WWF EUROPEAN POLICY OFFICE 36 Avenue de Tervurenlaan - Box 12 1040 Brussels Belgium Presseerklärung Tel. +32 (0)2 740 8800 Direct +32 (0)2 740 0925 Fax: +32 (0)2 743 8819 [email protected] www.panda.org/eu 9. November 2006 Führende europäische Ökonomen und WWF fordern robusteren Kohlenstoffmarkt Brüssel, Belgien – Mehr als fünfzig führende europäische Wirtschaftswissenschaftler haben eine Erklärung des WWF unterzeichnet, wonach der Emissionshandel das am besten geeignete Instrument ist, um dem Klimawandel zu begegnen und eine Reduktion der Kohlendioxidemissionen großer Klimaverschmutzer zu erreichen. Damit das System die gewünschte Wirkung erzielt, fordern die Unterzeichner eine Stärkung des Europäischen Emissionshandels (EU ETS). Die Erklärung betont, dass Emissionshandel der Industrie die Verringerung von Treibhausgasen bei maximaler Flexibilität und geringsten Kosten ermöglicht. Außerdem könne das System Anreize für Investitionen in saubere Technologien setzen. Allerdings sei für ein effektives Funktionieren des Systems elementar, dass der Markt einen sinnvollen Preis für Kohlendioxid festlegt. Dazu sei eine Verknappung des Angebots nötig, die nur durch striktere Emissionslimits möglich werde. Zwei Unterzeichner übergaben das WWF Statement heute der Europäischen Kommission: Dr. Ottmar Edenhofer vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und Prof. Michael Grubb von der Universität Cambridge. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz unterzeichnete auch der EU Umwelt-Kommissar Stavros Dimas die Erklärung. “Ein stärkeres EU Emissionshandelssystem ist essentiell für die Erfüllung unserer Verpflichtungen, die wir mit dem Kioto Protokoll eingegangen sind, und um unseren Beitrag zu leisten, die weltweite Erwärmung unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu halten”, sagte Dr. Stephan Singer, Leiter der Abteilung Klima und Energie bei WWF Europa. “Die meisten EU-Mitgliedstaaten schlagen unzureichende Emissionsgrenzen für ihre Anlagen vor und zeigen kaum Ambitionen, sich ernsthaft zu engagieren. Die Europäische Kommission muss schwache Nationale Allokationspläne zurückweisen, damit die EU ihr hohes Ansehen im Kampf gegen den Klimawandel behalten kann.“ Umwelt-Kommissar Dimas sagte: “Der Europäische Emissionshandel ist ein zentrales Instrument, um den Klimawandel zu bekämpfen und unsere Kioto-Ziele auch über 2012 hinaus zu erreichen. Er treibt die Entstehung eines globalen Kohlenstoffmarktes entscheidend voran. Die Tatsache, dass die bislang eingereichten Nationalen Allokationspläne in vielen Fällen Emissionslimits vorsehen, die über die tatsächlichen Emissionen von 2005 hinausgehen, ist enttäuschend. Ich garantiere eine harte und gerechte Beurteilung aller Pläne, und in den kommenden Wochen wollen wir zu Entscheidungen über eine erste Gruppe von Nationalen Allokationsplänen kommen.“ Der Europäische Emissionshandel ist ein Eckpfeiler der Klimapolitik in Europa und das weltweit erste internationale Handelssystem für Kohlendioxidemissionen. Er umfasst etwa 11400 Kraftwerke und Anlagen der Schwerindustrie, die für etwa die Hälfte der Kohlendioxidemissionen in Europa verantwortlich sind. Allerdings zeigen Emissionsdaten von 2005, dass in der ersten Phase des Systems (2005-2007) zu viele Verschmutzungsrechte zugeteilt wurden, was zu einer Talfahrt der Preise am Kohlenstoffmarkt führte. In Bezug auf die zweite Phase (2008-2012) droht eine völlig Aushöhlung des Systems, vor allem aufgrund der völlig unzureichenden Emissionslimits und der extrem großzügigen Regeln für den Zukauf externer This press release and associated material can be found on www.panda.org/eu WWF– World Wide Fund For Nature (also known as World Wildlife Fund) Emissionsgutschriften aus Entwicklungsländern. Laut WWF müssen schwache Nationale Allokationspläne von Staaten wie Deutschland, Polen, Frankreich und Griechenland zurückgewiesen werden. Dr. Ottmar Edenhofer sagte: “Die Kosten für die Bekämpfung des Klimawandels werden überschätzt. Sie sind viel geringer als die Kosten, die durch die Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden, etwa aufgrund von Schäden aus Überschwemmungen und Dürren oder wegen der Anforderungen an neue Infrastruktur. Nur wenn wir bald ernsthafte Schritte unternehmen, wird die Minderung der Klimaverschmutzung noch relative kostengünstig und mit positiven Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft zu haben sein. Der europäische Emissionshandel spielt dabei eine wichtige Rolle, aber es muss vereinfacht und harmonisiert werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu mindern, die durch die gegenwärtige Praxis entstehen, in der jedes Land eine andere Methode zur Zuteilung der Verschmutzungsrechte wählt.“ Weitere Informationen: Claudia Delpero, Communications Manager, WWF European Policy Office, Tel. +32 (0)2 7400925, Mobile +32 (0)497 406381, Email [email protected] Zusätzliche Erläuterungen: - In Phase 1 des EU Emissionshandels (2005-2007) wurden den Anlagen mehr Verschmutzungsrechte als nötig zugeteilt. 2005 lagen die aktuellen Emissionen etliche Million Tonnen unter den zugeteilten Rechten, so dass die Glaubwürdigkeit des Systems untergraben wurde. - Die Europäische Kommission prüft nun die eingereichten Allokationspläne der Mitgliedsstaaten für Phase 2 des Emissionshandelssystems (2008-2012), und ein Urteil der Kommission über eine erste Gruppe von Allokationsplänen steht unmittelbar bevor. - Mit dem Kioto Protokoll hat sich die EU zu einem Reduktionsziel von 8% der Kohlendioxidemissionen verpflichtet. Länder, die ihr Ziel verfehlen, werden bestraft. - Das Kioto Protokoll etablierte “Joint Implementation“ und “Clean Development Mechanismen”, um Ländern mit ihren Emissionsreduktionszielen zu helfen und die Kosten zur Zielereichung zu senken (durch Investitionen in externe Emissionsgutschriften aus ausländischen Projekten, die weniger kosten als im eigenen Land). Zu den Hauptzielen des “Clean Development Mechanismen“ gehört außerdem, den Entwicklungsländern zu helfen, eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. - Kenia ist Gastgeber des zweiten “Meeting Of the Parties to the Kyoto Protocol” (MOP2) und der zwölften Sitzung der “Conference of the Parties to the Climate Change Convention” (COP12) vom 6. bis 17. November in Nairobi: http://unfccc.int/meetings/cop_12/items/3754.php. - Diese Presseerklärung und zusätzliche Materialien finden Sie unter: www.panda.org/eu.