Querschnittsymptomatik bei Neuroblastom

Werbung
Aus dem Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
der Universität zu Köln
Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. D. V. Michalk
Querschnittsymptomatik bei Neuroblastom Therapiekonzepte und Langzeitergebnisse
Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Catherina - Annika Niemann
aus Hannover
Promoviert am 19. Mai 2010
Dekan:
Universitätsprofessor Dr. med. J. Klosterkötter
1. Berichterstatter:
Privatdozent Dr. med. Th. Simon
2. Berichterstatter:
Universitätsprofessor Dr. med. W. F. Haupt
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne unzulässige Hilfe
Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe;
die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskriptes habe ich keine Unterstützungsleistungen erhalten.
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht
beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin/eines
Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar
noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit
dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen.
Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in
gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Köln, den 11.01.2010
Catherina - Annika Niemann
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden mit Hilfe eines von mir
entwickelten Fragebogens erhoben und unter Mitarbeit der behandelnden Kliniken
vervollständigt. Die Krankengeschichten wurden von mir selbst ausgewertet.
Die statistische Auswertung der erhobenen Daten erfolgte in Zusammenarbeit mit Herrn
Privatdozent Dr. med. Thorsten Simon.
Danksagung
Herrn Professor Dr. med. Frank Berthold danke ich für die Erlaubnis, das sehr
interessante und kontroverse Thema bearbeiten zu dürfen sowie für die volle
Unterstützung und wertvolle Kritik, die weiterführenden Diskussionen und das äußerst
angenehme Arbeitsklima.
Herrn Privatdozent Dr. med. Thorsten Simon möchte ich für die hervorragende
Betreuung, sein Engagement und das Interesse am raschen Fertigstellen der Arbeit
danken. Die stetige Ansprechbarkeit sowie die anregenden Diskussionen waren sehr
wertvoll für mich.
Frau Dr. med. Barbara Hero gilt mein besonderer Dank, da sie neben ihren vielen
Aufgaben trotzdem Zeit für mich gefunden hat. Ihre konstruktive Kritik und
Unterstützung haben sehr zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
Mein Dank gilt weiterhin allen Mitarbeitern des Studienbüros, insbesondere Frau
Schmitz, Frau Breuer und Frau Sowada für die jederzeit umfassende Hilfe und die gute
Arbeitsatmosphäre.
Meinen Eltern und meiner Familie möchte ich von Herzen danken, ohne sie wäre diese
Dissertation nicht möglich gewesen.
Ich kann mich glücklich schätzen, während dieser Zeit durch meine engsten Freunde
begleitet und unterstützt worden zu sein. Danke, dass ihr immer da gewesen seid.
meiner lieben Familie
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung..............................................................................................................1
1.1
Das Neuroblastom: Definition........................................................................1
1.2
Epidemiologie und Ätiologie .........................................................................1
1.3
Früherkennung und Screening........................................................................2
1.4
Klinik und neurologische Symptomatik .........................................................2
1.5
Diagnostik .....................................................................................................5
1.6
Differentialdiagnose.......................................................................................6
1.7
Stadieneinteilung ...........................................................................................7
1.8
Therapiestrategien..........................................................................................8
1.8.1
Chirurgische Therapie............................................................................9
1.8.2
Chemotherapie .....................................................................................10
1.8.3
Radiotherapie.......................................................................................10
1.8.4
Erhaltungstherapie ...............................................................................10
1.8.5
Begleittherapie .....................................................................................11
1.9
Prognose und beeinflussende Faktoren.........................................................11
1.10
Spätschäden .................................................................................................12
1.11
Pathophysiologie spinaler Kompression.......................................................12
1.12
Fragestellung und Ziel der Arbeit.................................................................13
2.
Material und Methoden.......................................................................................15
2.1
Studiendesign und Datenerhebung ...............................................................15
2.2
Patientenkollektiv ........................................................................................15
2.2.1
Einschlusskriterien ...............................................................................15
2.2.2
Untersuchte Parameter .........................................................................16
2.2.3
Dokumentationsbogen..........................................................................16
2.3
2.3.1
NB 90 - Protokoll.................................................................................17
2.3.2
NB 95 - Protokoll.................................................................................18
2.3.3
NB 97 - Protokoll.................................................................................18
2.3.4
NB 2004 - Protokoll.............................................................................19
2.3.5
Remissionskriterien..............................................................................20
2.4
3.
Definitionen der Risikogruppen und Therapie..............................................17
Datenauswertung und statistische Methoden ................................................21
Ergebnisse ...........................................................................................................22
3.1
Patientencharakteristika ...............................................................................22
3.2
Initiale neurologische Symptomatik .............................................................25
3.2.1
Charakteristik der neurologischen Symptomatik...................................26
3.2.2
Initialsymptomatik in Abhängigkeit von der Primärtumorlage..............27
3.2.3
Symptomdauer .....................................................................................29
3.3
Initiale Behandlungsstrategien .....................................................................30
3.3.1
Status nach initialer Behandlung ..........................................................30
3.3.2
Status bei Therapieende........................................................................32
3.4
Spätschäden .................................................................................................33
3.4.1
Spätschäden in Abhängigkeit von der Patientencharakteristik...............33
3.4.2
Langzeitergebnis der einzelnen initialen Behandlungsstrategien...........34
3.4.3
4.
Die häufigsten Spätschäden in Abhängigkeit von der Ersttherapie........36
3.4.3.1
Wachstumsstörungen........................................................................36
3.4.3.2
Skoliose und Behandlungsnotwendigkeit..........................................37
3.4.3.3
Gehfähigkeit.....................................................................................38
3.4.3.4
Sensibilitätsausfälle..........................................................................39
3.4.3.5
Neuropathisches Schmerzsyndrom ...................................................40
3.4.3.6
Neurogene Blase ..............................................................................40
3.4.3.7
Obstipation.......................................................................................42
Diskussion...........................................................................................................43
4.1
Patientenkollektiv und beeinflussende Faktoren...........................................43
4.2
Behandlung..................................................................................................45
4.2.1
Neurochirurgische Operation und Chemotherapie ................................45
4.2.2
Kortikoidtherapie .................................................................................45
4.3
Spätschäden .................................................................................................46
4.3.1
Abhängigkeit von Prognosefaktoren.....................................................46
4.3.2
Zusammenhang von Langzeitschäden und Initialtherapie .....................46
4.3.3
Häufige Spätschäden, Einfluss der Initialtherapie.................................47
4.4
Schlussfolgerung .........................................................................................49
5.
Zusammenfassung ...............................................................................................52
6.
Literaturverzeichnis.............................................................................................54
7.
Anhang................................................................................................................63
8.
Lebenslauf...........................................................................................................65
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
ADCC
antibody dependent cellular cytolysis
ASCT
autologous stem cell transplantation
BDNF
brain - derived neurotrophic factor
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CDC
complement dependent cytolysis
CR
complete remission
CT
Computertomographie
Cum Survival kumuliertes Überleben
EFS
event free survival
etc.
et cetera
evtl.
eventuell
FISH
Fluoreszenz - in - situ - Hybridisation
G - CSF
Granulozyten - Kolonie - stimulierender Faktor
ggf.
gegebenenfalls
Gy
Gray
IL - 10
Interleukin 10
INPC
International Neuroblastoma Pathology Committee
INRC
International Neuroblastoma Response Criteria
INRG
International Neuroblastoma Risk Group
INSS
International Neuroblastoma Staging System
LDH
Laktatdehydrogenase
Lek
Laminektomie
LK
Lymphknoten
Lot
Laminotomie / Hemilaminektomie
MR
mixed response
MYCN
MYCN - Onkogen
123
I - mIBG
123
Jod - Meta - Jodbenzylguanidin
131
I - mIBG
131
Jod - Meta - Jodbenzylguanidin
MRT
Magnetresonanztomographie
n.
nicht
NGF
nerve growth factor
NNM
Nebennierenmark
NR
non - response
NSE
Neuronenspezifische Enolase
OS
overall survival
p
Irrtumswahrscheinlichkeit
PR
partial remission
PROG
progression
SPSS
Statistical Package for the Social Sciences
99
Tc
99
Technetium
u.a.
unter anderem
VGPR
very good partial response
VIP
vasoaktives intestinales Polypeptid
5yEFS
5 - Jahres - ereignisfreies Überleben
5yOS
5 - Jahres - Gesamtüberleben
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Häufigkeit der Initialsymptome in der deutschen Neuroblastomstudie
NB97 (aus [67]).....................................................................................................3
Tabelle 2:
Stadieneinteilung
des
Neuroblastoms
anhand
des
International
Neuroblastoma Staging System (INSS) .................................................................8
Tabelle 3:
Neuroblastomstudie NB 90 ..................................................................17
Tabelle 4:
Neuroblastomstudie NB 97 ..................................................................18
Tabelle 5:
Neuroblastomstudie NB 2004...............................................................19
Tabelle 6:
Internationale Neuroblastomremissionskriterien (INRC) (aus [11]) ......20
Tabelle 7:
Vergleich der Patientencharakteristik der Kollektive mit und ohne
symptomatischer epiduraler Kompression............................................................23
Tabelle 8:
INSS - Stadienverteilung
bei
Querschnittsymptomatik
ohne
multilokuläre Fälle ..............................................................................................24
Tabelle 9:
Zusammenhang intraspinaler Befall und Symptomatik.........................25
Tabelle 10:
Initialsymptomatik bei 97 Patienten mit intraspinalem Befall ...............26
Tabelle 11:
Initialsymptomatik nach Primärtumorlage............................................27
Tabelle 12:
Zusammenhang von Symptomdauer bis zur Krankenhausaufnahme und
dem Auftreten von Spätschäden (p=0,967) ..........................................................29
Tabelle 13:
Häufigkeit einer begleitenden Kortisontherapie (p=0,410)....................30
Tabelle 14:
Symptomatik
nach
initialer
neurochirurgischer
Operation
bzw.
Chemotherapie (p=0,882) ....................................................................................31
Tabelle 15:
Symptomatik nach Initialtherapie Kortison (p=0,026) ..........................31
Tabelle 16:
Symptomatik nach Therapieende (p=0,749) .........................................32
Tabelle 17:
Symptomatik nach Therapieende mit Kortison (p=0,031).....................32
Tabelle 18:
Häufigkeit von Spätschäden in Abhängigkeit von Alter, MYCN - Status
und INSS - Stadium.............................................................................................33
Tabelle 19:
Outcome nach Initialtherapie (p=0,057) ...............................................34
Tabelle 20:
Outcome nach Operationstechnik (p=0,495).........................................35
Tabelle 21:
Outcome nach Operationsradikalität des neurochirurgischen Eingriffs
(p=0,137) ............................................................................................................35
Tabelle 22:
Outcome für Initialtherapie Kortikoide (p=0,509).................................35
Tabelle 23:
Häufigkeit von Wachstumsstörungen (p=0,360)...................................36
Tabelle 24:
Häufigkeit von Skoliosen (p=0,736).....................................................37
Tabelle 25:
Notwendigkeit einer Skoliosebehandlung (p=0,561).............................38
Tabelle 26:
Gehfähigkeit nach Therapie (p=0,110) .................................................39
Tabelle 27:
Sensibilitätsstörungen (p=0,512) ..........................................................39
Tabelle 28:
Schmerzsyndrom (p=0,901) .................................................................40
Tabelle 29:
Häufigkeit einer neurogenen Blasenentleerungsstörung (p=0,977)........41
Tabelle 30:
Behandlung der neurogenen Blasenstörung ..........................................41
Tabelle 31:
Obstipation (p=0,071) ..........................................................................42
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Sagittales MRT mit T1-Wichtung zeigt ein Neuroblastom mit massiver
Spinalkanalkompression ........................................................................................5
Abbildung 2: Axiales, T1-gewichtetes MRT mit intraspinalem Einwachsen des Neuroblastoms durch ein erweitertes Neuroforamen........................................................5
Abbildung 3:
Ereignisfreies
Überleben
und
Gesamtüberleben
der
2617
Neuroblastompatienten ........................................................................................22
Abbildung 4:
Ereignisfreies
Überleben
und
Gesamtüberleben
für
die
Patientengruppen mit und ohne Querschnittsymptomatik im Vergleich................23
1. Einleitung
1.1
Das Neuroblastom: Definition
Das Neuroblastom ist der häufigste extrakranielle solide Tumor des Kindesalters [61].
Es stammt von embryonalen Zellen des sympathischen Nervensystems ab und kann
überall entlang des sympathischen Grenzstranges, in den Nebennieren (NNM) oder in
sympathischen Paraganglien des Abdomens auftreten. Die häufigste Lokalisation ist das
Abdomen (70 %), wobei etwa die Hälfte der Tumoren bei Diagnosestellung schon
metastasiert ist. Metastasen finden sich häufig im Knochenmark und Knochen, in
regionären und entfernten Lymphknoten, seltener in Leber, Haut und intrakranial [25].
Bei ca. 5 % der Patienten wächst der Tumor von paravertebral durch die Foramina
intervertebralia in den Spinalkanal ein und führt so zu einer epiduralen Kompression
des Rückenmarks mit neurologischer Ausfallssymptomatik [16]. In 80 - 85 % der Fälle
produziert der Tumor Katecholamine, welche zur Diagnosefindung beitragen können.
Insgesamt bietet das Neuroblastom ein sehr variables Erscheinungsbild mit schwer
vorhersehbaren Verläufen von aggressivem Wachstum mit schlechter Prognose [8, 42,
50] bis hin zu einer spontanen Regression [26].
1.2
Epidemiologie und Ätiologie
Neuroblastome haben einen Anteil von 6 - 10 % an allen malignen Erkrankungen im
Kindesalter, in der Neonatalperiode sogar 15 - 50 % [73]. Mit einer relativen Häufigkeit
von 21,1 % folgen sie direkt den Leukämien und malignen Lymphomen (45,6 %). Die
Inzidenz liegt bei 1,1 - 3 Neuerkrankungen auf 100.000 Kinder. Sie stieg nach
Einführung des Neuroblastom - Screenings, welches heute jedoch keine Anwendung
mehr findet [61]. Die Wahrscheinlichkeit einer spinalen Infiltration ist bei lokalisierten,
regional begrenzten Tumoren höher als bei disseminierten [17, 32].
Der Tumor ist embryonaler Genese, was sich neben der Histologie auch in der mit dem
Lebensalter rapide sinkenden Inzidenz widerspiegelt. Das mittlere Alter bei
Diagnosestellung ist 15 Monate, 40 % werden bereits im ersten Lebensjahr
diagnostiziert, und bis zum 6. Lebensjahr sind fast alle Neuroblastome entdeckt [30,
34]. Bei Erwachsenen wurde nur in einzelnen Fällen von einer Erkrankung berichtet.
1
Histologisch besteht der Tumor zu variablen Anteilen aus zellmorphologisch unreifen
Neuroblasten ähnelnden embryonalen Vorläuferzellen und Schwann’schem Stroma
[64, 78].
Erschwert durch die klinische und genetische Heterogenität konnte die Ätiologie des
Neuroblastoms noch nicht zufriedenstellend geklärt werden [3]. Eine familiäre Häufung
ist selten, und eine eindeutige Identifizierung von ausschlaggebenden Umweltfaktoren
oder einem spezifischen veränderten Genlocus war bisher noch nicht möglich [39].
1.3
Früherkennung und Screening
Basierend auf der Tatsache, dass bei Kindern mit einem Neuroblastom häufig
Katecholaminmetabolite im Urin nachgewiesen werden können, wurde ein Urintest
entwickelt, welcher die Früherkennung besonders der metastasierten, prognostisch
ungünstigen Variante des Neuroblastoms ermöglichen sollte. Dieser hatte jedoch eine
steigende Gesamtinzidenz zur Folge, da solche Neuroblastome entdeckt wurden, die
sonst aufgrund ihrer Spontanremission unbehandelt geblieben wären [2, 60, 80]. Zu
viele Patienten erfuhren dadurch eine unnötige Therapie, während dagegen
fortgeschrittene Tumoren mit schlechter Prognose nicht früher erkannt und verhindert
werden konnten. Hier kam es nicht zu der erwünschten Senkung der Mortalität. So
besteht vom heutigen Standpunkt aus keine Empfehlung, ein Neuroblastom - Screening
durchzuführen [12, 60].
1.4
Klinik und neurologische Symptomatik
Die
Symptomatik
kann
sehr
unterschiedlich
sein
und
erstreckt
sich
von
asymptomatischen Zufallsbefunden bis hin zu einem bedrohlichen Krankheitsbild mit
Fieber, Schmerzen und komplettem oder inkomplettem Querschnitt (Paraplegie,
Paraparese). Die Häufigkeit der Initialsymptome in der deutschen Neuroblastomstudie
NB97 zeigt Tabelle 1.
