2 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ ÖGH-Vorstand Präsident: Univ.-Prof. Dr. Walter HÖDL Vizepräsident: Mag. Gerald BENYR Generalsekretär: Univ.-Prof. Dr. Andreas HASSL Schatzmeister: Mag. Cornelia GABLER Schriftleitung (HERPETOZOA): Dr. Heinz GRILLITSCH Schriftleitung (ÖGH-Aktuell): Johannes HILL Beirat (Schildkröten): Gerhard EGRETZBERGER Beirat (Echsen): Dr. Werner MAYER Beirat (Schlangen): Mario SCHWEIGER Beirat (Froschlurche): Christian PROY Beirat (Schwanzlurche):Günter SCHULTSCHIK Beirat (Terraristik): Mag. Gerald BENYR Beirat (Feldherpetologie): Mag. Franz RATHBAUER Beirat (Literatur): Richard GEMEL Beirat (Artenschutz): Dr. Harald SCHWAMMER Impressum ÖGH - Aktuell, Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie Heft 13, ISSN 1605-9344 Redaktion und Layout: Johannes HILL Anschrift Burgring 7, Postfach 417 A-1014 Wien Tel.: + 43 1 52177 331; Fax: + 43 1 52177 286 e-mail: [email protected] Homepage: http://www.nhm-wien.ac.at/NHM/Herpet/ Für unaufgeforderte Bilder, Manuskripte und andere Unterlagen übernehmen wir keine Verantwortung. Die Redaktion behält sich Kürzungen und journalistische Bearbeitung vor. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und/oder der ÖGH wieder. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Druck: Gugler Print & Media GmbH, Pielach 101, A-3390 Melk an der Donau Titelbild: Salamadra atra; Nordtirol (Foto: J. HILL) ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 3 _________________________________________________________________________________________________________________ Liebe ÖGH-Mitglieder! Noch nie haben wir ein so umfang- und abwechslungsreiches Programm unseren Mitgliedern geboten wie in diesem Frühjahr: Die bisherigen Veranstaltungen waren gut besucht. Der Jahreszeit gemäß wurden/werden attraktive Exkursionen veranstaltet. Bereits am 26. März fand das 2. Treffen der Fachgruppe Anuren bei CHRISTIAN PROY in Netting statt. Am 17. April wurde der sehr bewährte und beliebte Molchlertag der Gruppe Urodela-Austria bei Günther SCHULTSCHIK mit Videopräsentationen und Exkursionen in Kaltenleutgeben bereits zum dritten Mal abgehalten. Im Rahmen einer Diplomarbeit unter der Leitung von MANFRED PINTAR wurde eine GIS-unterstützte Amphibienkartierung im Wienerwald durchgeführt und am 21. April im Kurssaal des Naturhistorischen Museums präsentiert. Die Studie selbst wie auch die angewandten Methoden wurden bei der Präsentation angeregt diskutiert. Am 6. Juni wurden in einer Exkursion Revitalisierungsmaßnahmen am Wienfluß und ihre Funktion als Verbindungskorridor für Amphibien vorgestellt. Eine Exkursion in das Lechtal fand im Juni statt und war gut besucht. Besichtigungen der herpetologischen Typensammlung, ein Vortrag über die Mauereidechsen der Poebene sowie eine Einführung in die Erstellung einer herpetologischen Homepage rundeten das bemerkenswert bunte Angebot ab. Da die Betreuung der AmphibienWanderstrecken in Niederösterreich zu wünschen übrig lässt, ist meinerseits geplant, als ÖGH dem Amt der NÖ Landesregierung Hilfestellung anzubieten. Künftig soll die ÖGH Projekte dieser und ähnlicher Art übernehmen können. Erste Schritte dazu wurden noch vom bewährten Schatzmeister unseres Vereines, HANS TEUFL, eingeleitet. Durch seinen unerwarteten Tod konnte dieses Vorhaben nicht weiter vorangetrieben werden. Auch war der Vorstand leider gezwungen, rasch eine/n Nachfolger/in zu suchen. Frau CORNELIA GABLER hat sich erfreulicherweise bereit erklärt die Funktion des Schatzmeisters zu übernehmen und wurde am 6. Juli 2004 im Rahmen einer ÖGH-Vorstandssitzung mit einstimmigem Beschluss kooptiert. Frau GABLER ist von Beruf Tierärztin und Statistikerin. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich leidenschaftlich mit Amphibien, besonders mit den in Österreich heimischen Arten, was sie schließlich auch zur ÖGH gebracht hat. Entsprechend den Statuten wird der Vorstand bei der nächsten Generalversammlung am 21. Oktober 2004 um eine nachträgliche Genehmigung des Vorstandsbeschlusses ansuchen. Als an der Universität Tätiger freut es mich besonders, über herpetologisch relevante Diplomarbeiten zu berichten: JULIA FELLING hat im April 2004 ihre ausgezeichnet beurteilte Diplomarbeit mit dem Titel „Amphibien im Unterrichtsfach Biologie und Umweltkunde - eine fachdidaktische Analyse mit Haltungs- und Exkursionshinweisen für den Wiener Raum“ abgeschlossen. Allein die Danksagung zeigt, dass zahlreiche ÖGH Mitglieder und die herpetologische Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien sehr zum Gelingen dieser 400 (!) Seiten umfassenden Studie beigetragen haben. Eine ähnlich gelagerte Diplomarbeit hat JUDITH SCHUHBÖCK im vergangenen Jahr über die „Reptilien im Unterrichtsfach Biologie und Umweltkunde“ verfasst. ALICE VIKTORIN hat soeben mit ihrer Diplomarbeit begonnen, welche die Habitatwahl, Phänologie sowie den Fortpflanzungserfolg der Kreuzkrötenpopulation im Tiroler Lechtal zum Inhalt hat. Die Ergebnisse sollen Hinweise für konkrete Massnahmen zum Schutz dieser in Österreich gefährdeten Krötenart liefern. Damit unser Verein in Zukunft noch werbewirksamer auftreten kann, wird an einem entsprechenden Werbeposter gearbeitet. Im Sommer nächsten Jahres soll es für Mitglieder unserer Gesellschaft, die gerne feldherpetologisch im Mittelmeerraum arbeiten wollen, eine entsprechende Möglichkeit auf der griechischen Insel Thasos geben. Walter Hödl Institut für Zoologie Althanstrasse 14, A-1090 Wien e-mail: [email protected] Wien, am 10. 7. 2004 4 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ Zum Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca) in den Niederlanden DOMIN DALESSI In den Niederlanden gibt es drei Schlangenarten. Neben der Schlingnatter kann man die Kreuzotter (Vipera b. berus) und die Ringelnatter (Natrix natrix helvetica) antreffen. Die Schlingnatter lässt sich nicht leicht sehen und ist hier nur noch in einigen naturnahen Gebieten zu finden. Etwas mehr im Süden Europas ist diese Art ein Bewohner von relativ trocken-felsigen Habitaten und öfter in Steinbrüchen anzutreffen. In den Niederlanden findet man die Tiere vorwiegend in Hochmoorgebieten im Osten des Landes, und zwar vom Norden bis zum Süden (ZUIDERWIJK & SMIT 1990/91). Einer der besten Fundorte liegt im Südosten. Dieses ziemlich große Gebiet namens „De Peel” war früher ein weiträumiges Moorgebiet. Seit mehr als einem Jahrhundert wurde hier bis vor wenigen Jahrzehnten Torf abgetragen. Größere Teile des Gebietes sind danach kultiviert und einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt worden. Hecken und andere