EFFI BRIEST Schauspiel nach dem Roman von Theodor Fontane Für die Bühne bearbeitet von Petra Wüllenweber Premiere: 5. November 2016 | 19:00 Uhr | Großes Haus Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten, inklusive einer Pause „Beim Schreiben denke ich: Keine Ahnung, wie man das umsetzt. Aber das ist ja das Problem des Regisseurs.“ Petra Wüllenweber ist seit Jahren regelmäßig am TfN als Regisseurin tätig. Sie arbeitet aber auch als Autorin. Vor einem Jahr hat sie ein Burn-out-Drama, „Restglühen“, in Hildesheim inszeniert, das sie als Auftragsarbeit fürs TfN selbst geschrieben hat. Ihre nächste Arbeit wird Theodor Fontanes Roman EFFI BRIEST sein, die Bühnenfassung stammt von ihr. Gerd Muszynski: Wie beginnst du ein Stück zu schreiben, bei dem zuerst nur das Thema feststeht? Und wie beginnst du mit der Dramatisierung eines Romans? Petra Wüllenweber: Bei einem eigenen Stück beginne ich mit der intensiven Recherche zu dem Thema. Ich lese Sachbücher, schaue Dokumentationen, ermittle im Internet, spreche mit Betroffenen und Experten. Wenn ich mir auf diese Weise einen Überblick verschafft habe, mache ich mir Gedanken über die Handlung und entwerfe die Charaktere des Stückes. Erst dann beginnt die Arbeit an den Dialogen, an der Sprache und Form, die ich in dem Stück verwende. Bei der Dramatisierung lese ich zunächst mehrfach den Roman, beschäftige mich mit der Biographie des Autors, seiner Zeit und seinen übrigen Werken. Ich versuche herauszubekommen, welche Aspekte ihm wichtig waren – und welche mir wichtig sind. Anschließend entscheide ich mich für einige Schwerpunkte des Romans und die nötigen Figuren, mit denen die Geschichte erzählt werden soll. Ich verdichte die Handlung, überprüfe die vom Autor bereits geschrieben Dialoge und schaue, welche Aspekte man noch wie erzählen kann. Soweit ich weiß, spielen deine Dramen alle in unserer Zeit. Hast du Fontanes Geschichte auch ins Heute transferiert oder lässt du sie im Preußen des ausgehenden 19. Jahrhunderts? Die Geschichte hat viel mit der damaligen gesellschaftlichen Entwicklung zu tun. Deshalb macht es für mich keinen Sinn „Effi“ künstlich zu aktualisieren. Das würde nicht funktionieren. Es ist viel interessanter zu beobachten, was ist denn heute immer noch so und warum?! – Also aus der Sicht unserer Zeit diese Geschichte zu betrachten und so noch bestehende Verhaltensmuster zu entdecken und zu zeigen, wie schwer es ist, diese zu durchbrechen. Ist es leichter ein Stück eines fremden Autors zu inszenieren als eines, bei dem die Autorin ständig mit am Tisch sitzt – weil sie gleichzeitig die Regisseurin ist? Bei fremden Stücken habe ich die Möglichkeit, während der Arbeit etwas zu entdecken, was man vielleicht nicht so schnell entschlüsseln kann. Bei den eigenen Stücken weiß ich, warum etwas so geschrieben wurde. Da finde ich aber die Gedanken der Schauspieler zu ihrer Rolle oder einer Situation im Stück interessant. - Auch wenn es mein Stück ist, versuche ich mich als Regisseurin in den Proben davon frei zu machen. Gibt es zwischen den Beiden auch mal Streit oder sind sie immer einer Meinung? Wer gewinnt im Zweifelsfall, die Autorin Petra Wüllenweber oder die Regisseurin Petra Wüllenweber? Bei den Proben hat die Regisseurin das Sagen, d.h. wenn eine Textstelle nicht funktioniert, wird sie geändert. Egal ob das mein Text ist oder der eines anderen Autors. Schreibst du ein Drama schon im Hinblick auf die szenische Umsetzbarkeit, d.h. gibt es beim Schreiben schon eine Selbstbeschränkung? Nein, die gibt es nicht. Ich habe auch schon mal beim Schreiben gedacht: Keine Ahnung, wie man das umsetzen soll! - Aber das ist ja das Problem des Regisseurs. Und als Regisseurin weiß ich, dass genau so etwas auch reizvoll für uns ist. Dass man erst mal knacken muss, wie man das hinbekommt auf der Bühne. Hast du Inszenierungen deiner Stücke von anderen Regisseuren gesehen, die dir besser gefallen haben als deine eigene? Den Fall hatte ich bis jetzt noch nicht. Doch ich habe schon tolle Inszenierungen von meinen Stücken gesehen, die