11. Forum Hygiene und Infektiologie

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11. Forum Hygiene und Infektiologie
17. Juni 2015 ∙ Dorint Kongresshotel Mannheim
Programm
Von 0 auf 100
10:30 Begrüßung
Dr. med. M. Holfelder, Prof. Dr. med. C. Wendt
Die kleinen Zahlen
Vorsitz: Dr. med. M. Holfelder
10:40 Nulltoleranzstrategie – Ist eine Reduktion von
nosokomialen Infektionen auf Null möglich?
Prof. Dr. med. C. Wendt
11:05 Die zweithäufigste nosokomiale Infektion –
Neue Empfehlungen zur Prävention der Harnweginfektion
Dr. med. G. Porsch
11:30 Bis zu 30 % Resistenz: Was bleibt übrig für die
Therapie von Harnwegsinfektionen?
Priv.-Doz. Dr. med. W. Kalka-Moll
12:00 Mittagspause
Der mittlere Bereich
Vorsitz: Priv.-Doz. Dr. med. C. Kupfahl
13:00 60 – 80 – 100 %: Wieviel Compliance mit der Händehygiene
brauchen wir?
J. Walter, M.Sc.
13:25 Sensitivität des MRGN-Screenings – Sind 50 % genug?
Dr. med. K. Oberdorfer
13:50 Ist eine Heilung von 100 % der S. aureus-Bakteriämien möglich?
Priv.-Doz. Dr. med. A. Kaasch
14:15 Kaffeepause
Die großen Zahlen
Vorsitz: Dr. med. N. Fieser
14:45 100.000.000.000.000 Bakterien im Menschen: Das Mikrobiom
Prof. Dr. med. H. Hof
15:10 180.000 ambulante Antibiotika-Verordnungen im Jahr in Brandenburg
Dr. med. J. Zweigner
15:35 Millionen für den Neubau – Einbeziehung der Hygiene in die Bauplanung
Dipl. Ing. M. Scherrer
16:00 Schlusswort
Prof. Dr. med. C. Wendt
Referenten und Vorsitzende
Prof. Dr. med. H. Hof | MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg
Dr. med. M. Holfelder | MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg
Dr. med. N. Fieser | MVZ Labor Limbach München
Priv.-Doz. Dr. med. A. Kaasch | Institut für Medizinische Mikrobiologie,
Immunologie und Hygiene, Uniklinik Köln
Priv.-Doz. Dr. med. W. Kalka-Moll | MVZ Dr. Stein + Kollegen, Mönchengladbach
Priv.-Doz. Dr. med. C. Kupfahl | MVZ Labor Ravensburg
Dr. med. K. Oberdorfer | MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg
Dr. med. G. Porsch | MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg
Dipl. Ing. M. Scherrer | Technische Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum
Heidelberg
J. Walter, M.Sc. | Charité Universitätsmedizin Berlin,
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Prof. Dr. med. C. Wendt | MVZ Labor Dr. Limbach, Heidelberg
Dr. med. J. Zweigner | Krankenhaushygiene, Uniklinik Köln
Die kleinen Zahlen
Nulltoleranzstrategie – Ist eine Reduktion von
nosokomialen Infektionen auf Null möglich?
Prof. Dr. med. C. Wendt
In den Medien werden immer wieder Zahlen zur
Häufigkeit nosokomialer Infektionen diskutiert
und dabei die Frage gestellt, welcher Anteil der
Infektionen verhinderbar sei und wie dies gelingen könnte. In diesem Zusammenhang wurde
ausgehend von Aktionen in Amerika und Großbritannien auch in Deutschland die Nulltolleranzstrategie propagiert.
Nulltoleranzstrategie bezeichnet eine Vorgehensweise, die, moralisch oder politisch motiviert, eine konsequente Verfolgung von Rechtsverstößen seitens staatlicher oder privater
Institutionen bedeutet.
Hinsichtlich der Prävention von nosokomialen Infektionen kann diese
Strategie verschiedene Anwendungen erfahren – zum einen die Anwendung auf die Ergebnisqualität und zum anderen die Anwendung
auf die Prozessqualität.
1. Ergebnisqualität: Es wird eine Infektionsrate von Null angestrebt
und jede Infektion muss verfolgt werden. Dies stellt eine Alternative zum Benchmark-Prinzip der Erfassung nosokomialer Infektionen dar. Ein solches Vorgehen setzt voraus, dass im Prinzip jede
Infektion vermeidbar ist und eine Rate von Null möglich erscheint.
