Übungen zu Grundlagen der VWL I - Makroökonomie Prof. Dr. Paul J.J. Welfens Dipl.-Volksw. Arthur Korus Montag 12:00 bis 13:30 Uhr Wintersemester 2016 / 2017 Kontakt Arthur Korus Raum: M.12.11 Tel.: 0202 439 3174 Mail: [email protected] Sprechstunde: Do 15:00-16:00 21.12.2016 Arthur Korus 2 Struktur der Gesamtveranstaltung • Vorlesung: 1 Termin Mo 8-12 – Keine Anmeldung erforderlich – Theoretischer Hintergrund zur VWL – Diskussion aktueller gesamtwirtschaftlicher Ereignisse • Übung: 1 Termin Mo 12:00-13:30 – Keine Anmeldung erforderlich – Diskussion der theoretischen Aspekte aus der Vorlesung – Einfache praktische Beispiele zur Verknüpfung von Theorie und Praxis • Tutorien: 10 alternative Termine s. Homepage / Wusel – Keine Anmeldung erforderlich – Praktische Aufgaben (Höheres Niveau als in der Klausur) – Aufarbeitung von unklaren Fragen in Kleingruppen – Ausrichtung von der Themenreihenfolge an der Übung • Leistungsnachweis für 9 KP / LP für alle Teile durch Teilnahme an der Klausur • Klausuren basieren offiziell auf Vorlesung (4 SWS) und Übung (2 SWS) 21.12.2016 Arthur Korus 3 Regeln der Übung • Beginn und Schluss – Beginn: Der Dozent kommt an – Schluss: Der Dozent beendet • Anwesenheit – Zeitung lesen, Telefonieren, Essen und Trinken • Fragen – Fragen immer – Antworten je nach Situation • Feedback – Jederzeit willkommen • Unterlagen – Moodle und Übungsbuch – HP des Lehrstuhls • Klausur – Voraussichtlich Mitte Februar 2017 – Wiederholerklausur Mitte September 2017 21.12.2016 Arthur Korus 4 Altklausuren • Finden sich auf: http://welfens.wiwi.uni-wuppertal.de • Antworten zu den Aufgaben finden sich im Übungsbuch • Relevant sind Klausuren der Semester: WS07/08 WS08/09 WS09/10 WS10/11 WS11/12 WS12/13 WS13/14 WS14/15 WS15/16 21.12.2016 SS08 SS09 SS10 SS11 SS12 SS13 SS14 SS15 SS16 Arthur Korus 5 Inhalt I • Einführung • Makromärkte – Gütermarkt – Arbeitsmarkt – Geldmarkt – Devisenmarkt – Finanzmärkte • Banken- und Finanzkrise • Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 21.12.2016 Arthur Korus 6 Inhalt II • Keynesianische Theorie – Keynesianisches Kreuz – IS-LM-Modell – Mundell-Fleming-Modell – Fiskal- und Geldpolitik – AS-AD-Modell • Neoklassisches Wachstumsmodell • Konjunkturtheorie • Phillipskurve • Ausblick 21.12.2016 Arthur Korus 7 Zeitplan • 24.10.2016 Einführung / Grundlagen • 31.10.2016 Grundlagen Markt / Gütermarkt • 07.11.2016 Arbeitsmarkt • 14.11.2016 Geldmarkt und Devisenmarkt • 21.11.2016 Finanzmärkte / Banken- und Finanzkrise • 28.11.2016 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung • 05.12.2016 Keynesianismus / Keynesianisches Kreuz • 12.12.2016 IS-LM-Modell • 19.12.2017 Mundell-Fleming-Modell • 09.01.2017 Politikoptionen im Mundell-Fleming-Modell • 16.01.2017 Politikmultiplikatoren / AS-AD-Modell • 23.01.2017 Wachstumstheorie und Konjunkturtheorie • 30.01.2017 Phillipskurve • 06.02.2017 Fragestunde / Klausurvorbereitung 21.12.2016 Arthur Korus 8 Literatur • Welfens, P.J.J. (2013) „Grundlagen der Wirtschaftspolitik“, Springer • Perret, J.K. und Welfens, P.J.J. (2016) „Arbeitsbuch zu Makroökonomie und Wirtschaftspolitik“, Springer • Felderer, B. und Homburg, S. (2003) „Makroökonomik und neue Makroökonomik“, Springer • Krugman, P. und Wells, R. (2012) „Macroeconomics“, Palgrave • Blanchard, O. (2003) „Macroeconomics“, Prentice Hall • Blanchard, O. und Illing (2009) „Makroökonomie“, Pearson Studium • Mankiw, N.G. (2008) „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, • Hanusch, H. , Kuhn, T. und Cantner, U. (2000) „Volkswirtschaftslehre 1 – Grundlegende Mikro- oder Makroökonomie“, Springer • Samuelson, P. A. und Nordhaus, W. D. (2005) „Economics“, McGrawHill 21.12.2016 Arthur Korus . Perret 9 Literatur - Mathematik • Perret, J.K. und Welfens, P.J.J. (2016) „Arbeitsbuch Makroökonomie und Wirtschaftspolitik“, Springer • Perret, J.K. und Welfens, P.J.J. (2007) „Mathematische Grundlagen und Anwendungen in der Volkswirtschaftslehre“ http://welfens.wiwi.uni-wuppertal.de • Sydsaeter, K. und Hammond, P. (2011) : „Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler“, Pearson Studium 21.12.2016 Arthur Korus 10 Einführung VWL Was ist das und warum? Wikipedia sagt: Die Volkswirtschaftslehre, auch Nationalökonomie oder Sozialökonomie, kurz VWL, ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaft. Sie untersucht Zusammenhänge bei der Erzeugung und Verteilung von Gütern und Produktionsfaktoren. VWL beschäftigt sich auch mit menschlichem Handeln unter ökonomischen Bedingungen, das heißt mit der Frage: Wie kann menschliches Handeln ökonomisch begründet werden? Welches Handeln bringt den größtmöglichen Nutzen für den Einzelnen? VWL sucht nach Gesetzmäßigkeiten und Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik. Sie betrachtet einzelwirtschaftliche Vorgänge im Rahmen der Mikroökonomie und gesamtwirtschaftliche im Rahmen der Makroökonomie. 21.12.2016 Arthur Korus 12 VWL Was ist das und warum? • Makroökonomik: Ist die Wissenschaft von gesamtwirtschaftlichen Phänomenen einschließlich Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftswachstum • Mikroökonomik: Die Analyse, wie Haushalte und Unternehmen Entscheidungen treffen und wie diese auf den Märkten zusammenwirken • Fragen, die die Makroökonomik u.a. untersucht: Wie wirkt sich Staatsverschuldung auf Wirtschaftswachstum aus Wie wirkt sich die Geldpolitik der EZB aus Wieso weisen einige Staaten höhere Wachstumsraten aus als andere Staaten 21.12.2016 Dr. Jens K. Perret 13 Wirtschaftssystem Wo passiert das Ganze eigentlich? • Eigentum – Privat vs. staatlich • Koordination – Zentral vs. dezentral • Preisbildung – Auf dem Markt vs. Preissetzung • Offenheit – Offen vs. Geschlossene Volkswirtschaft • Soziales – Arbeit, Alter, Krankheit • Wahlsystem – Wer, wie • Regierungsform 21.12.2016 Arthur Korus 14 Das Saysche Theorem Das Saysche Theorem Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage. (J.-B. Say, 1803) 21.12.2016 Arthur Korus 16 Jean – Baptiste Say (1767-1832) • Verbreiter der Nationalökonomie nach A. Smith in Frankreich • Einer der Vorväter der Angebotstheorie • Wichtigstes Werk: „Traité d’économie politique“ • Behandelte Themen: – Angebotsorientierte Politik – Unterteilung der Ökonomie in Produktion, Distribution und Konsum – Identifikation der Produktionsfaktoren: Arbeit, Kapital, Boden 21.12.2016 Arthur Korus 17 Ein geschichtlicher Abriss der VWL Überblick Zeit Vorläufer Monetarismus Bis 18./19. Jhd. Klassische Theorie Marxistische Theorie Neoklassische Theorie Keynes 19. Jhd. Erste Hälfte 20. Jhd. Allgemeine Gleichgewichtstheorie Keynesianische Theorie Postkeynesianische Theorie Neuklassische Theorie Neokeynesianische Theorie Neukeynesianische Theorien Zweite Häfte 20 Jhd. Quelle: In Anlehnung an Felderer und Homburg 21.12.2016 Arthur Korus 18 Neoklassisch, was heißt das? • • • • • • • • • • • • • • Say‘s Theorem gilt! Homo Oeconomicus (Homogene