GALIFA AuGen BLIck 07/2010 Ausgabe 07/2010 // 1. Juli 2010 Individual Vario: Individuell wie nie? Teil 2 Das monatliche update für contactlinsen-Profis PDF dieses Artikels unter www.galifa.ch Galifa contactlinsen AG Zürcherstrasse 204e // Postfach 48 // cH-9014 St. Gallen Telefon +41 71 272 30 00 // Fax +41 71 272 30 10 [email protected] // www.galifa.ch Dirk Seidel (*1968) Staatlich geprüfter Augenoptiker und Augenoptikmeister; Studium in Limburg-Dietz mit Abschluss 1997; seither als Anpasser in einem Optikgeschäft und als Leiter einer contactlinsen-Geschäftseinheit tätig, seit november 2009 Berater beim Galifa Professional Service in St.Gallen. ––– Die Häufigkeit der Pupillen-Dezentrierungen Wir haben 98 Messungen durchgeführt, um die Häufigkeit von dezentrierten Pupillen festzustellen. Das Ergebnis zeigt einen klaren Trend zu nasal und superior verschobenen Pupillenlagen. Etwa 30% der Pupillen sind horizontal um 0,5 mm nasal dezentriert und ca. 18% weisen eine Dezentration von 0,1 mm nach oben auf. Die Häufigkeit dezentrierter Pupillenlagen Horizontale Pupillendezentration 50 45 40 35 Prozent [%] 30 Individual Vario: Individuell wie nie? Teil 2 25 20 15 10 5 0 -0.6 -0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 >1.0 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 >1.0 Dezentration [mm] temporal < > nasal H Die Häufigkeit dezentrierter Pupillenlagen Vertikale Pupillendezentration 50 45 40 Text: Dirk Seidel 35 Prozent [%] 30 25 20 15 10 5 0 -0.6 -0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2 0.3 Dezentration [mm] inferior < > superior H ––– Mehr Individualität? In der täglichen Praxis und bei der Beratung im Galifa Professional Service zeigt sich die Problematik der dezentrierten Pupillenlagen oft bestätigt. Es gibt trotzdem immer wieder Fälle, bei denen trotz solcher Pupillenlagen ein akzeptabler Fern- oder Nahvisus erreicht wird. Die Funktion simultaner Contactlinsen ist allerdings nur dann optimal, wenn die zentralen Zonen zentrisch vor der Pupille zum Liegen kommen. Galifa ist bestrebt, individuelle Sehanforderungen und individuelle anatomische Besonderheiten noch besser aufzugreifen, um Ihnen individuelle Lösungen anzubieten. Uns liegt viel daran, dass Sie in Zukunft Ihre presbyopen Kunden noch erfolgreicher versorgen können. Die Berücksichtigung dezentrierter Pupillenlagen könnte zukünftig diese Contactlinsen noch spezifischer werden lassen. ––– Konsequenzen aus physiologischen Besonderheiten der Retina zur Zentrierung optischer Systeme vor der Pupille Der Stiles-Crawford-Effekt Der Effekt beschreibt die Abhängigkeit der empfundenen Lichtstärke vom Öffnungsdurchmesser der Pupille. Diese Abhängigkeit entsteht durch Strahlenbündel, die durch den Rand der Pupille auf die Netzhaut auftreffen und weniger wirksam sind als diejenigen, die auf das Zentrum wirken. Die empfundene Lichtstärke ist mit einer Art Hohlleiter-Effekt zu erklären. Er führt dazu, dass vornehmlich Licht, welches parallel zur Ausrichtung der Rezeptoren einfällt, passieren kann. Die Folge: Lichtstrahlen, die nahe der Pupillenmitte das Auge passieren, werden heller wahrgenommen als randnahe Lichtstrahlen. Der positive Effekt hierbei: Die Abbildungsfehler werden durch randnahe Lichtstrahlen ausserhalb der optischen Achse reduziert. Bei diesem Effekt entwickelt sich eine neue Zentrierungsgrundlage für optische Systeme vor der Pupille. Es entsteht neben der