Eine Gefahr liegt allerdings darin, dass sich die Risikoabwägung
zwischen Infektion und Einsatz einer Maßnahme dahingehend
verschiebt, dass die Maßnahme nicht durchgeführt wird. Prävention nosokomialer Infektionen durch Benchmarking und nach dem
Nulltolleranzprinzip sind in Tabelle 1 gegenübergestellt:
Benchmarking
Nulltolleranz
Basis
Daten, die vergleichbar sind hinsichtlich:
Erfassungsmethode
Auswertmethode
Patientenklientel
Detektionssystem für Infektionen
Untersuchung der Ursache für jeden Fall
Auswertung/Bewertung
Nach bestimmten Zeitabständen (jährlich)
Nach jeder Infektion
Ziel
Besser sein als der Durchschnitt
Alle Infektionen vermeiden
Risiko
Akzeptanz einer zu hohen Rate, wenn nicht Kriminalisierung der Infektion
schlechter als der Durchschnitt
Nachteil
Durch größere Auswertzeiträume sind Reaktio- Veränderungen über die Zeit sind ohne
nen auf Infektionen erst zeitverzögert möglich zusätzliche Auswertungen nicht messbar
Tabelle 1
2. Prozessqualität: Alle Abweichungen von
bestehenden Hygieneregeln werden geahndet, um so eine 100 %ige Compliance zu erzielen. Inhaltlich deckt sich dieses
Vorgehen zunächst mit verschiedenen
Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance, z. B. durch die Verwendung von
Checklisten bei der Umsetzung von Präventionsbündeln. Auf diese Weise wird die
Motivation der Mitarbeiter überwiegend
durch Bestrafung erreicht, was die Nachhaltigkeit jedoch negativ beeinflussen kann.
Zusammenfassend kann die Nulltolleranzstrategie eine Möglichkeit
sein, dass Ziel nosokomiale Infektionen zu verhindern zu erreichen.
Vor- und Nachteile des Prinzips sollten jedoch bekannt sein, um sie
ggf. als ein Instrument unter anderen sinnvoll einzusetzen.
Die Verhinderung aller nosokomialer Infektionen erscheint unwahrscheinlich, aber eine weitere Reduktion ist sicher möglich.
Die kleinen Zahlen
Die zweithäufigste nosokomiale Infektion – Neue
Empfehlungen zur Prävention der Harnweginfektion
Dr. med. G. Porsch
Die Empfehlung zur Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter
Harnwegsinfektionen aus dem Jahr 1999 wurde in den letzten Monaten von der KRINKO überarbeitet und steht nun zur Veröffentlichung an.
Harnwegsinfektionen stellen mit 23,2% die zweithäufigste nosokomialen Infektion in Krankenhäusern dar. Sie sind in 80% der Fälle
mit Harnwegskathetern assoziiert, wobei zwischen 12 und 16% aller Krankenhauspatienten einen Blasenverweilkatheter im Laufe des
Krankenhausaufenthalts erhalten. Der transurethrale Dauerkatheter
ist der bedeutendste Risikofaktor für aszendierende Harnwegsinfektionen bis hin zur Urosepsis, die mit einer Mortalität von 10 % verbunden ist.
In der aktuellen Empfehlung nimmt die KRINKO unter Berücksichtigung von – laut Literaturverzeichnis 107 Literaturstellen – zu folgenden
Punkten Stellung:
Internationale Leitlinien zur Prävention Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen zeichnen sich seit vielen Jahren durch eine bemerkenswerte Konstanz der Empfehlungen aus und stimmen (über 30
Jahre) in den folgenden Punkten überein:
1. Indikationsstellung für eine Katheterisierung, Liegedauer des Katheters und Interventionsbündel
2. Schulung von Personal und Beachtung aseptischer Arbeitsweisen
3. Pflege des Meatus urethrae und des Katheters
4. Wechselintervalle
5. Gewinnung von Harnproben und mikrobiologische Überwachung
6. Antibiotische Prophylaxe und Spülungen der
Harnblase
7. „Blasentraining“ (= Abklemmen des Katheters vor der Entfernung)
8. Auswahl der Harndrainageform (intermittierender Katheterismus vs. transurethraler oder
suprapubischer Blasenverweilkatheter)
9. Kathetermaterial bzw. Beschichtung des Katheters
•
•
Der informativen Anhang der Empfehlung enthält verschiedene Interventionsbündel.