Kleinelemente sind dabei fast völlig verschwunden. Das alles hat dazu geführt, dass nur einige größere und mehrere kleine naturnahe Lebensräume übriggeblieben sind, die mehr oder weniger gut miteinander verbunden sind. In De Peel gibt es einen Wechsel von sehr feuchten Moorgebieten mit Teichen verschiedener Größe und dazwischen mehrere sandige Stellen in Form von Sandrücken mit Wanderwegen, die früher als Zubringer zu den Torfabbaugebieten dienten. Hier trifft man Coronella austriaca fast immer an, da es besonders an höheren Stellen im Gelände stets relativ trockene Verstecke gibt. Verschiedene Arten von Torfmoos (Sphagnum sp.), Besenheide (Calluna vulgaris), Glockenheide (Erica tetralix), Pfeifengras (Molinia caerulea) und Birke (Betula sp.) gehören zu den häufigsten hier vorkommenden Pflanzenarten. Einige andere typische Pflanzenarten im Gebiet sind unter anderem einige Drosera-Arten (Drosera rotundifolia und Drosera intermedia) und das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium). Die Glattnatter kann man hier normalerweise nur unter bestimmten Wetterbedingungen zu Gesicht bekommen, öfters sind die Tiere dann ganz oder teilweise versteckt und schwierig zu entdecken. In Gebieten, wo sie vorkommt, findet man auch die häufigste Eidechsenart der Niederlande, die Waldeidechse (Zootoca v. vivipara). Moorlandschaft in De Peel (Foto: D. DALESSI Der Bestand der Bergeidechsen scheint seit einigen Jahren rückläufig zu sein und andere Reptilienarten, wie die Blindschleiche (Anguis f. fragilis) gibt es nicht in diesem Gebiet. Es wäre denkbar, dass deshalb neben Kleinsäugern auch andere Beutetiere, wie Evertebraten und Amphibien, in Frage kommen. Dies ist jedoch in unserem Moorgebiet noch nicht untersucht worden. Bekannt ist (VÖLKL & KÄSEWIETER 2003), dass in Gebieten, wo es Schlingnattern und Kreuzottern gibt, letztere manchmal auch von Coronella austriaca gefressen wird. Dies ist auch für die Niederlande belegt. Schlingnattern erreichen in den Niederlanden eine Länge von ungefähr 60 cm. Tiere weiter südlich in Europa (z. B. Österreich) scheinen nach eigenen Beobachtungen etwas größer zu werden. In unserem Land gibt es einen zweijährigen Reproduktionszyklus. Am häufigsten werden weibliche Schlangen im August und September gesehen, wenn sie ihre Jungen zur Welt bringen. Die Tiere sonnen sich dann und sind öfter zusammen mit anderen Weibchen an be- ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 5 _________________________________________________________________________________________________________________ stimmten Stellen im Moorgebiet zu finden. Zu dieser Zeit werden dann von mir bis zu zehn trächtige Glattnattern gemeinsam angetroffen. Weibliche Tiere erreichen eine größere Länge als männliche, die man zudem noch viel seltener sieht. Männchen sind meistens etwas kräftiger und der Kopf ist etwas größer, ihre Unterseite geht in ein Braunrot über. Auch sind sie meist viel ruhiger als die Weibchen. Eine Besonderheit für De Peel ist der hohe Anteil an dunkel gefärbten Tieren. Dies ist mit dem dunklen Untergrund (Torf) zu erklären und kann als Camouflage-Effekt angesehen werden. Ein weiterer Vorteil ist das Vermögen, sich schneller aufwärmen zu können. Eine nähere Beobachtung zeigt, dass die Körperzeichnung bei solchen Tieren aus sehr breiten Flecken und Streifen besteht. Gestreifte Tiere findet man manchmal im Norden der Niederlande, auch in Österreich wurden solche Individuen mehrmals vom Autor gesichtet. Coronella austriaca ist lebendgebärend. Weil trächtige Tiere oft beieinander zu finden sind, kann man auch junge Schlingnattern in Massenansammlungen (bis zu 70 oder mehr) antreffen. Die Verschiedenheit der Zeichnung und Färbung ist immer wieder Grund dafür, dass man diese Art mit der Kreuzotter verwechselt. Einige Namen in diesem Gebiet, wie „Adderpaadje” (= Kreuzotternpfad) erinnern immer noch daran. Die runde Pupille der Schlingnatter unterscheidet jedoch diese Art von der Kreuzotter mit ihrer senkrechten Pupille. auf. In De Peel werden Männchen überwiegend an Stellen angetroffen, wo sich weibliche Tiere während des Sommers aufgehalten haben. Finden hier auch Herbstpaarungen statt? Wir hoffen, dass wir dies vom Naturhistorischen Museum aus einmal weiter untersuchen können. Oft finden mehrere Weibchen an der gleichen Stelle im Sommerlebensraum zueinander. Dabei fällt auf, dass sie sehr ortstreu sind. Häufig findet man dasselbe Weibchen wochenlang an genau der gleichen Stelle, um sich aufzuwärmen. Coronella austriaca bevorzugt strukturreiches Terrain in ihrem Lebensraum: Pfeifengrashorste (Molinia caerulea) und Erhöhungen sind sehr beliebt. Die Vegetation in der unmittelbaren Umgebung sorgt dafür, dass es ausreichend Versteckmöglichkeiten und Fluchtwege für die Tiere gibt. Im Naturhistorischen Museum De Peel gibt es eine Abteilung, die sich mit der niederländischen Herpetofauna befasst. Für Interessierte Personen gibt es unsere website http://www.museumdepeel.nl. Wer mehr über die Amphibien und Reptilien unseres Landes wissen möchte, kann auch die homepage von RAVON besuchen: http://www.ravon.nl. Das Naturhistorische Museum De Peel wird in Zukunft vorraussichtlich mit Untersuchungen über diese Schlangenart beginnen. Momentan gibt es viele unbeantwortete Fragen. Nicht ganz deutlich ist, wie und wo die Tiere überwintern, ob und wie es zu Herbstpaarungen kommt. Auch ist nicht klar, wie die Schlangen sich in ihrem Lebensraum bewegen und wie die verschiedenen Teilpopulationen miteinander verbunden sind. Völkl, W. & D. Käsewieter (2003): Die Schlingnatter. - Bielefeld (Laurenti). ZUIDERWIJK, A. & G. SMIT (1990/1991): De Nederlandse slangen in de jaren tachtig. Analyse van waarnemingen en beschrijving van landelijke verspreidingspatronen. - Lacerta 49: 43-60. Männliche Schlingnatter aus De Peel (Foto: D. DALESSI) Bald nach Aktivitätsbeginn im April oder Mai paaren sich die Tiere. Dann suchen die trächtigen Weibchen ihr Sommerquartier Domin L. W. M. Dalessi MSc Naturhistorisches Museum De Peel Ostaderstraat 23 NL-5721 WC Asten The Netherlands e-mail: [email protected] 6 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ Herpetologische Beobachtungen auf Rhodos (Griechenland) THOMAS BADER & CHRISTOPH RIEGLER Die Insel Rhodos ist 80 km lang und 35 km breit mit einer Fläche von ca. 1300 km². Sie ist damit die größte Insel im Dodekanes und die viertgrößte Griechenlands. Der Großteil der 115.000 Einwohner lebt im dicht besiedelten Norden der Insel, in und um RhodosStadt. Im Gegensatz zum Norden ist der Süden spärlich besiedelt und eher von traditioneller Landwirtschaft geprägt. Zwischen den landwirtschaftlich genutzten Flächen finden sich karge Täler und karstige Berge. Dazwischen liegen aber auch bewaldete Hügel, Feuchtgebiete hingegen sind selten. Die Insel, auf der einst der Koloss stand (290 v. Chr.), ist von mildem Klima geprägt, allerdings weht häufig eine starke Brise. Der Niederschlag ist auf die Wintermonate beschränkt und klingt im April bereits wieder ab, wobei während unseres Aufenthaltes noch alle Bäche ausreichend Wasser führten. Olivenhain auf Rhodos (Foto: T. BADER) Von Rhodos-Stadt aus unternahmen wir Tagestouren von 11. bis 18. April 2004 und mieteten für unsere Fahrten einen Kleinwagen. Dabei fuhren wir über 1500 km. Mit bis 26°C waren die ersten beiden Tage relativ heiß und aus herpetologischer Sicht sehr erfolgreich. Am 3. Tag kam starker Wind auf, der uns zwei Tage lang störte, danach aber wieder abklang. Die Temperatur erreichte dabei maximal 19°C. Der Freitag war unser „erfolgreichster“ Tag mit idealem Wetter, da nach den beiden kühleren Tagen viele Reptilien aktiv waren. Gegen Ende der Exkursion wurde das Wetter wieder schlechter und während unseres Abfluges schüttete es wie aus Kübeln. Die Amphibien von Rhodos Den Wasserfrosch (Rana bedriagae) konnten wir an vielen Bächen über die gesamte Insel verbreitet nachweisen Er nutzt fast ausschließlich Kolke und beruhigte Zonen fließender Gewässer zum Ablaichen. Die Kaulquappen waren meist in einem fortgeschrittenen Stadium, Laich konnten wir nicht mehr finden. Vom Verhalten her gleicht er unseren Wasserfröschen und das Quaken erinnert mehr an den Teichfrosch als an unseren Seefrosch. Größenmäßig erreicht er kaum 10 cm und die blasse, olivgrüne Farbe unterscheidet ihn deutlich von den mitteleuropäischen Arten. Man trifft ihn an fast allen Bachläufen an und er dringt stellenweise in urbane Bereiche vor. Nicht weniger häufig ist die Wechselkröte (Bufo viridis), die ebenfalls an etlichen beruhigten Bachabschnitten, daneben aber auch an stehenden Gewässern und Sümpfen auf der gesamten Insel von uns gefunden werden konnte. Im Süden erreicht sie höhere Dichten und übertrifft den Wasserfrosch zahlenmäßig bei weitem. Wir trafen die Kröte sowohl an Bachläufen, als auch weitab von Gewässern, sogar auf dem Gipfel des Fileremos im Norden. Außergewöhnlich war die Dichte von Kaulquappen und juvenilen Tieren im Sumpfgebiet bei Gennadio, mit sicher mehr als tausend laichenden Adulttieren. Die mit Abstand seltenste Amphibienart auf Rhodos ist der Laubfrosch (Hyla arborea kretensis), der sich durch den etwas breiteren Lateralstreifen von der Nominatform unterscheidet. Wir fanden zwei Tiere sonnend am lehmigen Ufer eines schnell fließenden Baches und zu unserer Überraschung tauchten dort immer wieder Kaulquappen aus dem stark getrübten Gewässer zum Luftholen auf. Ein weiteres rufendes ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 7 _________________________________________________________________________________________________________________ Männchen konnte an einem Gebirgsbach am Profit Ilias nachgewiesen werden. Die Reptilien von Rhodos Der Hardun (Laudakia stellio daani) ist das häufigste Reptil der Insel. Er unterscheidet sich geringfügig in der Zeichnung von den Tieren auf Korfu (ssp. stellio). Den „Rhodosdrachen“ konnten wir auf der gesamten Insel in allen Altersklassen finden. Bei mehreren Beobachtungen versuchten sich die Tiere zwischen Steinen mit ihren Halsund Kopfstacheln einzuklemmen. Dort verharren sie bis die vermeintliche Gefahr überstanden war, sind aber recht bald sehr erschöpft und dienen dann als geduldige Fotomodelle. An fast allen unseren Stationen konnten wir mindestens eine der drei vorkommenden Eidechsen nachweisen, häufig sogar mehrere syntop. „Lacerta“ oertzeni pelasgiana, zum „danfordi-Komplex“ gehörig, ist eine mittelgroße Eidechse, die vor allem felsiges Terrain und Legsteinmauern bewohnt und damit die kletternde Eidechsenart auf Rhodos repräsentiert. Die schlicht braun gefärbten Weibchen waren meist trächtig und bereits bei geringem Sonnenschein aktiv. Die häufig grünen Männchen sind viel auffälliger gefärbt, einzelne erscheinen richtig bunt und haben rote Kehlen. Die größte Eidechsenart auf Rhodos ist die Riesensmaragdeidechse (Lacerta trilineata diplochondrodes). Sie hat eine enorme Fluchtdistanz und flieht bei Gefahr meist in ein dorniges Gebüsch. An den Jungtieren erkennt man deutlich die drei Streifen, die allerdings auch der nachfolgenden Art zueigen sind. Typische Lebensräume sind Weinberge und landwirtschaftliche Brachflächen mit dornigen Gebüschen oder Legesteinmauern. Ophisops elegans, das Europäische Schlangenauge, ist eine kleine bunte Eidechse mit groben Schuppen und verwachsenem Augenlid. Die Art bewohnt Felder mit kleinen Stauden und Sträuchern und sie flieht bei Gefahr von Busch zu Busch. Die hier heimische Unterart macrodactylus kommt auf den meisten ägäischen Inseln vor. Unser erstes Exkursionsziel war der Berg Fileremos im Norden der Insel, den wir um etwa 7 Uhr früh erreichten. Bei noch taufeuchtem Wetter konnten wir etliche Johannisechsen (Ablepharus kitaibelii kitaibelii) finden. Die Tiere dürften hauptsäch- lich während der Dämmerung oder bei gemäßigtem Wetter aktiv sein, während der Mittagszeit konnten wir sie nur noch unter Steinen finden. Die filigranen Tiere verlieren sehr leicht einen Teil des Schwanzes, was ihnen bei syntopem Vorkommen der beiden größeren Skinke wohl ab und zu das Leben rettet. Einer dieser größeren Skinke ist der Gefleckte Walzenskink (Chalcides ocellatus), mit seinem weiß-schwarz punktierten Rücken. Außerhalb seines Verstecks ist er sehr schwer zu fangen, da er mit seinen kleinen Füßchen und seinem schlangenförmigen Körper flink durch Busch- und Grasvegetation gleitet. Unter Steinen kann man ihn am ehesten erwischen, da er immer wieder sehr standorttreu zu seiner bevorzugten Umgebung zurückkehrt. Wir fanden ihn hauptsächlich an der Ostküste, auch auf der Insel Tukinanisia, der südlichsten Insel der Pentanisos Gruppe bei Lindos. Die Schwerpunkte der Fundstellen der Goldstreifenmabuye (Mabuya aurata felowsii) lagen im Westen und im Süden der Insel. Diese Skinke sind massiger und robuster als Chalcides, aber trotzdem nicht leicht zu fangen, sobald sie ihr Versteck verlassen. Auch sie kehren meist rasch wieder zu ihren „Stammplätzen“ zurück. Hemidactylus turcicus, der Europäische Halbfingergecko ist von Rhodos bekannt. Den kleinen Gecko, der oft als Kulturfolger bis in die Zentren der Städte eindringt, fanden wir auf der Insel an drei Stellen, ausschließlich weitab der Ortschaften. Unser Kollege K. BILEK entdeckte 1963 auf der genannten kleinen Möveninsel Tukinanisia bei Lindos erstmals den Ägäischen Nacktfingergecko (Cyrtopodion kotschyi bileki), der wissenschaftlich von WETTSTEIN (1964) beschrieben und später von TIEDEMANN & HÄUPL (1980) als Unterart bileki benannt wurde. Da es nicht möglich war, ein Boot zu mieten, machten wir uns auf den beschwerlichen Landweg über eine Halbinsel bei Pefka auf zur Insel Tukinanisia auf. Thomas schwamm bei 17°C Wassertemperatur zu der etwa 100 m entfernten Insel. Gleich unter dem ersten Stein wurde der oben erwähnte Chalcides ocellatus gefunden - nach langer Suche schließlich konnte ein junger Cyrtopodion kotschyi gefunden werden. Die konkurrenzschwachen Tiere bewohnen auf Rhodos (bzw. den Inseln rundherum) die kargsten Stellen. 8 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ Von den Sumpfschildkröten ist nur Mauremys rivulata auf Rhodos heimisch. Sie bewohnt größere Flüsse ebenso wie kleinere Bergbäche und dürfte nach Literaturangaben recht häufig sein. Wir konnten lediglich 2 Tiere nachweisen, ein adultes Tier erwischten wir an einem kleinen Bergbach, ein Juveniles nahe des Flughafens am Unterlauf eines Baches. Der Literatur zufolge erwähnt IOANNIDES et al. (1994) für Rhodos die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca ibera), hingegen betont BROGGI (1997) ausdrücklich das Fehlen dieser Schildkröte, von der wir leider kein Exemplar finden konnten. Allerdings beobachteten wir eine Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri) im Gebiet bei Pefka. T. hermanni ist von Rhodos bisher nicht bekannt. Es handelt sich wahrscheinlich um ein ausgesetztes Tier oder vielleicht doch um eine bisher übersehene Population in diesem unzugänglichen militärischen Sperrgebiet weitab von ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. Typhlops vermicularis, die Europäische Wurmschlange, war auf Rhodos die häufigste von uns gefundene Schlange. Besonders im Osten der Insel ist sie recht häufig. Unter den gefundenen Tieren befand sich auch ein ungewöhnlich dickes, etwa 30 cm langes Tier, das wir mit einigen anderen in einem extensiv bewirtschafteten Olivengarten bei eingefallenen Gebäuden fanden. Blanus strauchi (Foto: CH. RIEGLER) Die Existenz der türkischen Ringelwühle (Blanus strauchi) ist für Rhodos seit langem belegt (MERTENS, 1959), allerdings auf einen kleinen Bereich südlich von Rhodos Stadt beschränkt. Dank der Hinweise unse- res Kollegen PETER F. KEYMAR war unsere Suche schließlich von Erfolg gekrönt und wir konnten ein Tier in einer Schlucht unterhalb von gestapelten Dachplatten finden. Diese unterirdische Art benötigt hohe Luftfeuchtigkeit und ist meist in schattiger Umgebung oder in der Nähe von Bächen zu finden. Gibt es die Kaspische Zornnatter auf Rhodos? Bei Betrachtung der Verbreitungskarte der Kaspischen Pfeilnatter in SCERBAK & BÖHME 1993 fällt auf, dass im ägäischen Meer Hierophis caspius von Westen bis an Rhodos heranreicht (Karpathos ist besiedelt), die Insel selbst aber nicht erreicht wird. Für Rhodos ist nur die Schwesternart H. jugularis gemeldet worden, die sich von H. caspius vor allem durch die dunkle Färbung und die rötliche Bauchzeichnung unterscheidet. Lediglich HELMDAG (1993) berichtet über den Fund von zwei H. caspius von Rhodos. Wir konnten insgesamt sechs Schlangen fangen, von denen wir drei als H. caspius (1.30 m, 1.20 m, 70 cm) und drei als H. jugularis (1.40 m, 70 cm, 50 cm) identifizierten. Sowohl die adulten als auch die subadulten Tiere unterschieden sich durch wesentliche Merkmale. Unsere ersten beiden gefangenen Schlangen waren über 1 Meter lang und wir konnten sie anhand des Vergleiches mit dem Tier von Korfu eindeutig H. caspius zuordnen. Die hellbraune, dunkel gesprenkelte Färbung und die gelbe Bauchfärbung deutet auf caspius hin, denn mit weit über einem Meter sollten die Tiere längst ausgefärbt sein! Das Adulttier von H. jugularis hingegen war schwarz mit roter Bauchfärbung und wies keinerlei Flecken oder andere Merkmale der caspius - typischen Tiere auf. Auch die Jungtiere ließen sich eindeutig zuordnen, da die beiden H. jugularis im Gegensatz zum H. caspius Jungtier wesentlich dunkler gefärbt waren und die Bauchseite auffällig rötlich gefleckt gefärbt war - im Gegensatz dazu hatte das H. caspius Jungtier eine gelbe Bauchseite und wesentlich hellere Färbung. Allen Tieren gemeinsam ist das aggressive Verhalten, die Drohgebärden und das blitzartige Zustoßen, was das Fotografieren nicht gerade erleichtert. Eine adulte frisch überfahrene Ringelnatter (Natrix natrix persa) konnten wir im Süd- ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 9 _________________________________________________________________________________________________________________ westen der Insel in der Nähe eines Baches bei Apolakkia nachweisen. Das etwa 1,20 m lange Tier hatte eine stark gesprenkelte Bauchseite und war auffällig stark gefärbt. Das Tier zeigte allerdings nicht die persa typische Zeichnung, sondern ähnelte eher der Westform helvetica. Es ist nur schade, dass wir kein lebendes Exemplar finden konnten. Die Schlanknatter (Platyceps najadum dahlii) entdeckten wir an zwei Stellen. Beide Tiere hatten sehr wenige Punkte (2-3) am Hals und unterscheiden sich dadurch von anderen Populationen recht deutlich. Die bleistiftdünnen blitzschnellen Echsenjäger gleiten elegant entlang der Legesteinmauern auf der Suche nach Eidechsen, Geckos und Skinken, müssen aber selbst auf der Hut sein, um nicht von Zornnattern als Futter erwischt zu werden. Der absolute Höhepunkt unserer Reise war die Begnung mit einer über 1,40 m langen Münzennatter (Hemorrhois nummifer), die zu den seltensten Reptilien im kleinasiatischen Raum zählt. Die typische münzenartige Färbung charakterisiert diese Art und die Kopfzeichnung erinnert ein wenig an die Diadem- oder an die Hufeisennatter. Von früheren Berichten ist die Münzennatter für Rhodos verbürgt, allerdings wurde sie nur sehr selten gefunden. Die Dichte der Schlangen kommt bei weitem nicht an die von Korfu oder auch Cres heran, da die dort häufigsten Arten, wie die Vierstreifennatter und die Balkanzornnatter, auf Rhodos fehlen. Alle drei von Rhodos gemeldeten Amphibienarten konnten wir finden, darunter auch den seltenen Laubfrosch. Unter den Schildkröten wird in wenigen Listen das Vorkommen von Testudo graeca erwähnt. Sie dürfte aber extrem selten sein. Während wir alle Echsenarten und die Blindwühle beobachten konnten, sind uns einige Schlangenarten entgangen, die auf Rhodos vorkommen sollten: Allen voran die Katzennatter (Telescopus fallax) und die Leopardnatter (Zamenis situlus), die beide von REIFF (1995) gefunden wurden. Außerdem fehlten uns laut IOANNIDES et al. (1994) die Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus), von der wir zwar eine Exuvie fanden, was wir aber nicht als sicheren Nachweis werten, und die offensichtlich extrem seltene Würfelnatter (Natrix tessellata). Hemorrhois nummifer (Foto: CH. RIEGLER) Die von einigen Herpetologen erwarteten Arten Bufo bufo, Mertensiella luschani, Emys orbicularis und Vipera xanthina konnten wir trotz intensiver Nachsuche nicht finden. BROGGI, M. F. (1997): Zur Verbreitung von Testudo graeca ibera PALLAS, 1814 auf den Inseln der Nordägäis und der Dodekanes (Griechenland); Herpetozoa Bd. 10: 153-155; Wien. HELMDAG, A. (1993): Faunistische Beobachtungen auf der Insel Rhodos; Die Eidechse, H. 10: S 25-26; Rheinbach. IOANNIDES, Y. & DIMAKI, M. & DIMITROPOULOS, A. (1994): The herpetofauna of Samos (Eastern Aegean, Greece); Ann. Musei Goulandris 9: 445-456; Athen. MERTENS, R. (1959): Zur Verbreitung der Lacerten auf der Insel Rhodos; Senck. Biol. Schriften, 40: 1524; Frankfurt. REIFF, G. (1995): Herpetologicka pozorovani na ostrove Rhodos; Niedeliana, 1: 15-17; Prag. SCERBAK, N. & BÖHME, W. (1993): Coluber caspius (GMELIN, 1789) - Kaspische Pfeilnatter oder Springnatter; pp. 83-96. In: BÖHME, W. (Ed.): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas. Band 2.3.I. Schlangen (Serpentes) I; Wiesbaden. TIEDEMANN F. &.HÄUPL M (1980): Eine neue Unterart von Cyrtodactylus kotschyi von den griechischen Inseln Nisos Makri und Nisos Strongili (NW Rhodos); Ann. NHM 83:539 - 542; Wien. WETTSTEIN, O. (1964): Herpetologisch Neues aus Rhodos; Senck. Biol. Schriften 45: 501-504; Frankfurt. Dipl.-Ing. Thomas Bader Erdbergstraße 103/1/6 A-1030 Wien e-mail: [email protected] Dipl.-Ing. Christoph Riegler Gumpendorfer Straße 60/9 A-1060 Wien e-mail: [email protected] http://www.herpetofauna.at 10 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ Nasikabatrachus sahyadrensis BIJU & BOSSUYT, 2002, die Jahrhundertpflaume PETER PRASCHAG Im Vorjahr erregte die Erstbeschreibung eines skurril aussehenden Frosches aus den südlichen Western Ghats, Südwest-Indien, weltweit sehr großes Aufsehen. Jährlich werden in etwa 70 neue Froscharten beschrieben. Das Spektakuläre an dieser Erstbeschreibung ist, dass sich Nasikabatrachus morphologisch und auch osteologisch von allen bekannten Froschfamilien unterscheidet und somit keine nahe Verwandtschaft zu anderen Spezies zeigt. Molekulargenetische Untersuchungen weisen diese neue Art und Familie eindeutig als SchwesternTaxon der auf zwei Granitinseln der Seychellen vorkommenden Sooglossiden aus und geben tiefen Einblick in die Evolution der Neobatrachia (Höhere Frösche). Von einem Stammesangehörigen der Kadar wurde mir schon 1998 ein adultes Weibchen überreicht, nicht ohne mich auf die besondere Heilwirkung dieses versteckt lebenden Frosches hinzuweisen. In weiterer Folge bekam ich in Vorratskammern von ayurvedischen Ärzten mehrere getrocknete Exemplare zu Gesicht. Nasikabatrachus ist ein Endemit der südlichen Western Ghats. Diese Bergkette erstreckt sich über eine Länge von 1600 km (zwischen 8° N und 21° N) entlang der Westküste des Indischen Subkontinents. Der südliche Teil ist gebirgiger und schroffer mit Höhenlagen von annähernd Seehöhe bis maximal 2696 m am Anaimudi-Gipfel, der höchsten Erhebung auf der Indischen Halbinsel. Die Western Ghats weisen eine der höchsten Biodiversitäten der Erde auf. Die komplexe Topographie und die damit verbundenen Umweltfaktoren sind ausschlaggebend für die Heterogenität an Lebensräumen und einen ausgeprägten Gradienten im Vegetationsprofil, angefangen von trockenen Buschwäldern am Fuße von Bergketten bis zu feuchten, tropischen Regenwäldern und immergrünen Bergregenwäldern in mittleren und höheren Lagen. Diese Faktoren sind die Basis für die Entstehung von Endemismuszentren (RODGERS & PANWAR 1988) und haben zur Folge, dass die Western Ghats unter den 25 „global biodiversity hotspots“ zu den acht „hottest hotspots“, also zu den Gebieten mit der größten Artenvielfalt gezählt werden. Von Juni bis September entladen sich die von der Malabarküste kommenden feuchtigkeitsbeladenen Wolken des Südwestmonsuns an der Bergkette der Western Ghats und entlassen mehr als 2.500 mm Niederschlag pro Jahr. Der Nordostmonsun stockt die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge auf insgesamt mehr als 2.800 mm auf. Aufgrund des zergliederten Landschaftsreliefs können einzelne Gebiete aber mehr als 8.000 mm Niederschlag pro Jahr erhalten (MISHRA & JOHSINGH 1998). Nasikabatrachus sahyadrensis (Foto: P. PRASCHAG) Die Neuentdeckung und Verwandtschaft zu den Sooglossiden helfen die Evolution der Neobatrachia und deren Ausbreitung besser zu verstehen (BIJU & BOSSUYT 2003). Indien war einst Teil des Superkontinents der südlichen Hemisphäre, Gondwana. Nach der Kontinentaldrift-Theorie trennte sich jener Brocken, aus dem sich später Südamerika und Afrika entwickelte, vor 160 Millionen Jahren von Gondwana ab. Danach zerbröckelte der Ostkontinent. Der Antarktis-Australien-Teil trennte sich vor etwa 130 Millionen Jahren, gefolgt von Madagaskar vor etwa 90 Millionen Jahren ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 11 _________________________________________________________________________________________________________________ und den Seychellen vor ca. 65 Millionen Jahren. Wenn diese Theorie stimmt, würde Indien, völlig isoliert vom Rest der Welt in Richtung Norden weitergedriftet sein, und zwar schon 10 Millionen Jahre bevor Indien mit Asien vor etwa 55 Millionen Jahren kollidierte und den Himalaya aufwarf (HEDGES 2003). Fossile Funde aus dem späten Mesozoikum in Indien unterstützen hingegen dieses biotische Fährenmodell nicht. Fossile Dinosaurier, Echsen, Frösche und Säuger sprechen für ein Vorhandensein von Landbrücken im späten Mesozoikum. Die molekulare Uhr zeigt eine Abspaltung von Nasikabatrachus von den Sooglossiden vor 130 Millionen Jahren und widerspricht so einem kontinentalen Abbruch. Die verwandtschaftliche Isolation der neuen Froschfamilie unterstützt eindeutig ein biotisches Fährenmodell. Vielleicht existierten Landbrücken in Form von Inselketten, die nur einigen, aber dennoch nicht allen Arten eine Ausbreitung ermöglichten. Diese Hypothese, wie sie auch für einen Pflanzenund Tieraustausch zwischen Süd- und Nordamerika angenommen wird, könnte das Vorhandensein der Fossilien erklären (HEDGES 2003). Der pflaumenfarbene Frosch wird ca. sieben cm groß und ist durch seinen gedrungenen Körperbau sehr gut an die subterrestrische Lebensweise angepasst. Die Männchen bleiben mit einer Körperlänge von etwa vier cm deutlich kleiner. Besonders auffällig ist die am kurzen Kopf hervorstehende, spitze Schnauze. Die Augen sind hellblau umrandet, weisen eine gelbe Iris und eine schwarze Pupille auf. Die Extremitäten sind sehr kurz, die Zehen sind teilweise mit Schwimmhäuten ausdifferenziert. Nach Aussagen der lokalen Kadar lebt der Frosch ganzjährig eingegraben und kommt nur zu Beginn des Monsuns zur Fortpflanzung ans Tageslicht. Bevorzugt wird ein mit Sand durchsetztes, schlammiges Substrat. Die Männchen rufen in den Tagen der ersten starken Regenfälle, meist im April. Wenige Tage nach dem Ablaichen verschwinden die Frösche wieder im Untergrund. Außerhalb dieses kurzen Erscheinens an der Erdoberfläche, finden die Kadar Nasikabatrachus nur zufällig bei Grabungen. Die Suche gestaltet sich selbst an geeigneten Stellen als sehr mühsam. Dieser erst so kürzlich beschriebene Frosch wird in der traditionellen indischen Medizin, Ayurveda („das Wissen vom langen Leben“) der weltweit ältesten ganzheitlichen Heilmethode - schon seit Jahrhunderten eingesetzt. Der Genuss dieser Froschart verspricht eine Heilung der Atemwegserkrankung Asthma. Reiche Inder aus Delhi nehmen selbst den langen Weg nach Kerala auf sich, um einen Frosch zu erstehen. So werden für ein Exemplar für indische Einkommensverhältnisse erstaunliche Summen bezahlt. Als ich einem Kadar ein adultes Weibchen um 500 Rupien abkaufte, bot mir ein ayurvedischer Arzt den dreifachen Preis für den Weiterverkauf an. Dieser Betrag von 1500 Rupien entspricht etwa 30 Euro, eine für den durchschnittlichen Inder unerschwingliche Summe. Zumeist werden die Frösche im getrockneten Zustand aufbewahrt und wie Kleinode behandelt. Unter den lokalen Stämmen, die noch teilweise in den Wäldern der Western Ghats leben, ist Nasikabatrachus sahyadrensis gut bekannt. So erhielt ich, als ich ein Foto dieses unverwechselbaren Frosches einigen Kadar unter die Nase hielt, sofort ein eifriges Nikken als Antwort. Nasikabatrachus sahyadrensis (Foto: P. PRASCHAG) Das auf den Fotos abgebildete Exemplar wurde in den Anamalai Hills (übersetzt: Elefantenberg), 95 km von Kattapanna, der Terra typica, entfernt von einem Kadar durch Zufall bei Grabungsarbeiten gefunden. Diese Neubeschreibung zeigt, dass in der heutigen Zeit selbst unter den Vertebraten 12 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ noch sensationelle Entdeckungen möglich sind. Die Entdeckung neuer Arten gehört in der Biodiversitätsforschung zum Alltag, doch zumeist werden unscheinbare, kleine Organismen neu beschrieben. Ausnahmen bestätigen die Regel. MISHRA, C. & A. J. T. JOHNSINGH (1998). Population and conservation status of the Nilgiri tahr Hemitragus hylocrius in Anamalai Hills, south India. Biological Conservation 86: 199-206. RODGERS, W.A. & H.S. PANWAR (1988) Planning a Wildlife Protected Area Network in India Volume II : State Summaries Wildlife Institute of India Dehra Dun. BIJU, S. D. & F. BOSSUYT (2003): New frog family from India reveals an ancient biogeographical link with the Seychelles. Nature 425(10): 711-714. HEDGES, S. B. (2003): The coelacanth of frogs. Nature 425(10): 669-670. Dr. Peter Praschag Franz-Reipl-Gasse 24 A-8020 Graz e-mail: [email protected] Buchbesprechung: UWE FRITZ (2003): Die Europäische Sumpfschildkröte 224 S., mit 10 Tabellen, 54 Textabbildungen, 8 Schwarzweiß- und 8 Farbtafeln Supplement der Zeitschrift für Feldherpetologie, Laurenti Verlag, Bielefeld. AboPreis: 24,50 Euro inkl. Versandkosten (Einzelpreis: 28,- Euro inkl. Versandkosten), Br, 17 x 24 cm, ISBN 3-933066-14-X RICHARD GEMEL 1952 erschien in der renommierten Monographieserie der Neuen Brehm Bücherei ein von H. WERMUTH verfaßtes Bändchen über die Europäische Sumpfschildkröte. Es sollte damals einen populärwissenschaftlichen Einblick in die Biologie der Art vermitteln. Was hat sich seither nicht alles getan! Maßgeblicher „Motor“ für die bedeutende Wissenszunahme war die Frage nach der Homogenität dieser so weit verbreiteten Art. Galt die Emys orbicularis noch bis vor 18 Jahren als monotypisch (OBST in ENGELMANN et al. 1986), so erforschte U. FRITZ seit 1989 ihre Differenziertheit. Spätestens von da an ist der Name UWE FRITZ, Leiter des Tierkundemuseums Dresden, untrennbar mit der Erforschung der Europäischen Sumpfschildkröte verbunden. Mit dem vorliegenden Buch legt U. FRITZ nun den aktuellen Wissensstand vor allem auf der Basis seiner eigenen Studien vor. Man möchte meinen, daß die bisherigen Schriften, vor allem die Tagungsbände der ersten beiden Emys-Symposien (FRITZ et al 1998, ANON. 2000) und der „Schildkrötenband“ des Handbuches der Reptilien und Amphibien Europas (FRITZ 2001), zu denen noch ein Stapfia-Sonderband aus Österreich kommt (BIOLOGIEZENTRUM DES OÖ LANDESMUSEUMS 2000) und breitere Kapitel in verschiedenen mitteleuropäischen Verbreitungsatlanten und Handbüchern (CABELA et al. 2001, HOFER et al. 2001, GÜNTHER 1996), einen guten und abgerundeten Überblick über diese Art geben könnten. Die Besonderheit des vorliegenden Buches liegt vor allem in der äußerst informativ und gehaltreich gestalteten Bilanz des aktuellen Forschungsstandes unter Einbeziehung eigener Originalarbeiten. Die Informationen sind klar und übersichtlich geordnet und beziehen sich auf das gesamte Areal des weiträumigen Verbreitungsgebietes. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, werden oft auch Wiederholungen in Kauf genommen, wie der Verfasser selbst einräumt. Zu den Vorzügen zählt neben der Aktualität auch die intensive Literaturrecherche. 24 Seiten Literaturregister enthalten Arbeiten über diese Art, die teils sprachlich schwer zugänglich, teils schwer erhältlich sind. Bei der Fülle der gebotenen Informationen kann es nicht verwundern, dass so manche Erkenntnis mittlerweile überholt ist oder zumindest heute von anderer Seite zu beleuchten ist. So gesteht der Autor ein, dass was die Herkunft der Europäischen Sumpfschildkröte anlangt - nach anderen Wissenschaftern durchaus Argumente auch dafür sprechen, dass diese Art im Gegensatz zur These von FRITZ nicht über die Beringstraße von Nordamerika aus nach Europa eingewandert ist. Als weiteres Beispiel dafür ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 13 _________________________________________________________________________________________________________________ zu nennen ist die Beschreibung der zentralanatolischen Unterart E. o. luteofusca. Sie wurde bereits anläßlich des 1. EmysSymposiums erweitert und neu gefasst. Die Nominatform wird entsprechend zweier verschiedener mitochondrialer Haplotypen nun in zwei Gruppen gespalten. Auch bei den Namen hat sich einiges geändert: Für die Unterart kurae gilt der prioritätsberechtigte Name EICHWALDs iberica und für orientalis der Name persica. Nach derzeitiger Kenntnis ist die süditalienisch sizilianische Unterartgruppe uneinheitlich und wartet auf eingehendere Untersuchungen. Überhaupt wird eine Reihe von Forschungsdefiziten aufgezeigt und bietet interessierten Herpetologen eine Fülle von Ansätzen für eigene Untersuchungen. Männliche Emys orbicularis, Marchauen, NÖ (Foto: J. HILL) Die nicht immer unbestrittene Feinsystematik dieser bemerkenswerten Reptilienart zeigt jedoch nicht nur morphologisch mehr oder minder gut unterscheidbare Formen. Dem Umstand wird insofern Rechnung getragen, als in 8 Farbtafeln die 13 Unterarten und einige noch nicht beschriebene Formen abgebildet sind. Gleichzeitig wird die Einnischung der Europäischen Sumpfschildkröte in lokal sehr unterschiedlichen Habitaten auf 8 Tafeln mit 28 S/W Bildern anschaulich dargestellt. Innerhalb des engagierten Mitgliederkreises einer Gesellschaft, die sich der Herpetologie ebenso wie der Terraristik verpflichtet fühlt, bietet das Buch jedem Schildkrötenhalter die Möglichkeit, sich mit detaillierter Kenntnis über diese Schildkrötenart vertraut zu machen. Zugegeben: So einfach wie ein reich bebildertes Terrarienbuch liest sich der vorliegende Band nicht und es bedarf einiger Anstrengung, sich durch die kompakte Wissensfülle durchzuarbeiten. Es lohnt sich, da gleichzeitig ein Einblick in etliche Teildisziplinen geboten wird wie etwa Paläontologie, funktionelle Anatomie und Molekularbiologie, außerdem wird auch auf verwandte Arten eingegangen. Im Zeitalter von Internet-Foren und Sachkundenachweisen sollte ein derartiges Werk in der Handbibliothek eines jeden Schildkrötenhalters stehen. Nach einem eingehenden Studium des Buches wird man die Europäische Sumpfschildkröte für den Gartenteich nicht mehr als „Importware“ betrachten und vom Tierhändler erwerben; ebenso wenig wird man eine unkontrollierte Aussetzung oder „Repatriierung“ befürworten können. Zu eindringlich wird klar, dass es sich dabei um eine in sich deutlich inhomogene und zugleich hoch sensible Reptilienart handelt, die verletzlich und störungsanfällig ist und deren Bestände in vielen Bereichen rasant im Niedergang begriffen sind. Erst in einem besseren und vertieften Verständnis lässt sich mit dem Terrarien- und Wildtier Emys orbicularis besser umgehen. Aus den genannten Gründen sei jedem wirklichen Freund von Schildkröten das Buch zum Studium wärmstens ans Herz gelegt! ANONYMUS (2000): 2nd International Symposium on Emys orbicularis, 25-26-27 June 1999- Le Blanc (Brenne, France). Proceedings Chelonii 2, 143 S. BIOLOGIEZENTRUM DES OÖ LANDESMUSEUMS (Hrsg., 2000): Die Europäische Sumpfschildkröte. (HÖDL, W., M. RÖSSLER, Red.). - Stapfia 69, Kat. OÖ Landesmus. N.F- 149, Linz, 248 S. CABELA, A., GRILLITSCH, H., TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Wien (Umweltbundesamt), 880 S. FRITZ, U., R. GÜNTHER (1996): Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis (LINNAEUS, 1758): 518 - 534. In: GÜNTHER, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Jena (G. Fischer) FRITZ, U., U.JOGER, R. PODLOUCKY, J. SERVAN (eds., 1998): Proceedings of the EMYS Symposium Dresden 96.-Mertensiella Nr.10.-Rheinbach, 302 S. HOFER, J.C., MONNEJ, G DUSEJ,.(2001): Die Reptilien der Schweiz: Verbreitung, Lebensräume, Schutz. Basel (Birkhäuser), 202 S. OBST, F.J. (1986): Gattung Emys Sumpfschildkröten: 201 – 204. In (ENGELMANN, W., J. FRITZSCHE, R. GÜNTHER, F.J.OBST): Lurche und Kriechtiere Europas .Stuttgart (F. Enke). WERMUTH, H. (1952): Die Europäische Sumpfschildkröte.- Die Neue Brehm Bücherei , Heft 81, Leipzig (Geest & Portig), 40 S. 14 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ Bericht des Generalsekretärs zur Generalversammlung vom 24. November 2003 Das Vereinsjahr 2002/03 ist gekennzeichnet durch die Veränderungen an der Vereinsspitze, durch das Ausscheiden des langjährigen Präsidenten HR Dr. F. TIEDEMANN aus dem Vorstand. Der Bericht des Generalsekretärs über das Vereinsjahr 02/03 der Periode zwischen der 18. und 19. Generalversammlung - ist der neuen Sachlage, im speziellen auch der Situation, die sich durch die Vergrößerung des Vorstandes ergab, angepasst. Erstmalig wurden von mir hauptsächlich die freiwilligen (Rechenschafts-) Berichte der Beiräte über ihre Aktivitäten als Basis herangezogen, um über die Aktivitäten der ÖGH im vergangenen Jahr zu berichten. Nach wie vor ist die Unterstützung der ÖGH durch die Herpetologische Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien ein essentieller Teil jener Beihilfe, die wir von vielen Seiten laufend erfahren. Der engagierte Einsatz der Mitglieder für die Sache der Herpetologie macht das erfolgreiche Vereinsleben aus, der Vorstand dankt allen Mitgliedern und sonstigen Förderern für ihre Bemühungen. Im einzelnen erwähnenswert erschien den Vorstandsmitgliedern das rechtzeitige Erscheinen der regelmäßigen Publikationen der ÖGH, der beiden Doppelhefte der HERPETOZOA (3/4 2002 und 1/2 2003), und der ÖGH-Aktuell Nr. 11 und 12. Daneben werden aber auch die Bibliotheksabende an der Sammlung und die fast unbegrenzte Möglichkeit der Auskunftserteilung über herpetologische Literatur gut genutzt. Sowohl der „Molchlertag“ als auch die Aktivitäten der Froschgruppe wurden jeweils von Exkursionen begleitet, beide Veranstaltungen waren durchaus gut besucht. Erheblich zur Verfestigung des Außenbildes der ÖGH als wissenschaftlicher Verein trug auch die namentliche Nennung in einer internationalen wissenschaftlichen Publikation bei. Der Mitgliederstand betrug zuletzt 332 Mitglieder. Wien, am 30. 11. 2003 A. Hassl Nachruf auf HANS TEUFL, Schatzmeister der ÖGH ULRIKE GOLDSCHMID ihn rasch anzurufen um etwas nachzufragen oder ihm Neuigkeiten von der Donauinsel zu berichten. Er hat eine große Lücke hinterlassen, er fehlt. In den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit hat sich aus einem Auftragnehmer - Auftraggeber - Verhältnis eine Freundschaft entwickelt, geprägt von gegenseitiger Achtung und dem gemeinsamen Interesse, das Bestmögliche für die Donauinsel zu tun. HANS TEUFL, Donauinsel, Wien 2003 (Foto: J. HILL) Vor einigen Wochen verstarb völlig überraschend HANS TEUFL. Noch immer ertappe ich mich dabei, dass ich das Bedürfnis habe HANS TEUFL charakterisierten folgende Eigenschaften: Zuverlässigkeit, Korrektheit, Bescheidenheit und Kompetenz. Seine ganze Liebe galt den Reptilien und Amphibien und sein Wissen über diese Lebewesen war sensationell: Ich erinnere mich noch an eine Nachtexkursion, wo wir an der Kreimellakke standen und in die Nacht horchten. ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 15 _________________________________________________________________________________________________________________ Außer dem Zirpen von Grillen war für die anderen Exkursionsteilnehmer und mich nichts zu hören. Hans meldete hingegen plötzlich: „Hier nähert sich ein Laubfrosch“. Er drehte sich um, leuchtete mit der Taschenlampe das Gras ab, und schon war der Ankömmling lokalisiert. Er war unermüdlich in seinen Bestrebungen, das Beste für seine Schützlinge zu erreichen, hatte aber immer Verständnis für Konfliktsituationen und war bemüht, brauchbare Kompromisse für alle Parteien zu erarbeiten. Sein stets bescheidenes „Stör ich?“ zu Beginn jedes Anrufes habe ich noch immer in den Ohren. Hans störte nie, denn egal ob er Positives oder Negatives zu melden hatte, es war immer wichtig. Den Inhalt seiner letzten e-mail vom 29. 4. möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: „Erfreuliche Ergänzung von der letzten Nacht- exkursion: Mobilteich: ca. 20 Wechselkröten rufend; Phönixteich: es rufen ca. 30 Wechselkröten, ca. 100 Laubfrösche und viele Seefrösche. LG HT“ Das war ihm wichtig, dafür hat er unendlich viel Zeit aufgewendet, und ich glaube, das hat ihn auch glücklich gemacht. Noch habe ich es nicht geschafft, die Nachricht zu löschen. Und vielleicht können wir doch einen „Teuflsee“ für Deine Schützlinge auf der Donauinsel anlegen. Ich weiß, das wäre Dir wichtig. Ich werde mich bemühen. Dr. Ulrike Goldschmid Magistratsabteilung 45 - Wasserbau Wilhelminenstraße 93 A-1160 Wien e-mail: [email protected] Feldaktivitäten der Fachgruppe Urodela-Austria GÜNTER SCHULTSCHIK Im Juli 2002 und im Juni 2004 machten sich einige ÖGH-Mitglieder aus der Schwanzlurch-Fachgruppe in die lessinischen Dolomiten Südtirols auf, um einen überaus kryptisch lebenden Salamander zu suchen. Es handelt sich hierbei um eine erst kürzlich entdeckte neue Form des Alpensalamanders (Salamandra atra ssp. „pasubiensis“), der eine dottergelbe Zeichnung besitzt oder besitzen kann. LUCIO BONATO/Italien und KURT GROSSENBACHER/ Schweiz, sowie SEBASTIAN STEINFARTZ/ BRD gaben diesbezügliche Hinweise und waren an ergänzenden Arbeiten interessiert. Ziel dieser beiden bisherigen Exkursionen war es, zunächst überhaupt ein Exemplar zu finden. In zweiter Linie wollte die Gruppe versuchen, etwas mehr Einblick in das bewohnte Areal zu bekommen. Für die Untersuchungen waren vier Gebirgsstöcke östlich des Gardasees von Interesse: Monte Baldo, Monte Carega, Monte Cornetto und Monte Pasubio. Nachdem auf dem Cornetto auf Grund der Habitatstruktur ein Vorkommen der Art von uns als eher unwahrscheinlich eingestuft wurde, konzentrierte sich die Suche 2002 vor allem auf den Pasubio. Von diesem Berg gab es zwei rezente Nachweise. Grundsätzlich zeichnet sich das Areal dieses Salamanders durch besondere Unzugänglichkeit für den Menschen aus. Einige spektakuläre Aufstiege durch annähernd senkrechte Kalkklippen waren nötig, bis schließlich insgesamt fünf Tiere gefunden werden konnten. Ihr Habitat sind kleine, steil abfallende Almmatten in 1400-1600 m Höhe, die sich stellenweise auf den Geröllhalden des Gebirges gebildet haben. Wie es diese eher behäbigen Tiere schaffen, auf derartigem Terrain zu leben, ohne ständig in die Tiefe zu purzeln, bleibt schwer verständlich. Die gefundenen Exemplare unterschieden sich deutlich von der verwandten Form Salamandra atra aurorae. Die gelbe Farbe der Fleckung ist intensiver und dunkler. Ihre Ausdehnung ist individuell höchst unterschiedlich. Ein Tier wies nur einen winzigen gelben Punkt auf dem Rükken auf, wogegen andere eine großflächigere Zeichnung hatten. Nachdem die Salamander fotografiert, vermessen und Genproben abgenommen worden waren, wurden sie wieder in Freiheit gesetzt. 16 ÖGH-Aktuell, Nr. 13, Juli 2004 _________________________________________________________________________________________________________________ selbst auf bekanntem Gebiet kein einziges Tier mehr. Wenig blieb unversucht und teilweise wurden halsbrecherische und höchst anstrengende Touren in Kauf genommen. Trotzdem blieben die Tiere konsequent verschwunden. Gespräche mit Einheimischen ergaben ebenfalls keine weiteren Erkenntnisse, da die Salamander der Bevölkerung offenbar völlig unbekannt sind. Salamandra atra ssp. (Foto: G. SCHULTSCHIK) Zwei Jahre später, 2004, suchte das Team das Gebiet ein weiteres Mal auf. Vor allem um weitere Nachweise zu finden und somit das Areal der Form vorläufig umschreiben zu können. Bei dieser Exkursion zeigte sich allerdings eindrucksvoll, weshalb es derart spärliche Funde der Tiere gibt: Nachdem das Wetter offenbar nicht wirklich optimal war (kaum Regen), fand die Gruppe Obwohl dieses zweite Unternehmen in Bezug auf den Alpensalamander ein glatter Fehlschlag war, entschädigte die übrige Herpetofauna des Gebirges. Höhepunkt war der Fund einer prächtigen Aspisviper. Weitere Arbeiten im Gebiet sind geplant. Schwindelfreie und trittsichere Kolleginnen und Kollegen sind herzlich eingeladen, die grandiose Landschaft um den Gardasee einmal aus etwas anderer Perspektive zu erleben! Teammitglieder waren: MANFRED CHRIST, ANDREAS MOLCIK, DORIS SCHNEIDER, GÜNTER SCHULTSCHIK, FRANZ TIEDEMANN, THOMAS WAMPULA und zwei Terrier. Tierärzte mit herpetologischem Arbeitsschwerpunkt Tierärztliche Ordinationsgemeinschaft Mauer TA Dr. Hans Peter Tschapka Maurer Lange Gasse 61 A-1230 Wien Ord: Mo, Di., Mi, Fr 9-12 Uhr; Mo bis Fr 15-19 Uhr; Sa 10-12 Uhr. Tel.: 01 8886357, 0664 2833417 e-mail: [email protected] Bei Bedarf auch Mo bis Fr 8-13, allerding ausschließlich gegen Voranmeldung unter: Tel.: 01 25077 5701 oder DW 6131 e-mail: [email protected] TA Mag. Irene Schwöllberger Gaulachergasse 13/3 A-1160 Wien Tel.: 01 4050446; 0664 9786346 Mag. Thomas Filip Tierklink Aspern Aspernstrasse 130 A-1220 Wien Tel: 01 2801020 Fax: DW 22 e-mail: [email protected] Ambulanz nach Vereinbarung, Mo-Sa 9-11 und 16-19 Uhr, Mo u. Do bis 20.30 Uhr Notfallambulanz 0-24 Uhr FTA Dr. Wilhelm Holler Privates Tierspital Mayrhansenstrasse 21 A-4060 Leonding Voranmeldung: Tel.: 0732 672821 e-mail: [email protected] TA Dr. Michaela Gumpenberger Universitätsklinik für Röntgenologie, Veterinärmedizinische Universität, Veterinärplatz 1 A-1210 Wien Ord: Di., Do. nachmittags. TA Mag. Andreas Schöpf Wattgasse 53 A-1160 Wien Tel.: 01 4894689; Fax: DW 94 Dr. Sonja Bayer Tierarztpraxis Dr. Schuster Gutenbergstrasse 12 A-6020 Innsbruck Tel.: 0512 578318 e-mail: [email protected]