2
Tabelle 1: Häufigkeit der Initialsymptome in der deutschen Neuroblastomstudie NB97
(aus [67])
Symptom
Häufigkeit
Zufallsentdeckung
34%
Schmerzen
29%
Reduzierter Allgemeinzustand
26%
Fieber
22%
Tumorschwellung
21%
Gewichtsabnahme
11%
Metastasenschwellung
9%
Querschnittssyndrom (inkomplett oder komplett)
5%
Lymphknotenschwellung
4%
Durchfall
3%
Horner - Syndrom
3%
Brillenhämatom
3%
Ataxie
2%
Arterielle Hypertonie
2%
Je nach Lage und Größe des Tumors treten intrathorakal Luftnot bis hin zu
Mediastinalverlagerungen mit Einflussstauung und Herzrhythmusstörungen auf;
abdominal gelegene Tumoren können zu einem Harnstau mit nachfolgender
Hydronephrose und Obstipation führen, sie fallen später durch ein ausladendes
Abdomen mit harter, unverschieblicher Raumforderung auf. Zervikale Tumoren
verursachen häufig ein Horner - Syndrom durch Affektion des Ganglion stellatum [1].
Ca.
5%
der
Patienten
mit
Grenzstrangtumoren
zeigen
eine neurologische
Ausfallssymptomatik, welche durch das Vorwachsen in die Foramina intervertebralia
nach intraspinal mit zunehmender Kompression des Duralsacks und somit der
Nervenwurzeln und des Rückenmarks entsteht [16]. Je nach Ausmaß der Einengung des
Spinalkanales variiert die motorische Störung von eingeschränkter Beweglichkeit bis
hin zu einer Paraparese vornehmlich der unteren Extremitäten und kann von
3
Sensibilitätsstörungen begleitet werden. Weiterhin können oft radikuläre Schmerzen,
eine neurogene Blasenentleerungsstörung und Obstipation beobachtet werden.
Über die Hälfte der Neuroblastompatienten weist zum Diagnosezeitpunkt bereits eine
Metastasierung auf. Diese findet sich im Stadium 4 am häufigsten in Knochenmark und
Knochen, im Stadium 4S in der Leber. Vor allem die disseminierte Erkrankung
manifestiert sich häufig mit einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes in Form
von Schmerzen, Fieber, Gewichtsverlust und Gedeihstörungen. Hämatologische
Symptome wie Anämie, Leukopenie und Thrombopenie entstehen durch Verdrängung
des Knochenmarkes bei ausgeprägter Knochen- und Knochenmarksinfiltration [55].
Eine retrobulbäre Infiltration kann periorbitale Ekchymosen wie ein Brillenhämatom
zur Folge haben. Vornehmlich Säuglinge leiden bei fortgeschrittenem Leberbefall
(Pepper - Syndrom) unter respiratorischen Störungen und zeigen gelegentlich bläulich livide subkutane Knötchen bei Hautmetastasen.
Des Weiteren muss auch paraneoplastischen Syndromen Beachtung geschenkt werden.
Ein Opsomyoklonus - Ataxie - Syndrom (Kinsbourne - Syndrom) manifestiert sich mit
schnellen, kurzen, ungerichteten Augenbewegungen, Ataxie und Myoklonien des
Rumpfes und der Extremitäten. Oft kann eine opisthotone Körperhaltung beobachtet
werden. Mit einer Häufigkeit von nur 1 - 3 % aller Neuroblastome und der Rarität des
Auftretens ohne Bezug zu einem Neuroblastom bietet dieses Syndrom einen wichtigen
diagnostischen Hinweis [41, 57].
Therapieresistenter Durchfall durch eine vermehrte Produktion von VIP ist in 3,9 % der
Fälle zu beobachten. Solch eine sekretorische Diarrhö (Verner - Morrison - Syndrom)
tritt bevorzugt bei Ganglioneuroblastomen auf, da differenzierte Ganglienzellen VIP
enthalten. Sie verschwindet normalerweise nach erfolgreicher Resektion des Tumors
[22, 45, 74, 75]. Seltener ist eine intestinale Pseudoobstruktion, wohl ebenfalls
verursacht durch eine erhöhte VIP - Sekretion [29].
Eine Katecholaminausschüttung durch den Tumor kann zu einer arteriellen Hypertonie
(1,3 %), Schwitzen, Kopfschmerzen und Flush führen [22]. In der Mehrzahl der Fälle
wird die Ursache der Hypertension jedoch in einer Kompression der Nierenarterie und
der
daraus resultierenden
permanenten
Stimulation
des
Renin - Angiotensin -
Aldosteron - Systems gesehen.
4
1.5
Diagnostik
Die Diagnose Neuroblastom gilt als gesichert, wenn eine zweifelsfreie pathologische
Identifikation des Tumorgewebes im Lichtmikroskop gelungen ist, oder wenn eindeutig
ein mikroskopisch nachweisbarer Knochenmarksbefall zusammen mit erhöhten Urinoder
Serumkatecholaminmetaboliten
festgestellt
worden
ist
[10].
Zahlreiche
Risikofaktoren wurden für das Neuroblastom beschrieben [38, 48], so dass eine
umfassende immunhistochemische und
molekulargenetische Untersuchung
des
Biopsiematerials erforderlich ist.
Zur Bildgebung von Primärtumor und Metastasen eigenen sich die Sonographie und das
MRT. Das MRT unterliegt zwar in der Darstellung der charakteristischen Verkalkungen
dem CT, ist aber in Anbetracht der Strahlenbelastung und der Detailauflösung
vorzuziehen und sollte nativ und mit Kontrastmittel in drei Ebenen unter Einbezug der
angrenzenden Wirbelsäulenabschnitte erfolgen. So kann bei paraspinal gelegenen
Tumoren eine Infiltration des Rückenmarkkanales aufgedeckt werden.
Abbildung 2: Axiales, T1-gewichtetes MRT
mit intraspinalem Einwachsen des Neuroblastoms durch ein erweitertes Neuroforamen
Abbildung 1: Sagittales MRT mit T1Wichtung zeigt ein Neuroblastom mit
massiver Spinalkanalkompression
5
Eine
123
I -mIBG - Szintigraphie wird zur spezifischen Markierung des Primärtumors
123
und seinen Fernmetastasen eingesetzt. Bei
I - mIBG - negativen Tumoren ist
alternativ markiertes Somatostatin [18], markierte monoklonale Antikörper [6] oder
eine
99
Tc -Szintigraphie zur Klärung eines Skelettbefalls indiziert. Bei Erhärtung des
Verdachts auf Metastasierung sollten eine gezielte Lebersonographie sowie ein MRT
des
Schädels
erfolgen.
Zur
Beurteilung
eines
Knochenmarkbefalls
sind
Knochenmarkuntersuchungen an vier Stellen erforderlich.
Zur Verlaufskontrolle sind die typischen Tumormarker geeignet. Diese umfassen die
Katecholaminmetabolite Homovanillinmandelsäure und Vanillinmandelsäure im Urin
und Serum und die NSE. Letztere hat zwar eine geringe Spezifität aber eine hohe
Sensitivität [14, 81, 82].
1.6
Differentialdiagnose
Das Nephroblastom (Wilms - Tumor) ist als häufigster embryonaler Tumor die
klassische Differenzialdiagnose neben den sehr seltenen Keimzelltumoren oder dem
Hepatoblastom. Auch das Esthesioneuroblastom (ENB, olfaktorisches Neuroblastom)
sei trotz seiner Seltenheit an dieser Stelle mit aufgeführt, es steht in engem
Zusammenhang zum Riechepithel und findet sich deshalb intrakraniell [4]. Die
Allgemeinsymptomatik bei metastasiertem Neuroblastom kann in Verbindung mit
Knochenschmerzen als Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis oder
Osteomyelitis fehlinterpretiert werden. Aufgrund der ähnlichen Histologie kommen
Ewing - Sarkome, primitive neuroektodermale Tumoren, Rhabdomyosarkome und
Non - Hodgkin - Lymphome ebenfalls in Betracht und müssen ggf. mit Hilfe
immunhistochemischer oder molekulargenetischer Methoden weiter untersucht werden.
Das Opsomyoklonus - Ataxie - Syndrom und die neurologischen Ausfallserscheinungen
bei
epiduraler
Erkrankungen
Rückenmarkskompression
imponieren,
beispielsweise
können
als
als
primär
neurologische
Guillan - Barré - Syndrom
oder
Myasthenia gravis [33, 58]. Aufgrund der Katecholaminsekretion kann initial an ein
Phäochromozytom oder an andere chromaffine Tumoren gedacht werden, und
schließlich kann das Verner - Morrisson - Syndrom in die falsche Richtung einer
infektiösen oder entzündlichen Darmerkrankung lenken.
6
1.7
Stadieneinteilung
Die Stadieneinteilung von Evans [19] aus dem Jahre 1971 wurde von der INSS Klassifikation abgelöst. Diese berücksichtigt auch chirurgische Gesichtspunkte sowie
das Ansprechen auf Therapie und grenzt lokalisierte Tumoren (Stadien 1, 2a, 2b und 3)
von metastasierten (Stadium 4, Sonderfall 4S bei Säuglingen bis 1 Jahr mit
Hepatomegalie und Fähigkeit zur Spontanregression/ausreifung) ab [11]. Aktuell wurde
die Stadieneinteilung der Neuroblastome erneut überarbeitet. Die neue INRG Klassifikation ermöglicht eine Klassifizierung des Patienten unabhängig vom Ausmaß
einer Tumorresektion und berücksichtigt biologische Faktoren [13, 46].
Je nach Differenzierungsgrad der Tumorzellen und Anteil an Schwann’schen Zellen
wird eine histologische Einteilung nach der INPC - Klassifikation [63] vorgenommen,
welche auf der Shimada - Klassifikation aus dem Jahre 1984 basiert [65, 66]. Unter
Einbeziehung des Mitose - Karyorrhexis - Index (MKI) und des Patientenalters wird so
eine Zuordnung zu einer Gruppe mit günstiger und ungünstiger Prognose möglich. Die
Einteilung nach Differenzierungsgrad erfolgt nach Hughes et al., modifiziert nach
Harms [23, 28].
7
Tabelle 2: Stadieneinteilung
des
Neuroblastoms
anhand
des
International
Neuroblastoma Staging System (INSS)
Stadium 1
Stadium 2a
Lokalisierter Tumor mit makroskopisch kompletter Entfernung, mit oder ohne
mikroskopischem Resttumor. Repräsentative ipsi- und kontralaterale LK sind histologisch
ohne Tumorbefall, Tumoradhärente LK dürfen befallen sein.
Lokalisierter Tumor mit makroskopisch inkompletter Entfernung, repräsentative
ipsilaterale, nichtadhärente LK histologisch ohne Tumorbefall.
Stadium 2b
Lokalisierter Tumor mit makroskopisch kompletter oder inkompletter Entfernung, mit
positiven nichtadhärenten LK ipsilateral. Kontralaterale LK sind histologisch negativ.
Stadium 3
Nichtresektabler unilateraler Tumor mit Überschreiten der Mittellinie, mit oder ohne
regionalem LK - Befall – oder – lokalisierter unilateraler Tumor mit kontralateralem
regionalem LK - Befall – oder – nichtresektabler Mittellinientumor mit bilateraler
Ausbreitung durch Infiltration oder durch LK - Befall.
(Eine Mittellinienüberschreitung wird definiert durch infiltratives Wachstum bis zur
Wirbelkante der Gegenseite oder darüber hinaus.)
Stadium 4
Disseminierung des Primärtumors in entfernte LK, Knochen, Knochenmark, Leber, Haut
oder andere Organe, ausgenommen Stadium 4S.
Stadium 4S
Lokalisierter Primärtumor (wie bei Stadium 1, 2a oder 2b) mit begrenzter Disseminierung
in Leber, Haut und/oder Knochenmark, hier nur mit minimalem Befall <10%. Betrifft nur
Säuglinge innerhalb des 1. Lebensjahres.
1.8
Therapiestrategien
Da sich der Verlauf der Erkrankung sehr heterogen darstellt, ist es besonders wichtig,
vor Therapiebeginn ein komplettes Staging und eine Zuordnung zu einer der drei
Behandlungsgruppen (Beobachtungs-, Mittlere Risiko- und Hochrisikogruppe; aktuelle
deutsche Studie NB2004) vorzunehmen und risikoadaptiert zu behandeln.
Eine frühe Diagnosestellung mit schneller Intervention ist unabdingbar zur Vermeidung
von Langzeitschäden. Während der gesamten Behandlung ist eine enge interdisziplinäre
Zusammenarbeit wichtig, am Besten in einem onkologischen Zentrum im Rahmen
kontrollierter Studien.
8
1.8.1 Chirurgische Therapie
Der initiale chirurgische Eingriff dient der histologischen Diagnosesicherung, der
Bestimmung von MYCN und anderen molekulargenetischen Markern und ermöglicht
ein exaktes Staging. Es wird eine möglichst vollständige Tumorresektion angestrebt,
welche organerhaltend und ohne jegliche Patientengefährdung zu absolvieren ist.
Hierbei kann evtl. eine Zweit- oder Drittoperation nötig werden. Bei rapide progressiver
oder kürzer als 12 Stunden bestehender kompletter Querschnittsymptomatik ist eine
sofortige operative Dekompression zu erwägen. Im Wesentlichen sind hierbei zwei
dorsale Techniken voneinander abzugrenzen:
Laminektomie
Die erste Laminektomie wurde 1887 von Sir Victor Alexander Haden Horsley am
University College London durchgeführt. Dabei wird der Wirbelbogen des betroffenen
Segments mit dem Dornfortsatz eines oder mehrerer Wirbel entfernt, um den Druck auf
die Nervenwurzel und die abgehenden Nerven zu nehmen (Dekompression) und den
Duralsack sofort und sicher zu entlasten. Da es durch die Operation zu
Instabilitätserscheinungen im Bereich der Wirbelsäule, insbesondere Luxationen
kommen kann, wird diese klassische Methode in den letzten Jahren zunehmend durch
eine minimal - invasive Operation ersetzt (mikrochirurgische Dekompression). Der
Vorteil einer solchen Technik ist, dass die Stabilität der Wirbelsäule weniger beeinflusst
wird, da Wirbelbogen und auch seitliche Wirbelgelenke weitgehend erhalten bleiben.
Laminotomie
Wird nicht der ganze Wirbelbogen entfernt, sondern nur eine Hälfte, spricht man von
einer Hemilaminektomie oder Laminotomie. Je nach Verfahren ist zwischen der
bilateralen Laminotomie und der unilateralen Laminotomie mit kontralateralem
Undercutting zu unterscheiden. Bei der unilateralen Laminotomie mit kontralateralem
Undercutting ist der perioperative Blutverlust signifikant geringer als bei der
Laminektomie. Jedoch führen alle Methoden bezüglich der Operationsdauer, der
perioperativen Morbidität und der Komplikationsrate zu ähnlichen Ergebnissen. Die
bilaterale Laminotomie weist die geringste Komplikationsrate auf.
9
1.8.2 Chemotherapie
Ziel der Chemotherapie ist eine Größenreduktion des Tumors (als neoadjuvante
Therapie) bzw. das Erreichen einer Remission. Bei Säuglingen im Stadium 4S ist oft
bereits eine milde Chemotherapie zur Induktion der Regression ausreichend. Zum
Einsatz kommen u.a. Alkylantien, Anthrazykline, Etoposid, Melphalan, Carboplatin und
Cisplatin [51, 52]. Um die schwerwiegenden Nebenwirkungen möglichst gering zu
halten und die therapiebedingte Letalität zu senken, sind gewichtsadaptierte
Dosierungen, kontrollierte Dosisreduktionen und die G - CSF - Gabe eingeführt
worden.
Zur Intensivierung der Chemotherapie wird die Megatherapie mit autologem
Stammzellsupport (ASCT) eingesetzt. Ihr geht eine Sammlung von Stammzellen
voraus, deren Gewinnung möglichst zeitnah des Eintretens einer Remission im
Knochenmark aus peripherem Blut erfolgt.
1.8.3 Radiotherapie
Die Radiotherapie findet hauptsächlich Anwendung bei drohendem Querschnitt mit
bestehenden Kontraindikationen gegen eine Operation, drohender Erblindung durch
Orbitainfiltration oder bei verbliebenem Resttumor nach Chemotherapie. Sie findet
lokal, unter Berücksichtigung der Toleranzschwelle der im Strahlenfeld liegenden
Organe, statt. Ziel ist eine Gesamtdosis von 36 – 40 Gy im betroffenen Bereich des
Resttumors.
Sind mIBG - speichernde Tumorreste vorhanden, kann im Rahmen der Megatherapie
auch mit
131
I - mIBG in therapeutischen Dosen bestrahlt werden [20, 40]. Hierbei ist
jedoch auf eine ausreichende Schilddrüsenblockade zu achten.
1.8.4 Erhaltungstherapie
In der Immuntherapie findet der monoklonale Anti - GD2 - Antikörper ch 14.18
Anwendung. Er wird über die Dauer von einem Jahr appliziert und induziert die
komplementabhängige (CDC) und antikörperabhängige zelluläre Zytolyse (ADCC).
Die 6 - monatige Therapie mit Retinolsäure stellt eine wirksame Methode zur
Behandlung der minimalen Resterkrankung dar [42]. 13 - cis -
und all - trans -
Retinolsäure können die Proliferation und die MYCN - Expression selbst in
10
chemotherapieresistenten Tumorzellen hemmen und fördern deren Differenzierung
[56].
