Parasitäre Zoonosen von K. Janitschke Einleitung Nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation sind Zoonosen Infektionen, die direkt vom Tier auf den Menschen übertragen werden, ohne dass Zwischenwirte eingeschaltet werden. Neben Viren, Bakterien und Pilzen können auch Parasiten Zoonosen auslösen. Unter diesen sind die wichtigsten Toxoplasma, Kryptosporidium, Giardia, Leishmania, Echinococcus sowie Toxocara. 1. Toxoplasma Toxoplasmen sind bei allen warmblütigen Tieren und beim Menschen weltweit verbreitet. Zumeist verläuft die Infektion beim Menschen ohne Krankheitserscheinungen (Toxoplasma-Infektion). Kommt es zu klinischen Erscheinungen, so bezeichnet man das als Toxoplasmose. Der Erreger gehört zu den Sporozoen (Apicomplexa), und er tritt in drei Formen auf: der Tachyzoit ist ein plumpes gebogenes Gebilde von ca. 6 µm Länge, kommt vorwiegend in den Zellen des Retikuloendothelialen Systems vor und ist bei der frischen Infektion nachweisbar. Die Zyste ist ein rundes Dauerstadium bis 300 µm Durchmesser und enthält Hunderte bis Tausende von Einzelparasiten (Zystozoite). Zysten liegen weitgehend reaktionslos im Gewebe und sind bei der latenten Infektion nachweisbar. Nur bei der Hauskatze und nahen Verwandten (Felidae) kommt es zu einer sexuellen Vermehrung des Parasiten und zur Bildung von Oozysten, rundlichen Gebilden von etwa 10 x 12 µm Größe. Diese sind zunächst unsporuliert und werden bei der frischen Infektion für etwa 1 - 3 Wochen mit dem Kot ausgeschieden. Nach ca. 1 bis 3 Tagen unter Einfluss von Feuchtigkeit und Wärme kommt es zur Sporulation und zur Bildung von zwei Sporozysten, die je vier Sporozoiten enthalten. Die Übertragung des Parasiten vom Tier auf den Menschen ist auf mehreren Wegen möglich. Tachyzoiten konnten nur ausnahmsweise und unter experimentellen Bedingungen in Ausscheidungen von Tieren festgestellt werden. Diese stellen daher kein Risiko für den Menschen dar. Es sind jedoch vereinzelte Infektionen von Laborpersonal durch unvorsichtigen Umgang mit erregerhaltigen Spritzen beschrieben worden. Eine erhebliche Bedeutung besitzen Toxoplasma-Zysten, da sie in rohem, ungenügend erhitztem Fleisch enthalten sein können und auf oralem Wege auf den Menschen übertragen werden. Vor allem das Fleisch vom Schwein kann erregerhaltig sein. In den 60er Jahren konnten aus 10 % der Hackfleischproben des Handels lebende Toxoplasmen isoliert werden. Aktuelle Untersuchungsergebnisse liegen nicht vor. Es ist aber davon auszugehen, dass die Durchseuchung der Schweinebestände erheblich abgenommen hat. Lag die Durchseuchung in den 60er Jahren noch bei über 90 %, zeigen neuere Untersuchungen, dass sie jetzt teils unter 10 % beträgt. Eine gewisse Bedeutung besitzt auch das Fleisch vom Schaf, da es häufig nicht völlig durchgegart verzehrt wird. Offensichtlich keine Bedeutung besitzt das Fleisch von Rindern. Die Verarbeitung von Fleisch durch Tiefgefrieren, Pökeln, Salzen, Räuchern führen zum Absterben der Erreger. Eine wesentliche Infektionsquelle für den Menschen stellen auch sporulierte Toxoplasma-Oozysten dar. Diese können im Wasser und im Erdboden enthalten sein und nach oraler Aufnahme zur Infektion des Menschen führen. Diese Oozysten sind in feuchtem Milieu im Erdboden für mindestens 1 Jahr infektiös. Die Vermutung, dass sich der Mensch durch Verzehr von ungewaschenem Obst