Vorrangiges Erregerreservoir sind die endogene Flora von Gastrointesinaltrakt, Urogenitaltrakt und Perianalregion der Patienten. Weitere
Infektionsquellen können bei Missachtung der Asepsis insbesondere
auch bei unsachgemäßer Diskonnektion des geschlossenen Harndrainagesystems entstehen.
•
•
Strenge ärztliche Indikationsstellung
Regelmäßige Schulungen zur Technik beim Legen und bei der
Pflege von Harnwegskathetern sowie zur Erkennung von Katheter-assoziierten Komplikationen erforderlich
Legen unter aseptischen Bedingungen, ausschließliche Verwendung steriler und geschlossener Harnableitungssysteme
Frühestmögliche Entfernung
Eine stringente Surveillance im Hinblick auf die Prävalenz vorausgesetzt, liegt das Präventionspotential bei bis zu 70 %, wobei die strikte Umsetzung verschiedener Interventionsbündel unter Verwendung
von Checklisten sich als besonders wirksam erwiesen hat.
Die Präsentation stellt die wesentlichen Übereinstimmungen bzw. Neuerungen vor.
Im Vergleich der aktuellen KRINKO-Empfehlung
mit der Empfehlung aus dem Jahre 1999 lässt
sich zusammenfassend feststellen, dass viele Empfehlungen aus dem Jahr 1999 weiterhin
Bestand haben, so dass es nach der Veröffentlichung jedem Krankenhaus bzw. jeder medizinischen Einrichtung obliegt, die eigenen im
Hygieneplan hinterlegten Vorgaben mit den aktuellen KRINKO-Empfehlungen abzugleichen.
Die Surveillance nosokomialer Harnwegsinfektionen ist zu intensivieren, damit Häufungen zeitnah
auffallen und Infektionsketten durch gezielte Intervention frühzeitig unterbrochen werden können.
Die kleinen Zahlen
Bis zu 30 % Resistenz: Was bleibt uns übrig
für die Therapie der Harnwegsinfektionen?
Priv.-Doz. Dr. med. W. Kalka-Moll
Als Leitlinien und Empfehlungen führender
Fachgesellschaften zur Antibiotika-Therapie von
Harnwegsinfektionen des Erwachsenen liegen
Deutschland die S-3 Leitlinie AWMF-Register-Nr.
043/044 Harnwegsinfektionen und die Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen
aus dem Jahre 2010 vor.
Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten
Infektionen, die zu Antibiotika-Behandlungen
führen. Veraltete oder lückenhafte epidemiologische Daten, komplizierte Definitionen der
Patientengruppen, mangelnde Kenntnisse über
das lokale Erreger- und Resistenzspektrum bei
einem zeitgleichen rapiden Anstieg von multiresistenten Erregern und unzeitgemäße Antibiotika-Verschreibungsmuster führen zur einer Übertherapie mit Antibiotika, die den Teufelskreislauf
zwischen Antibiotika und Resistenzentstehung
verstärken.
Eine treffsichere Anamnese, körperliche und bildgebende Untersuchung und mikrobiologische Diagnostik sind vordringlich zur
Feststellung einer therapiebedürftigen Infektion und Ausschluss
einer asymptomatischen Bakteriurie oder Besiedlung notwendig.
Zwecks richtiger Therapiewahl muss zwischen einer Zystitis und
Pyelonephritis und ebenso zwischen einer unkomplizierten und
komplizierten Infektion unterschieden werden. Für die Einleitung
einer optimalen kalkulierten oralen oder parenteralen Antibiotika-Therapie sind Kenntnisse über das lokale Erregerrepertoire und
die lokale Resistenzsituation im jeweiligen Krankenhaus unabdinglich. Während der kalkulierten Therapie wird schnellstmöglich
auf eine nach dem Ergebnis des Antibiogramms ausgerichtete gezielte, möglichst orale, Sequenztherapie umgestellt.
Zur Erfüllung dieser Anforderungen für ein bestmöglichstes klinisches Behandlungsergebnis eines jeden einzelnen Patienten setzen wir uns im Vortrag kritisch mit den nationalen Empfehlungen
unter Berücksichtigung neuer epidemiologischer Daten auseinander.
