andrea Hessler Freie Journalistin und Autorin, Hamburg Fotografie: Jörg Schöner Foto-Designer BFF, Dresden Abbildungen historischer Teil: Militärhistorisches Museum Dresden Planungszeichnungen: Prof. Friedrich + Partner, Hamburg Auer + Weber + Partner, Stuttgart Gestaltung: Ute Holstein, Grafik-Designer BDG, Leipzig Gesamtherstellung: SDV Sächsisches Druck- und Verlagshaus AG Dresden © 2000 by Bundesministerium der Verteidigung 5 Inhalt Vorwort 6 Ministerialrat Klaus-Günter Lange im Bundesministerium der Verteidigung, Referat WV III 8 1/ Geschichte der Garnison und Garnisonstadt Dresden 8 Moderne Militäranlagen in der Albertstadt Stadt in der Stadt für Offiziere und Soldaten Modernste Einrichtungen für Versorgung und Verpflegung Ständige Ergänzungen und Erweiterungen 2/ Modernste Ausbildungsstätte für Staatsbürger in Uniform 14 International beispielhafte Einrichtung Gelungene Zusammenarbeit von Bundeswehr und Bauverwaltung Einhalten von Zeit- und Kostenplan dank EDV 3/ Harter Wettstreit um Funktionalität und Ästhetik 18 Vier Vorschläge, eine optimale Lösung Konkrete Vorgaben für den Architektenwettbewerb Suche nach dem besten Vorschlag 4/ Die Baukommission hat Zeit und Geld gespart 28 Interview mit Dr. Karl-Heinz Carl, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen 5/ Wertvolle Bausubstanz erhalten 30 Besserer Komfort als zu früheren Zeiten Veranstaltungsräume Modernste Technik für die Taktik Traditioneller Stil für das Führungspersonal 6/ Wichtige Institution für Bundeswehr und Nato 40 Interview mit Bernd Albert, Generalmajor und Kommandeur 7/ Mehr Campus als Kaserne für den Schulbetrieb 44 Angenehme Architektur, modernste Technik Gelungene Gestaltung der Freianlagen Fitness drinnen und draußen Behindertengerechte Gestaltung und Ökologie 8/ Preisgekrönte Architektur für das Wirtschafts- und Betreuungsgebäude 60 Schnelligkeit und Hygiene bei der Speisenversorgung 9/ Daten, Namen und Firmen 62 Vorwort Der Freistaat Sachsen ist in seiner Landeshauptstadt Dresden um eine wichtige Institution der Bundeswehr bereichert worden, der Offizierschule des Heeres. Auf dem ca. 40 ha großen Areal der im Norden der Stadt Dresden gelegenen, denkmalgeschützten Albertstadt-Kaserne, wurde eine moderne Schule für das Heer errichtet. Die vorhandene, zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert stammende Altbausubstanz wurde vor dem Zerfall gerettet und hauptsächlich für Unterkünfte saniert. Ergänzend wurden Stabs- und Lehrsaalgebäude sowie Sporteinrichtungen und Wirtschafts- und Betreuungsgebäude neu gebaut. In einem zweistufigen Wettbewerb unter Vorsitz von Prof. Behnisch wurden Gebäude mit der Formensprache der Moderne ausgewählt, die ein ansprechendes Gesamtbild der Liegenschaft ergeben. Diese spannen einen Bogen von der Formsprache des 19. zu der des 20. Jahrhunderts. Für das Wirtschaftsgebäude erhielt Prof. Weber sogar einen Architekturpreis. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Fachpresse wird die Symbiose von denkmalgeschütztem Altbauensemble zum Neubaubereich als gelungen bewertet. Nach nur dreijähriger Bauzeit konnte der Schulbetrieb aufgenommen werden, dank der engen Kooperation des Freistaates Sachsen, der Stadt Dresden, dem Bundesministerium der Verteidigung und aller zivilen sowie militärischen Behörden. Die Offizierschule des Heeres zog am 15. September 1998 von Hannover nach Dresden um. Dank gilt insbesondere den Architekten Prof. Weber, Prof. Friedrich und den Ingenieuren (Grebner, von Gagern, Horz & Ladewig) sowie allen Baufirmen für die geleistete Arbeit. Der Bauverwaltung des Freistaates Sachsen gilt der Dank für die zügige Durchführung dieses Großbauprojektes von immerhin ca. 275 Mio DM im Auftrage des Bundesministeriums der Verteidigung. 8 1/ Geschichte der Garnison und Zuge der Militärkonvention zwischen Preußen und dem Königreich Sachsen, die am Garnisonstadt Im7. Februar 1867 unterzeichnet wurde, erhöhte Sachsen die Zahl seiner Soldaten stark; Dresden vor allem die neu eingeführte allgemeine Wehrpflicht bewirkte, dass statt 3018 Mann im Jahr 1855 jetzt über 10 000 Mann in Sold standen. Zudem wurden das gesamte Militär reorganisiert und die Zahl der Regimenter erhöht. Am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nahmen bereits 1484 Offiziere, Militärärzte und -beamte sowie 71 635 Unteroffiziere und einfache Soldaten teil. Der überwiegende Teil dieser Truppen musste in der königlichen Metropole Dresden untergebracht werden. Dafür reichten die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Kasernen, die in der Neustadt in der Nähe der heutigen Hauptstraße angesiedelt waren, natürlich nicht mehr aus. Zudem entsprachen sie bei weitem nicht mehr den hygienischen Anforderungen, die an eine moderne Militärorganisation gestellt wurden. Die zwangsweise Einquartierung bei Dresdner Bürgern war ebenfalls keine Alternative; die Armeeleitung fürchtete einen Verlust an Disziplin und auch die Dresdner wären über die unfreiwilligen Hausgäste kaum begeistert gewesen. Regiments-Tambour der Leib- und Grenadier-Garde, 1810. 9 Geschichte der Garnison und Garnisonstadt Dresden Albertstadt, Königliches Kadettencorps, Appell der 2. Kompanie Dresden, 7. 9. 1908. Seiten 6/7 Der Reiz der strengen Form – Fassade eines Unterkunftsgebäudes. Garnison Dresden. Letzte Königsparade auf dem Alaunplatz, 1914. 10 Moderne Militäranlagen in der Albertstadt Den Auftakt zu den zahlreichen Kasernenneubauten der kommenden Jahrzehnte bildete die burgartig angelegte Kaserne für das Schützenregiment 108. Sie wurde nördlich des Alaunplatzes errichtet. Im Jahr 1873 begann der Bau der Albertstadt, die nach dem damaligen König Albert (1828–1902) benannt wurde. Dieser verstand sich, obwohl sein Vater Johann feingeistige Beschäftigungen mit Philosophie und Literatur militärischen Erfolgen vorgezogen hatte, in erster Linie als Soldatenkönig. Er liebte Jagden und Paraden, war Befehlshaber der Maasarmee und wurde von Kaiser Wilhelm I. zum Feldmarschall befördert. So verwundert es nicht, dass dieser Albert die riesige und für damalige Zeiten ultramoderne Kasernenanlage an den Rand der Dresdner Heide platzierte. König Albert von Sachsen (1828–1902). Nach einer Radierung von Ludwig Otto, um 1893. Stadt in der Stadt für Offiziere und Soldaten Initiator der Albertstadt war der sächsische Kriegsminister General der Kavallerie Georg Friedrich Alfred Graf von Fabrice (1818–1891), der in Personalunion auch Ministerpräsident Sachsens war. Entlang einer Heerstraße von über drei Kilometern Länge und 30 Metern Breite ließ er im Auftrag Alberts von 1873 bis 1876 die Kasernen für zwei Infanterieregimenter (das 1. Leibgrenadierregiment Nr.101 und das 2. Grenadierregiment Nr.101), ein Kavallerieregiment (die sächsischen Gardereiter) und Feldartillerieregiment errichten. Hinzu kamen Unterkünfte für ein Pionierbataillon, eine Trainabteilung (Stammformation für alle rückwärtigen Dienste des damaligen sächsischen Armeekorps im Mobilmachungsfalle) sowie Reitställe und eine Reitschule. Für die Bodentruppen ließen König Albert und Graf von Fabrice ein ausgedehntes Exerzierhaus erbauen. Vervollständigt wurde die Anlage durch weitere Einrichtungen wie das Kammergebäude, eine Kadettenanstalt und einige Großwerkstätten zur Anfertigung von Ausrüstungsgegenständen und Uniformen. Etwa in der Mitte des gesamten Kasernenkomplexes wurde das Arsenal angelegt; dort lagerten die Militärs ab 1876 ihre Waffen, Fahrzeuge und anderes Gerät ein. Dieses Arsenal war ein Ersatz für das alte Zeughaus (das heutige Albertinum), das zum Kunstmuseum umgebaut wurde. In den gewölbten Erdgeschosshallen des Arsenalhauptgebäudes konnten 300 Geschütze abgestellt werden, in den oberen Stockwerken war Platz für 200 000 Gewehre und hunderttausende Blankwaffen. Schon im Jahr 1897 konnten interessierte Bürger einen Teil dieser Gegenstände, die sogenannte Arsenalsammlung, besichtigen. 1914 wurde das Arsenal in »Königlich-Sächsisches Armeemuseum« umbenannt und im Jahr 1940 wurde es als Heeresmuseum in Reichsbesitz übergeführt. Bis heute beherbergt das Hauptgebäude das Militärhistorische Museum Dresdens. Es bietet auch heute noch interessante Einblicke in die preußische und sächsische Militärgeschichte. Modernste Einrichtungen für Versorgung und Verpflegung Immer schon war das Militär eine Triebfeder des technischen Fortschritts. So wurden hinter dem Arsenal nicht nur ausgedehnte Artilleriewerkstätten, eine Pulver- und eine Geschossfabrik errichtet. Graf von Fabrice ließ neben dem Artillerie- und Traindepot auch 11 Geschichte der Garnison und Garnisonstadt Dresden heereseigene Körner- und Mehlmagazine, eine hochmoderne Dampfmühle und eine Dampfbäckerei, eine Militärschlachtanstalt sowie eine Dampfwaschanstalt bauen. Ein Garnisonslazarett (an der Marienallee), ein Militärgerichtsgebäude und ein Militärgefängnis vervollständigten den Albertstadt-Komplex, eine sowohl im Deutschen Reich als auch im europäischen Vergleich einmalige Militäranlage. Sogar Infrastruktureinrichtungen wie ein eigener Eisenbahnanschluss, ein eigenes Kraftwerk und ein Wasserwerk sorgten für weitgehende Autarkie der Militärs. Ständige Ergänzungen und Erweiterungen Die gesamte Anlage wurde im Laufe der Jahre ständig ergänzt und erweitert. 