und Gemüse infizieren kann, konnten wir durch die Fütterung von Kaninchen mit solchen Produkten nicht bestätigen. Das Infektionsrisiko ist damit aber nicht ausgeschlossen. Wie die aktuelle Bedeutung der Toxoplasma-Oozysten oder der Toxoplasma-Zysten für die Infektion des Menschen ist, kann nicht belegt werden. Es muss aber weiterhin davon ausgegangen werden, dass beide Infektionswege im wesentlichen für die hohe Prävalenz der Infektionen beim Menschen verantwortlich sind. Für die Infektion der Tiere sind ebenfalls Toxoplasma-Oozysten und Zysten von Bedeutung. Toxoplasma-Oozysten können vor allem auf Weiden und in Ställen vorkommen und so zur Infektion der Tiere führen, während Toxoplasma-Zysten durch den Verzehr von infizierten Wildtieren (z.B. Mäusen) und Fleisch übertragen werden. Die Prävalenz der Infektionen beim Menschen in Deutschland ist beträchtlich. Sie nimmt mit steigendem Lebensalter zu und liegt bei den gebärfähigen Frauen zwischen 35% (Südwestdeutschland) und 55 % (Berliner Raum). Die Infektionsrate unterscheidet sich damit wesentlich von der anderer Länder z.B. den USA, wo sie unter 20% liegt. Das hat eine gewisse Bedeutung dann, wenn es um die Frage der Reaktivierung latenter Toxoplasma-Infektionen geht. Nach Aufnahme des Erregers durch Mensch und Tier kommt es zumeist nicht zu klinischen Erscheinungen. Neben der Beschreibung von Einzelverläufen beim Tier sind es im wesentlichen die Probleme des Abortes z.B. bei Schafen und der schweren Erkrankungen bei Neugeborenen und Jungtieren. Welche Bedeutung die Infektion für die Lammproduktion bei uns besitzt, kann nicht abgeschätzt werden. Insbesondere beim Menschen sind nicht nur die klinischen Verläufe von Bedeutung, sondern auch die ohne jegliche Krankheitserscheinungen z.B. während der Schwangerschaft. Infiziert sich eine Frau erstmalig während der Schwangerschaft, kann der Parasit in der Hälfte der Fälle auf das ungeborene Kind übergehen und zu Aborten, schweren Erkrankungen (Encephalitis) oder postnatal im Laufe der ersten Lebensjahrzehnte zu mentaler Retardierung oder Retinochorioiditis führen. Es ist davon auszugehen, dass es in Deutschland unter Zugrundelegung von 800 000 Lebendgeburten zu etwa 1500 Schädigungen durch pränatale Toxoplasma-Infektionen kommt. Die häufigste klinische 2 Vet .Med.Labor/ Parasitäre Zoonosen Erscheinung beim Menschen ist die Lymphadenitis, die zumeist einen gutartigen Verlauf nimmt. Nach der akuten Infektion schließt sich das Stadium der Latenz an, lebende Erreger sind in Form der Zysten lebenslang im Wirt enthalten. Das intakte zelluläre Immunsystem führt zu einem Gleichgewicht von Wirt und Parasit. Es kommt nicht zu Reaktivierungen und nicht zu Booster-Infektionen. Ist die zelluläre Immunabwehr gestört durch Erkrankungen des Immunsystems (z.B. Morbus Hodgkin), eine HIVInfektion (AIDS) oder durch chemotherapeutische Immunsuppression bei Transplantationen, so kann eine latente Infektion reaktiviert werden und zu einer generalisierten Erkrankung mit Todesfolge führen. Für die Diagnostik stehen direkte und indirekte Nachweisverfahren zur Verfügung. Man kann den Erreger direkt nachweisen durch histologische oder native Untersuchungen von Gewebeproben oder z.B. Liquor, durch Gewebekultur, Tierversuch oder mittels Polymerasekettenreaktion (PCR). Diese Verfahren kommen in ausgewählten Fällen zur Anwendung und sind aufwendig. In der Regel erfolgt die Diagnostik der Toxoplasma-Infektion serologisch. Hierzu stehen zahlreiche Methoden zur Verfügung. Im Mittelpunkt stehen im wesentlichen der Enzymimmunoassay sowie die indirekte Immunfluoreszenz. Speziallaboratorien bieten eine Reihe von verschiedenen Tests an, mit denen nahezu alle Infektionen festgestellt werden können und charakterisiert werden kann, ob es sich um eine frische, ältere oder reaktivierte Infektion handelt. Diese Methoden werden gleichsam beim Menschen und Tier angewendet, erfordern aber jeweils die Verwendung artspezifischer diagnostischer Antikörper. sollten sich möglichst kurz vor einer Konzeption auf Toxoplasma-Antikörper untersuchen lassen. Liegt eine latente Infektion vor, so besteht eine Immunität und damit kein Risiko, dass der Parasit später auf das ungeborene Kind übergehen könnte. Sind keine Toxoplasma-Antikörper nachweisbar, so existiert das Risiko, dass eine Erstinfektion während der Schwangerschaft erstmalig eintritt und es damit zu Schädigungen des Kindes kommen kann. Daher sollten sich Frauen alle 8 - 12 Wochen im Verlauf der Schwangerschaft serologisch untersuchen lassen. Sprechen die Untersuchungsergebnisse für eine frische Infektion, so ist eine Chemotherapie durchzuführen. Nicht-immune Schwangere sollten aber auch weitere vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Hierzu gehört der hygienische Umgang mit rohem Fleisch in der Küche sowie der Verzicht auf den Verzehr ungenügend erhitzten Fleisches insbesondere vom Schwein und Schaf. Hinsichtlich der Vorbeugung einer Infektion mit Oozysten sollten Schwangere Katzen nicht mit rohem Fleisch füttern, sondern nur mit Dosen- und Trockenfutter, und die Kotkästen sollten täglich von anderen Personen mit heißem Wasser gereinigt werden. Schwangere sollten bei Garten- oder Feldarbeit nicht mit unsauberen Händen essen oder sich in den Mund fahren. Bei immunsupprimierten Patienten sind es im wesentlichen Reaktivierungen bereits bestehender Infektionen oder die Übertragung des Erregers durch ein implantiertes Organ. Dennoch sollten solche immunsupprimierten Patienten kein rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch essen und bei Erdarbeiten Hygienegrundregeln beachten. 2. Kryptosporidiose Eine besondere Bedeutung besitzt die Diagnostik der Toxoplasma-Infektion bei der Hauskatze und zwar dann, wenn es um die Feststellung einer Infektion beim Menschen, insbesondere im Falle der Schwangerschaft geht. Zunächst ist festzuhalten, dass es neben der Infektion durch Katzen bzw. Katzenkot mindestens in gleichem Maße zu Infektionen durch den Verzehr rohen und ungenügend erhitzten Fleisches kommt. Der Kontakt mit einer Oozysten ausscheidenden Katze hat offensichtlich keine epidemiologische Bedeutung für die Besitzer, da die Oozysten zunächst nicht sporuliert und damit nicht infektiös sind. Dafür sprechen auch Untersuchungen von Oozystenausscheidenden Katzen, die man gewaschen und das Waschwasser auf infektiöse Toxoplasma-Ozysten geprüft hat. Eine Infektiösität konnte nicht nachgewiesen werden. Wird der Katzenkot aus Kotschüsseln täglich beseitigt und die Schüssel mit heißem Wasser gereinigt, so ist auch hier kein Infektionsrisiko zu erwarten. Anders sieht es aus, wenn z.B. eine Schwangere im Garten oder im Feld arbeitet und dann mit schmutzigen Händen Nahrung aufnimmt oder in den Mund fährt, dann besteht sicher ein Risiko einer Infektion. Es ist wenig sinnvoll, in der Umgebung z.B. einer Schwangeren eine Katze koprologisch auf Toxoplasma-Oozysten zu untersuchen. Ist es nämlich beim Menschen zu einer Infektion gekommen, so kann die Ausscheidung von Oozysten durch eine Katze schon lange zurückliegen und im Kot sind keine Erreger mehr nachweisbar. Eine gewisse Bedeutung hat die serologische Untersuchung von Katzen, wenn man sie als Infektionsquelle ausmachen möchte. Besitzt eine Katze keine Toxoplasma-Antikörper, so scheidet sie als mögliche Infektionsquelle aus. Sind Toxoplasma-Antikörper nachweisbar, so hat die Katze eine Infektion durchlaufen und möglicherweise im Laufe ihres Lebens auch ToxoplasmaOozysten ausgeschieden. Wann das war, ist wegen der zeitlichen Verzögerung in der Regel nicht zu beurteilen. Nur die serologische Untersuchung zur Feststellung, ob eine Infektion vorliegt oder nicht, kann sinnvoll sein. Zur Therapie der frischen Toxoplasma-Infektion beim Menschen wird eine Kombination von Sulfadiazin und Pyrimethamin über 4 Wochen gegeben. Zur Vermeidung einer Störung der Hämatopoese wird zusätzlich Folinsäure verabfolgt. Wegen möglicher Schädigungen in der Schwangerschaft wird statt der Dreifachkombination bis einschließlich der 15. Schwangerschaftswoche Spiramycin verordnet. Die Vorbeugung einer Toxoplasma-Infektion beim Menschen betrifft im wesentlichen nur Schwangere und immunsupprimierte Patienten. Frauen Kryptosporidien (Cryptosporidium parvum) gehören ebenfalls zu den Sporozoen (Apicomplexa) und sind mit den anderen Kokzidien wie Eimeria, Isospora, Cyclospora verwandt. Der Erreger wurde erstmals anfangs des Jahrhunderts bei Mäusen im gastrointestinalen Trakt entdeckt, dann bei weiteren Tierarten festgestellt und ab 1976 als Erreger von Durchfallerkrankungen beim Menschen beschrieben. In wieweit Kryptosporidien vom Tier auf den Menschen übergehen können, ist noch nicht völlig gesichert. Übertragungsversuche vom Menschen auf das Tier deuten allerdings darauf hin, dass gewisse Stämme von Cryptosporidium parvum vom Tier auf den Menschen übergehen können und die Infektion somit eine Anthroprozoonose ist. Kryptosporidien sind insbesondere unter den Kälbern teils sehr stark verbreitet (14 - 100 %). Bei Rindern kommt der Erreger im Kot bei etwa 8 % vor. Durch den engen Kontakt von Kalb/Rind und Mensch ist eine Übertragung auf oralem Wege durch Schmutz- und Schmierinfektionen sowie durch kontaminiertes Wasser oder Nahrungsmittel möglich. Aufgrund eigener Untersuchungen konnten wir feststellen, dass Kryptosporidien bei homosexuellen Männern, Patienten mit gastrointestinalen Störungen und solchen nach Auslandsaufenthalten bei bis zu 1,8 % vorkommen. Bei Patienten mit Immunsuppression lag die Infektionsrate bei 6,3 % bzw. bei AIDS-Patienten bei 17,1 %. Eine Kryptosporidien-Infektion verläuft bei immunkompetenten Personen zumeist ohne klinische Erscheinungen, bei Immunsuppressionen ist regelmäßig mit Durchfällen zu rechnen. Durch das häufige Vorkommen der Parasiten im Kot von Kälbern und auch Rindern ist der Parasit in der Umwelt stark verbreitet und gelangt damit insbesondere nach starken Regengüssen in Oberflächengewässer. Wird dieses für die Gewinnung von Trinkwasser benutzt, so ist der Parasit trotz Aufbereitung auch darin nachzuweisen. Zahlreiche Ausbrüche von Kryptosporidiose vor allem in den USA belegen, dass Kryptosporidien eine Bedeutung für die öffentliche Gesundheit besitzen. Durch Untersuchungen in Deutschland konnte gezeigt werden, dass in 46,7% untersuchter Rohwasserproben aus Oberflächengewässern sowie in 29,8% solcher Trinkwasserproben Kryptosporidien nachgewiesen werden konnten. In wieweit diese Parasiten auch lebens- und vermehrungsfähig sind, sowie auf den Menschen übergehen können, ist bisher nicht geklärt. Hierzu sind 3 Vet.Med.Labor/ Parasitäre Zoonosen umfangreiche Untersuchungen notwendig, um das Risiko für die öffentliche Gesundheit abschätzen zu können. Prophylaktische Maßnahmen sind derzeit nur Personen mit Immunsuppression zu empfehlen. Sie sollten hygienische Grundregeln beachten, um sich vor einer Kryptosporidien-Infektion zu schützen. gefährdet sind. Die Parasiten sind zwar in südlichen Ländern verbreitet, eine Infektion kann dort erworben werden, aber auch bei uns, wenn Hunde aus Endemiegebieten mitgebracht werden oder sich ein deutsches Tier als Reisebegleiter, z.B. in den Mittelmeerländern, infiziert. Die Prophylaxe besteht vor allem darin, Hunde nicht in solche Gebiete mitzunehmen oder von dorther heimzubringen. In den Endemieländern sollten Brutplätze (Abfälle) der dämmerungsaktiven Schmetterlingsmücken gemieden werden. Zu deren Abwehr haben sich Deltamethrin-haltige Halsbänder bewährt. 3. Giardia 5. Echinococcus Giardia lamblia oder Giardia intestinalis ist ein Flagellat, der in Menschen und Tieren verbreitet ist. Echinokokken sind Bandwürmer (Cestoden), die in Fleischfressern als adulte Würmer vorkommen. Deren Larvenstadien (Finnen, Metazestoden) leben in verschiedenen Säugetieren wie auch im Menschen und verursachen die als Echinokokkose bezeichnete Erkrankung. Verlässliche Chemotherapeutika stehen nicht zur Verfügung, so dass nur symptomatisch behandelt werden kann. Giardia wird häufig im Kot von Hunden (4 %) sowie in Katzen (3 %) nachgewiesen. Bei Wiederkäuern ist der Erreger nur selten festzustellen. In wieweit die Parasiten von Hund und Katze auf den Menschen übergehen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Neuere molekularbiologische und immunologische Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass es offensichtlich keine wirtsspezifischen Genotypen von Giardia intestinalis gibt. Ob von Hund und Katze eine Gefahr auf den Menschen ausgeht, kann bisher aber noch nicht sicher belegt werden. Zahlreiche Ausbrüche der Giardiose beim Menschen kamen durch die Aufnahme von Trinkwasser zustande. Untersuchungen im Rheinland zeigten, dass Giardia in 63,8% der Rohwasser- und 14,9% der Trinkwasserproben festgestellt werden konnten, sofern das Wasser aus Oberflächengewässern gewonnen wurde. Ebenso wie bei den Kryptosporidien ist hier durch neue Untersuchungen zu klären, in wieweit dieser Erreger mit denen vom Menschen identisch und lebensfähig ist. Erst dann kann abgeschätzt werden, ob eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit besteht. Eine Chemotherapie ist mit Imidazol-Präparaten möglich. 4. Leishmania Leishmanien sind einzellige Flagellaten, die bei Säugetieren, einschließlich des Menschen vorkommen und durch Insekten übertragen werden. Diese (Schmetterlingsmücken) infizieren sich durch Blutsaugen an infizierten Wirten. Im Darm der Mücke kommt es zur Vermehrung der begeißelten Stadien (Promastigote), die in den Vorderdarm wandern und beim nächsten Stich übertragen werden. Im Säuger siedeln sich die Parasiten als unbegeißelte Stadien (Amastigote) im Retikuloendothelialem Gewebe an. Neben dem Menschen ist vor allem der Hund Träger von Leishmanien. Die Ausprägung eines klinischen Verlaufes hängt vor allem von der Immunitätslage der Infizierten ab. Das Spektrum reicht von der häufigen asymptomatischen Infektion über Hautveränderungen und viscerale systemische Erkrankungen bis zu Todesfällen. Der Verlauf beim Hund ist auch von der Art der Leishmanien abhängig. Visceral verläuft die Infektion bei L. infantum, L. tropica und L. chagasi, kutan bei L. tropica, mukokutan bei L. braziliensis, symptomlos bei L. mexicana. Als diagnostische Methoden eignen sich der Antikörpernachweis mit hoher Sensitivität und Spezifität, der direkte Erregernachweis in Punktatmaterial mittels Mikroskopie und Kultur sowie die PCR. Zur Therapie werden fünfwertige Antimonverbindungen (Pentostam, Glucantim) eingesetzt. Der Erreger gehört zur Familie der Taeniidae und kommt bei uns in zwei Arten vor: E. granulosus hat 3 Proglottiden und lebt vorwiegend im Dünndarm des Hundes. E. multilocularis weist 5 Proglottiden auf und ist vor allem im Dünndarm bei Fuchs, Hund und Katze zu finden. Nach Aufnahme von E. granulosus-Eiern durch Zwischenwirte wie Rind, Schaf, Pferd, Schwein, andere Säugetiere und den Menschen entwickeln sich in deren inneren Organen, vor allem in Leber und Lunge, bis zu 30 cm große Zysten (Hydatiden), die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Nach etwa 6 Monaten entstehen in ihnen durch Knospung zahlreiche Larvenstadien (Kopfanlagen, Protoskolizes). Nimmt ein Hund diese Finnen durch Fressen larvenhaltiger Innereien auf, so entwickeln sich in ihm die adulten Bandwürmer. Dieser Parasit ist weltweit verbreitet. In Europa kommt er vor allem in Ländern am Mittelmeer vor. Nach Aufnahme von E. multilocularis-Eiern durch Feld-, Wühlmäuse, Bisamratten und den Menschen (Zwischenwirte) entwickeln sich in deren inneren Organen kleinblasige, tumorartig infiltrativ wachsende Finnenkonglomerate. Sie entstehen vorwiegend in der Leber, seltener auch in Lunge, Gehirn, Knochen und anderen Organen. Durch orale Aufnahme mit reifen Finnen infizierter Nagetiere geht die Infektion auf die Endwirte über. Dieser Parasit ist in der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Er kommt in Mitteleuropa in einem Endemiegebiet vor, das Deutschland, die Schweiz sowie Österreich umfasst. In Deutschland nimmt die Verbreitung von Süden nach Norden und von Westen nach Osten ab. Einen besonders hohen Verseuchungsgrad weist die Schwäbische Alb auf (bis 80 %). Die Endwirte scheiden mit dem Kot die Glieder und Eier des Bandwurmes aus. Die Eier von E. granulosus sind empfindlich gegen Austrocknung, können jedoch im Wasser viele Monate infektiös bleiben, während die von E. multilocularis äußerst widerstandsfähig sind, erst bei Tiefgefrieren unter -80 °C sterben sie nach 4 Tagen ab. Die Übertragung auf den Menschen geschieht folgendermaßen: a) Enger Kontakt mit infizierten Endwirten, E. granulosus - vor allem: Hunde in südlichen Ländern; Hunde, die aus südlichen Ländern mitgebracht wurden; Hunde, die aus Deutschland in südliche Länder mitgenommen werden (Urlaubsreisen) E. multilocularis - vor allem: erlegte Füchse (Risiko für Jäger, Tierärzte, Waldarbeiter, Gerber, Präparatoren) b) Verzehr mit Eiern kontaminierter Lebensmittel Der Mensch wird insbesondere durch den Stich der Schmetterlingsmücken infiziert. Hunde mit offenen Hautwunden können möglicherweise ebenfalls eine Infektionsquelle für den Menschen sein, wobei vor allem Neugeborene, Kleinkinder und Personen mit geminderter Immunabwehr Gemüse, Obst, z.B. Beerenfrüchte wie Heidel- und Preiselbeeren oder Trinkwasser. 4 Vet.Med .Labor/ Parasitäre Zoonosen Die im Darm von Zwischenwirten also auch dem Menschen aus den Eiern frei werdenen Larven (Onkosphären) durchdringen die Darmwand und gelangen lymphogen und hämatogen in andere Organe. Am häufigsten sind die Leber, dann Lunge und Gehirn, z.T. auch Knochen (Röhrenknochen, Wirbelsäule) usw. befallen. Durch das langsame Wachstum der Finnen im Menschen machen sich diese teils raumfordernden, teils destruktiven Prozesse erst Monate bzw. Jahre nach der Infektion klinisch bemerkbar. E. granulosus wächst blasenartig (zystische Echinokokkose, Hydatidose) und E. multilocularis tumorartig (alveoläre Echinokokkose). Je nach Parasitenart, Sitz und Größe des Prozesses entwickeln sich unterschiedlich schwere Krankheitsbilder - vor allem der Leber und der Lunge. Für die Diagnostik im Menschen ist die Frage nach Auslandsaufenthalten und Hundekontakt (E.g.) bzw. Kontakt mit Füchsen (E.m.) wichtig. Neben bildgebenden Verfahren kommen Antikörperteste (Immunfluoreszenz, ELISA, Hämagglutination) zum Einsatz. In Operationsmaterial können Protoskolizes direkt nachgewiesen werden. Für die Diagnostik im Hund wird in Speziallaboratorien ein ELISA und eine PCR auf Koproantigen durchgeführt. Die Behandlung des Menschen erfolgt durch Radikaloperation. In besonderen Fällen werden chemotherapeutisch Mebendazol und Albendazol eingesetzt. Beim Hund ist wegen des großen Infektionsrisikos eine Euthanasie angeraten oder wenn hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, ist auch eine Chemotherapie mit Praziquantel möglich. Besonderer Bedeutung kommt der Vorbeugung zu: E. granulosus: - keine Verfütterung von nicht gekochten Schlachtabfällen, vor allem Leber, Lunge, Milz, an Hunde - keine Verfütterung jeglichen nicht erhitzten Futters in südlichen Ländern - sofortige Behandlung infizierter Hunde mit Praziquantel unter strikter unschädlicher Beseitigung des infizierten Kotes (tiefes Vergraben oder Verbrennen). Alle Desinfektionsmittel sind unwirksam. Die Eier können jedoch durch Hitze (über 80 °C) abgetötet werden. - Prophylaktische Behandlung aller aus südlichen Ländern mitgebrachten Hunde mit Praziquantel und unschädliche Beseitigung des Kotes. E. multilocularis: In den Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko ist zu beachten: Waldfrüchte (Beeren, Pilze usw.), Gemüse, Salat, Beeren aus Freilandkulturen sowie Fallobst vor dem Verzehr gründlich waschen und - wenn möglich kochen. Tiefgefrieren bei -20 °C tötet die Eier des Fuchsbandwurmes nicht ab (sie verlieren erst bei -80 °C ihre Lebensfähigkeit). Nach Arbeiten mit Erde (z.B. Wald-, Feld- und Gartenarbeiten) jeweils die Hände gründlich waschen. Tot aufgefundene oder bei der Jagd erlegte Füchse nur mit Plastikhandschuhen anfassen und Tiere für den Transport in Plastiksäcken verpacken. Nach der Handhabung von Füchsen die Hände gründlich waschen. 6. Toxocara Toxocara canis und Baylisascaris procyonis sind Nematoden, die bei Hund und Waschbär vorkommen. Beide Wurmarten können im Menschen die Toxocarose verursachen. Toxocara ist insbesondere bei Hunden stark verbreitet. Untersuchungen ergaben einen Befall von 12%, bei Jungtieren bis 100%. Entsprechend häufig ist auch der Sand von Spielplätzen kontaminiert, die Werte liegen hier zwischen 3 und 87%. Durch die orale Aufnahme embryonierter Eier kommt es zur Infektion beim Menschen, wobei die Larven in verschieden Organe einwandern (Larva migrans visceralis). Hierbei sind insbesondere Kinder gefährdet, da anscheinend ältere Personen eine Immunität aufweisen. Dennoch zeigen Untersuchungen größerer Personengruppen wie Blutspender, Schwangere und Schulkinder, dass mit Infektionsraten zwischen 1 und 7% zu rechnen ist. Das klinische Bild der Toxokarose des Menschen ist sehr uneinheitlich. Eine klinische Diagnose ist daher nur schwer zu stellen. Fieber, Husten, Keuchen, Bauchschmerzen, Entwicklungsstörungen und Sehstörungen können Anzeichen einer Toxocarose sein. Besteht ein klinischer Verdacht, liegt eine hohe Eosinophilie und ein erhöhtes Gesamt-IgE vor, so sind Antikörper gegen Toxocara diagnostisch verwertbar und es kann eine Chemotherapie eingeleitet werden. Zur Chemotherapie werden Albendazol und Diethylcarbamazin angewendet. Wegen des häufigen Vorkommens der Infektion beim Menschen und dessen klinischer Bedeutung kommt der Prophylaxe der Toxokarose beim Hund eine große Bedeutung zu. Hunde sollten insbesondere bei Zwingerhaltung regelmäßig entwurmt und ggf. eine Zwingerdekontamination mit heißem Dampf durchgeführt werden. Die Behörden sind aufgefordert, Spielplätze zu umzäunen, sie frei von Hunden zu halten und die Hundebesitzer sollten auf die Beseitigung von Hundekot achten. Literatur Eckert, J. , Kutzer, E., Rommel, M., Bürger, H.J., Körting, W.: (1992) Veterinärmedizinische Parasitologie, Parey Berlin. Dubey, J.P, Battie, C.P.: (1988) Toxoplasmosis of Animals and man. CRC Press Boca Raton. Fayer, R.: (1997) Cryptosporidium and Cryptosporidiosis. CRC Press Boca Raton Robert Koch-Institut und Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz Veterinärmedizin. (1999) Toxoplasmose bei Mutter und Kind Erkennung, Behandlung und Verhütung, Merkblatt für Ärzte, Bundesgesundheitsblatt 42, 606-609. Robert Koch-Institut und Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz Veterinärmedizin. (1997) Echinokokkose. Erkennung, Verhütung und Bekämpfung. Merkblatt für Ärzte, Bundesgesundheitsblatt 40, 104-106. Domig, T., Bilger, B., Dinkel, A., Merli, M., Köder, M., Loos-Frank, B., Lucius, R.: (1996) Ein Pilotprojekt zur Bekämpfung von Echinococcus multilocularis in Baden-Württemberg. In: Vorbeugemaßnahmen bei der Zoonosebekämpfung: Bericht des 6. Hohenheimer Seminars; Tagung der DVG-Fachgruppe Umwelt und Tierhygiene in Verbindung mit der Grimminger-Stiftung für Zoonoseforschung, 63-67. Robert Koch-Institut (1996) Zur epidemiologischen Situation des Echinococcus multilocularis - breitet sich eine gefährliche Parasitose in der Bundesrepublik Deutschland aus? K. Tackmann, K. Janitschke (Hrsg.), Nr. 14. Gothe, R., Nolte, I., Kraft, W.: (1997) Leishmaniasis in dogs in Germany. Epidemiological case analysis and alternatives to conventional causal therapy. Tierärztl. Prax. 2, 63-73.