Der mittlere Bereich
60 – 80 – 100 %: Wieviel Compliance
mit der Händehygiene brauchen wir?
J. Walter, M.Sc.
Auch im zehnten Jahr der WHO-Initiative „Clean Care is Safer Care“ steht die herausragende
Bedeutung der Händehygiene zur Prävention
nosokomialer Infektionen im Mittelpunkt. Die
„Aktion Saubere Hände“ setzt sich seit 2008
für die Verbesserung der Compliance der Händedesinfektion auf Basis von internationaler
Forschungsarbeit und nationaler Hygieneleitlinien ein. Die Arbeit der ASH stützt sich auf ein
umfassendes Bündel von Präventionsstrategien,
von Fortbildungen für medizinisches Personal bis
zur gezielten Installation von Händedesinfektionsmittelspendern. Insgesamt sind derzeit 1840
Einrichtungen angemeldet, davon 970 Krankenhäuser. Damit beteiligt sich gut die Hälfte aller
deutschen Krankenhäuser an der Aktion.
In der Evaluation der zwei unterschiedlichen
Messsysteme (HAND-KISS und ASH Compliance
Beobachtungen) zeigt sich, dass es im Rahmen
eines Interventionsbündels zu einer Erhöhung des Händedesinfektionsmittelverbrauchs sowie zu einer Compliancesteigerung
kommt. Eine dauerhaft hohe Compliance der Händedesinfektion
zu etablieren ist aufwendig, aber notwendig. Die Frage ist nur,
wieviel Compliance brauchen wir wirklich?
Die Ergebnisse zeigen, dass die Forderung nach einer 100 %igen
Compliance wenig realistisch ist. Einzelne Studien belegen, dass
für einen Mitarbeiter pro Schicht zwischen 50 und 120 Händedesinfektionen anfallen. Daher scheint es eher sinnvoll, die Händedesinfektion praktikabel zu machen und individuelle Ansätze für
einzelne Arbeitsbereiche zu finden, Prioritäten zu setzen und eine
risikoadaptierte Fokussierung auf bestimmte Prozesse / Indikationen voranzutreiben. Die Umsetzung resultiert in einer Change
Management Aufgabe, um bei steigenden systemischen Anforderungen im Klinikalltag die Compliance der Händedesinfektion
nachhaltig auf einem hohen Niveau zu halten.
Der mittlere Bereich
Sensitivität des MRGN-Screenings – Sind 50 % genug?
Dr. med. K. Oberdorfer
Die Zunahme der multiresistenten gram-negativen Stäbchen (MRGN)
stellt aus infektiologischer und hygienischer Sicht eine Bedrohung
dar, da die therapeutischen Optionen immer stärker eingeschränkt
sind. Da eine Sanierung nicht möglich ist, ist das frühzeitige Erkennen
besiedelter Patienten mittels Screening und darauf basierender Hygienemaßnahmen eine der wichtigsten Maßnahmen zur Prävention der
weiteren Verbreitung.
Die heterogene Gruppe der MRGN zusammen mit vielfältigen Resistenzmechanismen macht das Screening auf MRGN jedoch zu einer
komplexen Methode, deren Sensitivität von vielen Faktoren beeinflusst wird.
Relevante Einflussfaktoren auf die Sensitivität des MRGN-Screenings
sind dabei:
•
•
•
•
•
Vorauswahl der zu screenenden Patienten
Screening-Orte
Zeitpunkt des Screenings bzw. Wiederholungs-Screening
Verfahren im Labor (Selektiv-Nährböden, Weiterverarbeitung,
Bestätigung)
Unterscheidung / Zentrierung 3MRGN / 4MRGN
Die bisher eingesetzten Verfahren haben noch
Nachteile vor allem hinsichtlich Geschwindigkeit
und Sensitivität. Derzeit werden jedoch Methoden getestet, die das Screening zukünftig hinsichtlich der Labormethodik verbessern könnten.
Bei einer derzeit geschätzten Sensitivität des
Screenings von 50-70 % ist davon auszugehen,
dass ein nicht unerheblicher Anteil positiver Patienten bei einmaliger Untersuchung übersehen
wird. Dennoch müssen die Vorteile gegen die
Nachteile abgewogen werden und es stellt sich
die Frage, ob das Glas nun halb voll oder halb
leer ist?
