Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand Diplomarbeit vorgelegt von Sebastian Schramm aus Eschwege angefertigt im Institut für Materialphysik der Georg-August-Universität zu Göttingen September 2006 Referent: PD Dr. Christian Jooß (Institut für Materialphysik) Korreferent: Prof. Dr. Konrad Samwer (I. Physikalisches Institut) Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen zu Manganaten 5 2.1 Strukturelle Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Die Elektronische Konfiguration, Jahn-Teller-Effekt . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.1 Bandbreite und Transferintegral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Das Pr1−x Cax MnO3 -System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4 Ordnungsphänomene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.5 2.4.1 Der kooperative Jahn-Teller-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.4.2 Ordnung durch Austauschwechselwirkungen . . . . . . . . . . . . . 16 Elektronische Phasenseparation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.5.1 2.6 Das Perkolationsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Transportmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.6.1 Thermisch aktivierter Polaronen-Transport . . . . . . . . . . . . . . 23 3 Experimentelle Techniken 3.1 27 Probenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.1.1 Targetpräparation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.1.2 Schichtwachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.2 Charakterisierung der Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.3 Widerstandsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 i ii Inhaltsverzeichnis 4 Experimentelle Ergebnisse 31 4.1 Strukturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 4.2 Der Widerstand bei konstanter Stromstärke . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.2.1 Proben mit xCa = 0, 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.2.2 Proben mit xCa = 0, 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.3 Merkmale der Messung bei konstanter Spannung . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.4 Strom-Spannungs-Charakteristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.5 Zeitabhängige Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5 Diskussion 5.1 Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase . . . . 47 5.1.1 5.2 47 Polaronen-Transferenergie und Sprungweite im TAP-Modell . . . . 53 Einfluss von Strom und Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 5.2.1 Joulesche Wärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 5.2.2 Der CER als Ordnungs-Unordnungs-Übergang . . . . . . . . . . . . 59 6 Zusammenfassung 65 Literaturverzeichnis 67 Abbildungsverzeichnis 75 A Anhang I A.1 Vergleich von ausgelagerter und wie hergestellter Probe . . . . . . . . . . . A.2 Anpassung des TAP-Modells für Proben mit xCa = 0, 32 II . . . . . . . . . . III A.3 Anpassung des TAP-Modells für Proben mit xCa = 0, 5 . . . . . . . . . . . IV A.4 Anpassung des TAP-Modells für ausgelagerte Proben mit xCa = 0, 5 . . . . Diplomarbeit Sebastian Schramm V U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 1 Einleitung Die Manganate sind im letzten Jahrzehnt zunehmend in den Mittelpunkt der Erforschung korrelierter Elektronensysteme gerückt. Besonders mit dem kolossalen Magnetowiderstand (Colossal Magnetoresistance, CMR) [1, 2] und dem kolossalen Elektrowiderstand (CER) verbundene Effekte bieten ein weites Forschungsfeld. So wird der CER, der elektrisch induzierte Isolator-Metall-Übergang, der mit großen Widerstandsänderungen von bis zu mehreren Größenordnungen verbunden ist, in vielen Materialsystemen beobachtet [3]. Der Widerstand variiert dabei in Abhängigkeit von äußeren Parametern wie Druck, Temperatur, Dehnung und elektromagnetischen Feldern. Ausgehend von der idealen kubischen Perowskit-Struktur treten in den Manganaten RAMnO abhängig von den Ionenradien der Seltenen-Erd- (R) und Erdalkalimetalle (A) strukturelle Veränderungen des Kristallgitters auf. Z. B. erhält man eine orthorhombische Verzerrung, die im Pr1−x Cax MnO3 (PCMO) auftritt, für besonders kleine Ionenradien. Geringste Modifikationen der Struktur haben eine wesentliche Auswirkung auf andere Freiheitsgrade des Systems, sodass durch Änderung der Bindungsabstände und -winkel auch der Überlapp der für den Ladungstransport relevanten Orbitale beeinflusst wird. Mit dem Grad der Verzerrung nimmt daher die elektronische Bandbreite ab. Für die orthorhomische Struktur ist ein besonders schmales Band charakteristisch, d. h, die itineranten d-Elektronen der Mangan-Ionen sind relativ stark lokalisiert, und das System hat einen elektrisch isolierenden Grundzustand. In der d4 -Konfiguration des Mangans stehen alle Elektronenspins wegen der starken Hundschen Kopplung parallel, der Austausch eines Elektrons zwischen benachbarten Mangan-Ionen ist nur bei ferromagnetischer Ausrichtung aller d-Elektronen möglich. Diesen Zusammenhang zwischen Leitfähigkeit und Spinstellung beschreibt die klassische Doppelaustausch-Theorie [4, 5]. Die Änderung von 1 2 1. Einleitung Abbildung 1.1 Kopplungsdreieck für die vier Freiheitsgrade: Spin, Orbital, Ladung und Gitter. Die am jeweiligen Freiheitsgrad angreifenden Felder sind mit Pfeilen gekennzeichnet. Durch Korrelationen zwischen den Freiheitsgraden treten verschiedene Effekte auf: Der CER, der CMR, die Elektron-Phonon-Kopplung, strukturelle Übergänge etc. Spin Magnetfeld Elektrisches Feld, Photonen Ladung Gitter Hydrostatischer Druck, elektrischer Strom Orbital einem der Freiheitsgrades Orbital, Gitter, Ladung oder Spin hat immer einen Einfluss auf die anderen (Abb. 1.1). Ist der Ladungstransport aufgrund eines sehr schmalen Bandes im Wesentlichen durch einen Hopping-Mechanismus von Elektronen zwischen Ionen bestimmt, so erhält man in den Manganaten neue effektive Ladungsträger, die Polaronen. Ein Elektron ist aufgrund des Jahn-Teller-Effekts, der zu einer Reduzierung der potentiellen Energie führt, von einer Verzerrung des Gitters umgeben, Elektron und Verzerrung müssen gekoppelt betrachtet werden und bilden ein sogenanntes Polaron [6]. Die elektronische Phasenseparation [2, 7] ist eines der wesentlichen neuen Konzepte der Festkörperphysik, welches bei den Manganaten untersucht wird. Unterschiedliche Phasen mit speziellen elektrischen, magnetischen und strukturellen Eigenschaften koexistieren dabei in einem chemisch homogenen System. Die Unterscheide zwischen den Phasen sind gering und kleinste Energien können einen Übergang induzieren. Der CER- und der CMREffekt sind mit Übergängen zwischen geordneten und ungeordneten Phasen gekoppelt. Der isolierende Grundzustand von PCMO kann durch äußere Anregungen modifiziert werden. Unter Einfluss elektrischer [8, 9, 10] und magnetischer Felder [11, 12, 10], elektromagnetischer Strahlung [13, 14, 15], von Elektronenbeschuss [16] sowie hydrostatischen Drucks [17, 18] ändern sich die elektrischen und magnetischen Eigenschaften signifikant. In dieser Arbeit wird der CER als Funktion verschiedener Parameter, wie Dotierung und nachträgliche Temperaturbehandlung, untersucht. Insbesondere werden die Auswirkungen der Existenz von Polaronen auf den elektrischen Widerstand in der isolierenden Hochtemperatur-Phase von PCMO diskutiert. Charakteristische Temperaturabhängigkeiten des Widerstandes, die auf den dominierenden Einfluss der Polaronen schließen lassen, werden an verschiedenen Proben und durch systematische Variation der Messströme und -spannungen untersucht. Strom-Spannungs-Kennlinien und Relaxationsmessungen Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 3 des Widerstandes bei fester Spannung und Temperatur komplettieren die Charakterisierung der elektrischen Transporteigenschaften der Proben. Die temperaturabhängige Widerstandsmessung durch Vorgabe fester Werte für Strom oder Spannung ist, wie man in Kapitel 4 sehen kann, von grundlegender Bedeutung; in zahlreichen Veröffentlichungen werden Widerstandsmessungen ohne Angabe des verwandten Modus (konstanter Strom oder konstante Spannung bzw. beides variabel) gezeigt, obwohl eine wohldefinierte Versuchsdurchführung von essentieller Bedeutung ist. So zeigen neueste Untersuchungen [19], dass der CER im PCMO kein statischer, durch ein elektrisches Feld induzierter Effekt ist, sondern ein dynamischer Prozess, der mit einem Stromfluss verbunden ist. Die experimentellen Ergebnisse werden besonders unter der Fragestellung analysiert, ob der dynamische Prozess, der den Charakter einer orbitalen Entordnung hat, durch charakteristische Feldbzw. Stromgrößen beschrieben werden kann; in dem Sinne, dass z. B. eine kritische Stromdichte überschritten werden muss, um den CER zu induzieren. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 4 Diplomarbeit 1. Einleitung Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2 Theoretische Grundlagen zu Manganaten In korrelierten Elektronensystemen spielen zumeist die d-Elektronen der Übergangsmetalle eine entscheidende Rolle. Diese itineranten Elektronen können über einen HoppingMechanismus delokalisieren und haben eine schmale Bandbreite zur Folge; von besonderer Bedeutung ist aufgrund der lokalisierten Eigenschaften die on-site Elektron-ElektronWechselwirkung. Trotz teilweise gefüllter elektronischer Bänder sind solche Systeme oft Isolatoren (Mott-Isolatoren) oder schlechte Leiter. Die korrelierten Elektronen in diesen Verbindungen, die relativ stark an das jeweilige Atom gebunden sind, haben drei Merkmale: Ladungs-, Spin- und Orbital-Freiheitsgrad. Elektronen, die in Manganaten delokalisiert und somit für den Ladungstransport verantwortlich sein können, sind solche aus speziellen 3d eg -Orbitalen eines Mn3+ -Ions. Diese werden nicht nur durch die starke elektronische Korrelation, sondern auch durch eine starke Elektron-Gitter-Kopplung beeinflusst, wie dem Jahn-Teller Effekt und der oktaedrischen Verkippung (Toleranzfaktor), die die Bandbreite bestimmt. Strukturelle und elektronische Eigenschaften der Manganate sind untrennbar miteinander verbunden, was sich deutlich bei den Polaronen und der Bandbreitenabhängigkeit zeigt. 5 6 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten Abbildung 2.1 Schematische Darstellung von perowskitischen (n = ∞) und geschichtet perowskitischen (n = 1, 2, 3) Übergangsmetalloxiden. Es gilt die allgemeine Summenformel (R, A)n+1 Mn O3n+1 Aus [2] 2.1 Strukturelle Eigenschaften Das im Rahmen dieser Arbeit untersuchte PrCaMnO gehört zur Gruppe der perowskitartigen Manganate. Diese haben die allgemeine Zusammensetzung R1−x Ax MnO3 wobei R für ein Selten-Erd-Metall (La, Pr, Nd, Sm etc.) und A für ein Erdalkali-Metall (Ca, Sr, Ba) steht. Die Dotierung mit den zweiwertigen Erdalkalimetallen führt zu einer gemischten Mn-Valenz gemäß 3+ 2− 2+ O3 . R3+ Mn1−x Mn4+ x 1−x Ax Diplomarbeit Sebastian Schramm (2.1) U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.1. Strukturelle Eigenschaften 7 Die den hier betrachteten Manganaten zu Grunde liegende Perowskit-Struktur ist Endelement der Ruddlesden-Popper-Serie für n = ∞. Die verschiedenen Ruddlesden-PopperPhasen können als Abfolge von Übergangsmetalloxid- und Seltenerdoxid-Schichten angesehen werden, die entlang der kristallographischen c-Richtung gestapelt sind. Die Perowskit-Struktur basiert auf einem kubischen Gitter; in der kubischen Einheitszelle besetzen die Seltenen-Erd-Ionen bzw. die Substituenten die Ecken des Würfels, die raumzentrierte Position wird vom Mn-Ion, die flächenzentrierte von O-Ionen belegt. Ein solches Sauerstoffoktaeder ist in der vereinfachten PCMO-Einheitszelle Abb. 2.2(a) dargestellt; seine Betrachtung spielt bei der Deutung struktureller Eigenschaften eine wichtige Rolle. In der idealen Perowskit-Struktur (kristallographische Raumgruppe P m3̄m [20]) ordnen sich diese Oktaeder in einem dreidimensionalen kubischen Gitter an (Abb. 2.2(b)). Von der idealen kubischen Perowskit-Struktur existieren zahlreiche Abweichungen; bekannt sind z. B. orthorhombische (Abb. 2.2(d)), rhomboedrische (Abb. 2.2(c)) oder tetragonale Perowskite, deren strukturelle Verzerrung zu neuen physikalischen, insbesondere elektrischen und magnetischen Eigenschaften führt [20]. Solche Verzerrungen können einem der drei folgenden Mechanismen zugeschrieben werden: (a) Verzerrung der Oktader, (b) Verlagerung der Kationen innerhalb der Oktaeder und (c) Verkippung der Oktaeder. (a) und (b) beruhen auf elektronischen Instabilitäten des oktaedrischen B-Kations (Mn); ein Beispiel für (a) ist die Jahn-Teller-Verzerrung, vergleiche Abschnitt 2.2. Den häufigsten Grund für Abweichungen von der idealen Perowskit-Strukur stellt der Mechanismus (c) dar, der durch kooperative Verkippung starrer Oktaeder unter Beibehaltung ihrer Koordination über gemeinsame Eck-Atome realisiert werden kann. Dieser Verzerrungstyp, der zu einer orthorhombischen Struktur führt, wird beobachtet, falls der mittlere Radius des Kations auf dem A-Platz zu klein für das kubische Oktaeder-Netzwerk ist. Der Abstand vom A-Kation zum Sauerstoff (O) kann durch diese Modifikation der Struktur verkürzt werden, während die Koordination im Oktaeder unverändert bleibt. Ein Merkmal der orthorhombischen Struktur ist also die Abweichung des Mn-O-Mn-Bindungswinkels von 180◦ [21], wobei der O-Mn-O-Winkel starr bleibt. Im Vergleich zur kubischen Perowskit√ Zelle ist die orthorhombische Zelle in der ab-Ebene um den Faktor 2, in der c-Richtung um den Faktor 2 vergrößert (Abb.2.2(a)). Ein Maß für die Abweichung von der idealen Perowskit-Struktur gibt der Goldschmidtsche Toleranzfaktor [22, 7] Γ= √ dA,O 1 hrA i + rO ≈√ . 2 · dB,O 2 hrB i + rO Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand (2.2) 8 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten Mangan Sauerstoff c Calcium oder Praseodym a b (a) Vereinfachte PCMO-Einheitszelle ohne Verkippungen der Oktaeder (c) Rhomboedrische Struktur [21] (b) Anordnung der Oktaeder im ver- zerrungsfreien kubischen Gitter Orthorhombische Struktur [21] (d) Abbildung 2.2 Schematische Darstellung der Kristallstruktur. In der vereinfachten PCMO-Einheitszelle (a), in der alle Verzerrungen der Übersicht halber weggelassen wurden, ist ein MnO6 Oktaeder skizziert. In der kubischen Perowskit-Struktur ordnen diese in einen kubischen Gitter (b) an. Abweichungen durch kooperative Verkippung der starren Oktaeder stellen die rhomboedrische (c) und die orthorhombische Struktur dar. Γ ist der Quotient der Bindungslängen vom perowskitischen A- bzw. B-Platz zum nächsten Sauerstoffatom und kann näherungsweise auch durch die mittleren Ionenradien hrA,B i und rO berechnet werden. Γ ist für das ideale Perowskit gleich 1. Für Γ < 0, 975 ist fast ausschließlich die orthorhombische Struktur zu finden; die rhomboedrische Verzer- Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.2. Die Elektronische Konfiguration, Jahn-Teller-Effekt 9 rung wird gewöhnlich für 0, 975 ≤ Γ ≤ 1, 02 beobachtet [23]. Laut Referenz [24] zeigen Perowskite mit einem Toleranzfaktor Γ ≥ 1 meist keine Oktaeder-Verkippung. Für PCMO berägt der Toleranzfaktor Γ ≈ 0, 96. Die Verzerrung der Struktur hat Auswirkungen auf die elektronische Bandbreite (s. Abschnitt 2.2.1). 2.2 Die Elektronische Konfiguration, Jahn-Teller-Effekt Die elektronischen Eigenschaften der Manganate werden im Wesentlichen durch die Mangan-Sauerstoff-Mangan-Bindungen bestimmt, da die 4f -Niveaus der Seltenen-Erd-Metalle durch Orbitalüberlapp oder Hybridisierung nahezu nicht beeinflusst werden [25, Kap. 6] und die Erdalkali-Metalle mit ihren leeren s-Schale einen ebenso geringen Einfluss haben. Der Sauerstoff liegt in der Konfiguration O2− : 1s2 2s2 2p6 vor. Ein freies Mangan-Atom hat im isolierten Zustand ein doppeltbesetztes 4s- und fünf einfach besetzte 3d-Orbitale. Mögliche Oxidationsstufen sind 2+, 3+, 4+, 6+ und 7+, wovon bei den lochdotierten Manganaten 3+ und 4+ vorkommen: Mn3+ : [Ar] 3d4 , Mn4+ : [Ar] 3d3 . Im Grundzustand liegen fünf entartete 3d-Orbitale vor, die im perowskitartigen Gitter durch das oktaedrische Kristallfeld energetisch aufspalten und zwar derart, dass solche d-Orbitale, die die höchste Elektronenaufenthaltswahrscheinlichkeit entlang der atomaren Bindungen haben (dx2 −y2 und d3z2 −r2 ), energetisch ungünstiger werden, während die zwischen den Bindungen liegenden dxy -, dyz - und dxz -Orbitale einem niederenergetischeren Zustand entsprechen, was einfach durch die Coulomb-Wechselwirkung der 3d-Elektronen mit den benachbarten Sauerstoff-Ionen erklärt werden kann (Abb. 2.3). Höher- und niederenergetische Niveaus werden dabei als eg bzw. t2g bezeichnet und sind zwei- bzw. dreifach entartet. Die starke Hundsche Kopplung zwischen den Elektronen-Spins favorisiert eine einfache Besetzung der Niveaus, d. h. t32g für Mn4+ und t32g e1g für Mn3+ , d. h. Mn3+ bildet einen High-Spin-Zustand, da die Arbeit gegen die Hundsche Kopplung (≈ 2, 5 eV [26]) und damit die doppelte Besetzung eines t2g -Orbitals nicht von der Kristallfeldaufspaltung kompensiert werden kann. Die Energiedifferenz zwischen t2g - und eg -Niveaus beträgt etwa 1, 25 − 1, 86 eV [27, 28]. Die noch verbleibende Entartung der t2g - und eg -Zustände wird durch eine Verzerrung des MnO6 -Oktaeders weiter reduziert; die Ursache dafür ist der Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 10 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten dx²-y² eg d3z²-r² 1,25 1,86 eV Abbildung 2.3 Kristallfeldaufspaltung der fünffach entarteten atomaren 3d-Orbitale in ein niederenergetisches, dreifach entartetes t2g - und ein höherenergetisches, zweifach entartetes eg Niveau. Darstellung der Besetzung für ein Mn3+ -Ion. Die Jahn-TellerVerzerrung des MnO6 -Oktaeders (s. untere Skizzen, hier ist exemplarisch die Q3 -Mode gezeigt) hebt die Entartung weiter auf und führt in der hier dargestellten d4 Konfiguration zu einer Absenkung der Gesamtenergie. t2g z dxy dyz, dzx y x Jahn-Teller Effekt. H. A Jahn und E. Teller publizierten 1937 ein Theorem [29] mit folgendem Inhalt: Jedes nicht-lineare Molekül in einem entarteten elektronischen Zustand ist instabil und geht durch eine Verzerrung in ein System niedrigerer Symmetrie und geringerer Energie über, wenn es dabei die Entartung reduziert. Übertragen auf das Manganatsystem bedeutet dies, dass durch eine sogenannte JahnTeller-Verzerrung des MnO6 -Oktaeders die Entartung der eg - bzw. t2g -Niveaus teilweise aufgehoben wird. In einer vereinfachten Betrachtung wird das oktaedrische Kristallfeld verzerrt, indem z. B. die Bindungsabstände in der a-b-Ebene reduziert und in c-Richtung gesteckt werden, was zur Folge hat, dass Orbitale, die zum größten Teil in der a-b-Ebene (dx2 −y2 und dxy ) liegen, energetisch angehoben werden, wohingegen die in c-Richtungen ausgedehnten (dxz , dyz und d3z2 −r2 ) abgesenkt werden (Abb. 2.3). In der a-b-Ebene wird durch die Kompression die Coulomb-Wechselwirkung verstärkt, in c-Richtung erniedrigt. Neben dieser sogenannten Q3 -Phononmode tritt auch die Q2 -Mode, die Verformung der (nahezu) quadratischen a-b-Grundfläche des MnO6 -Oktaeders zur Raute unter Beibehaltung der Ausdehnung in c-Richtung [7], auf. Beide dynamischen Phononmoden können bei Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.2. Die Elektronische Konfiguration, Jahn-Teller-Effekt 11 Abbildung 2.4 Struktur der fünf d-Orbitale und Einteilung in eg - und t2g -Niveaus. Das 3z 2 −r2 - und das x2 −y 2 -Orbital liegen entlang der atomaren Bindungen zum benachbarten Sauerstoff, die weiteren drei genau dazwischen. Aus [30]. tiefen Temperaturen als statisch eingefrorener Schwingungszustand auftreten und haben eine Absenkung des besetzten eg -Niveaus um EJT zur Folge. Angaben für EJT variieren von 0, 25 eV [31] über 0, 35 eV [32] bis 0, 5 eV [33]1 , die klein im Vergleich zur Kristallfeldaufspaltung ist. Die Jahn-Teller-Verzerrung ist allerdings nur für ein einfach besetztes eg -Orbital und damit nur für Mn3+ mit einer Absenkung der Gesamtenergie verbunden, da der Schwerpunkt des t2g - und des eg -Niveaus jeweils unverändert bleibt. Die auf dem Jahn-TellerEffekt beruhende Gesamtverzerrung des Gitters nimmt also mit der Dotierung mit zweiwertigen Ionen, d. h., mit steigendem Mn4+ -Anteil, ab; die Beweglichkeit dieser Verzerrungen im Gitter nimmt jedoch bis zu einem gewissen Maß zu. 2.2.1 Bandbreite und Transferintegral Die t2g -Orbitale überlappen aufgrund ihrer relativen Lage zur Mn-O-Bindung nur sehr gering mit den Orbitalen des benachbarten Sauerstoffs, sodass diese Elektronen dazu tendieren, einen lokalisierten t32g -Rumpfspin S = 3/2 ~ zu bilden, der näherungsweise klassisch betrachtet werden kann, was explizit aber leider nur in 1-dimensionalen Modellen gezeigt werden kann [2, Kap. 3.4.4.]. Die eg -Orbitale überlappen dagegen direkt mit den 2p-Orbitalen des nächsten Sauerstoffs und bilden ein antibindendes σ ∗ -Band. Die Bandbreite (Abb. 2.5) ist W = 2zt, mit dem Transferintegral t > 0 und der Anzahl z nächster 1 Jeweils Daten von LaSrMnO3 Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 12 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten Abbildung 2.5 Schematisches Phasendiagramm für Verbindungen der Art R1−x Ax MnO3 mit verschiedenen Bandbreiten. F steht für einen ferromagnetischen Zustand. A, C, CE und G kennzeichnen die antiferromagnetischen Strukturen nach Wollan und Koehler [34]. Das System PrCaMnO weist in diesem Vergleich die geringste Bandbreite auf. Nach [35]. Mangan-Nachbarn. Das Transferintegral (auch Überlappintegral genannt) ist sensitiv auf den Mn-O-Abstand und den Mn-O-Mn-Bindungswinkel [25] und beschreibt allgemein den Gewinn an kinetischer Energie durch Hüpfprozesse der Elektronen zwischen benachbarten Mangan-Plätzen. Im Doppel-Austausch-Modell (s. 2.4.2) zeigt die Bandbreite auch eine Abhängigkeit von der magnetischen Ordnung, da in das Transferintegral der Winkel θ benachbarter t2g -Spins eingeht [5]: t = t0 cos(θ/2). (2.3) Der Mn-O-Mn-Bindungswinkel spielt beim Ladungstransport zwischen benachbarten Mangan-Atomen eine entscheidende Rolle, da ein Elektronentransfer über das lineare pOrbital des Sauerstoffs nur für kleine Abweichungen vom idealen Bindungswinkel von 180◦ möglich ist. Bei Annäherung des Winkels an den Extremfall 90◦ verschwindet das Überlappintegral der beteiligten Orbitale und damit die Möglichkeit des elektrischen Transports. Der Bindungswinkel ist eng mit strukturellen Verzerrungen des idealen perowskitischen Gitters aufgrund der Ionenradienfehlpassung (Toleranzfaktor) und des Jahn-Teller-Effekts verknüpft und nimmt mit steigendem Verzerrungsgrad sukzessive ab. 2.3 Das Pr1−xCaxMnO3-System PCMO liegt im gesamten Dotierungsbereich in der ungeordneten Hochtemperaturphase in einer orthorhombisch verzerrten Kristallstruktur (Raumgruppe P bnm) vor. Für tiefe Temperaturen entsteht eine geordnete Phase, deren genaue Kristallstruktur jedoch derzeit Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.3. Das Pr1−x Cax MnO3 -System 13 umstritten ist: für verschiedene Strukturen sind entweder die Raumgruppen P 21 nm und P 11m oder P 1121 und P 11m relevant [36]. Die Abweichungen von der kubischen Struktur werden im Wesentlichen durch zwei Arten von Verzerrungen bestimmt: zum einen von der kooperativen Verkippung der MnO6 -Oktaeder aufgrund der vergleichweise kleinen Ionen auf dem A-Platz (Toleranzfaktor Γ ≈ 0, 96) und zum anderen von der Verzerrung der Mn3+ O6 -Oktaeder durch den Jahn-Teller-Effekt [37]. Das PCMO-System zeichnet sich gegenüber anderen Manganaten (LaCa-, LaBa-, LaSr-, PrSrMnO) durch eine geringe Breite des eg -Bandes aus, was, wie in Abschnitt 2.1 erläutert, auf den kleinen Mn-O-MnBindungswinkel zurückzuführen ist (siehe auch Abb. 2.5). (a) Zimmermann et al. [38] (b) Tokura et al. [39] Abbildung 2.6 Elektronische Phasendiagramme für das Pr1−x Cax MnO3 -System von verschiedenen Autoren. Dabei bezeichnen PI, CI, COI, FI, AFI und CAFI paramagnetisch isolierende, spinverkantet isolierende, ladungsgeordnet isolierende, ferromagnetisch isolierende, antiferromagnetisch isolierende bzw. verkantet antiferromenetisch isolierende Phasen. TN , TC , TCO und TCA stehen für die Übergangstemperaturen in die antiferromagnetische, ferromagnetische, ladungsgeordnete bzw. verkantet antiferromagnetische Phase. Zwei vergleichbare, sich dennoch leicht unterscheidende Phasendiagramme als Funktion der Ca-Dotierung x sind in Abb. 2.6 gezeigt. Für kleines x (0, 15 ≤ x ≤ 0, 3) und tiefe Temperaturen ist PCMO ein ferromagnetischer Isolator (FI) und es gibt Anzeichen für einen orbital-geordneten Grundzustand in der a-b-Ebene [40]. Die Eigenschaften und die Struktur der FI-Phase sind möglicherweise im Bild der sogenannten Zener-Polaronen Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 14 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten (Abschnitt 2.4) zu verstehen. Im Dotierungsbereich von x = 0, 3 bis x = 0, 7 beobachtet man mit sinkender Temperatur einen Übergang in eine ladungs- und orbitalgeordnete Phase (COI) und bei noch tieferen Temperaturen einen antiferromagnetischen Isolator (AFI). Im Grenzbereich zwischen isolierender ferromagnetischer und antiferromagnetischer Phase gibt es nach Tokura et al.[39] (Abb. 2.6(b)) eine weitere Phase, bei der es sich um einen verkanteten Antiferromagnetismus (CAFI) handelt, wie in nebenstehender Skizze illustriert. Jedoch darf dessen Existenz, wie der Vergleich mit dem Phasendiagramm von Zimmermann et al.[38] in Abb. 2.6(a) zeigt, angezweifelt werden. Ein auftretendes magnetisches Moment in diesem Bereich könnte im Phasenseparationsmodell auch als Koexistenz ferromagnetischer (FI) und antiferromagnetscher (AFI) Cluster aufgefasst werden, d. h., FI-Einschlüsse in einer AFIMatrix. Im Fall x = 1, d. h. vollständiger Lochdotierung, liegen die Manganate im sog. Spin-G-Typ vor [41] (Abb. 2.10) mit antiparalleler Spinstellung entlang aller drei kristallographischer Richtungen. 2.4 Ordnungsphänomene Zentraler Gegenstand aktueller Forschung auf dem Gebiet der Übergangsmetalloxide sind Ordnungserscheinungen der Spin-, Ladungs-, Orbital- und Gitter-Freiheitsgrade. Die ausgeprägte Elekron-Elektron- und Elektron-Gitter-Korrelation führen oft zu geordneten Grundzuständen, die sich durch langreichweitige kooperative Ordnung verschiedener Freiheitsgrade auszeichnen. Der kolossale Elektro- und Magnetowiderstand in Manganaten wird von Ordnungseffekten begleitet: er ist mit Ordnungs-Unordnungsübergängen verbunden, die in der Regel mehrere Freiheitsgrade des Systems betreffen. Der einfachste Fall einer Spin- bzw. Ladungsordnung ist in Abb. 2.7(d) bzw. (f) dargestellt. Die Ladungsordnung bildet im halbdotierten Fall nach Goodenough [42] ein Schachbrettmuster aus Mn3+ - und Mn4+ -Ionen, was vereinfacht allein aus Gründen der Coulomb-Abstoßung zwischen Elektronen nachvollzogen werden kann. Genauere Untersuchungen zeigen jedoch, dass man keinesfalls von einer idealen, vollständigen Ladungsordnung wie in Abb. 2.7(d) ausgehen kann, wo alle beteiligten Ionen ganzzahlige Valenzen aufweisen. Quantitative Berechnungen von Dong et al. [44] für die CE-Phase (Abb. 2.7(c)) Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.4. Ordnungsphänomene 15 zeigen, dass die Ladungsdisproportion 2δ weniger als 0, 13 beträgt2 . Herrero-Martin et al.[45] geben einen Wert von 2δ = 0, 16 an. Von Coey [46] wird sogar die Möglichkeit beschrieben, dass Löcher am Sauerstoff-Ion lokalisieren, also O1− -Ionen entstehen. Für die oft mit dem halbdotierten Fall in Verbindung gebrachte Spin- Orbital- und Ladungsgeordnete CE-Phase existieren Modelle zur Modifikation dieser Struktur für höhere Dotierungen x > 0, 5 bei prinzipieller Beibehaltung der charakteristischen Ordnung ( bi” stripe“-Konfiguration und Wigner-Kristall-Typ, s. Abbildungen 2.8 und 2.9). Ein alternatives Modell zur klassischen Ladungsordnung ist das Bild der geordneten Zener-Polaronen [43], in dem keine unterschiedlichen Valenzen der Mangan-Ionen vorliegen, sondern ein Paar aus Mn-Ionen sich eine Excessladung teilt (Abb. 2.7(e)). Diesem Komplex aus zwei Mangan- und einem Sauerstoffatom kann ein Gesamtspin zugeordnet werden. Die beiden t2g -Spins der beteiligten Manganatome sind aufgrund des gemeinsamen eg -Elektrons jeweils ferromagnetisch gekoppelt, der Doppelaustausch innerhalb des Bi-Polarons ist sehr stark. Das gemeinsame Elektron ist nur innerhalb des Zener-Polarons mobil, was zu einem isolierenden Makro-Zustand führt. Mehrere Zener-Polaronen können sich untereinander anordnen und, wie in Abb. 2.7(e) illustriert, Zick-Zack-Ketten ausbilden. Eine solche Ordnung ist also mit einer orbitalen Ordnung verbunden und geht mit einer Verdopplung der Gitterperiodizität in b-Richtung einher. Dies könnte wiederum mit einer magnetischen Ordnung einhergehen, wenn die ferromagnetische Anordnung der Spins im Zener-Polaron z. B. antiferromagnetisch mit denen benachbarter ZenerPolaronen gekoppelt ist. Neueste TEM-Untersuchungen von Ch. Jooss [19] zeigen für PCMO eine geordnete Zener-Polaronen-Phase mit Ladungs- und Orbitalordnung (Raumgruppe P 21 nm), die nur mit einer schwachen Valenzseparation am Mangan-Platz verbunden ist (2δ ≈ 0, 1). Nach neuesten Überlegungen kann in den Manganaten eine geordnete Mischform aus Platz-zentrierter Ladungsordnung (Schachbrettmuster, Abb. 2.7(d)) und Bindungs-zentrierter Ladungsordnung (Zener-Polaronen, Abb. 2.7(e)) existieren, die durch eine elektrische Polarisation der Zener-Polaronen zu einem ferroelektrischen Zustand führt [47]. Diese Überlegungen eröffnen neue Möglichkeiten für die Ankopplung eines elektrischen Feldes an das System auf atomarer Ebene. Sowohl der klassische“ ” Schachbrett-artige ladungsgeordnete Zustand als auch eine Ordnung von Zener-Polaronen ist unausweichlich mit einem kooperativen Jahn-Teller-Effekt verknüpft. 2 Mn3+ + Mn4+ → Mn3,5+δ + Mn3,5−δ Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 16 2.4.1 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten Der kooperative Jahn-Teller-Effekt Oberhalb einer Ordnungstemperatur ist die Jahn-Teller-Verzerrung ist für ein MnO6 Oktaeder im allgemeinen nicht statisch, sondern kann zwischen unterschiedlichen Gitterplätzen fluktuieren. Diese sogenannten dynamischen Jahn-Teller-Polaronen können zu kurzreichweitigen Korrelationen führen, während sich langreichweitige Korrelationen, die eine Reduktion der Gesamtsymmetrie des Kristalls bedeuten, erst durch kooperative Wechselwirkung zwischen statischen, lokalen Jahn-Teller-Polaronen unterhalb einer Ordnungstemperatur ergeben. Die strukturelle Ordnung durch die kooperative Verzerrung der Oktaeder wird von einer periodischen Ordnung unterschiedlicher Hybridisierungen der eg -Orbitale begleitet. Beispielsweise kann eine alternierende orbitale Polarisation von d3x2 −r2 - und d3y2 −r2 -Zuständen auftreten (Abb. 2.7(a)) bzw. alternativ auch eine alternierende Besetzung von dx2 −y2 -, d3x2 −r2 - und d3y2 −r2 -Orbitalen. Die orbitale Polarisation des eg -Elektrons in x- oder y-Richtung ist dabei eng mit der Verzerrung der MnO6 -Oktaeder in die jeweilige Richtung verknüpft. Eine Lokalisierung der eg -Elektronen kann jedoch nur bei bestimmten Typen orbitaler Ordnung auftreten (z. B. Abb. 2.7(c)-(e)), nämlich dann, wenn der Überlapp nicht den Aufbau eines langreichweitigen Molekülorbitals und damit einen breiten Bandes erlaubt. Nach der ausführlichen Betrachtung von Ladungs- und Orbitalordnung sowie der Einführung der Zener-Polaronen sollen nun die Hintergründe einer magnetischen Ordnung dargestellt werden. 2.4.2 Ordnung durch Austauschwechselwirkungen Indirekte Austauschprozesse können langreichweitige magnetische Ordnungen vermitteln. Bei solchen Prozessen hüpfen Elektronen unter Beibehaltung ihres Spins virtuell oder real mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von einem Gitterplatz zum nächsten. Varianten dieses Austausches sind der Superaustausch und der Doppelaustausch. Das Hüpfen der Elektronen ist aber nicht nur entscheidend für die magnetischen Eigenschaften, sondern auch für den elektrischen Transport in dotierten Manganaten, weshalb die relevanten Prozesse hier kurz erläutert werden sollen. Superaustausch Als Superaustausch bezeichnet man die indirekte magnetische Wechselwirkung zweier nicht benachbarter magnetischer Ionen über die Elektronen eines gemeinsamen unmagne- Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.4. Ordnungsphänomene 17 tischen Nachbar-Ions [50]. Übertragen auf die Manganate ist der Superaustausch also eine Wechselwirkung zweier Mangan-Ionen in einer Mn-O-Mn-Bindung. Die beteiligten, überlappenden Orbitale sind zum einen das entlang dieser Bindung verlaufende, doppelt besetzte Sauerstoff-p-Orbital und zum anderen die durch die Jahn-Teller-Verzerrung begünstigten eg -Orbitale der beiden Mangan-Ionen. Verantwortlich für diese Art der Wechselwirkung sind elektronische Hüpfprozesse zweiter Ordnung (t2 ), wie sie auch im Heisenbergund t-J-Modell [51] auftreten, die zu einer Reduzierung der Gesamtenergie in der Größen2t ordnung Uij führen (t: Transferintergal, U : Coulombabstoßung). Trotz dieser nur virtuellen Besetzung muss im Falle einer Doppelbesetzung das Pauli-Prinzip erfüllt sein. Hüpft das p-Elektron andererseits in ein leeres eg -Orbital, so ist das nur möglich, wenn sein Spin aufgrund der starken Hund-Kopplung parallel zum Mn-Rumpfspin steht. Aus diesen einfachen Überlagungen ergeben sich die drei Goodenough-Kanamori-AndersonRegeln [52, 53], die die komplizierte magnetische Austauschwechselwirkung meist richtig vorhersagen. Doppelaustausch Anders als der Superaustausch, bei dem es sich lediglich um einen virtuellen Transfer eines Elektrons handelt, eg tritt beim sog. Doppelaustausch ein realer Elektronent2g transport zwischen Mn-Ionen mit unterschiedlicher Valenz auf. Während das eg -Elektron eines Mn3+ -Ions in das Sauerstoff-p-Orbital übertragen wird, hüpft ein Elektron mit gleichem Spin aus dem Orbital simultan in den unbesetzten eg -Zustand des beteiligten Mn4+ -Ion, sodass effektiv eine Ladung zwischen Mn-Ionen ausgetauscht wird. Unter Beibehaltung aller Spins während der Hüpfprozesse und Beachtung der starken Hund-Kopplung ist dieser Austausch nur bei Parallelstellung der t2g -Rumpfspins der beteiligten Mn-Ionen möglich. Das Transfer-Integral zeigt eine Abhängigkeit vom Winkel benachbarter Rumpfspins, es gilt Gleichung (2.3). Sind die Doppelaustausch-Wechselwirkungen dominant, so können die Ladungsträger also bei ferromagnetischer Ordnung delokalisieren. Im DoppelaustauschModell ist elektrische Leitfähigkeit mit ferromagnetischer Ordnung verknüpft [4, 5]; der Doppelaustausch-Transfer der eg -Elektronen wird in [26] als BasisMechanismus der elektrischen Leitfähigkeit in Manganaten bezeichnet. Der CMR-Effekt ist im Doppelaustausch-Modell erklärbar, dennoch beschreibt dieses Modell alleine nicht das Widerstandsverhalten der Manganate, wie Millis et al. am Beispiel La1−x Srx MnO3 zeigen [33]. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 18 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten (a) A-Typ, 0 ≤ x ≤ 0, 25 (b) Alternativ, x ≈ 0 (c) CE-Typ, 0, 24 ≤ x ≤ 0, 5 (d) Ladungsordnung, x=0,5 (e) Zener-Polaronen, x=0,5 (f) Magnetische Ordnung dx²-y²-Orbital a b d3x²-r²-Orbital d3y²-r²-Orbital Mn 3+ Mn 4+ Spinstellungen der t2g-Rumpfspins Zener-Polaron mit nicht ganzzahliger Valenz der Mn-Ionen Abbildung 2.7 Übersicht verschiedener Ordnungen in der a-b-Ebene. Es wird nur das Untergitter der Mn-Plätze gezeigt. (a) und (b) stellen mögliche Orbitalordnungen für den undotierten Fall dar. (c), (d) und (e) sind Alternativen für halbdotierte Systeme. (c) bildet den prominenten CE-Typ nach [42, 34] ab (siehe auch Abb. 2.10), der ferromagnetische Zick-Zack-Ketten beinhaltet, die untereinander antiferromagnetisch geordnet sind. In (d) ist der ideale Fall einer vollständigen Ladungsordnung gezeigt, deren Existenz Thema kontroverser Diskussionen ist. Die Bildung sog. Zener-Polaronen [43] in (e) führt zu einer nicht ganzzahligen Valenz der Mangan-Ionen Mn3+ + Mn4+ → Mn3,5+δ + Mn3,5−δ . Gestrichelte Rechtecke zeigen die Einheitszelle der Orbital- bzw. Ladungsordnung in der a-b-Ebene und in (b), (c) und (e) eine Verdopplung der Periodizität aufgrund der orbitalen Ordnung. Offene und ausgefüllte Symbole kennzeichnen die beiden verschiedenen t2g -Spin-Richtungen Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.4. Ordnungsphänomene 19 Abbildung 2.8 Darstellung der sog. bi-stripe“-Konfiguration ” als Abwandlung des CE-Typs für x > 0, 5, vorgestellt von Mori et al. [48]. Hier ist die Anordnung für x = 2/3 mit einer Verdreifachung der Periodizität in b-Richtung gezeigt. Ein Analogon wird für x = 3/4 mit Vervierfachung der Periodizität vorgeschlagen. Gleiche SymbolKonvention wie in Abb. 2.7. Abbildung 2.9 Der hier dargestellte Wigner-Kristall-Typ [49] ist eine mögliche Alternative der orbitalen Ordnung zur bi-stripe“-Konfiguration. Auch hier ” tritt für x = 2/3 eine Verdreifachung der Periodizität auf. Gleiche Symbol-Konvention wie in Abb. 2.7. A C B D Spin ↑ Spin ↓ G F E CE E C E C C E C E E C E C C E C E Mn3+ Spin ↑ Mn3+ Spin ↓ Mn4+ Spin ↑ Mn4+ Spin ↓ Abbildung 2.10 Schematische Darstellung der magnetischen Strukturen in der Einheitszelle und deren Benennung nach Wollan und Koehler [34]. Die Kreise repräsentieren die Position der Mangan-Ionen. Der G-Typ ist die bekannteste antiferromagnetische Anordnung mit AF-Ordnung in allen drei Raumrichtungen. B entspricht der ferromagnetischen Ordnung. Der CE-Typ [42] mit untereinander antiferromagnetisch geordneten ferromagnetischen Zick-ZackKetten tritt in der Nähe des halbdotierten Falls auf. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 20 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten 2.5 Elektronische Phasenseparation In den Manganaten existieren aufgrund starker Korrelationen zwischen den beteiligten Freiheitsgraden (Spin, Orbital, Ladung, Gitter) verschiedene energetisch sehr ähnliche Grundzustände. Kleinste Störungen3 sind in diesem Fall ausreichend, um Übergänge zwischen diesen Zuständen zu induzieren. Die Frage, wie solche Übergänge ablaufen, wird in der aktuellen Literatur im Modell der elektronischen Phasenseparation diskutiert [7, 41]. Inhalt dieses Modells ist die Koexistenz von Ordnungsdomänen und ungeordneter Bereiche mit unterschiedlichen elektronischen und magnetischen Eigenschaften in einem chemisch homogenen System. Bei der rein elektronischen Phasenseparation variiert die Dichte der frei beweglichen Ladungsträger zwischen ungleichen Domänen. Zahlreiche experimentelle und theoretische Daten (s. [2, 7, 41] und Referenzen darin) bekräftigen das Auftreten von phasenseparierten Zuständen, unter anderem auch mit Hinweisen für das System Pr1−x Cax MnO3 mit x ≈ 0, 3. Phasenübergänge, die etwas vom ferromagnetischen Metall/Isolator zum ladungs/orbital-geordneten antiferromagnetischen Isolator, sind, dem Stand aktueller Literatur in den oben genannten Referenzen folgend, erster Ordnung. Die elektronische Phasenseparation in Manganaten bildet den Ausgangspunkt vieler Diskussionen und Modelle, wie z. B. der Anwendung der Perkolationstheorie im folgenden Abschnitt oder der Abschätzung des notwendigen elektrischen Feldes für den kolossalen Elektrowiderstand (CER). Letzteres wurde von Gu et al. [54] theoretisch berechnet und V angegeben. Im Vergleich mit entsprechenden Messungen an mit einem Wert von ≈ 105 cm Manganaten (siehe u. a. Abschnitt 4.3) ist dieses Feld um etwa zwei Größenordnungen zu groß. Als Lösungsansatz ziehen die Autoren das Modell der elektronischen Phasenseparation heran. Eine äußere Spannung fällt im Wesentlichen an den isolierenden Clustern ab, sodass sich das lokale elektrische Feld zwischen leitenden Clustern, deren Abstand sehr viel geringer als die Probenausdehnung ist, stark erhöht. Dieses lokale elektrische Feld ist dann ausreichend, um ein Wachstum leitfähiger Cluster oder das Aufbrechen orbitaler Ordnung zu bewirken. 2.5.1 Das Perkolationsmodell Die Perkolationstheorie beschreibt die Bildung, Form und Größe von zusammenhängenden Clustern und deren Eigenschaften in Systemen mit zufällig besetzten kleinsten Ein3 durch Änderung der Temperatur, des Druckes oder des Dotierungsgrades, durch Anlegen elektrischer oder magnetischer Felder und durch Photonen Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.5. Elektronische Phasenseparation R I e ff R W id e r s ta n d R 21 M M e ta llis c h Is o lie r e n d 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 2 5 0 3 0 0 Abbildung 2.11 Zwei-Widerstands-Modell nach Mayr et al. [56] für ein phasensepariertes System mit leitenden (grün) und isolierenden (rot) Domänen. Skizzierung des effektiven Widerstandes Ref f , resultierend aus einer Parallelschaltung von leitenden und isolierendem Widerstand, RM bzw. RI . Qualitative Widerstandsverläufe entsprechen den Gleichungen (2.4) und (2.7). Die Skizze rechts zeigt modellhaft koexistierende metallische und isolierende Domänen mit einem leitenden Perkolationspfad; Cluster sind dunkel dargestellt. heiten [55]. Das Konzept der Phasenseparation in Manganaten erlaubt im Speziellen eine perkolative Deutung des Isolator-Metall-Übergangs bzw. des CER. Bei einer geringen Konzentration p an elektrisch leitenden kleinen Clustern ist elektrische Leitung innerhalb dieser Cluster möglich, sie sind aber zu sehr isoliert, als dass eine wesentliche Leitfähigkeit über das ganz System auftritt. Mit steigendem p entstehen größere Cluster, die bei der kritischen Konzentration pc koaleszieren. Für p > pc verbleibt ein zusammenhängender leitfähiger Cluster, der den Perkolationspfad bildet, zusammen mit vielen kleinen, die mit weiter wachsendem p vom unendlichen Cluster absorbiert werden [7]. Eine Skizze hierzu zeigt das kleine Bild rechts in Abb. 2.11 mit farblicher Kennzeichnung isolierender und leitender Bereiche. Ein leitender Perkolationspfad führt von der linken zur rechte Seite dieses Ausschnitts. Beim Vergleich von experimentellen Daten zum temperaturabhängigen Widerstandsverlauf mit Computersimulationen eines Netzwerk aus Zufallswiderständen unter Annahme von Perkolationseffekten in phasenseparierten Manganaten finden Mayr et al. [56] gute Übereinstimmungen zwischen Modell und Experiment. Weiterhin wird von den Autoren ein einfaches Zwei-Widerstands-Modell für den phasenseparierten Zustand vorgeschlagen, das einer Parallelschaltung von Isolator und Metall entspricht. Unter Verwendung einer quadratischen Temperaturabhängigkeit der metallischen Komponente (siehe Gleichung (2.4) in 2.6) und des von [57] und von der vorliegenden Arbeit präferierten Modells des thermisch aktivierten Polaronentransports (siehe Gleichung (2.7)) für den isolierenden Zustand in PCMO ergibt sich der in Abb. 2.11 dargestellte Verlauf Ref f (T ) für eine Parallelschaltung. Metallisches Verhalten tritt für PCMO nur in hohen Magnetfeldern auf. Allein durch die Verringerung der Temperatur, also der Variation des relativen Gewichts der beiden Widerstandskomponenten, erhält man einen Verlauf Ref f (T ), der qualitativ Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 22 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten einem Isolator-Metall-Übergang ähnelt. Der experimentelle Nachweis für einen rein thermisch induzierten perkolativen Übergang (ohne Magnetfeld) gelang Becker et al. [58] an LaSrMnO-Filmen durch Rastertunnelspektroskopie. 2.6 Transportmechanismen Je nach Materialsystem, Dotierung, Temperatur und äußeren Feldern treten in Manganaten unterschiedliche Transportmechanismen auf. Um im Allgemeinen den temperaturabhängigen Widerstandsverlauf und damit die Transporteigenschaften von Manganaten im niederohmigen (metallischen) und isolierenden Zustand zu beschreiben, existieren zahlreiche theoretische Modelle, die auf grundsätzlich verschiedenen Vorstellungen basieren. Die bekanntesten und erfolgreichsten sollen hier vorgestellt werden. Der niederohmige (metallische) Zustand4 bei tiefen Temperaturen in Folge des IsolatorMetall-Übergangs (bzw. in Folge des kolossalen Elektro- oder Magnetowiderstandes) kann analog zu metallischen Leitern oft mit der Matthiesen-Regel beschrieben werden (siehe z. B. [59]). Der effektive Widerstand ist gegeben durch ρ(T ) = ρ0 + ρph (T ), (2.4) wobei ρph (T ) durch Wechselwirkung der Leitungselektronen mit thermischen Phononen verursacht wird und mit der Temperatur zunimmt; ρ0 beruht auf der Streuung an statischen Fehlstellen und ist temperaturunabhängig. Charakteristisches Merkmal für das metallische Verhalten ist die positive Steigung dρ/dT > 0 im Widerstands-TemperaturDiagramm. Der isolierende Zustand bei hohen Temperaturen ist in unterschiedlichen Modellen darstellbar, denen jeweils spezielle Mechanismen für den Ladungstransport zu Grunde liegen. Die einfachste Vorstellung eines elektrisch isolierenden oder halbleitenden Zustandes ist im konventionellen elektronischen Bandmodell mit einer (pseudo-)Bandlücke Eg zwischen Valenz- und Leitungsband verbunden. Eine messbare Leitfähigeit beruht auf thermischer Erzeugung von Elektron-Loch-Paaren, der Widerstand ist durch ein Arrhenius-Gesetz gegeben [26] Eg ρ(T ) = ρ∞ e kB T . 4 (2.5) Ein metallischer Zustand tritt im PCMO nur in hohen Magnetfeldern auf. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.6. Transportmechanismen 23 Die aus Anpassung des Modells an experimentelle Daten erhaltene Bandlücke für Manganate liegt typischerweise in der Größenordnung 0, 1 eV [60], ist also wesentlich kleiner als die Bandlücke zwischen den t2g - und eg -Elektronen. In magnetisch ungeordneten Systemen mit durch Elektron-Elektron-Kopplung bedingten lokalisierten elektronischen Zuständen nahe der Fermienergie (Hubbard-Modell) kommt es zu einem qualitativ neuen Verhalten des Ladungstransports. N. F. Mott führte das VRH-Modell ein [61, 26], dessen Name auf dem Phänomen des variable range hopping (VRH) beruht. VRH beschreibt Elektronensprünge von einem Platz i zu einem statistisch ausgewählten Platz j unter möglichst geringem Energieaufwand. Die Leitfähigkeit bzw. der Widerstand ist abhängig vom Boltzmann-Faktor e−W/(kB T ) mit der Transferenergie W sowie dem Überlapp der Wellenfunktionen und ist im dreidimensionalen Raum gegeben durch 1/4 ρ(T ) = ρ0 e(T0 /T ) , (2.6) wobei T0 durch die Zustandsdichte an der Fermikante und die räumliche Ausdehnung der lokalisierten Elektronenwellenfunktionen bestimmt ist [61]. Diese Vorstellung ist nicht inkompatibel mit der Bewegung kleiner Polaronen, da VRH von kleinen Polaronen auch ein Verhalten mit ln ρ ∝ T −1/4 zur Folge hat [60]. 2.6.1 Thermisch aktivierter Polaronen-Transport In dotierten Manganaten mit kleinem Toleranzfaktor ist die Bewegung des eg -Elektrons von einer Jahn-Teller-Verzerrung begleitet. Man kann Elektron und Verzerrung auch gekoppelt als sogenanntes Polaron betrachten. Ein solches Jahn-Teller-Polaron ist dann an ein Mn3+ gebunden und kann die Bewegung der Ladungsträger hemmen, da die lokale Gitterverzerrung sich mit dem Elektron durch den Kristall bewegen muss. Die Beweglichkeit der Polaronen hat nun einen wesentlichen Einfluss auf die elektrische Leitfähigkeit. Eine Vielzahl von theoretischen Ansätzen, die versuchen, das klassische Doppelaustausch-Modell zu ergänzen und zu korrigieren, beinhaltet eine starke Elektron-GitterKopplung mit einer resultierenden Formation von (Jahn-Teller-)Polaronen [6, 31, 26, 60]. In diesen Modellen ist die elektrische Leitfähigkeit im isolierenden HochtemperaturZustand durch einen Hopping-Mechanismus von kleinen Polaronen5 (auch Holstein-Polaronen) bestimmt, deren Beweglichkleit bei tiefen Temperaturen stark abimmt; dann es 5 Die Bezeichnung klein“ beschreibt hier Polaronen, deren Ausdehnung vergleichbar zur Größe der ” Einheitszelle ist. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 24 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten kann zu einem Übergang in ein bandartiges Verhalten kommen mit sehr kleiner Bandbreite. Dieser Übergang wird durch die Ballance zwischen Elektron-Gitter-Kopplung und Transferintegral der Elektronen kontrolliert. Jaime et al. [62] ziehen aufgrund magnetischer Messungen kleine Polaronen vor, die neben einer Gitterverzerrung auch magnetischen Charakter haben. Die thermisch- und stromgetriebene Polaronenebwegung ist ein maßgeblicher Leitfähigkeitsmechanismus in dotierten Manganaten mit ausgeprägtem Jahn-Teller-Effekt. Die gewöhnlich als adiabatisch6 angesehene thermisch aktivierte Polaronen-Bewegung (TAP) [63] führt für relativ hohe Temperaturen (T > 21 ΘD , ΘD : DebyeTemperatur) zu einem Widerstand der Form [6] WH ρ(T ) = αT e kB T = 2πkB T kWHT e B . ne2 a2 ω0 (2.7) Mit der Elementarladung e, der Sprungweite a der Polaronen und der Polaronendichte n, die als die Dichte der eg -Elektronen identifiziert werden kann. ω0 ist die Vibrationsfrequenz der beteiligten Atome und kann als eine Art Anklopffrequenz angesehen werden, die jedes Elektron zum Platzwechsel unternimmt [64]. Im adiabatischen Grenzfall kann das Elektron bzw. das Polaron mehrmals zwischen zwei Plätzen hin- und herwechseln bis es sich an einen Platz bindet. WH ist die Transfer-Energie (auch hopping-Energie) und entspricht gerade der Hälfte der Formationsenergie WP , d. h. dem Energiebetrag, der bei Bildung eines Polarons frei wird [64]; es gilt also 1 WH = WP . 2 (2.8) Im nicht-adiabatischen Fall modifiziert sich Gleichung (2.7) zu √ √ 2 π~ WH (kB T )3/2 kWHT ρ(T ) = e B ne2 a2 I 2 (2.9) mit der Transferintegral I = I0 e−δR zwischen zwei Plätzen im Abstand R. Wie bereits oben angedeutet, können die Gleichungen (2.7) und (2.9) den sich aus dem Polaronentransport ergebenden Widerstandsverlauf nur für Temperaturen oberhalb der halben DebyeTemperatur ΘD beschreiben [6]. kB ΘD entspricht dabei der quantisierten Energie ~ω der mit dem Polaron gekoppelten Phononenschwingung. Die Debye-Temperatur für PCMO [65] und Pr0.6 (Ca1−x Srx )0.4 MnO3 [66] wird mit 325 K bzw. 333 − 344 K angegeben, damit ist dieses theoretische Modell beim PCMO-System für etwa T > 160 K anwendbar. 6 Adiabatisch bedeutet in diesem Fall, dass die Gitterverzerrungen langsam sind verglichen mit den Hüpffrequenzen der Ladungsträger. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2.6. Transportmechanismen 25 Für tiefe Temperaturen kann sich, falls einige Gitterplätze für die Polaronen energetisch äquivalent sind, ein sehr schmales Band von lokalisierten Zuständen bilden [62]. Neben den erwähnten Jahn-Teller-Polaronen existieren in Manganaten weitere Polaronen: ein Mn4+ in einer Mn3+ -Matrix ist von einer gleichförmigen strukturellen Verzerrung der benachbarten Sauerstoffatome umgeben (dielektrisches Polaron). Der Doppelaustausch zwischen benachbarten Mn-Ionen resultiert in magnetischen Polaronen (SpinPolaronen, Zener-Polaronen) mit einer ferromagnetischen Ausrichtung der t2g -Spins [60]; Röder et al. [67] betrachten etwa das self-trapping magnetischer Polaronen bei der CurieTemperatur. Treten zwei Polaronen gekoppelt in dichtem Abstand zueinander auf, spricht man von einem Bipolaron. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 26 Diplomarbeit 2. Theoretische Grundlagen zu Manganaten Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 3 Experimentelle Techniken 3.1 Probenherstellung Bei den in dieser Arbeit untersuchten Proben handelt es sich um Dünnschichtproben, die mit dem Verfahren der gepulsten Laserdeposition hergestellt wurden. Für diese Herstellungstechnik werden sog. Targets in der Zusammensetzung des Schichtmaterials benötigt. Deren Herstellungsprozess und die Schichtdeposition sollen im Folgenden in Kürze beschrieben werden. Details sind in [57] zu finden. 3.1.1 Targetpräparation Das Grundmaterial der notwendigen Targets in der Zusammensetzung Pr0,68 Ca0,32 MnO3 und Pr0,5 Ca0,5 MnO3 wurden durch Einwaage der in Pulverform vorliegenden Ausgangsstoffe Pr6 O11 , CaCO3 und Mn2 O3 im entsprechenden stöchiometrischen Verhältnis der metallischen Komponenten gewonnen. Vor der Einwaage musste den Ausgangspulvern das gebundene Kristallwasser durch eine Wärmebehandlung entzogen werden. Das erhaltene Pulver wird fein gemahlen und anschließend in Luftatmosphäre bei 1050◦ C für zwölf Stunden erhitzt, um eine Festkörperreaktion zu induzieren; dieser Vorgang wird insgesamt dreimal durchlaufen. Zuletzt wird ein zylindrisches Target mit 25 mm Durchmesser gepresst und gesintert. Da bei dieser Kalzinierung CO2 austritt, ist das entstehende Target praktisch Kohlenstoff-frei. 27 28 3. Experimentelle Techniken + - V 3.1.2 on t PC akt M O I SrTiO3 b Go ldk Abbildung 3.1 Skizze zur Messgeometrie. Die im Abstand l auf den Film gesputterten ca. 100 nm dicken Goldkontakte werden mit Leitsilber und feinen Drähten kontaktiert. Diese führen über eine Lötstelle und einen Vakuumflansch zur Spannungsquelle und zu den Messgeräten, die von einem Computer ausgelesen werden. l Schichtwachstum Zur Herstellung der Filmproben wurde das Verfahren der gepulsten Laserdeposition (Pulsed Laser Deposition, PLD) in on-axis-Geometrie gewählt. Diese Technik eignet sich besonders für das Wachstum oxidischer Schichten mit komplexen Zusammensetzungen, da der Materialübertrag vom Target zum Substrat stöchiometrisch erfolgt. Die Wellenlänge des verwandten Lasers betrug λ = 248 nm, die Pulsdauer 30 ns bei einer Frequenz von 6 Hz. Die Energiedichte des Laserstrahls, dessen Fokus etwa 20 mm vor dem Target lag, betrug auf dem Target ca. 1, 5 − 1, 7 J/cm2 . Die Deposition der Schichten fand bei einer Substrattemperatur von etwa 750◦ C unter einem Sauerstoffpartialdruck von 0, 2 mbar statt. Anschließend wurde die hergestellte Probe in situ bei 900 mbar Sauerstoff ausgelagert und deren Temperatur innerhalb von 45 Minuten auf 300◦ C verringert. Diese Auslagerung gewährleistet den korrekten Sauerstoffgehalt in der Probe. Als Substrat für die hergestellten Filme diente einkristallines SrTiO3 in (100)-Orientierung mit den Abmessungen 10 × 5 × 1 mm3 . Die kubische Perowskitstruktur mit der Gitterkonstante a = 0, 3905 nm macht dieses Material zu einem adäquaten Substrat für viele perowskitische Verbindungen. Auf die hergestellten Filme wurden für die elektrischen Transportmessungen Goldkontakte aufgebracht. Die in der Skizze, Abb. 3.1, gezeigten Kontakte auf der Filmoberfläche dienen der Vorgabe eines konstanten Strom-Querschnitts und Kontaktabstandes, sodass die Umrechnung der Messdaten in einen spezifischen Widerstand möglich ist. Die GoldPads wurden durch Ionenstrahl-Sputtern auf der Probe deponiert, während die Zwischenbereiche mit einer Aluminium-Maske abgedeckt wurden. Diese Geometrie bietet sowohl die Möglichkeit für eine Vier-Punkt-Messung als auch drei Möglichkeiten für eine ZweiPunkt-Messung zur Widerstandsbestimmung. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 3.2. Charakterisierung der Proben 3.2 29 Charakterisierung der Proben Die Charakterisierung der hergestellten Proben erfolgte mit Standardmethoden, die im Folgenden hinsichtlich ihrer Messgeometrien und weiterer Besonderheiten kurz dargestellt werden sollen. Zur Schichtdickenmessung diente ein mechanisches Profilometer der Firma Feinprüf-Perthen mit der minimalen Höhenauflösung von ≈ 10 nm. Mit diesem konnte eine Stufe auf der Probe, die einen während des Herstellungsprozesses abgedeckten von einem beschichteten Bereich trennte, ausgemessen werden. Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen Schichtdicke und Anzahl der Laserpulse bei der Herstellung mittels PLD. Dabei zeigt die Schichtdicke von der Probenmitte zu den Ränder eine bis zu zehnprozentige Abnahme. Die mittlere Schichtdicke betrug bei den Proben in der Regel 330 nm. Die Strukturanalyse erfolgte mit einem Vier-Kreis-Röntgendiffraktometer X-Pert der Firma Philips in θ-2θ-Bragg-Brentano-Geometrie unter Verwendung einer Wellenlänge von λCo−Kα = 0, 17902 nm. Zur Bestimmung der kristallographischen Orientierung wurden konventionelle θ-2θ-Übersichtsmessungen in einem Winkelbereich 10◦ ≤ 2θ ≤ 95◦ aufgenommen, die auf den Volumenanteil sensitiv ist, bei dem die jeweiligen Orientierungen senkrecht zum Substrat stehen. Mit Rocking-Kurven konnte der Verkippwinkel dieser Orientierungen aus der Oberflächennormalen heraus bestimmt werden (out of plane-Textur). Als ein Maß für die dazu senkrechte Texturkomponente wurden sogenannte Phi-Scans in einem Texturgoniometer durchgeführt (in plane-Textur). 3.3 Widerstandsmessung Die systematische Charakterisierung der Proben durch die Messung der Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstandes als Funktion verschiedener Parameter stellt einen wesentlichen Teil der in dieser Arbeit präsentierten experimentellen Ergebnisse dar. Die Dünnfilm-Proben wurden in bereits beschriebener Arte und Weise kontaktiert und durch Lötstellen mit dem Messplatz elektrisch verbunden. Zur thermischen Ankopplung der Probe an den über einen Helium-Kompressionskühler gekühlten Probenhalter wurde ein spezielles Temperaturleitfett Apiezon N verwendet, das sich durch gute thermische Leitfähigkeit bei tiefen Temperaturen auszeichnet. Zur Einstellung einer festen Temperatur des Probenhalter dient eine regelbare resistive Heizung. Ein Temperatursensor der Art Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 30 3. Experimentelle Techniken Pt 1000 befand sich in unmittelbarer Nähe zur Probe auf dem Halter. Der Probenhalter inklusive Lötstellen befindet sich in einem Vakuumrezipienten. Die Temperaturänderungsrate während des Abkühl- bzw. Aufheizvorgangs betrug jeweils 3, 5 − 4 K/min. Die Messdaten, Temperatur T , Spannung U und Strom I wurden über einen PC ausgelesen. Zur Vorgabe eines konstanten Stroms sowie zur Messung von Strom und Spannung dienten dabei Geräte der Firma Keithley. Eine Spannungsquelle der Firma Heinzinger lieferte bei Bedarf konstante Werte bis 300 V. Alle Messungen wurden in Zwei-Punkt-Geometrie durchgeführt, da die Kontaktwiderstände gegenüber den großen Messwiderständen zu vernachlässigen sind. Ein Vergleich beider Messgeometrien liefert in der Tat keine Unterschiede für kleine Werte von Strom und Spannung. Für große Ströme zeigt sich lediglich eine kleine quanitative Abweichung. Die Bestimmung des Ohmschen Widerstandes R(T ) = UI erfolgt jeweils entweder bei Vorgabe einer konstanten Spannung oder eines konstanten Stromes. Da Modellvorstellungen existieren, nach denen der elektrische Widerstand in der Pr1−x Cax MnO3 -Schicht nicht konstant ist, sondern der Stromfluss vorwiegend durch besser leitende Bereiche stattfindet (siehe z. B. Abschnitt 2.5.1), dürfen die gemessenen Widerstände lediglich als Mittelung angesehen werden. Die im Folgenden angegebenen spezifischen Widerstände, Feldstärken und Stromdichten berücksichtigen dementsprechend nur die geometrische Anordnung der Goldkontakte bzw. die Filmdicke Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4 Experimentelle Ergebnisse 4.1 Strukturanalyse Wie schon im theoretischen Teil dieser Arbeit beschrieben, sind elektronische/magnetische und strukturelle Eigenschaften bei den Manganaten untrennbar miteinander verknüpft. Im folgenden Abschnitt soll daher die Mikrostruktur der hergestellten Filme anhand von Röntgenmessungen und hochauflösenden Transmissionselektronenmikroskop-Aufnahmen beleuchtet werden. Unter den oben angegebenen Herstellungsparametern wächst PCMO in einer 45◦ -Rotationsepitaxie in (001)-Orientierung (c-Achse senkrecht zum Substrat) [57] auf einem SrTiO3 -Substrat (Abb. 4.1, links) . Genauere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass ein nicht unerheblicher Volumenanteil der Schicht in einer (110)-Orientierung vorliegt. Dies zeigen sowohl detailierte Röntgenmessungen (Abb. 4.2) als auch HRTEMa c b (001) b a c Abbildung 4.1 Mögliche PCMO-Wachstumsorientierungen auf einem STO-Substrat. Domänen solcher Orientierungen existieren nebeneinander und führen zu Zwillingsgrenzen. Insgesamt existieren sechs mögliche Zwillingsdomänen, von denen vier hier dargestellt sind. (110) a a c STO Aufnahmen (High Resolution Transmission Electron Microscopy) (Abb. 4.4). So zeigen Röntgen-Messungen statt eines eindeutigen (004)-Reflexes1 abhängig von der Schichtdicke einen verschobenen oder einen doppelten Reflex (Abb. 4.2). Aus den Gitterparametern 1 Der (001)- sowie der (110)-Reflex treten aufgrund der Auswahlregeln nicht auf. 31 32 4. Experimentelle Ergebnisse Tabelle 4.1 Angabe der Gitterparameter von SrTiO3 und PCMO in den untersuchten Zusammensetzungen. Werte in nm. Beim (001)-Wachstum von PCMO liegt die pseudo-quadratische ab-Grundfläche um 45◦ verdreht zur STO-Einheitszelle, Abb. 4.1 (Misfit 1,5%). Beim (110)-Wachstum liegen die c-Achse (≈ 0, 767 nm) und die ab-Diagonale (≈ 0, 769 nm) jeweils entlang von zwei STO-Einheitszellen (2aST O = 0, 781 nm) mit einem Misfit von 1, 6 bis 1, 8%. Verbindung Quelle Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Westhäuser [57] Pr0,7 Ca0,3 MnO3 Jirak et al. [37] Pr0,5 Ca0,5 MnO3 Jirak et al. [37] SrTiO3 a b 0, 543(2) 0, 5426(2) 0, 5359(2) 0, 545(3) 0, 5478(3) 0, 5403(3) √ c/ 2 0, 542(2) 0, 5430(3) 0, 5382(3) √ 0, 3905 = 0, 5523/ 2 Herstellerangaben [68] in Tabelle 4.1 berechnen sich die Reflexlagen (exemplarisch für Pr0,7 Ca0,3 MnO3 anhand der Daten von Jirak et al.) zu 2θ(220) = 55, 34◦ , 2θ(002) = 55, 58◦ und 2θST O(002) = 54, 50◦ . Diese berechneten Werte sind als Hilfslinien in Abb. 4.2 eingezeichnet. Man erkennt, dass sich die Position des (220)- und des (004)-Reflexes nur sehr gering unterscheidet. Bei der dünnsten Schicht stellt man eine Abweichung vom (004)-Reflex zu höheren Winkeln fest, gleichbedeutend mit einer Stauchung der c-Achse (Querkontraktion), die als eine Zugspannung in der Filmebene interpretiert werden kann (vgl. Werte in Tabelle 4.1). Bei dickeren Schichten ist ein mehr oder weniger stark ausgebildeter Doppelreflex zu sehen, der auf ein Vorhandensein von (110)- und (001)-Anteilen hindeutet. Intensität [w. E.] Abbildung 4.2 Vergleich der normierten und auf den STO(002)-Reflex geeichten Röntgenintensitäten für Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Proben verschiedener Schichtdicke. (220) STO (002) 1 0 5 4 5 5 (004) 2θ [°] 660nm 330nm 100nm 5 6 5 7 Diese zwei Wachstumsrichtungen lassen sich in planaren TEM-Aufnahmen nachweisen, wobei für (110)-orientierte Körner die c-Richtung in der Filmebene liegt. In Abb. 4.4(c) und (d) sind Körner der jeweiligen Orientierungen markiert. Diese sind durch sog. Zwillingsgrenzen voneinander separiert. Insgesamt treten sechs mögliche Zwillingsdomänen Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.1. Strukturanalyse 33 auf: die vier in Abb. 4.1 skizzierten und zusätzlich noch zwei, bei denen in der (110)Orientierung a- und b-Achse vertauscht sind. Die (110)-(001)-Zwillingsbildung konnte bereits anhand der näherungsweisen Übereinstimmung der Längen der ab-Diagonalen und der c-Achse verstanden werden. Die Verzwillingung der (001)-Struktur durch Vertauschen von a- und b-Achse wird durch die geringe orthorhombische Verzerrung in dieser Ebene möglich. (Zum Vergleich der Längen siehe Tabelle 4.1.) Eine mögliche Ursache der Zwillingsbildung kann die Reduktion mechanischer Spannungen sein, die aufgrund einer Fehlpassung an das Substrat entstehen. Nicht geklärt ist bisher, ob sich die Zwillingsdomänen bereits während der Deposition bei 750◦ C oder erst während des Abkühlvorgangs bilden. Durch eine nachträgliche Temperaturbehandlung der Proben kann deren Mikrostruktur beeinflusst werden, wie man in Abb. 4.3 anhand von Röntgen-Aufnahmen sehen kann. Die Reflexlagen verschieben sich mit den einzelnen Auslagerungsschritten nur geringfügig. Der (220)-Reflex verschwindet. Eine nur etwas verkürzte c-Achse deutet auf kleine Zugspannungen hin, die aus einer Anpassung der Schicht an das Substrat resultieren. Nach einer Gesamtauslagerungszeit von 40h unterscheidet sich die Intensitätsverteilung der Röntgenmessung deutlich von dem wie hergestellten Zustand. Neben der beschriebenen Relaxation findet Rekristallisation statt; während der Auslagerung wird weiterhin ein Ausheilen von einfachen Kristalldefekten erwartet, sodass man letztendlich einen Film höherer Qualität erhält. Die Einflüsse einer nachträglichen Temperaturbehandlung auf die elektrischen Transporteigenschaften werden in Abschnitt 4.2.2 untersucht. Für Messungen im Magnetfeld ist eine Auslagerung unbedingt notwendig, da sonst nicht der erwünschte CMR-Effekt auftritt. (220) (004) 0h 10h 20h 40h Intensität [w.E.] 1 0 5 4 5 5 2θ [°] 5 6 Abbildung 4.3 Vergleich der normierten und auf den STO(002)-Reflex geeichten Röntgenintensitäten für eine Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Probe nach verschiedenen Auslagerungsschritten. Die angegebenen Zeiten beziehen sich auf die Gesamtauslagerungszeit bei 900◦ C. Ein Einluss auf die Mikrostruktur ist deutlich zu erkennen: eine leicht verspannte (001)-Struktur setzt sich durch. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 34 4. Experimentelle Ergebnisse (a) 2b-Überstruktur (b) Ohne Überstruktur (c) Zwillingsgrenze (d) Zwillingsdomänen Abbildung 4.4 HRTEM-Aufnahmen an einer polykristallinen Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Sinterprobe, (a) und (b), sowie an einem epitaktischen 300 nm dünnen nachträglich ausgelagerten Film. Die 2b-Überstruktur in (a) bei Raumtemperatur, die sich aus geordneten Zener-Polaronen ergibt, kann nicht im elektrischen Feld, wohl aber durch Stromfluss zerstört werden. (c) und (d) zeigen koexistierende Zwillingsdomänen mit Zwillingsgrenzen; die Lage der Achsen der PCMO-Einheitszelle ist jeweils eingezeichnet. APB kennzeichnet eine Antiphasengrenze. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.2. Der Widerstand bei konstanter Stromstärke 4.2 35 Der Widerstand bei konstanter Stromstärke In diesem Abschnitt soll die Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstandes bei konstantem Strom untersucht werden. Eine Strombegrenzung ist für die Messungen des Widerstandes besonders geeignet, da der auftretende kolossale Elektrowiderstand (CER) dann nicht zu einem plötzlichen Anstieg der Jouleschen Wärme führt. Im folgenden werden charakteristische Merkmale der Widerstandsverläufe für Pr1−x Cax MnO3 -Proben verschiedener Ca-Dotierung xCa vorgestellt, sowie der Einfluss einer nachträglichen Temperaturbehandlung auf den Widerstand untersucht. 1 0 5 1 0 4 1 0 3 1 0 2 1 0 1 1 0 0 1 0 Proben mit xCa = 0, 32 1 0 0 ,0 1 m A 0 ,1 m A 1 m A 5 m A 1 0 m A S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 4.2.1 1 0 0 1 0 m 2 0 m 4 0 m 6 0 m A A A A -1 -1 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 2 5 0 3 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 4.5 Auftragung des spezifischen Widerstandes ρ als Funktion der Temperatur für einen Abkühl-Aufheiz-Zyklus. Während jeder Messung floss ein konstanter Strom durch die Probe. Eine Messstrom von 10 mA korrespondiert hier mit einer Stromdichte von ca. A 600 cm 2. In Abb. 4.5 ist die Widerstands-Temperatur-Charakteristik bei einer Variation der Stromstärke über nahezu vier Größenordnungen dargestellt. Die Abkühlkurve zeigt zwei A Grenzfälle. Für kleine Stromdichten (j 60 cm 2 ) ist der Widerstand stromunabhängig A und zeigt isolierendes Verhalten. Bei sehr großen Stromdichten (j ≥ 3600 cm 2 ) gibt es eine Diskontinuität bei Tc ≈ 175 K, wobei nach dem Sprung im Widerstand dieser wieder mit abnehmender Temperatur zunimmt. Der Übergangsbereich zwischen diesen Grenzfällen zeigt die Ausbildung der Diskontinuität mit steigender Stromdichte, die zunächst mit einem nahezu temperaturunabhängigen Widerstand beginnt und dann über einen Bereich Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 36 4. Experimentelle Ergebnisse der Widerstandsabsenkung durch einzelne kleine Diskontinuitäten2 in einem breiten Temperaturintervall zu dem eigentlichen CER führt. Auch schon oberhalb von Tc sind deutliche Widerstansabsenkungen zu beobachten. Während der maximale Widerstandshub für T > Tc ∆R = 2, 5 Ωcm beträgt, ist für T < Tc ∆R = 36000 Ωcm um viele Größenordnungen erhöht. Die Beobachtung der Hysterese in den Aufheizkurven mit Schließpunkt bei T > Tc lässt darauf schließen, dass auch der Bereich bei hohen Temperaturen bereits vom CER beeinflusst ist. Die Aufheizkurven weisen keine ausgeprägten Details auf, insbesondere verlaufen sie bei Tc glatt. In der halblogarithmischen Auftragung sind sie in großen Bereichen linear. Die von Abkühl- und Aufheizkurve durchlaufene Hysterese schließt sich bei einer nahezu stromunabhängigen Temperatur von 260(6) K. Die charakteristischen Temperaturen (Tc und Hysterese-Schließpunkt) hängen nur wenig von der Stromdichte ab. Weiterhin ist der Stromdichtebereich, in dem der Widerstand stromabhängig ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Widerstand bei Temperaturen oberhalb von Tc sukzessiv mit der Stromdichte abnimmt. 6 5 0 V /c m 1 5 0 1 0 0 1 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 2 2 1 0 3 1 0 1 1 0 2 1 0 0 1 0 1 1 0 0 1 0 0 ,0 1 m A 0 ,1 m A 1 m A 5 m A 6 0 m A -1 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] S p a n n u n g [V ] 1 0 5 m A 1 0 m A 4 0 m A 6 0 m A 1 0 2 S p a n n u n g [V ] 5 x 1 0 5 3 0 V /c m E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] 1 5 x 1 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 4.6 Auftragung der elektrischen Spannung bzw. des elektrischen Feldes als Funktion der Temperatu bei konstantem Strom. Zur besseren Übersicht werden nur die Abkühlkurven gezeigt. Für Ströme I ≥ 5 mA scheint ein einheitliches kritisches elektrisches Feld Ec ≈ 600 V/cm zu existieren (links). Wird dieses bei kleinen Strömen nicht bei der Temperatur Tc erreicht (rechts), kann der CER nicht induziert werden. Werte von Tc und Ec für weitere Ströme sind in Abb. 4.10 zusammengestellt. Es genügt hier jedoch nicht, nur den (spezifischen) Widerstand zu betrachten. Vielmehr ergeben sich neue interssante Details, wenn man, anders als in Abb. 4.5, für jede A Die Widerstandsabnahme bei mittleren Stromdichten von ca. 300 cm 2 für T < Tc deutet dabei also nicht auf metallisches Verhalten (dρ/dT > 0) hin, sondern muss als undefinierte, nicht exakt reproduzierbare Aneinanderreihung von kleinen Sprüngen verstanden werden. 2 Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.2. Der Widerstand bei konstanter Stromstärke 37 Messkurve konstanten Stroms I nicht mehr den berechneten spezifischen Widerstand, sondern die direkt gemessene Spannung gegen die Temperatur aufträgt, Abb. 4.6. Es zeigt sich, dass das Eintreten des CER nicht nur mit einer festen Temperatur Tc , sondern auch mit einer festen Größe der Spannung bzw. des elektrischen Feldes zwischen den Kontakten verbunden ist. Alle Kurven für höhere Ströme scheinen unabhängig von dessen genauem Wert und vom Anfangswiderstand bei Raumtemperatur auf ein festes elektrisches Feld A A Ec bei Tc hinzusteuern. Dieses Feld nimmt zwar langsam für 300 cm 2 ≤ j ≤ 3600 cm2 von 650 V/cm bis 530 V/cm ab, liegt jedoch für alle gezeigten Messungen in einem äußerst engen Intervall, was ein festes elektrisches Feld zum Induzieren des CER nahelegt. Dieser tritt also nur ein, falls bei der entsprechenden Temperatur Tc auch mindestens ein charakteristisches elektisches Feld anliegt. Wird dieses Feld Ec jedoch nicht bei der Temperatur Tc , sondern gar nicht oder erst bei tieferen Temperaturen erreicht, wie es bei Strömen I ≤ 1 mA der Fall ist, kann der CER nicht auftreten. 4.2.2 Proben mit xCa = 0, 5 Eine Probe der Zusammensetzung Pr0,5 Ca0,5 MnO3 mit der Schichtdicke 300 nm wurde entsprechend den soeben für die Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Probe dargestellten Messungen charakterisiert. Im Wesentlichen zeigt diese ein sehr ähnliches Verhalten, was den Widerstandsverlauf bei konstantem Strom betrifft (Abb. 4.7). Auch hier bildet sich, vom isolierenden 2 S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 1 0 1 1 0 0 1 0 -1 1 0 -2 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 2 5 0 S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 0 ,1 m A 1 m A 5 m A 1 0 m A 1 0 3 0 0 1 0 m 2 0 m 4 0 m 6 0 m 8 0 m 1 0 -1 1 0 -2 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 4.7 Auftragung des spezifischen Widerstandes als Funktion der Temperatur für einen Abkühl-Aufheiz-Zyklus. Während jeder Messung floss ein konstanter Strom durch die Probe. Es handelt sich um einen 300 nm dicken Film der Zusammensetzung A Pr0,5 Ca0,5 MnO3 . 10 mA entsprechen 600 cm 2 Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand A A A A A 3 0 0 4. Experimentelle Ergebnisse 1 0 1 0 m 2 0 m 6 0 m 8 0 m 5 0 A A A 2 S p a n n u n g [V ] 1 0 1 E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] S p a n n u n g [V ] 3 5 0 V /c m 3 0 0 V /c m 1 0 2 1 0 3 1 0 1 1 0 2 1 0 0 1 0 1 1 0 0 1 0 0 ,1 m A 1 m A 5 m A 1 0 m A -1 A 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] 38 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 4.8 Auftragung der elektrischen Spannung bzw. des elektrischen Feldes als Funktion der Temperatur bei konstantem Strom. Zur besseren Übersicht werden nur die Abkühlkurven gezeigt. Messung bei konstantem Strom für eine Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe. Für Ströme I ≥ 5 mA scheint analog zu Abb. 4.6 ein einheitliches kritisches elektrisches Feld zu existieren (links). Dieses ist im Vergleich zur Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Probe geringer und hat den Wert Ec ≈ 330 V/cm. Wird dieses bei kleinen Srömen nicht bei der Temperatur Tc erreicht (rechts), kann der CER nicht induziert werden. Werte von Tc und Ec für weitere Ströme sind in Abb. 4.10 zusammengestellt. Verhalten bei kleinen Strömen kommend, für größere Ströme eine Hysterese aus. Der CER tritt bei vergleichbaren Temperaturen ein und ist bei hohen Strömen besonders scharf. Der (spezifische) Widerstand ist insgesamt geringer und nimmt analog zu Abb. 4.5 zu hohen Strömen hin ab. Ein Vergleich der Übergangstemperaturen Tc ist in Abb. 4.10 zu finden. Der Schließpunkt der Hysterese weicht bei hohen Strömen mit 277 K deutlich von dem bei mittleren Strömen ab, wo dieser (258 ± 3) K beträgt. Die Abb. 4.6 entsprechende Auftragung der Spannung für die Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe ist in Abb. 4.8 dargestellt. Auch hier scheint ein charakteristisches elektrisches Feld Ec zu existieren, das mit 300 bis 350 V/cm jedoch deutlich geringer als für die Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Probe ist, wo ca. 600 V/cm gefunden wurde. Die Zusammenstellung der Ec ’s in Abb. 4.10 zeigt eine leicht abnehmende Tendenz für große Ströme. Um den in Abschnitt 4.1 beschriebenen Einfluss einer nachträglichen Temperaturbehandlung auf die Mikrostruktur auch hinsichtlich der Transporteigenschaften zu untersuchen, wurde die in Abb. 4.7 charakterisierte Probe in zwei Schritten zunächst 10h und dann weitere 20h bei 900◦ C unter Luftatmosphäre ausgelagert. Der Widerstand für verschiedene Stromdichten nach einer Auslagerungszeit von 30 h (Abb. 4.9) zeigt ein ähnliches Verhalten wie zuvor. Obwohl alle beschriebenen Details auch hier auftreten, sind doch Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.3. Merkmale der Messung bei konstanter Spannung S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 0 ,1 m 1 0 m 2 0 m 4 0 m 8 0 m 0 1 0 1 0 -1 1 0 -2 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 2 5 0 39 A (3 0 h ) A (3 0 h ) A (3 0 h ) A (3 0 h ) A (3 0 h ) 3 0 0 Abbildung 4.9 Auftragung des spezifischen Widerstandes als Funktion der Temperatur für einen AbkühlAufheiz-Zyklus bei konstantem Strom. Es handelt sich um einen 300 nm dicken Film der Zusammensetzung Pr0,5 Ca0,5 MnO3 . Die Probe wurde 30 h bei 900◦ C ausgelagert. deutliche Unterscheide zu erkennen (siehe vergleichende Auftragung der Auslagerungsserie in Abb. A.1 im Anhang). Oberhalb von Tc kann der Widerstand durch Auslagerung sukkzessiv reduziert werden, unterhalb von Tc beobachtet man insbesondere für mittlere Stromdichten einen erhöhten Verlauf. Eine ähnlich systematische Variation des Widerstandsverlaufs mit der der Auslagerung wie für hohe Temperaturen ergibt sich für T < Tc nicht. Der Tieftemperaturwiderstand bei 50 K nähert sich mit steigender Stromdichte dem Wert für die nicht ausgelagerte Probe an. Die charakteristischen Temperaturen sind zu etwas kleineren Werten verschoben. 4.3 Merkmale der Messung bei konstanter Spannung In den letzten Abschnitten wurden zahlreiche Widerstandsmessungen bei konstantem Strom präsentiert, die unter den experimentellen Ergebnissen einen großen Stellenwert haben und auch als Grundlage wesentlicher Teile der Diskussion dienen. Daher sollen hier noch einmal in Kürze die wesentlichen Charakteristika dieser Messungen aufgeführt werden, sodass dem Leser ein umfassendes Bild vermittelt werden kann. • Bei kleinen Strömen zeigt die Probe über den gesamtem Temperaturbereich isolierendes Verhalten. • Durch höhere Stromstärken wird der Widerstand für alle Temperaturen reduziert. • Die Steigung der Kurve wird mit dem Strom geringer. (Vergleiche Aktivierungsparameter TH in Abschnitt 5.1.) • Die Größe der relativen Widerstandsabnahme bei Tc steigt mit dem Strom. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 40 4. Experimentelle Ergebnisse E c : x=0,32 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 4.10 Zusammenfassende Auftragung der Übergangstemperaturen Tc und der entsprechenden elektrischen Felder Ec in Abhängigkeit des eingeprägten Stroms. Dargestellt sind die Ergebnisse für zwei Proben unterschiedlicher Zusammensetzung: Pr0,68 Ca0,32 MnO3 (x = 0, 32) und Pr0,5 Ca0,5 MnO3 (x = 0, 5). E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] 7 0 0 E c : x=0,5 6 0 0 5 0 0 4 0 0 3 0 0 1 8 0 T c : x=0,32 1 7 0 T c : x=0,5 1 6 0 0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 Stromstärke [mA] 6 0 7 0 8 0 • Der kolossale Elektrowiderstand wird durch Tc und Ec bestimmt. Diesen Sachverhalt verdeutlicht nochmals Abb. 4.10. Findet der CER statt, so ist die notwendige Feldstärke unabhängig vom Strom, hängt aber vom Ca-Gehalt der Proben ab. Demgegenüber ist die kritische Temperatur Tc für beide untersuchten Dotierungen annähernd gleich, ist aber bei kleinen Strömen von diesen leicht abhängig. Um den Hintergrund eines kritischen elektrischen Feldes zu verstehen, wird der Widerstand bei konstantem elektrischen Feld untersucht. Die wesentlichen Unterschiede zur Messmethode mit konstantem Strom sind zunächst technischer Art: da ein hoher Strom, der im Fall des CER durch die plötzliche Verringerung der Widerstandes entsteht, die Probe schnell zerstören kann, muss bei den Messungen mit konstantem elektrischem Feld mit einem Strombegrenzer gearbeitet werden. Desweiteren können höhere Spannungen oft erst im Laufe des Abkühlvorgangs angelegt werden, da sie bei Raumtemperatur zu hohe Ströme nach sich zögen, sodass die Messung zunächst mit einer geringeren Spannung begonnen werden muss. Die Abbildungen 4.11 und 4.12 zeigen nun die Messungen bei konstanter Spannung zu den beiden Dotierungen. Dabei handelt es sich um dieselben Proben, die für die Messungen mit konstantem Strom in Abschnitt 4.2 verwandt wurden. Aus den genannten Gründen kann der Widerstand zwar nicht über den gesamten Temperaturbereich bei den entsprechenden Spannungen gemessen werden, es zeigen sich hier aber zwei zentrale Aspekte. Bei beiden Proben tritt in der Abkühlkurve der CER bei zu den KonstantstrommessunV ) und Temperaturen gen vegleichbaren elektrischen Feldern (10 V entsprechen hier 100 cm ein. Im Gegensatz zu den Strommessungen kann aber in der Aufheizkurve der CER bei deutlich niedrigeren Feldstärken induziert werden. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.4. Strom-Spannungs-Charakteristik 41 1 0 0 0 1 0 V 1 0 0 1 0 1 0 ,1 1 0 0 0 2 0 V S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 1 0 0 1 0 1 0 ,1 1 0 0 0 4 0 V 1 0 0 1 6 8 K 1 0 4 0 V 1 2 0 V 0 ,1 1 6 2 K 1 0 0 0 5 0 V 1 0 0 1 7 4 K 1 0 5 0 V 1 2 0 V 0 ,1 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 4.4 2 5 0 3 0 0 Abbildung 4.11 Aufragung der Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes im Fall konstanter elektrischer Spannung bzw. konstantem el. Feld während der Messung für eine Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Probe. Es handelt sich um dieselbe Probe, an der auch die Messungen in Abschnitt 4.2.1 durchgeführt wurden. Die Abkühlkurve ist schwarz, die Aufheizkurve rot gezeichnet. Die Spannungen 40 V und 50 V konnten aus Gründen der Strombegrenzung erst im Laufe des Abkühlvorgangs angelegt werden. 10 V entsprechen einem V elektrischen Feld von 100 cm . Bei tiefen Temperaturen liegen die Ströme jenseits der Messgrenze des verwandten Ampèremeters von 10 µA. Strom-Spannungs-Charakteristik Bisher wurde der temperaturabhängige Widerstandsverlauf für konstanten Strom und konstante Spannung untersucht. Um weitere Einzelheiten über das PCMO-System zu erfahren, soll in diesem Abschnitt der Zusammenhang zwischen Strom und Spannung analysiert werden. Dies führt zu Strom-Spannungs-Kennlinien, die zum weiteren Verständnis beitragen. In Abb. 4.13 sind die Strom-Spannungs-Kennlinien der bereits in den Abschnitten 4.2 und 4.3 charakterisierten Proben in doppelt-logarithmischer Auftragung dargestellt. Diese Art der Auftragung ermöglicht es, für einen algebraischen Zusammenhang zwischen Strom und Spannung U ∝ I x den kritischen Exponenten x einfach anhand der Steigung zu identifizieren. Dieser ist im Ohmschen Fall gleich Eins. Die erhaltenen Kennlinien stimmen gut mit direkt gemessenen Ergebnissen von Pr0,63 Ca0,37 MnO3 [69], Pr0,8 Ca0,2 MnO3 [70] und verwandten Manganaten [71] überein. Die Kennlinien in Abb. 4.13(a) zeigen für kleine Ströme bis 10 mA Ohmsches Verhal- Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 42 4. Experimentelle Ergebnisse 1 0 0 5 V 1 0 1 0 ,1 0 ,0 1 1 0 0 7 ,5 V 1 0 S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] Abbildung 4.12 Aufragung der Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes im Fall konstanter elektrischer Spannung bzw. konstantem el. Feld während der Messung für eine Pr0,5 Ca0,5 MnO3 Probe. Es handelt sich um dieselbe Probe, an der auch die Messungen in Abschnitt 4.2.2 durchgeführt wurden. Die Abkühlkurve ist schwarz, die Aufheizkurve rot gezeichnet. Die Spanungen 30 V und 33 V konnten aus Gründen der Strombegrenzung erst im Laufe des Abkühlvorgangs angelegt werden. 10 V entsprechen einem V elektrischen Feld von 100 cm . Bei tiefen Temperaturen. liegen die Ströme jenseits der Messgrenze des verwandten Ampèremeters von 10 µA. 1 0 ,1 0 ,0 1 1 0 0 3 0 V 1 7 6 ,5 K 1 0 3 0 V 1 0 ,1 5 V 1 4 5 K 0 ,0 1 1 0 0 3 3 V 1 0 1 7 4 K 1 3 3 V 2 0 V 1 0 V 0 ,1 5 V 0 ,0 1 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] ten – dies ist auch für Isolatoren nicht ungewöhnlich – mit einem kritischen Exponenten von x = 0, 97(2), der von 0, 99 für 300 K auf 0, 95 bei 188 K abnimmt. In Abb. 4.13(b) liegt dieser bei x ≈ 0, 85(2). Zu höheren Strömen weichen die Kennlinien von diesem Verhalten ab, ein kritischer Exponent lässt sich hier aber nicht angeben, da eine konstante Steigung nicht über ein größeres Intervall vorliegt. Für hohe Ströme und tiefe Temperaturen ergibt < 0. Man kann also bei der Untersuchung sich ein negativer differentieller Widerstand dU dI des Widerstandes von PCMO bei kleinen Strömen von einem ohmschen Leiter ausgehen, der jedoch bei zu hohen Strömen in einen stark nicht-linearen Bereich mündet. Für einem Isolator bei hohen elektrischen Feldern gilt der Zusammenhang U = R0 I 1/2 [72]. Auch hier würde ein durch R0 = UI definierter Widerstand mit dem Strom I absinken. Jedoch beobachtet man eine kontinuierliche Anderung des Exponenten von 1 bis zu negativen Werten für hohe Ströme. Das allgemeine U -I-Verhalten von Isolatoren mag bei Raumtemperatur noch keine Rolle spielen, aber die starke Änderung von x(I) zu tieferen Temperaturen deutet ebenso wie die Breite der Hysterese in Abb. 4.5 bis 270 K auf den Einfluss des CER hin. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 4.5. Zeitabhängige Messungen 300K 275K 250K 225K 200K 188K 300K 275K 250K 225K 200K 188K 1 0 2 0 1 8 0 6 0 4 0 S p a n n u n g [V ] 1 0 S p a n n u n g [V ] 43 1 3 0 8 0 2 5 1 5 0 ,1 2 0 0 ,1 5 0 ,1 1 1 0 Stromstärke [mA] 1 0 0 (a) Pr0,68 Ca0,32 MnO3 0 ,1 1 1 0 Stromstärke [mA] 1 0 0 (b) Pr0,5 Ca0,5 MnO3 Abbildung 4.13 Darstellung der Strom-Spannungs-Charakteristik für die bereits untersuchten Proben in doppelt-logarithmischer Auftragung. Die Wertetripel (I, U, T ) wurden aus den Messungen bei konstantem Strom, Abbildungen 4.6 und 4.8, extrahiert. Für hohe Ströme und Temperaturen in der Nähe der Übergangstemperatur Tc , d. h., genau unter den Vorraussetzungen, die für den CER-Effekt notwendig sind, beobachtet man deutliche Abweichungen vom Hochtemperatur-Verhalten. Für die Kennlinien bei 188 K beträgt der kritische Exponent bei den höchsten gemessenen Strömen x ≈ − 31 in Abb. 4.13(a) bzw. x ≈ − 14 in Abb. 4.13(b). Diese Werte sind stark fehlerbehaftet, es ist aber vorstellbar, dass sich für sehr hohe Ströme wieder ein kritischer Exponent angeben lässt, der einem Wert um x = − 12 annimmt, was auch von Biskup et al. [71] beobachtet wurde. 4.5 Zeitabhängige Messungen Ein bisher nicht berücksichtigter Effekt ist die Zeitabhängigkeit des Widerstandes. Um diese Relaxation zu bestimmen, wurde die Probe jeweils vom 300 K kommend strom- und feldlos auf eine feste Temperatur gekühlt. Nachdem diese Temperatur erreicht worden war, wurde eine konstante elektrische Spannung an die Probe angelegt und gleichzeitig die Datenaufnahme gestartet. Die Aufnahme der Daten erfolgte sekündlich. Trat nach einer gewissen Zeit der CER ein, wurde der Strom durch einen Strombegrenzer limitiert. In Abb. 4.14 ist die zeitliche Entwicklung des spezifischen Widerstandes für vier Temperaturen, 125 K, 175 K, 200 K und 275 K, dargestellt. Die vier Temperaturen sind so Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 44 4. Experimentelle Ergebnisse 2 1 0 1 2 5 K 3 0 V 3 5 V 4 0 V 4 5 V * 2 5 V * 0 1 0 -2 1 0 1 7 5 K 0 1 0 S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] Abbildung 4.14 Auftragung der zeitlichen Entwicklung des (spezifischen) Widerstandes bei Anliegen einer konstanten elektrischen Spannung für vier ausgewählte Temperaturen. Es handelt sich um dieselbe Probe (Pr0,68 Ca0,32 MnO3 ), an der auch die Messungen in den Abschnitten 4.2.1 und 4.3 durchgeführt wurden. Zwischen den Messungen bei einer festen Temperatur wurde die Spannung jeweils etwa 1 Minute abgeschaltet. Vor jeder Änderung der Temperatur wurde die Probe auf 300 K erwärmt. Die Zeitliche Auflösung betrug 1 Messpunkt pro Sekunde. Nähere Beschreibung s. Text. 5 0 V 6 0 V 6 2 ,5 6 5 V 2 2 ,5 2 3 ,8 -1 1 0 V * V * V * 1 2 0 0 K 2 0 V 4 0 V 5 0 V 4 0 V * 0 ,1 2 7 5 K 0 ,1 1 0 V 1 5 V 1 7 ,5 V 2 0 V 2 2 ,5 V 0 ,0 5 1 1 0 1 0 0 1 0 0 0 Z e it [s ] gewählt, dass man sich in Anlehnung an das Phasendiagramm (Abb. 2.6 für x = 0, 32) bei 275 K im paramagnetischen, bei 200 K im Ladungs-Orbital geordneten und bei 125 K im antiferromagnetischen Bereich befindet; die Temperatur 175 K liegt im Intervall, in dem nach Abschnitt 4.2.1 bzw. 4.3 der CER auftrat. Die für jede Temperatur gezeigten Messkurven wurden hintereinander und in der angegebenen Reihenfolge aufgenommen. Für kleine Spannungen bleibt der Widerstand während des gesamten Beobachtungszeitraums, der bis zu zehn Minuten beträgt, konstant. Kleine Änderungen sind hier eher auf die Probenerwärmung in diesem Dauerstromexperiment zurückzuführen. Bei einer hinreichend hohen Spannung U ∗ (T ) bzw. E ∗ (T ) trat aber im Zeitfenster der Messung der CER ein. Dieser kann relativ plötzlich eintreten (175 K) oder einem sich über Minuten ziehenden Widerstandsabfall nachfolgen (125 K). Die mit einem Stern gekennzeichneten Messungen erfolgten jeweils, nachdem die Probe bei der jeweiligen Temperatur einmal in den niederohmigen Zustand geschaltet hatte und die angelegte Spannung im Anschluss wieder für einige Minuten auf 0 reduziert wurde. Auch hier lassen sich je nach Temperatur Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 2 0 0 E *(T ) 2 0 0 0 1 8 0 E 1 8 0 0 m in p a r t ie lle r F it p r o p o r t io n a l 1 / T 1 6 0 S p a n n u n g [V ] 45 1 6 0 0 1 4 0 1 4 0 0 1 2 0 1 2 0 0 1 0 0 1 0 0 0 8 0 8 0 0 6 0 6 0 0 4 0 4 0 0 2 0 2 0 0 0 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 2 5 0 E le k tr is c h e s F e ld [V /c m ] 4.5. Zeitabhängige Messungen Abbildung 4.15 Übersicht der elektrischen Schaltfelder in den zeitabhängigen Messungen. E ∗ (T ) ist das temperaturabhängige Feld, das nötig ist, um in der Probe (Pr0,68 Ca0,32 MnO3 ) bei einer festen Temperatur den CER zu induzieren. Emin ist das nahezu temperaturunabhängige minimale Feld, das ausreicht, um die Probe, nachdem sie durch ein höheres Feld initialisiert wurde, erneut zu schalten. signifikante Unterscheide erkennen. Während bei den tiefen Temperaturen nach einmaligem Schalten für nachfolgende Schaltvorgänge schon eine geringere nahazu temperaturunabhängige Spannung Umin bzw. Emin genügt, um den Widerstand erneut herabzusetzen, ist dies für T ≥ 200 K nicht der Fall. Für T ≥ 275 K konnte der CER nicht induziert werden. Die dazu notwendigen Spannungen würden eventuell die Probe zerstören. Abb. 4.15 zeigt eine Zusammenstellung der charakteristischen elektrischen Felder (E ∗ (T ) und Emin ) der zeitabhängigen Messungen für alle untersuchten Temperaturen. E ∗ (T ) steigt für sinkende Temperaturen zunächst an, zeigt dann für Temperaturen im Bereich der Übergangstemperatur Tc abnehmendes Verhalten und wird für ≈ 150 K minimal. E ∗ (115 K) liegt schließlich auf einer monotonen Verbindungskurve mit den Werten bei hohen Temperaturen. Das im Temperaturintervall 125 K ≤ T ≤ 185 K auftretende minimale Schaltfeld Emin liegt nahezu temparaturunabhängig auf einem Niveau von 240(10) V/cm. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 46 Diplomarbeit 4. Experimentelle Ergebnisse Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5 Diskussion 5.1 Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase Die in Kapitel 4 gezeigten Messungen zur Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes haben gezeigt, dass bei hinreichend kleinen Strömen bzw. Spannungen die ρ(T )-Kurven zumindest qualitativ das Verhalten eines thermisch aktvierten Ladungstransports zeigen, dass aber zu hohen Strömen und Spannungen Abweichungen auftreten, die zu einem kolossalen Elektrowiderstand (CER) führen. Im Folgenden soll zunächst die thermisch aktivierte Leitfähigkeit diskutiert werden, die in der Literatur kontrovers interpretiert wird. Verschiedene Autoren [57, 73] schließen aufgrund ihrer Messungen an Pr1−x Cax MnO3 -Filmen (x = 0, 32 und x = 0, 5) auf das Modell thermisch aktivierten Polaronentransports (TAP), ebenso wie die Autoren in [74, 75] anhand von Messungen an La0.67 Ca0.33 MnO3 -Filmen. In [76] werden Indizien für magnetische Polaronen gefunden und eine gute Übereinstimmung mit dem einfachen thermisch aktivierten Verhalten (Gleichung (2.5)). An anderer Stelle [77, 78] plädieren die Autoren für das Variable-RangeHopping-Modell (Gleichung (2.6)). Das TAP-Modell kann, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, die Transporteigenschaften in den hergestellten Pr1−x Cax MnO3 -Filmen mit x = 0, 32 und x = 0, 5 für bestimmte Temperaturbereiche gut beschreiben. Wesentlicher Unterschied zu gewöhnlichen Polaronen-Modellen, die deren Bewegung etwa in ionischen Kristallen betrachten (z. B. [64]), ist hier, dass die Polaronen im PCMO für tiefe Temperaturen nicht einfach aussterben, sondern quasi als ω=0-Phononen, d. h., als statische Gitterverzerrungen weiter existieren und sogar geordnete Strukturen bilden können. 47 48 5. Diskussion 4 0 0 3 0 0 2 0 0 Temperatur [K] 1 0 0 4 0 0 3 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 8 2 8 ln ρ ln ρ 8 4 0 T 0 ,2 4 -1 /4 0 [K ] -2 Pr0 0 ,3 2 -1 /4 ,6 8 Ca0 MnO3 , 0,01mA Abkühlkurve Lineare Regression ,3 2 Lineare Regression ln ρ/T = A + B / T Parameter Wert Fehler -----------------------------------------------------A -13,85857 0,00262 B 1701,67279 0,50417 -4 -8 l n ρ/ T l n ρ/ T 0 0 1 0 0 0 ,2 4 -4 T -1 /4 [K ] -1 /4 Pr0 0 ,3 2 ,6 8 Ca0 MnO3 , 10V Abkühlkurve Lineare Regression ,3 2 Lineare Regression ln ρ/T = A + B / T: Parameter Wert Fehler --------------------------------------------------------A -14,1666 6,7504E-4 B 1751,50494 0,1439 -6 -8 -1 0 4 6 8 1000/T [1/K] 1 0 1 2 (a) ρ(T )-Messung mit I = 0, 01 mA 4 6 1000/T [1/K] 8 1 0 (b) ρ(T )-Messung mit U = 10 V Abbildung 5.1 Auftragung von ln ρ(T )/T gegen 1/T zur Verdeutlichung charakteristischer Abhängigkeiten des spezifischen Widerstandes ρ von der Temperatur T für ausgewählte Messungen bei konstantem Strom (0, 01 mA aus Abb. 4.5) und konstanter Spannung (10 V aus Abb. 4.11) für einen Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Film. In der gewählten Darstellung zeigt sich durch den linearen Zusammenhang jeweils für etwa T > 130 K eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Modell thermisch aktivierter Polaronenbewegung, das in Abschnitt 2.6.1 Gleichung (2.7) vorgestellt wurde. Das Inlay oben links zeigt jeweils, dass eine Beschreibung der Messergebnisse im VRH-Modell (Gleichung (2.6) in Abschnitt 2.6) nicht möglich ist, da deutliche Abweichungen von den Orientierungs-Geraden ln ρ ∝ T −1/4 auftreten. In diesen statisch verankerten Polaronen sind die eg -Elektronen durch Selftrapping gefangen und neue Mechanismen bestimmen die elektrische Leitfähigkeit. Exemplarisch werden im folgendem drei Messungen für die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes ρ(T ) diskutiert: jeweils eine Messung bei konstantem Strom (0, 01 mA aus Abb. 4.5) und konstanter Spannung (10 V aus Abb. 4.11) mit kleinem eingeprägten Wert, die über den gesamten untersuchten Temperaturbereich isolierendes Verhalten zeigen, sowie eine Messung bei sehr hoher Stromstärke (80 mA aus Abb. 4.7), die den CER-Effekt zeigt. In Abb. 5.1 sind zunächst die Messungen dargestellt, bei denen der Widerstand durch Strom und Spannung nur gering beeinflusst wurde. Die Abszissen und Ordinaten sind jeweils modellspezifisch gemäß dem TAP-Modell • ln Tρ ∝ 1 T bzw. die Insets für das VRH-Modell Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.1. Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase 49 Tabelle 5.1 Zusammenstellung der erhaltenen Fit-Parameter nach Gleichung (5.1) für verschiedene Ströme und eine konstante Spannung. α ist in der Einheit µΩcmK−1 angegeben, TH in K. Der durchschnittliche Fehler liegt bei etwa 0, 5 K für TH und etwa 0, 002 µΩcmK−1 für α. Die Zeitangaben (10 h, 30 h) beziehen sich auf die Gesamtauslagerungszeit bei 900◦ C. Die Auslagerungsserie wurde an ein und derselben Probe gemessen. In Klammern gesetzte Werte weichen aus unbekannten Gründen deutlich von den anderen ab. Pr0,68 Ca0,32 MnO3 α TH 0,01 0,1 1 10 20 40 60 80 mA mA mA mA mA mA mA mA 0,958 1,037 1,365 1,782 3,411 4,296 1669,5 1577,5 1477,9 1232,0 1105,2 10 V 0,704 1751,5 • ln ρ ∝ Pr0,5 Ca0,5 MnO3 α TH 0h 10 h 30 h 0h 10 h 30 h (3,386) (0,702) 0,184 0,212 0,415 0,786 1,281 (0,025) 0,019 0,024 0,034 0,083 0,197 0,347 0,012 0,014 0,015 0,023 0,054 0,125 0,245 (1283,9) (1513,2) 1716,1 1648,4 1430,8 1225,8 1063,6 (2066,0) 2130,7 2069,0 1979,0 1732,7 1490,0 1320,6 2170 2165 2143 2032 1801 1570 1357 1701,6 1 1/4 T gewählt. Abb. 5.1 zeigt für die Fälle geringen Stroms (a) und geringer Spannung (b) eine gute Übereinstimmung mit dem TAP-Modell für Temperaturen oberhalb von etwa 130 K, während das Widerstandsverhalten ρ(T ) durch das VRH-Modell nicht beschrieben werden kann. Aus der linearen Regression ergeben sich die charakteristischen Parameter α und TH des TAP-Modells WH ρ(T > 130 K) = α · T · e kB T = α · T · e TH T , (5.1) die in Tabelle 5.1 zusammengefasst sind. Diese Zusammenstellung verdeutlicht, dass das TAP-Modell nur eingeschränkt angewendet werden kann. Die charakeristischen Parameter hängen systematisch von der Stromstärke und den Auslagerungsbedingungen ab, wobei die Stromabhängigkeit bei sehr kleinen Stromdichten allerdings nicht besonders stark ist. Zudem ist eine weitere Einschränkung zu beachten: bei Messungen mit hoher Stromstärke kann das TAP-Modell den Widerstandsverlauf ρ(T ) nur in einem kleinen Temperaturintervall ausreichend genau beschreiben (Abb. 5.2). (Eine ausführliche Darstellung der Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 50 5. Diskussion 4 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 Pr0 , 5 Ca0 , 5 MnO3 , 80mA 1 0 0 Abkühlkurve Lineare Regression 1 Aufheizkurve Lineare Regression 2 -8 ,0 -8 ,5 l n ρ/ T Abbildung 5.2 Entsprechende Auftragung nach Abb. 5.1 für eine Messung bei hoher konstanter Stromstärke I = 80 mA an einer Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe. Das Modell der thermisch aktivierten Polaronenbewegung (TAP) ist hier nur in einem kleinem Bereich der Abkühlkurve für etwa T > 215 K adäquat. Weitere in Abschnitt 2.6 vorgestellte Modelle zeigen ebenfalls keine bessere Übereinstimmung mit der Messung. Die Aufheizkurve beinhaltet ebenfalls einen Bereich, der im TAP-Modell beschrieben werden kann. 3 0 0 -9 ,0 -9 ,5 Lineare Regression ln ρ/T = A + B / T: --------------------------------------------------A1 = -13,57(1) A2 = -10,537(1) B1 -1 0 ,0 4 1063,6(3)K = 6 1000/T [1/K] B2 8 = 210,1(2)K 1 0 Modellanpassung an Messungen mit verschiedenen Strömen befindet sich in den Abbildungen A.3 und A.4 im Anhang.) Um den Gültigkeitsbereich des TAP-Modells systematisch zu erfassen, wurden alle Messungen bei konstantem Strom für beide untersuchten Zusammensetzungen hinsichtlich einer Anpassung des Modells mit dem Parametern α und TH untersucht. Dazu sind in Abb. 5.3(a) die Standardabweichungen zwischen der Anpassung und den experimentellen Daten in Abhängigkeit von der Temperatur aufgetragen. Es existiert also ein relativ scharf definiertes Temperaturintervall, in dem die Anpassung innerhalb eines Fehlers von ca. 2% mit den Daten übereinstimmt. Die Breite dieses Intervalls hängt aber von der Zusammensetzung, nachträglichen Auslagerungen und der Stromstärke ab. Definiert man durch ein 5%-Kriterium eine obere und untere Grenztemperatur Tmax bzw. Tmin , so zeigt sich für die Probe mit xCa = 0, 5, dass beide Temperaturen mit der Stromstärke steigen, die Breite des Intervalls nimmt dabei zu (vgl. Abb. 5.3(b)). Für Proben mit xCa = 0, 3 ist die Tendenz ähnlich, allerdings liegt die obere Grenze oberhalb der Raumtemperatur, also außerhalb des Messbereiches. Bemerkenswerterweise hängen bei großen Strömen Breite und Lage des Intervalls nur schwach von der Stromstärke ab, während in diesem Strombereich die Anpassungsparameter stark stromabhängig sind. Einen Vergleich von TH und Tmax bzw. Tmin zeigt Abb. 5.3(b). In Abb. 5.2 ist ein weiteres wesentliches Detail zu erkennen: im Fall hoher Stromstärke existiert in der Aufheizkurve des Widerstandes ein Temperaturintervall, in dem analog zur Abkühlkurve eine Beschreibung im TAP-Modell nach Gleichung (5.1) möglich ist. Dieses Intervall erstreckt sich abhängig von Dotierung, Stromstärke und Auslagerung über eine Länge von bis zu 120 K und liegt im Temperaturbereich von 120 bis 250 K (s. Abbildungen A.2, A.3 und A.4 im Anhang). Die Größe dieses Intervalls wächst dabei analog mit steigender Stromstärke. Der Fitpaparameter α ist dabei größer, während TH Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.1. Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase 0 ,3 2 M n O 6 0 m 4 0 m 2 0 m 1 0 m 1 m A 0 ,0 1 3 5 % 0 % P r 0 ,5 C a 0 ,5 M n O A 1 2 0 3 8 0 m A 0 % 6 0 m A P r 0 ,5 C a 0 ,5 M n O 4 0 m A 3 (1 0 h ) 5 % 1 4 0 1 6 0 0 m A 1 8 0 TH , P0 , 5 C0 , 5 MO (30h) 1 6 0 A 5 % 1 0 % TH , P0 , 5 C0 , 5 MO (10h) 2 0 0 0 A 2 0 m A TH , Pr0 1 2 0 0 ,6 8 Ca0 ,3 2 MnO3 1 0 0 3 0 0 H S ta n d a r d a b w e ic h u n g 1 0 % TH , Pr0 , 5 Ca0 , 5 MnO3 A [m e V ] C a H 0 ,6 8 = k B T P r T e m p e ra tu r [K ] 1 0 % 51 P r 0 ,5 C a 0 ,5 M n O 1 m A 2 0 0 Tm 3 (3 0 h ) 5 % W 1 0 m A 0 % 1 0 % Tm 0 ,1 m A Tm 0 % in in , Pr0 Ca0 MnO3 , Pr0 , 5 Ca0 , 5 MnO3 a x ,6 8 ,3 2 , Pr0 , 5 Ca0 , 5 MnO3 1 0 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 T e m p e ra tu r [K ] (a) Standardabweichung 3 0 0 0 2 0 4 0 Stromstärke [mA] 6 0 8 0 (b) Charakteristische Temperaturen Abbildung 5.3 In (a) ist die Standardabweichung s der experimentellen ρ(T )-Kurven von den angefitteten theoretischen Verläufen für das TAP-Modell aufgetragen. Messungen bei konstantem Strom für beide untersuchten Dotierungen sind dargestellt. Für s < 5% wurde eine Übereinstimmung mit dem Modell angenommen. Die Temperaturen Tmin /Tmax , unterhalb/oberhalb derer s > 5% gilt, also das TAP-Modell die Messung nicht mehr beschreiben kann, sind in (b) zusammengestellt. Die Tmax -Werte für 60 und 80 mA durch Extrapolation gewonnen wurden. In (b) ist desweiteren die Entwicklung des FitParameters TH dargestellt, auf der rechten Achse in Einheiten der Energie. Die Angaben 10 h und 30 h beziehen sich auf die Gesamtauslagerungszeit der Proben bei 900◦ C. gegenüber dem Wert für die Abkühlkurven etwa um einem Faktor vier bis sechs reduziert ist. Die Werte sind in Tabelle 5.2 zusammengestellt. Entscheidende Fragestellungen sind aber nun, wie zum einen die Abweichungen der experimentellen Widerstandskurven vom Modell erklärt werden können, und wie zum anderen die stark unterschiedlichen TH -Werte für Abkühl- und Aufwärmkurve zustande kommen. Die Abweichungen vom Modell zu niedrigeren Widerständen ist schon in den ursprünglichen Überlegungen zum Polaronentransport von Holstein [6] enthalten. Diese treten selbstverständlich nahe der halben Debye-Temperatur auf, d. h. in der Nähe der Gültigkeitsgrenze des Modells (s. Abschnitt 2.6.1). Sie müssen aber im Wesentlichen als eine qualitative Änderung des zu Grunde liegenden Transportmechanismus’ verstanden werden. Der bei hohen Temperaturen dominierende Effekt des Hoppings von Polaronen wird von einem Bandtransport abgelöst. Die Breite dieses elektronischen Bandes ist sehr Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 52 5. Diskussion Tabelle 5.2 Zusammenstellung der erhaltenen Fit-Parameter nach Gleichung (5.1) für die Anpassung des TAP-Modells an die Aufheizkurve. α ist in der Einheit µΩcmK−1 angegeben, TH in K. Die Zeitangaben (10 h, 30 h) beziehen sich auf die Gesamtauslagerungszeit bei 900◦ C. Pr0,68 Ca0,32 MnO3 α TH 10 20 40 60 80 mA mA mA mA mA 110,3 140,5 172,2 394,4 278,9 156,9 Pr0,5 Ca0,5 MnO3 α TH 0h 10 h 30 h 0h 10 h 30 h 39,08 35,71 31,67 26,54 6,268 10,05 21,23 4,899 9,445 10,23 297,6 247,8 214,7 210,1 572,4 425,6 210,7 604,6 405,5 366,0 gering und beruht auf dem Überlappintegral der Elektronenwellenfunktionen der MnO-Mn-Bindung. Im PCMO ist dieses aufgrund der orthorhombischen Verzerrung und der resultierenden kleinen Mn-O-Mn-Bindungswinkel zwar gering, kann aber bei tiefen Temperaturen durchaus eine entscheidende Rolle übernehmen. Im Extremfall würde dies gar zu einem Widerstandsabfall zu tieferen Temperaturen führen, was im untersuchten Temperaturintervall jedoch nicht beobachtet wurde. Zudem lässt sich zumindest formal das TAP-Modell zu tieferen Temperaturen ausdehnen, wenn man die Nullpunktsenergie WH berücksichtigt. Diesem Ansatz folgend müsste der Boltzmannfaktor e kB T in Gleichung WH (5.1) durch e ~ω/2 ersetzt werden. Man erhielte einen konstanten Faktor und in der Auftragung ln Tρ gegen T1 wie in den Abbildungen 5.1 und 5.2 ergäbe sich das Bild, dass sich der Widerstand für tiefe Temperaturen asymptotisch einer Horizontalen annähert. Anhand der Messdaten lässt sich nur schwer entscheiden, welcher der beiden Ansätze vorzuziehen ist. Die Vorstellung, dass durch Ordnen bzw. Einfrieren der Polaronen der makroskopische Widerstand erhöht wird, verbunden mit einer Abweichung vom Modell zu höheren Widerständen ist daher nicht mehr haltbar. Vermutlich ist der Übergang zu einer geordneten Polaronenphase mit dem Auftreten neuer Transportmechanismen verbunden. Betrachtet man nochmals Abkühl- und Aufheizkurve des stark hysteretischen Widerstandsverlaufs, so kann man zusammenfassen, dass oberhalb einer spezifischen Temperatur, die wesentlich abhängig vom durch den Film fließenden Strom und der Dotierung ist, eine Beschreibung im Modell thermisch aktivierter Polaronenbewegung möglich ist. Diese Erkenntnis wird durch TEM-Aufnahmen gestützt: an einem Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Film im Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.1. Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase 53 stromlosen Zustand wurde die Ausbildung einer Polaronenordnung mit 2b-Überstruktur für Temperaturen T ≤ 162 K beobachtet, die zu einem isolierendem Gundzustand führt. Bei Erwärmung der Probe auf etwa 200 K verschwindet diese Überstruktur [19]. Man kann davon ausgehen, dass die zuvor in einer geordneten Struktur vorliegenden Polaronen, die nun durch einen thermischen Phasenübergang entordnen, zunächst individuell weiterexistieren und einen dominierenden Einfluss auf die elektrische Leitfähigkeit haben. Die Orbitalordnung, die mit der Polaronenordnung verknüpft ist, tritt nach den Phasendiagrammen in Abb. 2.6 in Kombination mit einer Ladungsordnung dotierungsabhängig unterhalb von etwa 220 bis 240 K ein. Diese Temperatur scheint für dünne Schichten deutlich reduziert zu sein, da das TAP-Modell den Widerstandsverlauf für kleine Ströme bis zu deutlich tieferen Temperaturen adäquat beschreiben kann. 5.1.1 Polaronen-Transferenergie und Sprungweite im TAP-Modell Wie aus der Beschreibung des Polaronen-Modells in Abschnitt 2.6.1, sowie aus Gleichung (5.1) klar wird, kann aus der experimentellen Bestimmung des Parameters TH die Transferenergie WH = kB TH bzw. nach Gleichung (2.8) die Formationsenergie WP der Polaronen bestimmt werden. Aus den erhaltenen TH -Werten in Tabelle 5.1 ergeben sich also die Transfer- und Formationsenergien in Tabelle 5.3. Die Transferenergie WH zeigt für alle Proben unabhängig von einer nachträglichen Temperaturbehandlung mit steigendem Strom eine abnehmende Tendenz. Die absolute Größe des Wertes steht jedoch in Zusammenhang mit dem Dotierungsgrad und der Auslagerungszeit, wobei die Reduktion der eg Elektronendichte (xCa = 0, 32 → xCa = 0, 5) als auch die Auslagerung mit einer Erhöhung der Energien verbunden ist. Die Auslagerung der Proben führt zu einer Spannungsrelaxation sowie zum Ausheilen von Kristalldefekten, wie in Abschnitt 4.1 beschrieben wurde. In einer stabilen geordneten Phase ist die Bewegung der Polaronen gehemmt, deren Transfer-Energie dementsprechend erhöht. Dies legt die Vermutung nahe, dass in einer ausgelagerten Probe, in der offensichtlich größere Domänen der dominierenden Orientierung vorliegen, sich eher eine ferngeordnete Orbital- bzw. Polaronen-Struktur ausbilden kann, in der eventuell auch Pinning-Effekte eine Rolle spielen. In den wie hergestellten Proben wird die Ausbildung großer geordneter Bereiche durch eine hohe Dichte an Zwillingsgrenzen und Defekten behindert, sodass sich bestenfalls eine Nahordnung einstellen kann, die insgesamt instabiler ist. Die Tendenz zur Ordnung ist also in den nicht ausgelagerten Filmen wesentlich geringer, was in TEM-Aufnahmen gezeigt wurde [19]. Dennoch Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 54 5. Diskussion Tabelle 5.3 Auflistung der Transfer- und Formationsenergien WH bzw. WP im Polaronenmodell, die sich aus dem Fitparameter TH ergeben. Alle Werte in meV. Die Zeitangaben (10 h, 30 h) beziehen sich auf die Gesamtauslagerungszeit der Proben bei 900◦ C. Pr0,68 Ca0,32 MnO3 WH WP 0,01 0,1 1 10 20 40 60 80 mA mA mA mA mA mA mA mA 147 144 136 127 106 95 Pr0,5 Ca0,5 MnO3 WH WP 0h 10 h 30 h 0h 10 h 30 h (111) (130) 148 142 123 106 92 (178) 183 178 171 149 128 114 187 187 184 175 155 132 117 (222) (260) 296 284 246 212 184 (356) 366 356 342 298 256 228 374 374 368 350 310 264 234 294 288 272 254 212 190 sind die Auswirkungen der Auslagerung auf den prinzipiellen Widerstandsverlauf ρ(T ) äußerst gering (Abb. A.1 im Anhang), sodass Pinning-Effekte keine dominierende Rolle übernehmen können. Dem Ausheilen der meisten Defekte während des ersten Auslagerungsschrittes folgen keine entscheidenden Änderungen mehr im zweiten Schritt. Die Polaronen-Formationsenergie WP entspricht dem Energiegewinn durch die Verzerrung des Gitters und wurde für ein Jahn-Teller-Polaron in Abschnitt 2.2 als EJT eingeführt. Einem Gewinn an elektronischer Energie, der der Hälfte der Aufspaltung der beiden eg -Orbitale entspricht, steht ein Aufwand an elastischer Verzerrungsenergie des Gitters gegenüber, diese Energie beträgt nach [64, 31] gerade die Hälfte des elektronischen Beitrags. WP ergibt sich gerade aus der Differenz von elektronischer und elastischer Energie. Die aus dem Fitparameter TH und Gleichung (2.8) erhaltenen Werte für WP liegen (bis auf wenige Ausnahmen) gerade im Intervall der in Abschnitt 2.2 angegebenen Energien von 250 meV [31] bis 500 meV [33]. Für den Fitparameter α aus Tabelle 5.1 gilt nach Gleichung (2.7) 2πkB α= 2 2 ne a ω0 r ⇒ a= 2πkB . ne2 αω0 (5.2) Es ist daher möglich, bei bekannter Ladungsträgerdichte n und Frequenz der beteiligten Gitterschwingung ω0 die Sprungweite a der Polaronen abzuschätzen und damit ein Maß Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.1. Mechanismen des elektrischen Transports in der isolierenden Phase 55 für die Polaronengröße zu erhalten. Für die Ladungsträger-/Polaronendichte ergibt sich obigen Überlegungen folgend n = 2, 2 · 1021 cm−3 . Da zunächst von einzelnen beweglichen Polaronen ausgegangen wird, entspricht deren Ladung der Elektronenladung e. Aus Messungen von Raman-Spektren an Pr0,65 Ca0,35 MnO3 [79] und LaMnO3 [80] kann man eine Frequenz der entsprechenden Jahn-Teller-Phononenmode (Ag in Raman-Notation bzw. Q2 ) für die Oktaeder-Verzerrung von ω0 ≈ 14 · 1012 s−1 ableiten. Die Sprungweite √ nm a∗ in Einheiten des mittleren Abstandes nächster Mn-Plätze in der ab-Ebene 0,538 2 ergibt sich schließlich zu etwa a∗ = 0, 56. Diese Angabe bezieht sich auf die 30 hausgelagerte Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe für einen Strom von 20 mA; größere Werte von α (s. Tabelle 5.1) für die nicht bzw. kürzer ausgelagerten Proben führen zu ungleich kleineren Sprungweiten. Physikalisch sinnvoll erscheinen aber nur Werte mit a∗ ≥ 1. Analog 0 S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 1 0 1 0 -1 1 0 -2 1 0 H o c h te m p e ra tu rm e s s u n g e x p ρm in s ta n d s m e s s u n g o d e ll ie r t e r V e r la u f e s s u n g = 4 , 1 m Ωc m -3 ρ0 = 3 , 9 7 m Ω c m T A P 1 0 W id e r T A P -M K o r r ig d e r M ρm -4 1 0 0 in = 0 , 1 3 m Ωc m 1 0 0 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung 5.4 Skizze zu den Überlegungen eines Restwiderstandes aufgrund statischer Defekte beim thermisch aktivierten Polaronentransport. Der Restwiderstand ρ0 ergibt sich aus der Differenz der jeweils minimalen Werte vom experimentellen Verlauf ρexp und angepasstem Modellverlauf ρT AP . zur Matthiesen-Regel bei Metallen kann man einen Ansatz machen, nach dem der experimentell gefundene Widerstandsverlauf ρexp aus dem polaronischen Beitrag ρT AP und einem von statischen Defekten verursachten, temperaturunabhängigen Restwiderstand ρ0 besteht: ρexp (T ) = ρ0 + ρT AP (T ). Durch eine Hochtemperaturmessung des Widerstandes konnte ein minimaler Wert ρexp min approximiert werden; zieht man von diesem den Wert T AP 1 ρmin = α TH e des Modells im Minimum bei TH ab, so erhält man ρ0 . Trägt man nun die Differenz ρexp (T )−ρ0 auf und passt erneut das TAP-Modell an, erhält man ein korrigiertes α und damit eine Sprungweite a∗ = 1, 23. Diese Abschätzung der Polaronen-Sprungweite in der Hochtemperaturphase liefert damit einen realistischen Wert, der die Relevanz des TAP-Modells für die untersuchten PCMO-Proben nachträglich unterstreicht. Ein Rückschluss auf die Größe der Polaronen ist insofern interessant, als in TEM-Untersuchungen an polykristallinen Sinterproben die Bewegung ganzer Polaronen-Cluster durch das Gitter beobachtet werden konnte [19]. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 56 5. Diskussion Dies trat für Raumtemperatur bei hohen Stromstärken auf. Die abgeschätzte Sprungweite a∗ = 1, 23 könnte in diesem Bild nun dahingehend interpretiert werden, dass sie eine Mittelung zwischen individueller (a∗ ≈ 1) und kooperativer (a∗ > 1) Polaronenbewegung darstellt. Die bisherige Betrachtung der Transferenergien und Sprungweiten beschränkte sich auf die Abkühlkurven der Messungen und führte zu realistischen Werten. Aus den Anpassungsparametern für die Aufheizkurven in Tabelle 5.2 ergeben sich stark reduzierte Transferenergien und exemplarisch für die 30 h ausgelagerte Probe bei 40 mA eine Sprungweite von a∗ ≈ 0, 04. Bei weiterer Annahme der Relevanz des TAP-Modells, würde einer Forderung von a∗ ≈ 1 eine Reduktion der Dichte beweglicher Polaronen n in Gleichung 1 entsprechen, sofern ω0 und e als konstant angesehen werden. (5.2) um den Faktor 600 Aufgrund dieser Überlegungen muss man folgern, dass die teils gute Anpassung des Modells an ein großes Intervall der Aufheizkurven (s. dazu Abbildungen A.2, A.3 und A.4 im Anhang) nicht zwangsläufig auf den dominierenden Einfluss der Polaronen auf den elektrischen Transport schließen lässt, sondern dass die Anwendbarkeit des Polaronenmodells hier angezweifelt werden muss. 5.2 Einfluss von Strom und Spannung Bisher wurden im Rahmen des TAP-Modells effektive stromabhängige Parameter TH (I) und α(I) betrachtet, die die starke Absenkung des Widerstandes für Temperaturen T > Tc beschreiben. Diese phänomenologische Erweiterung des TAP-Modells erfährt eine gewisse Rechtfertigung durch die Tatsache, dass sich der Gültigkeitsbereich der Anpassung (das Temperaturintervall) mit steigendem Strom kaum verändert (vergleiche Abb. 5.3, insbesondere für die ausgelagerte Probe). Die Stromabhängigkeit spiegelt dabei den Übergang von einer Phase mit beweglichen individuellen Polaronen in eine strukturell geordnete Phase mit einem dabei auftretenden Zwei-Phasengebiet wider, wobei man streng genommen noch unterscheiden sollte, ob die Entordnung infolge einer Temperaturerhöhung oder eines Stromflusses auftritt. Das Temperaturfenster der Hysterese in den Widerstandsmessungen entspricht dem experimentell beobachtbaren Temperaturbereich, in dem Phasenseparation zwischen der Zener-Polaronen geordneten Phase mit Ladungs- und Orbitalordnung und der ungeordneten Phase auftritt. Der sprunghafte CER-Effekt bei Tc kann im TAP-Modell nicht verstanden werden. Durch Wachstum der ungeordneten Bereiche im elektrischen Feld und gleichzeitig konkurrierender Ordnungsausbildung durch Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.2. Einfluss von Strom und Spannung 57 Temperaturabsenkung kann es zu einem perkolativen Übergang kommen [81]. Es soll nun untersucht werden, ob kritische Größen wie ein kritisches elektrisches Feld Ec oder ein kritischer Strom Ic bzw. eine Stromdichte jc angegeben werden können. TEM-Untersuchungen legen das Bild eines dynamischen Effektes nahe, d.h., ein Strom ist zum Induzieren des CER notwendig, sodass eventuell ein kritisches Paar“ [Ec , jc ] angegeben werden ” kann. Diese Größen könnten bei der Interpretation des CER sehr hilfreich sein, hierzu muss aber sichergestellt werden, dass bei den vorgestellten Ergebnissen eine Aufheizung der Proben durch Joulesche Wärme als Ursache der Effekte ausgeschlossen werden kann. 5.2.1 Joulesche Wärme Elektrische Transportmessungen an dünnen Schichten führen aufgrund der sehr geringen Schichtdicke und der damit verbundenen Einschränkung in einer Dimension zu sehr hohen Stromdichten. Hinzu kommt, dass eine Wärmeverteilung wie in einer Volumenprobe nicht möglich ist, lediglich über das Substrat kann Wärme abgeleitet werden. Die Rolle der Probenerwärmung wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Besonders kritisch betrachten Padhan et al. [73], Mercone et al. [82] und Sacanell et al. [83] dieses Problem. Letztere erklären die Widerstandserniedrigung in La5/8−y Pry Ca3/8 MnO3 -Filmen allein durch Joulesche Wärme und bezeichnen den beobachteten Effekt als Artefakt. Auch im Artikel von Mercone werden Nichtlinearitäten in Strom-Spannungs-Kennlinien einer polykristallinen Pr0,8 Ca0,2 MnO3 -Volumenprobe allein auf Joulesche Wärme zurückgeführt. Durch einen Vergleich von theoretischen Berechnungen mit experimentellen Daten sehen sie die Kombination aus schlechter thermischer Leitfähigkeit und stark nichtlinearem Verhalten in der Temperaturabhängigkeit des Widerstandes als Ursprung dieses Effektes. Von Padhan et al. wurden 80 nm dünne Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Filme bei 10 µA untersucht und der Einfluss von Joulescher Wärme durch Abschätzung der thermischen Leitfähigkeit von Schicht und Substrat bewertet. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass inbesondere bei hohen Strömen im mA-Bereich die wahren Effekte durch strombedingte Wärmeentwicklung überdeckt sein könnten. Biskup et al. [71] analysierten die Einflüsse durch einen Temperatursensor direkt auf der Oberfläche einer polykristallinen Ho5/8 Ca3/8 MnO3 -Probe, die nach Angabe der Autoren eine ähnlich geringe elektronische Bandbreite wie PCMO hat, allerdings für Temperaturen T < 350 K keine Ladungs- oder Orbital-Ordnung zeigt. In einer Messung bei Raumtemperatur bricht der Widerstand bei ausreichend hohen Spannungen nach einer gewissen Zeit ein, verbunden mit einem signifikaten Anstieg der Probentemperatur durch Joulesche Wärme. Letztendlich kommen die Autoren bei Be- Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 58 5. Diskussion trachtung weiterer Messungen, insbesondere der Widerstandsrelaxation auf sehr kurzen Zeitskalen, zu dem Fazit, dass auftretende Heizeffekte durch die inhärenten Nichtlinearitäten der Strom-Spannungs-Kennlinien (siehe z. B. auch Abb. 4.4) verursacht werden und nicht umgekehrt. Nichtsdestotrotz könnte zumindest prinzipiell die Widerstandsabsenkung in den vorgestellten Messungen auf eine Probenerwärmung zurückzuführen sein, U2 exda bei Experimenten mit konstanter Spannung die Joulesche Leistung gemäß P = R(T ) ponentiell von der Temperatur abhängt. Effekte, wie der Wiederanstieg des Widerstandes in Abb. 4.14(175 K, 22, 5 V) sind wahrscheinlich auf Probenerwärmung und -abkühlung zurückzuführen. Eine reine Deutung der Widerstandsänderung als Temperatureffekt scheint also eher ausgeschlossen. Der Widerstandseinbruch in den Relaxationsmessungen (Abb. 4.14) erfolgt in einem kleinen Zeitfenster, sodass eine Wärmeableitung über das Substrat vernachlässigt werden kann (adiabatischer Prozess). Somit ist die Aufheizung des Films hier ). Experimentelle Daten der speallein durch die spezifische Wärme bestimmt (∆T = ∆Q Cv zifischen Wärme Cv von Pr0,8 Ca0,2 MnO3 [84] ergeben ein Verhältnis der Werte bei hohen Cv (115 K) und tiefen Temperaturen von C ≈ 23 . Der für die Induzierung des CER notwendiv (220 K) ge Strom (vergleiche kritischer Strom Ic in Abschnitt 5.2.2) und die damit verbundene (115 K) Joulesche Leistung P (T ) nimmt zu tiefen Temperaturen ab; es gilt PP (220 ≈ 13 . Daraus K) folgt, dass die Erwärmung der Schicht bei tiefen Temperaturen etwa nur halb so groß ist wie die bei höheren Temperaturen. Auch wenn die reale Situation sicherlich komplexer ist, – die Aufheizung könnte z. B. lokal im Bereich von Gitterdefekten beginnen – ist es nach dieser Abschätzung eher unwahrscheinlich, dass Aufheizen den CER induziert. Der Widerstand nach dem CER ist vergleichbar mit dem bei Raumtemperatur. ∆T müsste bei tiefen Temperauren deutlich größer sein als bei hohen. Zudem liegt es nahe, dass, wenn der CER ein Heizeffekt ist, auch die Übergangstemperatur Tc durch das Heizen festgelegt sein muss. Dagegen sprechen zahlreiche Ergebnisse. Für verschiedene Messungen variiert Tc nur schwach, etwa für die Widerstandmessungen bei konstantem Strom und konstanter Spannung; so wird Tc bei geometrischer Variation der Proben (massive Änderungen von Strom bzw. Stromdichten) kaum verändert (siehe Abb. 5.6). Tc fällt weiterhin mit der orbitalen Ordnungstemperatur zusammen und ist viel kleiner als die charakteristische thermische Größe, die Debye-Temperatur (s. Abschnitt 2.6.1). Wie im folgenden Abschnitt zu sehen sein wird, ist auch im Verhalten des durch isotherme Messungen bestimmten kritischen Stroms ein Tc definiert, das einen Tieftemperaturbereich, in dem kleine Ströme einen CER auslösen, vom Hochtemperaturbereich, in dem hohe Ströme notwendig sind, trennt. Auch Messungen in PCMO-Bulk-Proben [57] zeigen ein fast identisches Verhalten Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.2. Einfluss von Strom und Spannung 59 wie die Film-Proben in Abschnitt 4.2 (Tc fast unverändert), sodass thermische Effekte sehr unwahrscheinlich sind. 5.2.2 Der CER als Ordnungs-Unordnungs-Übergang Der CER muss also als intrinsischer Effekt, der mit dem Ordnungsvorgängen im PCMO verbunden ist, interpretiert werden. Besonders sensitiv auf Einflüsse eines OrdnungsUnordnungs-Übergangs sind die in Abschnitt 4.5 präsentierten zeitabhängigen Widerstandsmessungen bei konstanter Temperatur. So wurde bereits bei der Vorstellung der Ergebnisse auf das prinzipiell unterschiedliche Verhalten bei verschiedenen Temperaturen eingegangen (z. B. Abb. 4.14). Besonders deutlich ändert sich dies im Temperaturintervall zwischen 200 und 175 K. Für T ≤ 175 K existiert im Gegensatz zu höheren Temperaturen eine Vorgeschichtenabhängigkeit. Wurde bei einer Temperatur T ≤ 175 K ein Widerstandseinbruch durch Anlegen eines konstanten elektrischen Feldes nach einer gewissen Zeit induziert (Initialisierung), so scheint die damit verbundene Entordnung des Systems, d. h. die Zerstörung einer sich beim Abkühlvorgang eingestellten Orbital- bzw. PolaronenFernordnung, quasi irreversibel zu sein. Praktisch bedeutet dies, dass nach einmaligen Schalten“ der Probe schon kleine elektrische Feldstärken zum CER führen. Dieses Ver” halten kann aber, wie bereits erwähnt, nur für tiefe Temperaturen beobachtet werden. Die Temperaturen müssen offensichtlich ausreichend gering sein, sodass sich in der Zeit (etwa 1 Minute) zwischen den einzelnen Messungen mit konstanter Feldstärke bei fester Temperatur die zuvor zerstörte Ordnung nicht erneut ausbilden kann. Da die Ausbildung einer Orbital- bzw. Polaronenordnung ein struktureller Effekt1 ist, kann ein solcher durch tiefe Temperaturen verlangsamt oder gar unterdrückt werden. Dem beschriebenen langsamen Effekt steht ein sehr schneller Vorgang zur Beginn der Messung gegenüber. Der Widerstand relaxiert innerhalb von 1 bis 2 s nach Anlegen der Spannung auf ein mittleres Niveau. Die beiden während der Messung auftretenden Zeitskalen haben vermutlich gänzlich unterschiedliche Ursachen. Dem strukturellen, orbital-dominierten Prozess geht ein schneller elektronischer, eventuell mit Spin-Ordnung verbundener Effekt voran. Das allgemeine Verhalten bei den zeitabhängigen Messungen deutet darauf hin, dass es sich bei dem induzierten Widerstandseinbruch, der mit dem Aufbrechen der Ordnung verbunden ist, um einen strominduzierten Effekt handelt. Dies wird durch Experimente im TEM gestützt, die gezeigt haben, dass ein statisches elektrisches Feld ohne resultierenden Strom in der Probe die Ordnung der Polaronen nicht zerstört [19]. Bei den hier disku1 vergleichbar mit einer martensitischen Umwandlung [85]. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 60 5. Diskussion /2 ] 3 0 0 [s ] 2 0 0 K r it . S tr o m b e i t1 /2 K r it . S tr o m b e i t1 /1 0 2 6 4 K r it. S tr o m d ic h te [k A /c m K r itis c h e r S tr o m [m A ] t1 1 0 0 5 0 0 1 2 0 1 6 0 2 0 0 T [K ] 2 2 4 0 0 0 2 0 0 e r s te s S c h a lt f e ld E * ( T ) m in im a le s S c h a lt f e ld E 2 m in 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1 2 0 1 4 0 1 6 0 1 8 0 2 0 0 2 2 0 2 4 0 E le k tr . F e ld [k V /c m ] 1 0 0 S p a n n u n g [V ] Abbildung 5.5 Auftragung des kritischen Stroms bei t1/2 und t1/10 für jeweils die erste Schaltspannung (Initialisierung) bei einer festen Temperatur; siehe dazu Abschnitt 4.5. t1/2 bzw. t1/10 ist die Zeit, nach der der Widerstand gerade noch die Hälfte bzw. ein Zehntel des anfänglichen Wertes beträgt. t1/2 zeigt keine systematische Abhängigkeit (s. Inset oben links). Unten ist erneut das Ergebnis für das kritische elektrische Feld dargestellt (vgl. Abb. 4.15 in Abschnitt 4.5). Der Vergleich mit dem Verlauf des elektrischen Feldes macht deutlich, dass der kritische Strom als charakteristische physikalische Größe vorzuziehen ist. 2 6 0 T e m p e ra tu r [K ] tierten Messungen liegt an der Probe zunächst ein konstantes elektrisches Feld über eine längere Zeit (mehrere Minuten) an, während der elektrische Widerstand nahezu konstant bleibt oder langsam absinkt, was mit einem Anstieg des Stromes einhergeht. Bei weiterhin konstanter Spannung entordnet der ansteigende Strom die geordneten Bereiche. Ein Maß für den schließlich zum Widerstandseinbruch führenden Strom, soll diejenige Stromstärke sein, für die sich der Widerstand zum Zeitpunkt des Anlegens der Spannung gerade halbiert hat. Dieser Strom soll als kritische Stromstärke bezeichnet werden und zeigt eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit (Abb. 5.5). Bei tiefen Temperaturen kann also schon eine geringe Stromstärke den CER initiieren. Eine wesentliche Änderung des kritischen Stroms findet gerade im Bereich der Übergangstemperatur Tc statt. Der kritische Strom sollte als eine intrinsische Größe, als Charakteristikum eines echten CER aufgefasst werden. Da Ic monoton von der Temperatur abhängt und Tc als charakteristische Temperatur der ρ(T )-Messungen enthält, erscheint diese Größe als ein besserer Ansatzpunkt zum Verständnis der CER-Effektes als die in Abschnitt 4.5 definierten kritischen elektrischen Felder, die zum Vergleich nochmal in Abb. 5.5 dargestellt sind. Dennoch ist die Interpretation von Ic äußerst schwierig. In dem dynamischen Prozess der Widerstandsänderung können neben den Volumenanteilen beider Phasen auch die Polaronen-Transferenergien explizit stromabhängig sein. Die lokalen Stromdichten und Felder hängen vom Gefüge des phasenseparierten Systems und den individuellen Eigenschaften der Phasen ab. Um zu überprüfen, ob die Angabe charakteristische Werte Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.2. Einfluss von Strom und Spannung 61 für Strom Ic oder Stromdichte2 jc und für Spannung Uc oder elektrisches Feld2 Ec in einem elektronisch phasenseparierten System wie PCMO eine physikalische Grundlage hat, wurde in drei Experimenten die Messgeometrie zwischen zwei Kontakten auf der Probe sytematisch modifiziert (Zu den Messgeometrien s. Abb. 5.6(a)). Das vom Strom durchsetzte und vom elektrischen Feld beeinflusste Schichtvolumen wurde sukzessiv in allen drei Dimensionen variiert: Jeweils drei Messungen zur Variation von Schichtdicke, Stegbreite und Kontaktabstand bilden zusammen eine vollständige Messreihe. Abb. 5.6(b) und (c) zeigen ein inverses Verhalten von Strom und Stromdichte: Die notwendige Spannung sinkt bei steigendem Strom (und konstanter Stromdichte) und sinkt ebenfalls bei abnehmender Stromdichte (und konstantem Strom). Zudem ist die zur Induzierung des CER notwendige Spannung Uc nahezu unabhängig vom Kontaktabstand, d. h., ein Ec ist für diese Messung gar nicht definiert. Insbesondere kann dieser in Abb. 5.6(d) gezeigte Effekt auch die Bestimmung von Kontaktwiderständen erheblich stören, da sich bei einem unmittelbaren Vergleich von Zwei- und Vier-Punkt-Messung zwangsläufig die Messgeometrie ändert. Somit sind die spezifischen, über die Probendimensionen gemittelten Größen des elektrischen Feldes E und der Stromdichte j also kaum aussagekräftig; man muss die E(j)-Charakteristik sowie die Volumenanteile der einzelnen Phasen kennen. Man könnte weiter vermuten, dass die kritische Stromdichte der geordneten Phase bzw. die kinetische Energie der Ladungsträger im elektrischen Feld mit der Ordnungsenergie der Orbitalordnung korrespondiert. Geht man allerdings bei einer Ca-Dotierung xCa im Mittel von 1 − xCa beweglichen eg -Elektronen pro PCMO-Einheitszelle aus, erhält man für typische Stromdichten eine dotierungsabhängige Ladungsträgerdichte3 von etwa und damit 2, 2 − 3 · 1021 cm−3 , hieraus die Elektronen-Driftgeschwindigkeit vD ≈ 5 cm s 1 2 −14 eV, die komplett vernachlässigbar ist. eine kinetische Energie E = n 2 me vD ≈ n · 10 n ist dabei die effektive Masse des Polarons in Einheiten der Elektronenmasse. Streng genommen ist die Ordnungsenergie im orbitalen System nicht bekannt. Man kann aber annehmen, dass in den stark korrelierten Elektronensystemen die Ordnungsenergien der unterschiedlichen Freiheitsgrade nicht sehr verschieden sind. Für die Entordnung einer LaV [54] theoretisch berechnet. Aus dungsordnung wurde eine kritische Feldstärke von 105 cm diesem Feld und der typischen Delokalisierungslänge eines Elektrons im Zener-Polarion ergibt sich näherungsweise ein Energiebeitrag von 2 meV. Dieser liegt in der Größenordnung der theoretisch berechneten Energiedifferenz zwischen ladungs-orbitalgeordnetem 2 Ec und jc sind hier auf die geometrischen Abmessungen der Probe bezogene Größen. Der berechnete Wert stimmt gut mit Angaben aus [86] überein. Die Ladungsträgerdichte wird hier mit der Polaronendichte identifiziert. 3 Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 62 5. Diskussion und ungeordnetem (ferromagnetischem) Zustand für PCMO [87]. Die charakteristische Energieskala sollte also im Bereich einiger meV liegen. Ein weiterer Punkt, der bei der Interpretation kritischer Größen beachtet werden muss, ist das experimentelle Ergebnis, dass zumindest vom Standpunkt des Ladungstransportes aus eine thermisch und eine stromentordnete Phase zu unterscheiden sind. Handelte es sich bei der stromentordneten Phase einfach um eine Fortsetzung der Hochtemperaturphase zu tiefen Temperaturen, so würde man ein TAP-Verhalten in Analogie zur Abkühlkurve für T > Tc erwarten. Zwar ist über einen breiten Temperaturbereich eine Beschreibung der Aufheizkurve im TAP-Modell möglich, jedoch unterscheiden sich die Anpassungsparameter stark von denen der Abkühlkurve. So muss man zumindest von einem stark modifizierten Polaronenmodell ausgehen, eventuell sogar einen gänzlich neuen Transportmechanismus in Betracht ziehen. Zudem zeigt die Aufheizkurve in ihrer moderaten Widerstandsänderung bis zum Schließpunkt der Hysterese keine Diskontinuitäten, die auf eine Perkolationsschwelle hindeuten. Der Widerstand ist hier also wohl im Wesentlichen durch die Eigenschaften der stromentordneten Phase bestimmt. Erst eine exakte Charakterisierung der einzelnen vorhandenen Phasen kann zum Verständnis der komplexen Effekte führen. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 5.2. Einfluss von Strom und Spannung 63 (a) Skizzen zur Variation von Schichtdicke, Stegbreite und Kontaktabstand S p a n n u n g [V ] 1 5 0 I = 2 0 m d = d = d = t 1 2 0 1 1 0 n m 3 3 0 n m 6 6 0 n m S p a n n u n g [V ] j = c o n s d = d = d = 2 0 0 1 0 0 5 0 0 A 1 1 0 n m 3 3 0 n m 6 6 0 n m 8 0 4 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 5 0 1 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] (b) Variation des Schichtdicke d: 110 nm, 330 nm und 660 nm I = 1 ,6 6 b = b = b = 3 0 0 0 ,5 m m 1 ,5 m m 5 ,0 m m 2 0 0 1 0 0 0 m A 0 ,5 m m 1 ,5 m m 5 ,0 m m 2 0 0 1 0 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 5 0 1 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] (c) Variation der Stegbreite b: 0, 5 mm, 1, 5 mm und 5 mm I= c o n s t, j= c o n s t a=230 µm a=480 µm a=730 µm 8 0 S p a n n u n g [V ] S p a n n u n g [V ] t S p a n n u n g [V ] j = c o n s b = b = b = 3 0 0 6 0 4 0 2 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 Temperatur [K] 2 5 0 3 0 0 (d) Variation des Kontaktabstandes a: 230 µm, 480 µm und 730 µm Abbildung 5.6 Messungen zur Variation der drei möglichen Freiheitsgrade Schichtdicke d, Stegbreite b und Kontaktabstand a. In jeder der drei Teilmessungen wurde eine der drei Größen variiert, während die beiden anderen konstant bleiben. Gezeigt sind jeweils Serien für konstante Stromdichte j und konstanten Strom I. Zum Verständnis der Messungen hat sich das Auftragen der Spannung U als sinnvoll erwiesen. Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 64 Diplomarbeit 5. Diskussion Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n 6 Zusammenfassung Der elektrische Widerstand dünner Schichten des Manganatsystems PrCaMnO stand im Mittelpunkt dieser Diplomarbeit. Die untersuchten Proben wurden mit gepulster Laserdeposition hergestellt und hinsichtlich ihrer elektrischen und strukturellen Eigenschaften charakterisiert. Hohe Stromstärken induzierten in den bei kleinen Strömen isolierenden Schichten im untersuchten Dotierungsbereich (xCa = 0, 32 und xCa = 0, 5) einen kolossalen Elektrowiderstand (CER); dabei muss man zwei Bereiche unterscheiden: Für Temperaturen T > Tc beobachtet man eine kontinuierliche Änderung des Widerstandes mit steigendem Strom, während für T ≤ Tc ein Sprung in den Widerstandskurven auftritt. Stromunabhängig zeigte sich für hohe Temperaturen ein thermisch aktiviertes Verhalten, das im Modell thermisch aktivierter Polaronen (TAP) beschrieben werden konnte. Aus diesem Modell ergaben sich eine Formationsenergie der Polaronen, die der Jahn-Teller-Energie entsprach, und eine Sprungweite, die näherungsweise mit dem kleinst möglichen Mn-Mn-Abstand zusammenfällt. Hier bewährte sich das Konzept effektiver stromabhängiger Parameter, auf dessen Grundlage die durch den Strom induzierte, mit dem CER verbundene Widerstandsabsenkung für Temperaturen T > Tc im TAP-Modell durch systematische Entwicklung der Parameter beschrieben werden konnte. Während der Abkühlung stellte sich in den Proben eine geordnete Polaronenstruktur ein, die nicht durch ein statisches elektrisches Feld, wohl aber von einem Strom in einem dynamischen Prozess entordnet wird. Das Temperaturfenster, in dem eine Beschreibung im TAP-Modell möglich ist, ist bei hohen Strömem nur schwach stromabhängig, sodass auch hier Polaronen den Ladungstransport für Temperaturen oberhalb der halben Debye-Temperatur dominieren. Während dieser Anteil des CER für T > Tc im Rahmen des TAP-Modells gut ver- 65 66 6. Zusammenfassung standen ist, tritt für T ≤ Tc und in der Aufheizkurve des Widerstandes ein neues Verhalten auf, welches auf weitergehende Mechanismen des elektrischen Transports hindeutet. Die ausgeprägte Hysterese kann mit einem Zwei-Phasengebiet erklärt werden, in dem ein Ordnungs-Unordnungs-Übergang stattfindet, wobei die in den Relaxationsmessungen auftretenden langen Zeitskalen einen solchen Übergang zwischen strukturell unterschiedlichen Phasen zusätzlich bestärken. Die Volumenanteile beider Phasen und eventuell relevate Aktivierungsenergien sind stromabhängig. Dieses Bild führt zu einem erweiterten Perkolationsmodell, dessen Verständnis die vollständige Charakterisierung der Phasen voraussetzt. Der Sprung im Widerstand trat bei den temperaturabhängigen Messungen bei der von Strom und Spannung unabhängigen Temperatur Tc auf. Die Beeinflussung der Effekte durch Joulesche Erwärmung konnte auf Grundlage der experimentellen Daten ausgeschlossen werden, sodass der CER als intrinsischer Effekt des PCMO-Systems angesehen werden muss. Es zeigte sich, dass zwar ein typisches dotierungsabhängiges kritisches Feld Ec beim sprunghaften CER auftritt, dass jedoch neben dem Einfluss dieses statischen elektrischen Feldes ein stromgetriebener dynamischer Prozess berücksichtigt werden muss. Bei den zeitabhängigen Messungen des Widerstandes stellten sich Tc und der kritische Strom Ic als wohldefinierte Größen heraus. In Schlüsselexperimenten zur Variation der Probengeometrie wurden die kritischen Größen Uc und Ec bzw. Ic und jc analysiert. Es ergab sich ein komplexes Verhalten, zu dessen Verständnis die Kenntnis der lokalen Eigenschaften des elektronisch phasenseparierten Systems notwendig ist. In der Hysterese der Widerstandskurven existiert ein weiterer Bereich mit TAP-ähnlichem Verhalten, der aber zumindest ein stark modifiziertes Polaronen-Modell erfordert und auf einen Unterscheid zwischen der thermisch und der stromentordneten Phase hinweist. Die Hysterese wird von Auslagerungen kaum beeinflusst (die Breite ist im Wesentlichen parameterunabhängig) und ist somit durch Trägheit der strukturellen Umwandlung und nicht durch Pinning-Effekte bestimmt. Die dynamische strominduzierte Entordnung einer geordneten Polaronenstruktur einhergehend mit dem CER unterscheidet sich grundlegend vom kolossalen Magnetowiderstand CMR im Magnetfeld. Insbesondere muss besser verstanden werden, wie bei der Ausbildung einer metall-ähnlichen Phase für PCMO im Magnetfeld, die nicht durch ein elektrisches Feld induziert werden kann, die durch thermisch aktivierte Polaronen auftretenden Effekte zugunsten metallischer Leitfähigkeit in den Hintergrund treten. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n Literaturverzeichnis [1] von Helmolt, R. ; Wecker, J. ; Holzapfel, B. ; Schultz, L. ; Samwer, K.: Giant negative magnetoresistance in perovskitelike La2/3 Ba1/3 MnOx ferromagnetic films. In: Phys. Rev. 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R11879–R11882 Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 74 Diplomarbeit Literaturverzeichnis Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n Abbildungsverzeichnis 1.1 Kopplungsdreieck für die Vier Freiheitsgrade: Spin, Orbital, Ladung und Gitter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.1 Ruddlesden-Popper-Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2 Schematische Darstellung der Kristallstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Elektronisches Niveau-Schema der 3d-Zustände 2.4 Struktur der fünf d-Orbitale und Einteilung in eg - und t2g -Niveaus. . . . . 11 2.5 Schematisches Phasendiagramm für Verbindungen der Art R1−x Ax MnO3 mit verschiedenen Bandbreiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.6 Elektronische Phasendiagramme für das Pr1−x Cax MnO3 -System. . . . . . . 13 2.7 Skizzierung verschiedener Ladungs-, Spin- und Orbitalordnungen . . . . . . 18 2.8 Spin-, Ladungs- und Orbitalordnung in der bi-stripe“-Konfiguration . . . 19 ” Spin-, Ladungs- und Orbitalordnung im Wigner-Kristall-Typ . . . . . . . . 19 2.9 . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.10 Schematische Darstellung der magnetischen Strukturen nach Wollan und Koehler [34]. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.11 Zwei-Widerstands-Modell nach Mayr et al. [56] für ein phasensepariertes System mit leitenden und isolierenden Domänen. . . . . . . . . . . . . . . 21 3.1 Skizze zur Messgeometrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4.1 Mögliche PCMO-Wachstumsorientierungen auf einem STO-Substrat. . . . 31 4.2 Einfluss verschiedener Schichtdicken auf die Reflexlagen im Röntgenspektrum 32 4.3 Einfluss der Auslagerung auf die Reflexlagen im Röntgenspektrum . . . . . 33 4.4 HRTEM-Aufnahmen an Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Proben . . . . . . . . . . . . . . 34 4.5 Spezifischer Widerstand bei konstantem Strom für eine Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Probe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.6 Auftragung der elektrischen Spannung zu Abb. 4.5. . . . . . . . . . . . . . 36 75 76 Abbildungsverzeichnis 4.7 Spezifischer Widerstand bei konstantem Strom für eine Pr0,5 Ca0,5 MnO3 Probe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.8 Auftragung der elektrischen Spannung zu Abb. 4.7. . . . . . . . . . . . . . 38 4.9 Spezifischer Widerstand bei konstantem Strom für eine 30 h-ausgelagerte Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.10 Zusammenfassende Auftragung der Übergangstemperaturen Tc und der entsprechenden elektrischen Felder Ec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 4.11 Spezifischer Widerstandes bei konstanter elektrischer Spannung für eine Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Probe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.12 Spezifischer Widerstandes bei konstanter elektrischer Spannung für eine Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.13 Darstellung der Strom-Spannungs-Charakteristik U (I) für die bereits untersuchten Proben in doppelt-logarithmischer Auftragung. . . . . . . . . . 43 4.14 Zeitliche Entwicklung des (spezifischen) Widerstandes bei Anliegen einer konstanten elektrischen Spannung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.15 Übersicht der elektrischen Schaltfelder in den zeitabhängigen Messungen. . 45 5.1 Auftragung von ln ρ(T )/T gegen 1/T zur Verdeutlichung charakteristischer Abhängigkeiten des spezifischen Widerstandes ρ von der Temperatur T . . . 48 5.2 Entsprechende Auftragung nach Abb. 5.1 für eine Messung bei hoher konstanter Stromstärke I = 80 mA an einer Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe. . . . . . . 50 5.3 Standardabweichung der experimentellen ρ(T )-Kurven von den angefitteten theoretischen Verläufen für das TAP-Modell . . . . . . . . . . . . . . . 51 5.4 Skizze zu den Überlegungen eines Restwiderstandes im TAP-Modell. . . . . 55 5.5 Auftragung des kritischen Stroms im Vergleich mit dem kritischen elektrischen Feld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 5.6 Messungen zur Variation der drei möglichen Freiheitsgrade Schichtdicke d, Stegbreite b und Kontaktabstand a. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 A.1 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom für verschiedene Auslagerungszeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II A.2 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der Pr0,68 Ca0,32 MnO3 Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells. . . . . . . . . . . . . . III A.3 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der Pr0,5 Ca0,5 MnO3 Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells. . . . . . . . . . . . . . IV A.4 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der 10h ausgelagerten Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells. . . . . Diplomarbeit Sebastian Schramm V U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n A Anhang Aktuelle Veröffentlichung Westhäuser, W. ; Schramm, S. ; Hoffmann, J. ; Jooss, Ch.: Comparative study of magnetic and electric field induced insulator-metal-transitions in P r1−x Cax M nO3 films. Akzeptiert von: The European Physical Journal B - Solid and Condensed State Physics (2006) Anmerkung Ein Teil der Ergebnisse dieser Diplomarbeit wurden auf der Frühjahrtagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im März 2006 in Dresden im Rahmen eines Posters präsentiert. Titel: Electric-field induced insulator-metal transition in thin films of P r1−x Cax M nO3 (x = 0.32 and x = 0.5). I II A. Anhang A.1 Vergleich von ausgelagerter und wie hergestell- S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] ter Probe 1 m A 1 m A (1 0 h ) 1 m A (3 0 h ) 1 0 1 0 ,1 0 ,0 1 0 ,6 1 0 m A 1 0 m A (1 0 h ) 1 0 m A (3 0 h ) 0 ,4 0 ,2 0 ,0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 0 ,1 5 2 0 m A 2 0 m A (1 0 h ) 2 0 m A (3 0 h ) 0 ,3 0 ,2 0 ,1 0 ,0 2 5 0 3 0 0 2 5 0 3 0 0 2 5 0 3 0 0 4 0 m A 4 0 m A (1 0 h ) 4 0 m A (3 0 h ) 0 ,1 0 0 ,0 5 0 ,0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 T e m p e ra tu r [K ] 0 ,0 8 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 0 ,0 6 6 0 m A 6 0 m A (1 0 h ) 6 0 m A (3 0 h ) S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] S p e z . W i d e r s t a n d [ Ωc m ] T e m p e ra tu r [K ] 0 ,0 4 0 ,0 0 8 0 m A 8 0 m A (1 0 h ) 8 0 m A (3 0 h ) 0 ,0 4 0 ,0 2 0 ,0 0 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 2 5 0 3 0 0 T e m p e ra tu r [K ] 5 0 1 0 0 1 5 0 2 0 0 T e m p e ra tu r [K ] Abbildung A.1 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom für ein und dieselbe Probe (Pr0,5 Ca0,5 MnO3 ) nach einer Gesamtauslagerungszeit von 10 bzw. 30h mit dem Verlauf A für die nicht ausgelagerte Probe. Wie zuvor entsprechen 10 mA ca. 600 cm 2 . Oberhalb von Tc sinkt der Widerstand sukzessiv mit der Auslagerungszeit. Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n A.2. Anpassung des TAP-Modells für Proben mit xCa = 0, 32 A.2 III Anpassung des TAP-Modells für Proben mit xCa = 0, 32 4 0 0 3 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 1 0 0 4 0 0 Abkühlkurve 1mA LR -2 -5 l n ρ/ T Lineare Regression Y = A + B * X: --------------------------------------------A = -13,779(1) B = 1669,5(2) -6 -8 4 4 0 0 6 1000/T [1/K] 3 0 0 Abkühlkurve 20mA Aufheizkurve LR1 LR2 B1 = 1477,9(7) 4 0 0 6 3 0 0 1000/T [1/K] 8 4 4 0 0 3 0 0 6 B2 = 394,4(4) 8 1000/T [1/K] 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 40mA Aufheizkurve LR1 LR2 Lineare Regression Y = A + B * X ---------------------------------------------A1 = -12,589(4) A2 = -8,6668(3) B1 = 1232(1) -8 ,5 4 6 1000/T [1/K] B2 = 156,86(7) 8 1 0 0 Abkühlkurve 60mA LR -7 ,0 l n ρ/ T -7 ,5 -8 ,0 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------------A = -12,358(2) B = 1105,2(7) -8 ,5 4 6 1000/T [1/K] 8 1 0 0 -7 ,5 -8 ,0 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 B1 = 1577,5(4) -7 ,0 B2 = 278,9(3) 1 0 0 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A1 = -13,504(1) A2 = -9,112(2) -6 ,5 Lineare Regression Y = A + B * X --------------------------------------------A1 = -13,238(3) A2 = -8,870(1) 4 -7 1 0 0 -7 -8 Abkühlkurve 10mA Aufheizkurve LR1 LR2 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 -6 l n ρ/ T 8 Temperatur [K] 2 0 0 -8 l n ρ/ T l n ρ/ T -6 -4 3 0 0 1 0 Abbildung A.2 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der Pr0,68 Ca0,32 MnO3 -Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells an Abkühl- und Aufheizkurve. LR bedeutet jeweils Lineare Regression. Der Parameter B entspricht der Temperatur TH in K, weiterhin gilt eA = α in ΩcmK−1 . Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 1 0 IV A. Anhang A.3 Anpassung des TAP-Modells für Proben mit xCa = 0, 5 4 0 0 3 0 0 -2 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 1mA LR -4 4 0 0 1 0 0 -6 3 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 10mA Aufheizkurve LR 1 0 0 l n ρ/ T l n ρ/ T -7 -6 Lineare Regression Y = A + B * X --------------------------------------------A1 = -14,170(1) -8 B1 = Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A = -15,506(1) B = 1716,1(1) -9 1513,2(3)K -1 0 -1 0 4 4 0 0 6 8 1000/T [1/K] 3 0 0 1 0 0 Abkühlkurve 20mA Aufheizkurve LR1 LR2 -7 ,0 -7 ,5 B1 = 1648,4(7) -9 ,5 3 0 0 l n ρ/ T 1 0 Abkühlkurve 40mA Aufheizkurve LR1 LR2 -8 ,0 1 0 0 -8 ,5 Lineare Regression Y = A + B * X -------------------------------------------A1 = -14,696(1) A2 = -10,2401(5) -9 ,0 -9 ,5 B2 = 297,6(1) 8 Temperatur [K] 2 0 0 -7 ,5 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A1 = -15,368(3) A2 = -10,152(1) -9 ,0 4 0 0 6 1000/T [1/K] -7 ,0 -8 ,0 -8 ,5 4 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 -6 ,5 l n ρ/ T -8 B1 = 1430,8(4) -1 0 ,0 B2 = 247,8(1) -1 0 ,0 4 0 0 3 0 0 6 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 60mA Aufheizkurve LR1 LR2 -7 ,5 -8 ,0 -8 ,5 l n ρ/ T 8 1000/T [1/K] -9 ,0 B1 = 1225,78(4) -1 0 ,0 4 6 1000/T [1/K] 4 0 0 1 0 0 1 0 1 0 0 Abkühlkurve 80mA Aufheizkurve LR 1 LR 2 -9 ,0 Lineare Regression Y=A + B*X ----------------------------------------A1 = -13,57(1) A2 = -10,537(1) -9 ,5 B1 = 1063,6(3) B2 = 210,1(2)K -1 0 ,0 1 0 8 Temperatur [K] 2 0 0 -8 ,5 B2 = 214,7(2) 8 3 0 0 6 1000/T [1/K] -8 ,0 Lineare Regression Y = A + B * X -------------------------------------------A1 = -14,057(2) A2 = -10,360(1) -9 ,5 4 l n ρ/ T 4 4 6 1000/T [1/K] 8 1 0 Abbildung A.3 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells an Abkühl- und Aufheizkurve. LR bedeutet jeweils Lineare Regression. Der Parameter B entspricht der Temperatur TH in K, weiterhin gilt eA = α in ΩcmK−1 . Diplomarbeit Sebastian Schramm U n i v e r s i t ä t G ö t t i n g e n A.4. Anpassung des TAP-Modells für ausgelagerte Proben mit xCa = 0, 5 A.4 V Anpassung des TAP-Modells für ausgelagerte Proben mit xCa = 0, 5 4 0 0 3 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 1mA LR 0 -2 1 0 0 4 0 0 -5 -6 l n ρ/ T l n ρ/ T -4 -6 Lineare Regression Y = A + B * X -------------------------------------------A = -17,762(4) B = 2120,7(9) -8 -1 0 1 0 0 -7 -8 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A = -17,556(5) B = 2069(1) -9 -1 1 4 4 0 0 -6 -7 6 1 0 1000/T [1/K] 8 3 0 0 Temperatur [K] 2 0 0 Abkühlkurve 20mA Aufheizkurve LR 4 1 0 0 4 0 0 -7 ,0 -7 ,5 -8 ,0 -8 -9 l n ρ/ T l n ρ/ T Temperatur [K] 2 0 0 -1 0 -1 2 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A = -17,214(4) B = 1979,2(9) -1 0 4 4 0 0 -7 ,5 -8 ,0 3 0 0 6 1000/T [1/K] LR 1 LR 2 8 3 0 0 Abkühlkurve 60mA Aufheizkurve Abkühlkurve 40mA Aufheizkurve LR 1 LR 2 -9 ,0 B1 = 1732,7(6) 4 1 0 0 4 0 0 6 3 0 0 -1 0 ,0 B1 = 1490,0(6) -1 0 ,5 4 6 1000/T [1/K] 8 l n ρ/ T 1 0 0 -9 ,0 -9 ,5 Lineare Regression Y = A + B * X -----------------------------------------A1 = -14,87(1) A2 = -10,7649(7) B1 = 1320,6(3) B2 = 210,7(1) -1 0 ,5 1 0 1 0 Abkühlkurve 80mA Aufheizkurve LR 1 LR 2 -1 0 ,0 B2 = 425,6(2) 8 Temperatur [K] 2 0 0 -8 ,0 Lineare Regression Y = A + B * X -------------------------------------------A1 = -15,438(2) A2 = -11,508(1) B2 = 572,4(4) 1000/T [1/K] -8 ,5 -9 ,5 1 0 0 Lineare Regression Y = A + B * X ------------------------------------------A1 = -16,305(2) A2 = -11,981(1) -1 0 ,5 -9 ,0 1 0 -8 ,5 -1 0 ,0 -8 ,5 8 Temperatur [K] 2 0 0 1 0 Temperatur [K] 2 0 0 6 1000/T [1/K] -9 ,5 -1 1 l n ρ/ T 3 0 0 Abkühlkurve 10mA Aufheizkurve LR -4 4 6 1000/T [1/K] 8 Abbildung A.4 Vergleich der Widerstände bei konstantem Strom an der 10h ausgelagerten Pr0,5 Ca0,5 MnO3 -Probe hinsichtlich der Anpassung des TAP-Modells an Abkühl- und Aufheizkurve. LR bedeutet jeweils Lineare Regression. Der Parameter B entspricht der Temperatur TH in K, weiterhin gilt eA = α in ΩcmK−1 . Transport und Ordnung von Polaronen im Manganatsystem mit kolossalem Elektrowiderstand 1 0 Danksagung Mein besonderer Dank gilt PD Dr. Christian Jooß für die Möglichkeit, diese Diplomarbeit unter seiner Anleitung im Institut für Materialphysik durchführen zu können, und für die hervorragende und sehr persönliche Betreuung in dieser Zeit. Das freundschaftliche Arbeitsklima innerhalb der Gruppe war stets eine zusätzliche Motivation. Mein Dank gilt Sven Schnittger und Jonas Norpoth für die angenehme Atmosphäre im gemeinsamen Büro, sowie Sebastian Dreyer und Peter Moschkau für die zahlreichen konstruktiven Diskussionen. Desweiteren danke ich Dr. Carolina Romero-Salazar, Julia Fladerer und Martin Ehrhardt für eine interessante gemeinsame Zeit. Bei Dr. Jörg Hoffmann möchte ich mich herzlich für das Korrekturlesen meiner Diplomarbeit bedanken und für die förderliche Kritik, die zum Gelingen dieser Arbeit beitrug. Prof. Dr. Hans-Ulrich Krebs und der gesamten PLD-Gruppe“ gilt mein Dank für die ” Möglichkeit, meine Proben mit der gepulsten Laserdeposition herstellen zu können, und für die stets unproblematische Absprache der Termine. Für die Übernahme des Korreferats möchte ich Herrn Prof. Dr. Konrad Samwer meinen Dank aussprechen. Weiterhin danke ich allen, die zur Lösung der im Rahmen dieser Arbeit aufgetretenden Probleme und Fragestellungen beigetragen haben. Ganz herzlich möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mir durch ihre nicht nur finanzielle Unterstützung ein sorgenfreies Studium ermöglicht haben; sowie bei meinen Großeltern und meinem Patenonkel Harald, die mich in vielerlei Hinsicht unterstützt haben. Das Schlusswort gebührt meiner Verlobten Simone, die mich während meines gesamten Studium begleitet hat. Für diese wundervolle Zeit danke ich ihr über alles.