Worüber sprechen wir_13-05-21 - MRE

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MRE-Update
Worüber sprechen wir ?
Kay-Uwe Wucher
Institut für Hygiene und Umweltmedizin
Universitätsklinikum Gießen-Marburg GmbH, Standort
Gießen
Sind sind älter als der Mensch –
ca. 3.397.412.000 Jahre
Bakterien, Viren, Pilze –
unsere ständigen Begleiter
• Wenn Sie denken, Sie sind allein: vergessen
Sie`s – sie sind nur eine Wohngemeinschaft
für Mikroorganismen, denn auf und in Ihnen
leben 10 – 100 mal mehr Mikroorganismen
als sie überhaupt Körperzellen haben!
Ein Kuss mit Folgen
Tausend Mal berührt…
BAKTERIEN
Bakterien
• Sie sind einzellig und vermehren sich ca. alle 1520 Minuten.
• Die günstigste Vermehrungstemperatur liegt
zwischen 20°C- 40°C.
• Haben sich ihren Umweltbedingungen optimal
angepasst und reagieren auch relativ rasch auf
Veränderungen
• Sind ubiquitär
7
Good Guys – bad guys??
• Bakterien sind weder gut noch böse!!!
• Pathologisch werden sie durch:
• Verschleppung (zur falschen Zeit am falschen Ort)
• Übermäßiges Wachstum (z.B. bei Antibiotikagabe)
• Nahrungssuche (Erschließung der Nahrung durch
Zellzerstörung)
• Abgabe von Stoffwechselprodukten (Toxine)
BESONDERHEITEN
Anfärbbarkeit
• Zur groben Unterscheidung werden Bakterein nach
Gram (dänischer Bakteriologe, gestorben 1938)
angefärbt
Anfärbbarkeit
• Ergebnis:
• Kokken sind angefärbt, Stäbchen nicht
BIOFILMBILDUNG
Biofilme
Bakterien leben nicht frei schwebend im Raum
Haften an Oberflächen an (Adhärenz) und bilden dort
komplexe Gemeinschaften (Biofilme)
In Biofilmen wachsen Bakterien in einer Art
Lebensgemeinschaft (sog. multizelluläre Aggregate), welche
von einer (selbst produzierten) Schleimschicht (extrazelluläre
Matrix) umgeben sind.
Ubiquitäres Vorkommen auf Pflanzen, Tieren, im Wasser,….
Rolle der Biofilme beim Menschen häufig kritisch: dentale
Plaques, Biofilm-Infektionen auf Implantaten oder
Gefäßkathetern, Trachealkanülen, Blasenkatheter, Biofilme
auf bzw. in Endoskopen, bei Mucoviszidose
Modell zur Entstehung von Biofilmen
Absiedelung
Wachstum
Freisetzung
Beispiele für Biofilme auf
medizinischen Devices
MRSA, ESBL, MRGN – WAS
VERBIRGT SICH HINTER
DIESEN KÜRZELN?
MRSA
(Methicillin resistente Staph.
aureus)
VRE
(Vancomycin
resistente
Enterokokken)
ESBL/ MRGN
(extended spectrum beta
lactamase/ Multiresistente
Gram-negative Erreger)
Clostridium
difficile
Pseudomonas.
aeruginosa
MRSA
(Methicillin resistente Staph. aureus)
• Resistent gegen viele Antibiotika
• NICHT resistent gegen Desinfektionsmittel
• Keine eigenständige Erkrankung sondern „nur“
schwerer behandelbar als nicht-resistente Form
• Gibt Resistenz nur in der eigenen Gattung weiter
• Ist an vielen unterschiedlichen Infektionen beteiligt
Bedeutendster Erreger nosokomialer
Infektionen
ESBL
(extended spectrum beta lactamase)
• Beschreibt eine Resistenzeigenschaft verschiedener
Bakterien (v.a. Enterococcus spp., E. coli,
Pseudomonas spp.)
• Resistenz wird Gattungsübergreifend weitergegeben
(Entwicklung unklar)
• Ebenfalls NUR gegen Antibiotika resistent
• V.a. Infektionen des Urogenitaltraktes und des
Verdauungstraktes
NEU:
MULTIRESISTENTEGRAMNEGATIVE MIT
3 ODER 4 RESISTENZEN
Neu: MRGN
• Unterscheidung verschiedener
gramnegativer Mikroorganismen hinsichtlich
ihrer Resistenzen gegen bestimmte
Leitantibiotika
• Erfasst werden
• Entereobactericeae (z.B. E. coli, E.
cloacae, K. pneumoniae)
• Pseudomonas aeruginosa
• Acinetobacter baumanii
Unsere
„Stars“
E. coli
Klebsiella
pneumoniae
Acinetobacter
baumanii
Enterobacter
cloacae
Pseudomonas
aeruginosa
Neu: MRGN
• Innerhalb der Antibiotikastoffgruppen sind
Leitsubstanzen definiert, die bei nicht-resistenten
Stämmen wirksam wären
Stoffgruppe
Leitsubstanzen
Handelsnamen
(Beispiel)
Penicilline
Piperacillin
Tazobactam
Piperacillin®
Tazobactam®
Tazobac®
Cephalosporine
Cefotaxim
Claforan®
Carbapeneme
Imipenem
Meropenem
Ertapenem
Zienam®
Meronem®
Invanz®
Fluorchinolone
Ciprofloxacin
Ciprobay®
Panotile cipro®
Neu:
MRGN
• Sind Erreger resistent geworden entscheidet die
Anzahl der Resistenzen über die Zuordnung:
• 1 – 2 Resistenzen keine Zuordnung (bei zwei Resistenzen
ESBL)
• Bei drei Resistenzen = MRGN 3
• Bei vier Resistenzen = MRGN 4
Enterobacteriacae
Stoffgruppe Leitsubstanz
Resistenzmuster
Peniciline
R
R
R
R
Cephalosporine Cefotaxim
Imipenem/ Meropenem/
Carbapeneme Ertapenem
R
R
S
R
S
R
R
R
Fluorchinolone
R
S
R
R
Piperacilin-Tazobactam
Ciprofloxacin
Besonderheiten Acinetobacter baumanii:
-Zwei der vier Stoffgruppen wirken nicht ausreichend
-Hohe Umweltstabilität
-Weltweit zu den 6 häufigsten Erregern der beatmungsassoziierten und
nosokomialen Pneumonie zu rechnen
Acinetobacter baumanii
Stoffgruppe
Leitsubstanz
Resistenzmuster
Peniciline
Piperacilin-Tazobctam
Wirkung nicht ausreichend
Cephalosporine
Cefotaxim
Wirkung nicht ausreichend
Carbapeneme
Imipenem/ Meropenem/
Ertapenem
S
R
R
Fluorchinolone
Ciprofloxacin
R
S
R
Welche Infektionen lösen MRGN
aus?
Jens Bredehorn / pixelio.de
Dieter Schütz / pixelio.de
Gerd Altmann / pixelio.de
Katharina Wieland Müller / pixelio.de
Hartmut910 / pixelio.de
Gerd Altmann / pixelio.de
Was empfiehlt das RKI?
Zielgruppe dieser Empfehlung
Diese Empfehlung richtet sich primär an die Träger und Mitarbeiter von
Krankenhäusern. Auch in anderen medizinischen Einrichtungen, in denen
invasive Therapien z. B. Beatmungen in der neurologischen Rehabilitation
durchgeführt werden, kann sie hilfreich sein.
Andere Einrichtungen, die den Lebensbereich der Patienten darstellen
(Alten- und Pflegeheime), werden in dieser Empfehlung derzeit nicht
berücksichtigt. Hier ist eine eigene individuelle Risikoabwägung
empfehlenswert, wie sie in den Empfehlungen zur Infektionsprävention in
Heimen [6] dargestellt wird.
Aufgrund der Eigenschaften der gramnegativen Stäbchen sollten
die Maßnahmen in Heimen jedoch nicht über die Maßnahmen, die
für MRSA-positive Bewohner festgelegt sind, hinausgehen
Clostridium difficile
• grampositive Sporenbildner,
Toxin A und B
• Verursacher der Clostridium difficile assoziierten
Diarrhoe (CDAD), der Pseudomembranösen
Colitis, bis hin zum toxischen Megakolon
• Bei Clostridium difficile ist die
mechanische Reinigung die wichtigste
Maßnahme zur Sporenreduktion
Clostridium difficile
• Besonderheit nicht die Resistenz sondern Sporen
• Sporen sind extrem Umweltstabil
• Können nur von speziellen
Flächendesinfektionsmitteln beseitigt werden;
Händedesinfektionsmittel wirken NICHT!
• Darüber hinaus Gas- und Toxinbildner
• Infektionen des Magen-Darm-Traktes mit z.T.
schweren Verläufen
• Ca. 4% der Bevölkerung tragen geringe Mengen
dieser Mikroorganismen unbemerkt im Darm
Clostridium difficile
Clostridium difficile
• Händedesinfektion
• Nach Patientenkontakt oder Kontakt mit Erregerhaltigem
Material (Stuhlgang)
• Nach Verlassen des Zimmers
• WICHTIG: aufgrund der Erregerresistenz
gegen alkoholische
Händedesinfektionsmittel sind NACH
der Händedesinfektion die Hände zu
waschen
FAZIT
• Multiresistente Erreger sind weiterhin auf dem
Vormarsch
• Mikroorganismen sind extrem anpassungsfähig
• Neue Antibiotika sind in den kommenden Jahren
nicht auf dem Markt
• Nur durch eine sachgerechte und konsequente
Umsetzung der hygienischen Vorgaben ist die
Problematik zu beherrschen
Des Hygienikers Traum: das
menschenleere Krankenhaus…
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