Der mittlere Bereich
Ist eine Heilung von 100 % der Staphylococcus aureus
Bakteriämien möglich?
Priv.-Doz. Dr. med. A. Kaasch
Staphylococcus aureus ist einer der häufigsten
Erreger von Blutstrominfektionen und geht mit
einer Krankenhaussterblichkeit von 20-30 % sowie erheblicher Morbidität einher. Der klinische
Verlauf der Infektion ist sehr variabel und reicht
von einer symptomarmen Infektion bis hin zur
schweren Sepsis und zum septischen Schock.
Trotz des relativ häufigen Krankheitsbildes bestehen viele Unklarheiten bezüglich optimaler
diagnostischer und therapeutischer Strategien.
Eine entscheidende prognostische Bedeutung bei den Patientenfaktoren kommt dem Infektionsherd und möglichen septischen
Absiedlungen zu. Beispielsweise ist die Sterblichkeit bei einer Endokarditis deutlich höher als bei einer Katheter-assoziierten Infektion. Da eine Endokarditis länger antimikrobiell behandelt werden
muss, ist der Ausschluss einer Endokarditis mittels transösophagealer Echokardiographie bei allen Patienten empfohlen. An Hand
von einfachen klinischen Kriterien können jedoch Patienten identifiziert werden, bei denen auf eine Echokardiographie verzichtet
werden kann.
Die Prognose der S. aureus Blutstrominfektion
(SAB) wird von Erreger- und Patientenfaktoren,
sowie Diagnose- und Therapieentscheidungen
beeinflusst. Als Erregerfaktoren, die mit erhöhter
Sterblichkeit assoziiert sind, wurden die Methicillin-Resistenz, die minimale Hemmkonzentration
gegenüber Vancomycin und die Zugehörigkeit zu
bestimmten klonalen Komplexen identifiziert.
Ob hierbei die genetische Ausstattung der Erreger oder Patientenfaktoren die entscheidende
Rolle spielen wird kontrovers diskutiert.
Auch therapeutische Entscheidungen können die Prognose beeinflussen. Eine moderate Verzögerung des Therapiebeginns hat
kaum Einfluss auf die Sterblichkeit, während eine infektiologische
Beratung und die Durchführung einer adäquaten antimikrobiellen
Therapie das Überleben des Patienten entscheidend verbessern.
Allerdings besteht noch ein großer Bedarf an randomisierten, kontrollierten, klinischen Studien zur Optimierung der antimikrobiellen
Therapie.
Aus den modifizierbaren Faktoren, die die Sterblichkeit beeinflussen, wurden Indikatoren für die Behandlungsqualität entwickelt
und validiert. In einer großen spanischen Interventions-Studie war
die Erfüllung der Qualitätsindikatoren mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden.
Durch eine optimale Diagnostik und Therapie kann die Sterblichkeit und Morbidität der SAB deutlich gesenkt werden. Die Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen ist jedoch notwendig
um dieses Ziel dauerhaft zu erreichen.
Die großen Zahlen
100.000.000.000.000 Bakterien im Menschen:
Das Mikrobiom
Prof. Dr. med. H. Hof
Einige Körperregionen sind natürlicherweise mit
einer ortsständigen Bakterienflora kolonisiert,
die sich in ihrer Zusammensetzung jeweils deutlich unterscheiden. Der Dickdarm ist am dichtesten besiedelt (1012 pro g Stuhl) und enthält ca.
1.000 Arten von Mikroorganismen, vor allem
Bakterien. Einige davon sind gar nicht anzüchtbar
und waren deswegen bislang unbekannt. Mittels
moderner genetischer Verfahren (high-throughput sequencing) kann man heute die große Vielfalt darstellen. Viele neue Namen, wie Ackermansia, Roseburia, Slackia und Faecalibacterium
prausnitzii (der häufigste Darmkeim überhaupt!)
tauchen nun auf.
Einerseits hat diese Flora wichtige nützliche Effekte. Vitamin K, das in der Nahrung nur in geringer Menge vorhanden ist, wird von einigen
Bakterien der Darmflora gebildet, wodurch die
nötige Versorgung erst ermöglicht wird. Die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren (small chain
fatty acids=SCFA) und freien Aminosäuren (free
amino acids=FAA) spielt eine besondere Rolle
bei der Versorgung von Darmepithelzellen aber
auch von Leber und Hirn. Die Degradierung von
Xenobiotika, z.B. von Cancerogenen, durch bakterielle Enzyme schützt den Menschen. Die Pharmakologie vieler Medikamente, darunter auch
die Östrogene für die hormonelle Empfängnisverhütung, wird
durch Bakterien im Darm modifiziert. Menschliche Verdauungsenzyme können z.B. manche pflanzlichen Stoffe nicht spalten,
so dass die Ausnutzung nicht optimal ist. Mit Hilfe der Enzyme
bestimmter Bakterienarten in der Darmflora können bis zu 20 %
mehr Kalorien aus der aufgenommenen Nahrung gewonnen werden. Personen, die solche Bakterien beherbergen, neigen folglich
zu Übergewicht. Manche Dysbalancen in der Zusammensetzung
der Flora, z.B. eine Verminderung der Anzahl von Faecalibacterium
prausnitzii, führen zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen,
wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Auch im Alter sind regelmäßig solche Konstellationen vorhanden. Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien, z.B. von Clostridien, beeinflussen auch
unser Verhalten, denn es gibt eine Beziehung zwischen Hirn und
den Darmbakterien. Sogar schwerwiegende Störungen, wie etwa
Autismus, sollen durch solche Bakterien, speziell Clostridium bolteae, mitbedingt sein. Nachteilig ist natürlich auch das Risiko einer
Infektion mit einigen potentiell pathogenen Keimen der eigenen
Darmflora. Davor schützen weitgehend das unspezifische und das
spezifische Immunsystem.
Eine Dysbiose zu erkennen und zu spezifizieren wird in Zukunft
mittels gentechnischer Methoden auch in der Praxis möglich sein.
Probiotika werden eingesetzt, um solche Störungen des Ökosystems, die z.B. durch Therapie mit Breitspektrumantibiotika, besonders mit Ceftriaxon und Ciprofloxacin, entstanden sind, evtl.
teilweise auszugleichen. In extrem schweren Fällen, wie z.B. bei
Erkrankungen durch Clostridium difficile, wird eine sogenannte
Stuhltransplantation mit der Flora von gesunden Spendern durchgeführt, um die fehlenden, schützenden Anteile der Darmflora zu
rekonstituieren.
Das Wissen um die zahlreiche und vielfältige Flora wird sich in der
nächsten Zeit noch ausweiten, denn wir stehen erst am Anfang der
Erforschung dieses Ökosystems im Darm.
Die großen Zahlen
180.000 ambulante Antibiotika-Verordnungen
im Jahr in Brandenburg
Dr. med. J. Zweigner
Hintergrund:
Die Zunahme bakterieller Resistenzen stellt eine große Therapieherausforderung dar und korreliert mit dem Antibiotikaverbrauch. Obwohl
ca. 85 % der Antibiotika in der ambulanten medizinischen Versorgung
verordnet werden, liegen in Deutschland bislang wenige Studien zu
dem Verordnungsverhalten niedergelassener Fachärzte vor.
Methode:
Alle Antibiotikaverordnungen zur systemischen Therapie ( J01) und
alle Diagnosen wurden ausgewertet, die AOK-Patienten in Brandenburg in 12 Monaten erhalten haben. Eingeschlossen wurden alle niedergelassenen Ärzte, die mindestens 50 AOK-Patienten pro Quartal
behandelten.
Ergebnisse:
2022 niedergelassene Ärzte wurden eingeschlossen, die bei 2.590.400
Patientenkontakten 186.546 Antibiotikaverordnungen ausstellten.
Auf 100 AOK-Patienten bezogen wurden 7,17 Antibiotika verordnet.
Am häufigsten verschrieben Kinderärzte, Urologen, Hausärzte, hausärztlich-tätige Internisten und HNO-Ärzte ein Antibiotikum. Fluorchinolone wurden am meisten verschrieben, hierunter am häufigsten
Ciprofloxacin (n= 25.067), gefolgt von Makroliden und Tetracyclinen.
In 12 Monaten wurden Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitiden und Harnwegsinfektionen am häufigsten diagnostiziert, gefolgt
von viralen Infektionen. 20,5 % der Patienten
mit diagnostizierter viraler Infektion und keiner
weiteren Diagnose mit sicherer oder möglicher
Indikation für eine Antibiotikatherapie und auch
keiner weiteren infektiologisch bedeutsamen
Grunderkrankung erhielten trotzdem eine Antibiotikaverordnung.