1.8.5 Begleittherapie
Dexamethason wird begleitend zur Chemotherapie bei Kindern mit Zeichen einer
Rückenmarkskompression angewendet. Initial angewendet soll die abschwellende,
antiödematöse Wirkung den Verlauf positiv beeinflussen. Abhängig von der
Therapiedauer ist auf ein Ausschleichen der Dosis zu achten.
1.9
Prognose und beeinflussende Faktoren
Die Prognose wird maßgeblich vom Alter des Patienten bei Diagnosestellung und dem
klinischen Stadium beeinflusst [15]. Molekulargenetische Faktoren, wie das
Vorhandensein einer MYCN - Amplifikation [62], einer 1p(36.3) - Deletion [72], Dioder Tetraploidie der Tumorzellen [36] oder fehlende TrkA - Expression [47] sind mit
einem ungünstigen Verlauf assoziiert [39]. Bei Diagnosestellung sind serologische
Faktoren, wie erhöhte Konzentrationen von LDH [7], NSE [81] und Ferritin [37] im
Serum richtungsweisend.
Die 5 - Jahres - Gesamtüberlebensrate (OS) liegt bei allen Kindern bei ca. 72 %,
wohingegen sie bei der Beobachtungspatienten der Studie NB97 bei 96±1 %, bei
Patienten mit mittlerem Risiko bei 89±3 % und bei der Hochrisikogruppe bei nur
50±3 % liegt [67]. Insgesamt ist über die Jahre eine Verbesserung der Prognose zu
verzeichnen, auch bei den Gruppen mit ungünstigem Verlauf [12]. In der speziellen
Gruppe mit epiduraler Kompression werden häufiger lokalisierte Stadien beobachtet,
was in Zusammenhang mit der geringeren Rate an MYCN - Amplifikationen und dem
jüngeren Alter der Patienten das insgesamt bessere Outcome (5 - Jahres - OS ca. 85 %)
erklärt
[16].
Bei
Kindern
mit
intraspinaler
Beteiligung
verhält
sich
die
Wahrscheinlichkeit einer vollständigen neurologischen Rekonvaleszenz umgekehrt
proportional
zur
Schwere
Diagnosezeitpunkt [27, 32].
11
und
Dauer
der
anfänglichen
Symptomatik
zum
1.10 Spätschäden
Die stetig verbesserten Behandlungsmöglichkeiten mit genau zugeschnittener Therapie
und der daraus resultierenden besseren Prognose für die kleinen Patienten bringt es mit
sich, dass Spätfolgen einer antineoplastischen Therapie wie auch Zweitmalignome
häufiger zu Tage treten.
Bei den Kindern mit intraspinaler Tumorausdehnung können im Verlauf Atrophien des
Binde- und Stützgewebes und Skoliosen
physiotherapeutischen
und
auftreten, die einer weiteren intensiven
orthopädischen
Behandlung
bedürfen
[44].
Wachstumsstörungen, persistierende Paraplegien, sowie motorische Dysfunktionen und
neurogene Blasenentleerungsstörungen und Inkontinenz sind weitere mögliche
Langzeitschäden [49]. Neben der klinischen und neurologischen Untersuchung müssen
auch nephrologische (hochgradiger vesikoureteraler Reflux mit chronischer HWI und
Nierenversagen),
kardiologische (Kardiomyopathien
durch
Anthrazykline)
und
audiologische Defizite (Hochtonschwerhörigkeit durch Platinderivate) [35, 68] erfasst
werden. Als häufigste Zweitneoplasien werden Myelodysplasien und Leukämien,
Malignome der Schilddrüse, Weichteilsarkome und Osteosarkome berichtet [2, 26, 30].
1.11 Pathophysiologie spinaler Kompression
Durch eine chronische Kompression des Rückenmarks wird ein bisher noch nicht
vollständig erklärter Mechanismus induziert, welcher zu einem Untergang der
Motoneuronen im Vorderhorn führt. Dieser Verlust ist eine irreversible pathologische
Veränderung, die besonders in den Fällen mit langdauernder Kompression von 6 - 9
Wochen eintritt.
In zahlreichen Studien wurden neurotrophische Faktoren bezüglich ihres Einflusses auf
das Überleben spinaler Motoneuronen untersucht. Der bedeutsamste darunter ist BDNF
(brain - derived neurotrophic factor). Es ist anzunehmen, dass es sich um einen
kompensatorischen Mechanismus handelt, da die Expression von BDNF in den
Neuronen und Gliazellen des Rückenmarks nach 6 - wöchiger Kompression erhöht ist,
jedoch nach 12 Wochen wieder abfällt. Einen ähnlichen Verlauf zeigt auch die
Expression von NGF. In Übereinstimmung dazu wurde festgestellt, dass entlastende
Maßnahmen nur bis zu 6 Wochen nach begonnener Einengung des Spinalkanales die
12
Motoneuronen erhalten konnten. Operationen zu einem späteren Zeitpunkt waren nicht
mehr erfolgreich. Dies bietet einen Anhaltspunkt dafür, dass eine chirurgische
Dekompression, besonders im frühen Stadium mit noch aktiver Gegenregulation, zu
besseren Ergebnissen führt [31].
Weiterhin führt eine derartige Affektion des Rückenmarks zu einer Zerstörung der aufund absteigenden axonalen Bahnen, welche motorische, sensorische und autonome
Funktionen steuern. In diesem degenerativen Prozess spielen Entzündungsreaktionen
eine
wichtige
Rolle.
Endogenes
IL - 10
als
Regulator
von
Immun-
und
Entzündungsantwort vermindert die Entwicklung von Gewebsschäden nach spinaler
Kompression. Eine Deletion des IL - 10 Gens verschlechtert die Aussichten auf
neurologische Erholung erheblich [21].
1.12 Fragestellung und Ziel der Arbeit
Bis heute herrscht bei Patienten mit Querschnittsymptomatik keine Einigkeit über die
beste therapeutische Strategie, welche u.a. Neurochirurgie, Chemotherapie und
Bestrahlung umfassen. Der obige Sachverhalt mit Früh- und Spätkomplikationen und
das weiterhin schlechte Outcome einiger Patientengruppen legt nahe, dass noch genauer
eruiert werden muss, welche Therapieoptionen bei welchem Risikoprofil anzuwenden
sind bzw. individuell angepasst und abgewägt werden müssen. Die Etablierung von
Leitlinien zur konsequenten einheitlichen Therapie des Querschnitts bei Neuroblastom
wäre wünschenswert [16].So ergibt sich die Fragestellung wie folgt:
- Welche Therapiekonzepte bieten das beste neurologische Outcome und hohe
Lebensqualität bei Vermeidung von Rezidiven?
- Welche prognostischen Faktoren (Alter bei Diagnosestellung, Stadium der
Erkrankung und molekulargenetischen Besonderheiten) sind relevant?
Diese Problematik soll im Rahmen dieser Arbeit anhand einer retrospektiven
Datenerhebung und Datenanalyse geklärt werden. In Zusammenarbeit mit den in den
deutschen Neuroblastomstudien kooperierenden Kliniken soll eine möglichst genaue
Darstellung erfolgen, um die Vor- bzw. Nachteile und Anwendungsgebiete der
13
verschiedenen Therapiestrategien detailliert zu beschreiben und so Anhalt für eine
optimierte Behandlung des intraspinalen Neuroblastoms zu geben.
14
2.
Material und Methoden
2.1
Studiendesign und Datenerhebung
Die
vorliegende
Arbeit
basiert
auf
den prospektiv
erhobenen
Daten
der
Neuroblastomstudien NB 90, NB 95, NB 97 und NB 04 der Gesellschaft für
Pädiatrische
Onkologie,
welche
multizentrische
Therapieoptimierungsstudien
darstellen. Die teilnehmenden Kliniken melden die Diagnose und übermitteln
Informationen zu Therapie, Therapieerfolg und Langzeitverlauf anhand von
Erhebungsbögen an die Studienzentrale in Köln. Vorrangige Zielsetzung ist die
Optimierung der Therapieschemata und Etablierung von übersichtlichen Richtlinien, um
Prognose und ereignisfreie Überlebenszeiten zu steigern. Die vorhandenen Daten
wurden im Rahmen dieser Arbeit durch zusätzlich in den behandelnden Kliniken
erhobene Parameter ergänzt und sollen eine detaillierte Aussage über Vor- und
Nachteile der Therapiemodalitäten im speziellen Fall der epiduralen Kompression
ermöglichen.
2.2
Patientenkollektiv
2.2.1 Einschlusskriterien
Die Analyse umfasste Patienten der Neuroblastomstudien NB 90, NB 95, NB 97 und
NB 04 aller Stadien mit nachgewiesenem intraspinalem Befall und initialer kompletter
oder inkompletter Querschnittsymptomatik mit Diagnosestellung vor dem 01.01.2008.
Insgesamt wurden 123 Patienten mit einer symptomatischen Kompression des
Spinalkanales im Alter von 0 bis 36 Jahren gemeldet, bei 26 Patienten blieben die
Verlaufsdaten
trotz
gezielter
Nachfragen
unvollständig.
Die
deutschen
Neuroblastomstudien wurden von der Ethikkommission der Universität zu Köln und
den kooperierenden Institutionen gemäß den geltenden Richtlinien genehmigt. Eine
schriftliche Einwilligungserklärung zur Datenerhebung und Verarbeitung sowie zur
Behandlung wurde in den Kliniken von den Eltern oder einem gerichtlichen Betreuer
für jedes teilnehmende Kind eingeholt.
15
2.2.2 Untersuchte Parameter
Von Interesse waren insbesondere die Zeitspanne zwischen erstem neurologischen
Symptom und Beginn der Therapie und die Qualität der neurologischen Symptomatik
zum Zeitpunkt der Klinikaufnahme. Das Ausmaß der motorischen Störungen wurde
unter Angabe der Wirbelhöhe der epiduralen Kompression in den folgenden drei
Abstufungen bewertet:
Grad 1: eingeschränkte Beweglichkeit und Gehfähigkeit
Grad 2: aufgehobene Gehfähigkeit, Restbeweglichkeit vorhanden
Grad 3: vollständige Parese, Paraplegie
Weiterhin wurde das Vorliegen von Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, neurogenen
Blasenentleerungsstörungen mit Restharn sowie einer begleitenden Obstipation erfasst.
Das initiale Therapieelement wurde jeweils mit Datum und einer evtl. begleitenden
Kortikoidbehandlung angegeben. Bei der neurochirurgischen Operation wurde noch
genauer zwischen der Art des Eingriffs (Laminektomie oder Hemilaminektomie) und
der Vollständigkeit der Entfernung der intraspinalen Tumoranteile (komplett oder
inkomplett) differenziert.
Insgesamt wurde die Entwicklung der Symptomatik nach erstem Therapieelement und
nach Abschluss der gesamten Intensivtherapie vor Beginn einer Dauer-, Antikörperoder Retinsäuretherapie verglichen.
Abschließend wurden Daten zum Zeitpunkt der letzten Vorstellung in der behandelnden
Klinik
erfragt.
Im
Einzelnen
waren
dies
Angaben
zu
Körpergröße,
Wachstumsstörungen, Skoliose, Gehfähigkeit, Sensibilitätsausfällen, neuropathischem
Schmerzsyndrom, neurogenen Blasenentleerungsstörungen und Obstipation.
2.2.3 Dokumentationsbogen
Um den Arbeitsaufwand für die kooperierenden Kliniken so gering wir möglich zu
halten, wurde ein Fragebogen angefertigt und anhand der Studiendatenbank mit den
vorhandenen Daten vorausgefüllt. Der Bitte um Vervollständigung sind 46 von 56
Kliniken nachgekommen, dennoch konnten trotz ergänzender Nachfragen nicht immer
alle nötigen Informationen zusammengetragen werden. Die Gestaltung und der Aufbau
des Bogens sind im Anhang auf den Seiten 63 und 64 zu ersehen.
16
2.3
Definitionen der Risikogruppen und Therapie
2.3.1 NB 90 - Protokoll
In dieser Studie wurde die Risikogruppeneinteilung der Patienten mit Diagnosestellung
bis zum vollendeten 20. Lebensjahr nach Stadienzugehörigkeit anhand der INSS Kriterien bestimmt und zusätzlich durch bestimmte Risikofaktoren (RF) unterteilt.
Tabelle 3: Neuroblastomstudie NB 90
Makroskopisch komplette operative Entfernung des
Primärtumors.
Stadium 1
Stadium 2a und 2b
3-A : kein RF ungünstig
3-B : 1 RF ungünstig
Stadium
3
Op, 4 Blöcke Chemotherapie (N1, N2) und evtl.
Zweitoperation.
keine Vollremission ! Weiterbehandlung wie
Stadium 3 Risikogruppe C, D
3-C : 2RF ungünstig
3-D : 3 RF ungünstig
RF: erhöhte LDH, nur biopsierbarer
Primärtumor, Alter "9 Monate bei D.
4-A : LDH normal
4-B : LDH erhöht, keine weiteren RF
Stadium
4
4-C : LDH erhöht, 1 - 3 RF
RF: nicht komplett entfernbarer
Primärtumor, erniedrigte
Leukozyten, Histologiegrad 3 nach
Hughes.
4S-A : Primärtumor komplett
entfernbar, initialer AZ ohne
prognostische Bedeutung
Stadium
4S
Stadium 3-C, D und Stadium 4 PR, MR:
Dauertherapie für 1 Jahr
Stadium 4 CR, VGPR: ASCT oder alternativ 1 Jahr
niedrig dosierte Dauertherapie
Beobachtung, Erwarten einer Spontanregression
4S-B : Primärtumor nicht komplett
entfernbar, initialer AZ nicht kritisch
4S-C : Primärtumor nicht komplett
entfernbar, initialer AZ kritisch
17
Op, 8 Blöcke Chemotherapie (N1, N2), evtl.
Bestrahlung von Knochenmetastasen beim 2.N1und N2 - Block, KM - Entnahme nach 4. Block,
Konsolidierungstherapie mit lokaler Bestrahlung des
Primärtumors:
4 Injektionen N3, evtl. Erweiterung auf 8. Bei
Progredienz niedrig dosierte Leberbestrahlung.
2.3.2 NB 95 - Protokoll
Die Neuroblastomstudie NB 95 schloss nur Säuglinge ein, zur Aufnahme mussten die
folgenden Kriterien erfüllt werden: INSS - Stadium 1,2,3 oder 4S mit vorliegendem
MYCN - Status, Alter #1 Jahr bei Diagnosestellung und keine Notwendigkeit einer
Chemotherapie in den folgenden 6 Monaten. Von diesen Studienpatienten wurden nur
diejenigen als Beobachtungspatienten geführt, bei denen keine aussagekräftige MYCN Untersuchung und / oder ein primäres Stadium 4 vorlag und / oder eine Chemotherapie
innerhalb von 6 Monaten nach Diagnose gegeben werden musste.
2.3.3 NB 97 - Protokoll
Im Studienprotokoll von 1997 wurden Neuroblastompatienten im Alter von 0 - 20
Jahren erstmalig einer Beobachtungs-, Standardrisiko- oder Hochrisikogruppe
zugewiesen, siehe nachfolgende Tabelle.
Tabelle 4: Neuroblastomstudie NB 97
Säuglinge im Stadium 1 - 3 und 4S
Beobachtungsgruppe
Kinder >1 Jahr im Stadium 1, im Stadium 2 nur
bei weitgehend reseziertem Tumor (Tumorrest
<10 % des Ausgangsvolumens)
alle jeweils ohne MYCN - Amplifikation
Säuglinge im Stadium 2 und 3 mit bedrohlicher
tumorassoziierter Symptomatik
Standardrisikogruppe
Beobachtungspatienten mit Progress oder
ungenügender Regression bzw. Differenzierung
am Ende des Beobachtungszeitraumes
Kinder >1 Jahr im Stadium 2 mit einem
Residualtumor von >10 % sowie Kinder >1 Jahr
im Stadium 3
Hochrisikogruppe
Stadium 4
alle Patienten mit MYCN - Amplifikation
Beobachtungszeit 6 - 12 Monate.
Erwarten einer spontanen
Tumorregression.
PROG ! Stadien 1 - 3 wie
Standardrisikogruppe, Stadium 4S
Chemotherapie mit N4 - Blöcken
Op / Biopsie, 4 Blöcke
Chemotherapie (N5, N6), evtl.
Zweit - Op
PR, MR, NR, PROG !
Bestrahlung der aktiven
Tumorreste mit 36 - 40 Gy, evtl.
begleitende mIBG - Therapie
Op / Biopsie, 6 Blöcke intensive
Chemotherapie (N5, N6) mit G CSF - Gabe in den Pausen, evtl.
Zweit - Op
Randomisierung in den
Megatherapie- oder
Erhaltungstherapiearm
18
Die myeloablative Megatherapie mit anschließender ASCT setzte eine möglichst
frühzeitige Stammzellsammlung voraus [9]. Die Erhaltungschemotherapie bestand aus
vier Blöcken N7 und konnte ambulant erfolgen. Weiterhin konnte in beiden
Therapiearmen unter bestimmten Voraussetzungen eine Radiotherapie sinnvoll sein
[69]. Abschließend wurde über 1 Jahr eine Immuntherapie mit dem Antikörper ch 14.18
in 6 Zyklen unter Morphingabe durchgeführt [70].