ich nur geschrieben aber nicht selber inszeniert habe. Und gab es fremde Inszenierungen, bei denen du dich entsetzt abgewendet hast? Wo du dein Stück praktisch nicht mehr wiedererkannt hast? Ja, das gab es. Bis jetzt zum Glück aber nur einmal. Gesetzt den Fall, du dürftest entweder nur noch Inszenieren oder nur noch Stückeschreiben: Könntest du sagen, wie du dich entscheiden würdest? Das ist ’ne fiese Frage! – Denn ich mag gerade das Wechselspiel von Schreiben und Inszenieren. Doch, wenn ich wählen müsste, würde ich mich entscheiden für’s ... (räuspert sich). Das Gespräch führte Gerd Muszynski Biografien Regieteam Petra Wüllenweber (Regie) wurde 1971 in Saarbrücken geboren, studierte zwei Semester Germanistik an der Universität des Saarlandes und von 1992 bis 1996 Regie an der Theaterakademie in Ulm. Dort war sie Mitgründerin und Regisseurin des Theater Zeitsprung. Anschließend war sie von 1997 bis 2000 Regieassistentin und Regisseurin an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Seit Herbst 2000 arbeitet Petra Wüllenweber als freie Regisseurin unter anderem in Regensburg, Heilbronn, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Bremen, Linz und Hildesheim. Ihre Inszenierung von „Penthesilea“ am Theater Regensburg wurde 2008 zu den Bayerischen Theatertagen nach Ingolstadt eingeladen. Zuletzt inszenierte sie „Das Herz eines Boxers“ am Theater Heilbronn und „Romeo und Julia“ bei den Luisenburg Festspielen Wunsiedel. Petra Wüllenweber ist zu ihrer Arbeit als Regisseurin ebenso als Autorin tätig. Ihr Theaterstück „Am Horizont“ wurde 2010 bei den Mülheimer Theatertagen für die Kategorie Kinderstücke nominiert und belegte den 3. Platz. Ihre Theateradaption von Anna Gavaldas Buch „35 Kilo Hoffnung“ wurde vom theater überzwerg in Saarbrücken uraufgeführt und bereits zu diversen Theaterfestivals eingeladen. Ihr neustes Stück „Zur Zeit nicht erreichbar“ wurde 2012 sowohl für den Mülheimer KinderStückePreis nominiert als auch auf die Auswahlliste des Deutschen Kinderstückpreises gesetzt. Seit 2007 inszenierte Petra Wüllenweber am TfN bereits Doris Dörries „Happy“, Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“, Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, Marius von Mayenburgs „Der Stein“, Sophokles' „Antigone“, Theresia Walsers „Eine Stille für Frau Schirakesch“ sowie zuletzt ihr eigenes Schauspiel „Restglühen“ in einer Uraufführung. Diese Spielzeit inszeniert sie in ihrer eigenen Bühnenfassung das Schauspiel EFFI BRIEST. Zudem ist Petra Wüllenweber als Autorin tätig. Ihre Theaterstücke „Am Horizont“ und „Zur Zeit nicht erreichbar“ wurden für den Mülheimer KinderStückePreis 2010 bzw. 2012 nominiert. Ihre Theateradaption von Dirk Kurbjuweits Novelle »Zweier ohne« war im Stückepool von Kaas und Kappes 2014. Ihr Stück „Und morgen?“ steht auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendtheaterpreis 2016. Nach einer Ausbildung zum Innenausstatter absolvierte Matthias Werner (Bühnenbild) sein Architekturstudium am Weimarer Bauhaus. 2000-2006 arbeitete er als Bühnenbildassistent u. a. mit Jan Pappalbaum an der Schaubühne am Lehniner Platz sowie am Theater Nordhausen und am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Seit 2004 entwirft er eigene Bühnenbilder und Kostüme. Dabei arbeitete er u. a. mit Anna Bergemann (Schauspielhaus Bochum, Büchner: Leonce und Lena sowie Staatstheater Oldenburg, Puccini: Madame Butterfly) und und Helena Waldmann (Budapest, CRASH). Zuletzt arbeitete er mit Jan Neumann (Amazonas, Maxim Gorki Theater Berlin). Neben seiner Arbeit am Theater entwirft er Szenenbilder für verschiedene Filmproduktionen. Matthias Werner lebt in Berlin. Lisa Edelmann (Kostümbild) studierte Szenografie- und Kostümdesign an der Hochschule Hannover. Vor, während und nach dem Studium sammelte sie als Ausstattungsassistentin Erfahrung an verschiedenen Theatern, z. B. dem Deutschen Theater Berlin, dem Meininger Theater, dem Schauspiel Köln und dem Staatsschauspiel Dresden. Vor allem mit dem Schauspielhaus Dresden verbinden sie viele