Schlussfolgerung:
In der ambulanten medizinischen Versorgung
werden unnötig zu viele und zu breit wirksame
Antibiotika eingesetzt, was der Resistenzentwicklung weiteren Vorschub liefert. Hier besteht
großes Verbesserungspotential.
Die großen Zahlen
Millionen für den Neubau – Einbeziehung
der Hygiene in die Bauplanung
Dipl. Ing. M. Scherrer
Bereits bei der Konzeption von Lüftungsanlagen
und Wasserleitungen, bei der Ausstattung der
Räumlichkeiten, bei der Wahl der Materialien
und vielen anderen gestalterischen Maßnahmen
wird der Grundstein für die späteren hygienischen Verhältnisse gelegt. Hygienische Belange
von Anfang an mit zu berücksichtigen, spart später Zeit, Ärger und Qualitätsprobleme.
Grundsätzlich gilt: Nur eine Bauplanung, die von
Anfang an berücksichtigt, was das medizinische Personal braucht, um einen bestmöglichen
Dienst am Patienten zu verrichten, kann auch
aus Sicht der Krankenhaushygiene optimale Abläufe ermöglichen.
Die Vorgehensweise und Erfahrungen der Stabsstelle Technische
Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Heidelberg bei der
krankenhaushygienischen Beratung in den verschiedenen Bauphasen von Neubaumaßnahmen wird mit Praxisbeispielen vorgestellt.
Fragen der Krankenhaushygiene betreffen u.a. die Abläufe, die
Raumgrößen, die Lüftungstechnik, die Sanitärtechnik und die Desinfektionstechnik.
Erläutert wird der Umgang mit den zur Verfügung gestellten Unterlagen wie Planskizzen, Grundrissen, Ansichten, Raumprogramme
und Funktionsbeschreibungen. Mittel, die bei Beurteilung und Entscheidungsfindung helfen können werden vorgestellt.
Standorte der Limbach Gruppe
Aachen
MVZ Labor Aachen Dres. Riebe & Cornely GbR
Pauwelsstraße 30 | 52074 Aachen
Tel.: +49 241 47788-0
Berlin
MVZ Labor Limbach Berlin GbR
Aroser Allee 84 | 13407 Berlin
Tel.: +49 30 890645-0
www.mvz-labor-berlin.de
Bonn
MVZ Labor Limbach Bonn GmbH
Von-Hompesch-Straße 1 | 53123 Bonn
Tel.: +49 228 928975-0
www.labor-limbach-bonn.de
Cottbus
Gemeinschaftslabor Cottbus
MVZ für Labormedizin, Mikrobiologie und
Infektionsepidemiologie GbR
Uhlandstraße 53 | 03050 Cottbus
Tel.: +49 355 58402-0
www.labor-cottbus.de
Hannover
MVZ Labor Limbach Hannover GbR
Mergelfeld 25b | 31275 Lehrte
Tel.: +49 5132 8695-0
www.labor-limbach-hannover.de
Neumünster
MVZ Labor Limbach Neumünster GmbH
Lahnstraße 1 | 24539 Neumünster
Tel.: +49 4321 5550-0
www.labor-limbach-neumuenster.de
Heidelberg
MVZ Labor Dr. Limbach & Kollegen GbR
Im Breitspiel 15 | 69126 Heidelberg
Tel.: +49 6221 3432-0
www.labor-limbach.de
Neuötting
Mikrobiologisches Labor Dres. Mattes, Kochanowski
Bahnhofstraße 32 | 84524 Neuötting
Tel.: +49 8671 70666
www.firu.de
Hofheim
MVZ Medizinisches Labor Main-Taunus GbR
Hofheimer Straße 71 | 65719 Hofheim
Tel.: +49 6192 9924-0
www.labor-hofheim.de
Nürnberg
MVZ Labor Limbach Nürnberg GmbH
Lina-Ammon-Straße 28 | 90417 Nürnberg
Tel.: +49 911 817364-0
www.labor-limbach-nuernberg.de
Karlsruhe