2.3.4 NB 2004 - Protokoll
Tabelle 5: Neuroblastomstudie NB 2004
Stadium 1: Alter 0 - 21 J., keine
MYCN - Amplifikation
Op / Biopsie und Beobachtung
Beobachtungspatienten
Stadium 2: Alter 0 - 21 J., keine
MYCN - Amplifikation, keine Deletion
oder Imbalance von Chromosom 1p
Stadium 3: Alter 0 - 2 J., keine
MYCN - Amplifikation, keine 1p Aberration
Bedrohliche Symptomatik, PROG !
maximal 4 Blöcke Chemotherapie N4.
Weiterer PROG ! Behandlung wie
Standardrisikopatienten
Progression zum Stadium 4 ! Behandlung
wie Hochrisikopatienten (Alter "1 J.)
Stadium 4S: Alter 0 - 1 J., keine
MYCN - Amplifikation
Stadium 2 und 3: Alter 0 - 21 J.,
Deletion oder Imbalance von
Chromosom 1p im Tumorgewebe,
keine MYCN - Amplifikation
Standardrisikopatienten
Stadium 3: Alter "2 - 21 J., keine
MYCN - Amplifikation
Stadium 4: Alter <1 J., keine MYCN Amplifikation
Op / Biopsie, 6 Blöcke Chemotherapie
(N5, N6 im Wechsel), evtl. Zweit - Op
Bestrahlung aktiver Tumorreste und orale
Erhaltungstherapie mit 4 Blöcken N7.
13 - cis - Retinolsäure über 6 Monate, nach
3 Monaten Pause erneut für 3 Monate mit
Supportivtherapie (Transfusionen, G CSF - Gabe etc.)
Op / Biopsie, Randomisation in
Experimental- oder Standardarm
Stadium 4: Alter "1 - 21 J.
Hochrisikopatienten
19
alle Patienten mit MYCN Amplifikation
Experimentalarm: 2 Blöcke N8, dann wie
Standardarm
Standardarm: 6 Blöcke Chemotherapie
(N5, N6), ASCT mit mIBG - Therapie,
Bestrahlung aktiver Tumorreste, 13 - cis Retinolsäure über 1 Jahr mit
Supportivtherapie
2.3.5 Remissionskriterien
Zur Beurteilung des Remissionsstatus der Neuroblastompatienten werden die
internationalen Neuroblastomremissionskriterien (INRC) angewandt. Dabei gilt, dass
Primärtumor und Metastasen getrennt zu bewerten sind, und der ungünstigere Fall das
Ergebnis bestimmt.
Tabelle 6: Internationale Neuroblastomremissionskriterien (INRC) (aus [11])
CR (Vollremission)
Kein Tumor, keine Metastasen, Katecholamine normal
VGPR (sehr gute
Teilremission)
Primärtumor verkleinert um 90 - 99 %, keine Metastasen, Katecholamine
normal. Skelett - Szintigramm kann positiv sein.
PR (Teilremission)
Primärtumor und alle messbaren Metastasen verkleinert um >50 %.
Knochenläsionen um >50 % verringert, höchstens ein Knochenmarksaspirat
oder eine Biopsie positiv für Tumorzellen.
MR (gemischte
Remission)
Keine neuen Tumorherde; teils >50 %, teils <50 % Verkleinerung des
Primärtumors oder der Metastasen, aber keine Zunahme um >25 % eines
Tumorherdes.
NR (keine
Remission)
Keine neuen Tumorherde; Verkleinerung um <50 % und Vergrößerung nicht
>25 %.
PROG (Progression)
Jeder neue Tumorherd; Vergrößerung um >25 % eines Tumorherdes und / oder
bislang negatives Knochenmarkmaterial jetzt tumorzellhaltig.
20
2.4
Datenauswertung und statistische Methoden
Die im Dokumentationsbogen erhobenen Daten wurden in einer Access - Datenbank
mittels
einer
speziellen
Eingabemaske
zusammengefasst
und
durch
bereits
dokumentierte Daten aus der bestehenden Datenbank des Studienbüros ergänzt. Die
statistische
Auswertung
erfolgte mit
der wissenschaftlichen
Software
SPSS
(Version 17.0.0).
Univariate Analyse:
Die Überprüfung der Unabhängigkeit der Variablen erfolgte mittels Chi2 - Test oder
exaktem Fisher - Test. Als Signifikanzniveau wurde eine Irrtumswahrscheinlichkeit von
5 % festgelegt.
Der Mann - Whitney - U Test fand seine Anwendung als Alternative zum t - Test im
Vergleich der Altersverteilung von zwei unabhängigen Gruppen.
Bei den Überlebenszeitanalysen wurde die Kaplan Meier Methode angewandt. Die
Unterschiede in den Überlebensfunktionen wurden durch den Log - Rank - Test
(Mantel - Cox, gewichtet Unterschiede am Ende des Untersuchungszeitraums stärker)
beschrieben. Das ereignisfreie Überleben (EFS) wurde berechnet aus der Zeit vom
Diagnosedatum bis zum Ereignis oder der letzten Untersuchung, falls der Patient kein
Ereignis hatte. Rückfall, Progression, Sekundärmalignome und Tod wurden als
Ereignisse gewertet. Das Gesamtüberleben (OS) wurde berechnet als die Zeit vom
Diagnosedatum bis zum Tod oder der letzten Untersuchung, wenn der Patient noch
überlebte. In diesem Fall wurde die Überlebenszeit als zensiert bezeichnet.
21
3. Ergebnisse
3.1
Patientencharakteristika
Insgesamt wurden im untersuchten Zeitraum 2617 Patienten mit Neuroblastom
registriert.
Die mediane Beobachtungszeit der Gesamtgruppe betrug 7,4 Jahre (range 0 - 18,4). Die
mediane Beobachtungszeit der 123 Querschnittpatienten war 7,8 Jahre (range 1,1 17,0), davon überlebten 102 Patienten länger als 2 Jahre.
Das 5 - Jahre ereignisfreie Überleben der Gesamtgruppe betrug 62,0 % ± 1,0 %, das 5 Jahres Gesamtüberleben 73,2 % ± 0,9 % (Abbildung 3).
Abbildung 3: Ereignisfreies
Überleben
und
Gesamtüberleben
der
2617
Neuroblastompatienten
Das ereignisfreie Überleben von Patienten mit Querschnittsymptomatik (5yEFS
67,8 % ± 4,4 %) war nicht verschieden von Patienten ohne Querschnittsymptomatik
(5yEFS
61,6 % ± 1,0 %,
p=0,191).
Das
Gesamtüberleben
der
Patienten
mit
Querschnittsymptomatik war besser (5yOS 87,0 % ± 3,2 % vs. 72,5 % ± 0,9 %,
p<0,001), siehe Abbildung 4.
22
Querschnittsymptomatik, n=123
Querschnittsymptomatik, n=123
Keine Querschnittsymptomatik, n=2494
Keine Querschnittsymptomatik, n=2494
p=0.191
p<0.001
Abbildung 4: Ereignisfreies Überleben und Gesamtüberleben für die Patientengruppen
mit und ohne Querschnittsymptomatik im Vergleich
In den folgenden Tabellen werden die Patientengruppen mit und ohne spinale
Beeinträchtigung bzw. Myelopathie gegenübergestellt.
Tabelle 7: Vergleich der Patientencharakteristik der Kollektive mit und ohne
symptomatischer epiduraler Kompression
Querschnittsymptomatik
nicht vorhanden
vorhanden
Total
Anzahl
2494
123
2617
m/w
1358 / 1136
61 /62
2617
Median
Minimum /
Maximum
1,299
0,742
0,00 / 36,25
0,00 / 20,4
1
552 (22,1%)
6 (4,9%)
558 (21,3%)
2
355 (14,2%)
21 (17,1%)
376 (14,4%)
3
387 (15,5%)
61 (49,6%)
448 (17,1%)
4
923 (37,0%)
25 (20,3%)
948 (36,2%)
4S
271 (10,9 %)
10 (8,1%)
281 (10,7%)
Alter bei
Diagnosestellung
in Jahren
INSS-Stadium
23
p-Wert
0,538
<0,001
<0,001
Querschnittsymptomatik
Lokalisation des
Primärtumors
MYCN
nicht vorhanden
vorhanden
Total
p-Wert
multilokulär
6 (0,2%)
0 (0%)
6 (0,2%)
Nebenniere
1326 (53,2%)
14 (11,4%)
1340
(51,2%)
Abdomen
655 (26,3%)
51 (41,5%)
706 (27,0%)
Thorax
344 (13,8%)
50 (40,7%)
394 (15,1%)
Hals
79 (3,2%)
0 (0%)
79 (3,0%)
Becken
59 (2,4%)
8 (6,5%)
67 (2,6%)
Sonstige
2 (0,1%)
0 (0%)
2 (0,1%)
nicht
auffindbar
29 (1,2%)
0 (0%)
29 (1,1%)
nicht
amplifiziert
1822 (73,1%)
98 (79,7)
1920
(73,4%)
amplifiziert
386 (15,5%)
6 (4,9%)
392 (15,0%)
unbekannt
286 (11,5%)
19 (15,4%)
305 (11,7%)
<0,001
=0,004
Tabelle 8: INSS - Stadienverteilung bei Querschnittsymptomatik ohne multilokuläre
Fälle
Querschnittsymptomatik
INSS-Stadium
nicht vorhanden
vorhanden
Total
lokalisiert
1294 (52,0%)
88 (71,5%)
1382 (52,9%)
4
923 (37,1%)
25 (20,3%)
948 (36,3%)
p-Wert
<0,001
4S
Total
Von
den
2617
Kindern
271 (10,9%)
10 (8,1%)
281 (10,8%)
2488 (100,0%)
123 (100,0%)
2611 (100,0%)
mit
Diagnose
Neuroblastom
hatten
123
eine
Querschnittsymptomatik. Das mediane Alter bei Diagnosestellung lag mit 0,74 Jahren
niedriger als bei Patienten ohne Myelopathie (1,30 Jahre, p<0,001).
24
Die Stadienverteilung zeigt für die von einem Querschnitt betroffenen Patienten eine
Häufung des Stadiums 3 (49,6 % gegenüber nur 15,5 % der Vergleichsgruppe).
Dagegen ist in der Vergleichsgruppe das Stadium 4 mit 37,0 % häufiger zu beobachten.
Das Stadium 4S ist in beiden Gruppen ähnlich oft vertreten (p<0,001). Ein Ausschluss
der multilokulären Fälle führt zu demselben Ergebnis.
In der Gruppe ohne neurologische Symptomatik lagen die meisten Tumoren in der
Nebennierenloge, während dagegen der Großteil der Tumoren bei den symptomatischen
Kindern in Abdomen (41,5 %) und Thorax (40,7 %) lokalisiert war (p<0,001).
Patienten mit Querschnittsymptomatik hatten deutlich seltener eine MYCN Amplifikation (4,9 % vs. 15,5 %, p=0,004).
3.2
Initiale neurologische Symptomatik
Ein intraspinaler Befall ist ein eindeutiger Nachweis von Tumorgewebe im Spinalkanal
im kontrastmittelangereichertem MRT und ist nicht mit einer Querschnittsymptomatik
gleichzusetzen. Die folgende Tabelle zeigt, dass nur etwa die Hälfte der Patienten mit
Tumoreinwachsen in den Spinalkanal auch wirklich eine Symptomatik entwickelt.
Tabelle 9: Zusammenhang intraspinaler Befall und Symptomatik
Intraspinaler Befall
nicht
vorhanden
Total
2324 (100,0%)
157 (56,1%)
2481 (95,3%)
0 (0%)
123 (43,9%)
123(4,7%)
2324 (100,0%)
280 (100,0%)
2604 (100,0%)
vorhanden
nicht
Querschnittsymptomatik
vorhanden
vorhanden
Total
25
p-Wert
<0,001
Bei insgesamt 13 Patienten (0,5 %) fehlen Angaben über ein mögliches intraspinales
Einwachsen des Neuroblastoms. Bei 26 Patienten blieben die klinischen Daten trotz
Nachfragen unvollständig, so dass diese von den folgenden Analysen ausgeschlossen
wurden.
3.2.1 Charakteristik der neurologischen Symptomatik
Nahezu alle Patienten mit Myelopathiesymptomen zeigen motorische Defizite (94,8 %),
hierbei waren die schwereren Beeinträchtigungen häufiger als die leichten. So waren
nur 23,7 % der Patienten in ihrer Beweglichkeit gering eingeschränkt, wohingegen
jeweils 35,1 % bzw. 36,1 % nur noch eine minimale Restbeweglichkeit oder
vollständige Parese aufwiesen.
Tabelle 10: Initialsymptomatik bei 97 Patienten mit intraspinalem Befall
Häufigkeit
Erstsymptomatik
ja
Motorische
Störungen
Grad 1
23 (23,7%)
Grad 2
35 (36,1%)
Grad 3
34 (35,1%)
nein
nicht
beurteilbar
nicht
untersucht
Total
5 (5,2%)
97 (100%)
Sensibilitätsstörungen
43 (44,3%)
30 (30,9%)
6 (6,2%)
18 (18,6%)
97 (100%)
Schmerzen
43 (44,3%)
35 (36,1%)
13 (13,4%)
6 (6,2%)
97 (100%)
Neurogene Blase
34 (35,1%)
43 (44,3%)
7 (7,2%)
13 (13,4%)
97 (100%)
Restharn
25 (25,8%)
40 (41,2%)
4 (4,1%)
28 (28,9%)
97 (100%)
Obstipation
25 (25,8%)
48 (49,5%)
3 (3,1%)
21 (21,6%)
97 (100%)
Sehr häufig manifestierte sich das intraspinale Neuroblastom mit Sensibilitätsstörungen
und
Schmerzen
(jeweils
zu
44,3 %),
häufig
bestand
eine
neurogene
Blasenentleerungsstörung mit 35,1 %. Daraus resultierende Restharnmengen waren
ebenso wie eine Obstipation nur bei einem Viertel des untersuchten Patientenkollektivs
nachzuweisen. Die Aussage wird dadurch eingeschränkt, dass bei einigen Patienten
trotz Nachfrage keine verwertbaren Informationen zu erheben waren.
26
3.2.2 Initialsymptomatik in Abhängigkeit von der Primärtumorlage
Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Tumorlage und Auftreten motorischer
(p=0,540) oder sensibler Defizite (p=0,693) und Schmerzen (p=0,290) ließ sich nicht
nachweisen. Neurogene Blasenentleerungsstörung (p=0,001) und signifikanter Restharn
(p=0,013) traten besonders häufig bei pelvinen Tumoren auf. Eine Obstipation war nicht
mit der Lokalisation des Primärtumors assoziiert (p=0,705).
Tabelle 11: Initialsymptomatik nach Primärtumorlage
Tumorlage
p-Wert
Nebenniere
Abdomen
Thorax
Becken
Total
10
40
36
6
92
Grad 1
5
8
8
2
23
Grad 2
1
20
14
0
35
Grad 3
4
12
14
4
34
nein
1
1
2
1
5
ja
4
20
15
4
43
nein
3
11
14
2
30
ja
Motorische
Störungen
Sensibilitätsstörungen
0,693
n. beurteilbar
0
2
4
0
6
n. untersucht
4
8
5
1
18
ja
7
19
14
3
43
nein
3
11
19
2
35
n. beurteilbar
1
9
2
1
13
n. untersucht
0
2
3
1
6
11
41
38
7
97
Schmerzen
Total
27
0,540
0,290
Tumorlage
p-Wert
Neurogene
Nebenniere
Abdomen
Thorax
Becken
Total
ja
3
16
8
7
34
nein
7
18
18
0
43
Blasenstörung
0,001
n. beurteilbar
0
0
7
0
7
n. untersucht
1
7
5
0
13
ja
2
12
5
6
25
nein
4
19
17
0
40
Restharn
0,013
n. beurteilbar
0
1
3
0
4
n. untersucht
5
9
13
1
28
ja
3
10
8
4
25
nein
6
20
21
1
48
n. beurteilbar
0
2
1
0
3
n. untersucht
2
9
8
2
21
11
41
38
7
97
Obstipation
Total
0,705
28
3.2.3 Symptomdauer
Vom ersten Symptom eines Querschnitts bis zur Diagnosestellung vergingen im Median
12 Tage (range 0 - 1838), die Latenzzeiten sind in Tabelle 12 aufgelistet. Es ist
auffällig, dass über die Hälfte der Patienten erst nach 1 - 4 Wochen oder später
aufgenommen und diagnostiziert wurde. Nur 39 von 97 Patienten wurden innerhalb
einer Woche behandelt. Interessanterweise sind die Auswirkungen auf spätere Schäden
nicht signifikant unterschiedlich (p=0,967).