eigene Arbeiten, wo sie zuletzt für das Kostümbild von „ichglaubeaneineneinzigengott." verantwortlich war. Neben dem Ausstattungsdesign widmet sich Lisa Edelmann dem Figurenbau. Mehrmals arbeitete sie mit dem Figurenbauer Norman Schneider und der Sendung „Sesamstraße". Seit 2015 arbeitet sie als freiberufliche Kostümbildnerin, Puppenbauerin und Visagistin. Eine Übersicht ihrer Arbeiten findet sich unter www.lisaedelmann.com. Fotoliste mit Bildunterschriften Fotograf: Falk von Traubenberg 01 EFFI BRIEST Crampas (Moritz Nikolaus Koch) und Effi (Lilli Meinhardt) 02_EFFI BRIEST Baron von Innstetten (Martin Schwartengräber) und Effi (Lilli Meinhardt) 03_EFFI BRIEST Effi (Lilli Meinhardt), Gieshübler (Gotthard Hauschild) 04_EFFI BRIEST Baron von Innstetten (Martin Schwartengräber) und Effi (Lilli Meinhardt) 05_EFFI BRIEST Effi (Lilli Meinhardt) 06_EFFI BRIEST Mutter Briest (Katharina Wilberg), Effi (Lilli Meinhardt) und Baron von Innstetten (Martin Schwartengräber) 07_EFFI BRIEST Crampas (Moritz Nikolaus Koch) und Effi (Lilli Meinhardt) 08_EFFI BRIEST Effi (Lilli Meinhardt) und Crampas (Moritz Nikolaus Koch) 09_EFFI BRIEST Baron von Innstetten (Martin Schwartengräber) und Effi (Lilli Meinhardt) 10_EFFI BRIEST Mutter Briest (Katharina Wilberg) und Baron von Innstetten (Martin Schwartengräber) 11_EFFI BRIEST Roswitha (Katharina Kwaschik) und Effi (Lilli Meinhardt) Effi (Lilli Meinhardt) und Mutter Briest (Katharina Wilberg) 12_EFFI BRIEST 13_EFFI BRIEST Roswitha (Katharina Kwaschik), Vater Briest (Gotthard Hauschild) Effi (Lilli Meinhardt) und Mutter Briest (Katharina Wilberg) Pressemitteilung Klassiker des poetischen Realismus am TfN zu sehen Theodor Fontanes Gesellschaftsroman „Effi Briest“, in einer eigens für das TfN erstellten Bühnenfassung, feiert am Samstag, 5. November 2016, um 19 Uhr Premiere. Im Großen Haus kommt das Stück in der Regie von Petra Wüllenweber, die auch die Fassung erarbeitet hat, im Bühnenbild von Matthias Werner, Kostümbild von Lisa Edelmann und Regina Rösing sowie mit Musik von Katharina Kwaschik auf die Bühne. Wie ein roter Faden durchläuft die Frage nach Schuld und Verantwortung Fontanes Geschichte mit Figuren von bestürzender Aktualität. Effi, 17, mehr Kind noch als junge Frau, heiratet den doppelt so alten Baron von Innstetten, den ehemaligen Verehrer ihrer Mutter. Sie zieht mit ihm in ein einsames Haus, das vor schweren Erinnerungen ächzt. Der Prinzipien treue und karrierebewusste Gatte bleibt ihr fremd. Die Folge: ein Seitensprung – keine Liebe, aber eine Aufhellung in ihrem einsamen jungen Leben. Nach Jahren kommt die kurze Affäre ans Licht. Mehr von den gesellschaftlichen Konventionen gedrängt als aus eigenem Willen fordert Innstetten den Mann, für den Effi längst nichts mehr empfindet, zum Duell. Theodor Fontanes 1895 entstandener Roman „Effi Briest“ gilt als Klassiker des poetischen Realismus. Für das Theater für Niedersachsen hat die Autorin und Regisseurin Petra Wüllenweber, die in der Spielzeit 2014/15 das Schauspiel „Restglühen“ für das TfN schrieb und inszenierte, eine eigene Bühnenfassung des Stücks erstellt. „Die Geschichte hat Fontane vor dem Hintergrund einer untergehenden Welt der preußischen Gesellschaft geschrieben. Mich interessiert zu untersuchen, wieweit sich diese Regeln, Rituale und Ehrvorstellungen erledigt haben oder welche Verhaltensmuster noch heute aktuell sind“, sagt Wüllenweber über ihre Herangehensweise an die Inszenierung. Fontanes „Effi Briest“ gilt als Vorläufer des deutschen Gesellschaftsromans und damit auch als Wegbereiter für Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“, der in einer Theaterfassung von John von Düffel in der vergangenen Spielzeit auf der Bühne des TfN zu sehen war. Die Premiere von „Effi Briest“ findet am 5. November 2016 um 19 Uhr im Großen Haus des Theater für Niedersachsen statt. Karten kosten zwischen 8,00 und 26,00 Euro und sind im TfN-ServiceCenter (Theaterstraße 6, 31141 Hildesheim), per E-Mail an [email protected] und unter Telefon 05121 1693-1693 erhältlich. Medienpartner: