Infektionsgefährdung beim beruflichen Umgang mit Tieren sowie bei

Werbung
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
1
Infektionsgefährdung beim beruflichen Umgang mit
Tieren sowie bei Tätigkeiten im Freien und in entsprechenden Bereichen der Lebensmittelindustrie
Allgemeiner Teil
Werdende Mütter sind beim beruflichen Umgang mit Pflanzen, Tieren und deren
Produkten einer erhöhten Gefährdung durch biologische und toxische / sensibilisierende Stoffe ausgesetzt. Hierdurch können sie und die Leibesfrucht ernsthaft akut
oder chronisch erkranken bzw. durch die erforderlichen therapeutischen Maßnahmen
Schaden nehmen.
Nach Teil 2 des Anhangs der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) (www.gesetze-im-internet.de/arbmedvv/index.html) hat der Arbeitgeber für
Beschäftigte in „Forschungseinrichtungen und Referenzlaboratorien, die regelmäßige
Tätigkeiten mit Kontaktmöglichkeit zu infizierten Tieren/und Proben, Verdachtsproben bzw. krankheitsverdächtigen Tieren sowie zu erregerhaltigen oder kontaminierten Gegenständen oder Materialien, wenn dabei der Übertragungsweg gegeben ist,
verrichten“, arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen und ihnen
ggf. entsprechende Impfungen anzubieten. Impfungen während der Schwangerschaft
sind in der Regel nicht möglich.
Die Durchführung von Pflichtuntersuchungen ist Voraussetzung für die Beschäftigung oder Weiterbeschäftigung mit der entsprechenden Tätigkeit.
Im Folgenden werden Ausführungen zu einigen für diesen Bereich relevanten Infektionserkrankungen, möglichen Impfungen und zur postexpositionellen Prophylaxe
(PEP) gemacht. Mehr zu den Krankheiten und zu den aktuellen Impfempfehlungen
findet sich auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de).
Die im nachfolgenden Text genannten Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe sowie die Beschlüsse des Ausschusses für Biologische Arbeitsstoffe sind im
Internet auf den Seiten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter: Themen von A - Z, Biologische Arbeitsstoffe, veröffentlicht (www.baua.de).
I.
Borreliose (Lyme-Disease)
1.
Erreger
Borrelien sind gramnegative schraubenförmige, aktiv bewegliche Bakterien. Der
Erreger wird nach der Biostoffverordnung (BioStoffV) in die Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Borrelien kommen weltweit in Zecken vor. Die Zecken halten sich in der Niedrigvegetation bis zu 1,5 m Höhe auf. In Deutschland besteht überall eine Infektionsgefährdung. Da die Durchseuchung der Zeckenpopulation sehr unterschied-
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
2
lich ist, kann man von bestimmten Endemiegebieten sprechen. So sind in Endemiegebieten 10 % - 20 % der Zecken mit Borrelien infiziert. Jährlich treten
30.000 bis 60.000 Neuerkrankungen auf. Das Naturreservoir des Erregers sind
wildlebende Nager, Igel, Reh, Rotwild, Vögel.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Der Erreger wird durch den Stich bzw. Saugakt der infizierten Zecken übertragen. Eine Übertragung durch Mutterkuchen ist auch möglich. Eine Ansteckung
von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
4.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit beträgt im ersten Stadium zwischen drei Tagen und fünf
Wochen, bis zum Stadium 2 und 3 mehrere Monate bis Jahre.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
50 % der Infektionen verlaufen völlig symptomlos. Die Borreliose kann in drei
Stadien ablaufen, wobei die verschiedenen Krankheitsstadien ineinander übergehen, sich überlappen oder ganz fehlen können.
Im ersten Stadium (meist in den Sommermonaten) entsteht an der Stelle des
Zeckenstiches eine Rötung, die sich ringförmig vergrößert und in der Mitte abblasst, unter Umständen begleitet von grippeartigen oder meningitisartigen
Krankheitserscheinungen. Einige Wochen bis Monate nach Beginn der Erkrankung können Hirnhaut-, Hirn- und Nervenentzündungen auftreten. Im dritten
Stadium treten verschiedene Gelenkentzündungen, Herzmuskelentzündungen,
Hautveränderungen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems auf.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Eine Erregerübertragung auf den Fetus ist möglich. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist zu Beginn der Schwangerschaft höher als im weiteren Verlauf.
Etwa bei 30 % der infizierten werdenden Mütter kann es zu Schädigungen in
der Schwangerschaft kommen. Hierzu gehören:
•
Aborte,
•
Fruchttod,
•
Erkrankungen (Hautausschlag, Schwerhörigkeit, Blindheit, Herzrhythmusstörungen, Atemweginfekte) des Neugeborenen,
•
Missbildungen (Wasserkopf, Fingermissbildung).
7.
Diagnostik und Immunität
Die Diagnose erfolgt durch Einholung der Krankengeschichte in Verbindung mit
dem Erregernachweis bzw. Nachweis spezifischer Antikörper. Mehrmalige Infektionen sind möglich.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Nach Teil 2 des Anhangs zur ArbMedVV hat der Arbeitgeber für Wald- und
Forstarbeiterinnen mit Tätigkeiten in niedriger Vegetation und ggf. für Beschäftigte in Forschungseinrichtungen/Laboratorien arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen.
Grundsätzlich sollte durch Tragen von geeigneter Kleidung und durch Insektenabwehrmittel jeglicher Zeckenbiss vermieden werden. Nach einem Aufenthalt im
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
3
Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht und ggf. Zecken möglichst
rasch entfernt werden. Die Bisswunde muss sorgfältig desinfiziert werden. Die
Zecken können ins Labor eingesandt werden und dort auf Antigen untersucht
werden. Bei positivem Befund ist eine prophylaktische Antibiotikatherapie abzuwägen.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Vermeidung von Tätigkeiten in Zeckenbiotopen mit Niedrigvegetation (z. B. Büsche, Farne, hoch gewachsenes Gras etc.).
II.
Brucellose (Mb. Bang, Maltafieber)
1.
Erreger
Es handelt sich um ein unbewegliches stäbchenförmiges Bakterium aus der
Familie der Brucellaceae. Der Erreger (Brucella) wird nach BioStoffV in Risikogruppe 3 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Brucellen sind weltweit verbreitet, wobei in Deutschland der Erreger ausgerottet
ist. Die Brucellose wird in Deutschland gelegentlich durch importierte Lebensmittel oder importierte infizierte Rinder, Ziegen, Schafe und andere Tiere (Mittelmeerraum) eingeschleppt. Die Möglichkeit, sich hier zu infizieren, ist äußerst
gering. Eine gehäufte Infektionsrate weisen Mittelmeerurlauber auf.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Die infizierten Tiere (Kühe, Ziegen, Schweine, Schafe, aber auch Hunde und
Hasen) scheiden den Erreger mit der Milch, dem Stuhl, dem Urin und bei der
Geburt aus. Die Menschen infizieren sich durch direkten, engen Kontakt (durch
Atemtröpfchen oder über die Haut) mit erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen. Infektionen können auch bei Verzehr von nicht ausreichend erhitzter
Milch und Milchprodukten, Weichkäse sowie rohem Fleisch und Fleischprodukten erworben werden.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt eine Woche bis mehrere Monate, in der Regel aber
5 bis 60 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Erkrankung verläuft in drei Stadien. Sie beginnt mit grippeähnlichen Beschwerden. Nach einer beschwerdefreien Zeit kommt es zu hohem Fieber mit
typischen Fieberschüben, die 1 - 3 Wochen anhalten. Dabei werden verschiedene Organe befallen (Leber mit Gelbsucht, Herz, Haut sowie das zentrale und
periphere Nervensystem). Die Sterblichkeit der unbehandelten Erkrankung liegt
bei ca. 2 %.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Eine Übertragung durch Muttermilch auf Säuglinge ist möglich. Brucellosekranke Mütter dürfen deshalb nicht stillen. Eine antibiotische Therapie in der
Schwangerschaft ist nicht möglich.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
4
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Erregernachweis oder Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut. Nach durchgemachter Erkrankung besteht eine langanhaltende
Immunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Einhaltung der Hygienevorschriften. Hände desinfizieren und danach gründlich
waschen; Tragen von geeigneter Schutzkleidung (z. B. Gummihandschuhe mit
hohen Stulpen, Schutzschuhe, flüssigkeitsdichte Schürze). Desinfektion kontaminierter Gegenstände und Wäsche mit geeigneten Desinfektionsmitteln aus
der Liste des Robert-Koch-Instituts. Kein Verzehr von nicht pasteurisierten
Milchprodukten, Rohmilch oder Schafs- und Ziegenkäse.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Keine Tätigkeit bzw. kein Kontakt mit erkrankten oder verdächtigen Tieren. Eine
antibiotische Therapie in der Schwangerschaft ist nicht möglich.
III.
BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) und andere
TSE (Transmissible Spongiforme Enzephalopathien)
1.
Erreger
Zurzeit wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Erregern um Prionen
handelt, infektiöse, fehlgefaltete Körpereiweiße. Diese Erreger sollen verschiedene übertragbare (transmissible) Erkrankungen, die zu schwammartigen
(spongiformen) Veränderungen des Gehirns (Enzephalopathie) bei Tieren und
Menschen führen, hervorrufen. Der relevanteste ist der BSE-Erreger des Rindes. Sie werden nach BioStoffV in Risikogruppe 3** eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
TSE-Erreger kommen weltweit beim Tier (Rind, Schaf, Ziege, Hirsch, Elch,
Nerz, Katze, Gazelle) vor. BSE-Erreger beschränkten sich zunächst auf England und breiteten sich über exportiertes Tiermehl bzw. Rinder nach Europa und
in Einzelfällen nach Kanada, Oman und den Falklandinseln aus.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Allgemein wird die Aufnahme mit der Nahrung als Hauptübertragungsweg beim
Tier und vermutlich auch beim Menschen angesehen. Tätigkeitsabhängig ist eine Aufnahme von TSE-Erregern möglich:
-
über die Schleimhäute des Mundes und der Nase,
-
über die Schleimhäute der Augen,
-
durch Verschlucken und
-
bei Verletzungen der Haut (insbes. Schnitt- und Stichverletzungen).
Mit einer Gefährdung wird nur gerechnet beim Umgang mit sog. Risikomaterialien (Schädel, einschließlich Gehirn und Augen, Mandeln, Wirbelsäule mit Rückenmark und Teilen des Darms (Ileum) sowie beim Umgang mit Tiermehlen
als Dünger (Gartenbau).
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
5
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt vermutlich mehrere Jahre bis Jahrzehnte.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Bei transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE) handelt es sich um
infektiöse Erkrankungen des Zentralen Nervensystems mit einer Degeneration
von Nervenzellen. Der Tod tritt innerhalb von 2 Monaten bis 2 Jahren nach Beginn der Krankheitszeichen ein. Es werden verschiedene Krankheitsbilder unterschieden, wobei die beiden folgenden für Europa relevant sind:
-
Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) bei Rindern;
-
Scrapie oder Traberkrankheit bei Schaf und Ziege.
Es muss damit gerechnet werden, dass BSE als Ursache für die neue Variante
der Creutzfeldt-Jacob-Erkrankung beim Menschen in Betracht kommt, die gekennzeichnet ist durch das Auftreten von Psychosen (Persönlichkeitsstörungen), Muskelkrämpfen und später Bewegungsstörungen und Muskelsteife. Eine
Behandlung ist nicht möglich; die Erkrankung endet immer tödlich.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
Exakte Diagnosemöglichkeiten sind erst nach dem Tod des erkrankten Individuums anwendbar. Dabei werden besondere, fehlgefaltete Eiweiße im Gehirn
von Mensch oder Tier nachgewiesen. Testverfahren für die Diagnostik von
BSE-Infektionen bei Tieren während der langen Inkubationszeit befinden sich
erst in der Entwicklung.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Eine Impfung gegen diese Erkrankungen ist nicht möglich. Zu den Arbeitsschutzmaßnahmen hat der Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe die Beschlüsse 602 und 603 veröffentlicht.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei einer werdenden Mutter muss ein Beschäftigungsverbot für den Umgang mit
Risikomaterial von erkrankten oder verdächtigen Tieren ausgesprochen werden,
insbesondere wenn dabei eine Verletzungsgefahr besteht.
IV.
Campylobacter
1.
Erreger
Es handelt sich um spiralige bis gewundene stäbchenförmige Bakterien der
Gattung Campylobacter mit verschiedenen Untergruppen, die alle nach
BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft sind. In Deutschland ist der Campylobacter jejuni am häufigsten.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
6
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Diese Erreger kommen weltweit vor. Besonders häufig treten die Erkrankungen
beim Menschen in warmen Sommermonaten auf.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Das hauptsächliche Reservoir sind Wildtiere, insbesondere Wildvögel (Enten,
Gänse, Möwen). Eine Übertragung kann auch von Geflügel sowie anderen
Haustieren ausgehen. Das Reservoir für Campylobacter fetus stellen vor allem
Schweine und Rinder dar.
Campylobacter werden überwiegend durch die Nahrung, z. B. nicht ausreichend
durchgegartes Geflügelfleisch, rohe Milch und Milchprodukte oder durch mit
Oberflächenwasser kontaminiertes Trinkwasser sowie infizierte Haustiere übertragen.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 2 bis 7 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Viele Infektionen verlaufen ohne Krankheitszeichen. Ansonsten treten akute
Durchfallerkrankungen unterschiedlichsten Ausmaßes auf, denen Fieber und
Allgemeinbeschwerden häufig vorausgehen. Dabei kann es zu krampfartigen
Bauchschmerzen, selten zu blutigem Durchfall kommen. Eine seltene schwere
Komplikation stellt das Guillain-Barré-Syndrom, eine aufsteigende Lähmung der
Gliedmaßen, dar. Selten kann es zu septischen Allgemeininfektionen kommen.
Dies ist insbesondere auch bei Campylobacter fetus der Fall, meist bei abwehrschwachen Menschen. Noch seltener sind Hirnhaut-, Herz-, Venen-, Gelenksentzündungen und Abszesse.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Werdende Mütter weisen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Erregern
von Lebensmittelinfektionen auf, also auch gegenüber Campylobacter3. Bei
werdenden Müttern kann es durch Infektion mit Campylobacter fetus zu fieberhaften Aborten oder zu Frühgeburten kommen.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Nachweis des Erregers im Stuhl. Eine Immunität ist nicht bekannt.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Strenge lebensmittelhygienische Maßnahmen sind einzuhalten. Bei der Geflügelhaltung, Schweine- und Rinderhaltung, Schlachtung und der Milchgewinnung
ist auf eine strenge Betriebshygiene zu achten.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Erkrankte oder verdächtige Tiere und deren Ausscheidungen sind zu meiden.
Beim Umgang mit rohem Fleisch und Rohmilch ist auf konsequente Hygienemaßnahmen zu achten.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
7
V.
Chlamydien-Infektionen (Papageienkrankheit, Psittakose,
Ornithose)
1.
Erreger
Es handelt sich um unbewegliche Bakterien aus der Familie der Chlamydiaceae. Die Erreger sind Zellparasiten. Es gibt drei verschiedene Arten, die für
die Menschen gefährlich sind. Der Erreger der Papageienkrankheit gehört zu
der Gattung Chlamydia psittaci und wird nach BioStoffV in die Risikogruppe 3
eingestuft.
2.
Vorkommen
Der Erreger ist weltweit verbreitet. Die natürlichen Wirte sind Vögel und fast alle
Haus- und Wildtiere. Insbesondere die Stämme von papageienartigen Vögeln
sind für die Menschen gefährlich.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Tauben und Vögel von Tierfarmen sind als Infektionsquelle für den Menschen
bedeutsam. Der Erreger ist bei Raumtemperatur bis ca. vier Wochen infektiös.
Die infizierten Vögel sind entweder symptomlos oder schwer krank. Sie scheiden den Erreger mit Speichel, Urin und Kot aus. Die Übertragung auf den Menschen (insbesondere bei Kontakt zu infizierten Vögeln) erfolgt:
•
durch unmittelbare Berührung der Vögel,
•
durch Einatmen des infektiösen Staubes,
•
durch Kontakt mit den Ausscheidungen infizierter Tiere,
•
durch Schmierinfektion von Säugetieren.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt etwa eine bis vier Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Erkrankung verläuft unterschiedlich schwer, vom einfachen grippeähnlichen
Infekt bis zur schweren Lungenentzündung mit Todesfolge.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Das Gefährdungspotential für den Menschen ist in der Mehrzahl der Fälle gering einzuschätzen. Wichtige Ausnahme stellen Infektionen von werdenden Müttern mit Chlamydia abortus dar. Der Erreger hat eine hohe Affinität zum Mutterkuchen und kann bei werdenden Müttern eine grippeähnliche Erkrankung verursachen, in deren Verlauf es zum Abort oder zur Totgeburt kommt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Bestimmung von spezifischen Antikörpern.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Die Bekämpfung dieser Tierseuche ist tierseuchenrechtlich geregelt. Die Einzelheiten der Bekämpfungs- und Schutzmassnahmen sind der Verordnung zum
Schutz gegen die Psittakose und Ornithose: PsittakoseV http://www.gesetze-
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
8
im-internet.de/psittakosev/BJNR010550970.html festgelegt. Weitere Hinweise sind in der TRBA 230 zu finden.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Werdende Mütter dürfen keinen Kontakt mit erkrankten oder verdächtigen Tieren wie Vögeln und Ziegen haben.
VI.
Escherichia coli
1.
Erreger
Der Erreger, Escherichia coli ist ein Stäbchen der Gattung Escherichia. Beim
Menschen kann es Entzündungen der Nieren und Harnwege, Gallenblasenentzündungen und Sepsis hervorrufen. Bei Neugeborenen kann der Erreger Sepsis
und Meningitis hervorrufen. Einige Stämme können Darmerkrankungen auslösen bzw. zählen zu den wichtigen Erregern von Lebensmittelinfektionen. Sie
sind sehr umweltstabil, können in saurer Umgebung überleben und Gifte bilden.
Der Erreger der EHEC wird nach BioStoffV in Risikogruppe 3**, andere in die
Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Der Erreger kommt weltweit vor. Beim Menschen findet man Escherichia coli als
Bestandteil der normalen Stuhlflora. Wiederkäuer, vor allem Rinder aber auch
Schafe und Ziegen sind ebenfalls ein wichtiges Reservoir.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Der Mensch infiziert sich durch Schmierinfektion (faekal-oral) sowie durch Kontakt zu o. g. infizierten Tieren oder durch Verzehr von unzureichend erhitzten
Lebensmitteln (Rohmilch, Hackfleisch und sonstige Lebensmittel). Die Infektionsdosis ist sehr gering (weniger als 10² Keime).
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt meist 1 - 3 Tage, kann aber auch bis zu 8 Tagen
dauern.
Stuhl und Abwasser enthalten im Allgemeinen Escherichia coli. Bei darmpathogenen Keimen besteht eine Ansteckungsfähigkeit, solange der Erreger im Stuhl
nachgewiesen wird. In der Regel dauert die Keimausscheidung hier 5 - 10 (bis
20) Tage, kann aber (besonders bei Kindern) auch über einen Monat betragen.
Ausscheider von EHEC dürfen nach § 34 Abs. 2 IfSG im Regelfall Gemeinschaftseinrichtungen bis zum Vorliegen von drei aufeinander folgenden negativen Stuhlproben (Abstand 1 - 2 Tage) nicht besuchen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Viele Infektionen verlaufen klinisch stumm.
Bei enteropathogenen Colistämmen treten bei etwa einem Drittel leichte, wässrige Durchfälle mit Bauchkrämpfen auf. Bei 10 % - 20 % der Erkrankten entwickelt sich als schwere Verlaufsform eine blutige Darmentzündung mit Fieber.
Schwere Komplikationen treten in wenigen Fällen auf. Zu den Komplikationen
zählen:
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
9
-
das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) mit Zerstörung der roten Blutkörperchen, Blutgerinnungsstörungen und Nierenschädigungen bis Nierenversagen,
-
die thrombotischthrombozytopenische Purpura (TTP) mit Zerstörung der
Blutplättchen und roten Blutkörperchen gefolgt von Hautblutungen und Befall
des Nervensystems.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Harnwegsinfektionen können in der Schwangerschaft gehäuft auftreten, wenn
der normale Harnfluss durch die Schwangerschaft behindert ist. Bei werdenden
Müttern kann die Infektion mit EHEC lebensbedrohlich verlaufen und zu Nierenversagen führen. Die Sterblichkeit ist besonders im Kindesalter hoch (1 % 5 %).
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Erregerisolierung aus Urin, Blut, Galle, Liquor, Stuhl bzw.
durch Bestimmung von Antikörpern gegen EHEC aus Blut.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Persönliche Hygiene (Tragen von Handschuhen beim Umgang mit Exkreten),
Meiden des Kontaktes zu Abwasser und Abfall. Sorgfältige Einhaltung von Hygienevorschriften beim Umgang mit Lebensmitteln. Kein unmittelbarer Kontakt
zu den Tieren in Streichelzoos oder auf Bauernhöfen (kein Gesichtskontakt,
gründliches Händewaschen!). Milch sollte nicht in rohem Zustand, sondern nur
nach Wärmebehandlung verzehrt werden (Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung ist es rechtlich untersagt, rohe oder nicht ausreichend erhitzte Milch
an Verbraucher abzugeben).
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Strengste Hygienemaßnahmen und kein Umgang mit EHEC-Erkrankten.
VII. Fischtuberkulose (Schwimmbadgranulom, Fischzüchter-
granulom)
1.
Erreger
Der Erreger, Mycobacterium marinum, ist ein unbewegliches Stäbchen aus der
Familie der Familie Mycobacteriaceae. Er wird nach BioStoffV in die Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Der Erreger ist weltweit verbreitet, besonders in tropischen Bereichen. Reservoir sind die Fische.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Der Erreger gedeiht in unzureichend gechlortem und warmem Wasser. Bei Kontakt mit verunreinigten stehenden Gewässern dringt er in oberflächliche Hautwunden. In Deutschland kann man sich hauptsächlich bei Arbeiten an/in
schlecht gepflegten Aquarien und privaten Schwimmbädern anstecken.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
10
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Beschwerden treten am Ort der Verletzung, am häufigsten auf der Haut der
Hände bzw. Arme, Ellenbogen und Füße auf. Hier entstehen blaurote schmerzlose Knötchen, die manchmal erst nach ein bis zwei Jahren abheilen und Narben hinterlassen. Gelegentlich treten am Arm in einer Reihe mehrere dieser
Knoten auf als Folge einer Ausbreitung der Erreger über die Lymphbahnen. Oft
sind auch tiefe Strukturen betroffen (Gelenks- und Knochenmarksentzündungen).
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt. In der Schwangerschaft sind die Therapiemöglichkeiten eingeschränkt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Erregernachweis in der Kultur.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Eine Impfung gegen diese Erkrankung ist nicht möglich, daher sind z. B. bei
Reinigungsarbeiten geeignete Schutzhandschuhe zu tragen. Auf Symptome bei
den Fischen ist zu achten. Kranke Fische dürfen nicht mit ungeschützten Händen angefasst werden. Die Wasserqualität ist zu gewährleisten. Becken nicht
„überbesetzen“.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Einhaltung der allgemeinen Hygienemaßnahmen.
VIII. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
1.
Erreger
Erreger ist ein Flavivirus, welches zur Familie der Flaviviridae gehört. Es handelt
sich dabei um das zentraleuropäische Zeckenenzephalitis-Virus, das nach
BioStoffV in Risikogruppe 3 ( ) eingestuft wird.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
FSME-Virus übertragende Zecken kommen in vielen europäischen Ländern,
Russland und in Asien vor. Wesentliche Verbreitungsgebiete in Deutschland
liegen in Baden-Württemberg und Bayern. Endemiegebiete liegen ebenfalls im
südlichen Hessen (Odenwald), im LK Birkenfeld in Rheinland-Pfalz und in vereinzelten Landkreisen in Thüringen.
Jährlich wird in einer Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins – in Übereinstimmung mit den diesbezüglichen Ausführungen in den Empfehlungen der
Ständigen Impfkommission am RKI (STIKO) – eine aktualisierte Darstellung der
Risikogebiete in Deutschland in einer Einteilung nach Kreisgebieten als Grundlage für gezielte präventive Maßnahmen publiziert (www.rki.de). In diesen Gebieten sind Zecken in unterschiedlicher Häufigkeit (von ≤ 0,2 % bis ≥ 2 %) mit
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
11
dem Virus befallen. Das primäres Erregerreservoir sind Kleinsäugerpopulationen, insbesondere Mäuse, aber auch Vögel, Rehe und Rotwild.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Übertragung erfolgt durch Zeckenstich, sehr selten durch virusinfizierte
Milch von Ziegen und Schafen, in Ausnahmefällen auch von Kühen. Eine Infektion von Mensch zu Mensch gibt es nicht.
Zecken halten sich bevorzugt in Wäldern, in nicht zu trockenen Lagen, in hohem
Gras und Gebüsch sowie in losem Laub auf (bis 1,5 m Höhe). Nur 40 % der mit
FSME-Virus-Infizierten erinnern sich an einen Zeckenstich!
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt gewöhnlich 7 - 14 Tage, in Einzelfällen bis zu 28 Tagen. Erkrankte sind nicht ansteckend.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis führt zur Entzündung des Gehirns, der
Hirnhäute und des Zentralnervensystems. Sie kann mit leichten grippeähnlichen
Symptomen (10 % - 30 %) verlaufen und zu Dauerschäden wie Lähmungen führen. Bei ca. 1% der Erkrankten mit ZNS-Beteiligung führt die Erkrankung zum
Tode. Ca. 70 % der Patienten bleiben ohne Symptome. Die Therapie erfolgt
symptomatisch. Eine spezifische antivirale Therapie ist nicht verfügbar.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Hier stehen die Gefährdungen der werdenden Mutter selbst und die eingeschränkten Therapiemöglichkeiten im Vordergrund. Sonstige Besonderheiten in
der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel erfolgt eine Bestimmung von spezifischen Antikörpern in
Blut/Gehirnflüssigkeit mit Beginn der zweiten Krankheitsphase. Zu Beginn der
Erkrankung ist eine Virusisolierung aus Blut/Gehirnflüssigkeit möglich.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Nach Teil 2 des Anhangs zur ArbMedVV hat der Arbeitgeber in Endemiegebieten Beschäftigten in Land-, Forst- und Holzwirtschaft, Gartenbau, Tierhandel
und Jagd bei regelmäßige Tätigkeiten in niederer Vegetation und in Wäldern
und bei Tätigkeiten mit regelmäßigem direkten Kontakt zu freilebenden Tieren
und ggf. für Beschäftigte in Forschungseinrichtungen/Laboratorien arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen und ggf. eine Impfung anzubieten.
Grundsätzlich sollte durch Tragen von geeigneter Kleidung und durch Insektenabwehrmittel jeglicher Zeckenbiss vermieden werden. Nach einem Aufenthalt
im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht und ggf. Zecken möglichst
rasch entfernen werden. Die Bisswunde muss sorgfältig desinfiziert werden. Eine postexpositionelle Immunprophylaxe ist nicht möglich.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Vermeidung von Tätigkeiten in Zeckenbiotopen mit Niedrigvegetation (z. B. Büsche, Farne, hoch gewachsenes Gras etc.).
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
12
IX.
Hantavirus
1.
Erreger
Hantaviren gehören zur Familie der sogenannten Bunyaviridae. Es gibt ca. 12
verschiedene Hantavirustypen weltweit, die sich hinsichtlich der von ihnen ausgelösten Infektionen unterscheiden. Die in Mitteleuropa vorkommenden Typen
gehören nach BioStoffV meist zur Risikogruppe 2, seltener zur Risikogruppe 3.
2.
Vorkommen Epidemiologie
In Mittel- u. Nordeuropa kommen insbesondere der Puumula- und der
Dobravatyp, weltweit der Seoultyp vor. Jeder Typ hat einen „eigenen“ Nager, an
dessen Verbreitungsgebiet er gebunden ist. Hauptüberträger sind in Mitteleuropa die Rötelmaus, Brand-/Gelbhalsmaus und verschiedene Ratten. Ca. 1 % - 2
% der Bevölkerung in Deutschland haben Antikörper gegen Hantaviren. Die
Zahl der jährlich in Deutschland geschätzten Fälle liegt bei ca. 600 - 1200. Gebiete mit gehäuften Fällen liegen im Münsterland und der nördlichen Eifel, in
Nordbaden, Unterfranken und auf der Schwäbischen Alb. Eine berufliche Gefährdung besteht aufgrund der Übertragungswege bei beruflichen Tätigkeiten
mit erhöhter Staubentwicklung im Bereich Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tierpflege, Zoohandel, Veterinärmedizin ggf. auch beim Umgang mit Labormäusen
oder Laborratten, besonders in Endemiegebieten.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die infizierten Nager erkranken selbst nicht, scheiden aber große Virusmengen
mit Kot, Urin oder Speichel aus. Der Mensch infiziert sich durch direkten oder
indirekten Kontakt mit diesen Ausscheidungen, vor allem durch Einatmen von
virushaltigen Staubpartikeln, z. B. bei Aufenthalt in alten Scheunen, Dachböden
und Lagerhallen, beim Ausbringen von Gartenerde, durch Nagerbisse oder kontaminierte Lebensmittel.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die klassische Hantavirusinfektion hat eine Inkubationszeit von 12 - 24 Tagen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome oder als grippaler Infekt. Etwa 30 % der Infektionen mit dem Puumula-Virus zeigen klinische Symptome,
wobei unspezifische Symptome wie Fieber, Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen dominieren. In wenigen Fällen kommt es zu Nierenfunktionsstörungen bzw.
zum akuten Nierenversagen. In Ausnahmefällen kann es zu einer lebensbedrohlichen, hochfiebrigen Erkrankung mit ausgedehnten Blutungen im Bereich
der Haut, Lunge, Magen-Darm-Trakt und Nieren mit Nierenversagen kommen.
Die Sterberate beträgt hierbei je nach Virustyp 1 % - 10 %.
6.
Risiken für die Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel erfolgt eine Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut. Allerdings bilden nur ca. 60 % - 70 % der mit dem Puumulatyp infizierten Personen während der akuten Krankheitsphase nachweisbare spezifische Antikörper.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
13
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Impfstoffe gegen Hantaviren durchlaufen derzeit die vorklinische Testphase.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Da das größte Risiko für eine Hantavirusinfektion bei Kontakt mit Mäusen, Ratten oder deren Ausscheidungen, insbesondere durch Staub besteht, ist ein Kontakt mit erkrankten oder verdächtigen Tieren bzw. die Exposition gegenüber deren Ausscheidungen zu verhindern.
X.
Hasenpest (Tularämie)
1.
Erreger
Es handelt sich um ein unbewegliches stäbchenförmiges Bakterium aus der
Familie der Brucellaceae. Der Erreger (Francisella tularensis) wird nach
BioStoffV in Risikogruppe 3 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Das Bakterium kommt auf der nördlichen Hemisphäre in Russland, Japan, USA
und Kanada vor.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Als Reservoir dienen vor allem Hasen, Wildkaninchen, Biber, Schildzecken,
landwirtschaftliche Nutztiere und Haustiere (insbesondere Katzen). Eine Ansteckung ist möglich über:
•
Einatmen von infektiösem Staub,
•
Haut- oder Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial,
•
Verzehr von nicht ausreichend erhitztem, kontaminiertem Fleisch (Hasen) bzw. Wasser,
•
Stechmücken oder Zecken und
•
Tierbisse.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 2 - 10, in der Regel 3 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Das Krankheitsbild ist abhängig von der Eintrittspforte des Erregers. Es variiert
von schmerzlosen Hautgeschwüren mit hohem Fieber, Lymphknotenschwellungen, Lungenentzündungen, Beteiligungen des Verdauungstraktes bis zu
schwersten Verläufen mit einer Sterberate von bis zu 10 % ohne Behandlung.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Für die Leibesfrucht bestehen keine speziellen Risiken. Eine Behandlung mit
Antibiotika ist in der Schwangerschaft problematisch.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut. Eine durchgemachte Erkrankung führt zu einer Teil-Immunität.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
14
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
In Deutschland ist kein Impfstoff zugelassen.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Meiden von erkrankten oder verdächtigen Tieren und deren Ausscheidungen,
Beachtung von Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Fleisch aus Endemiegebieten.
XI.
Katzenkratzkrankheit
1.
Erreger
Der Erreger, Bartonella henselae, ist eine kleine Bakterie aus der Familie der
Bartonellaceae. Der Erreger wird nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen
Weltweit sind etwa ein Drittel aller Hauskatzen mit dem Erreger symptomlos infiziert, insbesondere junge Tiere, seltener Hunde und Eichhörnchen. Auch in
Deutschland sind Katzen offensichtlich mit "Bartonella henselae" infiziert. Die infizierten Katzen erkranken nicht, sie sind nur Wirtsorganismen. Der Erreger wird
mit Blut, wo er in roten Blutkörperchen lebt, ausgeschieden.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Durch bloßen Kontakt zu Katzen, aber auch durch Kratzen oder Beißen der
Katze bzw. durch Insektenstiche (z. B. Katzenfloh) kommt es zu Infektionen von
Menschen.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt ein bis zwei Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
An der Eintrittstelle (Kratzstelle) bildet sich zuerst ein gerötetes Knötchen, gefolgt von Lymphbahnentzündung mit eitriger Lymphknotenentzündung. Nur bei
einem Drittel der Infizierten entwickeln sich Fieber und generelle Infektionszeichen. Die Erkrankung heilt spontan nach zwei Monaten aus. Schwere Komplikationen treten selten auf.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Nachweis von Antikörpern im Blut sowie Erregernachweis
durch Anzüchtung.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Direkten ungeschützten Kontakt bzw. Kratzverletzungen durch Katzen vermeiden.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
15
XII. Klassische Geflügelpest (aviäre Influenza) und
atypische Geflügelpest (Newcastle-Disease)
1.
Erreger
Die beiden Erkrankungen werden durch zwei verschiedene Viren hervorgerufen:
•
die klassische Geflügelpest durch ein Influenza-A-Virus aus der Familie der
Orthomyxoviren,
•
die atypischen Geflügelpest durch das Newcastle-Disease-Virus aus der
Familie der Paramyxoviren.
Beide Viren werden nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Die Erreger sind weltweit verbreitet. Infektionen treten bei allen Geflügelarten,
insbesondere bei Hühnern und Puten, sowie Wildvögeln und Tauben auf.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Infizierte Tiere scheiden die Viren in hohen Konzentrationen mit ihren Körperausscheidungen (Kot, Speichel, Tränenflüssigkeit) aus. Die Übertragung auf
den Menschen erfolgt sowohl luftgetragen als auch durch Schmierinfektion über
die Schleimhäute. Bei der Newcastle-Disease kann eine Infektion auch von unsachgemäßem Umgang mit dem Impfstoff bzw. den geimpften Tieren (bis 15
Tage nach Impfung) herrühren.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt mehrere (1 – 4) Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Beide Erkrankungen können eine schwere Bindehautentzündung der Augen
hervorrufen; in Einzelfällen kann es auch zu teils schweren grippeähnlichen Allgemeinsymptomen kommen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Bestimmung von spezifischen Antikörpern oder Virusbestandteilen
im Blut bei gleichzeitig vorhandener Infektionsquelle.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe= vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Die genaue Vorgehensweise nach Kontakt mit erkrankten oder verdächtigen
Tieren wird vom Robert-Koch-Institut unter www.rki.de und der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter Beschluss 608 beschrieben.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Werdende Mütter dürfen nicht in Kontakt mit erkrankten oder verdächtigen bzw.
frisch geimpften Tieren und dem Impfstoff kommen.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
16
XIII. Leptospirosen
1.
Erreger
Leptospiren gehören zur Familie der Leptospiraceae (gramnegative Spirochäten).
2.
Vorkommen
Der Erreger ist weltweit verbreitet, überwiegend in feuchtem Milieu, insbesondere in stehenden Gewässern (Abwässer, Süßwasserseen) und ggf. Ställen
(Schweinekoben). Als Reservoir dienen Nagetiere (Hasen, Ratten und Mäuse),
Fuchs, Igel, aber auch viele Haus- und Nutztiere. Diese scheiden den Erreger
jahrelang mit Urin aus. In Deutschland erkranken jährlich etwa 30 Menschen.
Epidemien können bei Überschwemmungen vorkommen.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Ansteckung erfolgt über verletzte Haut bzw. Schleimhaut bei gleichzeitigem
Kontakt mit kontaminiertem Wasser bzw. Urin.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 2 - 20 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Krankheit verläuft in zwei Stadien. Am Anfang treten Fieber und Übelkeit,
begleitet von Waden- und Rückenschmerzen auf. In der zweiten Phase tritt eine
Organmanifestation mit schweren Leber-, Nieren- und Hirnschäden auf. Die
Krankheit dauert unbehandelt ca. 10 Tage, kann aber lebensbedrohlich werden
und in bis zu 30 % auch tödlich enden.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Der Erreger kann auf die Leibesfrucht übertragen werden und zu Totgeburt,
Frühgeburt und Gehirnhautentzündungen führen. Eine Ansteckung ist auch
über die Muttermilch möglich.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Erregernachweis mittels Anzucht sowie mit Bestimmung von
spezifischen Antikörpern im Blut. Nach einer durchgemachten Erkrankung tritt
eine typspezifische Immunität auf.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Zurzeit ist kein Impfstoff für Menschen auf dem deutschen Markt. Bei beruflicher
Exposition ist das Tragen von wasserdichter Schutzbekleidung und Beachtung
von Hygienemaßnahmen erforderlich. Regelungen dazu finden sich in der
TRBA 220 „Sicherheit und Gesundheit bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in abwassertechnischen Anlagen“. Vermeidung von Kontakt mit Nagetieren.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei werdenden Müttern muss ein Beschäftigungsverbot für den Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren ausgesprochen werden. Für Tätigkeiten in
Klärwerken, in der Abfallwirtschaft oder bei der Probennahme von Oberflächenwasser besteht ein Beschäftigungsverbot.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
17
XIV. Listeriose
1.
Erreger
Listerien sind kurze bewegliche Stäbchen der Gattung Listeria. Als Krankheitserreger ist nur Listeria monocytogenes beim Menschen von Bedeutung.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Der Erreger kommt weltweit vor, vor allem in der Landwirtschaft (Kompost, Erde, Pflanzen) und im Oberflächen- und Abwasser. L. monocytogenes kommt
häufig im Kot von Tieren (Rinder, Schafe, Schweine, Hühner, Hunde, Katzen,
Rehe, Pelztiere, Vögel, Kaltblüter, Insekten, Zoo- und Labortiere), aber auch im
Stuhl gesunder Menschen (Ausscheider) vor. Sie kann auch außerhalb des tierischen Körpers überleben und sich bei Temperaturen von – 0, 4 bis + 54 Grad
Celsius, also auch im Kühlschrank und im Gefrierbereich, weitervermehren.
Das Vorkommen von Listeriose-Erkrankungsfällen in Deutschland ist wegen
fehlender Daten nur schwer einzuschätzen. In den Jahren 2001 und 2002 wurden 213 bzw. 222 Erkrankungen gemeldet. Jährlich erkranken 30 - 40 Neugeborene. Etwa 90 % der Erwachsenen sind immun.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Eine Ansteckung von Menschen erfolgt durch Kontakt mit infizierten Tieren und
Erde, durch Nahrungsaufnahme von infizierten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln wie z. B. Milch, Rohmilchprodukten, Käse, Butter, rohem Fleisch
und Fleischerzeugnissen, Gemüse und Salat, durch Einatmen von infektiösem
Staub z. B. beim Reinigen von Ställen sowie durch Schmutz- und Schmierinfektionen. Eine Erregerübertragung während der Schwangerschaft auf die Leibesfrucht und während der Geburt auf Neugeborene ist möglich.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 3 - 70 Tage bei Lebensmittelinfektionen und 1 - 3
Tage bis 4 Wochen bei Tierinfektionen.
Der Erreger kann mehrere Monate über den Stuhl ausgeschieden werden. Bei
infizierten Müttern sind Listerien noch 7 - 10 Tage nach der Entbindung im Urin
und in Geburtssekreten nachweisbar.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Schwere der Erkrankung ist abhängig von den Abwehrkräften der Erkrankten. Bei Abwehrgesunden verläuft die Infektion meist ohne Krankheitszeichen
oder mit milden grippeartigen Symptomen. Es kommt zur Besiedlung des Darmtraktes.
Bei Abwehrgeschwächten, z. B. Neugeboren und werdenden Müttern, beginnt
die Erkrankung mit Fieber, starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und
Nackensteifigkeit.
Die Listeriose kann jedes Organ befallen und zu Blutvergiftungen, Leber-,
Herzmuskel-, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen führen. Die Sterblichkeitsrate
liegt bei 30 %.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Werdende Mütter und Neugeborene gehören zum gefährdeten Personenkreis.
Werdende Mütter haben ein zwölffach höheres Risiko zu erkranken als die
Durchschnittsbevölkerung.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
18
Schwangerschaftslisteriose: Infektionen in der Frühschwangerschaft führen
zu Abort oder Totgeburt. In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft können
grippeähnliche Symptome bei der werdenden Mutter auftreten. Bei einer Infektion des ungeborenen Kindes kann es zu Tot- oder Frühgeburt kommen.
Der Erreger kann über den Mutterkuchen auf das ungeborene Kind bzw. währen der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel oder während der Geburt kann es zu Neugeborenenlisteriose
kommen. Treten die Symptome in der ersten Lebenswoche auf, spricht man von
einer Frühinfektion. Diese Neugeborenen haben eine Trinkschwäche, leiden unter Krampfanfällen, Atemnot, Hautveränderungen, Durchfall, Erbrechen, Vergrößerung von Leber und Milz sowie Blutvergiftung. Infektionen unmittelbar
bzw. während der Geburt führen in der zweiten Lebenswoche zu eitrigen Gehirn- und Hirnhautentzündungen. Die Sterblichkeit der Neugeborenen ist hoch.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Erregernachweis aus Blut, Eiter, Stuhl, Vaginalabstrich.
Nach einer durchgemachten Erkrankung bleibt eine Teilimmunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Eine Impfung gegen diese Erkrankungen ist nicht möglich. Auf strikte Einhaltung
von Hygienevorschriften beim Umgang mit Lebensmitteln und erkrankten oder
verdächtigen Tieren ist zu achten. Persönliche Hygiene und wasserdichte geeignete Schutzkleidung bei Kontakt mit Abwasser und Oberflächenwasser sind
ebenfalls erforderlich.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Für werdende Mütter sind alle Tätigkeiten verboten, bei denen ein ungeschützter Kontakt zu erkrankten oder verdächtigten Tieren besteht. Verboten ist das
Abschmecken von rohen tierischen Produkten (Köchinnen). Strenge Einhaltung
von Hygienevorschriften beim Umgang mit Lebensmitteln, Tieren, Wasser, Abwasser, Oberflächenwasser, Erde.
XV. Lymphozytäre Choriomeningitis (LCM)
1.
Erreger
Der Erreger ist das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus (LCM-V). Er wird nach
BioStoffV in Risikogruppe 3 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Diese Krankheit ist weltweit verbreitet, wobei lokale Endemieherde vorkommen.
Hauptwirte sind junge Mäuse, Labormäuse, Zwerghamster, Hamster, Meerschweinchen im Alter zwischen 3 und 6 Monaten. Nicht alle infizierten Tiere erkranken auch mit Krankheitsanzeichen.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Das Virus wird über Harn, Kot und Speichel des infizierten Tieres ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt durch Einatmen der Viren, durch direkten Kontakt
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
19
mit befallenen Tieren oder deren Ausscheidungen, durch Verschmieren auf der
Haut und Kontamination von Speisen, über blutsaugende Insekten
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 6 - 13 Tage, bei Infektionen durch Biss- und Kratzwunden
36 Stunden.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Infektion kann symptomlos oder wie ein leichter grippaler Infekt verlaufen.
Bei schweren Formen kommt es zu Fieber mit Gehirnhaut- und Hirnentzündungen, die nach wenigen Tagen wieder abklingen. Sie kann aber zu Bewusstseinstrübung, Lähmungen und Todesfällen führen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Bei Infektionen bis zur 14. Schwangerschaftswoche kann es zu Totgeburten
kommen. Ab der 15. Woche bis zum Ende der Schwangerschaft können in Einzelfällen Hirnentzündung, Missbildungen und Fehlgeburten auftreten. Bei Neugeborenen kommt es zu geistiger und körperlicher Unterentwicklung und
Krampfanfällen.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel durch Nachweis von spezifischen Antikörpern und Virusisolierung
aus Blut.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Einhaltung von strengen Hygienemaßnahmen. Betroffen sind überwiegend
Tierzüchter, Laboranten, Beschäftigte in Tierhandlungen und Zoos.
Regelungen für Beschäftigte in Laboratorien bzw. Versuchstierhaltung sind in
der TRBA 120 „Versuchstierhaltung“ und in der TRBA 100 „Schutzmaßnahmen
für gezielte und nicht gezielte Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in Laboratorien“ zu finden.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Nur Umgang mit gesichert nicht infektiösen (pathogenfreien) Tieren und deren
Ausscheidungen.
XVI. Mikrosporie
1.
Erreger
Die Mikrosporie wird durch Hautpilze der Gattung Microsporum ausgelöst. Derzeit sind ca. 16 Microsporumarten bekannt. Sie werden nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen
Die Mikrosporie kommt weltweit vor. Bekannt sind die mediterranen „Mikrosporieländer“, aus denen häufig Microsporum canis eingeschleppt wird. Microsporum canis und Microsporum gypseum sind häufige Erreger von Hautpilzerkrankungen bei Kleintieren wie Hunden, Katzen, Meerschweinchen, Hamstern, aber
auch bei größeren Haustieren wie Pferden und Kälbern.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
20
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Mikrosporie ist eine hochansteckende Hautpilzerkrankung, die in Deutschland meist vom Tier auf den Menschen übertragen wird (sogenannte zoophile
Dermatophyten).
Die primären Infektionsquellen sind hierzulande meist Hunde und Katzen. Ferner ist eine Infektion von Mensch zu Mensch über kontaminierte Gegenstände
oder aber über Parasiten wie Flöhe und Milben möglich.
Die infizierten Tiere, insbesondere Katzen, zeigen häufig keinerlei Symptome.
Bei Katzen sind über 90 % der Pilzinfektionen durch Microsporum canis verursacht, beim Hund ca. 50 %.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt mehrere Tage bis wenige Wochen.
5.
Krankheitsbild und Komplikationen
Man unterscheidet zwei Krankheitsbilder, eines im Bereich der Kopfhaut, das
andere im Bereich der nicht von Kleidung bedeckten Hautareale. Betroffen ist
die Hornschicht der Haut und die Haare. Hier breiten sich kleine gerötete juckende Stellen mit einem dunkleren Randwall ringförmig aus. Auf behaarter
Haut kommt es zum Abbrechen der Haare und zum Entstehen von haararmen
Arealen (abgemähte Wiese). Die Kopfhaut darunter wirkt durch eine feine
Schuppung wie bestäubt. Die Hauterscheinungen heilen in der Regel spurlos
ab.
Typischerweise sind die Hauterscheinungen in erster Linie an den Stellen zu
beobachten, an denen direkter Tierkontakt bestand.
Bei immungeschwächten Personen und Kindern kann es zum Organbefall
kommen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt. Eine Behandlung
der werdenden Mutter muss als problematisch angesehen werden, weil verschiedene Medikamente in Verdacht stehen, bei der Leibesfrucht Schädigungen
auszulösen bzw. ernsthafte Nebenwirkungen bei der werdenden Mutter verursachen zu können.
7.
Diagnostik und Immunität
Die Diagnostik wird mittels mikroskopischer Untersuchung der Schuppen/Krusten und Haare gestellt. Eine Anzüchtung der Erreger ist über mehrere Wochen
möglich.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Beim Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren oder Menschen sind
adäquate Hygienemaßnahmen erforderlich.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Werdende Mütter dürfen keinen Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren haben.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
21
XVII. Milzbrand (Anthrax)
1.
Erreger
Der Bacillus anthracis ist ein bekapseltes sporenbildendes Stäbchen aus der
Familie der Bacteriaceae. Er wird nach BioStoffV in Risikogruppe 3 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Der Bacillus anthracis ist weltweit vor allem in Viehzuchtgegenden, besonders
in wärmeren Klimazonen, verbreitet, kommt aber auch in Klärwerken vor, die
vor 1970 Gerbereiabwässer verarbeitet haben. Die Sporen sind sehr umweltresistent und können im Boden und Tierprodukten jahrzehntelang überleben.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Milzbranderkrankungen sind in Deutschland sehr selten.
-
Hautmilzbrand: Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit infizierten Tieren
oder kontaminierten tierischen Materialien (Organe, Fell, Häute, Wolle,
Knochenmehl) bzw. Fliegenbiss. Die Sporen dringen über kleine Hautverletzungen ein.
-
Lungenmilzbrand: Die Inhalation erfolgt über sporenhaltigen Staub oder
Aerosole, zum Beispiel beim Schlachten, Gerben oder Schafe scheren.
-
Darmmilzbrand: Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme der Sporen mit
ungenügend gekochtem Fleisch oder Innereien von erkrankten Tieren.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 2 - 7 Tage, meist innerhalb von 48 Stunden nach Infektion.
Milzbrand wird durch Kontakt mit erkrankten oder verstorbenen Tieren sowie
durch tierische Rohstoffe übertragen. Die Sporen sind Jahrzehnte und länger
lebensfähig.
5.
Krankheitsbild und Komplikationen
Milzbrand ist eine akut verlaufende Infektionskrankheit der pflanzenfressenden
Säugetiere, die von diesen auf den Menschen übertragen werden kann.
-
In 95 % der Fälle handelt es sich um Hautmilzbrand (schmerzlose, oft zerfallende Knötchen) mit evtl. Lymphknotenbeteiligung bis zu starken Allgemeinsymptomen, dann fortgeleiteter Schmerz. Die Sterblichkeit liegt unbehandelt zwischen 5 % und 20 %; bei rechtzeitiger Antibiotikatherapie bestehen gute Heilungsaussicht.
-
Lungenmilzbrand: Nach grippeähnlichen Symptomen Lungenentzündung
mit hohem Fieber, das rasch tödlich verläuft.
-
Darmmilzbrand: Blutiges Erbrechen, blutiger Durchfall, Ascites, in 25 % 100 % tödlich, auch unter Antibiotikatherapie. Komplikationen sind eine
tödlich verlaufende, mit Blutungen verbundene Hirnhautentzündung oder
Hirnentzündung bei 5 % der Patienten sowie eine Milzbrandblutvergiftung
mit hohem Fieber, Kreislaufkollaps und Herzrhythmusstörungen, die innerhalb von 3 - 5 Tagen zum Tode führen.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
22
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Risiken während der Schwangerschaft ergeben sich aus der Schwere der Erkrankung.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Nachweis des Erregers aus Hautläsionen, Sputum oder Stuhl bzw.
Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut. Eine durchgemachte Erkrankung führt im Allgemeinen zu lebenslanger Immunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Siehe Beschluss 604 des Ausschusses für Biologische Arbeitsstoffe. Die vorgeschlagene Chemoprophylaxe/Behandlung mit Doxycyclin oder Ciprofloxacin ist
in der Schwangerschaft nicht möglich. Zurzeit gibt es keinen in Deutschland zugelassenen Impfstoff zur Milzbrandprophylaxe.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Kein Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren, nicht sterilisierten Tierhäuten, -fellen, -ledern aus Endemiegebieten, keine Arbeit bei der Sanierung
von kontaminierten Klärwerken. Generelles Beschäftigungsverbot im Milzbrandlabor.
XVIII. Pasteurellosen
1.
Erreger
Die Pasteurella multocida ist ein kurzes Stäbchen. Es wird nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Die Pasteurella multocida kommt weltweit bei Haus- und Wildtieren als Bestandteil der normalen Rachenflora vor und kann bei diesen Tieren gelegentlich Blutvergiftungen hervorrufen. Gefährdete Berufe sind Tierhalter, Tierärzte, Tierpfleger, Tierzüchter, Landwirte, Schlachthofpersonal.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Der Erreger wird durch Bisse und Kratzverletzungen auf den Menschen übertragen. Bei engem Kontakt sind Schmierinfektionen möglich. Auch eine Aufnahme über die Atemwege und orale Aufnahme ist möglich.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt Stunden bis14 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Pasteurella multocida verursacht Wundinfektionen mit Beteiligung der
Lymphknoten, Sehnen und kleinen Gelenke. Als Komplikation kommt es zu
Hirnhautentzündung und Knochenmarksentzündung. Bei Einatmung kann es zu
chronischer Bronchitis, Bronchienerweiterungen und Asthma kommen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
23
7.
Diagnostik und Immunität
Züchtung des Erregers aus Abstrich, Eiter, Punktat, Liquor, Sputum, Blut, Operationsmaterial. Eine Serologie wird meist nicht durchgeführt.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Beachtung von Hygienemaßnahmen bei Umgang mit Tieren, operative Wundversorgung bei Biss- und Kratzwunden.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Keine Tätigkeit mit erkrankten oder verdächtigen Tieren.
XIX. Q-Fieber
1.
Erreger
Das Q-Fieber wird durch Coxiella burnetii (unbewegliches stäbchenförmiges
Bakterium) hervorgerufen. Der Erreger wird nach BioStoffV in die Risikogruppe
3 eingestuft.
2.
Vorkommen
Der Erreger kommt in Australien, USA, Kanada, Deutschland, besonders Baden-Württemberg, der Schweiz, Frankreich, England, Spanien vor. Er wird von
Leder-Zecken auf Schafe, Kühe oder Rehe, selten auch Haustiere übertragen.
Es bestehen örtlich begrenzte Naturherde.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Einatmung von infiziertem Staub
oder Tröpfcheninfektion bei direktem oder indirektem Kontakt mit infizierten Tieren und deren getrockneten Ausscheidungen oder Mutterkuchen sowie durch
Genuss von Rohmilchprodukten. Eine Übertragung auf die Leibesfrucht wird
selten beschrieben. Betroffene Berufe sind Schäfer, Tierpfleger, Tierärzte, Nahrungsmittelindustrie (Verarbeitung von nicht pasteurisierter Milch), Pathologiepersonal, Personen, die sich beruflich auf infizierten Weiden aufhalten. Der Erreger kann auch durch Aerosole beim Transport von Tiermist übertragen werden.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 39 Tage (im Allgemeinen drei Wochen). Tierherden sind oft dauerhaft infiziert und Ausscheider. Im Frühjahr und Frühsommer ist die Ansteckungsgefahr erhöht, da bei der Geburt infizierte Mutterkuchen
abgegeben werden.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Erkrankung kann symptomlos oder akut mit plötzlichem Fieberanstieg über
40o C mit starker Allgemeinsymptomatik auftreten. 30 % - 50 % der Patienten
erkranken an einer interstitiellen Lungenentzündung. Erkrankungen anderer Organe sind möglich, wie z. B. der Hirnhäute, der Leber, aber auch des Mutterkuchens oder der Hoden. Chronisch kann es zu Herzinnenhautentzündung und
Leberentzündung kommen.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
24
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Infektionen der Leibesfrucht sind beschrieben. Es ergeben sich Einschränkungen der Therapie in der Schwangerschaft.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut bzw. Erregernachweis. Eine durchgemachte Erkrankung führt im allgemeinen zu lebenslanger Immunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Keine Aufnahme von Rohmilch und Rohmilchprodukten, wenn eine Erkrankung
nicht ausgeschlossen werden kann oder der Tierbestand nicht geimpft ist.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Kein Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren (insbesondere deren
Mutterkuchen) und deren Ausscheidungen (Mist). Kein Aufenthalt auf Schafweiden/-ställen in Endemiegebieten.
XX. Rotlauf (Erysipeloid)
1.
Erreger
Der Schweinerotlauf wird durch ein stäbchenförmiges Bakterium aus der Gattung Erysipelothrix hervorgerufen. Es wird nach BioStoffV in Risikogruppe 2
eingestuft.
2.
Vorkommen
Der Erreger kommt weltweit bei allen Haussäugetieren, Geflügel, Fischen und
Reptilien, Krabben und anderen Meeresfrüchten vor und kann im feuchten und
warmen Milieu mehrere Monate überleben.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Der Rotlauf ist eine hauptsächlich im Sommer und Herbst beim Schwein auftretende, meist akut verlaufende Infektionserkrankung, die auch beim Menschen
vorkommen kann. Die Infektion des Menschen erfolgt durch Verletzung mit infiziertem Material oder kontaminierten Instrumenten, beim Verarbeiten von Rohfleisch und -fisch sowie Meeresfrüchten.
Schweine können den Erreger über Harn und Kot schon vor Auftreten der Erkrankung ausscheiden.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 2 - 7 Tage. Die Tiere sind während der Inkubationszeit infektiös und können ohne Krankheitssymptome den Erreger ausscheiden.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Das Erysipeloid ist eine meist örtlich begrenzte, peripher fortschreitende Rötung. Als seltene Komplikationen sind Gelenkbeteiligungen, Blutvergiftung oder
Herzklappenentzündung beschrieben.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
25
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Die Risiken ergeben sich aus der Schwere der Erkrankung bzw. der Komplikationen.
7.
Diagnostik und Immunität
Der Erreger kann aus Abstrichmaterial angezüchtet werden. Die Erkrankung
hinterlässt eine erregerspezifische Immunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Beim Umgang mit erkrankten Tieren oder infiziertem Material müssen Schutzhandschuhe getragen werden. In Deutschland sind die Schweinebestände i. d.
R. geimpft. Auf Hygienemaßnahmen ist beim Umgang mit möglicherweise kontaminierten Lebensmitteln zu achten.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Kein Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren. Die Impfungen der
Schweine dürfen nicht von werdenden Müttern durchgeführt werden.
XXI. Salmonellosen (Enteritissalmonellen, akute Gastroenteritis)
1.
Erreger
Die etwa 2.000 unterschiedlichen Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien
aus der Familie der Enterobacteriaceae, die Magen- und Darmerkrankungen
(Lebensmittelvergiftungen) hervorrufen. Sie sind nach BioStoffV in
Risikogruppe 2 eingestuft. Die Überlebensdauer im Abwasser liegt in Abhängigkeit von der Temperatur bei mehreren Wochen bis Monaten, in Schlamm, Abfall
und Erdboden über mehrere Monate bis Jahre. Im trockenen Milieu, z. B. in
Staub oder getrockneten Lebensmitteln (Trockenmilch, Gewürze) können Salmonellen Monate bis mehrere Jahre überleben.
2.
Vorkommen
Die Erreger kommen weltweit im Stuhl von Tieren, in Oberflächenwasser und
Abwasser, in Abfällen sowie in Fleisch- und Eiprodukten vor.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Infektion erfolgt meist oral über Lebensmittel, nur in einzelnen Fällen durch
direkten Kontakt mit ausscheidenden Tieren. Eine hohe Keimzahl (100.000 bis
1 Billion Bakterien) ist erforderlich. Infektionen treten gehäuft bei Kindern bis 4
Monate auf. Auch ältere und abwehrschwache Menschen sind gefährdeter als
die Normalbevölkerung.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 5 - 72 Stunden.
Dauerausscheider kommen vor (2 ‰ - 50 ‰ der Bevölkerung), 3 % der Haustiere sind infiziert.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Krankheitszeichen sind u. a. Erbrechen, Übelkeit, wässrige Durchfälle und Fie-
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
26
ber. Die Erkrankungen treten häufig in Form von Kleinraumepidemien auf. Auslöser sind meist mit Salmonellen verunreinigte Fleisch- und Eiprodukte.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Werdende Mütter weisen eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Erregern
von Lebensmittelinfektionen auf, also auch gegenüber Salmonellen. Die ggf. erforderliche Therapie ist in der Schwangerschaft problematisch.
7.
Diagnostik und Immunität
Die Bakterien lassen sich aus Stuhl anzüchten. Eine Salmonellenerkrankung
bewirkt nur eine auf den speziellen Salmonellenstamm begrenzte Teilimmunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Beim Umgang mit Tieren und Lebensmitteln ist die strenge Einhaltung von allgemeinen Hygienemaßnahmen notwendig. Ein Impfstoff ist nicht verfügbar.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Das Abschmecken von Lebensmitteln muss unterbleiben, ansonsten sind die
Hygienemaßnahmen konsequent durchzuführen.
XXII. Tierpocken
1.
2.
Erreger
Es handelt sich um verschiedene Pockenviren, von denen nur einige Krankheitswert für Menschen haben. Die Viren unterscheiden sich hinsichtlich ihres
Wirtsspektrums und ihres Vorkommens. Für Deutschland können folgende Viren relevant sein:
-
Kuhpocken-Viren (Orthopoxviren), die nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft werden,
-
Affenpocken-Viren (Orthopoxviren), die nach BioStoffV in Risikogruppe 3
eingestuft werden,
-
Elefantenpocken (Orthopoxviren),
-
Kamelpocken (Orthopoxviren),
-
Melkerknoten = Pseudokuhpocken-Viren (Parapoxviren), die nach
BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft werden und
-
Orfviren (Parapoxviren), die nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft
werden.
Vorkommen (Epidemiologie)
Kuhpockenviren kommen natürlicherweise nur in Europa und südlich des Urals
bei Rindern, Katzen und Zootieren vor.
-
Affenpockenviren sind auf den tropischen Regenwald West- und Zentralafrikas beschränkt und haben als natürliche Wirte Nagetiere und Affen.
-
Elefantenpocken kommen bei Elefanten vor,
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
27
-
Kamelpocken bei Kamelen,
-
Pseudokuhpockenviren sind weltweit verbreitet und gehen von Rindern aus
und
-
Orfviren kommen ebenfalls weltweit vor und befallen Schafe, Ziegen und
Wild.
Aus ihren natürlichen Reservoirs können diese Viren in andere Gebiete importiert werden (z. B. Auftreten der Affenpocken in Amerika).
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Kontakt mit infizierten Tieren,
durch Biss, Kontakt mit tierischem Blut und Sekreten, Nahrungsaufnahme und
Tröpfcheninfektion.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 4 Tage bis max. 3 Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Zunächst kommt es bei all diesen Virusinfektionen zu unspezifischen Symptomen wie Fieber und Lymphknotenschwellungen.
-
Bei Kuh- und Affenpocken zeigen sich dann lokalisiert typische Pockenähnliche Bläschen und Pusteln, die eine Kruste bilden und schlecht heilen.
-
Orfläsionen sind großknotig und schmerzhaft. Ein Befall der Augen kann
zur Blindheit führen.
-
Melkerknoten sind kirschrote halbrunde, feste Knoten, die relativ schmerzlos sind.
Die Prognose ist im allgemeinen als günstig zu bewerten.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.
7.
Diagnostik und Immunität
Der Erreger wird direkt oder nach Anzüchtung mikroskopisch dargestellt. Verschiedene Antikörpertests sind ebenfalls durchführbar.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe= vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Zurzeit ist kein Impfstoff für den Menschen auf dem deutschen Markt zugelassen. Das Impfen von Zootieren muss von der zuständigen Landesbehörde genehmigt werden.
PEP: Die Gabe von Immunglobulinen bzw. von antiviral wirksamen Substanzen
ist möglich, deren Wirksamkeit aber ungewiss. Das Vorgehen ist im Einzelfall
vom Arzt nach strenger Risikoabwägung zu entscheiden.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei einer werdenden Mutter muss ein Beschäftigungsverbot für den Umgang mit
erkrankten oder verdächtigen Tieren ausgesprochen werden.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
28
XXIII. Tollwut (Rabies)
1.
Erreger
Das Tollwut-Virus ist ein RNA-Virus aus der Familie der Rhabdoviren, Genus
Lyssa-Viren. Es wird nach BioStoffV in Risikogruppe 3** eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Das Virus ist weltweit verbreitet, wobei wenige Länder wie Australien, Japan,
Schweden, Großbritannien und Irland tollwutfrei sind.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Infizierte Tiere (Hunde, Katzen, Füchse, Fledermäuse, Marder, Dachse etc.)
scheiden das Virus bereits 3 - 10 Tage vor den ersten Krankheitszeichen und
dann während der Erkrankung mit dem Speichel aus. Die Ansteckung erfolgt
meist über verletzte Haut bei Biss- oder Kratzwunden, seltener über intakte
Schleimhäute. Auch eine luftgetragene Infektion, insbesondere in Fledermaushöhlen, ist möglich.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 5 Tage bis mehrere Jahre, in der Regel 60 - 140 Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Erkrankung beginnt mit unspezifischen Beschwerden an der Eintrittspforte
des Erregers, später kommen starke Kopfschmerzen, Erbrechen und Fieber
hinzu. Das Endstadium ist durch eine ausgeprägte Scheu vor Wasser und Licht
mit Krämpfen gekennzeichnet. Die Erkrankung verläuft immer tödlich, zumeist
durch Lähmung der Atemmuskulatur.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Das Risiko für die Leibesfrucht ergibt sich aus dem tödlichen Verlauf der mütterlichen Erkrankung.
7.
Diagnostik und Immunität
Der Virusnachweis ist aus dem Speichel infizierter Personen bzw. dem Gehirn
verdächtiger Tiere möglich.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Nach Teil 2 des Anhangs zur ArbMedVV hat der Arbeitgeber für Beschäftigte in
Gebieten mit Wildtollwut, die regelmäßigen Kontakt zu freilebenden Tieren haben bzw. ggf. für Beschäftigte in Forschungseinrichtungen/Laboratorien, arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen und eine Impfung
anzubieten.
PEP: Nach einer potenziellen Exposition ist ggf. unverzüglich mit der PEP zu
beginnen, konkrete Hinweise dazu gibt das Robert-Koch-Institut (www.rki.de).
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei einer werdenden Mutter ohne Antikörperschutz muss ein Beschäftigungsverbot für den Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren bzw. Tiermaterialien für die gesamte Schwangerschaft ausgesprochen werden.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
29
XXIV. Toxoplasmose
1.
Erreger
Toxoplasma gondii ist ein einzelliger Parasit, der zu den Sporozoen gehört. Der
Erreger wird nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Toxoplasma gondii ist weltweit einer der häufigsten Parasiten des Menschen
sowie der Haus- und Wildtiere. Der Parasit wird von frisch infizierten Katzen
(Hauptwirt) mit dem Kot in Form von sogenannten Oozysten (Eier) ausgeschieden. Diese sind sehr widerstandsfähig und können auf dem Fell und im Erdreich
überdauern oder werden durch Wind oder Staub verteilt und können von Menschen oder von Schlachttieren (insbesondere Schweinen) aufgenommen werden.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Die Übertragung erfolgt durch Genuss von zystenhaltigem rohem oder ungenügend gebratenem Fleisch oder anderen Fleischprodukten (Roh- oder Teewurst),
vor allem von Schwein und Lamm (z. B. Mett, Tartar) bzw. durch direkten oder
indirekten (z. B. Gartenerde) Kontakt mit infektiösem Katzenkot (z. B. beim Reinigen von Katzenklos oder durch Streicheln der Katzen). Im Allgemeinen nimmt
die Durchseuchung beim Menschen in jedem Lebensjahrzehnt um ca. 10 % zu,
bei den 60 - 65-jährigen beträgt sie bis 70 %. Die Übertragung auf die Leibesfrucht erfolgt über den Mutterkuchen.
Bei Schlachtfleisch im Kühlraum bleiben Toxoplasmazysten bis 30 Tage lebensund infektionsfähig, Oozysten aus Katzenkot oder Gartenerde bis zu einem
Jahr.
Durch Erhitzen auf > 70°C oder Tieffrieren auf - 20°C werden die Zysten abgetötet.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt ca. 1 - 3 Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
80 % - 90 % der Infektionen verlaufen unbemerkt, ohne Krankheitssymptome.
Nur in seltenen Fällen kommt es zur Erkrankung, der sogenannten Toxoplasmose mit grippeähnlichen Symptomen und Lymphknotenvergrößerung. Bei abwehrschwachen Personen kommt es selten zur Herzmuskelentzündung, Hirnhautentzündung oder Lungenentzündung.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Bei der Erstinfektion von werdenden Müttern verläuft diese im allgemeinen
symptomlos. In seltenen Fällen erkrankt die werdende Mutter an Toxoplasmose
mit grippeähnlichen Symptomen.
Mit der Dauer der Schwangerschaft nimmt einerseits die Wahrscheinlichkeit der
Übertragung auf das Ungeborene zu, andererseits die Schwere des Krankheitsbildes ab. Bei der Leibesfrucht kann es zu schweren Schäden des Zentralnervensystems (z. B. Wasserkopf, Entzündungen des Gehirns, geistige Fehlentwicklung) Augenveränderungen (bis zur Erblindung) sowie zur Fehl- oder Totgeburt kommen. Spätschäden durch Toxoplasmoseinfektionen des Kindes während der Schwangerschaft können erst nach Monaten oder Jahren auftreten (z.
B. geistige Verlangsamung, Augenveränderung). Das Robert-Koch-Institut
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
30
schätzt, dass im Jahr bis 1.500 Kinder durch Toxoplasmoseinfektionen während
der Schwangerschaft geschädigt werden.
7.
Diagnostik und Immunität
In der Regel erfolgt die Bestimmung von spezifischen Antikörpern im Blut.
Bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft eine Toxoplasmoseinfektion
durchlebt haben, besteht bei erneutem Erregerkontakt während der Schwangerschaft keine Gefahr für die Leibesfrucht.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Eine Impfung ist derzeit nicht möglich, deshalb ist die Beachtung von hygienischen Maßnahmen entscheidend.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei werdenden Müttern ohne Antikörperschutz müssen bestimmte berufliche
Tätigkeiten untersagt werden:
-
kein Verzehr/Abschmecken von rohem oder nicht völlig durchgegartem
Fleisch sowie rohen Fleischprodukten (z. B. Tartar, Hackfleischteig, Rohoder Teewurst);
-
Beachtung strenger Hygienemaßnahmen beim Umgang mit rohem Fleisch,
rohem Gemüse und Obst sowie bei Garten- oder Erdarbeiten;
-
kein Umgang mit Katzen und Katzenkot, wenn die Exposition gegenüber
Oozysten nicht sicher auszuschließen ist.
XXV. Trichophytie (Borken-, Knötchen- oder Glatzflechte)
1.
Erreger
Derzeit sind ca. 26 Trichophytonarten bekannt. Trichophyten zählen zu den
Hautpilzen (Dermatophyten). Nach der BioStoffV werden sie in Risikogruppe 2
eingestuft.
2.
Vorkommen
Die Trichophytie ist weltweit verbreitet. Es gibt Arten, die von Tieren auf den
Menschen übertragen werden (zoophile Trichophyton-Arten) und solche, die
von Menschen übertragen werden (anthropophile Arten). Aus mediterranen
Ländern werden häufig zoophile Arten eingeschleppt, viele anthropophile Arten
aus westeuropäischen Ländern, Afrika und den USA.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate
Neben Direktkontakt mit Tieren wie z. B. Hund, Katze, Maus, Kaninchen, Chinchilla, Ratte, Meerschweinchen, gelegentlich Pferd, Rind, Schaf, Schwein und
Zootieren überträgt sich der Erreger auch indirekt über kontaminierte Gegenstände (Käfige, Bürsten, Kämme, Decken) oder über Parasiten wie Flöhe und
Milben. Infizierte Tiere zeigen oft keinerlei Symptome, sind aber trotzdem Ansteckungsquellen. Die Ansteckung der extrem infektiösen zoophilen Arten
überwiegt gegenüber den weit harmloseren antropophilen Dermatophyten deutlich.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
31
Die Ansteckungsfähigkeit besteht solange, bis die Überträger (Tier oder
Mensch) sicher kuriert sind.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit schwankt zwischen 14 Tagen und 4 Wochen.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Bevorzugte Infektionsstellen beim Menschen sind die Haut und Haare von vornehmlich unbedeckten Körperteilen wie z. B. des Kopfes und der Gliedmaßen.
Die Erreger rufen beim Mensch in erster Linie oberflächliche Hautpilzerkrankungen mit Hautrötung, Schuppung und Bläschenbildung hervor, wobei die Herde
eine Randbetonung aufweisen. Ein Mitbefall von Haaren und Nägeln ist möglich. Seltener kommt es zu akut entzündlichen, tief greifenden Prozessen (Abszesse, knotig-tumoröse Verdickungen, Lymphknotenverdickungen). Eine Sonderform, ausgelöst durch Trichophyton schönleinii führt zur dauerhaften Kahlköpfigkeit (Erbgrind). In seltenen Fällen, insbesondere bei immungeschwächten
Personen, kann es zum Organbefall kommen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Besonderheiten für die Schwangerschaft sind nicht bekannt.
Als problematisch muss die teilweise über viele Wochen andauernde innerliche
und/oder äußerliche Behandlung angesehen werden, weil verschiedene dieser
Medikamente im Verdacht stehen, Missbildungen bei der Leibesfrucht zu verursachen bzw. ernsthafte Nebenwirkungen bei der werdenden Mutter auszulösen.
7.
Diagnostik und Immunität
Die Diagnose wird mittels mikroskopischer Untersuchung der Schuppen/Krusten, Nägel und Haare gestellt. Eine exakte Bestimmung des Erregers ist nur
durch Anzüchtung über mehrere Wochen möglich.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorübergehende Maßnahmen nach Exposition gegenüber Krankheitserregern)
Beim Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren oder Menschen sind
adäquate Personenschutzmaßnahmen erforderlich.
Zurzeit sind Impfstoffe für Tiere, nicht aber für Menschen erhältlich.
Auch Kleidung, Liegedecken, Kämme, Bürsten usw. sind mit pilzabtötender
Desinfektion zu behandeln.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Werdende Mütter dürfen keinen Umgang mit erkrankten oder verdächtigen Tieren haben, wenn eine Infektion nicht sicher ausgeschlossen ist.
XXVI. Tuberkulose bei Tieren
1.
Erreger
Es handelt sich um verschiedene säurefeste, stäbchenförmige Bakterien, das
Mycobacterium tuberculosis, bovis (nach BioStoffV Risikogruppe 3), das
Mycobacterium avium und africanum (nach BioStoffV Risikogruppe 2) u. a.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
32
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Mycobacterium bovis ist weltweit verbreitet. In Deutschland spielt die dadurch
ausgelöste Rindertuberkulose nur noch eine untergeordnete Rolle, weil der Rinderbestand weitestgehend tuberkulosefrei ist. Mycobacterium avium kommt
ubiquitär in Haustieren, bes. Geflügel und Schweinen, aber auch in Erdreich,
Oberflächenwasser und Lebensmitteln vor. Mycobacterium africanum kommt
vor allem bei Affen vor.
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Die Übertragung erfolgt in der Regel über den Verzehr von roher Milch und
Rohmilchprodukten sowie rohem Fleisch infizierter Tiere. Selten sind Infektionen über erregerhaltigen Staub oder Kontakt mit infizierten Tieren.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt 4 - 6 Wochen, selten auch länger.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die beim Menschen ausgelöste Erkrankung zeigt sich bei Aufnahme über die
Nahrung als Darmtuberkulose, bei Hautkontakt als Hauttuberkulose und bei Inhalation von infektiösem Staub als typische Lungentuberkulose. Diese Krankheitsbilder zeigen nach Infektion mit dem Mycobacterium avium einen milderen
Verlauf als nach Infektion mit den anderen beiden Erregern.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Die Therapie in der Schwangerschaft ist problematisch.
7.
Diagnostik und Immunität
Es wird versucht, den Erreger direkt mikroskopisch oder nach Anzüchtung darzustellen bzw. auf molekularer Ebene zu typisieren. Zur Frühdiagnostik werden
verschiedene Hauttests sowie eine Röntgen-Untersuchung angewandt.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe = vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Regelungen finden sich in der TRBA 230 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten
mit biologischen Arbeitsstoffen in der Land- und Forstwirtschaft und vergleichbaren Tätigkeiten“.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Bei einer werdenden Mutter muss ein Beschäftigungsverbot für den Umgang mit
erkrankten oder verdächtigen Tieren ausgesprochen werden.
XXVII. Wundstarrkrampf (Tetanus)
1.
Erreger
Der Erreger (Clostridium tetani) ist ein sporenbildendes Stäbchen aus der Familie der Bacillaceae, der nur unter Luftabschluss überlebensfähig ist. Demgegenüber sind die Sporen dieses Erregers sehr umweltresistent. Er wird nach BioStoffV in Risikogruppe 2 eingestuft.
2.
Vorkommen (Epidemiologie)
Der Erreger ist weltweit verbreitet.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
33
3.
Infektionsweg und Ansteckungsrate (Kontagiosität)
Die umweltresistenten Tetanussporen finden sich in Staub, in Erde, tierischen
Exkrementen z. B. von Pferden u.ä. Sie können über kontaminierte Wunden,
auch kleinste Verletzungen durch Dornen, Verbrennungen, Bissverletzungen
oder Stiche in den Körper eindringen. Die Erkrankung wird durch das von den
Tetanussporen gebildete Gift (Tetanustoxin) verursacht.
4.
Inkubationszeit und Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Inkubationszeit beträgt einen Tag bis mehrere Monate, in der Regel 3 - 21
Tage.
5.
Krankheitsbild mit Komplikationen
Die Erkrankung beginnt häufig mit einem Spannungsgefühl im Wundgebiet oder
im Bauchraum. Typischerweise kommt es dann zu einer Verkrampfung der
Kaumuskulatur und im späteren Verlauf weiterer Körpermuskeln, insbesondere
der Rumpf- und schließlich auch der Arm- und Beinmuskulatur. Unbehandelt
sterben 30 % - 90 % der Patienten, vor allem ältere Menschen, an Atemlähmung, Lungenentzündung oder komplizierenden Zweitinfektionen.
6.
Risiken während der Schwangerschaft
Das Risiko für die Leibesfrucht ergibt sich aus der Schwere der mütterlichen Erkrankung.
7.
Diagnostik und Immunität
Die Diagnosestellung erfolgt aufgrund des klinischen Bildes. Eine durchgemachte Erkrankung hinterlässt keine Immunität.
8.
Prävention / PEP (Postexpositionsprophylaxe= vorbeugende Maßnahmen
nach Exposition gegenüber einem Krankheitserreger)
Eine Tetanus-Schutzimpfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO)
am Robert-Koch-Institut für die Bevölkerung empfohlen. Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter sind Auffrischimpfungen alle 10 Jahre erforderlich.
PEP: Im Verletzungsfall ist bei unzureichendem oder unklarem Immunschutz
eine unverzügliche passive und/oder aktive Impfung erforderlich und vom Arzt
durchzuführen.
9.
Konsequenzen für den Mutterschutz
Tätigkeiten mit Verletzungsgefahr sind grundsätzlich zu vermeiden. Beim Umgang mit Erdreich sind geeignete Schutzhandschuhe zu tragen. Auf Hygienemaßnahmen ist zu achten.
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
34
XXVIII. Literatur:
Allgemein
1. Robert Koch Institut: Infektionskrankheiten A – Z - www.rki.de
2. Hofmann, F., Handbuch der Infektionskrankheiten, ecomed Verlagsgesellschaft
3. Hofmann, F., Jäckel, R., Merkblätter Biologische Arbeitsstoffe, ecomed Verlagsgesellschaft
4. Krauss, H. et. al., Zoonosen, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Deutscher Ärzteverlag Köln 1997
Borreliose
♦ MacDonald, A.B. Zentralblatt Bakteriol. Mikrobiol. Hyg (A) 1986:263:189-200
♦ Friese, K., Schäfer, A., Hof, H., Infektionskrankheiten in Gynäkologie und
Geburtshilfe; Springer Verlag, 2003
Campylobacter
♦ Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 01/02 Lebensmittelbedingte
Erkrankungen in Deutschland www.rki.de
Fischtuberkulose
♦ Leuenberger, R., Bodmer, T., Klinische Präsentation und Therapie der
Mycobacterium-marinum-Infektion anhand von 12 Fallbeispielen; Dtsch.
med. Wschr. 125 (2000), 7 – 10
Katzenkratzkrankheit
♦ Haimerl, Michael, Untersuchungen zur Seroprävalenz von BartonellaSpezies und Afipia felis bei Katzen in Deutschland; Dissertation Univ. München, Vet. - Med. Fakultät, WS 98 - 99
Listeriose
E.V.3 – Stand: 05.11.2010
35
♦ Hof, H., Listeriose: Was Ärzte über Infektionsrisiken und Erkrankung wissen
sollten, Bundesgesundheitsblatt 7 (1999) 558-561
Herunterladen