Tabelle 12: Zusammenhang von Symptomdauer bis zur Krankenhausaufnahme und dem
Auftreten von Spätschäden (p=0,967)
Spätschäden
Symptomdauer
Total
29
nein
ja
Total
# 1 Tag
3
11
14
> 1 bis # 3 Tage
2
5
7
> 3 bis # 7 Tage
5
13
18
> 7 bis # 28 Tage
8
22
30
> 28 Tage
9
19
28
27
70
97
3.3
Initiale Behandlungsstrategien
Die initiale Behandlung eines Patienten mit tumorassoziiertem Querschnittsyndrom
kann durch Operation, Chemotherapie oder Strahlentherapie erfolgen. Häufig erhalten
die Patienten zur kurzfristigen Abschwellung zusätzlich Kortikoide. Insgesamt 51 der
97 Patienten (52,6 %) wurden primär neurochirurgisch behandelt. Es wurden 30
Patienten laminotomiert und 21 laminektomiert. Eine vollständige Entfernung des
intraspinalen Tumoranteils gelang in 66,7 % der Laminotomien und in 61,9 % der
Laminektomien (p<0,001). Die übrigen 46 Patienten erhielten initial Chemotherapie.
Eine initiale Radiatio wurde bei keinem Patienten vorgenommen. Bei 59 der 97
Patienten wurden begleitend Kortikoide verabreicht, wobei in der retrospektiven
Erfassung oft nur unvollständige Angaben zu Kortisondosis und Behandlungsdauer zu
erheben waren. Die Tabelle 13 zeigt die Häufigkeit einer Behandlung mit Kortison in
Abhängigkeit von der Initialbehandlung (p=0,410).
Tabelle 13: Häufigkeit einer begleitenden Kortisontherapie (p=0,410)
Kortisontherapie
nein
ja
Total
Neurochirurgische Operation
18 (47,4 %)
33 (55,9%)
51 (52,6%)
Chemotherapie
20 (52,6%)
26 (44,1%)
46 (47,4%)
Total
38 (100,0%)
59 (100,0%)
97 (100,0%)
3.3.1 Status nach initialer Behandlung
Um die Auswirkungen der initialen Therapie auf die weitere Entwicklung genau
darzustellen,
wurde
jeweils
der
Status
nach
dem
ersten
Therapieelement
(neurochirurgischer Eingriff oder erster Chemotherapiezyklus) erfasst. Die Einteilung
erfolgte
in
symptomatische
Verbesserung,
unveränderte
Symptomatik
oder
Verschlechterung. In einigen Fällen konnten keine Angaben erhoben werden.
30
Tabelle 14 erfasst die Entwicklung nach neurochirurgischer Operation und
Chemotherapie. Insgesamt sind die prozentualen Verteilungen jedoch recht ähnlich, und
es kann keine signifikante Abhängigkeit der untersuchten Therapieformen und dem
resultierenden Zustand gezeigt werden (p=0,882).
Tabelle 14: Symptomatik
nach
initialer
neurochirurgischer
Operation
bzw.
Chemotherapie (p=0,882)
Symptomatik nach Initialtherapie
Therapieform
nicht
Besserung
Status idem
Verschlechterung
Neurochirurgie
35 (68,6%)
12 (23,5%)
1 (2,0%)
3 (5,9%)
51 (100,0%)
Chemotherapie
30 (65,2%)
12 (26,1%)
2 (4,3%)
2 (4,3%)
46 (100,0%)
Total
65 (67,0%)
24 (24,7%)
3 (3,1%)
5 (5,2%)
97 (100,0%)
bekannt
Total
Mit einer begleitenden Kortisontherapie konnte eine signifikante Verbesserung der
Symptomatik erreicht werden. Kein Patient verschlechterte sich in seinem Zustand. Die
statistische Prüfung zeigt, dass die Auswirkung einer Kortisontherapie auf die weitere
Entwicklung von signifikanter Bedeutung ist (p=0,026).
Tabelle 15: Symptomatik nach Initialtherapie Kortison (p=0,026)
Symptomatik nach Initialtherapie
Therapieform
nicht
Besserung
Status idem
Verschlechterung
nein
24 (63,2%)
7 (18,4%)
3 (7,9%)
4 (10,5%)
38 (100,0%)
ja
41 (69,5%)
17 (28,8%)
0 (0,0%)
1 (1,7%)
59 (100,0%)
65 (67,0%)
24 (24,7%)
3 (3,1%)
5 (5,2%)
97 (100,0%)
bekannt
Total
Kortison
Total
31
3.3.2 Status bei Therapieende
Tabelle 16 zeigt den symptomatischen Status bei Therapieende in Abhängigkeit vom
initialen Eingriff. Hier findet sich kein Unterschied zwischen den Modalitäten primäre
Chemotherapie oder neurochirurgische Operation (p=0,749).
Tabelle 16: Symptomatik nach Therapieende (p=0,749)
Symptomatik nach Therapieende
Therapieform
Besserung
Status idem
Verschlechterung
nicht bekannt
Total
Neurochirurgie
41 (80,4%)
6 (11,8%)
2 (3,9%)
2 (3,9%)
51 (100,0%)
Chemotherapie
34 (73,9%)
8 (17,4%)
3 (6,5%)
1 (2,2%)
46 (100,0%)
Total
75 (77,3%)
14 (14,4%)
5 (5,2%)
3 (3,1%)
97 (100,0%)
Aus Tabelle 17 ist zu entnehmen, dass eine Begleittherapie mit Kortison bei 83,1 % der
Patienten zu einer Verbesserung der Symptomatik führt, wogegen unbehandelte Kinder
nur zu 68,4 % eine Besserung erfahren. Im Chi2 - Test ist dieser Unterschied als
signifikant zu werten (p=0,031) und entspricht damit dem Ergebnis von Tabelle 15.
Tabelle 17: Symptomatik nach Therapieende mit Kortison (p=0,031)
Symptomatik nach Therapieende
Therapieform
nicht
Besserung
Status idem
Verschlechterung
nein
26 (68,4%)
5 (13,2%)
4 (10,5%)
3 (7,9%)
38 (100,0%)
ja
49 (83,1%)
9 (15,3%)
1 (1,7%)
0 (0,0%)
59 (100,0%)
75 (77,3%)
14 (14,4%)
5 (5,2%)
3 (3,1%)
97 (100,0%)
bekannt
Total
Kortison
Total
32
3.4
Spätschäden
Von den 97 Patienten leiden 70 (72,2 %) noch immer an den Folgen ihrer
Tumorerkrankung, während nur 27 Patienten (27,8 %) ohne Langzeitschäden sind. Im
Einzelnen fanden sich folgende Spätschäden:
Wachstumsstörungen wie Beinlängendifferenz, Beckenschiefstand, Kleinwuchs und
atrophische Beinmuskulatur bei 14 Patienten (14,4 %), eine Skoliose bei 31 Patienten
(32,0 %) und Gehstörungen mit einem Spektrum von Spitzfuß bis hin zu Paresen bei
insgesamt 41 Patienten (42,3 %). Sensibilitätsausfälle persistierten bei 17 (17,5 %) und
ein neuropathisches Schmerzsyndrom bei 5 der untersuchten Patienten (5,2 %). Bei 26
Patienten (26,8 %) war eine neurogene Blasenentleerungsstörung und bei 19 Patienten
(19,6 %) war eine Obstipation zu finden.
3.4.1 Spätschäden in Abhängigkeit von der Patientencharakteristik
Ein Zusammenhang zwischen Häufigkeit von Spätschäden und Alter bei Diagnose
(p=0,628 bei Altersgrenze 12 Monate und p=0,611 bei Altersgrenze 18 Monate),
MYCN - Status (p=1,000) oder INSS - Stadium (p=0,431) konnte nicht gefunden
werden.
Tabelle 18: Häufigkeit von Spätschäden in Abhängigkeit von Alter, MYCN - Status und
INSS - Stadium
Spätschäden
p-Wert
< 12 Monate
nein
ja
Total
17
49
66
Alter
0,628
> 12 Monate
10
21
31
< 18 Monate
19
53
72
> 18 Monate
8
17
25
nicht amplifiziert
25
53
78
amplifiziert
1
3
4
unbekannt
1
14
15
Alter
MYCNStatus
33
0,611
1,000
Spätschäden
p-Wert
INSSStadium
nein
ja
Total
1
1
3
4
2
3
12
15
3
12
37
49
4
9
11
20
4S
2
7
9
27
70
97
Total
0,431
3.4.2 Langzeitergebnis der einzelnen initialen Behandlungsstrategien
Eine operative Entfernung des Tumors ging tendenziell häufiger mit Spätschäden einher
als eine Chemotherapie (80,4 % vs. 63,0 %, p=0,057), siehe Tabelle 19. Ein
Unterschied hinsichtlich der Art des neurochirurgischen Eingriffs fand sich nicht
(p=0,495, Tabelle 20). Tabelle 21 zeigt, dass Patienten nach einer kompletten Resektion
zu 87,9 % Folgeschäden davontrugen, nach inkompletter Entfernung nur zu 66,7 %
(p=0,137). Für die begleitende Kortisontherapie entfielen 74,6 % auf Spätschäden, ohne
Behandlung sind es nur 68,4 % (p=0,509), siehe Tabelle 22.
Tabelle 19: Outcome nach Initialtherapie (p=0,057)
Initialtherapie
Neurochirurgische
Operation
Chemotherapie
Total
nein
10 (19,6%)
17 (37,0%)
27 (27,8%)
ja
41 (80,4%)
29 (63,0%)
70 (72,2%)
51 (100%)
46 (100%)
97 (100%)
Spätschäden
Total
34
Tabelle 20: Outcome nach Operationstechnik (p=0,495)
Operationstechnik
Laminektomie
Laminotomie
(Hemilaminektomie)
Total
nein
3 (14,3%)
7 (23,3%)
10 (19,6%)
ja
18 (85,7%)
23 (76,7%)
41 (80,4%)
21 (100,0%)
30 (100,0%)
51 (100,0%)
Spätschäden
Total
Tabelle 21: Outcome nach Operationsradikalität des neurochirurgischen Eingriffs
(p=0,137)
Radikalität
inkomplett
komplett
Total
nein
6 (33,3%)
4 (12,1%)
10 (19,6%)
ja
12 (66,7%)
29 (87,9%)
41 (80,4%)
18 (100,0%)
33 (100,0%)
51 (100,0%)
Spätschäden
Total
Tabelle 22: Outcome für Initialtherapie Kortikoide (p=0,509)
Kortikoide
nein
ja
Total
nein
12 (31,6%)
15 (25,4%)
27 (27,8%)
ja
26 (68,4%)
44 (74,6%)
70 (72,2%)
38 (100,0%)
59 (100,0%)
97 (100,0%)
Spätschäden
Total
35
3.4.3 Die häufigsten Spätschäden in Abhängigkeit von der Ersttherapie
3.4.3.1 Wachstumsstörungen
Störungen des Wachstums wie Kleinwuchs oder Beinlängendifferenz treten langfristig
gehäuft auf und wurden in Tabelle 23 der angewendeten Therapie zugeordnet. Nach
Chemotherapie haben 13,0 % der Patienten Wachstumsstörungen, nach Laminektomie
23,8 % und nach Laminotomie 10,0 %. Mit p=0,360 liegt eine Abhängigkeit dieser
Variablen aber nicht vor.
Tabelle 23: Häufigkeit von Wachstumsstörungen (p=0,360)
Wachstumsstörungen
Therapieansatz
Total
nein
ja
Total
Chemotherapie
40 (87,0%)
6 (13,0%)
46 (100,0%)
Laminektomie
16 (76,2%)
5 (23,8%)
21 (100,0%)
Laminotomie
27 (90,0%)
3 (10,0%)
30 (100,0%)
83 (85,6%)
14 (14,4%)
97 (100,0%)
36
3.4.3.2 Skoliose und Behandlungsnotwendigkeit
Pathologische Krümmungen und Drehungen der Wirbelsäule kommen bei fast einem
Drittel der Patienten mit einem intraspinalem Neuroblastom vor.
Zu einer Abhängigkeit von der Initialtherapie lässt sich keine eindeutige Aussage
treffen (p=0,736), siehe Tabelle 24.
Tabelle 24: Häufigkeit von Skoliosen (p=0,736)
Skoliose
Therapieansatz
Total
nein
ja
Total
Chemotherapie
33 (71,7%)
13 (28,3%)
46 (100,0%)
Laminektomie
14 (66,7%)
7 (33,3%)
21 (100,0%)
Laminotomie
19 (63,3%)
11 (36,7%)
30 (100,0%)
66 (68,0%)
31 (32,0%)
97 (100,0%)
Da Wirbelsäulenfehlstellungen gerade im Wachstumsalter langfristig gravierende
Folgeschäden haben können, wurde die weitere Behandlung der aufgetretenen
Skoliosen erfragt. So lässt sich auch der Schweregrad ableiten. Knapp die Hälfte der
skoliotischen Fehlstellungen bedurften keiner weiteren Therapie, 6 Patienten bekamen
Krankengymnastik, 4 trugen zeitweise ein Korsett und 6 Patienten wurden operativ
korrigiert. Ein Zusammenhang der Schwere der Skoliose und der anfänglichen Therapie
ließ sich hieraus aufgrund der kleinen Fallzahl aber nicht ableiten (p=0,675), siehe
Tabelle 25.
37
Tabelle 25: Notwendigkeit einer Skoliosebehandlung (p=0,561)
Skoliosebehandlung
Therapie
keine
Kranken-
Behandlung
gymnastik
Chemotherapie
5
Laminektomie
Laminotomie
Total
Korsett
OP
Total
2
3
3
13
3
1
1
2
7
7
3
0
1
11
15
6
4
6
31
3.4.3.3 Gehfähigkeit
Um den aktuellen Stand der Mobilität des Patienten möglichst genau zu erfassen, wurde
die Gehfähigkeit in verschiedene Stufen unterteilt. Dabei wiesen von den 46
chemotherapeutisch behandelten Patienten 27 ein normales und 3 ein eingeschränktes
Bewegungsmuster auf und waren nicht von Hilfsmitteln abhängig, 10 benötigen
Gehhilfen oder Orthesen und 6 Patienten sind auf einen Rollstuhl angewiesen. Von den
21 Patienten, die eine Laminektomie erhielten, sind 14 normal gehfähig, 5
eingeschränkt und jeweils ein Patient auf Orthese bzw. Rollstuhl angewiesen. Nach
einer Laminotomie war nur die Hälfte der Patienten normal gehfähig, jeweils 7
Patienten waren in ihrer Bewegung eingeschränkt oder benötigten Gehhilfen. Ein
Patient war zudem nicht gehfähig. Insgesamt ist aus Tabelle 26 zu ersehen, dass
mindestens die Hälfte der Patienten unabhängig von der Therapiemethode eine normale
Gehfähigkeit erlangen kann. Die statistische Testung führt zu dem Ergebnis der
Unabhängigkeit von Therapie und Gehfähigkeit (p=0,110).
38
Tabelle 26: Gehfähigkeit nach Therapie (p=0,110)
Gehfähigkeit
eingeschränkt
normal
ohne
Hilfsmittel
Therapie
Gehhilfe
Orthese
/
Rollstuhl
Total
Chemotherapie
27 (58,7%)
3 (6,5%)
10 (21,7%)
6 (13,0%)
46 (100,0%)
Laminektomie
14 (66,7%)
5 (23,8%)
1 (4,8%)
1 (4,8%)
21 (100,0%)
Laminotomie
15 (50,0%)
7 (23,3%)
7 (23,3%)
1 (3,3%)
30 (100,0%)
56 (57,7%)
15 (15,5%)
18 (18,6%)
8 (8,2%)
97 (100,0%)
Total
3.4.3.4 Sensibilitätsausfälle
Die Entwicklung bzw. Persistenz von Sensibilitätsstörungen stellt sich folgendermaßen
dar: Nach Chemotherapie haben 6 von 46 Patienten, nach einer Laminektomie knapp
1/4 und nach einer Laminotomie 1/5 der Patienten Sensibilitätsausfälle. Somit geht die
Chemotherapie am Seltensten mit dieser Problematik einher. Im Chi2 - Test ist aber kein
signifikanter Zusammenhang nachzuweisen (p=0,512).
Tabelle 27: Sensibilitätsstörungen (p=0,512)
Sensibilitätsstörungen
Therapieansatz
Total
39
nein
ja
Total
Chemotherapie
40 (87,0%)
6 (13,0%)
46 (100,0%)
Laminektomie
16 (76,2%)
5 (23,8%)
21 (100,0%)
Laminotomie
24 (80,0%)
6 (20,0%)
30 (100,0%)
80 (82,5%)
17 (17,5%)
97 (100,0%)
3.4.3.5 Neuropathisches Schmerzsyndrom
Die Häufigkeit eines bleibenden Schmerzsyndroms ist relativ gering. Aus der Gruppe
der Chemotherapie und der Laminotomie sind jeweils zwei Patienten betroffen, aus der
Gruppe der Laminektomie nur ein Patient. Ein Bezug zur Therapieform kann auch hier
nicht festgestellt werden (p=0,901).
Tabelle 28: Schmerzsyndrom (p=0,901)
Neuropathische Schmerzen
Therapieansatz
nein
ja
Total
Chemotherapie
44 (95,7%)
2 (4,3%)
46 (100,0%)
Laminektomie
20 (95,2%)
1 (4,8%)
21 (100,0%)
Laminotomie
28 (93,3%)
2 (6,7%)
30 (100,0%)
92 (94,8%)
5 (5,2%)
97 (100,0%)
Total
Drei der fünf Patienten mit einem neuropathischen Schmerzsyndrom erhielten eine
Schmerzdauertherapie. Die zwei Patienten mit initialer Chemotherapie wurden mit
Morphin und Carbamazepin behandelt, der Patient mit Laminektomie erhielt ebenfalls
Morphin. Die beiden Patienten mit Laminotomie hatten keine Dauertherapie zur
Kupierung der Schmerzen.
3.4.3.6 Neurogene Blase
Mit 26 von 97 Patienten ist das Auftreten einer neurogenen Blasenentleerungsstörung
eine wichtige Spätfolge des intraspinalen Neuroblastoms. Ca. ein Viertel der Patienten
mit Chemotherapie und Laminotomie leiden darunter. Der Zusammenhang ist nicht
statistisch signifikant (p=0,977).
40
Tabelle 29: Häufigkeit einer neurogenen Blasenentleerungsstörung (p=0,977)
Neurogene Blasenentleerungsstörung
Therapieansatz
nein
ja
Total
Chemotherapie
34 (73,9%)
12 (26,1 %)
46 (100,0%)
Laminektomie
15 (71,4%)
6 (28,6%)
21 (100,0%)
Laminotomie
22 (73,3%)
8 (26,7%)
30 (100,0%)
71 (73,2%)
26 (26,8%)
97 (100,0%)
Total
Tabelle 30 gibt einen Überblick über die Folgen und Behandlungsbedürftigkeit der
Blasenstörung.
Am Häufigsten ist
eine regelmäßige (Selbst-)Katheterisierung
notwendig. Weiterhin sind rezidivierende Harnwegsinfektionen, die eine antibiotische
Dauerprophylaxe erfordern, problematisch. Eine Anti - Reflux - Operation ist bei 5
Patienten
durchgeführt
worden,
trotzdem
konnte
bei
2
Patienten
eine
Refluxnephropathie nicht verhindert werden.
Tabelle 30: Behandlung der neurogenen Blasenstörung
Behandlung einer Blasenstörung
regelmäßige
Reflux-
Katheteri-
nephro-
sierung
pathie
Chemotherapie
6 (42,9%)
2 (100,0%)
2 (40,0%)
6 (66,7%)
4 (44,4%)
Laminektomie
3 (21,4%)
0 (0,0%)
2 (40,0%)
1 (11,1%)
1 (11,1%)
Laminotomie
5 (35,7%)
0 (0,0%)
1 (20,0%)
2 (22,2%)
4 (44,4%)
Total
14 (100,0%)
2 (100,0%)
5 (100,0%)
9 (100,0%)
9 (100,0%)
p-Wert
0,908
0,322
0,265
0,466
0,573
Therapie
41
AntirefluxOP
HWI
AB-Dauerprophylaxe
3.4.3.7 Obstipation
Bei
19
Patienten
aus
unserer
Analyse
traten
auch
noch
langfristig
Stuhlentleerungsprobleme auf. Vergleichsweise häufig waren diese mit 28,3 % in der
Chemotherapie - Gruppe zu finden. Das Risiko einer Obstipation ist für eine
Laminotomie im Gegensatz zu einer Laminektomie erhöht. Diese Beobachtung ist nach
dem Chi2 - Test grenzwertig signifikant (p=0,071).
Tabelle 31: Obstipation (p=0,071)
Obstipation
Therapieansatz
Total
nein
ja
Total
Chemotherapie
33 (71,7%)
13 (28,3%)
46 (100,0%)
Laminektomie
20 (95,2%)
1 (4,8%)
21 (100,0%)
Laminotomie
25 (83,3%)
5 (16,7%)
30 (100,0%)
78 (80,4%)
19 (19,6%)
97 (100,0%)
42
4. Diskussion
Das Neuroblastom ist als vielgestaltiger Tumor mit schwer vorhersehbarem
individuellen
Verlauf
in
Therapieoptimierungsstudien
den
vergangenen
gewesen.
Der
Jahren
Versuch,
Gegenstand
eine
zahlreicher
praktisch - sinnvolle
Behandlungsrichtlinie zu konstruieren, soll, anlässlich der auf internationaler Ebene
immer noch bestehenden kontroversen Ansichten, durch die Ergebnisse dieser Arbeit
unterstützt werden. Die Daten der deutschen Neuroblastomstudien bieten die
Möglichkeit, das bereits existierende risikoadaptierte Therapiekonzept zu optimieren.
4.1
Patientenkollektiv und beeinflussende Faktoren
Von den 2617 in den Neuroblastomstudien NB 90 bis einschließlich NB 04 registrierten
Patienten, die vor dem 01.01.2008 diagnostiziert wurden, wiesen 280 Patienten einen
intraspinalen Befall auf. Ein besonderes Charakteristikum unseres Patientenkollektivs
ist der Umstand, dass nur Patienten mit nachgewiesenen intraspinalen Befall und
vorliegender Querschnittsymptomatik in die weitere Analyse mit einbezogen wurden.
Dies hat zur Folge, dass sich die Fallzahl im Vergleich zur Gesamtpopulation der an
einem Neuroblastom erkrankten Kinder auf 123 verringert, und dass Therapiestrategien
aufgrund der durch die Myelonkompression häufiger eintretenden Notfallsituationen
differieren.
Das 5 - Jahre ereignisfreie Überleben und das 5 - Jahres Gesamtüberleben der Patienten
ohne Querschnittsymptomatik (5yEFS 61,6 % und 5yOS 72,5 %) ist schlechter als bei
Patienten mit Querschnittsymptomatik (5yEFS 67,8 % und 5yOS 87,0 %). Die
Erklärung dafür ist in den als prognostisch bedeutsam identifizierten Faktoren jüngeres
Alter
bei
Diagnosestellung,
niedrigeres INSS - Stadium und
keine MYCN -
Amplifikation zu suchen. Bei Querschnittpatienten lag das mediane Alter bei unter 12
Monaten (vgl. 1,3 Jahre bei Patienten ohne Querschnitt), was als günstige Eigenschaft
erwiesen ist [5, 59]. Ein Vergleich mit der Literatur zeigt ein übereinstimmendes
Resultat [16, 32]. Das prognostisch ungünstige Stadium 4 ist am häufigsten in der
Gruppe ohne Querschnittsymptomatik vertreten. Die lokalisierten Stadien finden sich
43
dagegen häufiger, das Stadium 4S ähnlich oft, bei Querschnittpatienten. Die
Beobachtungen bisheriger Studien laufen damit konform [16]. Eine MYCN Amplifikation fand sich mehr als dreimal so häufig in der Gruppe ohne
Querschnittsymptomatik [71].
Die Lokalisation des Primärtumors in Abdomen und Thorax ist aufgrund der
räumlichen Nähe zur Wirbelsäule am häufigsten mit einer Querschnittsymptomatik
assoziiert. In der Nebenniere findet er sich dagegen bei über der Hälfte der Patienten
ohne Querschnitt. Insgesamt entsteht aber nur bei knapp der Hälfte der Patienten
(43,9 %) mit einem nachgewiesenen intraspinalen Befall eine symptomatische
Kompression des Myelons. In anderen Studien wurde ebenfalls ein Anteil von
asymptomatischen Patienten mit intraspinalem Befall beschrieben, diesbezüglich
bestand keine Einigkeit darüber, wie und ob man diese Patienten behandelt. Die
Tendenz geht jedoch zu einer abwartenden Haltung ohne umgehenden Handlungsbedarf
[16].
Kommt es zu einer Querschnittsymptomatik, so wird diese in nahezu allen Fällen
(94,8 %) durch motorische Defizite auffällig. Dies wird durch eine Schädigung der
Motoneurone im Vorderhorn erklärt, welche sich durch die Kompression nach etwa 6
Wochen
beginnen
irreversibel
pathologisch
zu
verändern
[33].
Schwere
Beeinträchtigungen (Grad 2 und 3) sind hierbei häufiger als leichte Störungen. Über
eine Zerstörung der auf- und absteigenden axonalen Bahnen, welche motorische,
sensorische und autonome Funktionen steuern, kommt es in jeweils 44,3 % zu
Sensibilitätsstörungen und Schmerzen, gefolgt von neurogenen Blasenentleerungsstörungen in 35,1 %, die bei einem Viertel der Betroffenen mit Restharnbildung
einherging [21]. Hier ließ sich auch ein eindeutiger Zusammenhang zwischen
Primärtumorlage und Erstsymptomatik herstellen: Alle Tumoren des Beckens
verursachten eine derartige Störung. Eine Obstipation wurde dagegen am Seltensten
beobachtet und war auch nicht mit einer Lokalisation im Becken assoziiert. Auch bei
den anderen Erstsymptomen eines intraspinalen Neuroblastoms war keine klare
Zuordnung zu einer Primärtumorlage in Nebenniere, Abdomen, Thorax oder Becken
möglich.
Die Latenzzeit vom ersten Auftreten eines Symptoms bis zur Krankenhausaufnahme
variiert erheblich und spannte sich bei 28 Patienten sogar über mehr als 4 Wochen. Dies
44
beeinflusste in unserer Auswertung nicht die Prognose. Auch in anderen Studien wird
dieser Aspekt kontrovers diskutiert. Einerseits wird ein deutlicher Effekt postuliert, z.B.
in Form einer ausbleibenden neurologische Erholung in Verbindung mit einer
höhergradigen Kompression des Myelons bei lang bestehender Symptomatik [24, 27,
53], andererseits wird kein grundlegender Zusammenhang gesehen [16]. Eine frühe
Diagnosestellung und Behandlungsbeginn erfolgte wahrscheinlich eher bei Patienten
mit schweren, eindrucksvollen Komplikationen, während eine weniger markante
Symptomatik bei leichteren Defiziten zu Verzögerungen in der Diagnostik führen kann.
4.2
Behandlung
Die initiale Therapie unserer Patienten erfolgte durch Neurochirurgie oder
Chemotherapie mit einer begleitenden abschwellenden Kortikoidbehandlung bei einem
Teil der Patienten. Es fand keine primäre Bestrahlung statt, auch in anderen Ländern ist
dies nicht die Regel. Üblicherweise kommt sie nur im weiteren Therapieverlauf zum
Einsatz und ist für Risikopatienten reserviert [16].
4.2.1 Neurochirurgische Operation und Chemotherapie
Von 51 initial operierten Patienten erhielten 30 eine Laminotomie und 21 eine
Laminektomie, erstere mit einer etwas häufigeren vollständigen Entfernung des
intraspinalen Tumoranteils (66,7 % vs. 61,9 %). Insgesamt ist weder nach initialer
Therapie noch nach Abschluss der Behandlung ein statistisch relevanter Unterschied zu
den 46 Patienten mit Chemotherapie ersichtlich. Dies steht im Kontrast zur Ansicht
anderer Autoren, die eine Tendenz zur Überlegenheit der Chemotherapie sehen und
diese in vielen Fällen vorziehen würden [16, 17, 77].
4.2.2 Kortikoidtherapie
Insgesamt wurden 59 Patienten mit Kortison behandelt, tendenziell erhielten eher die
neurochirurgisch behandelten Patienten eine begleitende Kortisontherapie (55,9 %). Bei
69,5 % der Patienten verbesserte sich unter Kortison die Symptomatik schon nach
initialer Behandlung, nach Therapieende waren sogar 83,1 % gebessert. Nur ein Patient
verschlechterte sich im Verlauf in seinem Zustand. Da die Ursache nicht in der
unterschiedlichen Haupttherapie zu suchen ist, kann in dieser Hinsicht von einem
signifikanten
45
Vorteil
durch
eine
abschwellende
und
entzündungshemmende
Kortikoidbehandlung ausgegangen werden - im Gegensatz zu den widersprüchlichen
Ergebnissen anderer Studien [16]. Eine Korrelation mit der Dauer oder Kumulativdosis
einer Kortisonbehandlung war aufgrund fehlender Daten nicht möglich.
Die Therapiemodule Neurochirurgie und Chemotherapie sind gleich effektiv, so dass
unmittelbar nach Beginn der Behandlung 67,0 % und nach Abschluss sogar 77,3 % der
Patienten gebessert sind, eine Verschlechterung zeigte sich nur bei 5,2 %. Auf lange
Sicht gingen in unserer Untersuchung auch die Folgeschäden der Patienten mit
epiduraler Kompression auf 72 % zurück, wogegen in Italien zwischen 1979 und 2002
noch ca. 85 % zu verzeichnen waren [16].
4.3
Spätschäden
Das zentrale Problem einer initialen Querschnittsymptomatik bleibt trotz allem die Zahl
der mannigfaltigen Spätschäden (70 von 97 Patienten in dieser Analyse, 72,2 %). Diese
formen sich zum einen aus einer persistierenden Erstsymptomatik und zum anderen aus
neu auftretenden Komplikationen wie Wachstumsstörungen, Skoliose, Gehstörungen
und neuropathischem Schmerzsyndrom.
4.3.1 Abhängigkeit von Prognosefaktoren
Der
anfangs
dargestellte
Einfluss
von
Alter
bei
Diagnosestellung,
INSS -
Stadienzugehörigkeit und MYCN - Status legt nahe, dass sich diese Prognosefaktoren
auch auf die Häufigkeit von Spätkomplikationen auswirken. Dies konnte jedoch in
unseren Daten nicht bestätigt werden.
4.3.2 Zusammenhang von Langzeitschäden und Initialtherapie
Es traten nach operativer Tumorentfernung tendenziell häufiger Spätschäden ein als
nach Chemotherapie (80,4 % vs. 63,0 %). Analog dazu zeigten Patienten diese häufiger
nach kompletter Resektion als nach einer inkompletten Tumorentfernung (87,9 % vs.
66,7 %). In Kongruenz hierzu wurde in der Literatur eine Empfehlung zu einer
radikalen Tumorresektion nur bei Patienten über 1 Jahr und lokalisiertem Stadium
ausgesprochen [76]. Die Operationsradikalität ist aber nicht maßgebend für die
Langzeitprognose. Weiterhin gibt es keinen richtungsweisenden Zusammenhang
zwischen der Operationstechnik Laminektomie bzw. Laminotomie und allgemeinem
46
Outcome, wenngleich die Spätschäden nach Laminektomie mit 85,7 % führen. Japan
und Frankreich favorisieren eine Behandlung ohne Neurochirurgie bzw. ohne initiale
Laminektomie. Wie auch die USA und andere europäische Länder sind sie der
Auffassung, dass orthopädische Schäden nach Chemotherapie seltener sind [16, 32].
Dieser Punkt wird in der folgenden detaillierten Aufführung der Schäden weiter
erörtert.
Der oben beschriebene Effekt einer begleitenden Kortisontherapie spiegelt sich im
Bezug auf das Auftreten von Spätkomplikationen nicht klar in unseren Daten wieder.
Sie traten nach Kortisongabe etwas häufiger auf, eine Auswirkung für die Praxis ergibt
sich daraus jedoch nicht. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine
Kortisontherapie kurzfristig die Symptomatik verbessert, aber keinen Effekt auf die
Langzeitentwicklung
hat.
Auf
Grund
des retrospektiven
Designs
ist
nicht
auszuschließen, dass die Rate an Spätschäden dennoch durch Kortison günstig
beeinflusst wurde. Deshalb ist der Einsatz von Kortison zu befürworten.
4.3.3 Häufige Spätschäden, Einfluss der Initialtherapie
Residuelle Behinderungen der Gehfähigkeit rangierten in unserem Patientenkollektiv
mit 42,3 % an erster Stelle. Ein normales Bewegungsmuster konnte jedoch unabhängig
von der Behandlung erlangt werden, sodass sich hier keine besonders risikobehaftete
Behandlung hervorheben lässt. Diese These wird von anderen Autoren insofern
gestützt, als bei partiellen neurologischen Defiziten eine von der Therapieart
unabhängige Besserung festgestellt wurde bzw. sich die Häufigkeit einer völligen
Genesung ungeachtet ihrer Behandlung invers zur Schwere der Initialsymptomatik
verhält [27, 32, 54].
Die Entwicklung einer Skoliose bei 32,0 % der Patienten war ebenfalls nicht eindeutig
auf eine spezielle Behandlung zurückzuführen. Es wurde zwar überwiegend operiert,
vor allem in Form einer Laminotomie, jedoch erwiesen sich diese Fälle im Ausmaß
anhand der Notwendigkeit einer weiteren Therapie der Skoliose als nicht
behandlungsbedürftig bzw. als ausreichend mit Krankengymnastik beübt. Nach
Chemotherapie ist das Gesamtrisiko einer Skoliose geringer, schwere Verläufe mit
anschließender operativer Korrektur sind dagegen etwas häufiger. Der Anteil an
47
Patienten, die im Verlauf der gesamten Behandlung eine Radiotherapie des
Primärtumors
erhalten
haben,
war
in
den
einzelnen
Behandlungsgruppen
Chemotherapie, Laminektomie und Laminotomie gleich (p=0,495). Eine Auswirkung
der Radiotherapie auf die Skoliosehäufigkeit, welche insbesondere nach asymmetrischer
Bestrahlung der Wirbelsäule vorhanden sein soll, ist bei uns nicht festzustellen (Daten
hier nicht gezeigt) [43, 44]. Was Entstehung und Ausprägung einer skoliotischen
Fehlstellung der Wirbelsäule beeinflusst, kann mit unserer Untersuchung nicht
abschließend
beantwortet
werden.