MVZ Labor PD Dr. Volkmann und Kollegen GbR
Kriegsstraße 99 | 76133 Karlsruhe
Tel.: +49 721 85000-0
www.laborvolkmann.de
Passau
MVZ Dr. Engelschalk, Dr. Schubach, Dr. Wiegel und
Kollegen GbR
Wörth 15 | 94034 Passau
Tel.: +49 851 9593-0
www.labor-schubach.de
Dessau
MVZ Labor Dessau GmbH
Bauhüttenstraße 6 | 06847 Dessau
Tel.: +49 340 54053-0
www.laborpraxis-dessau.de
Langenhagen
Kinderwunschzentrum
Langenhagen-Wolfsburg MVZ
Ostpassage 9 | 30853 Langenhagen
Tel.: +49 511 97230-0
www.kinderwunsch-langenhagen.de
Dortmund
MVZ Labor Dortmund Leopoldstraße GbR
Leopoldstraße 10 | 44147 Dortmund
Tel.: +49 231 86027-0
www.labor-dortmund.de
Leipzig
MVZ Labor Dr. Reising-Ackermann und Kollegen GbR
Strümpellstraße 40 | 04289 Leipzig
Tel.: +49 341 6565-100
www.labor-leipzig.de
Rosenheim
Medizinisches Labor Rosenheim MVZ GbR
Pettenkoferstraße 10 | 83022 Rosenheim
Tel.: +49 8031 8005-0
www.medlabor.de
Dresden
MVZ Dresden Labor Möbius, Quasdorf GbR
Köhlerstraße 14 A | 01239 Dresden
Tel.: +49 351 47049-0
www.laborpraxisdresden.de
Ludwigsburg
MVZ Labor Ludwigsburg GbR
Wernerstraße 33 | 71636 Ludwigsburg
Tel.: +49 7141 966-0
www.mvz-labor-lb.de
Schweinfurt
MVZ Labor Schweinfurt GmbH
Gustav-Adolf-Straße 8 | 97422 Schweinfurt
Tel.: +49 9721 5333210
www.laboraerzte-schweinfurt.de
Erfurt
MVZ Labor Limbach Erfurt GmbH
Nordhäuser Straße 74 | 99089 Erfurt
Tel.: +49 361 781-2701
www.labor-erfurt.de
Magdeburg
MVZ Limbach Magdeburg GmbH
Zentrum für Blutgerinnungsstörungen und
Gefäßkrankheiten
Halberstädter Straße 49 | 39112 Magdeburg
Tel.: +49 7141 966-0
Schwerin
Labor MVZ Westmecklenburg GbR
Ellerried 5 – 7 | 19061 Schwerin
Tel.: +49 385 64424-0
www.labor-schwerin.de
Essen
MVZ Labor Eveld & Kollegen GbR
Nienkampstraße 1 | 45326 Essen
Tel.: +49 201 8379-0
www.labor-eveld-gyenes.de
Mönchengladbach
MVZ Dr. Stein + Kollegen GbR
Wallstraße 10 | 41061 Mönchengladbach
Tel.: +49 2161 8194-0
www.labor-stein.de
Freiburg
MVZ Clotten Labor Dr. Haas, Dr. Raif
& Kollegen GbR
Merzhauser Straße 112a | 79100 Freiburg
Tel.: +49 761 31905-0
www.labor-clotten.de
Hamburg
MVZ Praxis im Chilehaus GmbH
Fischertwiete 2 | 20095 Hamburg
Tel.: +49 40 709755-0
www.praxis-chilehaus.de
München
MVZ Labor Limbach München GmbH
Richard-Strauss-Straße 80 – 82
81679 München
Tel.: +49 89 9992970-0
www.labor-limbach-muenchen.de
Münster
MVZ Medizinisches Labor Münster GbR
Hafenweg 9 – 11 | 48155 Münster
Tel.: +49 251 60916-0
www.labor-muenster.de
Ravensburg
MVZ Labor Ravensburg GbR
Elisabethenstraße 11 | 88212 Ravensburg
Tel.: +49 751 502-0
www.labor-gaertner.de
Stralsund
MVZ Stralsund GmbH
Große-Parower-Straße 47 – 53 | 18435 Stralsund
Tel.: +49 381 668770
www.mdz-vorpommern.de
Suhl
MVZ Gemeinschaftslabor Suhl
Dr. Siegmund & Kollegen GbR
Albert-Schweitzer-Straße 4 | 98527 Suhl
Tel.: +49 3681 39860
www.labor-suhl.de
Ulm
MVZ Humangenetik Ulm
Karlstraße 31 | 89073 Ulm
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