1897 wurde das sächsische Kriegsarchiv fertiggestellt (heute Stadtarchiv Dresden). Für ein viertes Infanterieregiment und für die im Jahr 1903 aufgestellte Maschinengewehrabteilung ließ man weitere Kasernengebäude errichten. An der Marienallee wurde schon im Jahr 1902 eine Schwimmhalle gebaut; die Offiziere erhielten im Jahr 1903 ein eigenes Casino. Zudem wurde ein Garnisonsfriedhof angelegt. Weitere große Baumaßnahmen waren das Sächsische Soldatenheim (gebaut 1912 in der Königsbrücker Landstraße) und die im Jahr 1900 fertiggestellte Garnisonskirche, von deren 90 Meter hohem Turm Glocken läuteten, die aus erbeuteten französischen Geschützen gegossen waren. Inzwischen wurde die Kirche an einen Investor veräußert. Das weiträumige, sich über 360 Hektar erstreckende Kasernenviertel der Albertstadt blieb von Kriegszerstörungen weitgehend verschont. Inzwischen prägt es schon seit mehr als 100 Jahren das Stadtbild des Dresdner Nordens. Bis 1945 bildete die Albertstadt einen selbständigen staatlichen Gutsbezirk, eine Stadt in der Stadt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Territorium zu Dresden. Und immer noch zeugen viele einzelne Gebäude, auch wenn sie inzwischen restauriert und den Bedürfnissen der heutigen Zeit angepasst wurden, von den Fähigkeiten ihrer Planer und Erbauer, sowohl zweckmäßige als auch repräsentative Gebäude zu errichten. Graf Alfred von Fabrice (1818–1891), Königlich Sächsischer General der Kavallerie, Staats- und Kriegsminister. Nach einer Radierung von Ludwig Otto, um 1890. Das Taktikzentrum wurde im ursprünglichen Baustil restauriert. 14 2/ Modernste Ausbildungsstätte Beruf des Offiziers erfordert eine mehrjährige Ausbildung. Sie vermittelt sämtliche für Staatsbürger Der Fähigkeiten und Kenntnisse, die für Führungsfunktionen in einer modernen Armee nötig in Uniform sind. Ziel ist es, die Absolventen für so genannte Führungsverwendungen zu qualifizie- ren, deren unterste Stufe der Zugführer ist. Dabei sollen sich die Offizieranwärter nicht nur das theoretische Wissen, etwa in Militärgeschichte, Waffentechnik und Taktik, erarbeiten; vielmehr sollen durch die zweigleisige Ausbildung mit häufigem Wechsel zwischen Truppendienst und Lehrgängen echte Führungspersönlichkeiten herangebildet werden. Militärische Erfolge kann eine Armee nur erzielen, wenn sie ihren Angehörigen eine moderne, umfassende Ausbildung ermöglicht. Diese muss technische und wehrtechnische Gesichtspunkte ebenso berücksichtigen wie geschichtliche, gesellschaftspolitische und managementorientierte Fächer. Vor allem die Ausbildung der Offiziere wurde daher in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach an sich verändernde Rahmenbedingungen und den erweiterten Auftrag der Bundeswehr angepasst. Wichtigster Teil dieser ganzheitlich orientierten Ausbildung ist der Offizierlehrgang (Truppendienst, Militärfachlicher Dienst, Reserveoffizierlehrgang) an der Offizierschule des Heeres. Hier durchläuft der zukünftige Offizier alle entscheidenden Bildungsstationen, die ihn zum späteren Führer, Ausbilder und Erzieher der ihm anvertrauten – »seiner« – Soldaten sowohl in Friedenszeiten als auch unter Einsatzbedingungen qualifizieren. Er erhält nicht nur eine militärfachliche Ausbildung, sondern auch eine persönlichkeitsbildende Erziehung, die sich an der Würde des Menschen, seiner Stellung innerhalb der Gesellschaft sowie dem für den Offizierberuf unabdingbaren Selbstverständnis orientiert. Die Architektur der OSH besticht auch durch schnörkellose Details. Seiten 12/13 Offener Einblick auf das SIRA-Funktionsgebäude von außerhalb. International beispielhafte Einrichtung Eine zeitgemäße Ausbildung, an Schulen und Universitäten ebenso wie im praktisch/betrieblichen Bereich, benötigt an modernen Standards ausgerichtete Lehrstätten. Dies gilt für den großen Arbeitgeber und Ausbilder Bundeswehr ebenso wie für zivile Einrichtungen. Die Offizierschule des Heeres in Dresden ist gemessen an den Erfordernissen einer umfassenden militärischen Ausbildung ein mehrfacher Glücksfall: Moderne Technik hat sich hier mit einem traditionellen Ambiente verbunden. Die geschichtsträchtige Albertstadt wurde ursprünglich als Heimstätte königlicher sächsischer Armeekorps errichtet, wurde dann Ausbildungsstätte für Offiziere der Weimarer Republik und der Wehrmacht, darunter auch von Widerstandskämpfern wie Oberst i.G. Graf Stauffenberg. Schließlich bezogen Rote Armee und Nationale Volksarmee das weitläufige Gelände. Dieser problematischen Vergangenheit des deutschen Militärs ist sich die Bundeswehr bewusst und setzt sich – vor allem auch im Rahmen der Ausbildung ihrer Offiziere – mit ihr auseinander. So bedeutet die Nutzung der Albertstadt keinen nahtund kritiklosen Übergang, sondern eine intensive Beschäftigung mit Geschehenem in dem Bewusstsein, dass sich die durch ihre Armeen gestützten Unrechtsregime der Vergangenheit niemals mehr wiederholen dürfen. Zwar waren auch die mit den dort stationierten Militäreinheiten verfolgten Zwecke nach unseren heutigen Maßstäben keinesfalls akzeptabel; doch waren Architektur und technische Anlagen der Albertstadt samt der für die Soldaten bereitgestellten Einrichtungen – mit Ausnahme der letzten Nutzungsjahre durch Rote Armee und NVA – immer auf dem neuesten Stand und richtungweisend beim Standard von Hygiene, Unterbringung und Verköstigung. An diese Tradition wird mit der Offizierschule des Heeres angeknüpft. Sie ist europaweit beispielhaft und eine ideale Institution zur Pflege internationaler Partnerschaften und Austauschprogrammen. Zur Zeit nehmen an dem Austauschprogramm 27 Partnerstaaten teil; weitere wechselseitige Besuche von Delegationen aus Osteuropa, Südamerika und Afrika sind für die nahe Zukunft geplant. Diese internationalen Partnerschaften zwischen den Offizierschulen der Streitkräfte sind eine gute Möglichkeit, aktiv und individuell Kontakte zu pflegen und sich gegenseitig kennen zu lernen. Bei der Begegnung mit Kollegen aus anderen Ländern erfahren die Offizieranwärter unmittelbar, welche politischen, ethischen und sozialen Besonderheiten einzelne Partnerstaaten auszeichnen. Der Einblick in die Ausbildungssysteme und Ausbildungsmethoden ausländischer Offizierschulen ermöglicht einen Vergleich mit den eigenen Einrichtungen und Verfahren und kann als Anstoß für Verbesserungen genutzt werden. Gelungene Zusammenarbeit von Bundeswehr und Bauverwaltung Lage, Architektur und Einrichtung von Gebäuden haben unmittelbaren Einfluss auf die Befindlichkeit der Menschen, die sich in ihnen aufhalten. Das weitläufige Gelände der Albertstadt am Rande der Dresdner Heide bot ideale Voraussetzungen, um die für einen effektiven Lehrbetrieb förderliche, angenehme Campusatmosphäre zu schaffen: Die bereits vorhandenen Gebäude bildeten einen guten Grundstock, denn sie konnten dank ihrer Lage und Bausubstanz mit einem vertretbaren Aufwand restauriert werden. Das 40 Hektar große Gelände bot genügend Raum für Neubauten. Die Beseitigung von Altlasten, der Abriss von Bausubstanz, die qualitativ unzureichend war beziehungsweise nicht mehr benötigt wurde, der Neubau von Unterrichtsgebäude, Sportanlagen und Wirtschaftsgebäude, die Beachtung von Umweltschutz- und Denkmalschutzvorgaben – dies alles war nur möglich durch eine intensive und konstruktive Zusammenarbeit von Auftraggeber Bundeswehr und ausführender Bauverwaltung. Eine derart umfangreiche Baumaßnahme wie die OSH ist für alle Beteiligten eine logistische Herausforderung. Seinen besonderen Anspruch erhielt das Bauvorhaben durch seine Größe und Komplexität, die dazu führten, dass eine Vielzahl von Gebäuden und baulichen Anlagen parallel bearbeitet werden mussten. Das gesamte Vorhaben wurde in 15 Maßnahmeteile gegliedert, für die jeweils eine eigene HUBau aufgestellt wurde. Die Bauverwaltung beauftragte eine externe Projektsteuerung, die sich um Terminplanung, Kostenkontrolle und Qualitätssicherung kümmerte. Planung und Bau- Das Stabs- und Lehrsaalgebäude wirkt nicht wie eine militärische Einrichtung, sondern wie ein modernes Universitätsgebäude. Die großflächig verglasten Fensterfronten sind mit automatisch verstellbaren Sonnenblenden geschützt. Die schlichte Innengestaltung ist sachlich und funktional, jedoch nicht unterkühlt. Rasen und Bäume, Blumen und Büsche – die Gebäude sind in parkähnliche Grünanlagen eingebettet. 