Der
oft
vermutete
Zusammenhang
von
Laminektomie und Skoliose kann durch unsere Analyse nicht bestätigt werden [16, 27].
Eine neurogene Blasenentleerungsstörung bereitet langfristig 26,8 % der Patienten
Probleme. Insgesamt lässt sich weder zur Verhinderung ihres Auftretens noch zur
Vermeidung ihrer Folgen eine klare Empfehlung ableiten. In Italien wurde dagegen eine
deutlich vermehrte Entwicklung dieser Störung bei Patienten nach Laminotomie
gegenüber einer Chemotherapie beobachtet, was hier nicht gefunden wurde [16].
Patienten mit einer fortbestehenden Obstipation (19,6 %) erhielten meist ursprünglich
eine Chemotherapie (28,3 %). Ein Zusammenhang mit den INSS-Stadien lokalisiert, 4
oder 4S besteht nicht (p=0,479), so dass trotz seltenem Auftreten einer Obstipation im
intensiv behandelten Stadium 4 eine Verbindung durch die Neurotoxizität der
verabreichten Substanzen (Vinca - Alkaloide) gegeben sein kann [83]. Weiterhin ist
eine Persistenz einer intestinalen Pseudoobstruktion im Rahmen des paraneoplastischen
Syndroms denkbar [79].
Sensibilitätsstörungen sind mit 17,5 % ein weiterer wichtiger Folgeschaden. Sie sind
nach Chemotherapie vergleichsweise selten, eine chirurgische Nervenverletzung im
Zuge der Tumorentfernung oder eine Druckschädigung des Nervs könnte hier
ursächlich sein. Dieser Punkt ist aufgrund seiner Genese der wohl am wenigsten
modifizierbare. Es muß beachtet werden, dass gerade im Säuglingsalter der Nachweis
einer Sensibilitätsstörung schwierig bzw. nur bei vollständigem Sensibilitätsausfall
möglich ist.
Wachstumsstörungen entwickeln sich im Vergleich zu einer Skoliose relativ selten
(14,4 %) und in der Mehrzahl der Fälle nach operativer Therapie. Dabei insbesondere
48
nach Laminektomie (35,7 %), erklärt durch die Operationsmethodik mit Entfernung des
gesamten Wirbelbogens.
Ein neuropathisches Schmerzsyndrom bei insgesamt 5,2 % der Patienten war ohne
Bezug zur Therapieform und wurde auch von anderen Autoren nicht beobachtet [16, 17,
32].
Zur Kritik ist anzumerken, dass es nicht ersichtlich ist, ob die Symptome schon initial
bestanden und im Verlauf persistierten oder erst nach begonnener Therapie auftraten.
Aus bisherigen Studien geht dies ebenfalls nicht eindeutig hervor, eine Verknüpfung ist
hier retrospektiv nicht ausreichend herzustellen.
4.4
Schlussfolgerung
Eine richtige Einschätzung unserer Ergebnisse setzt eine Diskussion möglicher Fehler
im Kontext voraus. Der Studienaufbau war nicht randomisiert und die Analyse
retrospektiv. Damit ist nicht auszuschließen, dass Patienten mit ausgeprägten
Symptomen häufiger einer der Therapieformen unterzogen wurden. Dies kann auch die
Häufigkeit von Spätschäden in Abhängigkeit von der Initialtherapie beeinflussen. Auch
die übrige Therapie des Neuroblastoms erfolgte risikoadaptiert. Der unvollständige
Datenrücklauf und die kleinen Fallzahlen können hier zu einer Über- bzw.
Unterbewertung einzelner Aspekte geführt haben. Bei begrenzten Patientenzahlen sind
mittels statistischer Tests nur starke Effekte zu erkennen, schwächere Effekte bleiben
unerkannt. Dennoch ist die Serie im Vergleich zu vorangehenden Studien von Bernardi
und Mitarbeitern (76 Patienten) und von Katzenstein und Kollegen (83 Patienten) die
bisher umfangreichste [17, 32]. Auf Grund der niedrigen Inzidenz der Erkrankung sind
größere Patientenzahlen nur durch internationale Kooperation erreichbar [16].
Prospektive randomisierte Studien sind kaum durchführbar. Die Ergebnisse können also
als repräsentativ angesehen werden.
Als Fazit lassen sich folgende Punkte aus der Analyse extrahieren:
1. Ein intraspinaler Befall bedingt nicht immer eine Querschnittsymptomatik und ist
nicht mit einer epiduralen Kompression gleichzusetzen.
49
Weniger als die Hälfte (43,9 %) der Patienten mit nachgewiesenem intraspinalen
Tumorbefall entwickeln eine Symptomatik. Hier besteht kein akuter Handlungsbedarf,
eine genaue Überwachung, um bei Verschlechterung sofort Eingreifen zu können, ist
aber selbstverständlich.
2. Die komplizierte Diagnostik aufgrund der variablen Störungsbilder führt zu einer
verzögerte Diagnosestellung mit langer Persistenz der Symptomatik.
Um dies in Zukunft zu vermeiden, muss das Bewusstsein für die klinische Relevanz des
intraspinalen Neuroblastoms geschärft werden. Diese zwar speziellen aber dennoch sehr
häufigen Fälle könnten durch eine frühzeitige Erkennung und Überweisung in
kinderonkologische Zentren von einer verbesserten Prognose profitieren und weniger
Langzeitschäden davontragen.
3. Der initiale Erfolg einer neurochirurgischen Operation ist äquivalent zu einer
Chemotherapie. Eine begleitende Behandlung mit Kortison ist effektiv.
Auf Basis eines risikoadaptierten Behandlungskonzeptes bietet sich die Chemotherapie
als eine adäquate Alternative zur neurochirurgischen Entlastung an, diese sollte primär
bei
schnell
fortschreitender
Symptomatik
oder
fehlendem
Ansprechen
der
medikamentösen Therapie zum Einsatz kommen. Hierbei sollte die Entscheidung zur
Laminektomie oder Laminotomie im Einzelfall individuell nach Tumorausbreitung und
bestmöglichem Zugang getroffen werden. Der therapiebegleitende Einsatz von Kortison
hat sich als günstig herausgestellt, hier muss eine weiterführende Untersuchung
bezüglich optimaler Dosis und Behandlungsdauer erwogen werden.
4. Die Überlebensprognose unseres Patientenkollektivs ist besser als die der anderen
Neuroblastome,
jedoch
zeigt
sich
eine
hohe
Spätmorbidität.
Zwischen
Neurochirurgie und Chemotherapie gibt es hier keinen Unterschied, auch Kortison
bleibt ohne Effekt.
Durch die gestiegene Lebenserwartung ist die Reduzierung von Spätschäden mit
Ermöglichung einer hohen Lebensqualität in den Vordergrund gerückt. Eine
multimodale Nachsorge zur Früherkennung und patientenorientierte somatische und
psychosoziale Rehabilitationsmaßnahmen sind hier gefordert.
50
Wachstumsverzögerungen, Wirbelsäulendeformationen und eine Skolioseprophylaxe,
sowie Atrophien und Hypoplasien des Binde- und Stützgewebes erfordern eine zeitnahe
Ergo- und Physiotherapie. Einer Osteoporose durch hohe kumulative Kortikoiddosen
oder Radiatio muss ebenfalls frühzeitig entgegengesteuert werden.
Vorsorgeuntersuchungen und ein additives Screening zur Früherkennung der häufigsten
Begleitschäden, komplettiert durch psychologische Unterstützung im Bedarfsfall,
sollten das Risiko von Spätkomplikationen weiter verringern und ein weitgehend
normales Leben ermöglichen. Diese verstehen sich inklusive engmaschiger urologischer
Überwachung
und
neurologischer
Untersuchung
(NLG)
zuzüglich
spezieller
Maßnahmen zur Diagnose von Hochtonschwerhörigkeit, Kardiomyopathie und
Zweitmalignomen abgestimmt auf die absolvierte Therapie.
51
5. Zusammenfassung
Hintergrund:
Die
schwerwiegenden
Folgen
machen
das
intraspinale
Neuroblastom zu einem wichtigen Thema in der Pädiatrie. Ziel dieser Arbeit war es, die
kurzfristige und langfristige Effektivität verschiedener Therapieansätze zu analysieren
und Anhaltspunkte zur Vermeidung von Spätschäden zu geben.
Methoden:
Die retrospektive Analyse schloss insgesamt 2617 Patienten aus
den Neuroblastomstudien NB 90, NB 95, NB 97 und NB 04 im Alter von 0 bis 36
Jahren mit Diagnosestellung vor dem 01.01.2008 ein. Bei 280 Patienten wurde ein
intraspinaler Befall nachgewiesen, davon waren 123 von einer initialen kompletten oder
inkompletten Querschnittsymptomatik betroffen. Diese 123 Kinder wurden mit den
Kindern ohne Querschnittsymptomatik verglichen und anschließend genauer auf ihr
Therapieprofil und entstandene Langzeitschäden untersucht. Die weitere univariate
Analyse basierte auf zusätzlich erhobenen Informationen aus einem neu entworfenen
Dokumentationsbogen, welcher an die behandelnden Kliniken verschickt und dort
ergänzt wurde. Auf diese Weise konnten bei 97 Patienten zusätzliche detaillierte Daten
erhoben werden.
Ergebnisse:
Bei der Hälfte der Patienten mit intraspinalem Tumorbefall kam es
zu einer symptomatischen Kompression, die fast immer durch motorische Defizite
(94,8 %)
begleitet
war.
Häufig
traten
auch
Schmerzen
(44,3 %)
und
Sensibilitätsstörungen (44,3 %) damit in Erscheinung. Frühe Symptombesserung und
die Häufigkeit von Spätschäden waren nach initialer Chemotherapie (46 Patienten) und
nach neurochirurgischer Entlastung (51 Patienten) gleich. Dagegen war durch eine
Kortisontherapie eine deutliche Besserung der initialen Symptomatik zu verzeichnen,
während ein Einfluss auf die Häufigkeit von Spätschäden nicht nachweisbar war. Die
häufigste Spätkomplikation bestand in einer Einschränkung der Gehfähigkeit (42,3 %),
gefolgt von der Entwicklung einer Skoliose (32,0%) und einer neurogenen
Blasenentleerungsstörung
(26,8 %).
Obstipation
(19,6 %),
Sensibilitätsstörungen
(17,5 %) und Wachstumsstörungen (14,4 %) waren seltener zu beobachten. Ein
neuropathisches Schmerzsyndrom (5,2 %) persistierte nur in Einzelfällen.
52
Schlussfolgerung:
Ein risikoadaptiertes Therapiemanagement ist auch für Kinder mit
intraspinalem Neuroblastom sinnvoll. Der initiale Erfolg einer neurochirurgischen
Operation entspricht dem einer Chemotherapie, allerdings könnten die Patienten in
Zukunft von einer regelmäßig angewandten Kortisongabe weiter profitieren. Die
Überlebensprognose ist besser als die anderer Neuroblastome, jedoch besteht eine hohe
Spätmorbidität. Die üblichen in der Praxis angewandten Risikofaktoren erlauben keine
Vorhersage auf das Auftreten von Langzeitschäden. Neurochirurgie und Chemotherapie
sind hier weitgehend äquivalent, und eine Kortisongabe hat keinen langfristigen Effekt.
Es sollte sich eine, genau auf die zu erwartenden Spätfolgen zugeschnittene,
aufmerksame Nachsorge anschließen.
53
6. Literaturverzeichnis
[1]
Abramson SJ, Berdon WE, Ruzal-Shapiro C, Stolar C, and Garvin J (1993).
Cervical neuroblastoma in eleven infants--a tumor with favorable prognosis.
Clinical and radiologic (US, CT, MRI) findings. Pediatr Radiol. 23(4): p. 253-7.
[2]
Ajiki W, Tsukuma H, Oshima A, and Kawa K (1998). Effects of mass screening
for neuroblastoma on incidence, mortality, and survival rates in Osaka, Japan.
Cancer Causes Control. 9(6): p. 631-6.
[3]
Ambros BG (2000). Concept of Tumorgenesis and Regression. In: Brodeur GM,
Sawada T, Tsuchida Y, and Voute PA (ed). Neuroblastoma. Amsterdam,
Lausanne, New York: Elsevier Science B.V., p. 1430-1438.
[4]
Benoit MM, Bhattacharyya N, Faquin W, and Cunningham M (2008). Cancer of
the nasal cavity in the pediatric population. Pediatrics. 121(1): p. e141-5.
[5]
Berthold F, Kassenbohmer R, and Zieschang J (1994). Multivariate evaluation
of prognostic factors in localized neuroblastoma. Am J Pediatr Hematol Oncol.
16(2): p. 107-15.
[6]
Berthold F, Waters W, Sieverts H, and Linden A (1990). Immunoscintigraphic
imaging of mIBG-negative metastases in neuroblastoma. Am J Pediatr Hematol
Oncol. 12(1): p. 61-2.
[7]
Berthold F, Trechow R, Utsch S, and Zieschang J (1992). Prognostic factors in
metastatic neuroblastoma. A multivariate analysis of 182 cases. Am J Pediatr
Hematol Oncol. 14(3): p. 207-15.
[8]
Berthold F, Hero B, Kremens B, Handgretinger R, Henze G, Schilling FH,
Schrappe M, Simon T, and Spix C (2003). Long-term results and risk profiles of
patients in five consecutive trials (1979-1997) with stage 4 neuroblastoma over 1
year of age. Cancer Lett. 197(1-2): p. 11-7.
[9]
Berthold F, Boos J, Burdach S, Erttmann R, Henze G, Hermann J, Klingebiel T,
Kremens B, Schilling FH, Schrappe M, Simon T, and Hero B (2005).
Myeloablative megatherapy with autologous stem-cell rescue versus oral
maintenance chemotherapy as consolidation treatment in patients with high-risk
neuroblastoma: a randomised controlled trial. Lancet Oncol. 6(9): p. 649-58.
[10]
Brodeur GM, Seeger RC, Barrett A, Berthold F, Castleberry RP, D'Angio G, De
Bernardi B, Evans AE, Favrot M, Freeman AI, and et al. (1988). International
54
criteria for diagnosis, staging and response to treatment in patients with
neuroblastoma. J Clin Oncol. 6(12): p. 1874-81.
[11]
Brodeur GM, Pritchard J, Berthold F, Carlsen NL, Castel V, Castelberry RP, De
Bernardi B, Evans AE, Favrot M, Hedborg F, and et al. (1993). Revisions of the
international criteria for neuroblastoma diagnosis, staging, and response to
treatment. J Clin Oncol. 11(8): p. 1466-77.
[12]
Burkhardt-Hammer T, Spix C, Brenner H, Kaatsch P, Berthold F, Hero B, and
Michaelis J (2002). Long-term survival of children with neuroblastoma prior to
the neuroblastoma screening project in Germany. Med Pediatr Oncol. 39(3): p.
156-62.
[13]
Cohn SL, Pearson AD, London WB, Monclair T, Ambros PF, Brodeur GM,
Faldum A, Hero B, Iehara T, Machin D, Mosseri V, Simon T, Garaventa A,
Castel V, and Matthay KK (2009). The International Neuroblastoma Risk Group
(INRG) classification system: an INRG Task Force report. J Clin Oncol. 27(2):
p. 289-97.
[14]
Cooper EH, Pritchard J, Bailey CC, and Ninane J (1987). Serum neuron-specific
enolase in children's cancer. Br J Cancer. 56(1): p. 65-7.
[15]
Cotterill SJ, Pearson AD, Pritchard J, Foot AB, Roald B, Kohler JA, and Imeson
J (2000). Clinical prognostic factors in 1277 patients with neuroblastoma: results
of The European Neuroblastoma Study Group 'Survey' 1982-1992. Eur J Cancer.
36(7): p. 901-8.
[16]
De Bernardi B, Balwierz W, Bejent J, Cohn SL, Garre ML, Iehara T, Plantaz D,
Simon T, Angelini P, Cama A, London WB, Kramer K, Katzenstein HM,
Tortori-Donati P, Rossi A, D'Angio GJ, and Evans AE (2005). Epidural
compression in neuroblastoma: Diagnostic and therapeutic aspects. Cancer Lett.
228(1-2): p. 283-99.
[17]
De Bernardi B, Pianca C, Pistamiglio P, Veneselli E, Viscardi E, Pession A,
Alvisi P, Carli M, Donfrancesco A, Casale F, Giuliano MG, di Montezemolo
LC, Di Cataldo A, Lo Curto M, Bagnulo S, Schumacher RF, Tamburini A,
Garaventa A, Clemente L, and Bruzzi P (2001). Neuroblastoma with
symptomatic spinal cord compression at diagnosis: treatment and results with 76
cases. J Clin Oncol. 19(1): p. 183-90.