Arbeiter) Vollkommener Markt Keine externen Effekte Private Güter Vollständige Information Fallendes Grenzprodukt der Arbeit Keine Berücksichtigung des Zinssatzes (Zinssatz = Grenzprodukt des Kapitals) Vollbeschäftigung ohne Inflation Gültigkeit der Quantitätsgleichung (Geldmenge ist gegeben) Kein Außenhandel Vollständiger Wettbewerb Löhne und Preise sind flexibel Kapitalstock und technisches Wissen ist exogen gegeben • Neoklassisch bedeutet angebotsorientiert und damit Arbeitgeber-orientiert 21.12.2016 Arthur Korus 19 Keynesianisch, was heißt das? • Produktion und Beschäftigung ergeben sich aus dem Güter- und nicht dem Arbeitsmarkt • Erstehung unfreiwilliger Arbeitslosigkeit • Kein linearer Zusammenhang zwischen Spar- und Investitionsquote • Quantitätstheorie des Geldes gilt nur bei Vollbeschäftigung • Effektive Nachfrage • Keynesianisch bedeutet nachfrage-orientiert und damit Arbeitnehmer-orientiert 21.12.2016 Arthur Korus 20 Struktur der Übung Keynesianisch Neoklassisch Gütermarkt Arbeitsmarkt Geldmarkt Devisenmarkt Finanzmärkte Gütermarkt (IS) Arbeitsmarkt (AD) Geldmarkt (LM) Devisenmarkt (ZZ) Bankenkrise Neoklassisches Gesamtmodell IS-LM-Modell Mundell-Fleming-Modell AS-AD-Modell Neoklassisches Wachstumsmodell Monetaristische Kritik der Philipskurve Philipskurve Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 21.12.2016 Arthur Korus 21 Makroökonomie Das magische Viereck Makroökonomische Ziele • Stabilität des Preisniveaus • Hoher Beschäftigungsgrad • Außenwirtschaftliches Gleichgewicht • Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum 21.12.2016 Arthur Korus 24 Makroökonomische Ziele „Das magische Viereck“ Stabilität des Preisniveaus Hohe Beschäftigung ? ? Außenwirtschaftliches Gleichgewicht 21.12.2016 ? Arthur Korus Angemessenes, stetiges Wirtschaftswachstum 25 Märkte Der Markt (Gleichgewicht) p Der Punkt A beschreibt das Gleichgewicht des Marktes. (Der Markt ist geräumt.) Den Preis p* nennt man: Gleichgewichtspreis Die Menge q* nennt man: Gleichgewichtsmenge SS p* A DD q* 21.12.2016 q Arthur Korus 27 Der Markt (Extremfälle) p Der Punkt B beschreibt die Sättigungsmenge. Der Punkt C beschreibt den Prohibitivpreis. C SS p* A DD q* 21.12.2016 B Arthur Korus q 28 Der Markt (Schweinezyklus) p p C C SS SS p* p* A A DD DD q* 21.12.2016 B q Arthur Korus q* q B 29 Die Makromärkte • Gütermarkt • Arbeitsmarkt • Geldmarkt • Devisenmarkt • Kapitalmarkt / Bondsmarkt / Aktienmarkt 21.12.2016 Arthur Korus 30 Das Gesetz von Walras Befinden sich n-1 von n Märkten im Gleichgewicht, dann befindet sich auch der n-te Markt im Gleichgewicht. (L. Walras, 1874) 21.12.2016 Arthur Korus 31 Beispiel Gesetz von Walras • Es gibt nur den Geld- und den Gütermarkt. • Der Gütermarkt ist im Gleichgewicht. Das heißt: Güterangebot = Güternachfrage • Dafür wird muss allerdings genug Geld vorhanden sein. Mindestens soviel wie benötigt wird um alles zu bezahlen. Höchstens soviel um alles zu bezahlen, weil sonst mit dem Restgeld mehr nachgefragt wird. Das heißt: Geldangebot = Geldnachfrage • Der Geldmarkt ist somit automatisch auch im Gleichgewicht. 21.12.2016 Arthur Korus 32 Gütermarkt Güterarten • • • • • • • • • • • • • • 21.12.2016 Homogene Substitutionsgüter Freie Güter Öffentliche Güter Materielle Güter Konsumgüter Gebrauchsgüter Normale Güter Inferiore Güter Handelbare Güter Erfahrungsgüter Inspektionsgüter Virtuelle Güter Investitionsgüter – – – – – – – – – – – Heterogene Güter Komplementärgüter Knappe Güter Private Güter Immaterielle Güter Investitionsgüter Verbrauchsgüter Giffen Güter Superiore Güter Nichthandelbare Güter Vertrauensgüter – – Modegüter Sammelgüter Arthur Korus 34 Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt L-SS ist das Arbeitsangebot. Anbieter sind die Arbeiter, die ihre Arbeitsleistung anbieten W/P ΔN (W/P)2 L-SS (W/P)* A (W/P)1 L-DD L* 21.12.2016 L-DD ist die Arbeitsnachfrage. Nachfrager sind die Unternehmen, die Arbeitsleistung nachfragen L Arthur Korus 36 Der Arbeitsmarkt • Im Gleichgewicht A liegt „Vollbeschäftigung“ vor. Alle die zu dem Reallohn (W/P)* Arbeit wollen bekommen diese auch. • „Vollbeschäftigung“ heißt nicht, dass alle Arbeit haben. Es kann auch freiwillige Arbeitslosigkeit geben. 21.12.2016 Arthur Korus 37 Der Arbeitsmarkt • Bei einem Preis von (W/P)1 liegt ein Nachfrageüberschuss vor. Es gibt zu viele Jobs. • In Folge steigt der Reallohn, was bisher unmotivierte Arbeitskräfte motiviert einen Job anzunehmen. • Bei einem Preis von (W/P)2 liegt ein Angebotsüberschuss vor. Es gibt zu wenig Jobs, ergo unfreiwillige Arbeitslosigkeit in Höhe von ΔN. • In Folge sinkt der Reallohn, was einige Erwerbstätige motiviert den Arbeitsmarkt zu verlassen. 21.12.2016 Arthur Korus 38 Beispiel Arbeitsmarkt • Arbeitsangebot: • Arbeitsnachfrage: W/P=2.000+2L W/P=5.000-3L • Gleichsetzen: • Nach L auflösen: 2.000+2L=5.000-3L 2.000+5L=5.000 5L=3.000 L=600 W/P=2.000+2*600 W/P=2.000+1200 W/P=3.200 L=600 W/P=3.200€ • Einsetzen und w/P: • Gleichgewichtsbeschäftigung: • Gleichgewichtseinkommen: 21.12.2016 Arthur Korus 39 Mindestlöhne 21.12.2016 Arthur Korus 40 Der Arbeitsmarkt Mindestlöhne Mindestlöhne sind zu niedrig. Sie haben keinen Effekt auf das Gleichgewicht W/P L-SS A (W/P)M L-DD L 21.12.2016 Arthur Korus 41 Der Arbeitsmarkt Mindestlöhne Mindestlöhne sind zu hoch. Das Gleichgewicht verschiebt sich. Es kommt zu Arbeitslosigkeit. W/P B (W/P)M (W/P)0 L-SS A L-DD LM L0 21.12.2016 L Arthur Korus 42 Beispiel Mindestlöhne • Arbeitsangebot: W/P=2.000+2L • Arbeitsnachfrage: W/P=5.000-3L • Mindestlohn: 4.000€ • Gleichgewichtslohn: 3.200€ • Mindestlohn in Arbeitsnachfrage: 4.000=5.000-3L -1.000=-3L L=333 • Weniger Beschäftige als im Gleichgewicht: 600-333=267 21.12.2016 Arthur Korus 43 Arten von Arbeitslosigkeit • Friktionelle Arbeitslosigkeit • Saisonale Arbeitslosigkeit • Konjunkturelle Arbeitslosigkeit • Strukturelle Arbeitslosigkeit • Sockelarbeitslosigkeit • Verdeckte Arbeitslosigkeit 21.12.2016 Arthur Korus 44 Arten von Arbeitslosigkeit Abbildung: Arbeitslosenquote, insgesamt % Quelle: Eurostat 21.12.2016 Dr. Jens K. Perret 45 Arten von Arbeitslosigkeit Abbildung: Langzeitarbeitslosenquote, insgesamt % Quelle: Eurostat 21.12.2016 Dr. Jens K. Perret 46 Arten von Arbeitslosigkeit Abbildung: Jugendarbeitslosenquote, insgesamt % Quelle: Eurostat 21.12.2016 Dr. Jens K. Perret 47 Geldmarkt Was ist Geld? 21.12.2016 Arthur Korus 49 Warum Geld? • Funktionen von Geld: – Recheneinheit – Transaktionsmittel – Wertaufbewahrungsmittel 21.12.2016 Arthur Korus 50 Wofür Geld? Geldnachfrage - md • Nachfragegründe für Geld: – Transaktionsmotiv (LT / mT): Menschen benötigen Geld um es als Tauschmittel einsetzen zu können. – Spekulationsmotiv (LS / mS): Vermögen wird in Form von Geld zu Wertaufbewahrungszwecken gehalten. – Vorsichtsmotiv (LV / mV): Geld wird gehalten um unvorhergesehene Transaktionen zu tätigen. 21.12.2016 Arthur Korus 51 Inflation vs. Deflation Definition • Inflation (π): – Anstieg des Preisniveaus (P) – Geldentwertung • Liegt eine negative Inflationsrate vor so spricht man von Deflation 21.12.2016 Arthur Korus 52 Messung von Inflation • Standardansatz: – Änderung des Preisniveaus eines „repräsentativen“ Warenkorbs => Änderung des Verbraucherpreisindex (HVPI) • Alternative Ansätze: – Gefühlte Inflation – Big Mac Index 21.12.2016 Arthur Korus 53 Auswirkungen von Inflation • Leichte Inflation (0% - 5%): – Nachfragefördernde Wirkung, da Leute Geld anlegen wollen. – Renditeerwartungen, die über der Inflationsrate liegen • Schwere Inflation (> 5%): – Schneller Wertverlust => Verlust der Wertaufbewahrungsfunktion – Flucht in Ersatzwährungen / , Sachmittel, Devisen (Kapitalflucht) – Kapitalzins steigt => Bisher lohnende Investitionen werden unrentabel – Kreditnachfrage steigt, -angebot sinkt (Besserstellung von Schuldnern, auch dem Staat als Schuldner) – Importüberschüsse – Senkung der Reallöhne – Steigung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes 21.12.2016 Arthur Korus 54 Auswirkungen von Inflation • Hyperinflation (> 50%): – Europa (~1622) – Deutschland (1923) – Simbabwe (2007/2008) • Endet zumeist in einer Währungsreform (Einführung einer neuen Währung) 21.12.2016 Arthur Korus 55 Auswirkungen von Deflation • Benachteiligung von Schuldnern • Konsumrückgang der Verbraucher (Erwartung weiterhin fallender Preise) • Inverse Auswirkungen zur Inflation 21.12.2016 Arthur Korus 56 Inflation in Deutschland 6 5 4 3 Preisniveaustabilitätsziel der EZB (2%) 2 1 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 21.12.2016 Arthur Korus 57 Der Geldmarkt • Nur ein fiktiver Markt, da Geld kein Gut im eigentlichen Sinn ist. • Geld ist ein als Numeraire festgelegtes Gut. • Das Gleichgewicht wird beschrieben durch: - Cambridge-Gleichung: M = kPY (Geldangebot M, Geldnachfrage kPY) - Quantitätsgleichung: Mv = PY (v = Umlaufgeschwindigkeit) gM+gv=gp+gY (In Wachstumsraten) 21.12.2016 Arthur Korus 58 Beispiel Quantitätsgleichung • Rahmendaten: – Konstante Umlaufsgeschwindigkeit – Inflationsrate 2% – Wachstum der Geldmenge bei 3% • Einsetzen in die Quantitätsgleichung in Wachstumsraten: 0,03+0,00=0,02+gY gY=0,01 • Das heißt, dass das BIP um 1% steigt. 21.12.2016 Arthur Korus 59 Der Geldmarkt P P=Mv/Y Y 21.12.2016 Arthur Korus 60 Devisenmarkt Devisen und Wechselkurs • Devisen sind: Forderungen, die auf eine andere Währung lauten • Nominaler Wechselkurs (e): Beispiel Eurozone: – Preisnotierung (in Benutzung in dieser Veranstaltung): 1US$ = xxx € – Mengennotierung: 1€ = xxx US $ 21.12.2016 Arthur Korus 62 Devisen und Wechselkurs • Realer Wechselkurs (q*): Austauschverhältnis für repräsentative Warenkörbe zweier Länder q* = eP* P • Effektiver Wechselkurs: Wechselkurs einer Währung zu einem Währungskorb 21.12.2016 Arthur Korus 63 Devisen und Wechselkurs • Kaufkraftparitäten – Wechselkurs (nominal): • Wechselkurs wird gemäß Kaufkraftparität gesetzt • Kaufkraftparität: e= P P* • Einsatz: – Vergleiche von unterschiedlichen wertbasierten Daten – Langfristige Entwicklung des Wechselkurses (Anderer Kurs aufgrund von Arbitrage nicht möglich) 21.12.2016 Arthur Korus 64 Beispiel Wechselkurs II X Y Z • Preisniveau Inland: 100 150 150 • Preisniveau Ausland: 150 100 200 • Nominaler WK: 1 0,5 1,5 • KKP Wechselkurs: e=0,66 e=1,5 e=0,75 Über- Unter- Über- bewertet bewertet bewertet 21.12.2016 Arthur Korus 65 Der Devisenmarkt e€/$ ZS A Parität ZD $ 21.12.2016 Arthur Korus 66 Der Devisenmarkt • Akteur ist die Notenbank • Unterscheidung: – Fixe Wechselkurse (e ist konstant) – Flexible Wechselkurse (e ist variabel) • Sinkt q* bzw. sinkt e spricht man von einer realen bzw. nominalen Aufwertung ( Die eigene Währung wird mehr wert) • Steigt q* bzw. steigt e spricht man von einer realen bzw. nominalen Abwertung (Die eigene Währung wird weniger wert) 21.12.2016 Arthur Korus 67 Der Devisenmarkt • Aufwertung (der eigenen Währung): – Eigene Währung legt an Wert zu – Es wird günstiger für Inländer im Ausland einzukaufen (Importe steigen) – Es wird teurer für Ausländer im Inland einzukaufen (Exporte sinken) – Vorteil für ausländische Investoren im Inland – Nachteil für inländische Investoren im Ausland 21.12.2016 Arthur Korus 68 Beispiel Wechselkurse I 2009 2010 2011 • Preisniveau Inland: 100 150 150 • Preisniveau Ausland: 150 100 200 • Nominaler WK: 1 0,5 1,5 • Realer Wechselkurs: q*=1,5 q*=0,33 q*=2 • Von 2009 nach 2010: reale Aufwertung • Von 2010 nach 2011: reale Abwertung 21.12.2016 Arthur Korus 69 Neoklassisches Gesamtmodell Klassisch - Neoklassisches Modell P Reallohnhyperbeln w w* 1 Geldmarkt P = Mv/Y W/P Y Arbeitsmarkt f L-SS L-DD Produktionsfunktion L 21.12.2016 Arthur Korus 71 Finanzmärkte und Krisen Teilmärkte • Geldmarkt (kurzfristig: 1 Tag – 1 Jahr) • Kredit- und Kapitalmarkt (mittel- bis langfristig: ab 1 Jahr) • Devisenmarkt • Aktienmarkt (kurzfristig) • Bondsmarkt • Derivatemarkt • Over-the-counter Handel • Devisenmarkt • Andere Finanzmärkte: 21.12.2016 – Geldmarkt – Versicherungsmarkt – Gütermarkt – Immobilienmarkt Arthur Korus 73 Aktienmarkt 21.12.2016 Arthur Korus 74 Aktienmarktindizes • Beispiel DAX: – 30 größte und umsatzstärkste Unternehmen gelistet in Frankfurt – Einführung 01.07.1988 – Normiert 31.12.1987 auf 1.000 – Rückberechnung bis 1959 21.12.2016 Arthur Korus 75 Aktienmarktindizes 21.12.2016 Arthur Korus 76 Bondsmarkt • Bondsangebot (Staatsanleihen) = Bondsnachfrage • Bondsnachfrage: Haushalte fragen Bonds als Alternative zu Sparanlagen nach • Nachfrage hängt von der gewünschten Vermögensstruktur ab: V = B(i) + L(Y, i) Vermögen = Anteil der in Bonds gehalten wird + Anteil an Geld 21.12.2016 Arthur Korus 77 Wirtschafts- und Finanzkrisen 21.12.2016 Arthur Korus 78 Bankenkrise 2007/2008 – Staatsschuldenkrise 2011/2012 • Immobilienblase in den USA: – Freizügige Kreditvergabe (Immobilie als Sicherungsgrundlage) – Variable Zinssätze • Platzen der Immobilienblase (Immobilienkrise): – Anstieg der Zinssätze – Zahlungsausfall bei den Krediten – Überangebot an Immobilien – Verfall des Immobilien- und damit des Sicherungswerts 21.12.2016 Arthur Korus 79 Bankenkrise 2007/2008 – Staatsschuldenkrise 2011/2012 • Subprimekrise: – ABS: Asset Backed Security – CDO: Collateral Debt Obligation – Bündelung von Risiken – Sukzessive Aufteilung von Risiken – Schrittweiser Ausfall der Anlagen – Unübersichtliche Eigentümerstruktur 21.12.2016 D D* C C* B B* A A* Arthur Korus 80 Bankenkrise 2007/2008 – Staatsschuldenkrise 2011/2012 • Bankenkrise in den USA: – Banken halten ihre Sicherheiten in Anleihen – Banken verlieren Sicherheiten durch Ausfall – Müssen Mindestreserve einhalten – Liquidität nimmt ab • Transatlantische Bankenkrise: – Anleihen wurden international gehandelt – Banken sind untereinander durch Anleihen und Absicherungen verbunden – Durch Ausfälle (Anleihen und Banken) in den USA auch Ausfälle in Europa 21.12.2016 Arthur Korus 81 Bankenkrise 2007/2008 – Staatsschuldenkrise 2011/2012 • Wirtschafts- und Finanzkrise: – Rückgang der Kredite – Anstieg der Zinsen – Weniger Investitionen – Weniger Wirtschaftsleistung • Staatsschuldenkrise: – Staaten müssen höhere Zinsen zahlen – Hoch verschuldete Staaten bekommen Finanzierungsprobleme – Gegenseitige Wirtschaftshilfe – Höhere Schulden auch in vormals weniger verschuldeten Ländern 21.12.2016 Arthur Korus 82 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Bruttoinlandsprodukt und Bruttosozialprodukt • Bruttoinlandsprodukt: + Alle Güter und Dienstleistungen, die im Inland produziert werden. • Bruttosozialprodukt / Bruttonationaleinkommen: + Alle Güter und Dienstleistungen, die von Inländern im Inland und im Ausland produziert werden. Inland Ausland Ausländer im Inland Inländer im Ausland Ausländer im Ausland Inländer im Inland 21.12.2016 Arthur Korus 84 Drei Ansätze der VGR • Entstehungsrechnung (Wo wird der Wert geschaffen) • Verwendungsrechnung (Wofür wird der Wert verwendet) • Verteilungsrechnung (Wer profitiert von dem Wert) 21.12.2016 Arthur Korus 85 Entstehungsseite… • Bruttoinlandsprodukt: Alle Waren und Dienstleistungen zu Marktpreisen, die im Inland von In- und Ausländern in einer Periode hergestellt werden. • Entstehungsrechnung: = + = 21.12.2016 Produktionswert Vorleistungen Bruttowertschöpfung Gütersteuern Subventionen Bruttoinlandsprodukt Arthur Korus 86 Entstehungsseite… • Entstehungsrechnung ausführlich: = = + = + = = + = 21.12.2016 Produktionswert Vorleistungen Importe Bruttowertschöpfung (unbereinigt) unterstellte Bankgebühr Bruttowertschöpfung (bereinigt) Gütersteuern Gütersubventionen Bruttoinlandsprodukt Primäreinkommenssaldo der übrigen Welt Bruttonationaleinkommen Abschreibungen Nettonationaleinkommen Produktions- und Importabgaben an den Staat Subventionen aus der Staatskasse Volkseinkommen Arthur Korus 87 Beispiel Entstehungsrechnung • In Land X werden im Jahr 2010 Güter im Wert von 5 Mrd. GE produziert, wobei Vorprodukte im Wert von 2 Mrd. GE genutzt werden. Der Staat zahlt keine Subventionen aber nimmt Steuern in Höhe von 1 Mrd. GE ein. • Wie hoch sind die Bruttowertschöpfung und das BIP in Land X im Jahr 2010? • Wertschöpfung = 5 Mrd. GE - 2 Mrd. GE = 3 Mrd. GE • BIP = 3 Mrd. GE + 1 Mrd. GE – 0 GE = 4 Mrd. GE 21.12.2016 Arthur Korus 88 …Verwendungsseite… • Y=C+I+G • Y = C + I + G + X – q*J (ohne Ausland) (mit Ausland) Importe Realer Wechselkurs Exporte Staatsausgaben Investitionen Konsumausgaben 21.12.2016 Arthur Korus 89 Beispiel Verwendungsgleichung • In Land X werden im Jahr 2010 Güter und Dienstleistungen im Wert von 6 Mrd. GE vom Staat und den Haushalten konsumiert. Darüber hinaus investierten Staat und Unternehmen 2 Mrd. GE. Es liegt eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz vor. • Wie hoch ist das BIP in Land X im Jahr 2010? • BIP = 6 Mrd. GE + 2 Mrd. GE + 0 GE = 8 Mrd. GE 21.12.2016 Arthur Korus 90 …und Verteilungsseite Verfügbares Einkommen aus unselbstständiger Arbeit + Verfügbares Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen + Abgaben (Steuern) + Abschreibungen, indirekte Steuern, Subventionen = Bruttoinlandsprodukt 21.12.2016 Arthur Korus 91 Beispiel Verteilungsrechnung • In Land X beträgt das BIP 6 Mrd. GE. Es werden Steuern in Höhe von 1 Mrd. GE erhoben aber keine Subventionen gezahlt. 80 % des Einkommens entsteht aus unselbstständiger Arbeit. • Wieviel GE beträgt das Einkommen aus unselbstständiger Arbeit? • 6 Mrd. GE = Einkommen + 1 Mrd. GE => Einkommen = 5 Mrd. GE • 80% des Einkommens entstehen aus unselbstständiger Arbeit Unselb. Einkommen = 0,8 * 5 Mrd. GE = 4 Mrd. GE 21.12.2016 Arthur Korus 92 Die VGR in Kontenform Handelsbilanz + Dienstleistungsbilanz + Bilanz der Arbeits- und Kapitaleinkommen + Bilanz der laufenden Übertragungen Ertragsbilanz (Leistungsbilanz) + Bilanz der Vermögensübertragungen + Zahlungsbilanz Kapitalverkehrsbilanz + Devisenbilanz + Restposten 21.12.2016 Arthur Korus 93 Die VGR in Kontenform Die Ertragsbilanz / Leistungsbilanz • Handelsbilanz: Gegenüberstellung der Ein- und Ausfuhr von Waren • Dienstleistungsbilanz: Gegenüberstellung des grenzüberschreitenden Handels mit Dienstleistungen • Bilanz der Arbeits- und Kapitaleinkommen: Einkommen, die Inländer von Ausländern bekommen und vica versa • Bilanz der laufenden Übertragungen: Einseitige Leistungen, die in die Volkswirtschaft hinein bzw. aus ihr hinaus fließen 21.12.2016 Arthur Korus 94 Die VGR in Kontenform Zahlungsbilanz • Bilanz der Vermögensübertragungen: Unentgeltliche Leistungen, die nicht direkt das Einkommen und den Verbrauch beeinflussen • Kapitalbilanz: Änderungen von Forderungen und Verbindlichkeiten • Devisenbilanz: Veränderung von nationalen Währungsreserven bei den Zentralbanken • Restposten: Alle statistisch nicht aufgliederbare Transaktionen 21.12.2016 Arthur Korus 95 Beispiel Leistungsbilanz • Liegt ein Leistungsbilanzdefizit vor, wenn die folgenden Daten vorliegen: – Exporte (Güter und Dienstleistungen): 20 – Importe (Güter und Dienstleistungen): 30 – Einkommenssaldo: -3 – Ausgeglichene Transferbilanz • Ja, da der Leistungsbilanzsaldo -13 beträgt. 21.12.2016 Arthur Korus 96 Kreislaufanalyse Kreislaufanalyse • Geht auf F. Quesnay zurück • Stromgrößen: – Zeitraumbezogene Größe • Bestandsgrößen: – Zeitpunktbezogene Größe • Beachte: Der Saldo eines jeden Pols ist immer 0. 21.12.2016 Arthur Korus 98 Einfache Kreislaufanalyse Güterströme Faktorleistungen Haushalte Unternehmen Konsumgüter 21.12.2016 Arthur Korus 99 Einfache Kreislaufanalyse Güter- und Geldströme Konsumausgaben Faktorleistungen Haushalte Unternehmen Konsumgüter Faktoreinkommen 21.12.2016 Arthur Korus 100 Erweiterte Kreislaufanalyse mit Sparen Konsumausgaben Haushalte Sparen Unternehmen Faktoreinkommen Abschreibungen Sparen Vermögensbildung Bruttoinvestitionen 21.12.2016 Arthur Korus 101 Geschlossene Kreislaufanalyse mit Staat Transferleistungen Faktoreinkommen Subventionen Staatskäufe Staat Steuern Steuern Konsumausgaben Haushalte Sparen Unternehmen Faktoreinkommen BruttoSparen investitionen Abschreibungen Sparen Vermögensbildung Bruttoinvestitionen 21.12.2016 Arthur Korus 102 Kreislaufanalyse in einer offenen VW mit Ausland Außenbeitrag Transferleistungen Faktoreinkommen Subventionen Staatskäufe Staat Steuern Steuern Konsumausgaben Importe Haushalte Unternehmen Ausland Exporte Sparen Faktoreinkommen BruttoSparen investitionen Abschreibungen Sparen Leistungsbilanzsaldo Vermögensbildung Bruttoinvestitionen 21.12.2016 Arthur Korus 103 Beispiel Kreislaufanalyse Konsumausgaben: 250 Haushalte Unternehmen Faktoreinkommen:__________ Sparen:____________ Vermögensveränderungs konto Investitionen: 20 Steuern:___________ Steuern: 20 Staat Transferzahlungen: 100 21.12.2016 Subventionen: 30 Arthur Korus 104 Dies war der erste Streich, der zweite folgt sogleich… 21.12.2016 Arthur Korus 105