17 Modernste Ausbildungsstätte für Staatsbürger in Uniform überwachung wurden an 25 freiberuflich tätige Architektur- und Ingenieurbüros übertragen; die Realisierung der einzelnen Baumaßnahmen wurde nach Gewerken vergeben. Bei den Neubauten wurden die Aufträge auf Einzellose verteilt, bei den Umbauten mit einer größeren Anzahl ständig wiederkehrender Bausituationen fasste die Bauverwaltung die gleichartigen Arbeiten an mehreren Gebäuden zu einem Los zusammen. Einhalten von Zeit- und Kostenplan dank EDV Das Projekt erforderte eine Vielzahl von Beteiligten, die gleichzeitig an den unterschiedlichen Einzelmaßnahmen arbeiteten. Sie alle mussten sich an einen engen zeitlichen Rahmen halten, denn für die reine Bauzeit waren nur etwas mehr als drei Jahre – von Juni 1995 bis Oktober 1998 – veranschlagt. Um einen reibungslosen Projektablauf zu gewährleisten, mussten alle Beteiligten permanent über alle nötigen Informationen verfügen. Die Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen erfolgte über ISDN im Online-Verbund aller Beteiligten bis hin zum Bundesministerium der Verteidigung; dieser EDV-gestützte Informationsfluss war ein bisher in der Bauverwaltung einmaliges Pilotprojekt. Sämtliche Protokolle, Entscheidungsvorlagen, Berichte und sogar Zeichnungen wurden in einheitlichen Dateiformaten übersandt und in einer Datenbank abgelegt. Alle involvierten Institutionen konnten jederzeit auf diese Daten zugreifen; über- und untergeordnete Ebenen profitierten von dem immer aktuellen Informationsstand. Möglich war dieser erfolgreiche, parallel laufende Informationsfluss nur durch die Einrichtung fester Organisationsstrukturen mit einem genau definierten Berichtswesen. Vor allem letzteres ermöglichte, dass der Bauherr sofort auf neue Entwicklungen reagieren und neue Entscheidungen zur Planung und zur Durchführung einzelner Maßnahmen treffen konnte. Dieses detaillierte Berichtswesen hat sich bei der OSH erstmals bewährt und wird mittlerweile von der Sächsischen Staatshochbauverwaltung auch an anderen Vorhaben sehr erfolgreich praktiziert. Ergänzt wurde dieses neue System aus Online-Informationsfluss und Berichtswesen durch eine dritte Komponente, den regelmäßigen Projektbesprechungen auf den verschiedenen Ebenen der Verwaltung. Ein weiteres wichtiges Gremium war die von den Staatssekretären des Bundesverteidigungsministeriums und des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen geführte Baukommission. Sie traf in ihren regelmäßig stattfindenden Sitzungen Grundsatzentscheidungen für die gesamte Baumaßnahme. Die Protokolle aller hier genannten Gremien wurden in einem einheitlichen Code abgespeichert, sodass sie jederzeit über Suchbegriffe aus der Datenbank abgerufen werden konnten. Diese innovative Organisation von Information und Entscheidungen führte nicht nur zu einem straff geführten Ablauf der Maßnahme OSH; trotz der bei einem Bauvorhaben dieser Größe typischerweise auftretenden Probleme – etwa Liquiditätsprobleme einzelner beauftragter Unternehmen – konnte die OSH plangemäß an den Nutzer übergeben werden. Der vorgegebene Kostenrahmen wurde – ebenfalls eher ungewöhnlich bei einem Projekt mit geplanten Kosten von fast 300 Millionen Mark – nicht unwesentlich unterschritten. Die Haupthalle des Lehrsaalgebäudes ist über Rampen in allen Stockwerken zugänglich 18 3/ Harter Wettstreit um Offizierschule des Heeres ist die zentrale Ausbildungseinrichtung für alle Offiziere des Funktionalität Die Heeres. Außerdem dient sie als wichtiger Tagungsort und militärisches Kommunikationsund Ästhetik zentrum, vor allem auch für die internationale Zusammenarbeit. Nicht zuletzt ist die OSH ein Aushängeschild der Bundeswehr insgesamt, ein Beweis für Modernität und Leistungsfähigkeit. Eine derartig exponierte Einrichtung verlangt einen Standort, der ihren verschiedenen Funktionen optimal gerecht wird: er muss modernste Technik bieten und einen Bezug zu Tradition und Historie herstellen sowie repräsentative Einrichtungen für festliche Veranstaltungen bieten. Zudem sollte eine derart intensiv genutzte Institution nicht irgendwo in der Provinz versteckt, sondern zentral gelegen und gut zu erreichen sein. Auch der Kontakt zur Bevölkerung lässt sich durch eine optimale, innenstadtnahe Lage allmählich entwickeln und so mehr Verständnis für die Belange der Bundeswehr insgesamt wecken. Auf der Basis dieser Vorbedingungen und Nutzerforderungen ergab sich die Eignung der Albertstadtkaserne als Standort für die Offizierschule des Heeres wie von selbst. Neben den bereits genannten Erfordernissen musste jedoch überprüft werden, ob auch die Beschaffenheit des Geländes und der vorhandenen Bausubstanz eine Weiternutzung beziehungsweise geeignete Neubauten ermöglichen würden. Wie bei Bauvorhaben dieser Größenordnung üblich, wurde daher eine Realisierbarkeitsuntersuchung durchgeführt. Die Planer mussten sich an Vorgaben der vom Korps und Territorialkommando Ost aufgestellten militärischen Infrastrukturanforderungen orientieren. Folgende Einzelpunkte waren zu erledigen: • Die vorhandene Bausubstanz musste erfasst und deren Qualität bewertet werden. • Auf der Basis dieser Ergebnisse musste ein Lösungsvorschlag erarbeitet werden zur Bebauung, Erschließung und Freiflächengestaltung. • Dieser Lösungsvorschlag wurde dann nochmals überprüft und an Alternativvorschlägen gemessen, insbesondere auch bezüglich der bei den unterschiedlichen Varianten entstehenden Kosten. • Sodann wurde ein Ablaufplan für die zweckmäßigste und effizienteste Durchführung der einzelnen Baumaßnahmen erstellt. • Schließlich mussten auch die planungs- und baurechtlichen Vorgaben der Stadt Dresden ermittelt sowie die Vorgaben der Denkmalschutzbehörde analysiert werden. • Außer den Erfordernissen der Offizierschule des Heeres waren zudem die Anforderungen der Standortverwaltung, des Verteidigungsbezirkskommandos 76 für ein Standortsanitätszentrum, für das Taktikzentrum des Heeres und für eine digitale Fernmeldevermittlung zu berücksichtigen. Historische Zugstabausbildung eines Laubenganges. Seite 19 Große Glasflächen geben dem Stabs- und Lehrsaalgebäude Transparenz. Schlanke Säulen, helles Holz und großzügige Oberlichter bestimmen die Atmosphäre im Eingangsbereich. Harter Wettstreit um Funktionalität und Ästhetik Vier Vorschläge, eine optimale Lösung Die Untersuchung aller dieser Einzelpunkte erfolgte von August bis Oktober 1993. Sie brachte als wichtigstes Ergebnis, dass die Verlegung der Offizierschule des Heeres von Hannover nach Dresden möglich sein würde. Sodann zeigte die Realisierbarkeitsuntersuchung vier Lösungsmöglichkeiten für die Nutzung der Albertstadtkaserne auf. Jeder Lösungsvorschlag berücksichtigte die bekannt gegebenen militärisch-infrastrukturellen Anforderungen. Die Lösungen unterschieden sich zwar im Detail, zeigten aber gleichermaßen auf, dass auch das Areal östlich der Marienallee in das Nutzungskonzept einbezogen werden musste. Beim Vergleich der vier Varianten zeigte einer der Vorschläge wesentliche Vorteile auf und wurde deshalb für die weitere Bearbeitung ausgewählt Auf dem westlichen Teil des Areals der Albertstadtkaserne sind zahlreiche historische, teils im Stil der Neorenaissance, teils im Jugendstil erbaute Kasernengebäude gelegen. Sie sollten, so ein Ergebnis der Realisierungsstudie, als Unterkünfte genutzt werden. Der östliche Teil mit der maroden baulichen Hinterlassenschaft von NVA und Roter Armee sollte neu gestaltet werden mit Einrichtungen für die eigentlichen Schulfunktionen, also Stab, Lehre und Sport. Für den Westteil wurden sofort Planungen und entsprechende Haushaltsunterlagen erstellt; bereits im Oktober 1994 wurde mit den Bau- beziehungsweise Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten begonnen. Für Neubauten des Ostteils entschieden sich die nutzende Bundeswehr und die ausführende Bauverwaltung gemeinsam, einen Architektenwettbewerb auszuloben. 19 20 Schon auf der Zeichnung ist erkennbar, wie der Sonnenschutz der Seitenfront aussehen soll. 21 Harter Wettstreit um Funktionalität und Ästhetik Die Lamellen an den Fensterfronten des Stabs- und Lehrsaalgebäudes reagieren automatisch auf den Stand der Sonne. 22 Die gelungene Lichtführung unterstützt die filigrane Ausbildung der Bauteile. Die großflächige Holzverkleidung des Vortrags- und Filmsaales stellt ein Bindeglied zur umgebenden Heidelandschaft dar. 23 Harter Wettstreit um Funktionalität und Ästhetik Konkrete Vorgaben für den Architektenwettbewerb Im Rahmen eines einstufigen, beschränkten Realisierungswettbewerbs wurden sieben namhafte Architekturbüros eingeladen, ihre Vorstellungen zu entwickeln und in einem aussagekräftigen Modell zu präsentieren. Als Ziel wurde in der Auslobung formuliert, auf der Basis der Realisierbarkeitsuntersuchung Vorschläge für den östlichen Teil der Liegenschaft zu erarbeiten und Lösungen für die Lehr- und Sporteinrichtungen zu entwickeln. Erwartet wurden Entwurfsvorschläge, die »eine funktionelle und gestalterisch-homogene Ergänzung der Gesamtanlage darstellen«. Des Weiteren sollte besonderes Augenmerk auf die bauliche Gestaltung des Übergangs zwischen Ost- und Westteil der Liegenschaft gerichtet werden. Die Architekten sollten versuchen, deren trennenden Charakter zu überwinden und eine integrative Gestaltung zu entwickeln. Die architektonische und städtebauliche Aufgabe bestand also darin, den links von der Marienallee gelegenen, im Stil der Neorenaissance und des Jugendstils erbauten Gebäuden entsprechende moderne Entwürfe auf dem rechten Teil der Liegenschaft gegenüberzustellen. Für diese Neubauten wurden bestimmte wirtschaftliche und funktionale Eigenschaften vorgegeben. Alle Vorschläge sollten die gestalterische Grundidee der Westseite fortführen und mit den Auflagen der Gartendenkmalpflege korrespondieren. Ein wesentlicher Vorteil bei der Durchführung des gesamten Projektes war die durch eine freundliche und kooperative Atmosphäre gekennzeichnete Zusammenarbeit mit der Stadt Dresden und der Denkmalschutzbehörde. Beide erklärten sich mit der Lösung einverstanden, dass die Wettbewerbsteilnehmer bis auf die unmittelbar an der Straße gelegenen historischen Gebäude in ihren Lösungsansätzen frei sein sollten. Jedoch stellte das Bundesministerium der Verteidigung gleichzeitig klar, dass eine Weiternutzung der historischen Gebäude nur akzeptiert würde, wenn sämtliche Erfordernisse an die Nutzung erfüllt würden und sich die Kosten in dem vorab festgelegten Rahmen hielten. Holz und Glas sind die bestimmenden Materialien der Außenwände des Stabsund Lehrsaalgebäudes. 24 Suche nach dem besten Vorschlag Das Preisgericht trat am 3. Mai 1995 unter Vorsitz von Prof. Dr. Günter Behnisch zusammen. Alle Arbeiten wurden mit Kennzahlen anonymisiert und an zwei Tagen nach denselben Kriterienbereichen geprüft: • • • • • • • • Die umfangreich ausgestattete Bibliothek bietet Informationen auch zu nichtmilitärischen Themen. Einer der vielen Pluspunkte des Lehrsaalgebäudes ist der schlichte Eingangsbereich Leitidee Städtebau und Gestaltung Funktionales Konzept Raumprogramm und Flächenberechnungen Erschließung Grün- und Freianlagen Brandschutz und Bauordnungsrecht Wirtschaftlichkeit Keiner der eingereichten Entwürfe konnte das Preisgericht 100%ig überzeugen. Jedoch zeigten drei der sechs Arbeiten gute Ansätze. Die weitere Bearbeitung durch die drei im Wettbewerb verbliebenen Büros ergab schließlich eine zufrieden stellende Lösung. Letztendlich wurde mittels Preisgerichtsentscheid der Entwurf des Büros von Prof. J. Friedrich, Architekten Hamburg-Düsseldorf, zur Ausführung beauftragt. 27 Seite 25 Älterer Baum- und Strauchbewuchs wurde soweit wie möglich erhalten. Großzügige Terrassen mit gemütlichen Sitzmöbeln eignen sich für entspannende Pausen. 28 4/ Die Baukommission hat Herr Staatssekretär, warum wurde bei der Baumaßnahme OSH eine BauZeit und Geld Redaktion: kommission installiert? gespart Dr. Carl: Die zeitlichen Vorgaben für die gesamte Maßnahme – sowohl für die Planung Interview mit Dr. Karl-Heinz Carl, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium der Finanzen als auch für die Realisierung des Baus – waren äußerst knapp. Das bedeutete, dass die Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Nutzer reibungslos klappen musste. Bei ähnlich exponierten Vorhaben, zum Beispiel dem Sächsischen Landtag, hatte sich zuvor schon die Einrichtung einer Baukommission mit Vertretern des Nutzers und der ausführenden Bauverwaltung bewährt. Deshalb lag es für uns nahe, wieder ein derartiges Diskussionsund Entscheidungsforum einzurichten. Redaktion: Was waren ihre konkreten Aufgaben? Dr. Carl: Die Baukommission hat eine Zeit- und eine Geldachse gebildet und diese ständig kontrolliert. Wurden Verzögerungen oder überplanmäßige Ausgaben festgestellt, konnten wir jederzeit steuernd und ändernd eingreifen. Außerdem haben wir den permanenten direkten Kontakt zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Sächsischen Staatsministerium der Finanzen gepflegt. Gemeinsam konnten wir alle Möglichkeiten für die sachliche und personelle Unterstützung des Projektes ausschöpfen. Vor allem haben wir die ausführenden Behörden – die Oberfinanzdirektion in Chemnitz und das Bauamt in Radeberg – bei der rechtzeitigen Umsetzung von deren fachlichen und haushaltstechnischen Zielen unterstützt. Redaktion: Wie ging die Arbeit der Baukommission konkret vonstatten? Dr. Carl: Den Vorsitz führten mein Kollege im Verteidigungsministerium, Herr Staatssekretär Dr. Wichert, und ich gemeinsam. Die erste Sitzung fand am 22. August 1995 statt. Dabei wurde vereinbart, dass die Baukommission auf Vorschlag des Bundesministeriums der Verteidigung oder des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen bei Bedarf einberufen werden würde. Im Jahr 1996 fanden dann vier Sitzungen, 1997 eine Sitzung, 1998 zwei Sitzungen und am 30. März 1999 die abschließende Sitzung statt. Mit diesen insgesamt nur neun Sitzungen konnten wir alle auftauchenden Probleme zur Zufriedenheit sämtlicher beteiligten Parteien lösen. Redaktion: Welche Schwierigkeiten tauchten denn auf? Dr. Carl: Die Baukommission hat ihr Hauptaugenmerk auf die Einhaltung der Kosten-, Termin- und Qualitätsziele gerichtet. Ein besonderes Problem stellte der Konkurs des Unternehmens dar, das mit der Herstellung und Montage der Glasfassaden und der Dachoberlichter an den großen Neubauten beauftragt worden war. Aber auch mehrere Konkurse kleinerer Firmen mussten so bewältigt werden, dass die Termine eingehalten werden konnten. Dies ist weitgehend gelungen. Nur wenige Details wie das Eingangsschild deuten auf eine militärische Nutzung der Anlage hin. Redaktion: Welche Rolle spielte das Thema Geld bei den Entscheidungen der Baukommission? Dr. Carl: Die Einhaltung der mit den Haushaltsunterlagen Bau (HU-Bau) genehmigten Kosten war ein zentrales Thema bei unseren Entscheidungen. Wir haben dabei zwar vom starken Wettbewerb innerhalb der Baubranche profitiert; doch letztlich hat vor allem unser 29 Die Baukommission hat Zeit und Geld gespart straffes Projektmanagement dazu geführt, dass wir insgesamt 20 Millionen Mark, also fast sieben Prozent der veranschlagten Gesamtkosten, einsparen konnten. Redaktion: Wie ist Ihr persönliches Resümee für die Arbeit der Baukommission? Dr. Carl: Der öffentlichen Verwaltung, auch dem Staatshochbau, wird häufig vorgeworfen, nicht effizient und kostenbewusst genug zu arbeiten. Wir haben bewiesen, dass verschiedene Behörden gut zusammenarbeiten können, wenn die Kommunikation zwischen den Beteiligten stimmt. Unser Projekt ist ein großer Erfolg, die nutzenden Offizierschüler und ihre Ausbilder sind begeistert; auch die Dresdner haben die OSH längst akzeptiert. Besonders stolz sind wir auch auf die gute Resonanz unserer ausländischen Partner. So ist es schon passiert, dass hochrangige Besucher spontan ihren Aufenthalt verlängert haben, um die OSH und ihr grandioses Dresdner Umfeld noch ein paar Tage länger genießen zu können. Die alten Bäume haben die gesamten Sanierungsmaßnahmen gut überstanden. 30 5/ Wertvolle Bausubstanz Architektur hat es zu allen Zeiten gegeben. Gerade im Freistaat Sachsen mit seinen erhalten Gute zahlreichen Schlössern und Burgen, Herrenhäusern und Villen finden sich unzählige architektonische Kleinode aus vergangenen Jahrhunderten. Daher hat der Freistaat nach der Vereinigung die Restaurierung und langfristige Sicherung historischer Bausubstanz von Beginn an zu einer seiner Hauptaufgaben erklärt. Natürlich ist die Albertstadtkaserne nicht mit berühmten und exponierten Objekten wie dem Dresdner Schloss oder dem Zwinger zu vergleichen. Trotzdem gehört auch sie als außergewöhnliche, militärisch genutzte Gebrauchsarchitektur zu den erhaltenswerten und daher denkmalgeschützten Bauensembles der Landeshauptstadt. Den am Architekturwettbewerb beteiligten Büros wurde daher unter anderem die Aufgabe gestellt, für die Bausubstanz westlich der Marienallee Sanierungs- und Nutzungskonzepte zu entwickeln. Das äußere historische Erscheinungsbild wurde wiederhergestellt, die Fassaden wurden neu verputzt, die Dächer mit Schiefer bzw. Kunstschiefer gedeckt. Dachluken und -fenster, Dachrinnen und Fallrohre wurden erneuert sowie Schneefanggitter angebracht. Außenwände aus Ziegelmauerwerk waren teilweise durch eingedrungene Feuchtigkeit geschädigt und wurden saniert. Die Fassaden sind durch ein Gurtgesims und das Dachgesims aus profiliertem sächsischen Sandstein gegliedert. Einige Fehlstellen im Stein mussten ausgebessert werden. Gurtgesimse und Fensterbänke erhielten eine Abdeckung aus Zinkblech. Außenfenster und Außentüren wurden nach originalen Vorbildern ersetzt, zugemauerte Fensteröffnungen wurden aufgebrochen. Die Treppenhäuser sind funktionell und sicher angelegt. Alte Bausubstanz in neuem Glanz. 31 Wertvolle Bausubstanz erhalten Besserer Komfort als zu früheren Zeiten Im Inneren der Kasernengebäude waren ebenfalls umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen erforderlich. Die bestehende Grundrissaufteilung wurde, soweit tragende Innenwände betroffen waren, beibehalten. Soweit notwendig, wurden nässegeschädigte Innenwände und Fußböden saniert, Schimmel und Stockflecken beseitigt. Die Stahlbetondecken und Holzbalkendecken mussten mit Stahlträgern unterstützt werden, da durch den Einbau von Sanitärzellen und Schächten die Belastung der Decken erheblich gestiegen war. In den Treppenhäusern befinden sich massive zweiläufige Natursteintreppen aus sächsischem Granit. Sie waren verhältnismäßig gut erhalten und konnten durch Abschleifen sowie kleinere Ausbesserungsarbeiten wieder in einen einwandfreien Zustand versetzt werden. Die Haupttreppenhäuser haben massive Steingeländer mit einem aufgesetzten Holzhandlauf, die weitgehend in Ordnung waren. Dagegen mussten die Stahlgeländer in den Nebentreppenhäusern überarbeitet werden. In den Kellern wurde die technische Gebäudeausrüstung wie Heizung, Sanitär und Elektro untergebracht. Außerdem wurden alle Unterkunftsgebäude nach den neuesten öffentlich-rechtlichen Vorgaben mit Wärmeschutz, Schallschutz und Brandschutz versehen. Die Einzelappartements (je 13,5 Quadratmeter Grundfläche) für die Lehrgangsteilnehmer sind zwar nicht üppig, jedoch angemessen ausgestattet. Die Wände erhielten einen weißen Anstrich, in die Holzfensterrahmen wurde Isolierglas eingesetzt. Die inneren Türen der Unterkunftsräume lassen sich mittels einer Chipkarte öffnen. Jeweils zwei Räumen ist eine in der Mitte zwischen beiden gelegene, 5,5 Quadratmeter große Nasszelle mit WC, Dusche, zwei Waschbecken und zwei Spiegelschränken zugeordnet. Zusätzlichen Komfort bringen die Teeküchen für die Offizierschüler; Kühlschrank, Herd und Spüle decken den Mindeststandard für die Eigenversorgung ab. Darüber hinaus wurden Putzräume, Gäste-WCs und Aufenthaltsräume eingerichtet. Die Unterkunftsgebäude sind teilweise durch restaurierte, überdachte Gänge miteinander verbunden. Noch machen die gepflanzten Bäume einen zarten und schutzbedürftigen Eindruck, in wenigen Jahren werden sie mächtige Schattenspender sein. 33 Wertvolle Bausubstanz erhalten Aus der ehemaligen Kadettenschwimmhalle entstand das moderne Taktikzentrum. Einige Details wie dieses Treppengeländer wurden aus alten Teilen rekonstruiert. Seite 32 Der prachtvolle Aufgang führt ins Casinogebäude, das dem Führungspersonal und dessen Gästen zur Verfügung steht. 35 Wertvolle Bausubstanz erhalten Veranstaltungsräume Die Offizierschule des Heeres in Dresden hat nicht nur den trockenen Ausbildungsalltag zu bewältigen. Zum wiederkehrenden Programm zählen ebenso fachlich ausgerichtete Zusammenkünfte mit befreundeten Militärs. Für diese Zwecke mussten geeignete Räumlichkeiten restauriert und reaktiviert werden. Neben der Empfangshalle im neuen Lehrsaalgebäude eignet sich vor allem der Stauffenberg-Saal im zweiten Obergeschoss des Gebäudes 22 für derartige Veranstaltungen. Auf alten Fotos war zu erkennen, dass der Innenausbau von weißem und hellblauem Holz bestimmt war. Dieser wurde originalgetreu rekonstruiert. Die Holzkassettendecke, zu NVA-Zeiten durch eine Unterhangdecke verdeckt, wurde freigelegt; das Parkett wurde an den beschädigten Stellen ausgebessert. Für eine lichte Atmosphäre sorgen heute zartgelbe Vorhänge; den militärisch-zeremoniellen Charakter unterstreichen Standarten, die teilweise sogar als Originale erhalten werden konnten. Ein weiterer Tagungsraum findet sich im Unterkunftsgebäude 3. Der alte Fahnensaal, benannt nach General Baudissin, besticht durch seine feierliche Aura dank marmorierter Wände, nach historischer Vorlage verlegtem Parkettfußboden und schwerer alter Leuchter. Die massiven alten Türen wurden aufgearbeitet und schiefergrau gestrichen. Das Gebäude weist ein weiteres, bemerkenswertes Detail auf: Der Fußboden bestand ursprünglich aus echten Fliesen von Villeroy & Boch. Da zerstörte Fliesen nicht komplett ersetzt werden konnten, wurden gut erhaltene Teile von wenig exponierten Stellen entfernt und im Fußboden der Eingangshalle eingesetzt. Seite 34 Im Stauffenberg-Saal findet moderne Ausbildung in traditioneller Umgebung statt. Der richtige Rahmen für Veranstaltungen und Tagungen: der Baudissin-Saal. 36 Im SIRA-Zentrum werden am Computer strategische Übungen simuliert. Dank zahlreicher Hinweisschilder finden sich Offizierschüler und Besucher auf dem Gelände leicht zurecht. Seite 37 Ansichtszeichnung des Offizierscasinos. Außenanlagen vor dem Wirtschafts- und Betreuungsgebäude mit Blick zum Casino. Modernste Technik für die Taktik Im Taktikzentrum, dem Herzstück der Aus- und Weiterbildung für Offiziere, treffen wie so oft bei der OSH Alt und Neu aufeinander. So befindet sich hier der Blücher-Saal, in dem ein Teil der klassischen Taktikausbildung stattfindet. Alte Gemälde, zum Beispiel mit der Schlacht von Cannae, erinnern an militärische Erfolge früherer Zeiten. Auch hier dienen Standarten als Schmuck. Auf Stellwänden werden taktische Schachzüge dargestellt. Die riesigen Deckenleuchter hat das Landesamt für Denkmalpflege als passendes Ausstattungsdetail zur Verfügung gestellt. Ein interessantes bauliches Detail erschließt sich nur dem Ortskundigen: Unter dem Fußboden befindet sich das alte Schwimmbecken, laut Aussage des Denkmalschutzes eine der ersten deutschen Schwimmhallen. Sie wurde wegen ihres historischen Stellenwertes nicht verfüllt, sonder mit Hohldielen abgedeckt. Das Schwimmbecken ist – wie der Eingangsbereich des Gebäudes – mit Originalfliesen von Villeroy & Boch ausgekleidet. Im Erdgeschoss des Gebäudes 4 wurde das Simulationssystem zur Unterstützung von Rahmenübungen, kurz SIRA, eingerichtet. Einfach ausgedrückt lassen sich mit SIRA Gefechte am Computer simulieren. Diese Simulationen schonen die Umwelt sowie personelle und finanzielle Ressourcen. Natürlich kann die Arbeit am Computer die Übung im Gelände nicht völlig ersetzen. Doch können wesentliche Teile der Ausbildung nach innen verlagert werden. SIRA wurde konsequent nach didaktischen, methodischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt und dient der Ausbildung von Kommandeuren und Stäben der Kampftruppe sowie von Lehrgangsteilnehmern anderer Offizierschulen, der Panzertruppenschule und der Infanterieschule. So kann insbesondere das »Gefecht der verbundenen Waffen« in allen Gefechtsarten besonderen Gefechtshandlungen und allgemeinen Aufgaben im Einsatz geübt werden. Im Gebäude 4 finden sich 20 Gefechtssimulationsarbeitsplätze (GSA) für die Leitungs- und Rahmenleitungsgruppen. In der Leitungs-, Auswerte- und Dokumentationszentrale (LADZ) werden die Übungen aufgezeichnet und ausgewertet. Traditioneller Stil für das Führungspersonal Das Gebäude 17 wurde im Jugendstil erbaut und beherbergt das Offizierscasino. Die Aufgänge sind aus Sandstein gefertigt. Rund um die Tür sind sogenannte Vierungen, ebenfalls aus Sandstein, in die Wand eingearbeitet. Fehlerhafte Stellen wurden durch Sandsteinimitat ersetzt. Die Sandsteinwände wurden gereinigt, das zu Bruch gegangene Glas des Vordachs ersetzt. Innen dominiert ein gediegener, zeitloser Einrichtungsstil. Das Eichenparkett und Vorhänge in Rottönen bilden den farblichen Rahmen; er wird ausgefüllt durch Stühle aus hellem Holz und grauem Leder, schweren Ledersesseln in Taubenblau und Ehrengeschenken. Von der Decke strahlen die Halogenleuchten des modernen, kranzförmigen Deckenleuchters. Wertvolle Bausubstanz erhalten 37 40 6/ Wichtige Institution Herr General Albert, welches waren die Gründe, die Aus- und Weiterbildung für Bundeswehr Redaktion: für Offiziere des Heeres gerade in Dresden anzusiedeln? und Nato General Albert: Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Öffnung der Staaten Interview mit Bernd Albert, Generalmajor und Kommandeur des ehemaligen Warschauer Paktes wollte die Bundeswehr zwei Zeichen setzen: zum einen sollte in den neuen Ländern eine beispielhafte Ausbildungsstätte für Offiziere angesiedelt werden, ein Symbol für die Integration von Soldaten aus allen Bundesländern. Außerdem sprach für Dresden die räumliche Nähe zu unseren neuen und potentiellen Nato-Partnern. Nicht zuletzt ist das Gelände ideal, da einerseits bereits vorhandene Kasernenbauten weitergenutzt werden können, andererseits auch genügend Platz für Neubauten vorhanden war. Redaktion: Also war die Entscheidung für Dresden auch eine Entscheidung im Sinne der Bundes- und der Bündnispolitik. Wie haben Landes- und Kommunalpolitiker auf die OSH reagiert? General Albert: Die Stadt Dresden heißt alle Offizieranwärter im Rathaus willkommen, der Landtag lädt sie ebenfalls ein. Es finden regelmäßig Diskussionen mit allen Landtagsfraktionen statt. Wir stellen uns der öffentlichen Diskussion, machen unsere Aufgaben und Anliegen transparent. Bei der offiziellen Einweihung konnten wir 500 zivile Gäste begrüßen, darunter den Ministerpräsidenten, vier Minister und zahlreiche Landtagsabgeordnete. Redaktion: Die OSH liegt mitten in einer Großstadt – sicherlich untypisch für eine derartige Einrichtung. Wie war die Reaktion vor Ort auf die Pläne der Bundeswehr, das Gelände weiter militärisch zu nutzen? General Albert: Das Areal wurde zuvor schon mehr als 100 Jahre militärisch genutzt. Die Bevölkerung hatte sich an die Stadt in der Stadt gewöhnt. Alle waren froh, als sich abzeichnete, dass die Bundeswehr mit den Bau- und Umweltsünden aus den Zeiten von Nationaler Volksarmee und Roter Armee aufräumen würde. Für uns ist die Lage – zentral und gleichzeitig ruhig am Rande der Dresdner Heide – natürlich ideal; unsere Lehrgangsteilnehmer sind durch die Bank begeistert von dem gesamten Ambiente Seiten 38/39 Das Lehrsaalgebäude lädt mit offenem Vorplatz und transparenter Fassade ein. Redaktion: Wie ist heute der Kontakt zur Bevölkerung? General Albert: Wir wurden von Anfang an gut aufgenommen. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Die Offizierschule hat eher den Charakter eines Universitätskampus als einer militärischen Einrichtung, wir machen keinen Dreck, keinen Lärm. Das Gelände ist einsehbar, sehr transparent; die frühere Abschottung wurde vollkommen aufgegeben. Wir haben gute Kontakte zu Politikern; unsere Offizieranwärter diskutieren regelmäßig mit allen Fraktionen des Landtags. Jeder neue Lehrgang wird von den Vertretern der Stadt im Rathaus begrüßt. Und unsere jungen Offiziere knüpfen gerne individuelle Kontakte zur Dresdner Bevölkerung – sie sind zum Beispiel gern gesehene Teilnehmer in den Tanzkursen der hiesigen Tanzschulen. Wie beliebt Standort und Offizieranwärter sind, können wir zum Beispiel daran erkennen, dass die Wochenendheimfahrten bei den meisten Teilnehmern im Laufe der Ausbildungszeit immer seltener werden. 