55
[18]
Dorr U, Sautter-Bihl ML, Schilling FH, Koscielniak E, Treuner J, and Bihl H
(1994). Somatostatin receptor scintigraphy (SRS): a new diagnostic tool in
neuroblastoma (NB)? Prog Clin Biol Res. 385: p. 355-61.
[19]
Evans AE (1980). Staging and treatment of neuroblastoma. Cancer. 45(7 Suppl):
p. 1799-1802.
[20]
Gaze MN, Wheldon TE, O'Donoghue JA, Hilditch TE, McNee SG, Simpson E,
and Barrett A (1995). Multi-modality megatherapy with [131I]metaiodobenzylguanidine, high dose melphalan and total body irradiation with bone
marrow rescue: feasibility study of a new strategy for advanced neuroblastoma.
Eur J Cancer. 31A(2): p. 252-6.
[21]
Genovese T, Esposito E, Mazzon E, Di Paola R, Caminiti R, Bramanti P,
Cappelani A, and Cuzzocrea S (2009). Absence of endogenous interleukin-10
enhances secondary inflammatory process after spinal cord compression injury
in mice. J Neurochem. 108(6): p. 1360-72.
[22]
Haas RJ, Lampert F, Janka G, Helmig M, Holschneider AM, and Hecker WC
(1979). [Neuroblastoma in children. Clinical staging and management (author's
transl)]. Klin Padiatr. 191(4): p. 347-55.
[23]
Harms D and Wilke H (1979). Neuroblastom-Grading. Klin Padiatr. 191(2): p.
228-33.
[24]
Hayes FA, Green AA, and O'Connor DM (1989). Chemotherapeutic
management of epidural neuroblastoma. Med Pediatr Oncol. 17(1): p. 6-8.
[25]
Hero B (2002). Neuroblastom. Monatsschr Kinderheilkd. 150: p. 775-788.
[26]
Hero B, Simon T, Spitz R, Ernestus K, Gnekow AK, Scheel-Walter HG,
Schwabe D, Schilling FH, Benz-Bohm G, and Berthold F (2008). Localized
infant neuroblastomas often show spontaneous regression: results of the
prospective trials NB95-S and NB97. J Clin Oncol. 26(9): p. 1504-10.
[27]
Hoover M, Bowman LC, Crawford SE, Stack C, Donaldson JS, Grayhack JJ,
Tomita T, and Cohn SL (1999). Long-term outcome of patients with intraspinal
neuroblastoma. Med Pediatr Oncol. 32(5): p. 353-9.
[28]
Hughes M, Marsden HB, and Palmer MK (1974). Histologic patterns of
neuroblastoma related to prognosis and clinical staging. Cancer. 34(5): p. 170611.
56
[29]
Jereb B, Bretsky SS, Vogel R, and Helson L (1984). Age and prognosis in
neuroblastoma. Review of 112 patients younger than 2 years. Am J Pediatr
Hematol Oncol. 6(3): p. 233-43.
[30]
Kaatsch P and Spix C (2004). Annual report 2003. Mainz: German Childhood
Cancer Registry. 72.
[31]
Kasahara K, Nakagawa T, and Kubota T (2006). Neuronal loss and expression
of neurotrophic factors in a model of rat chronic compressive spinal cord injury.
Spine. 31(18): p. 2059-66.
[32]
Katzenstein HM, Kent PM, London WB, and Cohn SL (2001). Treatment and
outcome of 83 children with intraspinal neuroblastoma: the Pediatric Oncology
Group experience. J Clin Oncol. 19(4): p. 1047-55.
[33]
Kinast M, Levin HS, Rothner AD, Erenberg G, Wacksman J, and Judge J
(1980). Cerebellar ataxia, opsoclonus, and occult neural crest tumor. Abdominal
computerized tomography in diagnosis. Am J Dis Child. 134(11): p. 1057-9.
[34]
Kushner BH, Gilbert F, and Helson L (1986). Familial neuroblastoma. Case
reports, literature review, and etiologic considerations. Cancer. 57(9): p. 188793.
[35]
Kushner BH, Budnick A, Kramer K, Modak S, and Cheung NK (2006).
Ototoxicity from high-dose use of platinum compounds in patients with
neuroblastoma. Cancer. 107(2): p. 417-22.
[36]
Ladenstein R, Ambros IM, Potschger U, Amann G, Urban C, Fink FM, Schmitt
K, Jones R, Slociak M, Schilling F, Ritter J, Berthold F, Gadner H, and Ambros
PF (2001). Prognostic significance of DNA di-tetraploidy in neuroblastoma.
Med Pediatr Oncol. 36(1): p. 83-92.
[37]
Ladenstein R, Ambros PF, Urban C, Ambros IM, Fink FM, Zoubek A,
Grienberger H, Schmitt K, Kerbl R, Horcher E, Amann G, Hofler G, Heinzl H,
Gadner H, and Mutz I (1996). [Value of prognostic factors in the Austrian ANB87 Neuroblastoma Study]. Klin Padiatr. 208(4): p. 210-20.
[38]
Maris JM (2005). The biologic basis for neuroblastoma heterogeneity and risk
stratification. Curr Opin Pediatr. 17(1): p. 7-13.
[39]
Maris JM and Matthay KK (1999). Molecular biology of neuroblastoma. J Clin
Oncol. 17(7): p. 2264-79.
[40]
Mastrangelo R, Tornesello A, Riccardi R, Lasorella A, Mastrangelo S, Mancini
A, Rufini V, and Troncone L (1995). A new approach in the treatment of stage
57
IV neuroblastoma using a combination of [131I]meta-iodobenzylguanidine
(MIBG) and cisplatin. Eur J Cancer. 31A(4): p. 606-11.
[41]
Matthay KK, Blaes F, Hero B, Plantaz D, De Alarcon P, Mitchell WG, Pike M,
and Pistoia V (2005). Opsoclonus myoclonus syndrome in neuroblastoma a
report from a workshop on the dancing eyes syndrome at the advances in
neuroblastoma meeting in Genoa, Italy, 2004. Cancer Lett. 228(1-2): p. 275-82.
[42]
Matthay KK, Villablanca JG, Seeger RC, Stram DO, Harris RE, Ramsay NK,
Swift P, Shimada H, Black CT, Brodeur GM, Gerbing RB, and Reynolds CP
(1999). Treatment of high-risk neuroblastoma with intensive chemotherapy,
radiotherapy, autologous bone marrow transplantation, and 13-cis-retinoic acid.
Children's Cancer Group. N Engl J Med. 341(16): p. 1165-73.
[43]
Mayfield JK (1979). Postradiation spinal deformity. Orthop Clin North Am.
10(4): p. 829-44.
[44]
Mayfield JK, Riseborough EJ, Jaffe N, and Nehme ME (1981). Spinal deformity
in children treated for neuroblastoma. J Bone Joint Surg Am. 63(2): p. 183-93.
[45]
Mendelsohn G, Eggleston JC, Olson JL, Said SI, and Baylin SB (1979).
Vasoactive intestinal peptide and its relationship to ganglion cell differentiation
in neuroblastic tumors. Lab Invest. 41(2): p. 144-9.
[46]
Monclair T, Brodeur GM, Ambros PF, Brisse HJ, Cecchetto G, Holmes K,
Kaneko M, London WB, Matthay KK, Nuchtern JG, von Schweinitz D, Simon
T, Cohn SL, and Pearson AD (2009). The International Neuroblastoma Risk
Group (INRG) staging system: an INRG Task Force report. J Clin Oncol. 27(2):
p. 298-303.
[47]
Nakagawara A, Arima-Nakagawara M, Scavarda NJ, Azar CG, Cantor AB, and
Brodeur GM (1993). Association between high levels of expression of the TRK
gene and favorable outcome in human neuroblastoma. N Engl J Med. 328(12):
p. 847-54.
[48]
Oberthuer A, Berthold F, Warnat P, Hero B, Kahlert Y, Spitz R, Ernestus K,
Konig R, Haas S, Eils R, Schwab M, Brors B, Westermann F, and Fischer M
(2006).
Customized
oligonucleotide
microarray
gene
expression-based
classification of neuroblastoma patients outperforms current clinical risk
stratification. J Clin Oncol. 24(31): p. 5070-8.
[49]
Pastore G, Antonelli R, Fine W, Li FP, and Sallan SE (1982). Late effects of
treatment of cancer in infancy. Med Pediatr Oncol. 10(4): p. 369-75.
58
[50]
Pearson AD, Pinkerton CR, Lewis IJ, Imeson J, Ellershaw C, and Machin D
(2008). High-dose rapid and standard induction chemotherapy for patients aged
over 1 year with stage 4 neuroblastoma: a randomised trial. Lancet Oncol. 9(3):
p. 247-56.
[51]
Pinkerton CR, Lewis IJ, Pearson AD, Stevens MC, and Barnes J (1989).
Carboplatin or cisplatin? Lancet. 2(8655): p. 161.
[52]
Pinkerton CR, Zucker JM, Hartmann O, Pritchard J, Broadbent V, Morris-Jones
P, Breatnach F, Craft AE, Pearson AD, Wallendszus KR, and et al. (1990). Short
duration, high dose, alternating chemotherapy in metastatic neuroblastoma.
(ENSG 3C induction regimen). The European Neuroblastoma Study Group. Br J
Cancer. 62(2): p. 319-23.
[53]
Plantaz D, Hartmann O, Kalifa C, Sainte-Rose C, Lemoine G, and Lemerle J
(1993). Localized dumbbell neuroblastoma: a study of 25 cases treated between
1982 and 1987 using the same protocol. Med Pediatr Oncol. 21(4): p. 249-53.
[54]
Plantaz D, Rubie H, Michon J, Mechinaud F, Coze C, Chastagner P, Frappaz D,
Gigaud M, Passagia JG, and Hartmann O (1996). The treatment of
neuroblastoma with intraspinal extension with chemotherapy followed by
surgical removal of residual disease. A prospective study of 42 patients--results
of the NBL 90 Study of the French Society of Pediatric Oncology. Cancer.
78(2): p. 311-9.
[55]
Quinn JJ and Altman AJ (1979). The multiple hematologic manifestations of
neuroblastoma. Am J Pediatr Hematol Oncol. 1(3): p. 201-5.
[56]
Reynolds CP and Lemons RS (2001). Retinoid therapy of childhood cancer.
Hematol Oncol Clin North Am. 15(5): p. 867-910.
[57]
Roberts KB (1975). Cerebellar ataxia and "occult neuroblastoma" without
opsoclonus. Pediatrics. 56(3): p. 464-5.
[58]
Robinson MJ and Howard RM (1969). Neuroblastoma, presenting as myasthenia
gravis in a child aged 3 years. Pediatrics. 43(1): p. 111-3.
[59]
Saito T, Tsunematsu Y, Saeki M, Honna T, Masaki E, Kojima Y, and Miyauchi
J (1997). Trends of survival in neuroblastoma and independent risk factors for
survival at a single institution. Med Pediatr Oncol. 29(3): p. 197-205.
[60]
Schilling FH, Spix C, Berthold F, Erttmann R, Fehse N, Hero B, Klein G,
Sander J, Schwarz K, Treuner J, Zorn U, and Michaelis J (2002). Neuroblastoma
screening at one year of age. N Engl J Med. 346(14): p. 1047-53.
59
[61]
Schwab M, Westermann F, Hero B, and Berthold F (2003). Neuroblastoma:
biology and molecular and chromosomal pathology. Lancet Oncol. 4(8): p. 47280.
[62]
Seeger RC, Brodeur GM, Sather H, Dalton A, Siegel SE, Wong KY, and
Hammond D (1985). Association of multiple copies of the N-myc oncogene
with rapid progression of neuroblastomas. N Engl J Med. 313(18): p. 1111-6.
[63]
Shimada H (2003). The International Neuroblastoma Pathology Classification.
Pathologica. 95(5): p. 240-1.
[64]
Shimada H, Ambros IM, Dehner LP, Hata J, Joshi VV, and Roald B (1999).
Terminology and morphologic criteria of neuroblastic tumors: recommendations
by the International Neuroblastoma Pathology Committee. Cancer. 86(2): p.
349-63.
[65]
Shimada H, Chatten J, Newton WA, Jr., Sachs N, Hamoudi AB, Chiba T,
Marsden HB, and Misugi K (1984). Histopathologic prognostic factors in
neuroblastic tumors: definition of subtypes of ganglioneuroblastoma and an agelinked classification of neuroblastomas. J Natl Cancer Inst. 73(2): p. 405-16.
[66]
Shimada H, Ambros IM, Dehner LP, Hata J, Joshi VV, Roald B, Stram DO,
Gerbing RB, Lukens JN, Matthay KK, and Castleberry RP (1999). The
International Neuroblastoma Pathology Classification (the Shimada system).
Cancer. 86(2): p. 364-72.
[67]
Simon T (2005). [Neuroblastoma]. Urologe A. 44(5): p. 543-54; 555.
[68]
Simon T, Hero B, Dupuis W, Selle B, and Berthold F (2002). The incidence of
hearing impairment after successful treatment of neuroblastoma. Klin Padiatr.
214(4): p. 149-52.
[69]
Simon T, Hero B, Bongartz R, Schmidt M, Muller RP, and Berthold F (2006).
Intensified external-beam radiation therapy improves the outcome of stage 4
neuroblastoma in children > 1 year with residual local disease. Strahlenther
Onkol. 182(7): p. 389-94.
[70]
Simon T, Hero B, Faldum A, Handgretinger R, Schrappe M, Niethammer D, and
Berthold F (2005). Infants with stage 4 neuroblastoma: the impact of the
chimeric anti-GD2-antibody ch14.18 consolidation therapy. Klin Padiatr.
217(3): p. 147-52.
60
[71]
Spitz R, Hero B, Skowron M, Ernestus K, and Berthold F (2004). MYCN-status
in neuroblastoma: characteristics of tumours showing amplification, gain, and
non-amplification. Eur J Cancer. 40(18): p. 2753-9.
[72]
Spitz R, Hero B, Westermann F, Ernestus K, Schwab M, and Berthold F (2002).
Fluorescence in situ hybridization analyses of chromosome band 1p36 in
neuroblastoma detect two classes of alterations. Genes Chromosomes Cancer.
34(3): p. 299-305.
[73]
Spix C, Aareleid T, Stiller C, Magnani C, Kaatsch P, and Michaelis J (2001).
Survival of children with neuroblastoma. time trends and regional differences in
Europe, 1978--1992. Eur J Cancer. 37(6): p. 722-9.
[74]
Tiedemann K, Pritchard J, Long R, and Bloom SR (1981). Intractable diarrhoea
in a patient with vasoactive intestinal peptide-secreting neuroblastoma.
Attempted control by somatostatin. Eur J Pediatr. 137(2): p. 217-9.
[75]
Tiedemann K, Long RG, Pritchard J, and Bloom SR (1981). Plasma vasoactive
intestinal polypeptide and other regulatory peptides in children with neurogenic
tumours. Eur J Pediatr. 137(2): p. 147-50.
[76]
von Schweinitz D, Hero B, and Berthold F (2002). The impact of surgical
radicality on outcome in childhood neuroblastoma. Eur J Pediatr Surg. 12(6): p.
402-9.
[77]
Walter KN, Kratz C, Uhl M, and Niemeyer C (2008). Chemotherapy as a
therapeutic option for congenital neuroblastoma complicated by paraplegia. Klin
Padiatr. 220(3): p. 175-7.
[78]
Westermann F and Schwab M (2002). Genetic parameters of neuroblastomas.
Cancer Lett. 184(2): p. 127-47.
[79]
Wildhaber B, Niggli F, Stallmach T, Willi U, Stauffer UG, and Sacher P (2002).
Intestinal
pseudoobstruction
as
a
paraneoplastic
syndrome
in
ganglioneuroblastoma. Eur J Pediatr Surg. 12(6): p. 429-31.
[80]
Woods WG, Tuchman M, Robison LL, Bernstein M, Leclerc JM, Brisson LC,
Brossard J, Hill G, Shuster J, Luepker R, Byrne T, Weitzman S, Bunin G, and
Lemieux B (1996). A population-based study of the usefulness of screening for
neuroblastoma. Lancet. 348(9043): p. 1682-7.
[81]
Zeltzer PM, Marangos PJ, Evans AE, and Schneider SL (1986). Serum neuronspecific enolase in children with neuroblastoma. Relationship to stage and
disease course. Cancer. 57(6): p. 1230-4.
61
[82]
Zeltzer PM, Marangos PJ, Parma AM, Sather H, Dalton A, Hammond D, Siegel
SE, and Seeger RC (1983). Raised neuron-specific enolase in serum of children
with metastatic neuroblastoma. A report from the Children's Cancer Study
Group. Lancet. 2(8346): p. 361-3.
[83]
Zimmermann K (2008). Obstipationsmanagment bei pädiatrisch-onkologischen
Patienten. Pharmazie in unserer Zeit. 37(2): p. 156-160.
62
7. Anhang
Anhang 1: Dokumentationsbogen
63
64
8. Lebenslauf
Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung
meiner Arbeit nicht veröffentlicht.
65
Herunterladen