geometrischen Mitte der Pupille die so genannte lichtenergetische Mitte der Pupille – das Stiles-CrawfordMaximum. relative Hellempfindlichkeit Wo liegt die lichtenergetische «Mitte» der Augenpupille Die Position des Stiles-Crawford Maximums korreliert nicht mit der geometrischen Pupillenmitte. Im Mittel ist das Maximum um ca. 0,5mm nasal und 0,2mm superior versetzt. nasal temporal Position in der Pupille «mm» ––– Blick in die Forschung: Multifokale Systeme Die omnifokale Contactlinse oder Intraokularlinse Galifa ermöglicht Ihnen im Folgenden einen Blick in die umfangreiche Forschung zum Thema «Sehen mit multifokalen optischen Systemen». Der hier präsentierte Ansatz basiert auf diffraktiven (beugungsbedingten) verfeinerten Methoden zum Erzeugen eines Bildkorridors, welcher eine grössere nutzbare Tiefenschärfe verursacht. Durch konzentrisch, in Abstand von 1/1000mm aufgebrache, Ringe Interferieren die wie in einem Farbgitter entstehenden Spektralfarben zu einem erweiterten Tiefenschärfenbereich (EDOF). Abb–14: Farbüberlagerungen durch Interferenzen. Dieses System erzeugt keinen Brennpunkt, sondern einen Bildkorridor von 1 mm. Dies entspricht einer Schärfentiefe von 3 dpt und erzeugt somit eine scharfe Abbildung von unendlich bis 30 cm. Das System ist unkritisch bei Dezentrierung, was einen entscheidenden Vorteil für Contactlinsen und Intraokularlinsen darstellt. Das Kontrastsehen bleibt weitestgehend unbeeinflusst, und es gibt keine Einschränkungen des Gesichtsfeldes. Die Verwendung kann bei Contactlinsen, IOLs und Brillengläsern erfolgen. Abb–12: Position der lichtenergetischen Mitte. EDOF (Extended depth of Focus) ––– Mögliche Konsequenzen für die Zentrierung: das Stiles-Crawford-Maximum Eine wesentliche Einflussgrösse auf die Akzeptanz multifokaler Contactlinsen ist die Wahrnehmung eines ausreichenden Kontrasts, unter dem das fixierte Objekt nebst den vielen simultan abgebildeten Bildern durch das Hirn selektiert und verarbeitet werden kann. Der Stiles-Crawford-Effekt könnte eine neue Zentrierungsgrundlage als lichtenergetische Pupillenmitte darstellen, die nicht mit der geometrischen Mitte korreliert und somit simultanen Systemen bei korrekter Zentrierung auf diese Mitte zu weniger Kontrastverlust verhelfen kann. Abstand des Lichtschwerpunktes von der Pupillenmitte «mm» Mögliche Konsequenzen zum Stiles-Crawford Effekt Mit zunehmenden Pupillenradius nimmt der Abstand des Stiles-CrawfordMaximums zur Pupillenmitte zu. Als Konsequenz dieser physiologischen Besonderheiten kann zukünftig, zur Ausnutzung maximalen Kontrastes, dass Stiles-Crawford Maximum als Zentriergrundlage für optische Syteme gelten? Pupillenradius R «mm» > Individuelle Positionierung der Nahzonen? Abb–13: Abhänigkeit von Pupillengrösse vs. Stiles-Crawford Maximum. Im Vergleich wird ein Objekt mit konventionell-diffraktiv und EDOF aufgebauter IOL in 30 cm bis unendlich präsentiert und zum Vergleich abgebildet. Abb–15: Abbildungen an EDOF. Der enstehende Focuskorridor von 1 Millimeter erzeugt eine Tiefenschärfe von 3 Dioptrien. All diese Vorteile prädestinieren dieses System für multifokale optische Systeme. Es zeigt neue Perspektiven, um Presbyopien erfolgreicher zu versorgen – ohne störende, kontrastmindernde Einflüsse. Galifa wird auch diese Entwicklungen für Sie mit grossem Interesse verfolgen und Sie auf dem Laufenden halten._// Teil 1: Galifa Augenblick 06/10 und www.galifa.ch