41 Wichtige Institution für Bundeswehr und Nato Redaktion: Die OSH ist auch ein Wirtschaftsbetrieb. Können Sie uns einige Details nennen? General Albert: Wir beschäftigen etwa 180 Personen ziviles Personal, zu 80 Prozent Sachsen. Sie arbeiten in der Küche, als Fahrer, als Schreibkräfte, im Putzdienst und in Werkstätten, um einige der Einsatzbereiche zu nennen. Damit sind wir auch ein wichtiger Arbeitgeber. Insgesamt haben wir etwa 300 Leute als Stammpersonal. Während des Jahres sind außerdem im Durchschnitt immer etwa 700 Lehrgangsteilnehmer anwesend, insgesamt werden jährlich zirka 2000 Lehrgangsteilnehmer ausgebildet. Der Betrieb der OSH kostet pro Jahr 38 Millionen Mark, von denen ein großer Teil hier vor Ort ausgegeben wird. Die gesamte OSH mit den hier stationierten, beschäftigten und auszubildenden Leuten verfügt über eine jährliche Konsum-Kaufkraft von 14,5 Millionen Mark. Redaktion: Welche weiteren positiven Auswirkungen hat die OSH auf das Image der Bundeswehr? General Albert: Die Offizieranwärter, die hier ausgebildet werden, und die Vertreter von unseren Partnern, die uns hier besuchen, haben national und international gute Vergleichsmöglichkeiten. Sie bewundern die gekonnte Verbindung von alter und neuer Architektur, die moderne, auf neuestem technischen Stand befindliche Ausstattung, die gelungene, lernfreundliche Inneneinrichtung. Wir bekommen immer wieder bestätigt, dass die OSH die schönste aller vergleichbaren Einrichtungen in Europa ist. Sie ist eine ideale Visitenkarte der Bundeswehr. Generalmajor Bernd Albert, Kommandeur der OSH 44 7/ Mehr Campus als Kaserne »Albertstadt« ist in mehrfacher Hinsicht ein einmaliges Ensemble von Gebäuden: für den Die einzigartig ist die Anlage in Dresden, eine Stadt in der Stadt schon zur Zeit ihrer ErrichSchulbetrieb tung. Einmalig ist auch die Lage am Rande der Dresdner Heide; die Strenge der linear in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten, teils kammartig angeordneten Baukörper wird gelockert durch die Öffnung zur Heide hin mit ihrem sich über Kilometer hinziehenden Waldgebiet. Der Blick wird nicht gehindert durch Mauern oder Einzäunungen; würden nicht uniformierte junge Männer das Gelände bevölkern, käme sich der Besucher vor wie auf einem Firmen- oder Universitätsgelände. Überall vermittelt sich der Eindruck ziviler Gelassenheit statt militärischen Drills. »Wir bilden unsere Offiziere aus zu Staatsbürgern in Uniform«, beschreibt Kommandant Bernd Albrecht ein wichtiges Anliegen der OSH. Besonders deutlich wird dieser Anspruch anhand des Stabs- und Lehrsaalgebäudes. Das neuerrichtete Herzstück der OSH liegt östlich der Marienallee, weit weg von der Straße. Die »Schule in der Landschaft« vermittelt eine Stimmung von Zurückgezogenheit und Konzentration, ein ideales Klima für ungestörtes Lernen. Grundausbildungsbereich im Süden, Sportanlagen im Osten und die neu angelegte Heidelandschaft im Norden beziehungsweise Nordosten lassen den Eindruck eines großzügigen Campus entstehen, der den dort lebenden und arbeitenden Soldaten und Zivilangestellten zugute kommt. Seiten 42/43 Genügend Abstand zwischen den einzelnen Abschnitten des Stabs- und Lehrsaalgebäudes unterstreicht den großzügigen Charakter der Anlage. Durch den Wirtschaftseingang an dem Meldekopf vorbei werden täglich Tonnen von Versorgungsgütern geliefert. 45 Der Baukörper der Anlage ist mit den Unterrichtsräumen zur Heide hin offen ausgerichtet; zum Sport- und Grundausbildungsbereich hin schließt er sich mit dem Stabsgebäude. Die ruhige, konzentrationsfördernde Lernatmosphäre wird verstärkt durch begrünte Innenhöfe. Sie lassen Licht und Luft zwischen die Lehr- und Unterrichtsbereiche fließen. Ebenfalls einen Blick in die Natur ermöglichen die beiden Eingangszonen vor Schule und Sportbereich, die architektonisch um einen kleinen Eingangsplatz herum angesiedelt und auf diese Weise harmonisch zusammengefasst sind. Zu sehen ist von diesem Platz aus die nach Nordosten ansteigende, unter Naturschutz stehende Heidelandschaft mit Blumen und Gebüsch. Dieser architektonische Charakter von Licht-Luft-Natur, der die Lage des Schulensembles ingesamt prägt, wird ebenfalls durch die gesamte Innenraumarchitektur konsequent fortgesetzt: Die bereits erwähnten grünen Gartenhöfe, helle Wintergärten im Innern, Galerien, die hohe, lichtdurchflutete zentrale Eingangshalle des Schulgebäudes, viele Oberlichter sowie Fenster in allen Räumen sorgen für eine eigene, lichte Atmosphäre. Absicht der Architekten war es, sehr unterschiedliche Raum-, Lichtund Landschaftserlebnisse zu bieten. Sie prägen das Innere der Schule und betonen die klare und funktionale Organisationsstruktur der einzelnen Gebäudeteile. Angenehme Architektur, modernste Technik Im Erdgeschoss der großzügigen, sich über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckenden Eingangshalle kann der Besucher erkennen, dass er sich in einer militärischen Einrichtung befindet. Hier hängen neben den Fahnen von Dresden, dem Freistaat Sachsen und der Bundesrepublik auch verschiedene Flaggen von Natopartnern; sie vermitteln der Halle einen offiziellen Charakter. Im Ergeschoss sind von hier aus die Bibliothek, die Mediothek sowie verschiedene Unterrichtsräume zu erreichen. Zu den verschiedenen Ebenen führen Treppen, Rampen und ein verglaster Panoramaaufzug. Der Fußboden besteht aus Holzlamellenparkett aus Eiche, das nicht eingelassen, sondern nur mit Öl behandelt wurde. Diese Lösung entspricht sowohl ästhetischen als auch gebrauchstechnischen Anforderungen eines Gebäudes mit starker Beanspruchung. Ansonsten dominiert in den Innenräumen, zum Beispiel im Hörsaal, helles Buchenholz. Längs des Foyers liegt der Stabsbereich, konzentriert in einem eigenen, dreigeschossigen Bauteil. Er ist zwar vom Unterrichtsbereich getrennt, jedoch funktional mit allen Geschossen verbunden und über Rampen und Treppen zu erreichen. Der Führungstrupp mit Kommandeur, Leiter der Schule, und weiterem Personal ist im ersten Obergeschoss untergebracht. Über ein kleines Foyer sind der Stab, das eigentliche Foyer und der große Saal direkt angebunden. Besucher und Tagungsteilnehmer können alle Flächen auf sämtlichen Ebenen auf kürzestem Weg optimal erreichen. Gleichzeitig laufen sie nicht Gefahr, sich in einem unübersichtlichen Gewirr von Gängen zu verlaufen; von jedem Standort aus ist ein Blick in die zentrale Halle möglich. Moderne Architektur und Technik bewirken eine effiziente Lernatmosphäre. Die Glasfassaden ermöglichen Blicke von innen nach außen und umgekehrt. 47 Mehr Campus als Kaserne für den Schulbetrieb Im Foyer des Lehrsaalgebäudes führen Rampen in die oberen Stockwerke. Seite 46 Großzügige Fenster sowie die von einer Lichtspezialistin konzipierte Beleuchtung schaffen eine helle, freundliche Atmosphäre. 48 Soldaten als Staatsbürger in Uniform sollen über das Zeitgeschehen informiert sein. Die zweigeschossige Bibliothek bekommt auch im Keller genügend Licht von oben. Der große Hörsaal bietet ein für derartige Einrichtungen typisches, funktionales und dennoch ansprechendes Lernambiente: Aufsteigende Sitzreihen mit grauen Kunststofftischen und blauen, veloursbezogenen Stühlen. Eine Verdunkelungsanlage, Regiekabine, Podium und Filmleinwand sorgen für die nötige technisch/mediale Ausstattung. An den mit Buchenholzpaneelen verkleideten Wänden des Eingangs werden die für die technischen Einrichtungen nötigen Leitungen entlanggeführt. Der Sonnenschutz aus vorgelagerten Alulamellen wird über einen Sonnen-, Regen und Windmesser inklusive Temperaturfühler auf dem Dach des Gebäudes gesteuert. Ebenfalls im Erdgeschoss des Stabs- und Hörsaalgebäudes befindet sich die Bibliothek mit zirka 65 000 Büchern, darunter viel Fachliteratur. Ein Teil des Bestandes wird im Magazin im Keller unterhalb des Lesesaales aufbewahrt, das über ein offenes Treppenhaus mit frei hängender Treppe direkt zugänglich ist. Wer sich in der Bibliothek der Lektüre widmen möchte, kann es sich auf pflaumenfarbenen Polsterstühlen bequem machen. Die Lehrbereiche liegen im ersten und zweiten Obergeschoss. Sie sind um die Halle und die Gartenhöfe herum angeordnet. Der gesamte Unterrichtsbereich ist wunschgemäß den jeweiligen Inspektionstrupps zugeordnet, übersichtlich organisiert und schnell zu erreichen. Der Unterricht findet in 38 Schulräumen statt, die mit schlichten Kunststoffmöbeln, Schrankwänden, Waschbecken und Wandtafeln ausgestattet sind. Die in der Verwaltung beschäftigten Mitarbeiter sind ebenfalls in diesen Gebäudeteilen in modernen Büros untergebracht und können den Blick in die begrünten Innenhöfe genießen. Schulräume im Erdgeschoss und Büros werden gegen zu starke Sonneneinstrahlung durch eine Raffstore-Anlage geschützt, die durch Wind- und Sonnensensoren automatisch in Betrieb gesetzt wird. Im großen Hörsaal, dem Scharnhorst-Saal, sind alle technischen Anlagen vorhanden, die für eine moderne Wissensvermittlung notwendig sind. 50 Gelungene Gestaltung der Freianlagen Das gesamte Ensemble der OSH besticht nicht nur durch die gelungene Kombination von historischer Bausubstanz und moderner Architektur. Ein weiterer großer Pluspunkt sind die großzügigen Außenanlagen. Das traditionell militärisch genutzte Gelände war im Umfeld der Kasernen schon immer parkartig angelegt. An dieser Tradition wurde festgehalten. Die Freiflächen, besonders zwischen den denkmalpflegerisch wertvollen Gebäuden, wurden passend zu den Bauten ebenfalls nach Denkmalschutzgesichtspunkten rekonstruiert. Teilweise sind die einzelnen Altbauten durch Laubengänge verbunden. Deren Säulen bestehen aus grau gestrichenem Gusseisen; der Fußboden besteht aus Terrazzo, einem Gemisch aus Zement und kleinen Steinen. Die neu angelegten Wege zwischen den verschiedenen OSH-Einrichtungen werden von dunkelgrauen Bogenlampen beleuchtet. Neben dem Denkmalschutz fanden auch ökologische Gesichtspunkte bei der gesamten Anlage der OSH starke Beachtung. Die Heide ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Dresdner Bevölkerung. Der Übergang zwischen OSH und diesem hochwertigen Naturraum sollte möglichst fließend angelegt sein; der wertvolle Baumbestand musste erhalten, die teilweise verwüsteten und ökologisch belasteten Flächen sollten renaturiert und aufgeforstet beziehungsweise mit naturnah ausgebildeten Pflanzungen gestaltet werden. So wurde im Prießnitzgrund ein Auenwald mit zirka 1000 Bäumen gepflanzt; an anderen Stellen wurde ebenfalls die zur jeweiligen Örtlichkeit passende, auch natürlich zu findenden Vegetation wieder angesiedelt: wärmeliebender Eichenmischwald und Trockenrasen, Linden, Hainbuchen und Birken. Ein Schmuckstück der Freianlagen ist der restaurierte Springbrunnen. Die Laubengänge bestechen durch ihre originalgetreu rekonstruierten Säulen aus Gusseisen. Der katholische und evangelische Seelsorger sind im ehemaligen Kommandantenhaus untergebracht. Die neugepflanzten Bäume brauchen noch Schutz. 54 Seiten 52/53 Die großzügige Anlage der Schwimmhalle trägt zum gelungenen Kontrast von alter und neuer Architektur bei. Sport ist für alle Lehrgangsteilnehmer Pflicht. Fitness drinnen und draußen Auch heute noch gilt das Sprichwort vom gesunden Geist in einem gesunden Körper. Daher sind gute Sportanlagen eine unbedingt notwendige Ergänzung der Einrichtungen für die militärische Ausbildung. Selbstverständlich stehen die Sportanlagen jedoch nicht nur den auszubildenden Offizieren und dem Lehrpersonal, sondern auch den zivilen Beschäftigten der OSH zur Verfügung. Die Sportstätten liegen auf dem östlichsten Teil des OSH-Geländes. Am äußeren Grundstücksrand wurden zwei Sportplätze angelegt: Der größere Sportplatz ist mit einer Hindernisbahn und einer 400 Meter-Bahn für offizielle Wettkämpfe geeignet; der kleine Sportplatz mit rotem Kunststoffbelag eignet sich vor allem für Spiele wie Handball und Fußball. Um die Nachbarn – das Regierungspräsidium und das Landesamt für Finanzen – nicht zu stören, wurden als Sicht- und Schallschutz hinter den Sportanlagen begrünte Hügel angelegt. Innerhalb des Sportgebäudes finden sich zwei verschieden große Sporthallen, in denen zum Beispiel Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Tennis gespielt werden kann. Sportler können hier zudem an Sprossenwänden, Kletter- und Reckanlagen trainieren. Die Schwimmhalle ist mit einem 12,5 mal 25 Meter großen Becken sowie einem Dreimeterbrett und fünf Wettkampfbahnen samt Startblöcken aus Edelstahl ausgestattet. Ergänzt wird diese Sport- und Rekreationszone durch Saunen und zwei Konditionsräume, die mit Kardiogeräten, Gewichten und Maschinen für das Muskeltraining ausgerüstet sind. Im Ruheraum der Sauna finden sich fünf Liegen. Umkleideräume, Duschen, sonstige sanitäre Anlagen und drei Büroräume für Sportlehrer machen das Sportgebäude komplett. Die weitläufige Anordnung von Sportplätzen und Sporthallengebäude ist ein idealer Kontrast zum dreigeschossigen Unterrichtsgebäude. Während dieses daraufhin konzipiert wurde, möglichst wenig Landschaft baulich zu besetzen, fügen sich die äußeren und inneren Sportbereiche zu einem eher spielerisch geformten, lichten, transparenten und frei dem Gelände angepassten Ensemble zusammen. Die Höhenunterschiede im Gelände wurden genutzt, indem man Turnhallen und Nebenzonen auf der rückwärtigen Hangseite »eingegraben« hat; komplett sichtbar ist dagegen die auf drei Seiten verglaste Schwimmhalle. Dank dieser Lösung wurden die unterschiedlichen Ebenen des Geländes optimal genutzt, der Landschaftszusammenhang konnte gewahrt werden und die gesamte Sportanlage macht einen ruhigen und harmonischen Eindruck, der ihrer Funktion als Fitness- und Entspannungsbereich entspricht. In den geräumigen Sporthallen können die unterschiedlichsten Sportarten betrieben werden. Die 25 m-Schwimmhalle ermöglicht ein effizientes Training. Der Blick vom Becken in die Dresdner Heide hat anspornende Wirkung. 56 Wärmeschutzglas und Holz sorgen für eine gute Isolation und ein optimales Raumklima. Behindertengerechte Gestaltung und Ökologie Die Bundeswehr ist eine wichtige öffentliche Institution und hat als solche Vorbildcharakter. Um diesem gerecht zu werden, wurden bei dem Bauvorhaben der OSH verschiedene übergreifende Planungsgesichtspunkte beachtet. Die Belange von behinderten Personen und des Umweltschutzes wurden beispielgebend in besonderem Maß berücksichtigt. Behinderte können sich nahezu problemlos im Neubau des Stabs- und Lehrsaalgebäudes bewegen. Ebenerdig kann es vom Eingangsbereich aus ohne hindernde Treppen auch mit dem Rollstuhl erreicht werden; in die oberen Geschosse kann man mit dem Panoramaaufzug oder über die Rampen gelangen. Für einen erhöhten Wärmeschutz sorgen vor allem die verwendeten Materialien wie Holz, Naturstein und Ortbeton, die ideale Speichermedien für Wärme sind. Diese traditionellen natürlichen Bau- Mehr Campus als Kaserne für den Schulbetrieb stoffe eignen sich sehr gut auch für moderne Gebäude und erhöhen oft zudem deren ästhetischen Reiz. Das hochwertige Wärmeschutzglas in den Fensterkonstruktionen wurde ebenfalls unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten gewählt: Die Doppelverglasung samt eingeschlossener Luftschicht verhindert vorzeitigen Wärmeverlust, vermindert so den Energieverbrauch und spart Heizkosten. In den zweischaligen Außenwänden sorgt ebenfalls ein Luftpolster für eine gute Isolierung. Der außenliegende Sonnenschutz sorgt zusätzlich für ein angenehmes Raumklima, einen guten Temperaturausgleich innerhalb des Gebäudes und damit für Einsparungsmöglichkeiten bei der Fernwärmeversorgung. Das begrünte Dach ist ein weiterer ökologischer Pluspunkt. Die Bepflanzung korrespondiert mit der begrünten Umgebung und liefert zusätzlichen Sauerstoff. Die Rampen können auch Rollstuhlfahrer bewältigen. 60 8/ Preisgekrönte Architektur für Kasernen der Albertstadt waren seit jeher ein Beispiel für fortschrittliche Architektur das Wirtschafts- Die und Ausstattung von militärischen Einrichtungen. An diese Tradition sollte mit der und Betreuungs- Restaurierung erhaltenswerter Gebäude und vor allem mit dem Neubau des Lehrsaalgebäudes und des Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes angeknüpft werden. Letzteres gebäude liegt westlich von der Marienallee, parallel zu dieser Straße, nur wenige Meter vom Eine freundliche Einrichtung im Bistrostil und schmackhaftes Essen machen Speisesaal und Casino zu angenehmen Aufenthaltsorten. Seiten 58/59 Einladend und offen: Das Stabsgebäude in zeitgemäßer Architektursprache. bewaldeten Hang entfernt, der zur Prießnitz hinabführt. Mit diesem Neubau wurden mehrere Ziele verfolgt: Er sollte modern und funktional sein, sich in die Landschaft einfügen und im Ensemble der gesamten Anlage durch einen eigenen architektonischen Charakter bestechen. Das neue Wirtschafts- und Betreuungsgebäude beweist, wie ideal traditionelle und moderne Architektur zusammenpassen können. Seine langgestreckte Riegelform ist Ausdruck militärischer Strenge und nimmt die nüchterne Gestaltung der alten Kasernenbauten auf. Die strenge Form wird jedoch gebrochen durch die Gestaltung der Fassaden: Das großzügige Gebäude ist rundum verglast und hat eine lichte, pavillonartige Anmutung. Schiebetüren stellen die Verbindung nach draußen her; die vorgelagerten Holzterrassen können als Gartenrestaurant genutzt werden. Zwischen dem neuen Gebäude und dem im Jugendstil errichteten Casino, das nur wenige Meter entfernt liegt, wurde ein Biergarten angelegt. Tragendes Korsett des Gebäudes ist eine einfache Stahlkonstruktion. Sie wurde als Trägerrost mit wirtschaftlichen Spannweiten errichtet. Stabilisiert wird dieses Gerüst durch Andreaskreuze in den Fassadenfeldern und durch eingestellte Ortbeton-Kerne. Auf dem Trägerrost wurden zur horizontalen Aussteifung Schichtholz-Rippenplatten montiert. Die Zwischenfelder dieser Pfosten-Riegel-Konstruktion der Fassade sind überwiegend verglast. Vor den Glaswänden sind – mit Ausnahme der Nordseite – filigrane Stahlkonstruktionen mit Sonnenschutzlamellen vorgelagert. Diese reagieren automatisch auf Sonneneinstrahlung und Wind und gewährleisten, dass auch bei hochsommerlichen Außentemperaturen ein angenehmes Raumklima herrscht. Das Dach wurde begrünt. Für diese freizügige Architektur samt der gelungenen Verbindung von harten Materialien wie Beton, Stahl und Glas und dem weich anmutenden Holz verlieh die Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. (Düsseldorf) im Jahr 1998 den Holzbaupreis Neue Bundesländer. Durch die Hanglage war zudem eine ideale Aufteilung der Innenräume möglich: Im Erdgeschoss des Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes befinden sich der Heimbereich und ein großer Speisesaal für Lehrgangsteilnehmer und ziviles Personal. Letzterer ist der zentrale und wichtigste Raum des Erdgeschosses. Hier werden an einer Speisenausgabe die Mahlzeiten im Self Service verteilt und die zurückgebrachten Geschirrtabletts zu einer Geschirrspüle weitergeleitet. Die helle, freundliche Atmosphäre im Speisesaal wird betont durch die farbliche Gestaltung: Das Grün des Fußbodenbelags (eine Mischung aus kleinen Natursteinen, die mit Kunstharz gebunden wurden) korrespondiert mit dem Anthrazit über der Speisenausgabe. Im Heimbereich wurde der Sichtbeton in Wischtechnik lachsrosa gestrichenen. Weitere Farbtupfer bilden die grüngepolsterten Stühle. Im Eingangsbereich steht ein Flügel, der bei Veranstaltungen genutzt wird. Die Verkleidung von Tresen, Regal und Schränken besteht aus hellem Buchenholz; die ganze Inneneinrichtung ist im Bistrostil gehalten. Nur die Größe des Raumes mit 400 Sitzplätzen erinnert den Besucher daran, dass hier täglich mehrere Hundert Personen von einer Großküche 61 Preisgekrönte Architektur für das Wirtschafts- und Betreuungsgebäude verköstigt werden. Um die Dampf- und Geruchsentwicklung zu minimieren, wird über die Lamellendecke Innenluft abgesaugt und Frischluft zugeführt. Geheizt wird mittels Fernwärme, die über eine Fußbodenheizung verteilt wird. Schnelligkeit und Hygiene bei der Speisenversorgung Im Untergeschoss des Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes werden Lebensmittel und das gesamte Verarbeitungsequipment angeliefert; hier befinden sich Kühl- und Lagerräume, Küche und Technikzentrale sowie Umkleiden für das Personal. Die fertig zubereiteten Mahlzeiten werden über einen Aufzug nach oben zur Essensausgabe geschickt; das schmutzige Geschirr wird in der Geschirrspüle der Speisessalebene gereinigt. Der Küchenabfall wandert in die Nassmüllanlage. Sekundärrohstoffe werden gesondert gelagert und entsorgt. Ein weiteres Zugeständnis an die Hygiene ist der Bodenbelag im gesamten Küchenbereich: Früher waren Sanitär- und Küchenräume öffentlicher Einrichtungen meist gefliest. Sie ließen sich zwar leicht putzen, hygienische Schwachstellen waren jedoch die Fugen zwischen den Fliesen. Beim neuen Wirtschafts- und Betreuungsgebäude hat man sich daher für eine andere Lösung entschieden. Der Fußboden ist mit einem geschlossenen, fugenlosen Kunstharzbelag bedeckt, der keine Angriffsflächen für Schmutz und Mikroorganismen bietet. Im Keller des Wirtschafts- und Betreuungsgebäudes sorgen zwei weitere Einrichtungen für die Versorgung und Freizeitbeschäftigung der Offiziere, Ausbilder und zivilen Beschäftigten: Ein Kiosk vertreibt Zeitschriften, Snacks und Getränke; die hauseigene Kegelbahn ist eine beliebte Freizeiteinrichtung. Zur Mittagszeit herrscht in der Kantine Hochbetrieb. Über eine Lamellendecke wird verbrauchte Luft abgesaugt und Frischluft zugeführt. 62 9/ Daten, Namen, Firmen Kennzahlen Grundstücksfläche 40,06 ha Altbauten 20 Gebäude Neubauten 8 Gebäude Hauptnutzer Offizierschule des Heeres Hauptkapazitäten Unterkunftsplätze OSH und SIRA Verpflegungsteilnehmer Hörsäle Vortrags- und Filmsaal mit 550 Plätzen Bibliothek Sporthallen Schwimmhalle Sportplatz Kleinfeldsportplatz Mehrzweckhalle 995 1 200 48 1 1 2 1 1 1 1 Nebennutzer Standortverwaltung Dresden Verteidigungsbezirkskommando 76 Kosten Haushaltmäßige genehmigte Gesamtbaukosten 297,6 Mio DM Lagerräume und Werkstätten befinden sich auf dem hinteren, nördlich gelegenen Teil des OSH-Geländes. Voraussichtliche Gesamtbaukosten Spezifische Baukosten 275,3 Mio DM 75 000 bis 90 000 DM Zeittafel 7. Juni 1993 Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung zur Erarbeitung einer Realisierbarkeitsuntersuchung für die Unterbringung der Offizierschule des Heeres in der Albertstadtkaserne in Dresden Dezember 1993 Vorlage der Realisierbarkeitsuntersuchung im Bundesministerium der Verteidigung Juni 1994 Festlegung der Unterbringung der Offizierschule des Heeres in Dresden 7. Juli 1994 Planungsauftrag des Bundesministeriums der Verteidigung 14. Oktober 1994 Beginn der Abbrucharbeiten 9. Januar bis 16. März 1995 Genehmigung der HU-Bau Unterkunftsgebäude 26. Juni 1995 Erster Spatenstich zum Neu- und Umbau der Offizierschule des Heeres Dresden durch den Bundesminister der Verteidigung, Volker Rühe und den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf 8. bis 14. August 1996 Genehmigung der HU-Bau, Neubau Stabsund Lehrgebäude, Neubau Sport- und Schwimmhallen, Neubau Wirtschafts- und Betreuungsgebäude 23. Mai 1997 Richtfest in Anwesenheit des Bundesministers der Verteidigung, Volker Rühe 11. November 1997 Übergabe der ersten Unterkunftskapazitäten Gebäude 22 und 23 an den Nutzer 14. September 1998 Eröffnung der Offizierschule des Heeres durch den Bundesminister der Verteidigung Volker Rühe in Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf 63 Daten, Namen, Firmen Baukommission Bundesministerium der Verteidigung Staatssekretär Dr. Peter Wichert Ministerialdirektor Karl Heinrich Orten Ministerialdirektor Dr. Karl Johanny Ministerialdirigent Dr. Frank-Helmut Hartenstein Ministerialrat Klaus-Günter Lange Regierungsdirektor Manfred Hecht Bauoberrat Markus Becker Sächsisches Staatsministerium der Finanzen Staatssekretär Dr. Karl-Heinz Carl Ministerialdirigent Wolf Karl Reidner Ministerialrat Martin Blank Wehrbereichsverwaltung VII Abteilungspräsident Wolf Ridder Offizierschule des Heeres Dresden Generalmajor Bernd Albert Oberstleutnant Hans-Helmut Schaper Oberfinanzdirektion Chemnitz Oberfinanzpräsident Klaus Staschik Finanzpräsident Martin Herrmann Baudirektor Matthias von Rüdiger Staatliches Vermögens- und Hochbauamt Radeberg Volker Kylau, Vorsteher Bernd Schiefner, Projektleiter Projektsteuerung GREBNER Ingenieure Dr. Thomas Runge Informationen zu den wichtigsten Planern und Ausführungsfirmen finden sich auf der Bautafel. Am Projekt beteiligte Büros, Fachingenieure und Firmen Projektsteuerung Brandschutz Gebäude Ostseite GREBNER Beratende Ingenieure GmbH Hosser, Hass und Partner Mainz Braunschweig Objektplanung, Tragwerksplanung, Thermische Bauphysik, Westseite und Erschließung ARCADIS GREBNER Gesamtbauplanung GmbH Dresden Führung bedeutet vor allem Kommunikation. Objektplanung Wirtschaftsund Betreuungsbereich Auer + Weber + Partner Freie Architekten Stuttgart Objektplanung Gebäude Ostseite ARGE Prof. Friedrich + Partner und Harms + Partner Hamburg, Dresden Objektplanung Geb. 6 Rolf Zimmermann Architekturbüro Dresden Freianlagen Landschaftsarchitekturbüro Volker von Gagern Dresden Freianlagen Ostseite (Sportplätze) HeWi Dresden Tragwerksplanung Wirtschaftsund Betreuungsgebäude Ingenieurbüro Mayr + Ludescher Stuttgart Tragwerksplanung Ostseite Ingenieurbüro Horz + Ladewig, Berat. Ingenieure Köln Die am Vorhaben beteiligten Ausführungsfirmen können im Staatlichen Vermögens- und Hochbauamt Radeberg erfragt werden. Brandschutz Gebäude Westseite Ingenieurbüro Hochbau Dresden Prüfstatik Gebäude Westseite Prüfingenieur Dipl.-Ing. Simon Dresden Prüfstatik Gebäude Ostseite Prüfingenieur Dr. Jentzsch Büro Rühle Jentzsch und Partner Dresden Prüfstatik Wirtschaftsund Betreuungsbereich Dipl.-Ing. Peter Braeseke Dresden Technische Gebäudeausrüstung Westseite Möllers & Westermeier Meißen Technische Gebäudeausrüstung Ostseite HL-Technik AG Hamburg Thermische Bauphysik, Schallschutz und Raumakustik Wirtschaftsund Betreuungsbereich Bobran Ingenieure Akustik und thermische Bauphysik Stuttgart Thermische Bauphysik, Schallschutz und Raumakustik Ostseite Ingenieurbüro Trümper + Overath Bergisch-Gladbach Bodenmechanik Baugrund Dresden Dresden Vermessung GEO-Metrik Radeburg Offizierschule des Heeres Dresden Übersichtslageplan 40 42 41 1 2 3 4 5 6 7 8 29 28 11 14 9 10 11 13 14 16 10 13 9 23 7 5 eM ari en all ee 8 4 30 Alt 22 lle e Hauptwache na 6 rie 18 Ne ue Ma 3 31 2 platz Landesbibliothek 1 25 uffe nbe rga llee Ma 17 26 Sta rien alle e 16 19 Grun dausb ildun gs Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude SIRA-Gebäude Meldekopf Mehrzweckhalle Taktikzentrum Heer Taktikzentrum Heer und Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Standortsanitätszentrum Truppenküche/Heimgesellschaft 17 18 19 22 23 25 26 28 29 30 31 40 41 42 Casino Stabs- und Lehrsaalgebäude Schwimm- und Sporthalle Unterkunftsgebäude Unterkunftsgebäude Ev. und kath. Standortpfarrer Frisör und Personalrat Technischer Bereich-Schutzdach Technischer Bereich-Werkhalle VBK 76 VBK 76 StOV Dresden StOV Dresden StOV Dresden OFFIZIERSCHULE DES HEERES DRESDEN Bauen für die Bundeswehr O F F I Z I E R S C H U L E D E S H E E R E S D R E S D E N